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Imperativ

Kontrolle über deine Sinne.
von

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-8-

 

Sakura nahm einen der hinteren Ausgänge, die aus dem Bibliotheksgebäude führten. Von hier aus war der Weg zur Haltestelle kürzer und wenn sie Glück hatte, würde sie den Bus noch erwischen. Vielleicht konnte sie noch etwas gut machen, wenn sie wenigstens jetzt beim Training erschien. Im Notfall würde sie auch Überstunden machen und bis in die Nacht hinein arbeiten, wenn das bedeutete, dass Sasuke sie dafür in Ruhe ließ. Es war schon ziemlich spät und hatte bereits begonnen zu dämmern. Sakura gähnte und blinzelte dann die Tränen weg, die sich in ihren Augenwinkeln gebildet hatten. Noch immer war sie schrecklich müde, doch sie würde sich zusammenreißen.

 

Gerade wollte sie um die Ecke biegen und den schmalen Weg hinunter zur Brücke einschlagen, der eine Art Abkürzung darstellte, als plötzlich jemand von hinten ihren Arm packte und sie gegen die nächste Wand drückte. Sie war so überrascht, dass sie einen leisen Schrei ausstieß. Die Person hatte einen festen Griff und bewegte sie vollkommen lautlos, sodass sie sie zuvor nicht bemerkt hatte. Es war nicht schmerzhaft, doch sie hatte keinerlei Bewegungsfreiheit und ihr Blick war mangels Alternativen gegen die Backsteinwand gerichtet. Ihr Puls beschleunigte sich.

 

„Wo willst du hin?“, ertönte schließlich eine bekannte Stimme.

 

Sasuke. Er war nicht derjenige der sie festhielt, doch er konnte nur wenige Schritte entfernt von den beiden stehen. Irgendwie hatte sie bereits geahnt, dass er es nicht dabei belassen würde, doch sie hatte zumindest erwartet, dass sie eine Schonfrist hatte, bis sie beim Uchiha-Haus angekommen war. Offenbar hatte sie sich getäuscht. Eigentlich wollte sie sich bis dahin noch einen Plan überlegen, wie sie ihm gegenübertreten sollte.

 

„Zu Naruto“, antwortete Sakura mit betont ruhiger Stimme.

 

Er sollte nicht sehen, wie nervös sie war. Wenn er ihre Unsicherheit bemerkte, würde es schwer werden, überhaupt mit ihm zu verhandeln.

 

„Bist du dafür nicht ein wenig spät dran?“, man konnte das Missfallen in Sasukes Tonfall nicht überhören.

 

Er hasste Unpünktlichkeit, das wusste sie mittlerweile. Bereits bei ihrem ersten Treffen war sie zu spät gewesen und das hatte nicht gerade zur Besserung seiner Laune beigetragen. Aus den Augenwinkeln versuchte sie, die Umgebung abzusuchen, doch niemand war in der Nähe, der bemerken konnte, was hier gerade vor sich ging. Sie war auf sich alleine gestellt.

 

„Mir ist etwas dazwischen gekommen“, entgegnete sie tonlos.

 

Schritte ertönten und Sasuke kam ein Stück näher. Sie nahm eine Bewegung hinter sich war.

 

„Ich hoffe, das war es wert“, sagte er dann.

 

Der feste Griff, mit dem die zweite Person ihr den Arm verdreht hatte, lockerte sich ein wenig und Sakura sah dies als Erlaubnis, sich umzudrehen. Es war Juugo gewesen, der sie festgehalten hatte. Er stand so dicht bei ihr, dass sie sich augenblicklich durch seine imposante Statur eingeschüchtert fühlte. Aus irgendeinem Grund schien er kaum jemals von Sasukes Seite zu weichen. Der stand nur wenige Zentimeter neben ihm und hatte die Arme entspannt vor der Brust verschränkt, als würde ihn das alles überhaupt nichts angehen. Sakura hob ihren Blick und sah ihm dann trotzig in die Augen.

 

„Es ging um Ino“, erwiderte sie mit fester Stimme.

 

Natürlich war es das wert gewesen. Sie hätte ihre beste Freundin unmöglich in so einer Situation hängen lassen können. Aber all das wusste er bereits. Er hatte ja Teile ihres Gespräches mit angehört.

 

„Das ist keine Entschuldigung.“

 

Sasukes Blick war kalt und unnachgiebig und Sakura musste sich beherrschen, um ihm nicht auszuweichen. Es fühlte sich so an, als würde er sie mehr und mehr in einen Strudel ziehen, aus dem es kein Entkommen mehr gab und der ihr nach und nach den Boden unter den Füßen wegriss. Sie atmete tief ein.

 

„Das war eine einmalige Situation und es wird nicht wieder vorkommen.“

 

Sasuke lächelte. Doch es war kein freundliches Lächeln, sondern vielmehr ein belustigtes, als würde er sich darüber amüsieren, dass sie glaubte eine Wahl zu haben.

 

„Das wird es in der Tat nicht. Dein Unterricht bei Naruto ist beendet, ab jetzt werde ich deine Ausbildung persönlich übernehmen. So etwas wie heute wird nie wieder passieren.“

 

Sakura schluckte. Vor diesem Moment hatte sie sich die ganze Zeit über gefürchtet, denn bisher hatte Sasuke nur gelegentlich ihre Fortschritte überwacht. Und selbst da war er eigentlich niemals zufrieden gewesen. Naruto war zwar oft nervig und anstrengend, aber er hatte sie immer wieder aufgebaut und motiviert weiterzumachen. Wenn sie am liebsten frustriert und erschöpft alles hingeschmissen hätte, gab er ihr die Energie für einen neuen Versuch. Fehlschläge wurden von ihm heruntergespielt und er sah sie als Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Das würde bei Sasuke garantiert nicht passieren. Er würde schlicht und ergreifend keine Fehlschläge dulden.

 

„Verstanden“, bestätigte sie leise.

 

„Gut“, sagte er ruhig. „Dann fahren wir jetzt zurück in die Zentrale. Du wirst dein verpasstes Training aufholen.“

 

Wie auf ein unsichtbares Kommando hin setzte Juugo sich in Bewegung, allerdings nicht zur Bushaltestelle, sondern hinüber zu den Parkplätzen. Einen Moment lang zögerte Sakura noch, dann folgte sie ihm und Sasuke ebenfalls. Juugos Wagen stand auf den Parkplätzen der juristischen Fakultät, die sich in einer der mittleren Reihen befanden. Sie stiegen ein, Sasuke vorne, Sakura auf der Rückbank. Ein bisschen fühlte sie sich wie ein kleines Kind, das von zu Hause abgehauen war und nun von den wütenden Eltern zurückgebracht wurde. Demütigend. Die ganze Fahrt über schwiegen sie und auch als sie aus dem Auto stiegen, wurde kein Wort geredet.

 

Das änderte sich erst, als Sasuke die Tür aufschloss. Offenbar hatte Suigetsu bereits auf sie gewartet, denn er stand im Flur und konnte sein Grinsen kaum unterdrücken, als er die kleine Gruppe erblickte. Aus irgendeinem Grund wirkte er sogar noch aufgedrehter als sonst, was bei ihm wirklich etwas heißen sollte. Allerdings hatte er ausnahmsweise mal keinen Energy Drink in der Hand, sondern einen altmodischen Schlüssel. Sasuke warf ihm einen prüfenden Blick zu.

 

„Habt ihr ihn?“, fragte er knapp.

 

Suigetsu zog triumphierend eine Augenbraue nach oben und seine Lippen kräuselten sich zu einem sadistischen Grinsen.

 

„Er gehört ganz dir“, säuselte er dann.

 

In einer ausladenden Handbewegung reichte er Sasuke den Schlüssel, als wäre er ein kostbares Geschenk und deutete dabei eine leichte Verbeugung an. Sasukes Miene blieb unverändert und er reichte den Schlüssel an Juugo weiter.

 

„Bereitet ihn schon mal vor, ich kümmere mich später darum. Zuvor hab ich hier noch etwas zu klären.“

 

Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er von Sakura sprach, die augenblicklich spürte, wie sich ihre Muskeln verkrampften. Diese ganze Szene hier ließ nichts Gutes erahnen und Sakura ging davon aus, dass mit ihn eine Person gemeint war. Eine Person, die sich vermutlich nicht ganz freiwillig hier befand. Und bevor Sasuke sich um diese Person kümmern würde, war zunächst jemand anders fällig. Sie. Was auch immer dieses Kümmern bei ihm zu bedeuten hatte.

 

Juugo nahm den Schlüssel entgegen und verschwand dann mit Suigetsu die Kellertreppe hinunter. Sakura war nie dort unten gewesen und wenn sie es sich recht überlegte, wollte sie auch nicht unbedingt wissen, was sich dort befand. Im Moment wohl eine Person, die Sasuke auf irgendeine Art und Weise verärgert hatte und die Suigetsu für ihn aufgespürt hatte. Je weniger Sakura darüber wusste, desto besser. Manchmal konnte sie immer noch nicht glauben, in was sie da hineingeraten war, wollte es nicht glauben.

 

Sasuke bedeutete ihr, ihm die Treppe hinauf zu folgen und sie betraten gemeinsam sein Büro. Unwillkürlich wurde ihr Blick sofort wieder von dem großen Graffiti an der Wand hinter dem Schreibtisch angezogen und sie fragte sich, ob sie jemals so gut wie er werden könnte. Diesmal bat er sie nicht, sich zu setzen, weswegen sie unschlüssig zwischen den beiden Stühlen stehen blieb. Vielleicht würde es ja ganz schnell gehen und sie konnte wieder gehen und sich dem Training widmen.

 

„Sakura“, er verschränkte die Finger ineinander und lehnte sich entspannt in seinem Drehstuhl zurück. „Du weißt, dass mir dieser Wettbewerb sehr wichtig ist und du weißt, dass ich alles dafür tun würde, ihn zu gewinnen. Alles. Also warum tust du so etwas und zwingst mich dazu, es dir noch einmal deutlich zu machen?“

 

Sakura holte tief Luft.

 

„Es ging um Ino. Sie ist wie eine Schwester für mich und sie hat mich in dem Moment gebraucht“, sie zwang sich dazu, ihm in die Augen zu sehen. Irgendwie musste es ihr gelingen, ihn zu überzeugen und an sein Herz zu appellieren – falls er denn eines hatte. „Ich bin mir sicher, du würdest für deinen Bruder auch auf der Stelle alles stehen und liegen lassen, wenn es sein muss.“

 

Für den Bruchteil einer Sekunde konnte sie eine Veränderung in seinem Gesichtsausdruck erkennen und sie fragte sich, ob sie möglicherweise auf etwas gestoßen war. Genau genommen wusste sie nicht sicher, ob sie mit ihrer Aussage Recht hatte, aber wenn sie davon ausging, dass er der Junge aus dem Zeitungsartikel war, mussten die beiden sich sehr nahestehen. Immerhin hatte sein Bruder das Sorgerecht für ihn erhalten.

 

„Das tut nichts zur Sache“, wehrte er ab.

 

Seine Haltung hatte sich deutlich versteift und Sakura war sich nicht sicher, ob es klug war, an dieser Stelle weiter zu bohren. Trotzdem musste sie ihn unbedingt irgendwie davon überzeugen, Ino in Ruhe zu lassen. Nach dem, was sie unten im Treppenhaus mitbekommen hatte, sollte man Sasuke unter keinen Umständen unterschätzen. Das hier war kein Kindergarten, das hier waren Kriminelle, die auch nicht vor schwerwiegenden Straftaten zurückschreckten.

 

„Selbst wenn es keine Rolle spielt, bin immer noch ich diejenige, die den Fehler gemacht hat. Sie hat damit überhaupt nichts zu tun, also bitte… bitte Sasuke… lass sie da raus und halte dich von ihr fern. Ich mach alles, was du willst.“

 

Es war ihr mittlerweile egal, ob er die Verzweiflung aus ihrer Stimme heraushören konnte. Sasuke konnte in ihr sowieso lesen, wie in einem offenen Buch und dieses Wissen nutzte er auch jedes Mal aus, um es gegen sie zu verwenden. Er drohte ihr zwar nicht offen, so wie Suigetsu es gelegentlich tat, um sie daran zu erinnern warum sie hier war, aber seine Psychospielchen waren um einiges schlimmer als das.

 

„Du würdest also alles für sie tun?“

 

Seine Neugierde schien geweckt und ein interessiertes Leuchten trat in seine Augen. Ein Leuchten, dass ihr nur allzu deutlich machte, dass er der Jäger war und sie die Beute, die keine andere Wahl hatte, als sich auf sein Spiel einzulassen. Der Begriff alles war natürlich sehr dehnbar und als sie ihn gebraucht hatte, hatte sie nicht damit gerechnet, dass Sasuke sich direkt so darauf stürzen würde. Allerdings war sie auch niemand, der nachträglich einen Rückzieher machte und wenn sie Ino beschützen wollte, hatte sie im Grunde genommen gar keine andere Wahl.

 

Noch bevor sie ihm jedoch antworten konnte, ertönte aus dem unteren Geschoss ein markerschütternder Schrei. Sakura zuckte erschrocken zusammen. Es war ein Mann, der schrie und kurz darauf folgte ein dumpfes Geräusch, als hätte jemand mit voller Wucht eine ziemlich robuste Tür zugeschlagen. Was ging da unten bloß vor sich? Sie warf Sasuke einen verunsicherten Blick zu, doch der blieb wie immer gänzlich ungerührt. Ihn schien es viel mehr zu interessieren, wie ihre Antwort ausfallen würde.

 

„Ja, würde ich“, antwortete sie zögerlich.

 

Was sollte er schon tun? Er konnte sie schlecht zusammenschlagen lassen, wenn er sie noch für den Wettkampf brauchte. Damit fielen auch alle anderen Möglichkeiten weg, die bleibende Schäden hinterlassen würden. Allerdings zweifelte sie nicht daran, dass Sasuke seine Methoden hatte, um Leute zu bestrafen, die nicht das taten, was er von ihnen verlangte. Subtilere Methoden.

 

„Gut, ich werde dir eine Chance geben, es wieder gutzumachen.“

 

Am liebsten hätte Sakura erleichtert ausgeatmet, Ino war aus der Schussbahn, aber sie wusste noch immer nicht, was er sich für sie überlegt hatte.

 

„Danke“, sagte sie dennoch.

 

Wieder ertönte von unten ein Schrei. Diesmal deutlich gedämpfter. Zum Ende hin brach die Stimme des Mannes weg und sie schauderte bei dem Gedanken daran, was Juugo und Suigetsu wohl gerade mit ihm anstellten. Bisher hatte sie noch nie mitbekommen, dass Sasuke Leute hierherbringen ließ und es wäre ihr lieber gewesen, wenn sie es auch diesmal nicht mitbekommen hätte.

 

„Sakura, du solltest mit deinen Gedanken nicht abschweifen, wenn ich dir schon eine Chance gebe“, mahnte Sasuke und zog die oberste Schublade seines Schreibtischs auf.

 

Er tat einfach so als würde er die Schreie nicht hören. Oder aber er hörte sie und es berührte ihn einfach nicht. Sakura ertrug es nicht, wenn sie mitbekam, wie andere Leute leiden mussten, selbst wenn sie die Person nicht kannte. Das hier war falsch. Sie sollte die Polizei rufen und ihnen sofort mitteilen, was hier geschehen war. Doch dafür hatte sie viel zu viel Angst. Angst um ihre beste Freundin Ino. Und Angst um sich selbst, auch wenn sie sich dafür hasste.

 

„Was soll ich tun?“, fragte sie beherrscht.

 

In einer flüssigen Bewegung zog Sasuke ein paar kleine Plastiktüten aus der Schublade, die er gerade eben geöffnet hatte und verteilte sie auf der Tischplatte. Etwa die Hälfte davon war gefüllt mit weißem Pulver, die andere Hälfte mit diversen Tabletten in verschiedenen Farben und Formen. Hätte sie es nicht längst schon geahnt, wüsste sie spätestens jetzt, dass Sasukes Organisation in Drogengeschäfte verwickelt sein musste. Er konnte wirklich keine Angst davor haben, entdeckt zu werden, wenn er ihr das so offen zeigte.

 

„Naruto hat für dieses Wochenende einen Auftrag von mir bekommen und du wirst ihm Gesellschaft leisten“, erklärte er. „Ich möchte, dass du dich unauffällig verhältst und keinen Ärger machst, sonst müsste ich mein Angebot eventuell noch einmal überdenken.“

 

Also wollte er, dass sie Naruto auf seiner Drogentour begleitete. Er hatte ihr gegenüber einmal erwähnt, dass er im Verkauf für Sasuke tätig war und nun wurde ihr auch klar, was er damals damit gemeint hatte. Sie würde sich strafbar machen. Zumindest aber wäre sie ein Mitwisser. Aber war sie das nicht schon längst? Im Grunde genommen hatte sie schon viel zu viel gesehen oder gehört, ohne irgendetwas dagegen zu unternehmen. Sie war feige. Aber er hatte ihren wunden Punkt gefunden.

 

„Dafür hältst du dich von Ino fernh?“, fragte sie zur Sicherheit noch einmal nach.

 

„Dafür vergesse ich, dass du heute deinen Unterricht verpasst hast“, korrigierte er.

 

Sakura ballte ihre Hände zu Fäusten.

 

„Du hast gesagt, dass du sie da rauslässt.“

 

Ihre Wut schien ihn zu amüsieren, denn er lächelte nur.

 

„Und du hast gesagt, dass du für sie alles tun würdest, weil sie für dich ist wie eine Schwester“, er sah sie mit einem herausfordernden Blick an. „Das würde ich gerne überprüfen.“

 

Sakura sollte sich also für ihn strafbar machen, ohne dafür die Garantie zu bekommen, dass er sich von ihrer besten Freundin fernhielt. Sie schnaubte wütend und versuchte so gut es ging, ihren Zorn unter Kontrolle zu halten. Ganz offensichtlich machte es ihm Spaß sie zu provozieren und wahrscheinlich wartete er nur darauf, dass sie eine Dummheit beging, wodurch er sie dann noch weiter in die Ecke drängen konnte. Diesen Gefallen würde sie ihm aber auf keinen Fall tun.

 

„Dann überprüf es“, forderte sie ihn heraus.

 

Nach außen hin wirkte sie deutlich gefasster, als sie es in Wirklichkeit war. Die Angst schnürte ihr zunehmend die Kehle zu und sie wollte eigentlich gar nicht wissen, was er sich für sie überlegt hatte.

 

Spielerisch ließ er eines der Päckchen durch seine Finger gleiten. Die Tabletten darin sahen unscheinbar aus. Weiß und in der Form einer Ellipse. Sie hatten keine Prägung, kein Symbol  was darauf hindeuten konnte, worum es sich dabei handelte. Es waren etwa zwanzig Stück in der Tüte und sie alle waren vollkommen identisch. Wie gebannt starrte sie auf seine Finger.

 

„Weißt du was das ist?“, fragte er betont beiläufig.

 

Sakura schüttelte den Kopf. Vermutlich irgendeine Art von Drogen. Wahrscheinlich das Zeug, was sie am Wochenende gemeinsam mit Naruto verkaufen sollte.

 

„Das macht nichts“, Sasukes Mundwinkel verzogen sich leicht. „Du wirst es herausfinden.“

 

Er hielt in seiner Bewegung inne und legte das Päckchen zurück auf den Tisch, woraufhin er es mit zwei Fingern zu ihr herüberschob. Gleichzeitig ließ er sie keine Sekunde lang aus den Augen. Sakuras Herz schlug schneller, überschlug sich fast vor Panik. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie starrte auf das Platiktütchen, das direkt vor ihr lag. In aller Ruhe begann Sasuke die restlichen einzusammeln und verstaute sie wieder in der Schublade, während er ihre Reaktion in vollen Zügen genoss. Dann stand er auf, ging zu der kleinen Vitrine und kam schließlich mit einem Glas Wasser zurück.

 

„Hier, das macht es vielleicht etwas leichter. Oder hast du nur große Töne gespuckt, als du gesagt hast, dass du für sie alles tun würdest?“

 

Spott. Seine Stimme triefte nur so vor Spott und sie wäre am liebsten quer über die Tischplatte gesprungen, um ihn am Kragen zu packen und gegen die nächste Mauer zu schlagen. Dass er das von ihr verlangte, war eines der schlimmsten Dinge, die er ihr antun konnte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie Drogen auch nur angerührt, selbst mit Alkohol war sie stets zurückhaltend gewesen. Es gab nichts, was sie mehr hasste, als wenn sie die Kontrolle über ihren eigenen Körper verlor, über ihre eigenen Gedanken.

 

Noch wusste sie nicht, was dieses Zeug bewirken würde, aber gerade das machte es umso schlimmer. Abgesehen davon hatte sie Suigetsus Worte nicht vergessen. Er hatte ihr von Pain erzählt und wenn sie eines wusste, dann dass sie niemals in Kontakt mit dieser Droge kommen wollte. Niemals. Keiner würde so etwas freiwillig nehmen, oder? Das waren seine Worte gewesen. Und nun verlangte Sasuke von ihr, dass sie etwas schluckte, von dem sie die Wirkung nicht kannte.

 

Aber es ging um Ino. Ihre beste Freundin Ino. Wahrscheinlich würde die keine Sekunde lang überlegen, wenn sie an ihrer Stelle wäre und sie würde niemals zulassen, dass jemand Sakura wehtat. Sakura schämte sich dafür, dass sie dennoch zögerte. Mit leicht zitternden Fingern öffnete sie die Plastiktüte und ließ eine der Tabletten herausgleiten. Ihre Handfläche war schwitzig und die ganze Hand zitterte. Mit der anderen Hand griff sie nach dem Glas und verharrte dann in dieser Position. Alles in ihr verkrampfte. Sie konnte es nicht. Sie konnte es einfach nicht tun. Verzweifelt schloss sie die Augen.

 

Sasuke ging um den Schreibtisch herum und stellte sich dicht hinter sie. Sie könnte die Wärme spüren, die von seinem Körper ausging und sie war sich sicher, dass er die Angst spürte, die jede Pore ihres Körpers gerade ausstrahlte. Langsam beugte er sich zu ihr vor, während Sakura nicht in der Lage war, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

 

„Du hast die Wahl“, hauchte er dicht neben ihrem Ohr. „Du oder sie.“

 

Es war eine Lüge. Sie hatte keine Wahl. Was auch immer diese Tablette mit ihr anstellen würde, sie könnte es sich niemals verzeihen, wenn sie Ino ans Messer liefern würde. Das was er hier mit ihr machte, war Psychoterror. Wie er schon einmal zu ihr gesagt hatte, er ließ die Leute gerne bei vollem Bewusstsein leiden. Er gaukelte ihr vor, sie hätte eine Wahl. Zwang sie dazu, sich bewusst dafür zu entscheiden, dieses Zeug einzunehmen.

 

Fest umschloss Sakura das Wasserglas, das er ihr bereitgestellt hatte. Mittlerweile zitterten nicht nur ihre Hände, sondern ihr ganzer Körper und sie musste sich zusammenreißen, um die Tablette nicht ausversehen fallen zu lassen. Egal, was ab jetzt passieren würde, sie wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Die einzig richtige Entscheidung.

 

„Ich hasse dich, Sasuke Uchiha“, zischte sie und schob sich die Pille in den Mund.

 

Dann trank sie das Wasserglas in einem Zug aus.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben und vielen vielen Dank für euer Feedback zum letzten Kapitel. :)
Mit diesem hier ist dann wohl der Kuschelkurs erst mal vorbei
und ich bin sehr gespannt, was ihr dazu sagt.
War es die richtige Entscheidung von Sakura?
Und was für eine Droge hat Sasuke ihr gegeben? Oder ist es wieder nur ein Placebo?
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr von euch hören lasst
und wünsche euch allen ein schönes Wochenende. :)
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling- Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Sasu1988
2015-11-13T19:18:43+00:00 13.11.2015 20:18
Wow..bin platt sasuke kann richtig grausam sein....und Hut ab vor sakura das sie etwas zu sich nimmt was sie nicht kennt..ich glaube ich hätte es nicht gemacht...oh man...Bitte schreib schnell weiter bin so gespannt^-^
Lg Sasu 🐉 😊
Antwort von:  -Zerschmetterling-
14.11.2015 10:53
Dankeschön für dein Feedback :)
Ich glaube, die meisten von uns hätten da einen Rückzieher gemacht,
besonders wenn gerade so was wie Pain im Umlauf ist.
Mir geht's genau wie dir - ich hätte es wahrscheinlich nicht fertig gebracht.
Gibt gleich das neue Kapitel und ich hoffe, dass es dir auch gefallen wird.
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  Kleines-Engelschen
2015-11-08T16:28:25+00:00 08.11.2015 17:28
was ein kapitel. bin gespannt was sakura da nun genommen hat.. weiter so!

greetz
Antwort von:  -Zerschmetterling-
09.11.2015 20:38
Dankeschön :)
Freut mich, dass es dir gefallen hat.
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  -Principessa-
2015-11-08T11:36:23+00:00 08.11.2015 12:36
Meine Versicherung wird sich demnächst bei dir melden. Wenn du so weiter machst brauche ich nämlich einen Herzschrittmacher... Wie kannst du an so einer Stelle aufhören?! :D :D
Das Kapitel war wieder super spannend. Ob Sasuke ihr wirklich Drogen gegeben hat? Ich kann es echt nicht einschätzen... Ich halte ihn schon für skrupellos, aber so? :/ Was mich auch beschäftigt ist, wer da im Keller schreit. Doch wohl hoffentlich nicht Naruto?! Ich finde es komisch das Sasuke ausgerechnet jetzt Sakuras Training übernimmt... Und Sasuke hat ja mit angehört, dass Sakura und er eine "Beziehung" haben aber würde er das wirklich machen??? Och Mensch ich weiß es nicht! Mach bitte schnell weiter ja?
Liebe Grüße
Princi
Antwort von:  -Zerschmetterling-
09.11.2015 20:37
Oh, oh. Mit deiner Versicherung wollte ich es eigentlich nicht zu tun kriegen. ;D
Als armer kleiner Student kann ich mir das auch gar nicht leisten.
Trotzdem freut es mich natürlich,
dass du das Kapitel spannend fandest
und ich gelobe für die Zukunft Besserung... vielleicht ;D

Sasuke ist schon ein bisschen skrupellos,
aber Naruto foltern wäre dann doch eine Nummer zu hart.
Das würde ich nicht übers Herz bringen,
vor allem weil ich bei sowas eine richtige Memme bin :D

Ich versuche so oft wie möglich ein bisschen Zeit zum Schreiben freizuschaufeln
und nächsten Sasmtag gibt es auf jeden Fall wieder ein neues Kapitel. :)
Vielen lieben Dank für dein Feedback
und einen guten Start in die Woche!
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  Eruza03
2015-11-07T19:51:43+00:00 07.11.2015 20:51
Okayy... ich hab grad richtig schiss um Sakura xD. Sry, wenn ich nicht immer kommentiere... ich inhaliere dein Kapitel trotzdem!! Also... ich meine.. ich lese sie sehr schnell.. weil sie fesselnd sind. Ich inhaliere sich nicht.. aber ich glaub das hast du verstanden xD
Lg Eruza
Antwort von:  -Zerschmetterling-
09.11.2015 20:34
Inhalieren klingt gut ;D
Ich freue mich über jeden Kommentar von dir,
egal ob regelmäßig oder nicht.
Solange dir die FF noch gefällt, ist alles gut. ;)
Einen guten Start in die Woche und
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  DarkBloodyKiss
2015-11-07T18:43:53+00:00 07.11.2015 19:43
Hi Nabend ^^

Sehr sehr Spannendes Kappi !!!!
Sehr sehr schön geschrieben !!!!!
bin sehr gespannt wie es weiter geht !!!!!
freue mich sehr aufs nächste Kappi !!!!

gglg & ein sehr tolles Wochenende DarkBloodyKiss ^^
Antwort von:  -Zerschmetterling-
09.11.2015 20:33
Vielen Dank :)
Freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat.
Einen guten Start in die Woche und
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Antwort von:  DarkBloodyKiss
09.11.2015 20:44
Bitte bitte ^^
Ja das Kappi ist wirklich sehr toll !!!!
Danke das wünsche ich dir auch ^^
Von:  Youshino-chan
2015-11-07T17:44:30+00:00 07.11.2015 18:44
Das ist jetzt wirklich super spannend!!!
Sasuke hat jetzt wirklich das Maximum eines bad ass Charakters erreicht. Dieser Psychoterror ist echt böse!
Ich bin wirklich gespannt wie es weiter geht. Eigentlich hatte ich gedacht, dass dieses bedrohliche Verhallten von Sasukes Organisation mehr Fassade ist und in Wirklichkeit einen guten oder eher gerechtfertigten Charakter hat. Also nach dem Motte der Zweck heiligt die Mittel, oder so was in der Art. Aber jetzt scheint das ja eher nicht der Fall zu sein. Wie gesagt, ich bin sehr gespannt wie es weiter geht.
Liebe Grüße Youshino-chan.

Antwort von:  -Zerschmetterling-
09.11.2015 20:32
Da hast du absolut Recht :D
Also nur Fassade ist das ganze schon mal nicht mehr,
was ja aber nicht heißt, dass nicht vielleicht doch mehr dahinter steckt...
Es freut mich, dass du die Geschichte immer noch spannend findest
und ich bin gespannt, was du zum weiteren Verlauf sagst.
Noch einen schönen Abend und
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  CloudPrincess
2015-11-07T11:34:34+00:00 07.11.2015 12:34
OMG ich will unbedingt weiter lesen >.< !!!
Das ist echt spannend geworden am Ende 👍
Ich freue mich, wenn du weiter schreibst und viele coole Ideen hast! :D
Liebe Grüße von Nina❤️!
Antwort von:  -Zerschmetterling-
09.11.2015 20:30
Vielen Dank :)
Ich versuche so oft wie möglich zu schreiben,
damit ich regelmäßig ein neues Kapitel hochladen kann
und im Moment sieht es ganz gut aus. ;)
Du musst dich also nicht mehr allzu lange gedulden.
Ich wünsche dir einen guten Start in die Woche!
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-


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