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Nummer Neun

von

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Mit gerunzelter Stirn prüfte ‚Neun‘ den Stand der Sonne.

Sie waren seit dem Morgen ohne Unterbrechung unterwegs, keine der sonst üblichen Übungseinheiten war von ihrem Herrn eingeschoben worden.

Bald wäre es Abend und dennoch machte er keinerlei Anstalten, einen Platz zum Rasten zu suchen.

Ein immenser Unterschied zu sonst. Was wohl der Auslöser war?

Ihr Blick blieb am Rücken ihres Besitzers hängen. Es enttäuschte sie auf gewisse Weise, dass er sich heute nicht mit ihr beschäftigte.

Als sie vor einigen Tagen in der Quelle saßen, hatte er nichts weiter mit ihr getan. Eine Tatsache, die sie tatsächlich kurz Bedauern verspüren ließ – ehe sie sich ihres Ranges besann und das Gefühl verdrängte. Sie durfte nichts von ihm einfordern.

Umso mehr hatte sie die Übungsstunden genossen. Einerseits, weil sie dort zeigen konnte, was für eine gute Sklavin sie war; Aber auch, weil sie ihm dann näher war, während des Reisens mit der Gruppe.

So wirklich wusste sie nicht, was sie davon halten sollte. Auch wenn sie nicht genau benennen konnte, was es war – sie wusste nur, dass sie anders zu ihm stand, als zu ihren bisherigen Herren. Manche davon hatte sie mehr gemocht als andere, aber es hatte nie etwas an ihrem Verhalten geändert. Sie hatte ihnen allen gute Dienste erwiesen.

Anders bei ihm. Des Öfteren erwischte sie sich dabei, wie sie nach einem so seltenen Lob von ihm lechzte, nach einer Berührung… Jede Form der Aufmerksamkeit von ihm sog sie geradezu auf.

War das gut?

Sie wusste es nicht. Nur in einem war sie sich sicher: Sie fürchtete den Tag, an dem er ihrer überdrüssig werden sollte und sie nicht mehr haben wollte.

Rins Stimme riss sie aus ihren Gedanken „Sakura? Nein, das passt nicht…“

Aus den Augenwinkeln blickte sie zu dem Mädchen, welches neben ihr lief und angestrengt überlegte.

Am Morgen hatte das Kind entschieden, dass ‚Neun‘ doch kein Name sei und begonnen zu überlegen, wie sie wirklich heißen könnte.

Seit dem grübelte sie über alle ihr bekannten Namen nach und sprach viele laut aus – auf Jakens Gemecker hin hatte sie erklärt, dass jeder doch irgendwie auf den eigenen Namen reagierte. Und wenn Rin per Zufall ‚Neuns‘ Namen aussprach, würde von dieser bestimmt eine Reaktion kommen.

Am Anfang hatte sie es noch mit Namen versucht, die ihrer Meinung nach zu der Sklavin passten. Kirschblüte gehörte nicht dazu, daher kam er wohl so spät.

Warum sich Rin nur solche Mühe machte? Es war ‚Neun‘ schleierhaft, zumal es sie nicht im Geringsten störte, mit ihrer Nummer angesprochen zu werden. Sie hatte sogar versucht, es für das Menschenkind klar verständlich zu machen – Jaken hatte vorgelesen, was sie für Rin auf die Tafel geschrieben hatte.

Gebracht hatte es nichts, die Kleine war von ihrem Vorhaben schlicht nicht abzubringen. Ein äußerst eigensinniger Mensch, wie Neun nicht zum ersten Mal feststellen musste...

Nun, bald würden ihr mit Sicherheit die Ideen ausgehen.

So langsam wiederholten sich manche auch.

Ihre Ohren zuckten und abermals ließ sie den Blick umherschweifen. Die Gruppe wanderte durch einen Wald, der ungewöhnlich ruhig war. Kein Oni war in der Nähe.

Ein Schatten glitt über sie hinweg und ließ ‚Neun‘ zum Himmel sehen. Ein paar vereinzelte, weiße Wolken durchbrachen das helle Blau, ein paar Vögel… Was ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, war ein Falke gewesen, der sich aber entfernte.

„Das ist doch…“

Abermals wandte sie sich Rin zu, doch diese starrte auf einen alten Brunnen, der sich vor ihnen auf einer Lichtung mitten im Wald befand.

Die Miene des Kindes hellte sich auf, sie schien sich zu freuen – warum auch immer.

Sie schien diesen Ort zu kennen, aber mehr konnte sich ‚Neun‘ auch nicht zusammenreimen.

Die Gruppe hielt sich aber nicht lange dort auf, sondern wanderte weiter. Ihre Nasenflügel bebten, als sie tief durchatmete und die neuen Gerüche analysierte, die ihr zugetragen wurden.

Schien so, als würden sie sich einer Menschensiedlung nähern.

Bisher hatten sie diese gemieden, also konnte dies nur eines bedeuten.

Sie mussten das Dorf erreicht haben, in dem Rin bisher lebte.
 


 

Am Dorfrand stand eine bunt gemischte Gruppe und verabschiedete sich für die Nacht. Für sie alle war es in einer Hütte zu eng geworden und da mittlerweile die ersten neuen Unterkünfte fertig gestellt waren, waren Miko und Hanyou samt Kitsune umgezogen.

Sie waren so ziemlich die Letzten, die noch auf den Beinen waren. Kein Wunder, denn längst hatte es begonnen zu dämmern.

InuYashas Kopf flog herum und augenblicklich schien er sich anzuspannen.

Etwas, das seinen Freunden nicht entging und auch diese wachsam in dieselbe Richtung blicken ließ.

Shippo, der auf Kagomes Schulter saß, verengte die Augen und beugte sich vor, um mehr zu sehen. „Ist das nicht…“

Kohaku bestätigte. „Sesshomaru ist zurück.“

Sie brauchten keine Worte, um zu wissen, dass es ihnen allen ähnlich ging. Auf der einen Seite war es natürlich gut, dass es „nur“ der DaiYoukai war, der sich ihrem Dorf näherte und kein später Angreifer.

Andererseits wusste keiner von ihnen einzuschätzen, wie er sich ihnen gegenüber verhalten würde.

Sollte er Rin gefunden haben, standen ihre Chancen auf ein friedliches Aufeinandertreffen nicht allzu schlecht.

Falls nicht, hatten sie ein Problem.

InuYasha indes hatte einen weiteren, bekannten Geruch ausgemacht. „Rin ist bei ihm.“

Diese Aussage ließ einige erleichtert aufatmen, aber die Anspannung verflog nicht vollständig. Dafür war es noch zu früh.

Langsam konnten sie die Neuankömmlinge besser sehen. Die altbekannte, hochgewachsene Gestalt des DaiYoukais befand sich einige Meter vor seinem Gefolge.

Etwas an dem Bild irritierte sie aber – der zweiköpfige Drache war nicht schwer zu erkennen, ebenso wenig der viel kleinere Kappa daneben. Was störte, war das neben dem Drachen zwei Personen liefen. Eine davon war eindeutig Rin, doch die zweite war ihnen völlig unbekannt.

„Eine Inu...“, stellte Shippo leise fest.

Kohaku fügte hinzu: „Hinagiku erwähnte, dass der Sklavenhändler eine dämonische Sklavin hatte, die Sesshomaru mit sich nahm.“ Viel mehr wussten sie nicht, die ehemaligen Gefangenen hatten nur wenige Worte über ihre Zeit in den Verliesen verloren.

„Jedenfalls scheint er nicht auf Ärger aus zu sein. Sonst hätte er Rin nicht dabei“, äußerte Kagome ihre Vermutung. Wenn er sein Mündel dabei hatte, musste es einfach ein gutes Zeichen sein.

Mittlerweile war die Gruppe deutlich näher gekommen und Rin beschleunigte ihre Schritte, lief an ihrem Meister vorbei und fiel freudestrahlend als erstes Kagome um den Hals. Diese musste, trotz ihrer Nervosität wegen Sesshomaru, ebenfalls lächeln und drückte das Mädchen an sich.

Die Freude Rins war nicht zu übersehen, sie strahlte sie alle an und sogar InuYasha wurde kurzerhand von ihr gedrückt.

Der Fürst wiederum stand nur wenige Schritte entfernt und beobachtete aufmerksam das Geschehen.

Die Begeisterung Rins war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie hier am besten aufgehoben war.

Ihre Freude hielt jedoch nur so lange an, bis sie eine einzige Frage stellte:

„Wo ist Kaede?“
 

InuYasha saß gemeinsam mit Shippo in der Hütte und wartete.

Sein Halbbruder hatte ihn keines Blickes gewürdigt und auch sonst keinerlei Anzeichen gemacht, in irgendeiner Form Notiz von seiner Anwesenheit zu nehmen.

Das war noch schlimmer, als wäre er auf ihn los gegangen, um ihn für sein Versagen zu strafen.

Doch diese blanke Ignoranz…

Sehr zu seinem Leidwesen blieb Shippo still und gab ihm damit keinerlei Anlass, seinem Ärger Luft zu verschaffen.

Warum er überhaupt so gereizt war, konnte der Hanyou selbst nicht sagen.

Sollte er nicht froh sein, dass Sesshomaru so gelassen geblieben war? Immerhin hatte dieser nach Kagomes Versicherung, sich um Rin zu kümmern, lediglich genickt und war seiner Wege gegangen. Jaken, Ah-Uhn und auch fremde Youkai im Schlepptau.

Nichts sonst.

Kagome war daraufhin mit Rin gegangen, um sie zu Kaedes Grab zu bringen.

Interessierte es Sesshomaru tatsächlich so wenig, wie es Rin ging? Aber das passte nicht zu seinem bisherigen Verhalten, wenn es um sie ging. Nur wie sonst war zu erklären, dass er sie absetzte und einfach verschwand?

Seine Grübelei wurde unterbrochen, als Kagome die Hütte betrat.

Allein.

Sofort zuckten die fragenden Blicke von Shippo und InuYasha zu ihr.

Leise erklärte die Miko „Sie wollte allein sein. Wenn sie nicht kommt, werde ich noch mal nach ihr sehen.“

Sie lächelte dabei gezwungen, denn auch Kagome wusste nicht wirklich, was sie von dem kurzen Besuch des Youkais halten sollte. Ebenso wenig, wie sie mit Rin umgehen sollte. Für Kagome war der Verlust von Kaede bereits schwer zu verkraften, wie musste es da erst für die Waise sein? Kaede war ihre Hauptbezugsperson im Dorf gewesen.
 


 

Rin blickte nur kurz auf, als sie bemerkte, dass sich jemand zu ihr gesellte, kaum dass Kagome gegangen war.

Aus den Augenwinkeln sah sie, dass sich ‚Neun‘ neben ihr im Gras niederließ und den Kopf schief legte, als ihr Blick auf das Grab fiel.

Natürlich freute sie sich sehr, als sie bemerkte, wo sie waren. Sie hatte es kaum erwarten können, Kaede, Kagome und die anderen wiederzusehen.

Die kurze Pause, die ihr Meister vor ihrer Ankunft noch einlegte, um ihr und ‚Neun‘ einige Anweisungen zu geben, hatte ihre Vorfreude eher noch angeheizt.

Umso erdrückender war das Schweigen gewesen, als sie nach Kaede fragte.

Mit einem Ruck war sie zurück auf den Boden der Tatsachen geholt worden, hatte da erst überhaupt registriert, dass das Dorf gänzlich anders aussah, als sie es in Erinnerung hatte.

Ein wenig tat es ihr Leid, Kagome gebeten zu haben, sie allein zu lassen. Sie wusste, die anderen vermissten Kaede ebenfalls und trotzdem hatte die junge Miko sich bemüht, sie zu trösten.

Abermals liefen ihr einige Tränen über die Wangen.

Wäre Sesshomaru-sama hier, könnte sie sich in sein Fell kuscheln. Zwar würde sie von ihm keine Worte des Trosts hören, aber bei ihm fühlte sie sich nach wie vor am sichersten. Als würde seine pure Anwesenheit alles Übel dieser Welt von ihr fernhalten.

Eine Hand wurde auf ihren Rücken gelegt und streichelte unbeholfen auf und ab.

Obwohl ihr nicht danach zumute war, Rin musste etwas lächeln. „Danke Neun.“

So ganz allein hatte ihr Meister sie doch nicht zurückgelassen.

Nur zeigte sich seine Fürsorge etwas anders als sonst üblich – er hatte ihr ‚Neun‘ mitgegeben.

Dass die Yokai noch einige, explizitere Anweisungen erhalten hatte, als Rin bereits mit Kagome Richtung Grab unterwegs gewesen war, würde Rin nicht wundern.

Ob dazu auch gehörte, sich so um sie zu kümmern? Obwohl ‚Neun‘ offensichtlich nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wie sie mit der Situation umgehen sollte.

Wäre Kaede hier, würde sie diese einfach nach ihrer Meinung fragen. Die alte Miko hatte immer einige kluge Worte parat gehabt.

Rin zog die Beine an, schlang ihre Arme darum und legte den Knopf auf ihren Knien ab.

Sie hatte sich nicht verabschieden können, dabei gab es so viel, das sie noch hatte sagen wollen.

Längst war es deutlich dunkler geworden und abgekühlt. Dessen wurde sie sich erst bewusst, als ‚Neun‘ ihr eine Decke um die Schultern legte.
 

‚Neun‘ hatte sich stillschweigend zu dem Menschenkind gesetzt, dessen Wohlergehen von nun an erster Stelle für sie stand.

Sie hatte von ihrem Besitzer noch einige genaue Anweisungen erhalten und sich dann mit einer Decke aus Ah-Uhns Satteltasche von der Gruppe getrennt.

Ihr Körper erzitterte bei dem Gedanken, dass sie nun auf sich und ihren eigenen Instinkt gestellt war. Selbstständig arbeiten war nichts Unbekanntes für sie, ebenso wenig wie eine gewisse Verantwortung zu übernehmen.

Doch diese Aufgabe nun… Das waren vollkommen ungewohnte Ausmaße.

Ihr Herr war nicht in der Nähe, kontrollierte ihre Arbeit nicht umgehend.

Sie war auf sich allein gestellt. Musste im Ernstfall selbst Entscheidungen treffen.

Das machte ihr Angst.

‚Neun‘ war aber gewillt, ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie würde ihren Besitzer nicht enttäuschen. Wenn er wieder kam, sollte er sehen, dass sie dem allen gewachsen war. Dass er ihr nicht zu viel zugetraut hatte.

Mit aller Gewissenhaftigkeit und all ihrem Pflichtbewusstsein würde sie ihr Bestes tun und seine Erwartungen erfüllen!

Die erste Herausforderung ließ aber nicht lange auf sich warten.

Rin war offensichtlich sehr traurig und wie sie wusste, brauchten Menschen in solchen Situationen jemanden, der ihnen Halt gab. Nur wie tat man das?

Warum war diese Miko überhaupt gegangen? Die war schließlich ein Mensch und musste das doch können!

Da sie es nicht besser wusste, streichelte sie dem Mädchen etwas über den Rücken. Diese Geste hatte sie schon einige Male in ihrem Leben beobachten können und sie schien in einer solchen Situation angebracht zu sein.

Ganz daneben schien sie nicht zu liegen, denn Rins Tränen versiegten und sie lächelte sogar ein wenig.

Mehr wusste sie nicht zu tun, weshalb ihre Gedanken wieder abschweiften.

Bei der Ankunft im Dorf war sie ziemlich verwirrt gewesen. Natürlich, durch Rins Erzählungen hätte sie vorbereitet sein sollen – aber dennoch, diese Gruppe…

Schon allein die Miko mit dem Kitsune auf der Schulter war ein vollkommen abstruser Anblick gewesen. Dazu noch der Hanyou, der ihren Herrn nicht aus den Augen ließ und anscheinend mit allem möglichen rechnete…

Der Mönch und die zwei weiteren Menschen waren da fast nicht erwähnenswert. Dennoch, auch wenn die Frau und der junge Mann gewöhnliche Kleidung trugen – ihr Auftreten gegenüber den Youkai, die wachsame Haltung, all das verriet ihr, dass sie es mit mehr als einfachen Bauern zu tun hatte. Diese waren leicht einzuschüchtern und hätten ängstlich reagiert.

Des Weiteren war der Hanyou in dem Dorf geduldet, was ebenfalls nicht der Regel entsprach.

An Rins Geschichten schien sehr viel mehr wahr zu sein, als ‚Neun‘ bisher angenommen hatte.

Nur was bedeutete das wiederum für sie selbst? War es gut oder schlecht für sie, dass in diesem Dorf Youkai und Hanyou waren? Gut, weil sie wohl ebenfalls geduldet werden würde, was ihr einiges erleichtern würde.

Schlecht, weil nicht abzuschätzen war, inwieweit sie von den nicht menschlichen Wesen toleriert werden würde. Das wiederum konnte zu Problemen führen, denn sie würde sich nicht von ihrer Aufgabe abbringen lassen.

Sie würde abwarten müssen, wie sich die Dinge entwickelten. Noch konnte sie keinen von ihnen einschätzen.

Ein Anfang wäre es wohl, nicht offen zu zeigen, wie wenig sie von Hanyous hielt…

Nebenbei registrierte sie wie Rin anfing zu frieren und legte dieser die Decke um. Beim Anblick des Dorfes hatte sie sich umgehend gefragt, ob die Versorgung des Menschen gesichert war. Einen Schlafplatz eingeschlossen.

Ihr Herr schien ähnliche Befürchtungen zu haben, denn als sie fragen wollte, ob sie eine Decke mitnehmen durfte, wies er sie bereits an, ebendies zu tun.

Das einzige, was sie nicht wirklich wunderte und Fragen aufwarf, war die überschwängliche Begrüßung seitens Rin. Die schien alles und jeden zu mögen, egal welcher Art derjenige angehörte.

In dem Moment, in dem sie daran dachte, bewies ihr das Mädchen, wie recht sie damit hatte. Rin schien immer weiter wegzudämmern und kam im Halbschlaf der einzigen Wärmequelle näher.

Mit anderen Worten: Noch ehe ‚Neun‘ erfasste, was das Menschenmädchen vorhatte, hatte sich diese bereits an ihre Brust gekuschelt.

Das war ihr in ihrem bisherigen Leben noch nie passiert. Nicht nur ein Kind… noch nie hatte jemand auf diese Art ihre Nähe oder ihren Schutz gesucht.

Musste sie irgendetwas beachten? Einfach sitzen bleiben? Aber sollte sie die Kleine nicht lieber zu ihrer Unterkunft bringen?

Dies erschien ihr am klügsten, weshalb ‚Neun‘ die Decke um Rin fester zog, ehe sie nach ihren Schreibutensilien griff.

Während auf ihrem rechten Arm das Hauptgewicht ihrer schlafenden Fracht lastete, stützte sie mit dem linken Arm diese ab, während sie bemüht vorsichtig aufstand.

Die Miko hatte gesagt, sie würde sich um Rin kümmern, also würde sie diese auch zu der Frau bringen.

Schnell hatte sie die Fährte der Menschenfrau aufgenommen und folgte dieser hinein ins Dorf.

Hier wurde es aufgrund der vielen Gerüche schwieriger, dennoch fand ‚Neun‘ recht schnell den Weg zu einer neu erbauten Hütte. Dort drinnen roch sie ebenfalls den Hanyou und den Kitsune-Welpen.

Interessant. Was bei der Priesterin wohl falsch gelaufen war? Normal war das sicher nicht!

Aber all das Grübeln brachte ihr nichts. Sie musste da rein, fertig. Alles Weitere würde sich zeigen.
 

Kagome und InuYasha hatten sich mehr oder weniger darüber unterhalten, was sie mit Rin machen sollten.

Zu einem Ergebnis waren sie nicht wirklich gekommen. Shippo hatte sich schnell ausgeklinkt und schlief bereits tief und fest.

Noch während sie redeten, hatte Kagome einen weiteren provisorischen Schlafplatz für die Waise eingerichtet. Fehlte nur noch das Kind.

Mittlerweile war es auch ziemlich spät geworden, weshalb die Miko InuYasha bitten wollte, sie zu Kaedes Grab zu begleiten. Allein wollte sie nicht durch die Dunkelheit laufen.

So weit kam es aber nicht, denn der Vorhang, welcher momentan als Tür diente, wurde zur Seite geschlagen.

Das erste, was ihnen ins Auge stach, war silbernes Haar – es dauerte mehrere Augenblicke, bis sie die Youkai erkannten, welche Sesshomarus Gruppe begleitete.

Gleich darauf registrierten sie, dass die Fremde die schlafende Rin auf den Armen trug. Außerdem war diese in eine Decke gewickelt und hatte sich mit beiden Händen in dem Oberteil der Youkai festgekrallt.

Eben diese stand da wie bestellt und nicht abgeholt, blickte ratlos in die Runde.

InuYasha öffnete bereits den Mund, um eine zweifelsohne weniger freundliche Aussage zu tätigen, doch Kagome war schneller und deutete auf das für Rin gedachte Lager. „Du kannst sie dorthin legen.“

Die Unbekannte nickte ihr zu und setzte sich in Bewegung.

Aufmerksam sahen Hanyou und Miko dabei zu, wie sich die Youkai hinkniete, erst ein Brett und ein Stück Kohle ablegte, ehe sie sehr vorsichtig und umsichtig Rin auf ihr Lager bettete.

Zumindest schien das der Plan gewesen zu sein.

Doch die Schlafende hielt sich nach wie vor am Haori der Frau fest.

Die Situation wurde noch absurder, als die Inu sehr umständlich versuchte, den Griff des Mädchens zu lösen und gleichzeitig nicht auf dieser zu landen, denn um Rin abzulegen, hatte sie sich ziemlich weit nach vorne gebeugt.

Das sich ihr bietende Bild brachte Kagome doch zum Schmunzeln, vor allem als die Youkai aufgab und eindeutig nicht mehr weiter wusste.

Einen Moment zögerte die Priesterin, aber da InuYasha anwesend war… „Leg dich einfach neben sie.“

Ihr Vorschlag schien überdacht und als gut befunden zu werden. Nach einigen zögerlichen Mometen und mit größter Vorsicht, um das Kind nicht zu wecken, legte sich die Youkai neben Rin nieder, die sich umgehend an die Inu schmiegte.

Jetzt, da ihr Problem gelöst war, atmete die Fremde tief durch und musterte dann die beiden Sitzenden.

Wieder war es Kagome, die das Wort ergriff: „Was genau sollst du hier machen?“

Mehr als ein Stirnrunzeln kam nicht.

Jetzt schaltete sich InuYasha ein „Antworte gefälligst!“

Doch wieder kam nichts, was den Hanyou unwillkürlich dazu brachte, ein Knurren auszustoßen.

Dafür erntete er eine Reaktion, denn die Youkai zeigte ihm die Zähne.

Nach wie vor aber kein Ton von ihr.

Ehe das weiter ausarten konnte, erklang ein „InuYasha…“, Kagomes warnende Tonfall ließ den Hanyou zusammenzucken. Er trug nach wie vor den vermaledeiten Rosenkranz.

Die Miko wandte sich indes wieder der Youkai zu. „Du gehörst doch zu Sesshomaru, oder?“

Ein Nicken. Immerhin etwas, womit sich arbeiten ließ.

„Und wie heißt du?“

Da ihr rechter Arm von Rins Körper blockiert wurde, hob die Unbekannte die linke Hand, griff nach etwas an ihrem Hals und hielt es hoch.

Erst jetzt nahmen InuYasha und Kagome die Goldkette wahr. Ihnen wurde eine Marke, ebenfalls aus Gold, entgegen gehalten.

Mehr für sich murmelte die Priesterin „Nummer Neun…“ und schluckte dann.

Sie blickte zu ihrem alten Weggefährten, der ebenso wie sie stockte.

Bei ihnen in der Hütte lag eine Sklavin, die bisher kein Wort mit ihnen gesprochen hatte und ihre Nummer als Namen ansah.

Was hatte Sesshomaru ihnen da nur wieder dagelassen?!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rinnava
2016-10-09T19:51:59+00:00 09.10.2016 21:51
ein super kapi
ich hoffe neun kann sich gut um Rin kümmern und das Kagome ihr irgendwie hilft
Lg Rin
Von:  SUCy
2016-10-09T13:43:30+00:00 09.10.2016 15:43
Ach Mensch die arme Rin :/
Aber so ist das leben. Ich bin gespannt was Sesshoumaru vor hat.
Es ist schon niedlich wie Neun sich mühe gibt Soziales Verhalten zu verstehen :D
Bin gespannt wie es weiter geht :)


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