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Nummer Neun

von

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Geradezu gelangweilt beobachtete ‚Neun‘ von ihrem Versteck in den Baumkronen aus, wie sich die Zielobjekte ewig lang Zeit ließen, um ihr Lager abzubauen und alles für die Weiterreise fertig zu machen.

Menschen an sich waren bereits langsam, doch das Pack vor ihr kam einfach nicht in die Gänge.

Töricht, denn die Tage waren warm und es empfahl sich, früh aufzubrechen und in der Hitze der Mittagszeit an einem schattigen Ort zu rasten.

Andererseits – ihr sollte es recht sein, da sie so weiterhin einen günstigen Beobachtungsposten hatte und sich nicht darum Sorgen musste, entdeckt zu werden.

Doch auch die faulsten Männer waren irgendwann fertig und die Truppe machte sich auf den Weg, mit einem Verfolger im Nacken.

Ein Blick in den Himmel verriet ‚Neun‘, dass diese Tölpel geradewegs in die heißeste Zeit des Tages hinein liefen.

Na wenn sie meinten…

Zumindest sollten sie, wenn sie diese Richtung beibehielten, nicht näher an das Anwesen ihres Herrn heran kommen. Vielleicht konnte sie sich bald auf den Rückweg machen und Entwarnung geben.
 

~~~
 

Die Gruppe um InuYasha hatte ihren Abstecher an die Küste beendet und war auf dem Rückweg in das heimatliche Dorf. Bald schon sollten sie den Wald verlassen und dann wäre es nicht mehr weit, bis die ersten Reisfelder kamen.

Diese Aussicht erheiterte alle von ihnen.

So schön es auch gewesen war, noch einmal in der alten Gruppe einen Auftrag anzutreten – das Leben im Dorf hatte auch etwas für sich.

Kagome, die neben InuYasha an der Spitze lief, blickte über ihre Schulter nach hinten zu Sango und Miroku. Beiden war ziemlich deutlich anzusehen, dass sie ihre Kinder in die Arme schließen wollten. Die beiden Dreijährigen hatten sie nicht mitgenommen, sondern in der Obhut einer anderen Mutter gelassen.

Der einzige, der sich wohl weniger auf das Wiedersehen mit den Zwillingen freute, war ein gewisser Hanyou. Kein Wunder, wenn man bedachte, wie oft die Mädchen ihm an die Ohren gingen.

Mit einem Mal blieb InuYasha stehen und schnupperte auffällig in der Luft, nur um einen unzufriedenen Laut von sich zugeben.

Etwas störte ihn, auch wenn er nicht definieren konnte, was es war.

Noch ehe seine bessere Hälfte nachfragen konnte, kamen Kirara und Shippo, die voraus gelaufen waren, zurück geeilt. Der Kitsune klammerte sich im Nacken der Nekomata fest, die ihre große Form angenommen hatte und an InuYasha vorbei lief. Erst bei Sango und Miroku machte sie halt.

Seitlich vor ihnen stehend war die Botschaft klar: Kirara wollte, dass die beiden aufstiegen.

„Das Dorf wurde überfallen!“, rief Shippo aufgeregt.

Mehr brauchte er nicht sagen, denn die anderen reagierten sofort. Während der Hanyou Kagome huckepack nahm, trug Kirara die anderen drei Passagiere.
 

Wenige Minuten später betrat die Gruppe die einstige Dorfmitte, jeder wieder auf den eigenen Beinen.

Ihre Blicke gingen über die zerstörten Hütten, suchten nach einem Lebenszeichen der Bewohner. Was war nur während ihrer Abwesenheit geschehen?!

Miroku öffnete gerade den Mund, um vorzuschlagen, nach Überlebenden zu suchen, als ihm jemand zuvor kam.

Laute Freudenschreie ließen die Freunde herum fahren, um nach der Quelle zu suchen, als auch schon zwei kleine Gestalten auf ihre Eltern zu liefen und sich an die Beine ihrer Mutter krallten.

Sango fiel eine zentnerschwere Last von den Schultern, als sie ihre Mädchen wohlbehalten vorfand und ging in die Knie, um die beiden richtig umarmen zu können. Dabei murmelte sie beruhigende Worte, die nicht nur für die Kinder, sondern auch für sie selbst waren.

Aus den noch erhaltenen Hütten traten die restlichen Anwohner, offensichtlich erleichtert darüber, dass die Gruppe heimgekehrt war.

Miroku hatte Ayane auf den Arm genommen, während sich Sango mit Sumiko erhob.

Es war besorgniserregend, wie wenige der Dorfbewohner heran kamen. Auffällig war zudem, dass sie nur ältere Menschen sahen, an die sich kleine Kinder klammerten. Dazwischen gab es niemanden.

Einer der Dorfältesten trat vor: „Es erfreut uns sehr, dass Ihr zurück seid. Kagome-sama, wir brauchen dringend Eure Hilfe.“

Die Art, wie er Kagome ansprach, ließ diese einen Moment erstarren, ehe sie sich fing. „Was ist mit Kaede?“, ihre Stimme war belegt, denn sie hatte eine Befürchtung.

Schweigen empfing sie, lediglich Blicke wurden gesenkt und eine Frau bestätigte Kagomes Vermutung: „Wir wussten nicht, wie wir ihr helfen sollten.“

Diese Nachricht war ein wahrer Schock – und es sollte nicht der letzte bleiben an diesem Tag. Denn noch hatte ihnen niemand gesagt, was vorgefallen war.
 

Drei zermürbende Stunden später waren sie nicht nur um einiges schlauer als zuvor, sondern auch nüchterner. Zeit zu trauern gab es nicht, es galt anzupacken und die Verwundeten zu versorgen, wobei Sango ihrer Freundin zur Hand ging.

InuYasha, Miroku und Shippo hingegen machten sich mit den wenigen, die kräftig genug dafür waren, daran, weitere der Hütten zu reparieren. Die alten Menschen hatten alleine kaum etwas geschafft, was nicht weiter verwunderlich war.

Kagome trat aus einer Hütte an die frische Luft und atmete tief durch.

Viele der Wunden hatten sich entzündet und sie war sich sicher, dass mindestens einer ihrer Patienten bereits eine Blutvergiftung hatte. Es war furchtbar zu wissen, dass sie den Verwundeten nicht effektiv helfen konnte. Kaedes Kräutervorräte waren Geschichte, sie selbst hatte keine angelegt. Und wenn, ihr Heim war zerstört, es würde ihr nichts nützen.

Wie viel besser war es da in der Neuzeit, dort wäre die medizinische Versorgung gesichert.

Abwesend schüttelte die Miko den Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben. Sie hatte gewusst, auf was sie sich einließ, als sie hierher zurück kehrte und ihr altes Leben, ihre Zeit, hinter sich ließ.

Sie konnte einen Blick auf InuYasha ergattern, der mit verschlossener Miene auf einem Dach saß und dieses richtete.

Er war viel zu ruhig, gewiss machte er sich Vorwürfe – er hatte sich Akzeptanz erarbeitet, war der Beschützer dieser Menschen.

Als sie ihn brauchten, war er nicht da.

Aber hatten sie nicht alle versagt, als sie ihre Heimat vollkommen schutzlos zurück ließen? War der Wunsch, noch einmal in der alten Gruppe zu reisen, zu egoistisch gewesen?

Das Bizarre an ihrer gesamten Situation war auch noch, dass ihre einzige Hoffnung, die Verschleppten wiederzusehen, ausgerechnet aus Sesshomaru bestand!

Selbst InuYasha hatte einsehen müssen, dass eine Verfolgung ihrerseits zum Scheitern verurteilt war, da die Spuren vernichtet waren.

Außerdem wurde ihre Anwesenheit im Dorf benötigt, dort konnten sie von Nutzen sein.

Ein Seufzer entrang sich ihrer Kehle.

Zumindest waren die Toten bereits bestattet worden.

Die Toten… Kaede war eine von ihnen. Keine Stunde nach Sesshomarus Besuch war sie für immer eingeschlafen.

So wirklich begriffen hatte es die Miko noch nicht, dass ihre Lehrmeisterin nicht mehr war. Es war zu viel auf einmal, dass ihr Verstand begreifen und verarbeiten musste.

Ein kleiner Junge zog an ihrem Ärmel und wollte offenbar, dass sie ihm folgte.

Ihre kleine Denkpause war vorüber.
 

~~~
 

Auch wenn sie nicht davon ausgingen, dass gerade eine Gefahr auf sie zukam – dennoch blieben die Söldner wachsam.

Fremden musste man in ihrem Milieu immer misstrauisch gegenüber treten. Wer wusste schon, ob die Neuankömmlinge nicht auf Ärger aus waren?

Wenn es sich dann noch um eine solche Gruppe handelte, die alles andere als vertrauenswürdig aussah…

Wenige Schritte, nachdem er den Wald verlassen hatte, blieb der augenscheinliche Anführer stehen und seine eiskalten, goldenen Augen lagen abschätzend auf den Youkai, die zwischen ihm und dem Haus lagerten. Direkt hinter Sesshomaru kam Jaken mit Ah-Uhn zu stehen, ersterer hielt sein Youki einmal mehr unterdrückt.

Tomi machte einen Schritt vor und wollte barsch wissen: „Was wollt ihr hier?“

„Ist dies das Anwesen des Menschenhändlers Kenzo?“

Der Kappa hinter ihm zuckte zusammen. Hatte er sich verhört? Nein, unmöglich! Dann war die kleine Rin tatsächlich Sklavenhändlern in die Hände gefallen? Das war grauenhaft!

Bei den ansässigen Dämonen löste die eisige Stimme manch eine Gänsehaut aus. Dieser Unbekannte war doch nicht normal!

Auch wenn er in dem Silberhaarigen die Gefahr erkannt hatte, ließ sich Tomi kaum etwas anmerken und antwortete scheinbar gelassen: „Wenn es so wäre?“

Hätte er gewusst, dass er damit seinen und den Tod seiner Männer besiegelte, hätte er eine andere Wortwahl getroffen.

So aber hatte Sesshomaru die erwartete Antwort und seine Gegner konnten nicht so schnell gucken, als auch schon eine grüne Peitsche ihrem Oberhaupt den Kopf vom Hals schlug.

Manch einer von ihnen hatte noch die Zeit, seine Waffe zu erheben und aufzuspringen, um sich auf den Angreifer zu stürzen. Dieser blieb jedoch vollkommen unbeeindruckt, schritt voran und metzelte jeden einzelnen der Dämonen mit seiner Giftpeitsche nieder, ehe diese es auch nur in seine Nähe schafften.

Keiner von diesem Pack sollte überleben.

Die Leichen um ihn herum keines Blickes würdigend, ging er auf den Eingang des Haupthauses zu.

Die Tür öffnen brauchte er nicht, denn als er noch wenige Schritte entfernt war, wurde diese bereits aufgezogen und eine bleiche, braunhaarige Sklavin stand in der Tür – und starrte ihn aus schock geweiteten Augen an. Nur kurz zuckte ihr Blick zu den Leichen am Boden, nur um sofort wieder auf ihm zu liegen.

Ein weiterer Schritt seinerseits.

Hastig sprang die Menschenfrau zur Seite und machte ihm den Weg frei, stolperte und landete unsanft auf ihren vier Buchstaben. Besser für sie, als ihm im Weg zu stehen.

Eine herrische, männliche Stimme war zu hören: „Sieh gefälligst nach, was los ist, anstatt hier so einen Aufstand zu veranstalten!“

Die Frau dachte nicht daran, sondern krabbelte rückwärts, um mehr Abstand zwischen sich und den Eindringling zu bringen.

Zwar hatte er die Söldner getötet, aber das hieß noch lange nicht, dass er auf ihrer Seite stand – sie und die anderen gar befreien würde. Die Angst vor diesem Dämon war sogar noch größer, als die vor ihrem Herrn.

Sesshomaru betrat derweil den Hauptraum des Hauses. Zu seiner Linken, an der gegenüberliegenden Wand, befand sich eine Leiter, die ins obere Stockwerk führte. Hinter der Leiter war eine geschlossene Schiebetür.

Interessant war daher eindeutig der Teil auf der rechten Seite. An der hinteren Wand befanden sich zwei, mit Papieren gefüllte, Regale und eine verschlossene Truhe. Davor standen zwei hölzerne Schreibtische, wovon lediglich einer besetzt war.

Eine weitere, deutlich robustere Tür war neben dem rechten Schreibtisch, sodass man diesen und den dort sitzenden Mann passieren musste, um in den angrenzenden Bereich zu gelangen. Es stand außer Frage, dass dort die Gefangenen unter gebracht waren.

Des Weiteren nahm er neben dem Geruch der Menschen auch den eines anderen Inu wahr, dieser war aber nicht frisch. Ebenfalls Ware des Händlers? Durchaus möglich.

Sein Hauptaugenmerk richtete sich auf den Menschen, der sich erhob und den Dämon wachsam taxierte. „Was wollt Ihr?“

„Ihr habt vor sieben Tagen ein Dorf überfallen“, äußerte Sesshomaru scheinbar desinteressiert. Bevor er den Mann tötete, wollte er sich vergewissern, dass die gesuchten Dorfbewohner tatsächlich hier waren.

Kenzo verengte die Augen, er konnte partout nicht einschätzen, was sein Besucher wollte. Wo waren überhaupt diese nichtsnutzigen Söldner, wenn man sie mal brauchte?!

„Korrekt. Für einen guten Preis, würde ich sie alle sogar direkt verkaufen“, schlug er dennoch vor. Vielleicht war der Dämon tatsächlich an einem Geschäft interessiert und das würde er sich garantiert nicht entgehen lassen.

Der Händler bemerkte endlich eine Regung im Gesicht des anderen – seine Mundwinkel verzogen sich nach oben. Aus irgendeinem Grund gefiel ihm diese Reaktion überhaupt nicht. Alles in ihm schrie danach, schnellstmöglich das Weite zu suchen.

Wenn alle Dorfbewohner hier waren, hatte der Mensch keinen Nutzen mehr für Sesshomaru, daher machte er auch mit diesem kurzen Prozess.

In einer flüssigen Bewegung stand der Dämon vor Kenzo und vereitelte damit jeglichen Fluchtversuch. „Das...“, flüsterte Sesshomaru dunkel und hob seine klauenbewehrte Hand, „war ein großer Fehler.“

Der Händler öffnete seinen Mund, doch er brachte keine einzige Silbe mehr über seine Lippen.

Die dunkelhaarige Sklavin stieß einen kurzen Schrei aus, als Kenzos Kopf mit einem widerwärtigen Laut vor ihre Füße rollte. Sie drückte sich ängstlich gegen die Wand und presste eine Hand auf den Mund, um ja keinen weiteren Ton von sich zu geben und somit die Aufmerksamkeit des Mörders ihres Herrn zu bekommen.

Wer wusste schon, ob sie nicht vom Regen in die Traufe geraten war und auch ihr letztes Stündlein geschlagen hatte.

Ihre stillen Gebete schienen erhört zu werden, denn der Youkai und auch der Kappa, der nun folgte, kümmerten sich nicht um sie.

Am Rande nahm Sesshomaru wahr, dass sich ein weiterer Dämon näherte, dessen Youki einem Signalfeuer glich und jedem, der ein Gespür dafür hatte, seine Anwesenheit verriet.

Noch war es aber entfernt, es war nicht sicher, was das Ziel des Besitzers war. Daher widmete sich der Fürst wichtigeren Dingen.

Seine Füße trugen ihn zu dem Durchgang und seine empfindlichen Ohren zuckten bei dem unangenehm lauten, hohen Quietschen der Scharniere.
 

Die einzige größere Lichtquelle des langgezogenen Raumes war jene Öffnung, in der er gerade stand. Dennoch erkannte er mit seinem geschärften Blick alles genau – und was er sah, ließ sich mit einem Wort zusammenfassen: Widerwärtig.

Zum wiederholten Male innerhalb weniger Tage entschied er zudem, ab nun durch den Mund zu atmen. Die Luft war dick und stickig, es roch nach Unrat, Schweiß und noch andere Dinge, die er gar nicht erst identifizieren wollte.

Lauter fremde, teilweise verängstigte Gesichter wandten sich ihm zu und manch ein Wimmern erklang.

Doch nicht alle reagierten verschreckt. In mehreren Zellen standen die Gefangenen auf und immer wieder wurde sein Name ungläubig geflüstert.

Spätestens jetzt hatte er den Beweis, die richtigen getötet zu haben. Nur die Bewohner des Dorfes seines Halbbruders hatten sich mittlerweile ausreichend an seine Anwesenheit gewöhnt, um sich nicht ängstigen zu lassen.

Obwohl ihm dieser Ort zuwider war, schritt er den Gang entlang, hin zu jenen Türen, an denen sich die Gesuchten sammelten.

Doch jemand fehlte. Die Person, wegen der er überhaupt erst gekommen war.

„Rin“, war daher alles, was er sagte.

Eine junge Frau, mit der er Rin schon oft zusammen gesehen hatte, wagte es als einzige, ihn anzusehen und zu antworten: „Sie wurde vor zwei Tagen weggebracht.“
 

~~~
 

‚Neun‘ machte sich auf den Rückweg. Die Banditen hatten sich zunehmend weiter von ihrem Heim entfernt und es deutete nichts darauf hin, dass sie doch noch die Richtung ändern würden.

Das Tuch um ihren Kopf hatte sie wieder gelöst und sich um die Hüfte gebunden, ehe sie den Heimweg antrat.

Sie sollte Kenzo zeitnah Bericht erstatten, lange Wartezeiten waren nicht gerne gesehen.

Ob er zufrieden mit ihr war? Mit Sicherheit! Immerhin erledigte sie ihre Aufgaben immer zur vollen Zufriedenheit ihres derzeitigen Herrn.

Eine Lektion, die sie bereits in jungen Jahren gelernt hatte. War der Herr zufrieden und es ging ihm gut, profitierte auch der Sklave und wurde entsprechend behandelt. Immerhin waren sie wertvoller Besitz, den man wahren musste.

Von kleineren, erzieherischen Maßnahmen abgesehen.

Sie selbst konnte von sich behaupten, seit Jahrzehnten keine Strafe mehr erhalten zu haben.

Es war ihr vollkommen schleierhaft, warum sich manche dermaßen dumm anstellten. Es war doch so simpel: Gehorchen. Aber nein, die Menschen meinten, dass sie sich wehren konnten oder ihre Aufgaben nicht ordentlich verrichten mussten.

Da waren sie doch selbst schuld, wenn sie geschlagen wurden.

Oder wenn sie jammerten, weil sie eingesperrt werden – dabei hatten sie doch keine andere Wahl, weil die Leibeigenen sonst flüchten würden. Es war doch selbstverständlich, dass man sie da nicht einfach herumlaufen lassen konnte.

Von den Gefahren ganz zu schweigen, die dort im Wald lauerten. Etwas Dankbarkeit dem Schutz gegenüber, den ihre Besitzer boten, wäre durchaus angebracht.

Manche legten einfach keinen Wert auf das eigene Wohlergehen.

Während sie so lief, schweiften ihre Gedanken in die Vergangenheit…
 

Mit einem unangenehm lauten Knall wurde die Tür geschlossen und das typische Klicken eines Schlosses war zu vernehmen.

Sie waren eingesperrt, mal wieder. Täuschte sie sich, oder hatte es heute etwas anders als sonst geklungen?

Das Mädchen, das etwa mit einem fünfjährigen Menschen zu vergleichen war, blickte traurig auf die Tür. Warum durfte sie nie mit? Sie würde ihrem Herrn doch nie Schande bereiten!

Oder liebend gerne das gesamte Haus reinigen! Alles würde sie machen, nur um nicht wieder mit Nummer Sieben eingesperrt zu sein! Sie mochte Sieben nicht!

Aus den Augenwinkeln sah ‚Neun‘ zu dem Kitsune. Sein fuchsrotes Haar war zottelig und etwas verfilzt und seine grünen Augen lagen wieder mit diesem komischen Blick auf ihr. Es schien eine Mischung aus Bedauern und Verachtung zu sein. Als könne er sich nicht entscheiden, wie er zu ihr stand.

Seit sie denken konnte, war Sieben schon da und machte nichts als Ärger. Das fing schon damit an, dass er nicht auf seine Nummer reagierte, sondern darauf pochte, Masakazu zu heißen.

Dafür gab es jeden Tag Prügel, aber er lernte es nicht.

Daher war er, im Gegensatz zu den anderen Nummern vor ihr, noch hier. So einen unerzogenen Youkai konnte man nicht verkaufen, nicht wenn man einen Ruf zu verlieren hatte.

Wo nur sein Problem lag? Ihnen ging es doch gut hier. Sie bekamen jeden Tag etwas zu essen, hatten ein Dach über dem Kopf und sogar jeder einen eigenen Schlafplatz nur für sich, in einem Raum ohne Menschen, die immer stanken.

Gut, Sieben stank auch. Der neuste Versuch, ihn zum Einlenken zu bringen: Er durfte sich nicht mehr Waschen. Die Hoffnung war, dass sich der Fuchs irgendwann selbst unwohl fühlte.

Momentan war es aber nur ihre arme Hundenase, die litt.

Mit ihren guten Ohren hörten sie, wie sich der Herr, seine Frau und seine Männer entfernten.

Der Kitsune sprang auf und knurrte seine Zimmergenossin warnend an: „Mir ist egal, was du machst, aber versaus mir nicht!“

Verständnislos blinzelte die Angesprochene nur.

Masakazu war derweil zur Tür gegangen und tat dort irgendwas. Was genau, sah ‚Neun‘ nicht, denn sein Körper versperrte ihr die Sicht.

Dann weiteten sich ihre Augen vor Schreck, denn er hatte es tatsächlich geschafft, die Tür zu öffnen.

Der Junge stürzte los.

Keine Sekunde später verstand ‚Neun‘, was vor sich ging. Er wollte abhauen. Das würde ihrem Herrn nicht gefallen!

Ihre Entscheidung fiel schnell und sie rannte dem anderen hinterher, holte ihn trotz ihrer Jugend schnell ein, sprang auf ihn und schmiss ihn zu Boden. Er drehte sich um und schlug nach ihr, hinterließ lange, rote Striemen auf ihrem linken Oberarm.

Entschlossen schlug sie zurück, traf ihn an der Schläfe und zu ihrer Zufriedenheit verlor er tatsächlich das Bewusstsein.
 

Sie hatte den Ausbrecher in eine Zelle gebracht und brav gewartet, bis ihr Besitzer zurückkam.

Da wurde sie das erste Mal von ihm gelobt und wäre beinahe geplatzt vor Stolz! Und sie wurde nie wieder eingesperrt!
 

Abrupt kehrte sie ins Hier und Jetzt zurück.

Der Geruch von Blut lag in der Luft und kam eindeutig aus der Richtung, in der ihr zu Hause war.

Augenblicklich beschleunigte sie ihr Tempo nochmals, um schnellstmöglich in Erfahrung zu bringen, was passiert war und notfalls einzugreifen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rinnava
2015-09-16T16:56:14+00:00 16.09.2015 18:56
ein gutes kapi
ich bin schon gespannt wie es weiter geht
und freue mich schon auf das nächste
Lg Rin


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