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Smallville-Expanded - 01

Black and White
von

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Fragen

In bester Laune betrat Christian von Falkenhayn am Samstag Vormittag das TALON. Obwohl es noch keine 11:00 Uhr war, herrschte hier bereits einiger Betrieb. Mit einem Lächeln auf den Lippen schritt er in Richtung der Bar, und nickte Lana Lang freundlich zu.

Das dunkelhaarige Mädchen musterte ihn und schmunzelte vergnügt. „Du siehst aus, als hättest du im Lotto gewonnen.“

„Oh... Nein, so dramatisch ist es nicht. Ich hatte gestern nach der Schule nur einen kleinen Zwist mit Alicia Sterling, aber wir haben uns dann später ausgesprochen und konnten die Differenzen beilegen. Machst du mir einen großen Kaffee?“

„Klar. Einen doppelten, zweifachen – schwarz und extra stark, richtig?“

Christian lachte. „Ja, so in etwa.“

Während Lana den Kaffee machte meinte sie: „Pete erzählte mir, dass du für Basketball absolut kein Talent hättest. Stimmt das, oder hat er nur übertrieben?“

Christian grinste schief, als Lana ihn über die Schulter hinweg ansah. „Es stimmt leider. Aber hey, wenn das Tor so klein und auch noch rund ist, und man es auch noch hoch in die Luft hängt, zudem waagerecht, dann kann das für einen Europäer wie mich doch nur schiefgehen, oder? Außerdem darf man den Ball, und das finde ich sehr erschwerend, nicht mit den Füßen hineinschießen.“

Lana lachte und reichte ihm den extragroßen Kaffee. „Und wie sieht es mit deinem Talent in Sachen mit Baseball aus?“

Christian machte eine wiegende Geste mit der Hand. „Das scheint auch nicht mein Sport zu sein, obwohl ich die Spiele der Oakland-Athletics sehr gerne anschaue.“

Lana grinste belustigt. „Ach, übrigens habe ich hier noch etwas, das du letztes Mal vergessen hast mitzunehmen.“ Damit legte sie einen Beutel mit kunterbunten Kaugummi-Kugeln vor ihn auf den Tresen.

„Das habe ich beim letzten Mal nicht bestellt“, sagte der Junge etwas ratlos. Dann fiel ihm sein Sprüchlein in Bezug auf das Trinkgeld ein und er begann zu lachen. „Du kleiner Spaßvogel. Die kannst du an notleidende Kinder oder an die Gäste verteilen.“

„Ich werde sie lieber wieder in den Tischautomaten füllen“, meinte das Mädchen vergnügt. Dann deutete sie auf einige hereinkommende Gäste. „Du entschuldigst mich.“

„Sicher.“ Chris blickte Lana kopfschüttelnd hinterher. Dann fiel sein Blick auf zwei Mädchen, die das TALON betraten, und er dachte: Marina und Conchita treiben sich auffällig oft in meiner Nähe herum.

Gleich darauf entdeckten die beiden hübschen Mädchen ihn und steuerten auf ihn zu. Sich auf den beiden Barhockern neben seinem niederlassend, blickten die beiden ihn fragend an und schließlich war es Marina, die fragte: „Hey, wo warst du gestern Abend? Wir zwei haben dich auf Katies Party vermisst.“

„Das glaube ich euch beiden auf´s Wort“, spöttelte Chris und blickte von ihr zu Conchita, die, wie zufällig ihre Hand auf seinen Unterarm gelegt hatte.

„Wirklich“, bestätigte diese mit unschuldigem Augenaufschlag. „Die Party hat ohne dich nur halb soviel Spaß gemacht.“

„Aha. Wen habt ihr denn, statt meiner, in den Whirlpool geschleift?“

„Du bist ein Scheusal“, beschwerte sich das Mädchen gespielt beleidigt und kniff ihn dabei fest in den Arm.

„Aber ein verdammt gutaussehendes Scheusal“, säuselte Marina von der anderen Seite in sein Ohr, wobei ihre Lippen es fast berührten. Dann rückte sie wieder etwas ab und fragte neugierig: „Was bedeutet eigentlich dieses komische Wort, dass du gestern verwendet hast. Dieses: Mädels. Ist das was Frivoles?“

„Nein es ist eine Verniedlichung des Wortes Mädchen. So etwas wie...“

Marina lächelte verstehend. „Girlies...?“

Von der anderen Seite legte Conchita nach: „Honey...?

„Amigas...?“

„Zuckerschnecke...?“

Christian formte mit seinen Händen ein T und verlangte: „Auszeit.“ Dann nickte er und meinte amüsiert: „Ja, so in etwa könnte man das sehen.“

Die beiden rückten wieder etwas näher, und als Lana grinsend zu im sah, warf er ihr einen verzweifelten Blick zu. Gleichzeitig fragte Conchita: „Hast du Lust, mit uns heute Nachmittag das Spiel der Crows anzusehen?“

„Das... äh... geht nicht.“ Er trank seinen Kaffee aus. Dann erklärte er: „Ich gehe mit meinem Onkel und meiner Tante hin. Und mit Alicia.“

„Was...?“ Beide Mädchen funkelten ihn gleichermaßen enttäuscht an. „Und da wagst du es, uns beide als deine Zuckerschnecken zu bezeichnen?“

Christian erhob sich und blickte beide, unsicher lächelnd, an. „Hey, Moment mal...“

Conchita funkelte ihn gefährlich an und fragte in Richtung Marina: „Verprügeln wir ihn, oder knutschen wir ihn, bis er es sich anders überlegt, und mit uns hingeht.“

„Wir könnten beides tun“, erwiderte Marina und stand ganz langsam auf.

Christian beschloss den taktischen Rückzug und meinte heiser: „Ihr entschuldigt mich bitte, Mädels, ich habe noch etwas zu erledigen.“

Die funkelnden Augen der beiden Mädchen verursachten, tief in ihm, dabei ein ganz mieses Gefühl...

 
 

* * *

 

Nachdem Jonathan Kent den Wagen in der Nähe des TALON geparkt hatte, blickte Martha Kent ihren Mann an und sagte: „Ich hoffe, dass es Sheriff Adams unserem Clark nachsehen wird, dass er ihr zuerst verschwiegen hat, was diese drei Verbrecher wirklich mit Alicia vorhatten. Ich wollte Clark heute Morgen danach fragen, aber dann habe ich es einfach wieder vergessen.“

Jonathan versuchte sie zu beruhigen, indem er erklärte: „Ich glaube nicht, dass sie so hart und erbarmungslos ist, wie sie immer tut, Martha. Sie hat vermutlich etwas gepoltert, mit den Augen gerollt, und am Ende war sie froh, dass Clark ihr die Wahrheit gesagt hat. Sonst wäre Clark heute Morgen vermutlich schon längst bei uns gewesen.“ Dann wechselte er das Thema und erkundigte sich: „Ich will nicht neugierig sein, aber wie steht es eigentlich zwischen Clark und Lana? Ich habe sie in der letzten Zeit kaum zusammen gesehen.“

„Er redet auch mit mir nur selten darüber. Es ist...?

„Kompliziert?“

Martha lächelte. „Ja, zumindest für unseren Sohn.“

Jonathan Kent seufzte schwach. „Weißt du was, Martha? Manchmal denke ich, er hat sich in das falsche Mädchen verliebt. Die Geschichte mit dieser Alicia Baker war bestimmt alles andere, als perfekt, aber ich hatte kurzzeitig den Eindruck gehabt, dass sie viel besser zu Clark passen würde. Nicht, dass du mich falsch verstehst, Lana ist ein sehr reizendes und liebes Mädchen, aber manchmal denke ich, dass sie und Clark sich einfach schon viel zu lange kennen, als dass noch etwas aus ihnen wird.“

„Was ihn hauptsächlich dabei belastet ist, dass er Lana sein Geheimnis nicht anvertrauen will. So funktioniert eine Beziehung aber nicht.“

Jonathan Kent nickte und in seinem Blick lag so etwas wie die Bitte um Vergebung. „Du weißt, wie ich darüber denke, Martha. Aber in der letzten Zeit habe ich mich trotzdem oft gefragt, ob wir Clark nicht zu viel damit zumuten, wenn wir von ihm verlangen, sein Geheimnis auch vor Lana zu bewahren. Er leidet darunter, und das tut mir weh.“

Martha legte spontan ihre Hand auf die Wange ihres Mannes. „In der Zeit, in der sich Clark mit Alicia Baker getroffen hatte, da wirkte er so gelöst und glücklich. So würde ich ihn gerne immer sehen, Jonathan. Und wenn er dafür dem Mädchen seines Herzens sein Geheimnis anvertrauen muss, dann sollten wir das vielleicht nicht verhindern, sondern darauf vertrauen, dass Clark die richtige Entscheidung trifft.“

Jonathan Kent schwieg. Dann legte er seinen Arm um seine Frau, zog sie langsam zu sich heran und küsste sie sanft auf den Mund, wobei es ihm herzlich egal war, dass sie von der Straße aus dabei beobachtet werden konnten.

Ein aufdringliches Klopfen an die Seitenscheibe des Pickups ließ beide auseinander fahren, und unwillig blickte Jonathan Kent zur Seite um zu sehen, wer dieser unverschämte Störenfried war. Dann kurbelte er schnell die Seitenscheibe herunter und stieß überrascht hervor: „Sheriff Adams!“

Die Polizistin grinste anzüglich. Dann meinte sie: „Ich hoffe, sie legen es nicht darauf an, dass ich Sie beide wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verwarnen muss.“

Jonathan Kent, der in den Augen der Frau erkannte, dass sie nicht wegen dieses harmlosen kleinen Kusses an seine Autoscheibe geklopft hatte, fragte etwas gereizt: „Sheriff, was wollen Sie?“

Das bisherige, gezwungene Lächeln der Polizistin gefror auf ihren Lippen. „Ihr Sohn war gestern bei mir und hat seiner Aussage noch etwas hinzugefügt. Ich habe es nicht gerne, wenn man mir solche wichtigen Details erst so spät erzählt, Mister und Misses Kent. Also machen Sie ihrem Sohn begreiflich, dass ich ihn das nächste Mal, wenn er Informationen in einer Ermittlung vorenthält wieder zum Straßensäubern rekrutieren werde. Dann aber nicht für vierzig Stunden, sondern für vierzig Monate. Haben wir uns verstanden?“

„Glasklar, Sheriff.“

Die Polizistin setzte wieder ihr ironisches Grinsen auf, bevor sie abschließend sagte: „Sehr gut, Mister Kent. In diesem Fall wünsche ich ihnen noch einen angenehmen Tag.“ Damit stieg sie zu ihrem Deputy in den Streifenwagen und fuhr davon.

Unwillig blickte Jonathan Kent dem Wagen hinterher. „Irgendwann werde ich dieser Person sagen, was ich von ihr halte, Martha.“

„Vergiss es, Jonathan. Wo waren wir stehen geblieben?“

Beide lächelten sich an. Als vor ihnen, direkt am TALON, ein Tumult entstand blickten sie durch die Windschutzscheibe hinaus.

Die Tür des Cafés war aufgeflogen und ein athletischer, blonder Junge schoss plötzlich heraus, riss dabei fast zwei Passanten um und hetzte dann über die Straße, auf sein Motorrad zu. In fieberhafter Eile setzte er seinen Helm auf und startete die Maschine.

Jonathan Kent dachte im ersten Moment an einen Überfall, doch wer überfiel schon ein Café statt einer Bank? Dann flogen die Türen des Cafés erneut auf und zwei Mädchen nahmen die Verfolgung des Jungen auf, der jedoch schneller war. Als er sein Motorrad mit Notwerten beschleunigte wandte er sich zu den beiden hinterherlaufenden Mädchen um und winkte ihnen zu.

Konsterniert blickte Jonathan seine Frau an: „Was war das denn?“

Martha Kent verkniff sich ein Lachen. „Ich glaube, das war der Neffe von Jason und Mary Falken. Als ich Mary neulich beim Einkaufen traf, erzählte sie mir, dass ihr Neffe aus Deutschland für einige Zeit bei ihnen leben wird. Davon wollte ich dir noch erzählen.“

„Wie es aussieht, hat zumindest der keine Probleme ein Mädchen abzubekommen. Wenn sie ihm schon zu zweit bis auf die Straße nachlaufen...“ Damit blickte er seine Frau verschmitzt an und küsste sie erneut.

Als Martha Kent ihren Mann schließlich mit sanfter Gewalt von sich schob, meinte sie: „Lass uns rasch die Torten bei Lana abliefern, und dann fährst du mich schnell nach Hause und wir verbringen einen romantischen Nachmittag.“

Jonathan lächelte anzüglich „Wie romantisch?“

Martha hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Sehr romantisch...“

 
 

* * *

 

Nachdem Christian den beiden Latinas knapp entkommen war, entschloss er sich spontan dazu, zur Farm der Kents hinaus zu fahren um Clark dafür zu danken, dass er sich bei Alicia für ihn eingesetzt hatte. Zumindest hoffte er, ihn dort anzutreffen.

Als er die Farm der Kents erreicht hatte, stellte er seine Maschine ab, legte den Helm auf den Sitz und klingelte zunächst an der Haustür der Kents. Niemand reagierte und Christian schritt langsam wieder von der Veranda zu seiner Maschine, als er Geräusche aus der Scheune vernahm. Lächelnd schritt er in die Richtung, aus der sie gekommen waren und trat ganz ungezwungen ein. Was er dort sah, ließ ihn einen Moment lang an seinem Verstand zweifeln und sein Mund öffnete sich unwillkürlich.

Clark Kent warf Heuballen, die auf dem Boden lagen, hinauf auf den Dachboden der Scheune, der einige Meter über ihm lag, so als würden sie nichts wiegen. Als nur noch drei Ballen übrig waren, stieß Christian mit dem Fuß achtlos gegen einen Metallgegenstand, der auf dem Boden der Scheune lag.

Clark wirbelte herum und blickte Christian überrascht und erschrocken zugleich an.

„Im Haus war Niemand, und da dachte ich, ich schaue mal hier nach, ob ich dich finde“, erklärte Christian, immer noch mit verwunderter Miene. Dann meinte er: „Ich weiß nicht, was du morgens isst, Clark, aber ich hoffe, du hast davon noch etwas.“ Er deutete auf die Strohballen. „Darf ich das auch einmal versuchen?“

Endlich hatte sich Clark wieder gefangen und fragte: „Was machst du hier?“

„Oh. Ich wollte mich bei dir bedanken, weil du Alicia dazu gebracht hast, mit mir zu reden. Dank deiner Hilfe haben wir unseren kleinen Streit beigelegt.“ Langsam kam er näher, bis er neben Clark stand. Er hob probehalber einen der Heuballen an und blickte hinauf zum Dachboden, wo die anderen Ballen lagen. Schmunzelnd meinte er dann: „Das mit dem Versuch können wir vergessen, denke ich.“

„Du scheinst nicht sonderlich erschrocken zu sein, wegen dem, was du gesehen hast?“ fragte Clark mit gelinder Verwunderung in der Stimme.

„Sollte ich das?“ Fragend blickte Christian den Schwarzhaarigen an und setzte sich auf den Heuballen. „Ich hatte ja bereits an der Saunders-Schlucht gesagt, was ich denke. Und nach der kleinen Demonstration gerade, verstehe ich, dass du es für dich behältst, denn offen gesagt, ich war schon etwas erschrocken, Clark. Aber nur im ersten Moment. Denn dann habe ich mich wieder daran erinnert, was du für mich in Bezug auf Alicia getan hast. Außerdem kennst du auch mein Geheimnis, und du hast versprochen es zu wahren, obwohl du mich so gut wie gar nicht kennst. Es klingt vielleicht etwas naiv, Clark, aber etwas in mir sagt mir, dass du ein durch und durch anständiger und guter Kerl bist.“

Clark setzte sich neben Christian. „Was macht dich da so sicher?“

Christian blickte Clark offen an und erklärte: „Es ist, wie ich es sagte, Clark. Ich verlasse mich auf meinen Instinkt. Aber es gibt, jetzt, da ich dich in Aktion gesehen habe, eine neue Frage für mich. Warum bist du nicht in die Gießerei gestürmt, und hast diese Gangster unschädlich gemacht? Du wusstest doch, dass du mir haushoch überlegen bist.“

Clark suchte nach Worten. Dann sagte er vorsichtig: „Es gibt auf dem Gelände der Gießerei etwas gegen das ich allergisch bin.“

Christian, der merkte, wie ungern Clark darüber sprach, beließ es dabei und hakte nicht weiter nach. Immerhin kannte Clark ihn kaum. Woher sollte er also wissen, ob er ihm vertrauen konnte. Ablenkend fragte er: „Lana weiß es nicht, oder?“

„Nein.“

Christian nickte nachdenklich. „Ist es deshalb so kompliziert bei euch?“

Clark nickte bedrückt. „Ja. Ich habe es ihr deshalb nie gesagt, um sie zu schützen. Aber mittlerweile frage ich mich, ob das richtig ist. Vielleicht verliere ich sie deswegen.“

Christian grinste schief. „Vor einem halben Jahr noch hätte ich dir an dieser Stelle vermutlich dazu geraten es ihr zu sagen. Aber mittlerweile habe ich selbst erfahren, dass es Situationen geben kann, in denen das keine Option ist. Weißt du: Irgendwie ist es auch ein Vorteil, dass Alicia weiß, wer ich bin. Denn offen gesagt, Clark, ich finde sie sehr... nett.“ Im nächsten Moment schüttelte er den Kopf und gab zu: „Nein, ich finde sie wundervoll. Und ich bin wirklich froh, dass sie nun weiß, was in der Gießerei wirklich passierte und dass ich ihr nichts vorzumachen brauche. Heute Nachmittag gehen wir gemeinsam, mit meinem Onkel und meiner Tante, zum Spiel der Crows. Kommst du auch hin?“

Clark schüttelte seinen Kopf. „Nein, ich gehen nur selten zu den Spielen.“

Christian spürte die leichte Wehmut seines Gegenübers und er fragte: „Du spielst nicht mit, weil du Angst hast, jemanden zu verletzen?“

„Ja. Und meine Eltern würden ausflippen, wenn ich es dennoch tun würde, obwohl ich mir sicher bin, dass ich meine Kräfte unter Kontrolle halten kann.“

„Das ist ihnen wohl auch kaum zu verdenken“, stellte Christian fest. „Wenn du aus Versehen einen der Gegenspieler so durch die Gegend werfen würdest, wie vorhin diese Heuballen, und dabei die halbe Stadt zuschaut, dann würde das eurem ruhigen Leben hier auf der Farm sicher einen leichten Dämpfer verpassen.“

„Soviel ist sicher“, seufzte Clark zustimmend. Mit verändertem Tonfall fragte er dann: „Ich bin erleichtert, dass du wegen dem, was du nun weißt, kein Monster in mir siehst.“

„Vielleicht, weil wir beide ganz genau wissen, dass diese drei Verbrecher, die Alicia vergewaltigen wollten, diese Bezeichnung hundertmal mehr verdient haben, Clark.“ Demonstrativ legte Christian seine Hand auf die Schulter des Schwarzhaarigen. „Und ich weiß, dass du so etwas niemals tun würdest.“

„Danke Chris. Es tut sehr gut mal mit jemandem reden zu können, ohne sich verstellen zu müssen.“

Christian lächelte. „Kann ich mir denken. Übrigens, falls du dich wundern solltest, dass ich nicht danach frage, ob du sonst noch etwas Außergewöhnliches kannst: Ich denke, du wirst es mir schon sagen, wenn du den Eindruck gewonnen hast, dass du mir vollkommen vertrauen kannst.“

Sie maßen sich eine Weile mit Blicken bevor Clark schließlich nickte. Dann nahm er den Faden von zuvor auf und fragte: „Du hast ein Date mit Alicia Sterling?“

„Äh... nein, eigentlich kann man das so nicht sagen. Ich glaube auch, dass es momentan noch zu früh wäre sie darum zu bitten, nach dieser traumatischen Attacke dieser drei Gangster am Dienstag. Aber ich hoffe schon, dass sie irgendwann ja sagen wird, wenn ich es tue.“

„Ich wünsche dir bereits jetzt viel Erfolg.“

„Danke, Clark.“ Christian war schon drauf und dran sich zu verabschieden, doch dann fiel ihm noch etwas ein. „Glaubst du, dass Chloe wirklich dichthalten wird? Ich hatte den Eindruck, dass ihr die TORCH über alles Andere geht.“

Clark nickte überzeugt. „Das wird sie, Chris. Notfalls drohe ich ihr an, sie nicht mehr zu grüßen, falls sie vorhaben sollte, doch zu reden.“

Christian lachte: „Das nenne ich mal eine kuriose Drohung.“ Dann erhob sich der Blonde um sich zu verabschieden. Gleichzeitig hörte er eine bekannte Stimme von draußen, die irgendwie misstönend rief: „Clark, bist du hier?“

„Wenn man vom Teufel spricht, dann steht er hinter einem“, knurrte Christian flüsternd, als im nächsten Moment ein blondes Mädchen mit kurzen Haaren hereinkam und er erkannte, dass es sich um Chloe handelte.

„Oh ja, diese Auftritte hat sie echt drauf“, raunte Clark zurück.

Schnell steuerte Chloe, vergnügt lächelnd, auf die beiden Jungen zu und meinte verschmitzt: „Was machen zwei so gutaussehende Typen wie ihr wohl, einsam und allein, in einer Scheune?“

„Aufpassen, dass man ihnen nicht den letzten Nerv stiehlt“, konterte Christian trocken. „Ich war gerade im Begriff zu gehen, also viel Spaß, ihr beiden.“ Damit verschwand er zum offenen Scheunentor und Chloes verwundertes Moment mal veranlasste ihn lediglich, seine Schritte zu beschleunigen.

In der Scheune blickte Chloe fassungslos zu Clark und fragte ungläubig: „Hat der mich gerade abblitzen lassen?“

„Dein besonderer Charme wirkt vielleicht nicht auf ihn“, orakelte Clark schmunzelnd. Dann wurde er ernst: „Vielleicht ist er aber auch nur angefressen, weil du in seinem Privatleben herumgeschnüffelt hast, obwohl du es mittlerweile wirklich besser wissen solltest. Deswegen ist er nämlich gestern mit Alicia Sterling an einander geraten – und rate doch mal, wer das angerichtete Chaos wieder für dich geradegebogen hat.“

Etwas zerknirscht blickte Chloe zu dem Jungen auf, für den immer noch ihr Herz schlug. „Ich habe den Wink verstanden, Clark.“

Clark lächelte nachsichtig. „Das bezweifle ich, aber ich mag dich trotzdem. Aber sag, was treibt dich hier raus?“

Das Mädchen war Clark dankbar wegen des Themenwechsels. „Es geht um Pete. Irgendwie benimmt er sich in letzter Zeit etwas seltsam. Und damit meine ich nicht, dass er sich gut mit... Chris Falken versteht. Irgendwie scheint Pete momentan durch den Wind zu sein, und ich frage mich warum?“

„Chloe...!“

„Als Freundin, Clark, nicht als Klatsch-Reporterin.“

Clark machte eine zweifelnde Miene. „Das mit der Klatsch-Reporterin hast du gesagt. Vielleicht sollte ich mal mit Pete reden.“

Chloe nickte zufrieden. Natürlich wusste sie davon, dass zwischen Pete und Clark momentan etwas Funkstille herrschte. Deshalb versuchte sie, auf diese Weise zu vermitteln. „Das ist es, was ich hören wollte, Clark.“ Dann blickte sie unwillkürlich zum Scheunentor und meinte: „Jetzt muss ich aber wieder los.“

„Chris ist sicherlich schon über alle Berge, und wenn er gescheit ist, schon auf dem Weg in einen anderen Bundesstaat.“

Giftig zischte das Mädchen: „Jungs tun nie das, was gescheit wäre.“

Damit verschwand sie und Clark blickte ihr nur kopfschüttelnd nach.

 
 

* * *

 

Alicia Sterling hatte sich besonders für das heutige Spiel zurecht gemacht. Als sie ihre Stiefmutter am Morgen darum gebeten hatte, ihr Rastazöpfe zu flechten, nachdem sie das Bad über eine Stunde lang blockiert hatte, da hatte diese sie nur schmunzelnd angesehen, aber sich eines Kommentars enthalten.

Die halbe Nacht hatte Alicia wach gelegen weil sie sich so sehr auf den heutigen Nachmittag gefreut hatte und dabei pausenlos an Chris hatte denken müssen. Seitdem er sich so verständnisvoll gezeigt, und sie später nach Hause gebracht, hatte, war er ihr nicht wieder aus dem Kopf gegangen. Seine ruhige Art, sein offenes Wesen und seine teutonische Erscheinung – das alles gefiel ihr sehr gut.

Die Zeit schien nicht vergehen zu wollen, und es schien ihr, dass eine halbe Ewigkeit vergangen war, bis es endlich an der Tür klingelte, und die Falkens sie abgeholt hatten. Ihre Mom, die heute Spätdienst leisten musste, hatte ihr wissend lächelnd viel Spaß gewünscht, als sie das Haus verließ.

Nun saß sie, dicht neben Chris, auf der Haupttribüne des Schulstadions und feuerte begeistert die Crows an.

Jason und Mary Falken hatten sich einige Reihen tiefer niedergelassen, wobei Jason seinem Neffen belustigt zugezwinkert hatte.

Christian, der sich von der Begeisterung des Mädchens an seiner Seite anstecken ließ, meinte zwischen zwei Spielzügen: „Man merkt, dass du sonst unten an der Seitenlinie stehst und das Team anfeuerst.“

„Ich kann es gar nicht abwarten nächste Woche wieder dabei zu sein“, erklärte Alicia begeistert. Dann lächelte sie und sagte sofort: „Obwohl es auch sehr schön ist, hier gemeinsam mit dir das Team zu unterstützen.“

„Ja, das ist es“, antwortete Christian lächelnd. Dabei konnte er sich gar nicht sattsehen an ihrer zauberhaften Erscheinung. In ihren engen Bluejeans, und dem königsblauen Pullover mit der schneeweißen Bluse darunter, und mit den geflochtenen, schulterlangen Rastazöpfen sah sie an diesem herrlich sonnig-warmen Märztag einfach zum Anbeißen aus. Er fragte sich, ob die Farbwahl wohl Zufall war, oder ob sie auf die Schalke-Fahne an der Wand seines Zimmers geachtet hatte.

Sie beobachteten den nächsten Angriffszug der Crows gegen die Mannschaft aus Granville, die in dieser Saison als einzige Schulmannschaft der näheren Umgebung noch schlechter spielte, als die der Crows. Nach einem nur mäßigen Raumgewinn, meinte Alicia wie nebenbei: „Gefallen dir die Farben, die ich trage?“

Christian lachte. „Du hast auf die Fahne in meinem Zimmer geachtet, richtig?“

Alicia lächelte ihn vergnügt an. „Ja, und es hat eine Weile gedauert, bis ich im Internet den zugehörigen Verein gefunden hatte. Seit wann bist du Fan von denen? Ich kenne ein paar europäische Fußballvereine, wie Barcelona, oder Manchester United, aber von Schalke 04 hatte ich bis dahin noch nie etwas gehört.“

„Sakrileg!“, beschwerte sich Christian grinsend. „Schalke ist eine Religion in unserer Gegend.“ Er nickte bedeutungsvoll. „Kein Scherz, Alicia. Schalke-Fan bin ich übrigens in vierter Generation.“

Alicia schmunzelte. „Gelegentlich verfolge ich die Spiele unserer Frauen-Nationalmannschaft. Aber ganz ehrlich, das Spiel ist doch zum einschlafen langweilig.“ Diesmal blickte Alicia ernsthaft, bis sie das enttäuschte Gesicht des Jungen zum Lachen reizte. Dann erklärte sie: „Manche der Spiele sind wirklich toll gewesen.“

„Gott sei Dank“, atmete Christian erleichtert auf. „Ich dachte schon ich würde neben einer Ketzerin sitzen.“

Sie lachten sich an.

Beide verspürten eine innere Unruhe, während sie weiter das Spiel verfolgten. Immer wieder blickten sie sich still lächelnd an.

Da Christian gehört hatte, dass man hier in Amerika, abseits der großen Städte, etwas puritanischer in der Erziehung war, traute er sich nicht recht einen Schritt weiter zu machen, weil er befürchtete Alicia zu erschrecken, wenn er einfach ihre Hand ergriff, oder gar den Arm um ihre Schulter legte. Außerdem war da der Überfall gewesen. Das führte zu einer gewissen Unsicherheit, die er nicht gewohnt war.

So in Gedanken versunken durchfuhr es ihn einen Moment später siedend heiß, als er die Finger des Mädchens auf seiner Hand spürte. Automatisch öffnete er sie und Alicia legte ihre Hand in seine.

Sanft schloss sich die Hand des Jungen um die von Alicia, drückte sie behutsam, und glücklich lächelte blickte er das Mädchen von der Seite an.“

Auch Alicia lächelte sichtlich zufrieden und erwiderte den sanften Druck seiner Hand.

Beide waren dabei so mit sich selbst beschäftigt, dass keiner von ihnen beiden Chloe Sullivan bemerkte, die drei Reihen höher saß, und diese kleine Szene beobachtete. Trübsinnig blickte das blonde Mädchen auf die beiden hinunter. Dann sagte sie sich, dass diese erste Schlacht verloren war, aber der Krieg noch lange nicht, solange beide nicht offiziell zusammen waren. Da konnte noch eine Menge passieren, wenn sie sich nur von ihrer besten Seite zeigte. Ein zaghaftes Lächeln überflog ihre Lippen. Noch würde sie nicht aufgeben...

 
 

* * *

 

Sie feierten nach dem Spiel noch im TALON den knappen Sieg der Crows. Später hatten sie noch einen Abstecher zur Saunders-Schlucht gemacht, wo sie, Hand in Hand, durch den noch recht kahlen Wald spaziert waren und einfach die Nähe des anderen genossen hatten. Alicia war sehr daran interessiert gewesen mehr über Christian zu erfahren und diesem war es in Bezug auf Alicia kaum anders ergangen.

Nachdem Christian sie später am Abend bis zur Tür ihres Hauses gebracht hatte, standen sie sich auf der kleinen Veranda gegenüber. Christian bemerkte den plötzlich etwas unsicheren Blick des Mädchens. Auch Alicias Lächeln wirkte gezwungen.

Als Christian sie fragen wollte, was los sei, da glitzerten plötzlich Tränen in ihren Augen und etwas erschrocken fragte der Junge leise: „Was hast du, Alicia? Habe ich etwas gesagt, oder getan, das dich verletzt oder traurig gestimmt hat?“

Das Mädchen schüttelte stumm den Kopf. „Nein, mir kam nur gerade der Gedanke... Ach, es ist zu blöd...“

Christian wusste nicht, was er davon halten sollte. Er schluckte und sagte dann sanft: „Bitte sage mir was los ist, Alicia.“

Das Mädchen blickte zu ihm auf und Tränen rannen über ihre Wangen. „Ich musste gerade nur wieder daran denken, welche Position deine Familie in Deutschland hat. Während meine Familie...“ Sie blickte Christian verzweifelt an, bis dieser plötzlich verstand.

Sanft erwiderte der Junge: „Hey, was redest du denn da? Standesdünkel - das gehört ins Mittelalter, Alicia aber nicht in unsere Zeit. Oder glaubst du wirklich, dass ich mich und meine Familie als etwas Besseres sehe?“ Er überlegte einen Moment und fragte dann enttäuscht: „Oder glaubst du etwa, ich wäre so und würde nur mit dir spielen?“

Alicia blickte in Christians traurige Augen, und mit einem Mal schalt sie sich eine Närrin wegen ihrer dummen Gedanken. „Entschuldige Chris, ich... ich...“

Sie spürte, wie Christian ganz behutsam ihre Hände in seine nahm. Dann erklärte er sehr eindringlich: „Alicia der Tag war sehr schön, und das lag daran, dass ich ihn mit dir verbracht habe. Und ich würde mich wirklich gerne einmal außerhalb der Schule mit dir verabreden.“

Alicia wich seinem Blick aus, weil sie sich für das schämte, was sie für einen kurzen Moment von ihm gedacht hatte. Als sie ihn wieder ansah, blickte sie in sein abwartend lächelndes Gesicht. Vorsichtig fragte sie: „Soll das vielleicht so etwas wie ein Date werden?“

Christian, der befürchtete zu forsch vorgegangen zu sein, erwiderte schnell: „Nein, das muss es nicht... ich meine... natürlich wäre das auch sehr schön, aber...“

Ein schüchternes Lächeln lag auf den Lippen des Mädchens, als es sich ein Herz fasste, in Christians blaue Augen blickte, die ihr so sehr gefielen und leise fragte: „Wollen wir uns nicht einmal zu einem offiziellen Date treffen, Chris?“

Ein glückliches Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Jungen. „Sehr gerne Alicia.“

„Dann wirst du mich also morgen Vormittag darauf ansprechen, wenn ich bei euch zum Muay Thai-Training vorbei schaue, und wir werden eins mit einander verabreden?“

„Ja“, strahlte der Junge. „Genau so werden wir es machen. Und um deine Frage ganz klar zu beantworten: Ich pflege keinerlei Standesdünkel, Alicia Sterling. Ich... habe dich wirklich sehr gern.“

Glücklich lächelnd trat Alicia dicht an Christian heran, während sie einander noch immer an den Händen hielten, und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht, Chris“, flüsterte sie leise.

Auch er gab dem Mädchen einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht, Alicia. Ich freue mich bereits auf deinen morgigen Besuch.“

Widerstrebend ließ Christian die Hände des Mädchens los, als sie zur Haustür ging. Er wartete, bis sie im Haus war und ihm durch die Scheibe der Tür noch einmal lächelnd zu winkte, bevor er sich abwandte und vergnügt die Treppen hinunter hüpfte. Noch einmal wandte er sich um und winkte, bevor er davon schritt, wobei er das unbändige Verlangen unterdrückte mit den Fingern zu schnippen. Und während er so in die Nacht hinaus schritt, wurde ihm bewusst, dass er sich bis über beide Ohren in Alicia Sterling verliebt hatte.

 

 
 

TO BE CONTINUED...
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Ereignisse um Christian und Alicia finden in Episode 2: FATAL TOUCH ihre Fortsetzung. Komplett anzeigen

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