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Smallville-Expanded - 01

Black and White
von

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Offenbarungen

Nachdem Christian endlich Zuhause war, hatte er einen Happen gegessen und war dann zu seinem großzügig ausgestatteten Zimmer hinauf gegangen. Dort hatte ein abgetrenntes Schlafzimmer, ein eigenes, großes Bad und einen Trainingsraum, den er sich allerdings noch einrichten musste. Momentan hing dort lediglich ein großer Sandsack und ein Punchingball. An ein Trainieren an diesen beiden Gerätschaften war momentan allerdings nicht zu denken, und so übte er lediglich auf der großen Bodenmatte einige Bewegungen und Drehungen des Muay Thai, nachdem er seine Trainingsklamotten angezogen hatte. Langsam machte er sich dabei von all jenen Gedanken frei, die ihn belasteten und es stellte sich bald das hinlängliche Gefühl tiefen inneren Friedens ein, dass ihn stets bei diesen Übungen überkam. Gleichfalls wichtig war dabei die Atemtechnik, die seine Anstrengungen unterstützten. Nur gelegentlich wurde er von einem ziehenden Schmerz in seiner Schulter abgelenkt, den er auszublenden versuchte. Nach einer Weile kehrten die Gedanken an die vergangenen Ereignisse zurück. Wieder und wieder musste er an Alicia denken, und daran, wie sie sich vor der Schule benommen hatte. Es bedrückte ihn. Nicht, weil er Dankbarkeit erwartet hätte, sondern wegen der Ablehnung, nur aufgrund seiner Abstammung. Er verlor die Konzentration und entspannte seinen Körper mit einem leisen Seufzer.

Ein Klopfen am Türrahmen brachte ihn dazu sich umzuwenden. Einen Moment lang glaubte er seinen Augen nicht trauen zu können, denn im Eingang stand Alicia. Als er sie in Jeans, mit einem cremefarbenen Pulli und einer farblich passenden Bluse darunter, mit weißen Turnschuhen an den Füßen vor sich stehen sah, da war ihm, als würde er sie in diesem Moment zum ersten Mal in seinem Leben wirklich wahrnehmen. Überwältigt von ihrem hübschen Aussehen wischte er sich über die Augen, aber ihr Abbild blieb. Etwas unschlüssig stand sie im Türrahmen und wusste nicht recht, was sie tun oder sagen sollte. Dann endlich meinte sie zögerlich: „Deine Tante sagte, dass ich dich hier finden würde.“

Christians Haltung spannte sich. Im ersten Moment spürte er den Wunsch, sie wegzuschicken, doch dieser Moment verging, und rau erwiderte er: „Warum bist du her gekommen, Alicia?“ Dann besann er sich auf seine Manieren und er fragte etwas freundlicher: „Wollen wir nicht in mein Zimmer gehen und uns setzen?“

Alicia nickte stumm.

Christian ging voraus, und als sie sein Zimmer betreten hatten, deutete er auf die gemütlich eingerichtete Sitzecke des Zimmers. Er wartete, bis sich Alicia in einem der beiden Ledersessel niedergelassen hatte, bevor er ihr gegenüber, auf der anderen Seite des Glastisches, auf einem der über Eck stehenden Sofas an der Wand, Platz nahm.

„Toll hast du es hier“, meinte das Mädchen und blickte sich eingehend in dem großen Raum um. Einen langen Moment lang herrschte verlegenes Schweigen, bevor Alicia sich ein Herz nahm und endlich erklärte: „Ich bin gekommen, weil ich dir Unrecht getan habe, und um mich deswegen bei dir zu entschuldigen.“ Bittend blickte sie ihn mit ihren dunklen Augen an. „Es tut mir wirklich leid, wie ich mich vor der Schule verhalten habe, Chris. Und ich bin hier um dir zu sagen, dass ich keine Rassistin bin.“

Ein Ausdruck gelinder Verwunderung lag auf dem Gesicht des Jungen. Dann sagte er mit ungläubigem Unterton: „Wow, darauf war ich nicht gefasst.“

Wieder blickten sie sich stumm an, bevor das Mädchen weitersprach: „Clark Kent war vorhin bei mir, und er hat mir erklärt, dass es gar nicht er war, der mich aus der Fabrikhalle geholt hat.“

Christian beugte sich etwas nach vorne. „Das ist richtig. Hat er dir auch gesagt, warum ich ihn gebeten hatte, es so hinzustellen, als ob er es gewesen wäre?“

Alicia nickte. „Chris, ich werde nichts verraten. Clark sagte mir das mit... mit deiner Mom. Das muss sehr schwierig für dich sein.“

Der Blonde erhob sich und schritt unruhig zum Fenster. Er blickte hinaus ohne wirklich etwas zu sehen und sagte schließlich tonlos: „Ich kann immer noch nicht richtig glauben, dass es sie nicht mehr gibt. Manchmal da träume ich von ihr und wenn ich erwache und meine Augen öffne, für den kurzen Moment zwischen Traum und Realität, da ist sie wieder bei mir. Bis ich ganz wach bin und realisiere, dass es nur ein Traum war.“

Alicia erhob sich und schritt langsam zu Christian hinüber, nachdem er verstummt war und für eine Weile nichts gesagt hatte. Unschlüssig blieb sie hinter dem hochgewachsenen Jungen stehen und legte schließlich sanft ihre Hand auf seinen Arm.

Christian wandte sich ihr halb zu und Tränen schimmerten in seinen Augen. „Sie fehlt mir so sehr, Alicia.“

Das Mädchen fühlte sich hilflos, als sie diesen Hünen so traurig neben sich stehen sah. Aus einer Eingebung heraus legte sie ihre andere Hand auf seine Schulter. Erschrocken ließ sie wieder los, als Christian das Gesicht verzog und leise aufstöhnte. „Was ist, Chris?“

„Einer der Täter hatte ein Messer. Er erwischte mich an der Schulter.“ Als er die erschrockene Miene des Mädchens bemerkte, wiegelte er schnell ab. „Es ist schon sehr viel besser geworden. In ein paar Tagen wird es sicher nur noch weh tun, wenn ich lache. Deine Mom hat die Schulter übrigens verbunden. Eine bemerkenswerte Frau, denn obwohl sie sofort erkannt hat, dass es ein Messer war, hat sie darauf verzichtet es breitzutreten. Zu dem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch gar nicht, dass sie deine Mom ist. Das habe ich erst heute morgen von Pete erfahren.“

„Ihr versteht euch?“

Das Gesicht des Jungen wurde etwas ernster und er wandte sich Alicia zu. Dabei erklärte er ruhig: „Ja, denn ich bin ebenso wenig ein Rassist, wie du.“

Alicia senkte den Blick.

Sanft hob Christian Alicias Gesicht mit drei Fingern an und sagte dann: „Ich bin sehr froh, dass ich rechtzeitig zur Stelle war, um dir zu helfen, Alicia.“

Alicia lächelte zum ersten Mal seit sie hier war. „Und ich bin sehr froh, dass du etwas von Selbstverteidigung verstehst und mutig genug warst, es zu tun.“

Christian erwiderte ihr Lächeln und meinte besser gelaunt: „Das wäre schon mal ein sehr guter Neuanfang, findest du nicht? Ich schlage vor, dass wir den Blödsinn von vorhin einfach vergessen und nie mehr davon reden, okay?“

„Das wäre sehr schön, Chris.“

Sie lächelten sich erleichtert an, bis Christian, bevor es peinlich werden konnte, fragte: „Was hältst du davon, selbst ein paar Basics in Punkto Selbstverteidigung zu lernen?“

Betrübt erklärte Alicia: „Das können wir uns nicht leisten, Chris.“

„Ich meinte eigentlich, dass ich es dir beibringen würde. Gratis natürlich. Damit wärst du anschließend zwar keine Meisterin, aber bis zum Sommer immerhin soweit, dass du dich bei einem Angriff nicht hilflos in der Defensive befinden würdest. Außerdem wäre es bestimmt gut für dein Selbstbewusstsein.“

„Das wäre wirklich nett“, erwiderte Alicia erfreut. Dann legte sich ihre Begeisterung etwas, als sie hinzufügte: „Aber ich bin mir nicht sicher, ob mein Dad es mir erlaubt.“

„Gehen wir doch hin und finden es heraus.“

Alicia strahlte über das ganze Gesicht, und Christian fand, dass sie so einfach wunderschön aussah. Sie nickte und meinte dann: „Clark hatte recht, als er vorhin bei uns war. Du bist wirklich in Ordnung.“

 
 

* * *

 

Nebeneinander schritten Alicia und Christian durch die Dunkelheit, zur Farm der Sterlings. Dabei warfen sie sich gelegentlich verstohlene Blicke zu. Unterwegs redeten sie darüber, dass er voraussichtlich im Laufe der nächsten Woche mit dem Training bei den Crows beginnen würde, und sie wieder zum Cheerleader-Training gehen würde. Nach einer Weile fragte Chris: „Dann sitzen wir also morgen beide auf der Tribüne. Ich hoffe, du kommst zum Spiel.“

Alicia blickte ihn fragend an. Ein Thema hatte sie bisher ausgeklammert, das ihr brennend auf der Zunge lag, und nun fragte sie geradeheraus: „Gehst du denn nicht mit Marina und Conchita hin?“

Für einen Augenblick wirkte Christian verdutzt, bevor er begann schallend zu lachen. „Hör mal, die beiden Mädels flirten nur aus Spaß an der Freude mit mir. Und ich spiele ihr kleines Spielchen mit, aber da ist nichts Ernstes.“

Innerlich erleichtert antwortete das Mädchen: „Ich weiß nicht, Chris. Meine Eltern werden mich sicherlich erst einmal noch Zuhause behalten wollen.“

Ein Zug echter Enttäuschung lag auf Christians Gesicht, der Alicia irgendwie zufrieden stimmte. Sie wechselte das Thema und fragte: „Du bist wirklich ein Adeliger?“

„Dafür kann ich nichts“, schmunzelte der Junge. „Aber das ist auch nicht entscheidend. Entscheidend ist nur die Qualität eines Menschen, nicht seine Herkunft.“

„Ich wünschte, das würden alle Menschen so sehen“, meinte Alicia und ein Schatten überflog ihr bisher fröhliches Gesicht.

„Entschuldige bitte“, sagte Christian leise. „Ich wollte dich nicht daran erinnern.“

Alicia schüttelte die finsteren Gedanken ab. „Das weiß ich, Chris. Aber das wird mich wohl noch einige Zeit verfolgen, bis ich es verarbeitet habe. Daran bist aber nicht du Schuld, sondern solche fehlgeleiteten Verbrecher, wie die drei Kerle am Dienstag Abend.“

Christian nickte lächelnd. Dann fiel ihm noch etwas ein und er sagte: „Fast hätte ich etwas vergessen. Pete bat mich vorhin darum, vielleicht ein oder zweimal pro Woche mit ihm, Clark Chloe und Lana Französisch zu lernen. Da ich diese Sprache fließend beherrsche habe ich zugesagt. Vielleicht möchtest du ja auch kommen?“

„Das wäre sehr schön, Chris.“ Verlegen ergänzte sie schnell: „Gerade meine französische Aussprache ist nämlich nicht so toll.“ Sie machte ein missmutiges Gesicht. „Aber damit werde ich Daddy erst morgen konfrontieren, denn sonst würde es wohl zu viel auf einmal werden.“

„Glaubst du, er würde Nein sagen?“

„Ich weiß nicht, es könnte vielleicht sein.“ Sie deutete nach vorne und meinte: „Wir sind gleich da.“

Christian blickte zu dem kleinen Farmhaus hinüber. Es war zwar längst nicht so groß, wie das seines Onkels und seiner Tante, aber es machte einen sehr gepflegten Eindruck. Er bedauerte es irgendwie, dass sie es so schnell erreicht hatten. Eine leichte Unruhe befiel ihn, als sie auf der Veranda standen und er an die Tür klopfte.

Es dauerte nicht lange, bis die Tür geöffnet wurde, und Alicias Vater vor die Tür trat.

Christian sammelte sich schnell und sagte: „Guten Abend, Mister Sterling, mein Name ist Chris Falken. Ich habe ihre Tochter nach Hause begleitet, und ich möchte Sie um die Erlaubnis bitten, dass ich Alicia in nächster Zeit, nach der Schule, einige grundsätzliche Verteidigungstechniken des Muay Thai beibringen darf.“

Jerome Sterlings Gesicht wirkte undurchdringlich. Dann hoben sich leicht seine buschigen Augenbrauen und er fragte: „Sie wollen meiner Tochter beibringen, wie man andere Leute verprügelt?“

„Nein, Sir, ich möchte ihr zeigen, wie sie sich gegen aufdringliche Kerle zur Wehr setzen kann. Sinnlos Leute zu verprügeln ist nicht die Philosophie des Muay Thai. Es geht dabei hauptsächlich um Körperbeherrschung, geistige Disziplin und Geschwindigkeit.“

Die Brauen des Mannes hoben sich etwas mehr. „Beeindruckend. Also gut, ich erlaube es. Ich nehme an, dass Sie die Entschuldigung meiner Tochter angenommen haben, da Sie Alicia sonst wohl kaum nach Hause gebracht, und darum gebeten hätten.“

Christian nickte. „Ich bin nicht nachtragend.“

„Da habe ich von Alicia etwas anderes gehört.“ Der Mann amüsierte sich über die Mienen der beiden Jugendlichen, bevor er aufklärend meinte: „Wie ich hörte haben sie Alicia ihre Kette nachgetragen, obwohl sie unfreundlich zu Ihnen war. Ich an ihrer Stelle hätte das Ding wohl in das nächste Maisfeld geworfen.“

Beide Jugendlichen blickten sich erleichtert an. Dann meinte Alicia: „Daddy, ich würde morgen gerne das Spiel der Crows ansehen.“

„Du weißt, dass weder deine Mutter, noch ich Zeit haben, dich hinzubringen oder abzuholen. Und der Arzt hat deiner Mutter gesagt, dass du es erst einmal ruhig angehen lassen sollst.“

Alicia machte eine traurige Miene und Christian sprang schnell in die Bresche: „Mein Onkel, und meine Tante fahren mit mir hin, Sir. Da könnten wir Alicia doch abholen und später wieder hierher bringen.“

Ein unmerkliches Grinsen überflog das Gesicht von Jerome Sterling. Er gab vor ernsthaft zu überlegen, bevor er seufzend sagte: „Also schön, junger Mann. Aber sie sind mir dafür verantwortlich, dass Alicia wieder gesund, bis spätestens 23:00 Uhr, hier ankommt.“

„Ich werde dafür sorgen, Mister Sterling“, versprach Christian zufrieden.

Alicia und ihr Vater verabschiedeten sich von Christian.

Als der Junge sich abwandte und die Treppe hinunter schritt, blieb Jerome Sterling an der Tür stehen und wandte sich nochmal um, während Alicia bereits im Haus verschwunden war. Ernst sagte er: „Mister Falken?“

Christian blieb am Treppenabsatz stehen und wandte sich um. „Sir?“

Jerome Sterling schritt zum oberen Rand der Treppe und blickte dem Jungen in die Augen, bevor er leiser sagte: „Meine Frau hat mir gesagt, dass Sie es waren, der meine Tochter vor diesen... Bestien... gerettet hat. Und auch, dass sie deshalb verletzt wurden.“

Christian erwiderte den leicht fragenden Blick des Mannes und nickte. „Das stimmt, Mister Sterling. Aber damit Sie kein falsches Bild von mir bekommen; es war das erste Mal, dass ich gezwungen war, mein Können im Muay Thai gegen Menschen anzuwenden. Es war nicht schön, Sir, und es hinterließ in mir keine Zufriedenheit. Nur Angst.“ Er bemerkte den etwas verwunderten Blick des Mannes und fuhr fort: „Ich meine damit nicht die Angst etwas abzubekommen, sondern die Angst jemanden vielleicht schwer zu verletzen. Und die Angst vor dieser Angst, die mich vielleicht irgendwann in einer ähnlichen Situation die falsche Entscheidung treffen lassen könnte. Ich hoffe inständig, so etwas, wie in der alten Gießerei, nie wieder tun zu müssen.“

Jerome Sterling nickte verstehend. Dann sagte er überzeugt: „Ich bin sicher, Sie würden auch dann die richtige Entscheidung treffen. Was ich weiß ist: Sie haben meine Tochter vor einem schlimmen Schicksal bewahrt, und dafür werde ich immer in Ihrer Schuld stehen, Mister Falken.“

Er wollte sich bereits abwenden, als Christians Stimme ihn zurück hielt. „Mister Sterling, ich möchte nicht, dass sie sich, als in meiner Schuld stehend betrachten. Wir könnten das Konto ausgleichen.“

Jerome Sterling blickte verwundert zu dem Jungen hinunter. „Und woran dachten Sie bei diesem Ausgleich, Mister Falken?“

Nun, ich lerne demnächst nach der Schule ein bis zweimal die Woche, mit Pete Ross und einigen anderen Mitschülern für einige Fächer, im TALON. Ich habe gehört, dass Alicia ziemlich gut in Physik und Chemie sein soll, und in unserer Runde haben wir, was diese beiden Fächer betrifft, niemanden der so richtig gut darin ist. Darum würden wir gerne Alicia dabei haben, damit sie uns in diesen beiden Fächern etwas auf die Sprünge hilft, während wir anderen ihr wiederum in anderen Fächern weiterhelfen könnten.“

Jerome Sterlings Blick wurde stechend. „Haben Sie vor, nach der Schule mit gebrauchten Autos zu handeln?“

Die Frage brachte Christian etwas aus dem Konzept. „Nein, Sir.“

„Dann vergeuden Sie ihr Talent, Mister Falken.“ Der Mann grinste breit und erklärte dann: „Also gut, aber damit haben Sie ihr Kontingent an Bitten bei mir ausgeschöpft.“

Christian lächelte zufrieden. „Ich danke Ihnen sehr, Mister Sterling.“ Damit wandte er sich ab und schritt gut gelaunt den Weg zur Falken-Farm zurück.



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