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Of Boots and Heels

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nochmals überarbeitet und leicht erweitert :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo lange nicht gesehen :D

Ich entschuldige mich für die lange Wartezeit. Mit diesem Kapitel ist der Auftakt zur FF abgeschlossen, es ist leider etwas kurz.
Ich hoffe, dass ihr nicht so lange auf das nächste Kapitel warten müsst, doch ich verspreche nichts. Mein Jahr ist schon extrem verplant und die Uni nimmt mich voll und ganz ein.

Danke an alle! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Jaa...das letzte Kapitel liegt 2 Jahre zurück...kaum zu fassen. Studium ist eben nicht ohne, deshalb verspreche ich auch nicht, wann das Nächste kommt.
Hoffentlich lohnt sich der Aufwand wenigstens ein bisschen ;) Quasi ein verspätetes Weihnachtsgeschenk Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich drücke mich nur davor, eine Arbeit weiterzuschreiben... das sollte nicht zur Gewohnheit werden ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, ich lebe noch. Nach fast vier Jahren hatte ich eine Eingebung, wie die Geschichte weiter gehen soll und auch endlich Zeit, nach erfolgreichem Abschluss meines Studiums, sie zu schreiben.
Kommis wären toll^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Mal ein längeres Kapitel :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wieder ein Jahr vergangen... ich habe nun auch noch eine Dissertation angefangen, also wird die FF wohl noch ein Weilchen brauchen, aber immerhin war ich wieder inspiriert und ich hab Urlaub, deshalb bin ich zuversichtlich, dass wie letztes Mal wieder ein paar Kapitel aufeinander folgen...^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tatsächlich ist hier das nächste Kapitel :D Komplett anzeigen

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On Heels

An seinem linken Zeigefinger hatte der rote Nagellack ein kleines Eck weg. Wie hatte er das heute Morgen nicht sehen können? In seinem Büro war nur das Kobaltrot und nicht das Karmesinrot, verdammt!
 

Rasch versteckte Ruki seine Finger in seiner Faust, wobei die vielen Ringe die er trug leicht aneinander klackerten. Ein gewohntes Geräusch für ihn und auch alle die ihn kannten. Er lief weiter den Gang entlang, welcher auf der linken Seite nur aus Fensterglas bestand, durch die man aus dem 21. Stock nach Tokyo West blicken konnte. Unten tummelten sich die Massen der Hauptstadt Japans, wie in einem riesigen Ameisenbau.
 

Auf der anderen Gangseite hingen teure Bilderrahmen an der Wand, die Cover des „Torture“- Magazins aus den letzten Jahren zeigten.
 

Rukis Absätze klackerten wie immer über den harten Boden und er liebte dieses Geräusch über alles, wie er seinen Job liebte, das Rascheln von Seidestoffen, das metallene Öffnen von Gürtel, das Kratzen seiner langen Nägel über hochwertiges Papier, Ebenholztische und muskulöse Rücken…
 

Als seine Gedanken kurz abschweiften, musste er grinsen, war aber sofort wieder da, kaum erreichte er das Ende des Ganges und somit die hohe Glastür zum Besprechungsraum drei.
 

Schwungvoll stiess er die Tür auf, die darauf fast an der Wand anstiess und bedachte seine Mitarbeiter mit einem kühlen Blick. Sie erstarrten und verfielen sofort in Stille.
 

Ruki war der Ressortleiter der Modeabteilung und hatte alles unter Kontrolle.
 

Alles. Wirklich alles. Mit geschultem Blick überprüfte er die Netzstrümpfe der Damen auf Laufmaschen, die Höhe ihrer Absätze, die nur so hoch sein durften, dass sie seine und ihn selbst nicht überragten und ihre Maniküre, Frisur, das Make-up.
 

Nur die Rocklänge war ihm egal, nicht umsonst war er schwul und hatte deshalb auch mehr Geschmack als sie hier alle zusammen. Kein Wunder führte er das Moderessort des Magazins.
 

"Sa? Sind das die Louboutins aus der vorletzten Saison?", fragte er zuckersüss, als er die Heels mit den roten Sohlen entdeckte. Sie lächelte nervös. "Ja, das sind..."

"Ich wiederhole: Vorletzte Saison!"

Sofort duckte sich die Frau runter.

"Letzte Saison lass ich euch ja noch durchgehen, bei eurem Gehalt...aber vorletzte Saison...das hatten wir doch schon besprochen..." Ruki hob die Finger an die Stirn und schüttelte schwer gebeutelt den Kopf. "Was haben sie für Ersatzschuhe da?"

"Da- Das...schwarze Paar von Prada, das sie ausgesucht hatten...", stotterte die Kleine.

Rukis Gesicht erhellte sich etwas. "Wie gut, dass ich immer mitdenken. Zeitlose Prada-Pumps, die zu jedem Outfit passen. Holen, auf der Stelle!" Er machte mit der ausgestreckten Hand und dem Zeigefinger einen kleinen Looping und zeigte zur Tür. Seine Mitarbeiterin sprang auf und stöckelte aus der Tür. Sie konnte nicht mal richtig laufen mit den Dingern, dachte Ruki augenverdrehend und ging nochmals mit Adleraugen durch seine üblichen Angestellten.
 

Da es nichts weiter zu beanstanden gab, stellte er sich an die Kopfseite des langen Tisches und betrachtete die Skizzen, Entwürfe, Stoffexempel und Fotografien auf der Ebenholzplatte.
 

Prüfend hob er eine Augenbraue. „Was ist das?“

Er zeigte mit einem Finger und einem langen, intakten, karmesinroten Nagel auf die Fotos von Models in Lederjacken.
 

„Das…das sind die Vorshootings für den Herbst.“, meinte die schlanke Blondine halbwegs mutig.
 

„Lederjacken? Bikerstil? Bitte, das ist sowas von letzte Saison.“, schnaubte Ruki. „Letzte Saision 1994!“
 

Es kam keine Antwort, was Ruki zu seufzen veranlasste.
 

„Und das?“ Er schob die Blätter auf dem Tisch auseinander und betrachtete die feinen Bleistiftstriche, überflog die Texte.
 

„Hmmm…was war nochmals das Motto der nächsten Ausgabe?“, fragte er, um sie alle daran zu erinnern.
 

„Rock´n´Roll!“
 

Rukis Kopf schnellte zur Tür herum, in der sein Chef stand, der Redakteur des Magazins, der alle Ressorts unter sich hatte. Er war etwas in die Jahre gekommen, seine Haare waren mit Silber durchwirkt, doch er trat immer noch autoritär auf und leitete mit fester Hand und Stimme.
 

„Rock´n´Roll?“, wiederholte Ruki pikiert, seine Überraschung über das unangekündigte Auftreten überspielend. „Nein, das Thema hiess – “
 

„Ich weiss, wie das Thema hiess, ich habe ihr Expose gelesen. Aber die Redaktion hat die Zahlen beobachtet, es wurden in letzter Zeit ein paar Statistiken durchgeführt und das Moderessort…wie soll ich sagen…hat Einbrüche aufgezeigt. Die Zahlen sind mitunter einer der schlechtesten aller Ressorts…“
 

Ruki hatte Mühe, nicht bleich zu werden. "Über diese Zahlen und Untersuchungen wurde ich nicht informiert..."
 

"Das war ja auch Sinn und Zweck der Sache."
 

Damit fühlte sich Ruki vor seinen Mitarbeiter blossgestellt. Andererseits.. Sein Gesicht wurde leicht rot vor Ärger.

„So. Wirklich?“, fragte Ruki eine Tonlage zu hoch und sah seinen Chef ernst an.
 

„Nun, dann lassen sie mich meine Arbeit tun und mit meinen Mitarbeiter darüber sprechen…“ Er warf einen kurzen, vorwarnenden Blick in die Runde und einige schoben sich tiefer in ihre Sitze.
 

„Ja, nun, wir denken, dass sie Unterstützung brauchen könnten und deshalb wird ihnen Reita Suzuki für die nächste Zeit zur Seite stehen und die nächsten Ausgaben führen.“, hängte der Redakteur hastig nach. Er stand immer noch im Türrahmen und war nicht hereingekommen.
 

„Was?!“ Vor lauter Wut bekam Ruki keine Luft und es war ein Wunder, dass er nicht gleich Flammen mit seinen Worten aus dem Mund spie.

„Suzuki? Wie diese Automarke?“
 

„Reita Suzuki…bekannt geworden durch sein Bassspiel für Karasu und vor allem seine Snaked Lows Kollektion.“ meldete sich die Frau mit den bronzenen Creolen – die Ruki für eine Beleidigung hielt.
 

Ruki wollte sie entgeistert anstarren, doch dazu kam es nicht, weil in dem Moment an der Glaswand des Raumes zum Gang hin ein Typ auftauchte, langsam zur Tür hin schlenderte und Rukis Blick abfing.

Eine Hand hatte er in den ewig tiefen Taschen seiner zerflickten, zerrissenen, schwarzen Jeans vergraben und seine Ketten überall an der Kleidung rasselten so laut, dass man es durchs Gals hören konnte. Fassungslos verfolgte Ruki dies, bis er in der Tür stand.
 

Worüber Ruki am meisten geschockt sein sollte, wusste er nicht einmal. Den zweifarbigen Iro? Die Lederweste? Oder das komische Band mitten in seinem hässlichen Gesicht?
 

„Was geht?“, dröhnte die tiefe Stimme und der Typ grinste in die Runde, bis er Ruki entdeckte. „Oh, ich weiss, warum ihr Hilfe braucht…“, meinte er, sobald sein Blick an Rukis Schuhen hängen geblieben war.
 

„Genau…also ich freue mich auf die Resultate ihrer Zusammenarbeit!“ Damit verschwand der Redakteur schnell, bevor Ruki einer seiner berühmt berüchtigten Wutausbrüche hatte.
 

Mit Todesblick erdolchte der Dunkelhaarige durch das dünne Glas dessen raschen Abgang.
 

Das durfte nicht wahr sein und es war eine verdammte Frechheit. Ruki hätte schäumen können, er wollte in sein Büro und die Vasen, die er extra dafür dort aufbewahrte, an die Wand schmeissen.
 

„Stellen sie sich in die Ecke, bis ich mich mit Ihnen befasse!“, knurrte Ruki und zeigte über die Schulter.

Gerade als er sich wieder den anderen, zusammengesunkenen Figuren zuwenden wollte, latschte dieser Reita an ihm vorbei und setzte sich auf einen freien Stuhl, das hiess, er lümmelte sich eher darauf.
 

Ruki biss sich fast die Zungenspitze ab, schaffte es aber tatsächlich nichts zu sagen.
 

„Okay, also ihr habt es alle gehört, anscheinend wurde über unsere Köpfe entschieden. Neues…Thema, wenn auch absolut abgedroschen und uralt…“ Er lächelte süffisant zu Reita hinüber. „…wie unser Vertreter hier. Aber einige haben das anscheinend noch nicht begriffen.“
 

Es verärgerte Ruki, dass die Lippen unter dem Gesichtsverband nur grinsten.
 

„Also wird hier alles verworfen.“ Mit ausladender, beinahe dramatischer Bewegung wischte Ruki alle Papiere vom Tisch, die darauf flatternd den Boden bedeckten wie ein Schwarm weisser Tauben.
 

„Ich will Vorschläge hören. Wir müssen nun in kürzerer Zeit das schaffen, was wir seit einem Monat vorbereiten.“
 

„Nieten?“
 

„Leder?“
 

„Gitarren?“
 

Aufgrund der Zurufe fasste sich Ruki abermals an die Stirn. „Ernsthaft?! Vielleicht etwas Originelleres?“
 

„Schädel…“
 

Ruki schlug die Augen auf und fixierte Reita, der sich mit dem Stuhl hin und her drehte, die Finger ineinander verschränkt, auf seinen Schritt abgelegt und immer noch grinsend.
 

„Schädel…“, wiederholte Ruki ohne jegliches Verständnis.
 

„Schädel, Knochen, Struktur.“
 

„Ich höre nur Worte aneinandergereiht!“, zischte er zurück.
 

In diesem Moment öffnete sich die Tür und die Mitarbeiterin schlich sich in schwarzen Pradas wieder herein, blieb aber angewurzelt stehen, sobald sie den neuen Mann in der Runde erblickte. Nun völlig nervös, wischte sie sich die Hände am Rock ab. "Wer ist denn das?", brachte sich fast schon aufgelöst vor. Wahrscheinlich weil Reita auch noch den Platz neben ihr beschlagnahmt hatte.

Ruki gab ein genervtes Stöhnen von sich, und seine Laune erreichte den Nullpunkt, als der Typ sie auch noch breit und in seinen Augen wohl charmant angrinste. Noch bevor er etwas sagen konnte, nahm rasch Ruki das Wort an sich.
 

„Ich will brauchbare Vorschläge und Entwürfe bis morgen auf meinem Tisch!“, befahl er den Mitarbeiter und mit lauten, wütenden Schritten rauschte er aus dem Raum, über die Papierberge, die hinter ihm aufwirbelten, und weiter den Gang zurück zu seinem Büro, blind für alles um sich.
 


 

Angesäuert warf er die Tür seines Büros auf und stürmte hinein.
 

Wo war die erste Vase? Er musste etwas schmeissen, musste hören, wie es zerbrach und sehen wie es in tausend Stücke zerbarst, das würde ihn beruhigen und wieder runterkommen lassen. Die Welt war scheisse, aber wenn er etwas hingeworfen hatte, war seine Wut weg und etwas kaputt, ohne dass es sein eigenes Leben war.
 

Kaum hatte er die erste auf dem Beistelltischchen beim grossen Spiegel entdeckt, die Alibi-Blumen raus gerupft und mit einer schnellen Bewegung von sich weggeschleudert, in einer halben Drehung, fühlte er sich sofort besser. Doch das Gefühl verschwand auf der Stelle wieder, als kein Splittern erfolgte.
 

Reita stand da und hielt die Vase in den erhobenen Händen.
 

„Wenn du auf mich schiesst, solltest du schon sehen, dass ich es nicht mitbekomme, damit du auch wirklich triffst.“
 

Ruki war knapp davor an die Decke zu gehen. „Gib mir das!“, herrschte er ihn an, jegliche Höflichkeitsformen verlierend, und streckte den Arm nach der Vase aus.
 

Der Halbblonde hob sie gleich über den Kopf, damit Ruki nicht mehr rankam. „Danke, aber nein, ich hab keine Lust sie nochmals zu fangen.“
 

„Die war für die Wand bestimmt!“, keifte Ruki. Er hatte ja nicht einmal mitbekommen, wie Reita ihm gefolgt war und wenn, dann hätte er besser gezielt. Und zwar so, dass er sie nicht hätte fangen können.
 

„Da braucht anscheinend ganz dringend jemand ein Ventil!“ Die Tür wurde zugeworfen, die Vase auf einen Sessel in der Ecke geworfen, wo sie jedoch so sanft aufkam, dass sie weder runterrollte noch sonstigen Schaden nahm.
 

Den Mund hatte Ruki schon geöffnet, um zurückzuballern, doch so schnell konnte er gar nicht gucken, da war er schon auf seinen Schreibtisch gesetzt worden.
 

„Fass. Mich. Nicht. An.“, spie er dem Grösseren ins Gesicht und griff hinter sich.
 

„Dir sollte man dringend die High Heels abziehen und dich wieder auf den Teppich bringen! Am besten auf allen Vieren!“, knurrte es unter dem Nasentanga.
 

„Mach weiter, noch etwas und du fliegst gleich wegen sexueller Belästigung raus und ich bin dich los!“
 

Das Grinsen wurde breiter, enthüllte eine Reihe weisser Zähne und die Hände legten sich an Stellen, wo sie definitiv nicht hingehörten.
 

„Eine Bewegung weiter und ich tackere deinen Schwanz an deinen Oberschenkel!“
 

Das kühle Metall eines orangefarbenen Tackers drückte an Reitas Schritt.

In Boots

Eine Woche war es her, seit Reita mit dem Chef des „Torture“- Magazins telefoniert hatte. Er liebte dieses Magazin, doch in letzter Zeit hatte es etwas nachgelassen. Viele Arten der Artikel, aber insbesondere der Modeteil, und genau deswegen war er kontaktiert worden.
 

Der Bassist wurde gerade bekannt durch seine Schmuckkollektion ´Snaked Lows´ und die Redaktion des Magazins wünschte sich frischen Wind, den Reita bringen sollte.
 

Nur zu gerne hatte er das Angebot angenommen, um nun in der Eingangshalle zu stehen, auf den Lift zu warten, der mit leisem Ping auch kam und ihn in den obersten Stock führte, während eine Fahrstuhlmusik nach Bilderbuch dudelte. Er stieg aus und trat zum Empfangspult der Sekretärin.

"Hi, Reita Suzuki. Der Redakteur erwartet mich." Seine Stimme hatte einen rauen Bariton.

"Ja, natürlich."

Während sie kurz durchklingelte, um ihn anzumelden, betrachtete er ungeniert ihre grossen Möpse im tiefen Ausschnitt. Sie waren absichtlich so ausgehängt, das wusste er und jeder andere Mann, der hier entlangkam ebenso.
 

Als sie schliesslich nickte, lächelte er sie kurz an und ging weiter ins Büro des Redakteurs, der ihn überschwänglich begrüsste. Der musste wirklich froh sein, dass Reita hier war. Deshalb wohl auch das hohe Honorar. Ein absoluter Bonus, nachdem Reita schon lange mal hier alles hatte sehen wolle. Jetzt durfte er sogar mitarbeiten.
 

Traumhaft. Sein Leben konnte gerade nicht besser laufen. Das dachte er zumindest jetzt noch.
 

Er hatte heute extra lange ausgewählt, was er tragen würde und natürlich viel seines eigenen Schmuckes an, war beinah damit überhäuft, aber so rasselte er auch schön, wenn er lief und die Aufmerksamkeit war ihm sicher, falls jemandem den Iro oder der Nasentanga noch nicht entgehen würde.
 

Der Direktor ging voraus und er wartete noch etwas für den extra grossen Auftritt.
 

Seine Stiefel hinterliessen schwere Schritte in dem menschenleeren Gang.

Er war sich der Glaswand sehr bewusst und hätte sich nichts Besseres wünschen können für seinen Einsatz. Natürlich blieb er cool und warf keinen Blick hinein, bis er nicht in der Tür stand.
 

Was für eine lasche Runde.
 

„Was geht?“, raunte er und betrachtet die Mitarbeiter. Hilfe, was für normales Volk. Und das leitete hier die Abteilung? Kein Wunder waren die letzten Artikel so mies gewesen.
 

Beinahe hätte er den Kleinen übersehen, der am Kopfende des Tisches stand. Er war klein, kleiner noch, wenn er die zwanzig Zentimeter High Heels nicht tragen würde. Aufgebrezelt war er, mehr Schminke im Gesicht, als hier alle zusammen, aber geile Haare. Wie lange würd es gehen, bis er ihn gefickt hatte? Er wettete mit sich selbst: 50 Minuten.
 

„Oh, ich weiss, warum ihr Hilfe braucht…“ Gleich mal anfangen mit seiner Taktik. Er nannte sie, Negative Aufmerksamkeit.

Dabei beleidigte er seinen Gegenüber so lange, bis dieser so viel Anerkennung von ihm wollte, dass er ihn praktisch auf dem Silbertablet vögeln konnte. Klappte jedes Mal.
 

Der Redakteur schien aber Schiss vor dem Kleinen und dessen grantigen Gesichtsausdrucks zu haben, weil er gleich wieder abhaute. Reita hatte dafür nur ein müdes Lächeln übrig.
 

In die Ecke stellen. Gerade auch noch. Als ob er nach dessen Pfeife tanzen würde. So lief das nicht. Man tanzte immer nach Reitas Pfeife, ob man wollte oder nicht.
 

Absichtlich langsam schlurfte er zum erstbesten freien Stuhl, um den Kleinen weiter zu verärgern. Dessen rote Nägel waren beeindruckend, die würden geile Kratzer hinterlassen, dachte Reita, während der Kleine vor sich hin schwafelte.
 

Die Vorschläge waren wirklich billig. Reita hatte sich bereits ein Konzept überlegt. Was bei seinem Schmuck funktionierte würde auch hier funktionieren.

„Schädel, Knochen, Struktur.“

Natürlich erwartete er nicht, dass die Möchtegern-Raubkatze da vorne dies verstand. Spielte auch keine Rolle.
 

Bevor sie weiter darüber diskutieren konnten, trat noch eine Frau mit Minirock ein und Reita beugte sich etwas vor, musterte sie halbwegs interessiert. Sie wirkte tödlich nervös, oh, Reita könnte sie pflücken wie eine überreife Pflaume, einfach so, er müsste nicht mal etwas machen, sie liesse sich einfach so im nächsten Kopierraum vögeln.

Reita setzte sein eingeübtes Lächeln auf, kam aber nicht weit, da unterbrach der Kleine sie zwischen Frage und Antwort und bellte einen weiteren Befehl.
 

Wenig darauf war der Zwerg auf Stelzen auch schon rausgestürmt und eines musste Reita widerwillig zugeben, den dramatischen Auftritt oder Austritt beherrschte der Kleine wirklich. Die verworfenen Blätter wirbelten hinter ihm auf und verliehen der Situation den Charakter einer perfekten Szene.
 

Leise lachend stand er auf und folgte dem Kleinen, obwohl seine Ohren davon schrillten, wie die hohen Absätze auf dem Steinboden klackten. Es genügte, wenn er langsam lief, seine Beine waren um einiges länger, als die des Kleinen.
 

Der Leiter, oder sollte Reita sagen, ehemaliger Leiter, war so wütend, dass er sogar die Tür offen liess, oder war es absichtlich für Reita? Vielleicht war er ja sogar schon jetzt bereit für den Sex?
 

Kaum stand Reita drin, flog etwas Weisses auf ihn zu, was es war, wusste Reita nicht aber seine Reaktion war schnell und er fing es aus der Luft.
 

„Wenn du auf mich schiesst, solltest du schon sehen, dass ich es nicht mitbekomme, damit es auch wirklich trifft.“
 

Der Kleine schlitzte ihn mit seinem Blick fast auf und schien, als wäre er knapp davor an die Decke zu gehen. „Gib mir das!“, herrschte er ihn an und streckte den Arm aus nach dem Ding, das eine Vase war, wie Reita jetzt sehen konnte.
 

Sogleich hob Reita besagte Vase über den Kopf, damit der Zwerg nicht mehr rankam. „Danke, aber nein, ich hab keine Lust sie nochmals zu fangen.“
 

„Die war für die Wand bestimmt!“, keifte der Winzling.
 

„Da braucht anscheinend ganz dringend jemand ein Ventil!“ Das war doch gleich mal sein Stichwort. Also doch bereit für Sex. Reita grinste, sein berühmtes Grinsen, schmiss die Tür zu, warf die Vase sanft auf einen Designersessel in der Nähe und packte den Kleinen an der Hüfte.
 

Den Mund hatte er auch schon geöffnet, nein, wie freundlich, vielleicht sollte Reita den Kleinen ihm zuerst einen blasen lassen? Er setzte ihn erstmal auf den Tisch ab.
 

„Fass. Mich. Nicht. An.“
 

„Dir sollte man dringend die High Heels ausziehen und dich wieder auf den Teppich bringen! Am besten auf allen Vieren!“, knurrte Reita angegeilt zurück. Widerstand, das war heiss.
 

„Mach weiter, noch etwas und du fliegst gleich wegen sexueller Belästigung raus und ich bin dich los!“
 

Reitas Grinsen wurde breiter, ungeniert legte er seine Hände an Stellen, wo sie definitiv hingehörten.
 

„Eine Bewegung weiter und ich tackere deinen Schwanz an deinen Oberschenkel!“

Der Kleine lächelte liebevoll. Was er in Wahrheit bestimmt nicht liebevoll meinte.

Das kühle Metall des orangefarbenen Tackers drückte an Reitas Schritt.
 

Damit…hatte Reita nicht gerechnet.

Stapler

„Eine Bewegung weiter und ich tackere deinen Schwanz an deinen Oberschenkel!“
 

Ruki lächelte liebevoll und zeigte dabei sogar seine weissen Zähne.

Das kühle Metall seines orangefarbenen Tackers drückte an Reitas Schritt, der sich noch immer nicht bewegte. Nicht vor, aber auch nicht zurück. Rukis Augen verengten sich etwas und er drückte das Werkzeug noch fester an den Jeansstoff.
 

Jetzt endlich nahm der Halbblonde seine Hände weg, hob sie abwehrend nach oben und machte einen kleinen Schritt zurück. „Okay, jetzt beruhigen wir uns wieder…das war wohl ein Missverständnis…“

„Ja, aber ein gewaltiges! Du bist ein einziges Missverständnis!“, knurrte Ruki, rutschte von seinem Pult, den Tacker vor sich herhaltend wie eine Pistole, damit der andere nicht nochmals auf so eine dumme Idee kommen konnte.

Vom Blonden kam nur ein amüsiertes Schnauben und einen weiteren, kleinen Schritt nach hinten.

„Gib mir das, bevor du dich noch verletzt!“, meinte er, doch Ruki lachte nur ungläubig.

„Einen Scheiss werde ich tun. Jetzt verlass auf der Stelle mein Studio!“

Darauf erntete er ein Stirnrunzeln. „Das hier? Das nennt sich Büro. Ich bring dir morgen ein Wörterbuch mit, mein Kleiner. Und dann werde ich mich um die nächste Ausgabe kümmern, damit sie nicht so lausig wird wie die Letzte!“

Ruki schnappte empört nach Luft. „Raus! Auf der Stelle!“ Seine Stimme war zu hoch und er schielte zur Vase auf dem Sessel, die er immer noch werfen wollte, diesmal aber nicht an die Wand!

„Junge, da braucht aber jemand dringend Abkühlung!“ Der andere schien, als wolle er wieder näher rücken, doch Ruki senkte den akkubetriebenen Handtacker und schoss ihm vor die Füsse.

Das Metall blieb im Holzboden stecken, knapp vor der Stiefelspitze des Mannes, der ihn entsetzt anstarrte. „Ey, das sind Sanchos aus ner Sonderkollektion!“

„Ich habe dich gewarnt, beim nächsten Schritt in meine Richtung ziele ich genauer.“, erwiderte Ruki nur kalt.
 

Ruki war klein, aber das war er schon sein Leben lang gewesen und sein Leben lang war er unterschätzt worden und deswegen herum geschubst. Aber das Leben war eine gute Schule.

Er hatte schnell gelernt sich zu wehren, auf seine eigene Art. Und deswegen würde er sich hier nicht auf der Nase herumtanzen lassen.
 

Wenn er aber gedacht hatte, der andere würde jetzt fluchtartig den Raum verlassen, als verrückt und ähnliches betiteln, so hatte er sich schwer geirrt.

Die Mundwinkel des Mannes zuckten und schliesslich verzog er sie zu einem breiten Grinsen.

„Dich krieg ich schon noch…“, meinte er und schien sich richtiggehend zu freuen, über was, war Ruki nicht so ganz klar.

Beschwingten Schrittes drehte er sich um, lief Richtung Tür, hielt aber nochmals inne und schnappte sich die Vase, warf sie in einem sanften Bogen Ruki zu.

„Bis morgen!“ Und weg war er. Die Tür fiel langsam ins Schloss und Ruki stand verdutzt da, hatte die Vase gerade noch so gefangen und hielt sie nun im Arm.
 

War das eine Kampfansage gewesen oder wie durfte man das verstehen? Ruki starrte die weisse Vase an und knurrte leise, stellte sie zurück auf die Kommode. Sein Gefühl sagte ihm, dass er diese besser noch aufsparte. Und heute Abend am besten noch ein Dutzend weitere kaufen ging.
 


 

Tags darauf rief Ruki mit dem Ellbogen den Lift, weil er in seinen Händen einen grossen Karton trug, indem es leise klirrte, wenn er lief. Leider hatten nur sechs Vasen hinein gepasst, den Rest musste er halt morgen bringen. Der Karton war so schon gross genug und seine Handtasche rutschte ihm auch noch die ganze Zeit von der Schulter. Entnervt klopfte er mit seinen Chanelstiefelchen auf den Boden, bis die Tür endlich aufsprang und einige rausliess, die ihn verwundert anstarrten. Ruki achtete einfach nicht darauf und trat ein. Er schüttelte sein gestyltes Haar leicht und wartete, bis sich die Türen wieder schlossen, vor den Gesichter der Mitarbeiter, die gerade angekommen waren, aber nicht wagten, einzusteigen.

Kaum glitten die Türen zu, grinste Ruki zufrieden. Ja, genau so mochte er das. Er betrachtete sein Spiegelbild in den silbernen Aufzugstüren und rieb die Lippen aneinander, um den roten Lippenstift noch etwas besser zu verteilen.

Niemand würde ihm die Position hier streitig machen. Er war Ruki.
 

Als der Lift sein Stockwerk erreicht hatte, straffe er kampfbereit die Schultern und marschierte geradewegs zu seinem Studio. Mit dem Ellbogen hebelte er die Türfalle runter und mit der Schuhspitze stiess er sie auf, doch kaum war er drin, fiel ihm fast alles aus den Händen.
 

Auf seinem Stuhl sass der Arsch von gestern, wieder mit einem Iro und dem furchtbaren Band, aber anderer Kleidung, die jedoch keinen Deut besser war, als die von gestern.

Ruki rutschte die Handtasche erneut von der Schulter.
 

„Was…?!“, spuckte er aus, kam aber nicht weiter, so fassungslos schnappte er nach Luft.

Er stellte den Karton mit einem Rest Beherrschung ab und warf seine Handtasche auf den freien Sessel, stampfte zu seinem Pult und hätte ihn am liebsten mit Feuer, das er aus seinem Rachen spie, die Haare vom Kopf versengt.

„Das ist mein Stuhl und mein Studio. Das hier alles ist meins, nimm sofort deinen pickeligen Arsch da weg!“, fauchte er stattdessen und klatschte die Hände auf die Arbeitsplatte.
 

„Mach dir besser Sorgen um deinen eigenen Arsch als um meinen…“, raunte der andere nur und grinste ihn gewohnt respektlos an.

Sie blickten gleichzeitig zum Handtacker auf dem Tisch, doch Ruki war schneller.

„Du willst wirklich, dass ich dich verletze, oder?“, knurrte Ruki und drückte das Metall direkt auf die ringbesetzte Hand.

„Das wagst du nicht.“, meinte der andere ruhig. Er schien völlig überzeugt davon, weshalb auch immer.

„Hah“ Ruki drückte den Hebel durch und es ertönte ein leises Klicken, aber nichts weiter.

Rukis Augen weiteten sich, er drückte immer wieder, doch nichts kam ausser das kleine, metallische Klicken, welches anzeigte, dass der Tacker leer war.

„Hah“, wiederholte der Mann gegenüber und grinste ihn überlegen an.

Ruki schmiss wütend den Tacker von sich, der scheppernd auf dem Boden landete und einen weiteren Hick verursachte. „Du miese Kröte, vergreifst dich auch noch an meinen Dingen?! Sofort runter von meinem Stuhl oder ich erdolch dich mit dem Brieföffner!“
 

Unerwarteterweise stand der Grössere tatsächlich auf, so abrupt, dass Ruki fast zurückgestolpert wäre. Er kam um den Tisch herum und baute sich vor ihm auf.

„Ich schütze dich nur vor dir selbst, weisst du…“

Der Dunkelhaarige zog die Augenbrauen zusammen. „Ich brauche weder Schutz, noch Hilfe!“ Die kleine Hand mit den roten Nägeln stemmte sich gegen die Brust des anderen und gab ihm einen Schubs, doch der Torso bewegte sich so gut wie gar nicht.
 

Leichte Panik flammte nun doch in Ruki auf, als er merkte, dass der andere noch viel stärker war, als er gedacht hatte und anscheinend richtig Ernst machte. Die dunklen Augen blitzten jedenfalls entschlossen, während er immer näher kam und Ruki zurückweichen musste.
 

„Wehr dich, wenn du kannst.“

The hunt begins

«Wehr dich, wenn du kannst.»
 

Reita machte noch einen Schritt vor und meinte, langsam Panik in den dunkeln Augen zu entdecken, zumindest aber Erkenntnis, dass Ruki ihm körperlich unterlegen war. Es schien in dem kleinen Köpfchen zu rattern, doch Reita liess sich gar nicht beirren. Er hatte bisher alles gekriegt, was er gewollt hatte und dieses kleine Modepüppchen würde keinerlei Ausnahmen machen. So etwas liess er sich doch nicht bieten von einer Mieze auf zwölf Zentimeter Mörderabsätzen. Er würde ihn schon noch zum Betteln und Quietschen bringen. Einmal würde wohl reichen, dann würde er kuschen und Reita machen lassen. Vermutlich nach noch mehr betteln, doch das würde Reita ihm nicht gewähren.
 

Siegessicher machte er noch einen Schritt vor. Mittlerweile standen sie schon fast an der nächsten Wand. Gerade als der Grössere den anderen daran festpinnen wollte, griff der Kleine neben sich und bevor Reita irritiert nachsehen konnte, was er da in der Hand hielt, ging ein Klirren über seinem Kopf nieder. Schmerz durchfuhr seine Schädeldecke und machte ihn kurz benommen. Er hörte sich selbst gepeinigt protestieren, doch die Vase war längst an seiner harten Birne zerbrochen und hatte den Fussboden um seine Stiefel mit weissen Scherben bedeckt.

Fuck ey! Er hob seine Hand an den Kopf und sah nach, ob er blutete, doch er schien nochmal Glück gehabt zu haben. Es waren billige Vasen und deshalb war wohl die Keramik nicht qualitätvoll genug, um seine Haut aufplatzen zu lassen. Nun wirklich verärgert starrte er den Kleinen an, der sich längst von der Wand weg geflüchtet und die Tür geöffnet hatte, nun wartend dastand. «Raus. Sofort.» Gleich neben ihm stand der Karton, in dem Reita weitere solche Vasen erkennen konnte.
 

Für einen Moment erwägte er, einen nächsten Angriff zu starten, doch sein brummender Schädel protestierte vehement, weshalb er nur leise knurrte und mit einem letzten kleinen Rest Würde das Büro verliess. Hinter ihm wurde die Tür heftig zugeschlagen und er hörte einen Schlüssel im Schloss drehen. Nun ärgerte er sich noch mehr. Wie konnte er nur abziehen? Diese Runde hatte Ruki wohl gewonnen, aber es war nur eine von vielen und Reita würde ihn etwas in Sicherheit wiegen, bevor er wieder zuschlug. Und das nächste Mal musste er sicherstellen, dass keine Vasen oder Tacker in der Nähe lagen.
 

Am gleichen Tag hatte er sich noch die kleine Rezeptionistin geschnappt und im Druckerraum gevögelt, um sich etwas abzureagieren. Sie hatte grosse Titten, dafür aber sonst wenig drauf, doch zumindest hatte er sich etwas abreagieren können. Nach zweimal war sie ihm aber echt zu blöd geworden und er war gegangen. Die Entwürfe, die man von ihm erwartete, würde er zuhause anfertigen. Eigentlich hatte er ja geplant gehabt, heute den Kleinen rumzubringen und zu nageln, damit der sich mal entspannte und Reita freie Hand liess. Es war alles nicht so gelaufen wie geplant und es war mehr als ärgerlich.

«Komm her und iss was…», murmelte er gegen den Vogelkäfig und schob noch einen Sonnenblumenkern zwischen die Gitterstäbe, auch wenn sein Piepmatz nur zögerlich näher hopste. «Hasst du mich etwa auch, weil ich den Kleinen nicht genagelt habe?», brummte der Blondierte und schnaubte. Seinem Ego tat das ganz und gar nicht gut. Aber es war nur ein kleiner Knicks. Die Frage, ob er den anderen kriegen würde, stellte sich gar nicht, es war nur die Frage, wie viele Tage er brauchte. Eigentlich hatte er gedacht, mit einem Tag wäre es getan, doch der andere musste sich ja unbedingt zieren. Damit wollte er sich wohl interessant machen. Reita schüttelte den Kopf und liess die restlichen Kerne in den Käfig fallen, klopfte sich die Hände ab und ging zu seinen Entwürfen rüber. Morgen wollte er einige vorstellen bei ihrem Meeting und dann würde der andere sich schon noch erweichen lassen.
 

Der Designer räkelte sich leicht auf dem Stuhl und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. So eingebildet wie dieser Ruki war, wollte er vielleicht umworben werden. Aber das war Reita zu anstrengend, er hatte seine Sachen auch immer auf die leichte Tour gekriegt. Das würde er diesmal auch. Vielleicht hatte der Kleine ja noch was Anderes auszusetzen. Aber was? An seinem Aussehen konnte es jedenfalls nicht liegen; Geld hatte er eigentlich auch nicht gerade wenig. Modisch war er sowieso, nur verstand er darunter wohl etwas völlig anderes als der Kleine, wen wunderte es. Aber genau deshalb war er ja eingeladen worden: Um den Moderessort - jedenfalls vorerst - zu leiten. Damit sollte sich der Stöckelschuh eben abfinden.

Der hatte doch sicher einfach schon lange keinen Sex mehr gehabt, deshalb war er auch so verkniffen. Nachdenklich starrte er auf die Bleistiftskizzen, nahm einen Stift und zog einige weitere Linien. Der andere würde sicher an die Decke gehen, weil ihm die Entwürfe nicht gefielen, aber wütender Sex war geil. Reita zupfte an seinem Nasenband und strich sich vorsichtig durch die gegelten Haare. Er war schon gar nicht mehr geübt zu jagen, so oft hatte er schnell bekommen, was er wollte. Das würde ihn wieder etwas trainieren und war deshalb gar nicht schlecht. Die Jagd machte die Beute doch erst erlegenswert.

1. Akt

Ruki schwitzte wie ein Schwein. So viel zu seiner Theorie das Marathon-Shopping gut für die Kondition sei. Kondition war das Eine, das er anscheinend überhaupt nicht besass, sonst würde ihm das Salzwasser nicht aus allen Poren schiessen nur wegen so ein paar Übungen. Aufwärmübungen wohlgemerkt!
 

Das Kostüm kratzte ausserdem auch, Ruki rieb sich den geröteten Hals. Seine zarte Haut hielt nichts aus, was weniger als 90% Baumwolle beinhaltete. Modisch war das Teil auch nicht. Lieber würde er eine neue Linie dafür entwerfen, auch wenn er eigentlich nicht direkt Designer für Kleidung war, als sich darin abzumühen.
 

«Hoch!» Ruki versuchte den Schlag auf die Warnung hin oben abzublocken, doch er war zu langsam und bekam einen unsanften Stoss auf die Brust, flog nach hinten auf seinen Hintern und knackste sich das Handgelenk. «Scheisse!», fluchte er unflätig und rappelte sich auf die Knie. «Pause!», keuchte er und robbte zur Seite des Mattenbereichs, wo seine Wasserflasche auf ihn wartete. Gierig hob er sie an seine Lippen und stellte ernüchtert fest, dass sie schon beinahe leer war. Das war ja auch sicherlich seine dritte Pause. Wie peinlich. Aber seine körperliche Betätigung hatte sich bisher auch nie auf etwas ausserhalb von Kleiderläden und Matratzen ausgedehnt. Doch das reichte nun nicht mehr aus, weil ein gewisser jemand einfach keine Ruhe geben wollte und ihm dabei körperlich auch noch haushoch überlegen war. Deshalb war ein langjähriger Freund von ihm, dem er gestern sein Leid geklagt hatte, auch auf diese Idee gekommen: Kampfsport.
 

«Du hast aber nicht immer nen Tacker oder ne Vase in der Nähe! Was wenn er dich das nächste Mal im Fahrstuhl abfängt und ihr seid allein? Oder noch schlimmer, in der Tiefgarage?»
 

«Ich hab ein Pfefferspray in der Handtasche, immer!», erwiderte Ruki und biss in seine Limette.
 

«Aha jaja, aber das weiss er nach einem Mal auch und dann ist er darauf vorbereitet und nimmt dir die Tasche gleich weg und dann?»
 

«Du sollst mich aufmuntern, wofür zahl ich dir denn dieses Gesöff, und nicht noch mehr runterziehen?»
 

Aoi grinste und prostete ihm mit dem Bier zu. «Ja, danke eure Hoheit. Ich bin ja nur um euer Wohlwollen besorgt.» Er schlürfte den Schaum ab.
 

«Haha…» Ruki runzelte die Stirn, liess es aber gleich wieder, als ihm einfiel, dass das Falten gab. «Also was soll ich denn deiner Meinung nach machen? Du willst doch auf irgendwas hinaus!»
 

«Klar. Aikido. Karate. Judo. Was weiss ich. Nen Kampfsport halt. Dann kannst du dich auch mit blossen Händen verteidigen. Der Grössenunterschied ist dann auch egal.»
 

Ruki blickte ihn einen Moment entgeistert an. «Ich soll…?!» Dann hob er seine Hände, um seinem Freund die langen Krallen nochmals vor Augen zu rufen, die im gedimmten Licht der Bar dennoch feuerrot glänzten.
 

«Tja…da musst du durch. Mit denen kannst du ihn ja eh nicht richtig verletzen. Da brichst du sie dir vorhin ab. Und ich erinnere mich noch an das letzte Mal, als das passiert ist.»
 

«Sprich nicht mit mir über das Dogenzaka-Debakel.» Ruki nahm einen missmutigen Schluck von seinem Cocktail.
 

«Jaja, schon klar. Also Nägel weg und rein in den Keikogi!», fasste Aoi heiter zusammen und leckte sich Schaum von der Oberlippe.
 

Und wegen diesem Idiot schwitzte er sich nun hier einen ab. Er schnüffelte. Wie unangenehm. Er brauchte ein stärkeres Deo. Stöhnend richtete er sich wieder auf, verliess seine Wasserflasche und ging wieder zu seinem Trainingspartner, um sich erneut einen Arschtritt einzufangen.
 


 

In letzter Sekunde enterte er den Raum, in welchem das Meeting stattfand. Bis auf den Praktikanten waren bereits alle versammelt. Er war zu spät, da er nach dem Training nochmals nach Hause gegangen war, um zu duschen. Undenkbar, das jemand hätte riechen können, was er gemacht hatte. Auch der billige Geruch der Trainingshalle hatte noch an ihm gehaftet. Als er in seinen Absätzen an Reita vorbei stiefelte, der bereits in einem der Drehstühle lümmelte, bemerkte er dessen ungenierten Blick, welcher auf seinem Hintern klebte und ihm folgte, bis er sich selbst darauf setzte.

Ruki schickte ihm ein verachtendes Blitzen. «Watch it…», knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ordnete seine Unterlagen vor sich. Er hasste es, den Platz am Kopfende an dieses Schmalspurhirn abgegeben haben zu müssen. Deshalb liess er auch seinen Mundwinkel so tief hängen, wie es nur möglich war, als der andere ihn bloss lüstern angrinste und aufstand, um seine Entwürfe vorzustellen.
 

«Herr Matsumoto, können Sie noch hier bleiben?»

Ruki hätte sich beinahe an seinem Kaugummi verschluckt, als der Unhold ihn so förmlich ansprach. Wohl auch nur, weil zwei aus dem Team noch in der Tür standen, aus der Ruki eigentlich auch gerade hatte entschwinden wollen nach dem Meeting.

Der Kleine blieb stehen und hustete seinen Kaugummi wieder aus seinem Rachen und in den Mülleimer bei der Glastür, die sich nun hinter den anderen schloss.

Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte er den Grösseren fragend an, auf dessen Gesicht sich bereits wieder dieser unverschämte Ausdruck gelegt hatte, den er immer zur Schau trug, wenn sie alleine waren. Wie er es hasste.

«Ich wollte mich revanchieren.»

«Für was?» Ruki konnte dieses Grinsen nur in einer Hinsicht deuten und sah seinen Verdacht bestätigt, als der andere seine seitlichen Strähnen hob, um ein Heftpflaster sichtbar zu machen. Der Schaden, den die Vase verursacht hatte. Instinktiv machte er einen Schritt nach hinten auf die Tür zu.

Natürlich folgte ihm Reita zugleich. «Was denn…Angst?», fragte er leise und entblösste seine Zähne. «Dabei wollte ich dich doch nur…» Ruki spürte das Glas in seinem Rücken und tastete mit der freien Hand nach der Türfalle. «…zum Essen einladen.»

Ruki war so verdutzt, dass ihm die Türfalle, die er endlich gefunden hatte, gleich wieder aus der Hand glitt. «Hä?» Was Intelligenteres kam nicht aus seinem Mund.

«Abendessen um genauer zu sein.», soufflierte der Blondierte weiter. «Es gibt da dieses französische Restaurant in Shibuya…das würde dir sicher zusagen.»

Ruki klappte den Mund auf und wieder zu wie ein Fisch auf dem Trockenen. War das jetzt die neuste Idee von Verarsche? «Sehr witzig…», stiess er nur hervor und hebelte die Tür mit dem Ellbogen endlich auf, um rückwärts hinaus zu stolpern.

Das Schlimmste daran war, dass er dieses Restaurant tatsächlich kannte und schon länger geplant hatte, es endlich einmal auszuprobieren, doch bisher nicht die Zeit gehabt hatte. Und auch keine Begleitung, aber das war ein anderes Problem. Reita war ganz sicher keine geeignete Begleitung! Das wäre ja noch schöner.
 

«Ach komm, du stehst doch auf französische Küche…die verstehen was von Essen…», kam es hinter ihm her.

«Kann schon sein, nur dich schert das weniger. Alles Französische was du willst, hat was mit viel Speichelaustausch zu tun! Und ich lasse mir lieber die Zunge entfernen, als das mit dir zu tun!» Ruki musste sich konzentrieren, die Stimme nicht zu erheben. Er stiefelte hier durch den Gang, in dem ihn jeder hören könnte.

Hinter ihm, aber bereits viel zu nah, ertönte ein dunkles Lachen. «Das wäre ja schade um das gute Stück.»

Der Kleinere rümpfte die Nase und beschleunigte seinen Schritt. «Diese neue Taktik zieht sowieso nicht. Viel zu durchschaubar. Nur wegen einem Angebot fürs Essen, vergesse ich nicht, dass du mich bereits vergewaltigt hättest, wenn ich nicht gedroht hätte, deinen Schwanz mit einem Stück Metall zu durchbohren.», zischte er.

Inzwischen waren sie an Rukis Büro angekommen.

«Aber, aber…ich dachte, du stehst auf die harte Tour. Da hatte ich mich geirrt.», lächelte der andere.

«Falls du versuchst charmant zu sein, darin bist du ziemlich erbärmlich…», drehte sich Ruki zu ihm um, bevor er die Tür öffnete. Nur einen Spalt, um sich schnell hinein zu schieben.

«Kratzbürste.», meinte Reita und schob sich vor, doch da wurde ihm bereits die Tür auf die Nase geknallt. Er warf den Kopf zurück und lachte leise. «Dich krieg ich schon noch.» Er drehte sich um und lief den Gang zurück. «Zu hoch gepokert, das war zu auffällig…ah, ein Anfängerfehler.» Er schüttelte über sich selbst den Kopf. «Aber dich krieg ich schon noch.»

2. Akt

"Na, das sieht doch schon ganz gut aus!" Aoi wich noch während er die letzten Worte gesprochen hatte dem Handtuch aus, das Ruki in seine Richtung warf.

Grummelnd sammelte dieser es wieder auf und wischte sich den Schweiss vom Hals. Dieses dämliche Kostüm kratzte. "Was tust du hier?", blaffte er unfreundlich.

"Heyhey, ich hab ne Friedenspfeife mitgebracht!" Aoi hielt dem Kleineren einen Becher Kaffee hin, den dieser sofort ergriff und einen grossen Schluck nahm.

"Also was tust du hier?", fragte er schon etwas milder gestimmt.

"Ich wollte nur mal vorbei sehen...wie du dich so schlägst!", lächelte Aoi unbekümmert wie immer und nippte an seinem eigenen Becher. Dabei liess er ebenso unbekümmert seinen Blick amüsiert an Ruki auf und ab gleiten.

"Aha, und überhaupt nicht, um mich mal ungepflegt und ohne Nägel und Absätze zu sehen, ja?", fragte Ruki schneidend zurück.

"Och, das ist vielleicht ein netter Nebeneffekt...", murmelte Aoi hinter seinem Kartonzylinder und grinste verhalten.

"Jaja, schon klar..." Ruki leerte den Rest seines Kaffees hinunter. Es war erst der Dritte heute. "Na, lange kannst du dich eh nicht mehr an mir ergötzen, ich mach Schluss für heute." Ruki warf sich das Handtuch über die Schulter und nahm seine Sachen zusammen, nachdem er sich vor seinem Lehrer verbeugt hatte.

"Und wie lief euer Meeting gestern? Waren die Entwürfe anständig?", fragte Aoi, der nun neben Ruki herschlenderte. Seine Beine waren gefühlt doppelt so lang und deshalb musste er seinen Schritt verlangsamen. Ruki tat so, als ob es ihm nicht auffallen würde und ihn nicht tierisch nerven würde.

"Hm.", murmelte er nur und stiess die Tür zur Garderobe auf.

"Oh, so gut also, ja?", grinste Aoi wissend.

"Nerv mich nicht, hast du keine eigenen Probleme?", schnauzte Ruki. Doch das liess Aoi kalt, er war dieses Aufbrausen von Ruki schon gewohnt und wusste, dass es nicht persönlich zu nehmen war. Das Objekt seines Ärgers sass vermutlich gerade irgendwo mit einem Bier, oder - wenn es stimmte, was Ruki ihm erzählt hatte - vögelte grad irgendetwas, das nicht bei drei auf den Bäumen gewesen war.

"Nö, mir geht es fantastisch...", feixte Aoi und legte sich rücklings auf die Bank, während Ruki begann sich umzuziehen.

"Schön für dich." Das Handtuch kam wieder geflogen.
 

Einen Moment lang war das leise perlende Lachen aus Aois tiefer Kehle alles, was den Betonraum erfüllte.

"Dass die Entwürfe gut sind ist ja nur die Spitze des Eisberges. Das Schlimmste ist, dass er mich auch noch zum Essen eingeladen hat. Als ob ich darauf reinfalle!" Unter Schnauben stopfte Ruki seinen Trainingsanzug in die Sporttasche. Der würde nachher eh gewaschen werden.

Die hölzerne Bank knarrte, als Aoi sich ruckartig aufsetzte. "Was? Ich dachte, der Typ ist so ein Arschloch? Er hat ganz höflich nach einer Verabredung zum Abendessen gefragt?"

"Tzzz! Höflich am A... Der will doch nur Sex. Als ob ein Essen daran was ändern würde. Und überhaupt, glaubst du ich geh mit dem Idioten, der meinen Job bedroht auch noch aus? Ich bin doch nicht bescheuert! Ich will nicht meine Arbeit und Würde in der gleichen Woche verlieren!", wetterte Ruki und schlüpfte in seine Ankleboots.

"Hmm..." Aoi war eine Weile still, was Ruki Zeit gab, sich wieder etwas zu beruhigen, auch wenn er nichts Gutes ahnte, wenn er die Denkfalten auf der Stirn des Dunkelhaarigen so betrachtete. Seufzend wartete er auf die Offenbarung dessen Denkanstrengungen und schloss sein Armband unter dem Handgelenk. Kaum hatte er die Tasche geschultert, meldete sich sein Kumpel auch zu Wort, der inzwischen aufgesprungen war: "Aber du könntest ein Gratis-Essen abstauben. Und ihn auch noch dumm aussehen lassen..." Der Schelm in seinen Augen weckte Rukis Interesse. Er furchte die Stirn. "Erklär mal...", meinte er und hoffte, es nicht zu bereuen, nachzufragen.
 


 

"Nein, nein, legen sie meinen fünf Uhr Termin auf vier Uhr." Ruki nickte nachdrücklich, damit die Sekretärin seinen Anweisungen auch folgte und klopfte mit den Fingerknöcheln ungeduldig auf den Tresen. Er vermisste seine langen Nägel und das Geräusch, welches sie gemacht hätten, um seinen Worten zusätzlichen Nachdruck zu verleihen.

"Guten Morgen Schönheit", säuselte es hinter ihm und Ruki drehte sich nicht einmal um, sondern rollte bloss seine Augen. Ohne zu antworten stiess er sich vom Tresen ab und lief in die Richtung seines Büros. Wie nicht anders erwartet, hörte er die dumpfen Schritte von Motorradstiefeln hinter sich. "Eigentlich sollte ich beleidigt sein, nachdem du mir gestern deine Türe auf die Nase geknallt hast; nicht du, den ich zum Essen eingeladen habe!"

Ruki hielt abrupt und hörte mit Zufriedenheit, wie der andere hinter ihm verdutzt Halt machte. Eine Antwort blieb er ihm dennoch schuldig, er drehte bloss den Kopf über die rechte Schulter und schickte ihm den herablassendsten Blick den er auf Lager hatte, bevor er weiter stolzierte.

Es dauerte eine geschlagene Sekunde, bis der andere sich fing und ihm weiter folgte. Ihr Ganz war sehr lang.

"Ey Puppe, was soll denn das? Als ob du ne bessere Option als mich hättest!"

"Noch so eine Beleidigung und ich erzähle der Empfangsdame, dass du ihre beste Freundin aus der Fotoabteilung ebenfalls gevögelt hast. Wart ab, was für ein Spass das wird.", feixte Ruki unbeeindruckt.

"Hehe, moment mal, das ist unfair...woher weisst du den Scheiss überhaupt?"

Ruki drehte sich schwungvoll um, im Rücken bereits die Hand auf der heruntergedrückten Türfalle seines Büros.

"Tzz...Oh ja, ja genau da, tiefer, du Hengst!" Ruki verdrehte abermals die Augen und stiess die Tür auf.

Reita fing sich schnell wieder und setzte ein breites Lächeln auf. "Aber aber, deswegen musst du dich doch nicht bedroht fühlen...zum Essen habe ich nur dich eingeladen."

"Ja, weil ich mich nicht im Kopierraum vögeln lasse, was für ein grosszügiges Angebot."

"Nein, weil du mich wirklich interessierst und etwas auf dem Kasten hast..." Reita hatte seinen Arm inzwischen am Türrahmen abgestützt.

Ruki hätte ihm am liebsten auf die Schuhe gekotzt. Wer glaubte denn sowas?

"Leider bin ich bereits zum Essen verabredet..." Ruki zog bedauernd die Augenbrauen zusammen, bis sie sich fast berührten. "Du wirst deshalb Vorlieb nehmen müssen mit deiner Aufblaspuppe."

"Witzig, Kleiner...aber moment mal, willst du sagen, du hast ein Date?" Reita hatte sich aufgerichtet und wirkte nun ernsthaft interessiert.

"Schnellmerker.", bluffte Ruki und knallte ihm erneut die Türe ins Gesicht.
 

"Ein Konkurrent..." Reita starrte einen Moment nachdenklich die Türe an und rieb sich dann die Hände. "Ein Konkurrent!" Er drehte sich um und lief in die Richtung seines eigenen Arbeitsraumes. "Jetzt wird es erst richtig interessant..."

3. Akt

«Deine Augen funkeln wie Saphire…» Aoi küsste sanft die Hand von Ruki.

«Was zum Teufel machst du da?!», zischte Ruki zwischen den Zähnen seines falschen Lächelns.

«Ich spiele meinen Part…», grinste Aoi belustigt und liess es zu, dass Ruki ihm die Hand entzog – nicht hastig jedoch, damit es nicht auffiel.

«Falls wir wirklich beobachtet werden, wie du denkst, soll es schliesslich echt aussehen oder?» Aoi faltete seine Serviette auf und legte sie sich auf den Schoss.

Ruki tat es ihm nach und brummte leise. «Ja, schon…aber du hast etwas zu viel Spass an der ganzen Sache.»

«Also wenn ich mich schon als dein Date ausgebe, dann lass mich wenigsten Spass haben! Ausserdem geht das Essen auf dich. Ist immerhin ein ganz schön teurer Schuppen…» Aoi liess seine Augen durch das Restaurant wandern, welches im westlichen Stil eingerichtet war. Er hatte schon zuvor das Besteck skeptisch beäugt. Glücklicherweise lagen auch Essstäbchen bereit, für Leute die mit Messer und Gabel nicht umzugehen wussten. So wie er.

«Natürlich nicht!», intervenierte Ruki leise. «Wenn du mein Date bist, dann musst du zahlen. Wenigstens für den Anschein. Ich überweise es dir später.» Ruki studierte gerade die Karte. Die Preise waren wirklich gesalzen, aber das war auch nicht anders zu erwarten in einem französischen Restaurant. Wenigstens hörte sich alles extrem gut an und er konnte sich kaum entscheiden.

«Bist du überhaupt sicher, dass er uns zusieht? So wie du ihn beschrieben hast, würde er hier ja ziemlich auffallen…und er wird ja wohl kaum vor den Scheiben dort stehen…» Aoi runzelte die Stirn, während er angestrengt versuchte durch die Fenster in die dunkle Nacht zu sehen. Auch wenn Shibuya hell beleuchtet war, war das Restaurant selbst noch wesentlich heller, weshalb er auch nur schemenhaft vorbeieilende Leute ausmachen konnte.

«Na, ich hoffe doch. Wie er es anstellt, ist mir egal. Der ganze Sinn der Sache ist, dass er glaubt, dass ich anderweitig vergeben bin und er mich endlich in Ruhe lässt!»

«He-he, das ist unser erstes Date. Lass mich wenigsten zuerst ausprobieren wie gut du im Bett bist, bevor wir zusammenkommen!», widersprach Aoi.

«Sehr witzig!», knurrte Ruki und warf ihm einen verärgerten Blick über die Speisekarte zu. «Sag mir lieber, was du isst…ich kann mich nicht entscheiden…»

Aoi grinste. «Keine Ahnung, ich dachte, ich nehm das was du nimmst…du bist ja hier unser Spezialist für westliche Küche.»

Ruki seufzte, um nicht auffällig die Augen zu verdrehen. «Na gut, dann nehmen wir doch Schnecken zum Aperitif…», grinste er zurück und genoss, wie Aois Gesichtszüge für einen Moment entgleisten.
 

«Und? Siehst du ihn?», fragte Reita ungeduldig in sein Handy.

«Natürlich seh ich ihn, ich hab mir ja auch extra den richtigen Tisch besorgt.», zischte es aus dem Apparat zurück. Dennoch trommelte Reita ungeduldig auf das Steuerrad seines Leihautos. «Und?»

«Tja, er ist in Begleitung, wie er gesagt hat. Sie sind gerade angekommen und setzen sich. Wirken ziemlich vertraut…»

«Und wie sieht er aus?»

«…verdammt gut…holy shit…der ist ja ne echte Bombe!»

Reita grinste zufrieden und verschränkte einen Arm hinter dem Kopf, lehnte sich zurück auf seinem etwas nach hinten gelassenem Sitz. «Ja, hab doch gesagt der ist echt die Sünde wert…»

«Nicht dein Kleiner! Der Typ mit dem er hier ist…heiss…», kam es nur aus dem Handy und sofort richtete sich Reita auf. «Was?! Wie sieht er aus?!»

«Ey nicht so laut! Das Handy liegt auf dem Tisch!», zischte es sofort zurück. Es war einen Moment still, dann hörte Reita wie sein Kumpel eine Bestellung aufgab.

Uruha bestellte sich Boeuf Bourguignon und ein gutes Glas Wein. «Das geht ja auf dich…», grinste er zum Handy auf Lautsprecher, nachdem der Kellner wieder gegangen war. Er hatte es etwas unauffällig unter der zweiten Serviette versteckt. Jetzt sah er wieder möglichst beiläufig zum Tisch, der nur wenig von ihm entfernt stand. «Er sieht zum Niederknien aus…schwarze Haare, in einem frechen Schnitt, dunkle Augen, ein rotes Hemd und so sündhafte Lippen hab ich noch nie gesehen…», schwärmte er leise. Er konnte förmlich hören, wie Reita die Augen verdrehte auf der anderen Seite der Leitung. «Mach mich nicht fertig, er kann doch keine Konkurrenz zu mir sein.»

Uruha grinste. «Tut mir Leid, Rei-chan…aber der Kleine hat einen ausgezeichneten Geschmack. Und er ist das pure Gegenteil von dir…»

Er hörte das unzufriedene und nachdenkliche Brummen von Reita, dann war es einen Moment still. In der Zwischenzeit kam Uruhas Wein und zufrieden nippte er an dem guten Tropfen. Immerhin bekam er ein anständiges Mahl, während er für seinen besten Freund den Spion spielte. «Mach ein Foto!», verlangte Reita urplötzlich und Uruha verschluckte sich beinahe an dem gegärten Traubensaft. «Was?! Ich kann unmöglich unauffällig ein Foto machen! Willst du, dass wir auffliegen?», knurrte er zurück. «Sei kreativ, du bist immerhin Grafiker, da sollte dir sowas doch liegen!», kam die prompte Widerrede. «Dafür zahl ich dir auch einen Nachtisch.» Uruha grummelte. Süsses war seine Schwachstelle. Das wusste Reita natürlich und nutzte es gleich mächtig aus. «Und noch ein Glas von diesem guten Wein!», verhandelte Uruha aber zunächst und erst, als eine Zustimmung kam, ordnete er vor sich die Gläser neu. Dann nahm er das Handy, ging in den Kameramodus und versuchte, zwischen den Gläsern und den Gewürzstreuern ein Foto von dem Paar zwei Tische weiter zu machen. Naja, vor allem von Rukis Date…Ruki selbst sass mit dem Rücken zu Uruha. Er drückte ein paar Mal ab, bis er ein einigermassen scharfes Bild hinbekommen hatte und schickte es Reita.
 

Draussen im Auto vor dem Restaurant studierte Reita das Bild, das zwar nicht sehr scharf aber immerhin erkennbar einen Mann zeigte, wie Uruha ihn beschrieben hatte. Und er musste leider zugeben, er sah tatsächlich gut aus. Nicht so gut wie er selbst natürlich und definitiv nicht besser als Ruki…aber dennoch gut. Und scheinbar war es auch nicht irgendein Langweiler aus der Finanzabteilung oder so. Er arbeitete auch nicht in der Firma, tatsächlich hatte Reita ihn noch nie gesehen. Das musste aber noch nichts heissen. «Vielleicht ist es bloss ein Freund, so wie du und ich.», meinte er, da das Gespräch immer noch lief. Uruha antwortete nichts, stattdessen kam ein weiteres Foto, auf dem zu sehen war, wie der Fremde gerade die Hand von Ruki nonchalant küsste. In Reita kochte heisse Wut auf. «Scheisse!» Er hatte fest gehofft, dass Ruki nur eine Notlüge vorgebracht hatte.

«Was machen sie jetzt?», fragte er und trommelte wieder auf dem Steuerrad herum. Das durfte nicht wahr sein. Er konnte sich kaum zurückhalten, nicht selbst in den Laden zu gehen.

Auf der anderen Seite war ein Schlürfen zu hören und ein leises Seufzen. «Hmm…sie bestellen beim Kellner ihr Essen. Was sollen sie auch sonst machen? Sie fallen sicher nicht vor allen Leuten über sich her. Wobei sie das wahrscheinlich nach dem Essen machen werden…» Uruha kreiste den Wein in seinem Glas und stellte sich vor, wie der Schwarzhaarige ohne Hemd aussehen würde. Von seinem Gerät war ein wütendes Knurren zu hören. «Was denn? Dachtest du, er lebe im Zölibat, nur weil er dich nicht ranlässt? Reita, ich hab dir schon mal gesagt, du musst aufhören dich als Zentrum der Welt zu sehen. Er will halt nun mal nicht mit dir ins Bett. Es muss auch solche Leute geben. Und wenn er diese Sahneschnitte haben kann, dann wundert mich das auch nicht.», fügte er etwas leiser hinzu und leckte sich die Lippen.

«Ey, hör auf ihn so anzusabbern. Der will ja offensichtlich auch lieber Matsumoto vögeln als dich.»

«He, das ist ja wohl nicht das Gleiche! Mich kennt er schliesslich ja nicht…noch nicht…»

«Mach keinen Scheiss.», ermahnte ihn Reita.

«Aha, was zum Beispiel? Ihn zu stalken, so wie du es mit deinem armen Arbeitskollegen machst?» Uruha schüttelte leicht den Kopf, auch wenn Reita das nicht sehen konnte. «Erst schnappst du ihm seinen Job weg, dann belästigst du ihn sexuell, so dass er sogar Gewalt anwenden muss und jetzt hast du auch noch deinen besten Kumpel auf ihn angesetzt, ihn auszuspionieren.», endete Uruha fast schon entrüstet. «Warum habe ich mich eigentlich dazu überreden lassen?»

«Weil du ein Foody bist, dem sein Geld aber zu schade ist für französische Küche. Und ausserdem weil du mein bester Kumpel bist und ich dich nett darum gebeten habe.», sülzte Reita grinsend.

Uruha seufzte. «Deine Ideen haben uns früher schon immer Ärger eingebracht…», murmelte er nur, verstummte jedoch gleich, als sein Essen kam. Es sah nicht nur lecker aus, sondern schmeckte auch so, wie er nach dem Probieren schnell feststellte. Versöhnlicher gestimmt sah er wieder zum Tisch hinüber und fast zeitgleich fragte Reita auch schon wieder, was die zwei Männer gerade machten.

«Sie…teilen sich Schnecken?» Uruha runzelte die Stirn und versuchte zu erkennen, ob er da wirklich richtig lag. «Sie scheinen jedenfalls Spass zu haben…Ruki bringt dem Schönling gerade bei, wie man sie aus ihrer Schale pult.» Wenn er richtig hörte, konnte er das Zähneknirschen von Reita durchs Telefon wahrnehmen. Der Blonde grinste leicht in sich hinein. Das Lächeln des Fremden war das Wärmste, das er je gesehen hatte.
 

«Wieso sind die Dinger denn auch so glitschig?», motzte Aoi aufgebracht, während er mit diesem Gerät, das die Schnecke halten sollte, hantierte, in der anderen Hand die zweizinkige Gabel, die extra dafür gedacht war, das Fleisch herauszuziehen. Ruki amüsierte sich köstlich und demonstrierte schon beinahe elegant wie es gemacht wurde.

«Stell dich mal nicht so an, du solltest eine bessere Falle machen als mein Date…ich gehe schliesslich nur mit kultivierten Leuten aus.», feixte Ruki und verschlang ein nächstes Meertierchen.

«Was hast du uns als Hauptgang bestellt?», fragte Aoi skeptisch und pulte erfolgreich ein Stück aus dem Gehäuse. Das breite Grinsen von Ruki gefiel ihm gar nicht. «Froschschenkel!», war auch die prompte Antwort.

«Mann ey…mit dir geh ich nie wieder in ein westliches Restaurant. Kein Wunder hattest du schon lange kein echtes Date mehr.»

«He! Das war ja wohl unter der Gürtellinie.», meinte Ruki sofort angepisst. «Ich hab viel um die Ohren, wie du weisst!»

Aoi erwiderte nichts, sondern schob die leeren Schalen von sich und seufzte, als der Ober kurz darauf die Hauptspeise brachte.
 

Zwei Desserts und viel Wein später erhob sich Aoi. «Hälts du es kurz ohne mich aus? Ich muss mal auf die Toilette.» Auf das Nicken von Ruki hin lief er in den hinteren Teil des Restaurants.

Ruki nippte abwesend an seinem Wein und liess seinen Blick über die Einrichtung schweifen. Wenn es schon nichts gebracht hatte in Bezug auf sein Problem bei der Arbeit, so hatte er immerhin ein köstliches Essen genossen. Und auch wenn Aoi kein echtes Date war, war seine Gesellschaft immerhin angenehm.

Unvermittelt schwang sich jemand auf den Stuhl gegenüber von ihm und Ruki hätte fast den guten Wein auf die weisse Tischdecke gespuckt. Reita sass da, in seiner üblichen Aufmache und starrte ihn nachdenklich an.

«Was zum…?!», fragte Ruki verdattert. Wo kam der denn jetzt her? Im Restaurant hatte er definitiv nicht gesessen. Und Ruki hatte sich zwar gedacht, dass er ihn vielleicht beobachtete, aber nicht, dass er das Essen abwartete und sich dann auch noch frech an den Tisch setzte. Noch bevor er etwas weiteres sagen konnte, ergriff Reita aber das Wort.

«Ich hoffe, er hat dir gesagt, dass du heute Abend umwerfend aussiehst.», meinte er und das ohne das übliche dreckige Grinsen, sondern überraschend ernst.

Ruki blieb sprachlos. Was passierte hier gerade? Fassungslos sah er zu, wie Reita den letzten Schluck von Aois Wein trank. «Guter Tropfen. Ich hätte gerne mit dir das Essen probiert, in diesem Restaurant das ich dir selbst vorgeschlagen habe…», meinte er und Ruki dachte, einen Anflug von Ärger oder gar verletztem Stolz herauszuhören. Gerade sammelte er sich, um etwas zu erwidern, als Reita sich schon wieder schwungvoll erhob, neben ihm aber nochmals kurz stoppte. «Der Vorhang ist noch lange nicht gefallen…», meinte er nur leise und verschwand.
 

Völlig verdattert löste sich Ruki erst wieder aus seiner Starre, als Aoi an den Tisch zurückkam. «Sag mal, hast du die Rechnung jetzt doch bezahlt?», fragte der Schwarzhaarige ihn.

«Äh was?» Verwirrt sah Ruki hoch.

«Na, die Rechnung. Ich wollte sie nach der Toilette beim Kellner bestellen, aber er hat gesagt, die Rechnung wäre bereits bezahlt worden.»

Ruki runzelte die Stirn. Es konnte doch nicht…? «Reita war hier.», platzte er heraus.

«Wie jetzt? Als ich weg war? Ich dachte, du hast ihn nirgends gesehen?», zweifelte Aoi. «Hab ich ja auch nicht…aber er hat sich plötzlich auf deinen Stuhl gesetzt und etwas davon geschwafelt, dass ich gut aussehe und er mit mir hätte essen wollen…ah ja und dann hat er noch sowas gesagt wie ‘der Vorhang ist noch nicht gefallen’» Ruki trank seinen Wein aus. Er verstand das nicht.

Aoi blickte auf sein eigenes Glas und sah, dass es ausgetrunken war. «Soso…na sieh mal einer an. Ganz schön gewieft. Er hat die Rechnung bezahlt, damit dein Date diese Geste nicht übernehmen kann. Und gleichzeitig hat er mir den Kampf angesagt. Na, den kann er haben!»

«Du bist doch gar nicht mit mir zusammen.», erinnerte Ruki ihn.

Aoi blickte ihn an. «Ach ja…hab ich kurz vergessen. Aber hat der uns wirklich von draussen beobachtet…?» Aoi sah sich um und entdeckte gerade noch, wie ein blonder Mann einen Tisch verliess, der für zwei gedeckt war, dessen zweites Geschirr aber unbenutzt dalag. Ob das der Spion war? Wer ging schon alleine in so ein teures Restaurant. Aoi grinste leicht, widerstand aber dem Drang, dem Mann zu folgen. Er hatte noch eine Rolle zu spielen.

«Tja, da gibt es nur eins.», meinte Aoi und hielt Ruki die Hand hin, um ihm zum Aufstehen zu bewegen. Dieser ergriff sie, liess sie aber gleich wieder los, als er stand. «Was wäre das?»

«Naja, augenscheinlich meint er es ernster mit dir, als wir bisher dachten. Wenn du die Scharade also aufrechterhalten willst, wirst du einen Schritt weiter gehen müssen mit mir.», erklärte Aoi, während sie das Restaurant verliessen. Draussen nieselte es leicht.

«Und woran hast du da gedacht?», fragte Ruki. Er hatte Mühe zu folgen, da sein Hirn immer noch versuchte zu verarbeiten, was Reita soeben so Untypisches von sich gegeben hatte.

Aoi zog Ruki etwas näher, damit er nicht nass wurde, während sie noch unter dem Vordach standen. Auf der anderen Seite der Strasse stieg der blonde Mann aus dem Restaurant gerade auf den Beifahrersitz eines Autos. Aoi zählte einfach eins und eins zusammen…und beugte sich hinunter, um einen Kuss auf Rukis Lippen zu drücken.

A Kiss later

«Denkst du, er folgt uns noch?», fragte Ruki etwas ausser Atem, da sie auf die Bahn gerannt waren. Aoi neben ihm stützte seine Hand in die Hüfte. «Ne, die sind mit dem Auto da.»

«Die? Auto? Was weisst du, was ich nicht weiss?», fragte Ruki und richtete sich auf. Die Bahn war angefahren und düste aus Shibuya hinaus.

Aoi atmete durch. «Haa…naja, ich hab nen blonden Mann gesehen, der in der Nähe von uns alleine gegessen hat und gegangen ist, als wir gingen und in einen Wagen stieg auf der anderen Strassenseite. Beifahrer. Ich nehme an, dein guter Freund war auf dem Fahrersitz.»

«Ist das der Grund warum du mich einfach so überfallen hast und geküsst hast?!», schnauzte Ruki.

«Ja, na klar, dachtest du ich hab mich urplötzlich in dich verknallt?», gab Aoi verärgert zurück. «Hab ja gesagt, wir müssen einen Schritt weitergehen. Lass uns nur hoffen, er hat den Kuss auch wirklich gesehen.»

Ruki wischte sich über den Mund. Aoi zu küssen hatte sich so seltsam angefühlt wie kaum etwas zuvor. Hoffentlich war es das wert gewesen.
 

Reita schmiss die Tür hinter sich zu, schlüpfte aus den Schuhen und warf sich auf den Boden. Vielleicht konnten ihn hundert Liegestütze abregen. 1, 2, 3, 4… Während er seinen Körper auf und ab pumpte ging ihm die Szene im Nieselregen durch den Kopf. Ruki und der Typ im Licht, das durch die Restaurantscheiben drang. Ein Lächeln und dann der Kuss. 22, 23, 24… Verdammte Scheisse. Keine Möglichkeit sich jetzt noch einzureden, dass es bloss Kumpel waren. Kumpel küssten sich definitiv nicht auf den Mund. Der einzige winzige Trost war, dass selbst Uruha nicht happy ausgesehen hatte über diesen privaten Moment, den sie aus dem Auto beobachtet hatten. Danach hatte der Schwarzhaarige den Kleinen einfach zur Bahnstation mitgezogen und sie waren in der Nacht verschwunden. Reita hatte auf sein Steuerrad geschlagen und gezischt. Uruha hatte einen Flunsch gezogen. «Wenn du wirklich gegen den antreten willst, musst du dich aber anstrengen!», meinte er pessimistisch. «Willst du nicht lieber aufgeben?» 35,36,37…Niemals. Er gab niemals auf. Es war bloss ein Kuss. Und ein Essen. So weit würde er auch kommen. Das war das nächste Ziel. Ein Essen oder ein Kuss. Noch besser wäre beides. Aber er sollte klein stapeln. Ruki war eine Herausforderung ja, aber das würde er schon hinbekommen. Er war immerhin Reita. 46,47,48…
 


 

Am nächsten Morgen im Fahrstuhl versuchte Reita, sein Bein zu dehen, während er zwei Kaffeebecher balancierte. Er hatte nach der Trainingssituation gestern vergessen auszudehnen. Deshalb hatte er jetzt auch Muskelkater, da er nach den hundert Liegestützen noch je hundert Kniebeugen, Rumpfbeugen und Hantelübungen gemacht hatte, bis er sich endlich einen nächsten Schritt überlegt hatte. Der fing eigentlich ganz simpel an.

Das Pingen des Lifts ertönte und Reita stieg aus. «Ist Matsumoto schon da?», fragte er die Sekretärin, die beleidigt das Gesicht verzog. «Auch ihnen einen guten Morgen!», erwiderte sie schnippisch. «Ja, Matsumoto-san ist soeben angekommen und in sein Büro gegangen.»

Reita nickte nur als Dank und ignorierte ihren bösen Blick, als er in den Gang zu Rukis Büro einbog. Die Tür war nur angelehnt, weshalb Reita sie gleich schon aufstossen wollte, sich aber im letzten Moment ermahnte und brav klopfte. «Herein?», fragte Ruki und hatte sich nicht mal umgedreht, als Reita die Tür aufschob. Anscheinend rechnete er nicht mit ihm, wenn er so ohne Defensive reagierte. Wahrscheinlich hatte ihn das Klopfen an einen seiner Untergebenen denken lassen. «Ja?», fragte Ruki und drehte sich um. Aus seinem Stirnrunzeln, da er wohl gerade am Nachdenken war, wurden noch tiefere Furchen, als seine Augenbrauen in die Höhe schossen und instinktiv schien er nach etwas greifen zu wollen. Reita hob abwehrend die freie Hand. «Ich komme in Frieden.»

«Frieden? Kaum, du willst nur etwas, wofür du nett sein musst.», meinte Ruki, entspannte sich aber etwas, als er sah, dass Reita sowieso die Hände voll hatte.

«Nein, ich dachte, ich gebe dir was…»

«Wenn du von deinem ach so beeindruckenden Schwanz sprichst, nein, danke!»

Reita musste einfach lachen. «Ne, eigentlich spreche ich nur vom Kaffee hier.» Er reichte Ruki einen Becher. «Latte Macchiato, extra Milch, extra Schaum, extra Caramelsirup.» Obwohl der andere ungläubig guckte, nahm er zögerlich den Becher. «Woher weisst du das denn?»

«Na, deine Assistentin. So schwer war das auch nicht.» Reita grinste und nahm einen Schluck aus seinem eigenen Becher.

«Mhm, und was ist noch drin? Spucke? Abführmittel?»

Reita brummte, nahm ihm den Becher nochmal aus der Hand, trank einen Schluck und verzog das Gesicht. «Nichts, ausser einer Tonne Zucker.» Er schüttelte sich leicht, bevor er den Becher wieder zurückgab, nachdem er bewiesen hatte, dass es nicht vergiftet war.

Immer noch skeptisch nahm Ruki einen kleinen Schluck. Schmeckte wie es sollte. «Okay, was willst du?», fragte er, gerade milde genug gestimmt, dass er sich die Bitte anhören würde.

«Oh naja…» Reita grinste breit und ermahnte sich selbst. «…nichts eigentlich.»

«Ja, und ich bin der Kaiser von China. Raus damit.»

«Nichts, wollte nur mal fragen, wies so läuft.» Reita setzte sich auf die Schreibtischkante und nippte an seinem eigenen Kaffee. Ruki legte den Kopf schief und durchbohrte ihn förmlich mit seinem Blick. «Wie es so läuft? Du spionierst mir doch nach und weisst genau, wie und was läuft…oh…aber nicht, ob ich alleine geschlafen habe, stimmts?» Ruki feixte. «Du willst wissen, ob ich Sex hatte, ja?»

«Nee», stritt Reita sofort ab. «Wenn du Sex gehabt hättest, sähst du ja wohl durchgefickter aus…ausser natürlich der Sex war nicht gut und der Typ macht nur Blümchensex in Missionarsstellung?»

Ruki schnaubte abwertend. «Du hast doch Augen im Kopf. Glaubst du wirklich, ein Typ wie er hat es im Bett nicht drauf?» Zwar wusste er nicht aus eigener Erfahrung wie Aoi im Bett so war, aber nach den Geschichten, die er gehört hatte, konnte er nicht so schlecht sein. Und einfallsreich war er auf jeden Fall.

«Man darf ja noch hoffen…aber dann hat er dich wohl gestern nicht durchgenommen», kräuselte Reita die Lippen siegessicher.

Ruki starrte ihn an. Scheisse, das war nicht so gelaufen wie geplant.

«Genug des Smalltalks, ich hab zu tun, wenn du also bitte…» Ruki wedelte zur Tür hin. Er war sich zwar sicher, dass Reita nicht gehen würde, aber er sollte nicht glauben, dass Ruki ihn hier haben wollte.

Für einen Moment sah es tatsächlich nach Widerstand aus, doch dann erhob sich Reita tatsächlich. «Bis zum Meeting.», meinte er und verliess das Büro, schloss sogar fein säuberlich die Tür.

Ruki fielen fast die Augen aus dem Kopf. «Was ist denn hier los?» Wieder misstrauisch öffnete er den Deckel seines Bechers, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Ob Reita diese neue Anwandlung wirklich hatte, weil Ruki gestern mit Aoi aus war und sie sich auch noch geküsst hatten? Ruki nahm einen grösseren Schluck. Eigentlich hatte er nur seine Ruhe gewollt, aber wenn Reita sich jetzt dazu mauserte, ihm Kaffee zu bringen und solche Dinge, sagte er auch nicht nein. Ein breites und etwas gemeines Grinsen legte sich auf seine Züge. Das konnte man ja geniessen. Schlafen würde er deswegen immer noch nicht mit Reita. Zufrieden für den Moment setzte sich Ruki an seinen Schreibtisch, arbeite und trank den Kaffee.

Vielleicht hatte Aoi da wirklich eine gute Idee gehabt, in vielfacher Hinsicht. Sie sollten die Scharade also noch etwas weiter führen…

1. Schritt

Frustriert klickte sich Reita durch die Seiten, als sein Handy auf dem Tisch vibrierte. Nach einem Seitenblick tippte er auf Annehmen und Lautsprecher.

«Hey, wie siehts aus, kommst du heute Abend zum Spiel?», plärrte die Stimme von Uruha durch Reitas Büro.

Missmutig blickte Reita zum Handy. «Kommt darauf an, hast du nen heissen Tipp für mich, wie ich Ruki rumkriegen kann?»

«Machen wir das immer noch?», fragte sein Kumpel überrascht.

«Naja, ich zumindest schon. Und wenn du mir helfen willst, ich könnte gerade Hilfe gebrauchen!»

«Willst du, dass ich mich an den heissen Typ ranmache?» Man hörte das Knacken von Fingerknöcheln. Reita lachte leicht. «An den Schwarzhaarigen? Klar, wenn du ihn ausfindig machst! Je schneller der aus dem Weg ist, desto besser.»

«Ich tu mal, was ich kann…», feixte es auf der anderen Seite. «Und was machst du in der Zwischenzeit?»

«Keine Ahnung…», knirschte Reita zurück und öffnete noch eine Internetseite, auf der Tipps standen, wie man einen schwulen Mann für sich gewann.

Ein schallendes und viel zu höhnisches Lachen drang durch den Apparat. «Rei-chan ist planlos? Ich dachte du bist der grosse Aufreisser, Mr. Macker schlechthin, du kriegst doch sonst immer jeden irgendwie rum…»

«Ja, in meinen Jagdgründen, klar, aber das sind Clubs und nicht ein verdammtes Büro! Hier und naja, bei Ruki irgendwie sowieso, funktionieren meine Tricks nicht so ganz. Kann ihn ja schlecht antanzen. Hab ihm dafür nen Kaffee gebracht.», rechtfertigte sich Reita sofort.

«Aha, wooow, Kaffee, Wahnsinn, und dann hat er sicher gleich die Beine breit gemacht, ja?», frotzelte Uruha weiter.

«Halt doch die Klappe. Sag mir lieber, was man denn sonst noch so macht. Du bist doch derjenige, der immer die schnulzigsten Ideen hat, wenn er mal in einer Beziehung steckt, die länger als ne Woche hält.»

«Ja, und die dann kaputt gehen, weil ich es gerne übertreibe. Fall also lieber mal nicht mit der Tür ins Haus sondern…keine Ahnung…, wenn du schon Kaffee gekauft hast wie wärs mit Blumen oder so?»

«Ernsthaft jetzt?»

«Tja, was weiss denn ich…oder wie wärs mit etwas aus deiner Kollektion?»

Reita schürzte zweifelnd die Lippen. «Ich glaube, das würde er genauso hassen wie mein eigener Stil?», mutmasste er und nestelte an seinem Nasenband herum.

«Aha, was ist denn sein Stil? Dann kauf halt was, das ihm wirklich gefallen würde. Geschenke ziehen immer.»

«Naja, da müsste ich ja erst mal raffen, auf was der Typ steht.»

Uruha war einen Moment still, was Reita als Lächeln interpretierte. «Naja, auf den schwarzhaarigen Schönling anscheinend.»

«Danke Uruha!» Verärgert kappte Reita die Leitung. «Und das schimpft sich Kumpel!», brummte er sauer, während er einen neuen Suchbegriff in die Maschine eingab.
 

«Er hat also noch nicht aufgegeben, ja?» Zur gleichen Zeit am anderen Ende des Flurs ertönte Aoi aus dem Lautsprecher des Handys von Ruki.

«Sieht nicht so aus…», antwortete Ruki und warf einen Blick zum nun leeren Becher.

«Hm, also müssen wir noch mehr auffahren?», überlegte Aoi.

«Ich küss dich nicht nochmal!», stellte Ruki sofort fest.

«Schon gut, so panisch musst du jetzt nicht tun! Als ob ich kein guter Küsser wäre…», gab Aoi beleidigt zurück.

«Das ist es ja gar nicht…es war nur extrem komisch. Aber egal. Viel wichtiger ist die Frage, was passiert als Nächstes.»

«Von unserer Seite oder von seiner? Keine Ahnung mit was der Typ als nächstes kommt. Kekse? Die passen zum Kaffee…»

Ruki verdrehte die Augen. «Aoi, sammel mal deine Hirnzellen ein und dann überleg mal richtig bitte. Sonst bist du mir keine Hilfe.»

«Warum denn ich? Du kennst ihn immerhin besser als ich, denn ich kenn ihn gar nicht.», schmollte es von der anderen Seite her.

«Hm, ich auch nicht. Ich weiss nur, dass er einen miserablen Geschmack hat, sexsüchtig und…ziemlich kräftig ist.»

«So mies kann sein Geschmack ja nicht sein, wenn er auf dich steht.»

«Touché…aber ich glaub nicht, dass er grossartig auf mich steht. Ich bin nur jemand, hinter den er noch kein Häkchen hat setzen können. Sobald das getan ist, zieht er weiter.»

«Dann gibt er sich aber ganz schön Mühe für ne schnelle Runde, wenn man bedenkt, wie teuer dieses Schneckenrestaurant gewesen ist.»

«Ey, verteidigst du ihn jetzt?», schnappte Ruki. Er hatte selbst heute noch nichts gegessen, fiel ihm gerade auf.

«Ich mein ja nur. Aber warum schläfst du dann nicht mit ihm? Einmal, dann hast du Ruhe vor ihm. Und nach der Erfahrung die er haben sollte, müsste der Sex ja recht gut sein.»

Ruki schnaubte entsetzt. «Sag mal, bei dir piepts wohl? Schlaf du doch mit ihm, wenn du ein Kreuzchen auf seiner Bingo-karte sein willst. Ich hab zufälligerweise noch etwas Selbstliebe.»

«Don’t mind if I do…wobei nach deiner Beschreibung ist das ja eher nicht so mein Typ…», murmelte Aoi.

«Du kannst nicht mit ihm schlafen! Du bist mein Alibifreund!», zischte Ruki sofort. Manchmal war Aoi aber auch zu dämlich.

«Dreier?», fragte Aoi grinsend, worauf Ruki ihn fast aus der Leitung geworfen hätte.

«Jetzt reiss dich mal zusammen, ja! Wir müssen gewappnet sein, wenn er mit dem nächsten, was weiss ich, in meinem Büro auftaucht!»

«Okay, was könnte also das Nächste sein? Ein Geschenk, diesmal was Richtiges? Die Frage ist nur was. Blumen? Schmuck? Ein Auto?»

Ruki pustete angestrengt Luft aus seinen aufgeblasenen Backen. Er hatte sich auch schon überlegt, dass Reita ihm vielleicht versuchte was zu schenken. Das war der eigentliche Grund, warum er Aoi angerufen hatte. Denn für einen Konterplan musste dieser an Bord sein.
 

Am darauffolgenden Tag schlich sich Reita an der Rezeption vorbei, damit ihn die zuständige Dame nicht entdeckte. Er wartete ab, bis sie ihre übliche Toiletten-Zigaretten-Kaffee-Pause machte und schlüpfte dann rasch in den Gang. Er wollte auf keinen Fall, dass sie entdeckte, was er in der Hand hielt. Dafür hatte er sich extra beraten lassen und er wollte nicht das Risiko eingehen, das es von ihr falsch verstanden wurde. Und überhaupt, es war ja nicht für sie gedacht. Reita huschte den Gang entlang, als ob er beinah ein Verbrecher wäre, bis er an Rukis Tür ankam. Schon wieder war sie nur angelehnt und er konnte Rukis schlanken Rücken sehen, wie er geschäftig im Büro auf und ab ging. Vorsichtig nahm er den Strauss purpurner Schwertlilien hinter seinem eigenen Rücken hervor und trat ein, sein Blick auf Ruki fixiert, wartend, dass sich derjenige umdrehte. Allerdings kam er sich reichlich bescheuert vor und fragte sich gerade, ob das eine dumme Idee war. Die Blösse die er sich damit gab, die falsche Romantik, seine Unerfahrenheit in solchen Gesten…Bevor er sich das Ganze anders überlegen und eine Flucht antreten konnte, drehte sich Ruki um. Er hatte heute die Haare anders gestylt, was ihm sehr gut stand und Reita entdeckte sogar zwei rote freche Strähnen. Einen Moment herrschte verblüffte Stille, während Ruki seinen Gegenüber und die Blumen betrachtete. Reita sagte nichts, da ihm tatsächlich gerade zu unwohl zumute war und er keine Erklärung parat hatte. Dann glaubte er aber, ein kleines Lächeln auf den Lippen des anderen zu entdecken. «Sind die für mich?», kam die Stimme jedoch dennoch nicht gerade überschwänglich. «Eh…ja…» Reita wusste nicht, wohin mit sich und verfluchte gerade Uruha innerlich. «Danke…», murmelte Ruki und nahm ihm die Blumen ab. «Ich habe zum Glück eine zweite Vase…», meinte er und lief zu seinem Sideboard vor der Wand auf welcher - kaum zu übersehen, obwohl Reita sie trotzdem erst jetzt entdeckte – eine Vase mit einem Strauss roter Rosen stand, der mindestens doppelt so gross war, wie Reitas Lilien. Während Ruki sorglos eine zweite Vase herausholte, erbleichte Reita. «Das ähm…» Er fühlte sich blossgestellt. Ruki drehte sich um. «Hm? Die? Ach, du weisst ja schon, von wem die sind.», antwortete er nur lächelnd und verfolgte, wie Reita nickte und das Büro verliess.

2. Schritt

«Was hat dir denn der arme Boxsack getan?», fragte Uruha grinsend und näherte sich in grossem Bogen, nicht dass Reita ihn in seiner offensichtlichen Wut noch traf. Der gab erst mal keine Antwort, sondern dreschte lieber noch weiter auf das inanimierte Objekt ein.

Uruha setzte sich geduldig auf die nahe Bank und schlug seine Beine übereinander. Er kannte dieses Verhalten von seinem langjährigen Freund und wusste deshalb, dass er einfach warten musste und der andere schon damit herausrücken würde, was ihm nun schon wieder für eine Laus über die Leber gelaufen war. Sonst hätte er ihm nämlich nicht auf seine SMS geantwortet wo er war. Er wollte also reden, einfach in seinem eigenen Tempo.

Tatsächlich brummte Reita nach einigen weiteren Schlägen und griff nach der Wasserflasche, die neben Uruha stand. Nach einem grossen Schluck und einem eisigen Blick, von welchem Uruha aber wusste, dass er nicht ihm galt, öffnete er den Mund. «Mir geht’s gut.»

«Ja, seh ich doch.», grinste Uruha und wartete einfach weiter ab. Als aber Reita wieder zu einem Schlag ausholte, fragte er doch mal: «Hast du ihm was geschenkt?»

Reita stoppte mitten im Ausholen und Uruha wusste, er hatte einen Nerv getroffen.

Verärgerte senkte Reita den Arm. «Ja. War ‘ne Scheiss-Idee.»

«Okay…», meinte Uruha gedehnt. «Was hast du ihm denn geschenkt?»

«Blumen.» Reita starrte seine Turnschuhe an.

Uruha lächelte leicht. Er konnte sich nicht entsinnen, dass Reita je jemandem Blumen geschenkt hatte. «Okay, und ist er auf Blumen allergisch oder was?»

«Nein.» Reita drangsalierte wieder den Boxsack.

«Haben sie ihm nicht gefallen?», fragte Uruha über die Geräusche der Handschuhe auf dem Sack hinweg. Erst kam keine Antwort. Reita schien überlegen zu müssen.

«Keine Ahnung…er hat sie in eine Vase gestellt.»

«Das ist doch gut, was ist denn das Problem? Hat er sich lustig gemacht?»

«Ne…» Reita fummelte an der Schnürung seiner Handschuhe herum.

«Also was war es dann?», hakte Uruha nach.

Sein Kumpel atmete erstmal durch, bevor er ihm endlich eine Erklärung lieferte. «Da war schon ein riesiger roter Strauss roter Rosen von diesem anderen Kerl.»

Uruhas Verwunderung ging in einer Reihe von Schlägen auf den Boxsack unter. Etwas mitleidig blickte er zu seinem langjährigen Freund. Er kannte ihn gut genug, um zu merken, dass er sich verarscht vorkam. Und er selbst hatte es ihm auch noch vorgeschlagen. Gut, er hatte nicht gedacht, dass Reita es tatsächlich umsetzen würde – sein Stolz verbot ihm doch so etwas. Aber anscheinend war er tatsächlich über seinen Schatten gesprungen, nur um dann, jedenfalls aus der Sicht von Reita, blamiert zu werden.

Uruha wartete eine Schlagpause ab. «Was hast du für Blumen gewählt?»

«Hm eh…» Reita kratzte sich am Kopf. «Schwertlilien.»

Uruhas Augenbrauen wanderten in die Höhe. «Schwertlilien? Bist du selbst auf die Idee gekommen oder wurdest du beraten?»

«Ich hab mich beraten lassen, wieso?»

«Ach…nur so…Blumensprache und so…», murmelte Uruha. «Wie auch immer. Und jetzt lässt du dich schon unterkriegen wegen ein paar Rosen?»

Reita durchbohrte ihn mit seinem Blick. «Was denn? Soll ich ihm etwa etwas anderes schenken, nur damit er mich damit auch blossstellen kann?»

«Die einzige Alternative ist aufgeben oder?», feixte Uruha, wohlwissend, dass Reita das nicht auf sich sitzen lassen würde.

«Pah. Weisst du, das Ganze ist doch anstrengend.»

«Das hört sich aber nicht nach dem Jäger an, den ich kenne.»

Reita zog wütend mit seinen Zähnen die Schnürung seines Handschuhs auf und streifte sie ab, warf sie in die Tasche zu Füssen Uruhas. «Leck mich doch. Vielleicht steht er einfach auf Tunten und nicht auf echte Männer.»

Uruha schnappte nach Luft. «Alter!», widersprach er nur. «Willst du jetzt etwa mich als Tunte bezeichnen oder den schwarzhaarigen Schönling? Ich versteh ja, dass dein Ego geknickt ist, aber du bist es halt einfach nicht mehr gewohnt für jemanden was zu machen, weil dir immer alle in den Schoss gesprungen sind.» Er verschränkte die Arme und blitzte ihn erbost an.

Reita trank ein paar grosse Schlucke aus der Flasche, sah aber schon schuldig drein. «Hast du denn noch so einen tollen Vorschlag, der mich wieder dumm dastehen lässt?»

«Pff, ne, wenn du mir jetzt die Schuld daran zuschieben willst, dann lass dir selbst was einfallen. Umgarn ihn einfach. Behandle ihn mit Respekt. So wie du auch behandelt werden willst. Vielleicht lässt er sich dann zu einem Date überreden.»

Reita blickte drein, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte, sagte aber nichts weiter, sondern nahm seine Sachen zusammen. «Burger und Bier?»

Uruha nickte nur und stand auf. «John’s?»

«Yep.»
 

Ruki klopfte mit seinem Stift unruhig auf seinen Schreibtisch herum und starrte schon seit hundert Sekunden bewegungslos auf die Papiere vor sich, ohne wahrzunehmen was dastand. Er war zu in Gedanken versunken, als dass er seinen Blick wieder hätte fokussieren können. Schliesslich hob er langsam den Blick zu den zwei Sträussen. Rosen und…die von Reita. Was waren das für Blumen? Noch bevor er der Sache nachgehen konnte, klopfte es sanft an seiner Tür. Verwundert runzelte Ruki die Stirn. «Herein?»

Fast ebenso vorsichtig wurde die Tür geöffnet und Reita kam herein. «Du hast doch sicher ne Sekunde Zeit für deinen liebsten Arbeitskollegen?», fragte dieser grinsend und Ruki war gerade dabei die Augen zu verdrehen, als er die Blumen aus dem Augenwinkel entdeckte und innehielt. «Du kriegst eine Sekunde.», meinte er gnädig.

«Na gut, mehr brauch ich nicht.» Er zog einen Umschlag aus der Tasche und warf ihn elegant auf den Schreibtisch vor Ruki aus zwei Meter Entfernung. Abermals wanderten seine Augenbrauen in die Höhe und er zog aus dem nicht verschlossenen Umschlag eine Einladung aus teurem Papier mit vergoldeten Lettern. Ruki wusste auf der Stelle was das war, denn er hatte versucht, genau so eine zu bekommen. «Wo hast du die her?! Die sind schon seit Monaten weg und die Show ist schon morgen!», keuchte Ruki und befingerte das Papier, während er sah, dass sein höchsteigener Name darauf stand.

«Du hältst mich vielleicht für einen zweitklassigen Designer, aber ich hab meine Verbindungen…da kommt man schon mal an einen Platz in einer ausverkauften Modeshow…», grinste Reita und stopfte seine Hände in die Taschen seiner schwarzen Jeans.

Immer noch etwas ungläubig starrte Ruki das Eintrittsticket an, doch dann blickte er in einem Anflug von Misstrauen auf. «Was springt für dich dabei raus? Ich schlafe deswegen immer noch nicht mit dir.»

Reita stöhnte genervt auf. «He, hab ich mir nicht wenigstens ein wenig mehr Vertrauen verdient als das? Es ist ein Geschenk, keine Bestechung oder Bezahlung.»

Ruki musterte ihn, doch sein Blick milderte sich. «Muss ich mit dir hingehen?»

Jetzt lachte Reita auf. «Nein, ist nicht so mein Stil, also viel Spass. Nur eines…» Er kam etwas näher. «Das nächste Mal, wenn ich hierherkomme, wäre es nett, wenn du wenigstens mal freundlich ‘Hallo’ sagen könntest…» Schmunzelnd wandte er sich ab und schloss die Tür hinter sich.

Ruki starrte auf die Tür und dann wieder auf das Ticket. Ja, vielleicht hatte Reita sich das verdient.

3. Schritt

«Und wieviel hast du dafür hingeblättert?», fragte Uruha und spülte seine Peperoni-Pizza mit einem Schluck Bier hinunter.

«Ne Menge…aber vor allem hab ich einen…oder vielleicht auch mehrere Gefallen eingefordert.», antwortete Reita und öffnete seine zweite Bierflasche. Der Metallverschluss flog auf den Teppich, von dem er ihn wieder wegklaubte, bevor er ebenfalls einen grossen Schluck nahm. Uruha rutschte neben ihn auf dem Sofa in eine bequemere Position. «Und das hat sich wenigstens bezahlt gemacht?»

Nun grinste Reita breit. «Ja, sieht zumindest fürs Erste so aus.» Er klappte ein Pizzastück zusammen, um es einfacher zu essen. «Und hat sich bei dir was ergeben? Du hattest ein ziemlich grosses Maul in Bezug auf diesen ‘Freund’» Er spuckte das letzte Wort aus, so dass ein Stück Pilz fast mitflog.

«Ach, sprichst du von Aoi?», fragte Uruha völlig selbstgefällig. Reita fielen fast die Augen aus dem Kopf. «Du kennst seinen Namen?»

«Verdammt richtig.»

«Und wie-«

«Ich sag dir wie ich das herausgefunden habe! Als du gesagt hast, ich wäre doch kreativ fiel mir was ein. Nicht in Bezug auf die Geschenke für deinen Schwarm, aber in Bezug auf…meinen.» Uruha nahm einen neuen, grossen Biss und kaute selbstzufrieden, während er Reita die Ungeduld ansah. Erst als er runtergeschluckt hatte, fuhr er fort: «Ich dachte, wenn das wirklich ein Date war, dann hat dieser Freund die Reservation im Restaurant gemacht und seinen Namen hinterlassen. Und nach etwas…kreativer Arbeit…» Uruha räusperte sich, was darauf hindeutete, dass er seinen Charme spielen lassen hatte, um nicht ganz legal an die Informationen zu kommen, «…hatte ich, was ich wissen wollte.», beendete er den Satz und befeuchtete seinen Lippen mit Bier.

Reita nickte beeindruckt. «Nicht schlecht!» Er prostete ihm zu. «Und was machst du jetzt?»

«Tja, ich bin noch bei den Recherchen, aber ich weiss bereits, dass er Fotograf ist. Und gar nicht mal ein schlechter. Er ist sogar ziemlich erfolgreich, so wie ich das von seiner Website beurteilen kann…ich schick dir sonst die Infos morgen.»

Reita nickte abermals. «An dir ist ja ein Detektiv verloren gegangen.», feixte er und schob sich den Pizzarand in den Rachen.

«Ich denke ja, an mir ist ein Genie verloren gegangen…», grinste Uruha zurück und nahm sich das nächste Stück seiner Pizza. «Und was ist der nächste Schritt deines Planes?»
 


 

Es klopfte an Rukis Tür und diesmal war er sich fast sicher, wer dahinter stand. «Herein.», meinte er und wandte sich von seinem Laptop an. Tatsächlich kam Reita herein und Ruki verschränkte seine Finger. «Hallo Reita.», meinte er und es gelang ihm, dass es tatsächlich freundlich klang. Reita legte theatralisch seine Hand auf sein Herz. «Wundervoll.», murmelte er schmunzelnd und kam noch etwas näher. «Ich bin sicher, du bist beschäftigt, aber die Vordrucke liegen im Konferenzraum auf und bevor die neue Ausgabe morgen endgültig in den Druck geht, wollte ich fragen, ob du noch einen Blick darauf werfen willst.»

Ruki nickte sofort und stand auf. «Natürlich.» Das war schliesslich Teil seines Jobs. Ausserdem war er auch neugierig, wie das Ganze jetzt aussah unter Reitas Regie.

Sie liefen zusammen den Gang hinunter, Reita hinter Ruki, um ihn wie immer studieren zu können. Kurz vor der Tür drehte Ruki seinen Kopf nach hinten, gerade früh genug für Reita um seinen Blick wieder zu heben. «Hör auf, auf meinen Arsch zu starren.», meinte Ruki und stiess die Glastür auf. Ertappt grinste Reita, während er hinter ihm eintrat und die Tür schloss. «Schade…», murmelte er. Ruki tat so, als ob er es nicht gehört hätte, doch musste innerlich grinsen. Ja, tatsächlich war ihm bewusst, dass sein Hinterteil ziemlich ansehnlich war.

Die einzelnen Seiten lagen über den grossen Tisch ausgebreitet und Ruki trat heran, zückte einen Rotstift aus seinem schwarzen, kurzen Jackett, das er heute trug und beugte sich vor. «Hier treffen die Linien nicht aufeinander, da wurde beim Layouten mal wieder gepfuscht…», murmelte er und markierte die Stellen, bevor er weiter den Tisch entlangwanderte. «Die Satzung ist verrutscht…dieses Bild muss grösser gemacht werden…der Titel sollte gekürzt werden…die Schriftart ändert sich…», kommentierte er weiter wie und wieso die Seiten des Modeteils fehlerhaft waren. Reita folgte ihm in einem kleinen Abstand und merkte, dass seine Bewunderung für den anderen bei jeder Seite stieg. Rukis Augen waren scharf, erfahren und schlichtweg talentiert. Er selbst hätte es in den Druck gegeben wie es hier lag und war sehr froh, dass er Ruki geholt hatte, um es sich anzusehen. Zum Schluss waren nämlich die meisten Seiten mit roten Markierungen versehen. Schliesslich richtete Ruki sich auf und liess seinen Blick noch einmal über alles schweifen, um ein Gesamtbild von Reitas Ausführung zu bekommen. Er gab es nicht gerne zu, aber das Thema und die Hand von Reita gab zweifellos einen frischen Wind in ihr Magazin. Das Überthema Knochen war in einer Weise ausgeführt, auf die Ruki nie gekommen wäre. Nicht nur gab es einen Teil über von Tierknochen inspirierte Korsetts, sondern auch einen Artikel über menschliche Wangen- und Hüftknochen, welche durch die richtige Kleidung vorteilhaft hervorgehoben werden konnte, um nur die interessantesten Beiträge zu nennen. Das sprach alles davon, dass Reita unter all seiner Sexsucht eine echte Admiration für den menschlichen Körper, dessen Attraktivität er genau studiert zu haben schien, hegte. «Gute Arbeit.», meinte Ruki knapp und wandte sich Reita zu, der jedoch in Gedanken versunken zu sein schien, da er ihn mit starren Augen anblickte, oder vielleicht auch durch ihn hindurchblickte. «Ruf mich wieder, wenn die Änderungen ausgeführt wurden.», sagte Ruki deshalb nur und marschierte aus dem Raum, in der Hoffnung das komische Gefühl, das ihn befallen hatte, abzuschütteln.

Reita wurde von Rukis Worten aus seiner Starre gerissen und blinzelte verblüfft. «Hast du mich gerade gelobt?!», rief er ungläubig hinterher, doch erhielt er keine Antwort. Überrascht sah er auf den Tisch. «Er hat gesagt ‘Gute Arbeit’…», wiederholte er leise und grinste breit. Jetzt würde er die anderen Mitarbeiter holen, um die Korrekturen vorzunehmen.
 


 

«Er hat dir was geschenkt?!» Aoi verschluckte sich beinah an seiner Salattomate, die von seiner Gabel gerade in den Mund gewandert war. Während er hustete, reichte ihm Ruki sein Glas Wasser. «Die Einladung zur Show der Global Fashion Collective.», wiederholte Ruki geduldig und grinste breit, während er selbst ein Salatblatt aufspiesste.

«Woher hat er die denn?»

«Naja, das hat er mir nicht verraten. Aber die Show war der Wahnsinn!», schwärmte Ruki und erzählte Aoi von einigen Highlights, bevor sie wieder auf das eigentliche Thema zurückkamen. «Also das heisst…du hast das Kriegsbeil begraben?», fragte Aoi vorsichtig, während er an seinem Sprudelwasser nippte.

Ruki wiegte den Kopf hin und her. «Naja, so würde ich das nicht gerade formulieren…aber immerhin gibt er sich mal echte Mühe. Er wollte nicht mal Sex dafür.», wunderte sich Ruki und schob seinen leeren Teller von sich.

«Den hättest du ihm ja eh nicht gegeben…» Aoi fuhr mit seiner Zunge über seine Zähne. Ruki nickte nur, ohne etwas zu sagen. Aoi studierte ihn. «Hm. Und was jetzt? Euer Magazin erschien heute, geht er jetzt wieder?»

Ruki seufzte tief und griff nach seinem Glas. «Nein. Sie sind so zufrieden mit seiner Arbeit, dass sie ihn gebeten haben, auch noch die nächste Ausgabe zu machen.»

«Okay…und warum ärgerst du dich nicht so darüber, wie ich es erwartet habe?», fragte Aoi. Ruki blickte ihn beleidigt an. «Ich ärgere mich ja darüber.», behauptete er. «Aber…» Er holte tief Luft. «Aber er…das heisst die Arbeit…war anständig. Interessantes Konzept und so…nichts was ich nicht besser gekonnt hätte!», versicherte er und bestellte noch mehr Wein.

Aoi grinste wissend. «Aha, ja ist klar.»

«Grins nicht so blöd. Ich denke ja, es war einfach Glück, aber für mehr als eine gute Idee reicht seine Kreativität auch nicht! Wenn er das nächste Thema versaut, hab ich wieder die volle Kontrolle und sie werfen ihn raus!», versicherte Ruki nickend.

«Versuchst du mich oder dich zu überzeugen?», feixte Aoi und nahm sich ebenfalls etwas Wein.

«Ach halt doch die Klappe. Wieso reden wir eigentlich immer über mich? Was ist denn mit dir? Hast du nicht jemanden Interessanten getroffen oder ne saftige Sexstory?»

«Wieso denn, ich bin doch mit dir zusammen. Darf ich denn da mit jemand anderem gesehen werden?», triezte ihn Aoi und hob die Augenbrauen. Rukis säuerliches Gesicht brachte ihn jedoch dazu, weiter zu reden. «Ist ja gut. Ne, momentan ist eigentlich alles eher ruhig. Zu ruhig. Wir könnten ja nachher in ne Bar gehen und was abschleppen? Du könntest doch auch mal wieder Sex brauchen, du wirst noch zum Eunuchen. Da du ja angeblich nicht mit Reita schlafen willst, kannst du dich ja anderweitig austoben. Du arbeitest sowieso zu viel.»

«Ey, mit meiner Männlichkeit ist alles in Ordnung! Also klar, lass uns in nen Club oder so gehen. Dann kann ich dir zeigen, dass ich noch lange nicht frigide bin!» Ruki stürzte seinen Wein hinunter. Das liess er ja wohl nicht auf sich sitzen. Ausserdem würde ihm Ablenkung von der Arbeit wirklich mal wieder guttun. Und Sex auch. Dann würde er auch Reita aus seinem Kopf bekommen.

Sie zahlten die Rechnung und nahmen ein Taxi zu einem ihrer Lieblingsclubs, den sie allerdings schon eine Weile nicht mehr besucht hatten. Sie traten in den Lärm, die Musik, den künstlichen Rauch, den Geruch von Alkohol und merkten nicht, dass ihr Eintritt beobachtet worden war.
 

«Yo, was ist?», beantwortete Reita das Telefon.

«Werf dich in Ausgangsklamotten und komm an die Adresse, die ich dir schicke. Nimm ein Taxi und beeil dich. Dein nächster Schritt wartet genau hier!» Uruha legte auf und trat durch die Tür in den Club, ging zur Bar, bestellte sich einen Drink, setzte sich und hielt Ausschau nach den zwei Männer, die vor ihm hier eingetreten waren.

Als Reita eine halbe Stunde später hineinkam, winkte er zu sich. «Sie sind dort drüben!», zischte er ihm zu und zeigte auf die andere Seite des ziemlich vollen Raumes. «Auf der Tanzfläche.» Reita entdeckte sie. «Woher wusstest du, dass sie hier sein würden?», fragte er und bestellte sich auch einen Drink.

«Das fragst du mich lieber nicht. Sagen wir es war gut getimter Zufall…» Uruha nahm einen grossen Schluck von seinem Cocktail. «Also? Dort hast du deine Beute auf dem Silberteller. Wie ist der Plan?»

«Tja, also zuerst muss mal dieser…Aoi weg.» Reita wackelte mit den Augenbrauen vielsagend zu Uruha hin. Dieser grinste. «Schon verstanden.»

Reita nippte an seinem Drink, während er beobachtete, wie sich Uruha geschickt durch die Massen wand bis er bei den zwei angekommen waren, die glücklicherweise nicht eng umschlungen tanzten. Dann versperrten ihm einige Menschen die Sicht und Reita musste den Kopf recken. Als sich die Menge wieder teilte, waren Aoi und Uruha ausser Sichtweite, aber Ruki tanzte immer noch, scheinbar ohne etwas bemerkt zu haben.

Reita nahm den Rest seines Drinks und machte sich selbst auf die Pirsch. Während er sich durch die Leute schlängelte hatte er den Blick unablässig auf Ruki gerichtet und konnte beobachten, wie sich dieser selbstvergessen bewegte. So hatte er ihn noch nie gesehen. Sonst war er immer reserviert, fast schon steif, energischen Schrittes und ohne auch nur den kleinsten Makel. Nun aber war sein Make-up leicht verwischt durch die Hitze der Scheinwerfer, seine Haare waren durch die ständigen Bewegungen durcheinandergeraten und seine Arme waren zum ersten Mal frei. Mit Staunen bemerkte Reita, dass der Andere Tattoos hatte. Das hätte er nie für möglich gehalten! Als er endlich bei ihm angekommen war, inzwischen auch tanzend, hatte der Kleinere ihn immer noch nicht bemerkt, da er die Augen geschlossen hatte und sich ganz der Musik hingab. Reita war heiss, unglaublich heiss und er wusste, es kam nicht nur vom starken Licht und der Körperwärme der Personen um ihn herum. Ruki zeigte ihm unbewusst eine völlig neue, komplett andere Seite von ihm. Und er sah verführerisch aus. Reita zögerte einen Moment, doch wenn er schon hier war, sollte er es auch nutzen. Er richtete seine schwarze Lederweste, womit seine eigenen Arme auch frei waren, umrundete den Kleinen und tanzte ihn an. Ruki schien alles um sich herum vergessen zu haben und drehte sich nicht einmal um, als er den Körper hinter sich spürte. Stattdessen ging er auf die Bewegungen von Reitas Hüfte ein und bewegte sich mit ihm im Takt der Musik. Reita gelang es nicht völlig, ein Keuchen zu unterdrücken, als Ruki sich an seinem Schritt rieb und seinen Rücken gegen Reitas flachen Bauch drückte. Reita presste sich ebenfalls etwas näher und versank regelrecht. So nah war er Ruki noch nie gekommen. Er konnte sein Shampoo und Parfum riechen, er konnte die Tinte auf seinen Arm sehen, die eine Schwalbe darstellte und er konnte die Spitzen seiner aufgestellten Haare an seinem Gesicht spüren. Er verspürte das Bedürfnis, die Arme um ihn zu legen und ihn noch viel näher an sich zu ziehen, doch er war sich sicher, dass Ruki dann die Augen öffnen würde. Und dass dieser Moment dann unwiderruflich vorbei wäre.

Stattdessen liess er nur seine Fingerspitzen von Rukis Schultern abwärts über die Arme tänzeln. Seine Haut war weich, sehr hell und leicht verschwitzt. Reita wünschte sich, er könnte noch mehr davon erkunden. Schliesslich traute er sich, seine Hände an Rukis Hüften zu legen, obwohl er dabei den Atem anhielt, in Angst, dass sich der andere nun zu ihm umdrehen würde und ihn entdeckte. Doch nichts geschah, ausser dass der Kleine seine Hüfte in den Händen schwang und seine Arme im Takt der Musik über seinen Kopf hob. Scheinbar hatte er schon einiges an Alkohol getrunken, ging Reita plötzlich durch den Kopf. Das war nicht richtig. Es war nicht richtig so. Reita liess ihn los und tauchte so schnell es ging in der Masse unter, kämpfte sich zu den Toiletten vor, stürmte hinein und lehnte sich an die gekachelte Wand, die erschreckend kühl auf seiner heissen Haut war. Erst jetzt merkte er, wie sehr er keuchte, wie erregt er war und wie durcheinander. Er stütze sich schwer auf das Becken neben ihm, drehte das Wasser auf und spritzte sich so viel davon ins Gesicht, bis er wieder klarer war und die Welt um sich wieder wahrnehmen konnte. Die Wände waren voll mit Kritzeleien, eine entrollte Klopapierrolle lag quer über dem Boden und aus dem Toilettenstall ganz rechts drang lautes Stöhnen. Anscheinend vergnügte sich dort gerade jemand. Mit nassen Händen fuhr er sich durchs Haar, atmete durch und verliess die Toiletten wieder. Er musste hier weg, bevor er noch eine Dummheit beging und es sich ein für alle Mal mit Ruki verscherzte. Die Frage war nur, wo steckte Uruha? Sollte er ihm einfach ne Nachricht hinterlassen und gehen? Dann wäre sein Kumpel sicher mehr als sauer. Suchend schob Reita sich an den wogenden Menschen vorbei und blickte sich um. Nirgends konnte er den blonden Haarschopf entdecken, doch er entdeckte jemand anderen, den er zwar nicht kannte, dessen Handlung aber sofort Reitas Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Irgendein Typ mit dem dreckigsten Grinsen tanzte an Ruki gepresst, nein, nicht nur tanzte, es sah aus als ob er ihn trocken fickte. Bevor Reita sich versah, war er schon zu den zweien gestürmt, hatte den Mann von Ruki weggerissen und ihm eine verpasst, die sich gewaschen hatte. Durch den Schwung war Ruki nach hinten gestolpert und hatte die Augen geöffnet. Die umgebenden Menschen fingen ihn ab und er blinzelte verdutzt, brauchte scheinbar einen Moment, bis er realisierte, wer vor ihm stand. Gerade dann wich Reita einem sehr ungeschickten Haken aus, der in seine Richtung schwang. Der Fremde hatte wohl auch getrunken, denn er torkelte ziemlich und es war für Reita ein Leichtes, ihn weg zu schieben. «Reita?!», hörte er Ruki verwirrt keuchen und er drehte sich verlegen zu ihm um. «Wie zum Teufel kommst du hierher? Und was machst du da?! Was mischt du dich ein!» So verärgert Ruki auch war, so schleppend waren dennoch seine Worte und Reita sah darin sowie in den verschleierten Augen seinen Verdacht bestätigt, dass Ruki bereits ordentlich getrunken hatte. «Reiner Zufall!», log Reita. «Ich hab diesen Kerl nur davon abgehalten, dich auf der Tanzfläche zu vögeln.», rechtfertigte er sich schnell. «Wo ist überhaupt dein Freund?!», fragte er, da es ihm gerade einfiel. Dass er selbst dafür gesorgt hatte, dass dieser von der Bildfläche verschwand, würde er natürlich nicht erwähnen. Erst jetzt schien Ruki zu bemerken, dass Aoi nicht zu sehen war und blickte sich verwirrt um. In diesem Moment tauchte derselbe alleine aus der Menge auf, glücklicherweise ohne Uruha im Schlepptau, damit die Situation nicht noch komplizierter wurde. «Na endlich! Lässt du deinen betrunkenen Freund immer alleine unter Geiern?!», fauchte Reita den Schwarzhaarigen an, da er sich vor lauter Wut kaum im Griff hatte und darüber hinaus sogar vergass, dass er eigentlich schuld an diesem Umstand war. Aoi verzog das Gesicht, schlang den Arm um Rukis Hüfte und ignorierte Reita. «Komm…», meinte er nur und half Ruki von der Tanzfläche zur Bar. Dort schien er ein Glas Wasser zu bestellen, da Ruki die klare Flüssigkeit nach Erhalt in einem Zug hinunterstürzte. Reita schüttelte immer noch wütend den Kopf. Er sollte dringend gehen. Die Frage war nur, wo zum Teufel steckte… in diesem Moment tauchte Uruha neben ihm auf, wie aus dem Nichts. «Verschwinden wir.» Reita nickte nur und sie bahnten sich ein letztes Mal einen Weg durch die Menge und traten in die kühle Nachtluft, um sich ein Taxi zu rufen.

A dance later

"Was war das denn?"

"Dasselbe wollte ich dich fragen! Was ist passiert bevor ich aufgetaucht bin?"

Ruki versuchte seinen Blick zu fokussieren, da Aoi immer wieder verschwamm. "Genau, wo warst du, bevor du aufgetaucht bist?", fragte er wütend, obwohl er eigentlich auf jemand anderes wütend war und ihm das unterbewusst auch klar war.

Immerhin sah Aoi verlegen und etwas ertappt aus, als Ruki ihn anblaffte. „Da war jemand, den ich attraktiv fand und er…was tut das denn zur Sache, wir waren hier um Kerle abzuschleppen oder?! Du hast mich jedenfalls nicht gebeten, deinen Freund zu spielen heute Abend, also durfte ich ja wohl auch weg.“, schnaubte er urplötzlich und verschränkte die Arme vor der Brust, um sich vor weiteren Vorwürfen zu schützen. „Also was war da los mit diesem Typen mit dem komischen Band im Gesi- oooh! Oh, warte DAS war Reita?“, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Ruki hatte ihn ja ausreichend beschrieben. Aoi hatte selbst vielleicht einen Drink zu viel gehabt.

Ruki schüttelte bloss den Kopf und bestellte noch ein Glas Wasser. „Ich weiss nicht…ich habe getanzt und…mit jemandem hinter mir…ich weiss nicht, es war so heiss und ich hab nicht nachgedacht und vielleicht…keine Ahnung…“ Er fuhr sich über die Stirn, auf der verschwitzte Haarsträhnen klebten. „Da war irgendein Kerl und dann plötzlich Tumult und Reita stand wie aus dem Nichts da und wollte sich mit dem anderen prügeln? Was hat er nochmal zu dir gesagt?“ Ruki setzte das erhaltene Wasserglas an seine Lippen.

Aoi runzelte die Stirn. „Ob ich dich immer alleine unter Geiern liesse…zuvor hat er dich noch angeschrien, dass der andere Kerl dich auf der Tanzfläche gevögelt hätte…dich kann man ja echt nicht alleine lassen…“ Er konnte nicht anders als leicht zu grinsen. „Mann war der aber sauer…wenn du mich fragst, hat er echt einen Narren an dir gefressen.“

„Ach ja, wenn du mich fragst-„ Ruki unterbrach sich für einen verhaltenen Rülpser, weil er auch das zweite Wasserglas hinuntergestürzt hatte, aber zumindest wieder ein bisschen klarer schien. „-ist er ein verdammter Stalker! Der war sicher nicht aus Zufall in diesem Club unter Abertausenden in Tokyo. Entweder ist er uns gefolgt oder er hat wieder einen seiner Spione…“ Ruki wurde unterbrochen, als Aois flache Hand mit einem Klatschen auf dessen Stirn landete. „Ich Vollidiot! Ich Hornochse! Oh mein Gott, wie kann man so blöd sein! Der blonde mit den langen Beinen…ich hatte ihn im Restaurant nur von hinten gesehen, aber…ich glaub das war er…er hat mich ganz absichtlich von dir weggelockt…“ Aoi schlug mit der Faust verärgert auf den Tresen, so dass Rukis Gläser klapperten. „Die haben uns ja ganz schön gespielt…verdammt…“

Ruki schien etwas länger zu brauchen, bis die Erkenntnis von Aoi in seinen alkoholvernebelten Frontallappen eindrang. „Warte…Reitas Spion hat dich abgelenkt und weggelotst, damit Reita sich an mich ranmachen kann? Und als er dann den anderen gesehen hat, ist er ausgerastet?“

„Ist nur ne Theorie…aber ne schlüssige…“ Aoi zuckte mit den Achseln und legte ein paar Geldscheine auf den Tresen. „Wir gehen jetzt.“, beschloss er und legte den Arm um Ruki, da er nicht sicher war, ob dieser gerade laufen konnte. „Ich kann gehen!“, wurde er auch sogleich angemotzt, aber da er nicht weggeschupst wurde, behielt er den Arm wo er war und sie verliessen das Gebäude.
 

Hinter seiner Stirn pochte es seit dem Aufwachen stetig und unangenehm, ohne dass auch nur der stärkste Kaffee, den er in der Hand hielt, als er das Büro betrat, geholfen hätte. Er würde wohl doch auf Aoi hören müssen, der ihm heute früh schon eine SMS geschrieben hatte.

Hoffe du bist wieder nüchtern – Wasser und Aspirin! Ruf mich später an oder hast du Zeit für Mittagessen?

Mit einem abgrundtiefen Seufzer strich er sich entnervt eine Haarsträhne aus der Stirn, die ihn heute schon die ganze Zeit störte. Irgendwie hatte sein Glätteisen auch nicht wie sonst funktioniert. Ihn befiel die düstere Ahnung, dass der ganze Tag verdammt sein müsste. Vielleicht hätte er auch einfach nicht an einem Samstag ins Büro gehen sollen, aber erstens hatte er gestern seinen Laptop liegen lassen und zweitens würde ihn Arbeit vielleicht vom Chaos in seinem Kopf ablenken. Er war immer noch wütend auf Reita, aber er verstand auch noch immer nicht ganz, was gestern passiert war. Nachdenklich öffnete er die Tür zu seinem Studio und sein Blick fiel auf die zwei Sträusse. Die roten Rosen hatten angefangen, die Köpfe zu senken, aber die unbekannten Blumen sahen noch aus wie neu. Ruki fiel was ein, er holte sein Handy hervor und öffnete eine App, die Dinge erkannte, wenn sie abgescannt wurden. Er hielt seine Kamera vor die Blüten und liess den AI seine Arbeit tun. „Schwertlilien…“, murmelte er stirnrunzelnd und las ab, was ihm das Internet hergab.

Symbolisieren neben Beständigkeit und Treue auch Energie und Kreativität… Die schenkende Person ist bereit, für Sie zu kämpfen

Ruki war vollkommen baff. Energie und Kreativität, das verband Reita und ihn…aber Treue und Beständigkeit? Das war etwas Neues. Hatte Reita die Blumen einfach hübsch gefunden? Nein, Ruki bezweifelte, dass Reita mit Blumen was anfangen konnte und diese waren speziell, ganz anders als die Rosen, die Ruki sich besorgt hatte, damit es so aussah, als ob sein ‘Freund’ Aoi sie ihm geschenkt hätte. Schwertlilien bekam man wohl auch nicht in jedem Laden…hatte er sich beraten lassen? Rukis Kopfschmerzen verschlimmerten sich gerade und er liess das Handy sinken, ging zu seinem Schreibtisch und zog die Schubladen auf, auf der Suche nach Aspirin, fand jedoch nur Unordnung, lose Stifte, eine alte Kaugummipackung, Nägel zum Aufkleben und Büroklammern.

„Brauchst du Kopfschmerztabletten?“, fragte es plötzlich leise von der Tür und Ruki zuckte mit dem ganzen Körper zusammen. Gut, hatte er Kaffee und Handy vorher abgelegt. Ungläubig starrte er zur Tür und Wut kochte wieder in ihm hoch. „Sag mal spinnst du dich hier so anzuschleichen?! Und verfolgst du mich schon wieder? Ich wird eine Unterlassungsverfügung ausstellen lassen!“, brauste er auf, denn niemand anderes als Reita stand da in seiner Tür, den Motoradhelm unter dem Arm und in der anderen Hand ein kleines, unscheinbares Päckchen.Und einen Ausdruck im Gesicht, den Ruki bisher noch nicht gesehen hatte.

Reita atmete tief durch und schob die angelehnte Tür ein wenig weiter auf, kam aber nicht näher. „Das…das war keine Absicht…“, murmelte er zerknirscht. „Ich wusste nicht, dass du hier bist, ich wollte nur was…äh…ins Büro bringen…“ Er hielt inne, da sich Rukis Augen zu skeptischen Schlitzen verzogen hatten. „Ich schwöre, ich bin dir nicht gefolgt! Und gestern auch nicht! Das war…“

„…Zufall? Erzähl das deiner Oma!“ Ruki schnaubte und wünschte sich, er hätte schon heute Morgen Aspirin genommen, denn das Pochen hinter seiner Stirn war zu einem lauten Trommeln ausgewachsen.

„Halt die Klappe, ich versuch gerade mich zu entschuldigen!“, schnauzte Reita plötzlich sauer zurück und drückte das Päckchen in seiner Hand, das jedoch robust schien und nicht nachgab.

Ruki klappte den Mund auf, um was Giftiges zu erwidern, doch wurde von seinen eigenen Gedanken unterbrochen: Die schenkende Person ist bereit, für Sie zu kämpfen.

Reita schien zwar irritiert, dass Rukis Mund offen aber lautlos blieb, doch schien er die Gelegenheit nutzen zu wollen. „Ich…hab mich…falsch verhalten. Es kommt…nicht wieder vor.“, stammelte er sich zusammen und richtete seine Augen überall hin, nur nicht auf Ruki.

Für einen Moment erwiderte Ruki gar nichts. Er hatte gerade das Gefühl, in einem Paralleluniversum zu sein. Dieser Reita hatte so gar nichts mit dem sexsüchtigen, belästigenden und agressiven Reita zu tun, den er in den ersten Tagen hatte abwehren müssen. „Verdammt richtig.“, sagte er dann nur, weil ihm nichts anderes in den Kopf kam.

Reita kniff nur die Lippen zusammen, kramte in einer seiner unzähligen Hosentaschen und warf ein Blister mit weissen, runden Tabletten auf Rukis Schreibtisch, bevor er mit Motoradhelm und Päckchen aus der Tür verschwand. Ruki rührte sich nicht, bis die dumpfen Schritte der Motoradstiefeln auf dem Teppich des Flurs verstummt waren. Dann riss er die Packung auf und warf gleich zwei mit seinem lauwarmen Kaffee ein.
 

„Ich hab Scheisse gebaut…“, stöhnte Reita leise, mit dem Kopf in den Händen.

„Klar, was war es diesmal schon wieder?“, fragte Uruha, der gerade lautstark seinen Wilde-Beeren-Smoothie aus einem Strohhalm saugte.

Ruckartig hob sich der Kopf mit den halb schwarzen, halb blondierten Haaren. „Das ist nicht witzig. Kannst du dich einmal so benehmen, als wärst du mein Kumpel?“, schnauzte er Uruha an.

Dieser hob abwehrend die freie Hand. „Schon gut, schon gut…reg dich doch nicht so auf, tut mir ja leid, dass es im Club so eskaliert ist. Schrei hier mal nicht so rum.“ Er sah sich in der Smoothie-Bar um, doch die wenigsten hatten ihre Köpfe zu ihnen gedreht und wandten sich bei Uruhas scharfem Blick auch gleich wieder ab. Reita hatte schon wieder seinen Kopf auf seinen Unterarm, der auf dem Tisch lag, geknallt. „Trink mal deinen Smoothie, dann geht’s dir vielleicht besser.“, stupste Uruha ihn aufmunternd an und beäugte das kleine Päckchen neben Reita. „Wolltest du das nicht ins Büro bringen, bevor wir uns treffen?“, fragte er nach. Die erste Antwort war nur ein entnervtes Stöhnen. „Ja, aber Ruki war da!“

„Was? Warum, heute ist doch frei?“ Uruha verstand das nicht und schlürfte wieder lautstark. „Das Ding ist echt gut.“, kommentierte er noch. „Und da bist du wieder gegangen?“ Der Ausdruck der über Reitas Gesicht wanderte, verneinte seine Frage. „Oh nein, du hast ihn doch nicht etwa angemacht oder?!“, fragte Uruha nun lauter als beabsichtigt. Reita stöhnte wieder auf. „Nein, ich hab ihm nur ein Aspirin angeboten! Und…und…mich entschuldigt…“ Er hob unbeholfen die Hände und liess sie wieder sinken.

Uruha fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er vergass sogar, die zermantschten Beeren durch das dünne Rohr zu saugen. „Du weisst doch gar nicht, wie das geht! Ich 14 Jahren hast du dich nur einmal bei mir entschuldigt, nachdem du meine PlayStation zerstört hattest. Und auch da nur mit Widerwillen. Was ist denn los mit dir? Hat der Kleine wirklich einen so positiven Einfluss auf dich? Mal von dem ganzen Gestalke, der sexuellen Belästigung und der Fast-Prügelei abgesehen?“

„Ach lass mich doch in Ruhe!“ Reita wollte sich ruckartig von seinem Stuhl erheben, doch Uruha hatte es kommen sehen und drückte ihn auf halbem Weg gleich wieder runter. „Ist doch die Wahrheit, ja. Normalerweise hättest du so einen längst abgeschrieben, anstatt dich ihm zu verschreiben, wie du es gerade machst. Du hättest dir einfach den oder die nächstbeste geschnappt und dich abgelenkt…“ Uruha traute sich fast nicht, weiter zu sprechen und senkte die Stimme. „Hast du etwa…das G-Wort?“ Reita blickte ihn an, als ob er nicht ganz richtig im Kopf wäre. „Was schwafelst du da eigentlich?“

„Na, über das was du nie redest…Gefühle.“, meinte er mit einer Ernsthaftigkeit, die so gar nicht zu seinem wiederaufgenommenen Smoothie-Schlürfen passte.

„Gefühle?“ Reita lachte instinktiv auf, hielt dann aber inne. „N-Nee…“, lehnte er mit einem leichten Kopfschütteln ab.

Uruha hob eine Augenbraue. „Ach wirklich, und was ist dann in diesem Päckchen?“

1. Szene

"Seh ich aus als ob ich was von Blumen verstehen würde?", fragte Aoi stirnrunzelnd und setzte sich eine Sonnenbrille mit blau gefärbten Gläsern auf.

Ruki schnitt eine Grimasse und probierte selbst eine Pilotenbrille, während er sich von allen Seiten im Spiegel betrachtete.

"Was weiss ich denn von deinen gehiemen Talenten?", motzte er.

"Klär mich mal auf.", bat Aoi, als er gerade die Sonnenbrille tauschte.

Ruki seufzte und schilderte seinem Freund was er im Internet gefunden hatte über die Schwertlilien von Reita.

Aoi glotzte ihn ungläubig an, bevor er sich die Brille die Nase hochschob und einen Kontrollblick in den Spiegel warf. "Denkst du, das war Absicht? Der hat doch keine Ahnung von Blumen oder?"

"Vielleicht wurde er ja beraten." schlug Ruki vor und legte seufzend eine Brille zurück ,die ihn wie ien Fliege aussehen liess.

"Tja, kann schon sein...was für Blumen hatte ich dir nochmal geschenkt'"

"Rosen." Ruki warf ihm einen vernichtenden Blick zu. "Und die hatte ich selbst bezahlt!"

"Hm, hättest du dir nicht etwas mehr Mühe geben können? Rosen sind so 0815..." Aoi wich aus Reflex Rukis Handkante aus, da er schon wusste, dass er sowas kassierte nach einem blöden Spruch.

"Du bist, wie so oft, keine Hilfe.", kommentierte Ruki und zog Aoi aus dem Brillengeschäft.

"Lass uns zurück gehen, ich muss arbeiten. Auf dem Weg dahin könntest du mal deine zwei Hirnzellen anstrengen über was ich machen soll...verzeih ich ihm? Er hat sich wenigstens entschuldigt, was wahrscheinlich nur einmal all Schaltjahr passiert..."

Aoi zuckte mit dne Achseln. "Musst du doch selbst wissen...deswegen hüfpst du ja noch nicht in sein Bett, oder...?"

Ruki knurrte nur als Antwort.
 

Zur gleichen Zeit sass Reita vor seinem Notizbuch und zermartete sich das Hirn über die neue Ausgabe von 'Torture'. Morgen sollte das Überthema vorgestellt werden und zwar von ihm als der neue Leiter des Moderesorts...zumindest solange er Ruki ersetzte. Ruki...sein Blick fiel auf das kleine Päckchen auf seinem Tisch. Eigentlich hätte das in Rukis Büro landen sollen, aber stattdessen hatte er sich tatsächlich entschuldigt oder so was ähnliches, war dann sauer geworden, dass er es getan hatte und abgedampft ohne es zu übergeben. Und jetzt war es ihm zu blöd. Ruki würde eh schon wieder nicht mit ihm reden, ausser vielleicht über die Arbeit. Der ganze Fortschritt der letzten Tage, mühsam erarbeitet, auf einen Schlag vernichtet.

"Hornochse...", beschimpfte Reita sich selbst und starrte auf das weisse Blatt Papier vor sich. Sein Kopf war gerade mit gähnender Leere erfüllt. Er fragte sich ohne es verhindern zu können, ob Ruki wohl eine Idee hatte, aber er war viel zu stolz, um nachzufragen. War ja auch nicht sicher, ob dieser ihm Antwort gab. Oder ob er überhapt schon von der Mittagspause zurück war. Er hatte ihn vor über einer Stunde zufällig dabei beobachtet, wie er von seinem Freund Aoi abgeholt worden war. Reita malträtierte seinen Kaugummi stärker. Just in dem Moment klopfte es einmal kurz und laut an der Tür, bevor dieselbe aufgerissen wurde und natürlich nur der eine, der sich so unverfroren benahm, darin stand. "Uruha?", fragte Reita verblüfft. "Waren wir verabredet?"

"Nö!" Der Blonde grinste und warf sich nonchalant auf die Besuchercouch. "Ich hatte so ein Kribbeln in der Nase und schlussfolgerte, dass du an mich denkst", grinste er selbstverliebt.

Reita seufzte nur genervt. "Eigentlich...", stoppte sich aber sofort. Er würde Uruha sicher nicht verraten, woran er eigentlich gerade gedacht hatte. "...tatsächlich hätte ich eine Frage an dich...als du diesen...Aoi weggelockt hast, war das schwer oder leicht und wie hast du das überhaupt gemacht?"

Uruha sah ihn etwas verwundert an, girnste dann aber schonw ieder selbstsicher. "Warum willst du das wissen? Hoffst du auf Tipps für deinen Kleinen?" Er kanckte mit seinen Handknöcheln. Reita verdrehte die Augen. "Ne, danke. Es geht mir mehr darum ob Aoi schon bald aus dem Spiel ist und ob die zwei wirklich was miteinander haben."

"Hmm denkst du das war gefakt?" Uruha runzelte die Stirn. "Das würde aber vielleicht erklären..." Er unterbrach, als auf dem Gang Stimmen laut wurden - ganz deutlich die von Ruki und Aoi. Reita zuckte ebenfalls zusammen. "Shit, sie dürfen dich hier nicht sehen. Wenn Aoi dich erkennt, fliegt auf, dass du ihn absichtlich von Ruki weggelockt hast. Dann wird er noch viel wütender auf mich..."

Immerhin schien Uruha zu kapieren und sprang auf. Wie Verbrecher gingen sie zur Tür und Reita steckte sehr vorsichtig den Kopf heraus und linste den Flur entlang. Ruki und Aoi verschwanden soeben in dessen Büro.

"Ok, schnell", raunte Reita seinem Kumpel zu und schob ihn aus der Tür."

"Tz tz tz, so behandelt man einen Freund...", meinte der noch und schlenderte den Gang entlang, dass Reita fast wahnsinnig wurde, bog dann aber zum Lift ab.

Erleichtert schloss der Grosse die Tür wieder, setzte sich zurück an den Schreibtisch und starrte wieder auf das leere Blatt. Verdammt.
 

Uruha trommelte derweil ungeduldig mit den Fingernägeln auf seinen verschränkten Armen herum. Der Lift steckte schon seit einer Ewigkeit zwei Stockwerke tiefer laut Anzeige und reagierte auch nicht egal wie oft er auf den Knopf drückte. Gerade als er beschloss, die Treppe zu nehmen, wurde er von hinten gepackt und in den Kopierraum neben der Tür zum Treppenhaus buggsiert. "ich geh doch schon!", wehrte sich Uruah, da er dachte, Reita würde ihm gleiche eine ungeduldige Standpauke halten, doch blinzelte stattdessen verdutzt in Aois Gesicht. "Ach wirklich, bist doch bestimmt noch nicht lange hier..."

Uruha sank, untypisch für ihn, kurz das Herz in die Hose. "Ehem, hi, was für ein Zufall dich hier zu treffen Aoi...", brabbelte er gleich komplett unüberlegt los und hätte sich im selben Moment ohrfeigen können, doch Aoi grinste bereits triumphierend. "Aha! Du weisst als ogenau wer ich bin Da bist du mir gegenüber klar im Vorteil, denn ich weiss nicht, wie du heisst, nur, dass du Reita zu Willen bist."

Uruha schnappte empört nach Luft nach dieser Aussage. "Ich bin ihm nicht zu Willen! Ich hab bloss einem Kumpel ausgeholfen. Und mein Name tut gar nichts zur Sache.", schob er noch nach und verschränkte wieder di eArme. Aoi stand direkt vor ihm und hinter sich spürte er die Wand. Das Grinsen des anderen wurde noch breiter, wenn das überhaupt ging. Er hatte umwerfend schöne weisse Zähne.

"Aushelfen nennst du also Spionage und sexuelle Verführung ja?", raunte er und machte einen Schritt auf ihn zu. Dann schien ihm jedoch etwas einzufallen und er stoppte abrupt.

Uruha dachte diesmal kurz nach bevor er reagierte. Ihm fiel das Gespräch ein, das er gerade mit Reita geführt hatte und setzte ein charmantes Lächeln auf. "Verführung?" Ich hab doch bloss nett was gefragt...du bist mitgekommen und hast den Kleinen zurückgelassen!"

Im Kopf seines Gegenübers schien es zu rattern. "ich wollte bloss hilfsbereit sein...wusste ja nicht, dass sich dein Kumpel gleich auf Ruki stürzt und nen anderen verprügeln will, der ihm zu nahe kommt...Ruki kann sich übrigens auch alleine wehren, also hat Reita mal wieder Scheisse gebaut."

Uruha schnappte zum zweiten Mal nach Luft. Reita durfte das über sich selbst sagen und er durfte es über Reita sagen, weil sie Kumpel waren, aber ein Fremder? "Er hat Ruki beschützt und sich sogar noch bei ihm entschuuldigt! Das kommt fast einer Liebeserklärung gleich! Und er..." geschockt brach er ab. Verdammt! Seine Emotionen hatten ihn unvorsichtig gemacht und er hatte sich schon wieder verplappert. Und iweder konnte er es arbeiten sehen im Gesicht von Aoi.

"Ruki ist gewillst, ihm zu verzeihen...", meinte er dann gnädig und trat wieder zurück.

Na, das war ja gut für Reita aber...beantwortete die Frage im Raum noch nicht, also drehte Uruah seinen Charme noch weiter rauf. "Und was ist mir dir? Verzeihst du mir auch?", fragte er mit einem lasziven Wimpernaufschlag.

Einen Moment blickte ihn Aoi an wie das Kanninchen vorder Schlange, dann arbeiteten seine Getriebe wieder. Uruha amüsierte das inzwischen ziemlich und er fand auch den Gesichtsausdruck süss. Jetzt wurde er auch noch kurz von oben bis unten gemustert, was ihn die Augenbrauen fragend anheben liess. Als ihre Augen sich wieder trafen, hatte Uruha das Gefühl, dass der andere tatsächlich ein bisschen rot wurde. "ich verzeih dir, wenn du aufhörst, für Reita solche Dienste zu verrichten und dich von Ruki fernhälst..." kam schliesslich die Antwort.

Uruha zog eine kleine Schnute. "An ihm habe ich eh kein Interesse...", meinte er und stiess sich von der Wand ab, warf dann absichtlich einen sehr eindeutigen Blick in Aois Schritt. Jetzt war es an Aoi kurz nach Luft zu schnappen. Uruhas Spieltrieb wurde geweckt und er machte noch einen Schritt auf Aoi zu; dieser wich verunsichert zurück.

"Sag nicht, du hast mich ohne Hintergedanken hier rein gezerrt?" raunte Uruha und kam noch näher, während Aoi an die riesige Kopiermaschine stiess.

"Ehm, das war nur für ein Privatgespräch, damit die Empfangsdame nicht mitkriegt..." Seine Worte gingen in seinem Blick auf Uruhas Lippen unter, die sich gnadenlos näherten, obwohl Aoi schon den Rücken durchbog.

"...nicht mitbekommt was wir hier so treiben...", beendete Uruha den Satz und schob sein Becken an das andere, grinste zufrieden auf das Keuchen, doch das Grinsen erstarb, als er zurückgestossen wurde und zusehen musste, wie Aoi den Raum verliess. "Du bist ja nicht besser als Reita", waren die letzten Worte, die er vernahm.

Shit.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war mit den bekannten Teilen ;)

Ab nun folgen neue Kapitel, abwechselnd aus Reitas und Rukis Sicht geschrieben. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo lange nicht gesehen :D

Ich entschuldige mich für die lange Wartezeit. Mit diesem Kapitel ist der Auftakt zur FF abgeschlossen, es ist leider etwas kurz.
Ich hoffe, dass ihr nicht so lange auf das nächste Kapitel warten müsst, doch ich verspreche nichts. Mein Jahr ist schon extrem verplant und die Uni nimmt mich voll und ganz ein.

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Kommentare zu dieser Fanfic (24)
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Von:  Crazypark
2022-09-12T15:04:05+00:00 12.09.2022 17:04
Schönes Katz- und Mausspiel zwischen Uruha und Aoi. Fragt sich nur, wer hier wen verführen will ;)
Zumindest sollte Uruha nun klar sein, dass Aoi nur Rukis Alibifreund ist. Ob er das direkt Reita steckt?

Und armer Reita. Kriegt weder seine Arbeit noch sein kleines Biest auf die Reihe. Ich frag mich, was in dem Päckchen ist und ob er seinen Mut wiederfindet und es Ruki überreicht. Bin gespannt :)
Von:  Crazypark
2022-09-06T15:36:26+00:00 06.09.2022 17:36
Ich habe mir deine FF in einem Rutsch durchgelesen und muss sagen, dass mir die Idee super gut gefällt. Die biestige Diva Ruki und der Möchtegern-Casanova Reita, der allmählich in seine eigene Falle tappt. Sorgt für ordentlich Zündstoff.
Bei dem Ausdruck "G-Wort" musste ich sehr lachen. Ich mag Uruha als Charakter total.
Ich finde es toll, dass du weiter schreibst. Nun bin ich nämlich neugierig, wie die Geschichte weiter geht :)
P.S.: Viel Erfolg bei der Dissertation <3
Antwort von:  Jyll
07.09.2022 10:49
Danke :D
Um ehrlich zu sein hatte ich nach dem Lesen deiner FF Lust mal wieder zu schreiben und hab das dann auch gemacht^^
Hab mit dem nächsten Kapitel auch angefangen und hoffe es bald hochladen zu können... Und warte noch auf dein zweites Kapitel ^. ~
P. S. Aww danke <3
Antwort von:  Crazypark
07.09.2022 20:37
*___* Das größte Kompliment, was man als Autor bekommen kann. Hat mir den heutigen Tag versüßt :)
Wir feuern uns einfach gegenseitig an, dann klappt das auch mit der Motivation :D
Antwort von:  Jyll
07.09.2022 21:16
Das hört sich doch nach nem Plan an, fängst du also ne neue Ff an? ;D
Von:  Sayuri_Hiranuma
2021-10-03T16:28:53+00:00 03.10.2021 18:28
Ich glaub's ja nicht :D Es gibt neue Kapitel von dir :D Nach gefühlten 100 Jahren bin ich mal wieder auf animexx und siehe da...x3
Ich mag deinen Schreibstiel immer noch sehr gerne und freue mich gerade wieder etwas von dir zu lesen.
LG
Von:  Uruha-Gazette
2021-07-18T19:35:28+00:00 18.07.2021 21:35
Haha ich mag die Story aber könntest du vielleicht auch etwas mehr Aoi und Uruha reinbringen? Ich weiß das es eine Reituki FF ist, aber so ein kleines zwischenkapitelchen zwischen Aoi und Uruha wäre doch auch nett. Ansonsten freu ich mich schon auf das nächste Kapitel, mach weiter so!

LG
Von:  Becci_heresy
2021-07-16T16:30:38+00:00 16.07.2021 18:30
Ein kurzes, knackige Kapitel 😂
Schon lustig wie an gekratzt unser Rei ist..
Aber irgendwas plant der gute doch.. Als ob er Ruki alleine zur Show gehen lässt.. Ich bin gespannt wie es weiter geht
Von:  Becci_heresy
2021-06-27T17:55:34+00:00 27.06.2021 19:55
Ach Gott, ich finds so unglaublich süß wie unbeholfen Rei ist... Ich kann mir das so richtig gut vorstellen, wie er sein Ego vor der Tür gelassen hat. Richtig niedlich. Aber mein Herz blutet wie geknickt er gewesen war als er die anderen Blumen gesehen hat. Ich wüsste so gerne ob Ruki nicht langsam wenigstens ein bisschen schlechtes Gewissen hat..
Ich hoffe du lässt mich auch dieses Mal nicht lange warten 😍
Antwort von:  Jyll
30.06.2021 18:12
Ach ne, noch hat Ruki kein schlechtes Gewissen. Ausserdem muss Reita seinen Stolz erstmal verlieren, sonst kann die Geschichte kein gutes Ende nehmen. Ich gebe mein Bestes^^
Von:  Becci_heresy
2021-06-24T07:24:00+00:00 24.06.2021 09:24
Also, erstmal Glückwunsch zum bestandenen Studium :)
Und zum zweiten, endlich geht es weiter.. Ich fand deine Geschichte von Anfang an mega und endlich hast du eine Eingebung wie es weiter geht *_*
Die Richtung in die es geht gefällt mir auf jedenfall. Ich bin gespannt was du du dir noch aus denkst! <3
Antwort von:  Jyll
24.06.2021 12:22
Daaanke <3
Ja ich war ne ganze zeit raus, aber jetzt möchte ich eigentlich wirklich mal fertig werden ><
Ich bin froh, dass es dir gefällt und vielen Dank für den Kommi, das motiviert mich gleich weiterzuschreiben!
Antwort von:  Becci_heresy
24.06.2021 20:43
Das freut mich :)
Dann hoffe ich, das ich bald was neues zum lesen kriege 😊
Von:  Becci_heresy
2019-07-29T10:08:12+00:00 29.07.2019 12:08
Ja , Ruki so tuntig mag ich eigentlich Garnicht, genauso wenig wie den manisch Depressiven Ruki .. Der hier hat wenigstens Feuer !
Ist mal was anderes , nicht immer das selbe das Ruki , Reita heimlich anhimmelt :)
Mag ich ..
Ich bin mega gespannt was du dir da noch so ausgedacht hast ! :D
Freue mich auf's nächste Kapitel !!
LG Becci
Von:  Daisuke_Andou
2019-01-08T15:28:06+00:00 08.01.2019 16:28
^^ Ich bin auch endlich zum Lesen gekommen. Hat sich ja lang genug gezogen. Es ist echt mal entspannend, einfach nur lesen zu können und nicht immer selbst schreiben zu müssen ^^
Auch, wenn ich es auf dem Schirm hatte, dass es ne Fortsetzung ist, an den Anfang konnte ich mich kaum mehr erinnern. Erst bei der Vase hat irgendwas ganz hinten im Kopf doch wieder Klick gemacht ^^°° Den tuckigen Ruki mag ich eigentlich nicht so besonders, aber irgendwie ist er doch ganz gut, um ihn auszulachen. Wirklich ernst nehmen kann ich ihn nicht sonderlich. Aber es ist schon süß, dass er seine Fehler erkennt und sie auch gleich beseitigen will. Aber ob es so schnell was bringt zu trainieren? Reita hat da doch schon ziemlich viel Vorsprung ^^°
Ansonsten bin ich gespannt, was Aoi und Ruki nun gegen Reita geplant haben. Kann ja nur schief gehen. Reita verhält sich bestimmt nicht so, wie im Plan angedacht. Wäre ja zu schön, wenn er sich ans Drehbuch halten würde, aber so schätze ich ihn nicht ein. Ich freu mich jedenfalls schon auf weitere plumpe Anmachsprüche von Reita XDD Hoffentlich geht es bald weiter ^^
LG
Daisuke
Von:  Uruha-Gazette
2018-12-28T18:18:39+00:00 28.12.2018 19:18
Yeah endlich gehts weiter, ich war echt überrascht als ich das las, um so mehr freu ich mich was Reita noch alles versucht um Ruki rum zu kriegen, schreib bitte weiter^^


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