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Echoes

Marco x Ace
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Musikempfehlung:

Vagabond – Tommee Profitt
I know your Secrets – Tommee Profitt Komplett anzeigen

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Das Echo von beunruhigender Hitze

Marco saß beim flackernden Licht einer Öllampe in seiner Kajüte und maß mit einem Zirkel die Abstände der umrissenen Inseln vor sich auf einer alten Karte, um jene nach den aktuellsten Erkenntnissen neu zu beschriften. Seine Augen hinter den Brillengläsern brannten bereits vor Erschöpfung und er rieb sich den schmerzenden Nacken, als er sich kurz aufrichtete, um die knackenden Knochen zu entlasten.
 

Der Tag war schon weit vorangeschritten, wie ihm ein Blick aus dem Bullauge seiner Kajüte verriet, denn am Himmel machte sich das satte, tief dunkle Rot der Abenddämmerung breit.
 

In diesem Moment riss Thatch ohne zu Klopfen die Tür auf und stürmte herein, obwohl eigentlich jeder wusste, dass es der Phönix wenig mochte, wenn man ungebeten sein Zimmer betrat. Doch der besorgte und gehetzte Gesichtsausdruck seines langjährigen Freundes ließ den Phönix seinen Unmut sofort vergessen und von seinem Stuhl aufspringen - Thatch sah selten so ernst aus, also musste etwas passiert sein.
 

»Yoi, was ist los?«, fragte Marco alarmiert und betete, dass sich das ungute Gefühl in seiner Magengegend als Täuschung erweisen würde... doch diese Hoffnung zerschlug sich mit den nächsten Worten des anderen Kommandanten.
 

»Ace, er... es geht ihm nicht gut…«, erklärte Thatch hastig zwischen schnaufenden Atemzügen und stützte sich auf seine Knie, denn offenbar war er bis hierher gerannt. »Er liegt auf der Krankenstation. Du musst mitkommen…«, die Worte trieben sich wie Speerspitzen in Marcos übermüdetes Hirn und machten ihn sofort wieder hellwach.
 

Er zögerte keine Sekunde, riss sich seine Sehhilfe von der Nase und warf diese achtlos auf seinen Schreibtisch, bevor er auch schon an Thatch vorbei aus der Tür stürmte und sich mit dem Kommandanten der Vierten in Richtung der Krankenstation aufmachte.
 

»Was fehlt ihm?«, wollte er harsch von Thatch wissen. »Vorhin war doch alles noch in Ordnung gewesen. Hat er sich irgendwas auf der Insel eingefangen?«
 

»Himmel, keine Ahnung, Marco…«, antwortete Thatch überfordert, während er Mühe hatte, mit den langen Schritten des großen Phönix mitzuhalten und keuchend hinter diesem her lief. »Es war alles wie immer, wir haben Karten gespielt, ein bisschen getrunken... bis Ace plötzlich umgekippt ist und diesmal nicht, weil er eingepennt war. Dabei haben wir heute auf der Insel nichts unbekanntes gegessen und Ace wurde auch, soweit ich mich erinnere, nicht verletzt… ich kann mir das gar nicht erklären.«
 

Thatchs Tonfall konnte Marco entnehmen, dass der sich offenbar Vorwürfe machte, nicht gut genug auf den Feuerjungen aufgepasst zu haben. Ace war eigentlich mehr als alt genug, um selbst auf sich zu achten, doch jeder an Bord wusste, wie schnell sich der Hitzkopf in Gefahr bringen konnte... weswegen irgendwie immer jemand ein Auge auf ihn hatte.
 

Ihre Schritte hämmerten dumpf über die Dielen und hinterließen ein unheimliches Echo unter Deck, da sich die meisten der Crewmitglieder in die Gemeinschaftsräume zurückgezogen hatten oder noch auf Deck saßen, um etwas zu trinken, nachdem sie alle einen anstrengenden Tag auf der aktuell angelaufenen Sommerinsel hinter sich gebracht hatten.
 

Diese hatte sie mit dichtem Urwald und allerlei angriffslustigen Raubtieren begrüßt, sodass sie bisher kaum weit genug hatten vordringen könnten, um eventuelle Wasserquellen ausfindig zu machen, damit sie ihren langsam zur Neige gehenden Bestand auffüllen konnten, da ihre Aufbereitungsanlage seit ein paar Tagen kaputt war.
 

Thatch war mit Ace und dessen Division unterwegs gewesen, während Marco mit Haruta und dessen Männern die Insel grob erkundet hatte. Da alle am späten Nachmittag wohlbehalten zurückgekehrt waren und keiner ernsthafte Verletzungen davon getragen hatte, hatte Marco diesen Tag schon als abgehakt betrachtet - ein Fehler, wie er jetzt offenbar feststellen musste.
 

»Lass' es dir lieber vom Doc erklären…«, keuchte Thatch hinter ihm, als Marco auch schon die Tür zur Krankenstation aufriss und in den Raum rauschte wie eine nicht zu bremsende Naturgewalt. Sofort suchten die Augen des Phönix nach Ace und fanden diesen auch mühelos, da er im Moment der einzige Patient auf Station war und noch dazu von dem ansässigen, älteren Schiffsarzt und drei Krankenschwestern umschwärmt wurde.
 

Der Doktor sah von seinem sommersprossigen Patienten auf, als er die Kommandanten eintreten hörte und schob sich die Brille auf der Nase gerade, bevor er mit recht zerknirschten Ausdruck auf den faltigen Zügen die piependen Apparaturen rund um die Feuerfaust betrachtete. Eine herrische Handbewegung des alten Mannes scheuchte die Frauen davon, die Marco und Thatch eilig Platz machten.
 

Marco blieb direkt vor der Krankenliege stehen, auf der sich der beängstigend blasse Feuerteufel wie unter Krämpfen wandte, die schweißnassen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und seine Augen rollten ziellos in ihren Höhlen umher. Er strahlte eine solche Hitze ab, dass die Luft um ihn leicht flirrte und das zerknüllte Bettlaken bereits vor sich hin rauchte.
 

»Was ist mit ihm? Was hat er?«, fragte er den Arzt angespannt, während er sich besorgt über Ace beugte und dessen desolaten Zustand äußerst beunruhigt zur Kenntnis nahm. Thatch war neben ihn getreten und zupfte beiläufig an seinem gelben Halstuch, um dieses zu lockern, da Ace eine wahre Gluthitze verströmte.
 

»Eigentlich gar nichts sonderlich gefährliches…«, antwortete der bereits ergraute Mediziner mit einem ratlosen Seufzen, während er sich das Stethoskop wieder um den Hals hing, mit dem er eben Ace‘ rasenden Herzschlag kontrolliert hatte. Das Metall glühte noch schwächlich rot nach. »Er scheint sich eine Art Dschungelfieber eingefangen zu haben. Übertragen wahrscheinlich von einem Insektenstich.«
 

Der Doktor deutete auf eine kaum sichtbare, rötliche und kreisrunde Unebenheit auf Ace‘ Oberarm - so winzig, dass es eigentlich keiner Erwähnung lohnte.
 

»Normalerweise hätte ich auch ein Mittel dagegen und er wäre spätestens morgen wieder auf den Beinen, aber... nun ja, seine Teufelskräfte spielen völlig verrückt. Offenbar hat das Fieber seine Kontrolle darüber lahmgelegt und ist eine äußerst seltene Symbiose mit dem Feuer in ihm eingegangen«, vermutete der Arzt bemüht sachlich. »Egal, was ich ihm spritze oder verabreiche, sein Körper verbrennt es innerhalb kürzester Zeit, bevor überhaupt irgendeine Wirkung eintreten könnte.«
 

»Und das heißt…?«, hakte Marco gepresst nach, unsicher, ob er die Antwort überhaupt hören wollte. Seine Hand legte sich vorsichtig auf Ace‘ Stirn, der im Fieberwahn gequält stöhnte und sich wohl eher unbewusst der zaghaften Berührung entgegen schmiegte. Die kochende Hitze schmerzte schon nach kurzer Zeit in seinen Fingerspitzen.
 

»Das heißt, wenn wir seine Temperatur nicht irgendwie senken können und das möglichst vor den Morgenstunden, dann…«, der Arzt zog sich die Brille von der Nase und putzte diese fahrig an seinem Kittel, bevor er den Phönix ernst ansah, »… mache ich mir ernsthaft Sorgen um ihn.«
 

»Oh man, Marco… das tut mir so leid…«, brachte Thatch gequält heraus und rang sein Halstuch zwischen den nervösen Händen. Seine braunen Augen wirkten schrecklich bekümmert. »Ich hätte besser aufpassen sollen. Ich hätte-…«
 

»Yoi, Schwachsinn!«, unterbrach der Phönix das haltlose Gemurmel und drückte seinem alten Freund ermutigend die Schulter. »Du trägst daran doch keine Schuld. Hör' auf dir Vorwürfe zu machen, Idiot.«
 

Inzwischen waren die Krankenschwestern wieder aufgetaucht und wickelten Ace dicke, feuchte Handtücher um die Waden, um ihn abzukühlen - ein eher sinnloses Unterfangen, da die Nässe fast sofort verdampfte und feuchte Wärme wie in einer Waschküche produzierte.
 

»Können wir ihn nicht… in ein Eisbad legen? Oder ins Meer, damit er abkühlt?«, wagte Thatch zaghaft zu fragen.
 

»Um Himmels Willen, bloß nicht!«, riet der Arzt sofort ab. »Wenn wir seine Temperatur zu schnell herunterkühlen, könnte das einen Schock verursachen. Außerdem sollten wir ihn in seinem Zustand so wenig wie möglich mit Wasser in Verbindung bringen. Das würde ihn nur noch zusätzlich schwächen«, erläuterte der Mediziner ernst.
 

Thatch seufzte frustriert. »Aber es muss doch irgendeine Möglichkeit geben…«
 

»Die gibt es wahrscheinlich…«, räumte der Arzt zögerlich ein und fasste nun Marco bewusst ins Auge. »Deswegen habe ich dich rufen lassen, Kommandant. Du kannst ihm vielleicht helfen.«
 

»Wie das?«, wurde der hellhörig. Obwohl er selbst ab und an in der Krankenstation aushalf, wenn hier Not am Mann war - er hatte ruhige Hände und eine gewisse Begabung für Medizin - schien sein Kopf mit einem Mal völlig leergefegt und seine sonst so strukturierte Logik war stiften gegangen.
 

Die Sorge um den jungen Feuerteufel raubte ihm jegliche Sachlichkeit, sowie den disziplinierten Abstand, den er sich in solchen Situationen normalerweise bewahren musste und eigentlich auch sollte...
 

»Dein Feuer, Marco«, klärte der Arzt ihn auf und hob beschwichtigend eine Hand, als der Phönix schon Luft für einen Einspruch holte. »Ich weiß, dass die vollständige Heilung natürlich nur bei dir wirkt, aber dennoch haben deine Flammen eine kühlende, regenerativ unterstützende Aura, die sicher ihre Wirkung auch nicht verfehlen wird. Zumindest ist es einen Versuch wert... ich wüsste nicht, was wir sonst tun könnten...« Mit seinem Latein am Ende sah er zu Ace, der wieder ein tiefes, leidgeplagtes Stöhnen ausstieß und hektisch nach Atem schnappte.
 

Marco überlegte gar nicht lange und nickte sofort bereitwillig. Für seine Nakama würde er durchs Feuer gehen... und für Ace sogar noch etwas weiter. »Was soll ich machen?«
 

»Versuch' ihn mit deiner Teufelskraft zu stabilisieren und ihn ein bisschen herunter zu kühlen«, erklärte der Arzt sachlich und rollte einen Tropf heran. »Ich werde ihm dann das Medikament langsam zuführen. Es wird ein langwieriger Prozess, doch mit etwas Glück wird es funktionieren. Aber... du wirst wahrscheinlich Schmerzen erleiden, so sehr wie er-...«
 

»Das spielt keine Rolle.« Abgeklärt knöpfte Marco sein Hemd auf, zog es aus und warf es Thatch zu, dann löste er die goldene Gliederkette von seiner Hüfte und setzte sich zu dem zitternden Ace, um sich neben diesen auf die Liege zu schieben. Auf Grund der brütenden Hitze erwachte seine Teufelskraft instinktiv - kühle, blaue Flammen loderten an jenen Punkten empor, an denen er den nackten Oberkörper des Feuerteufels berührte.
 

Marco zog Ace sanft an sich, ignorierte das heiße Brennen auf seiner Haut und nickte dem Arzt dann auffordernd zu, während seine Flammen förmlich um sie beide explodierten und den Raum in ein sanftes, blaues Lodern tauchten. Thatch zerknüllte Marcos Hemd angespannt in den Händen und trat beiseite, um dem medizinischen Personal Platz zu machen.
 

Der Doktor winkte die Schwestern wieder zu sich und die Frauen brachten erneut feuchte Tücher, um ihren Patienten damit zusätzlich zu kühlen, während der Arzt die Infusionsnadel vorbereitete und dann sachte in Ace' Armbeuge versenkte. Die Feuerfaust stöhnte leise und sein bleiches Gesicht verzog sich verkrampft, instinktiv schob er sich Marco entgegen und suchte die Nähe der wohltuend kühlen Flammen.
 

»Jetzt können wir nur warten...«, meinte der Schiffsarzt schließlich und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er klopfte sachte gegen den Infusionsbeutel und öffnete den Verschluss, damit das Medikament seinen Weg in Ace' Körper finden konnte. Eine Schwester brachte Marco einen Krug voll Wasser, welchen dieser dankend annahm und gierig leerte.
 

Die Hitze des jungen Mannes war wahrlich erdrückend, doch egal wie lang das hier dauern sollte, er würde es durchstehen. Sein Blick fiel auf Thatch, der noch immer wie ein Häufchen Elend vor dem Bett stand.
 

»Geh«, wies er den Kommandanten ruhig, aber bestimmt an. »Du kannst hier eh nichts tun. Erstatte Pops Bericht. Übernimm' mit Jozu das Kommando und sorgt dafür, dass die anderen nicht kopflos werden.« Marco wusste doch ganz genau, wie überängstlich gerade Haruta und Izou wurden, wenn es um Ace ging... die Feuerfaust hatte die gesamte Mannschaft um den Finger gewickelt.
 

Thatch kaute befangen auf seiner Unterlippe, dann nickte er betreten und schlurfte mit hängenden Schultern zur Tür. Es war kaum zu übersehen, dass ihn Ace' Zustand schrecklich bedrückte, denn er hatte den jungen Flammenwerfer in sein Herz geschlossen.
 

»Yoi, Thatch...«, hielt ihn Marco nochmals auf. »Es ist nicht deine Schuld. Ace wird schon wieder. Der Kleine ist unheimlich zäh, das weißt du doch«, versuchte er den deprimierten Kommandanten aufzubauen. »So etwas bringt ihn doch nicht um.«
 

»Hm, du hast recht«, räumte der Kommandant der Vierten ein und straffte sich. »Ich werde mich um alles kümmern, mach' dir keine Sorgen. Kümmer' du dich nur um Ace«, bat er den Phönix.
 

Vor der Tür der Station stand schon die ganze Bande parat - Haruta, Jozu, Izou, Vista, Fossa und noch viele andere. Alle wirkten besorgt und wollten einen Blick auf Ace erhaschen, doch Thatch scheuchte sie alle hinaus und schloss die Tür umsichtig hinter sich.
 

Der Arzt kontrollierte abermals die Apparaturen um Ace' Bett, während er seine Brille zurecht schob. »Seine Werte verbessern sich... sehr langsam, aber messbar«, unterrichtete er Marco mit zaghafter Zuversicht in der Stimme, dann wandte er sich dem Kommandanten zu. »Das kann allerdings noch eine ganze Weile dauern. Meinst du, du überstehst das noch etwas?«
 

Obwohl Marco bereits die Schweißperlen deutlich auf der Stirn standen und jedes Fleckchen seines Körpers zu glühen schien, nickte er grimmig. »Schon okay, Doc. Das bisschen Schmerz bringt mich wohl kaum um.«
 

Der alte Arzt schüttelte mit einem nachsichtigen Lächeln den Kopf. »Du würdest wirklich alles für diese Bande tun, nicht wahr?!«
 

»Es gibt zumindest nicht viel, was ich nicht tun würde«, antwortete Marco mit einem schiefen, selbstironischen Schmunzeln.
 

Der Arzt drückte ihm mit einem sanften Lächeln die Schulter. »Das ist ehrenwert. Aber vergiss' dich selbst über dem Ganzen nicht völlig, hm? Die Flamme der Wiedergeburt heilt deinen Körper, aber das heißt nicht, dass sie das hier drin auch schützt und pflegt«, sprach er kryptisch und tippte dem Vize auf die Brust, direkt über seinem Herzen.
 

Bevor Marco etwas erwidern konnte, kam eine der Krankenschwestern zu dem Arzt und wisperte ihm etwas ins Ohr. Er nickte und richtete das Wort entschuldigend an den Kommandanten: »Ich muss euch eine Weile allein lassen. Wir haben wohl einen Notfall auf einem der unteren Decks. Ich werde später wieder nach euch sehen und eine der Frauen wird hier bleiben, falls ihr etwas brauchen solltet.«
 

»Natürlich«, gewährte der Phönix verständig. Mehr als abwarten blieb ihnen im Moment ja eh nicht zu tun.
 

Nachdem der Mediziner verschwunden war, trat die verbliebene Krankenschwester an das Bett. »Brauchst du noch etwas, Kommandant Marco?«, fragte die Frau höflich, ein hübsches Ding mit dunkelbraunen Locken und üppigen Kurven.
 

Sie war ein wenig rot um die Nase und versuchte den halbnackten Vize nicht all zu offensichtlich anzustarren - sie hegte schon ziemlich lange eine heimliche, recht vergebliche Schwäche für den gutaussehenden, reifen Phönix, denn der schenkte eben selten irgendjemanden mehr als sachliches oder höfliches Interesse. Das Arbeiten mit ihm war jedes Mal eine Gratwanderung zwischen stiller Bewunderung und herber Frustration, weil sein Gesicht meist so viel Emotion spiegelte wie ein Stein.
 

Doch jetzt war er vollkommen auf den jungen, dunkelhaarigen Kommandanten fixiert und über seine markanten Züge huschte ein Ausdruck, den sie noch nie an dem stoischen, blonden Mann gesehen hatte und der ihr die Knie weich werden ließ... obwohl dieser intensive Blick aus den tiefblauen Augen gar nicht ihr galt.
 

»Wenn du uns noch etwas Wasser bringen könntest, wäre das sehr freundlich...«, raunte der Phönix beiläufig, während er Ace ein Kissen in den Nacken schob, um seine Lage ein wenig bequemer zu gestalten.
 

Die Krankenschwester seufzte leise, machte sich dann aber auf den Weg das Gewünschte zu bringen.
 

Marco hatte sie eigentlich kaum zur Kenntnis genommen... er wusste, dass die Frauen hier waren, immerhin wusste das jeder Mann an Bord - obwohl die Damen strikt Tabu waren, was auch respektiert wurde, immerhin waren sie nicht für das Vergnügen der Mannschaft hier - doch er sah in ihnen weder etwas anderes als einen Teil der Besatzung, noch interessierte er sich sonderlich für sie.
 

Natürlich war er auch ein Mann und erkannte durchaus Schönheit, wenn er sie sah, aber... er ließ sich davon längst nicht mehr so bezaubern und beherrschen wie früher. Es gab wichtigeres in seinem Leben - seine Nakama und seinen Vater. Dafür lebte er und dafür musste er einen klaren Kopf behalten, vor allem, da ihn Whitebeard inzwischen mehr denn je brauchte.
 

Die hübsche Frau kam wieder und brachte ihm schüchtern einen großen Krug Wasser und ein kühles, feuchtes Tuch, mit dem der Kommandant seinem Freund den Schweiß umsichtig vom Körper tupfte, bevor er erneut den Sitz der Infusionsnadel, Ace' Temperatur und die Werte auf den Monitoren kontrollierte. Und dann wiederholte sich das Ganze von vorn...
 

Irgendwann - nach Stunden des Bangens und Hoffens - wurde Ace etwas ruhiger, sein Atem gemächlicher und auch seine Temperatur regulierte sich von höllisch zu einigermaßen erträglich, was Marcos ständige, zwanghafte Kontrolle der Apparate und des Feuerteufels langsam überflüssig machte.
 

Er seufzte schwer und versuchte in eine etwas bequemere Position zu rücken, um etwas zur Ruhe zu kommen, doch das Problem war... er war eigentlich nicht sonderlich geübt darin nichts zu tun, geschweige denn sich zu entspannen. Vor allem, weil seine Gedanken dann schnell begannen, sich im Kreis zu drehen und er mochte keine endlosen Grübeleien.
 

Seine Tage waren immer ausgefüllt und oft arbeitete er auch die Nächte hindurch. Pausen waren selten und wenn er sich etwas Zeit nahm, dann meist für ein geselliges Beisammensein mit seinen Nakama oder für ein paar Trainingseinheiten mit Ace, die ihm ehrlich Spaß machten und immer mehr forderten, da der junge Mann ihm inzwischen in fast nichts nachstand.
 

Jetzt hatte Marco allerdings nichts, um sich oder seine Gedanken zu beschäftigen und er war gewissermaßen an dieses Bett gefesselt... das monotone Piepen, das hypnotisierende Flackern der blauen Flammen und Ace' spürbarer Herzschlag machten ihn schläfrig und er hatte plötzlich Mühe, die Augen offen zu halten.
 

Normalerweise brauchte er kaum Schlaf, denn seine Teufelskraft übernahm die nächtliche Regenerationsphase meist für ihn - das war zwar nicht wirklich fürsorglich seinem Körper gegenüber, aber eben auch meist praktischer als Stunden mit Nichtstun im Bett zu vergeuden.
 

Doch komischerweise fühlte sich jetzt keine einzige Sekunde Nichtstun verschwendet an... sein Blick glitt zu Ace, der unruhig herumrutschte und sich dann völlig unbewusst enger an ihn schmiegte. Izou meinte einst, dass die süßen Sommersprossen in seinem einzigartigen Gesicht eigentlich eher zu einem Mädchen passen würden, doch sie raubten dem jungen Kommandanten kein Stück seiner beeindruckenden Ausstrahlung.
 

Mit seinen knapp zwanzig Jahren war Ace inzwischen unübersehbar ein Mann - geistig wie körperlich. Er konnte zuschlagen wie ein Berserker, Alkohol kippen wie Blenheim, der Meister des Schwarzgebrannten, mit einer Kreativität fluchen, die er sich wahrscheinlich von Izou abgeschaut hatte und mit eiserner Disziplin neben Marco trainieren, wenn sie zusammen zu den ersten Sonnenstrahlen an Deck ihre morgendlichen Übungseinheiten absolvierten.
 

Ace war wirklich eine außergewöhnliche Persönlichkeit und Marco war nicht zum ersten Mal glücklich darüber, ihm begegnet zu sein und das er jetzt zu ihrer Mannschaft gehörte. Die Feuerfaust gehörte zu den wenigen Dingen in Marcos Leben, die er nie wieder missen wollte - er hing wahrlich nicht an viel, an seinem Schützling aber dafür umso mehr.
 

Ace drückte die Nase sanft gegen Marcos Hals und der Herzschlag des Phönix setzte kurz aus, nur um dann doppelt so hart weiter zu trommeln. Es war so lang her, so unheimlich lang, dass er neben jemandem gelegen und die Wärme eines anderen Körpers - Atem auf seiner Haut, das sanfte Kitzeln von Haarspitzen - so intensiv gespürt hatte. Die Erkenntnis, dass ihm solche einfachen Dinge nach all den Jahren noch immer gefielen, dass er sie vermisste, war ernüchternd... aber auch nicht wirklich überraschend.
 

Seine natürlichen, männlichen Gelüste reduzierte er gewöhnlich auf ein Minimum und wenn er sich doch Erleichterung und etwas Ablenkung bei einer Frau suchte, dann waren die Treffen meist kurz, zweckmäßig und unpersönlich. Wahrlich nicht der Stoff, aus dem die Träume vieler Frauen waren... und wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann sahen seine eigenen Träume eigentlich auch ganz anders aus.
 

Jetzt, in Ace' unmittelbarer Nähe, war es schwer Abstand und Disziplin wie sonst zu wahren, denn die pure Präsenz der Feuerfaust war gewaltig und Marco konnte sich dem jungen Mann schon lange nicht mehr so entziehen, wie er es eigentlich sollte...
 

Wo sich Marco im alltäglichen Umgang irgendwie daran gewöhnt hatte - an die seltsame Anziehung ihrer Teufelskräfte und Ace' fast magische Begabung, alles und jeden in den Bann zu schlagen - und er auch der Meinung war, das alles professionell handhaben zu können, überrollte ihn jetzt eine Woge aus gänzlich unangebrachter Hitze... und die rührte nicht von der erhöhten Körpertemperatur des Feuerteufels her.
 

»Ach, verdammter Mist...«, grollte Marco mit einer Spur Verzweiflung und ließ den Kopf resigniert in das Kissen zurücksinken, während er einen Arm angespannt über seinen Augen bettete. Dachtest du wirklich, dass du in deinem Alter immun gegen menschliche Bedürfnisse geworden wärst?! Hast du wirklich geglaubt, dass nie wieder jemand dein Interesse entfesseln könnte?!
 

Er war in diesem Moment heilfroh, dass die Krankenschwester so umsichtig gewesen war, die Vorhänge um das Bett zu schließen, damit sie etwas Ruhe hatten. Er brauchte sicher kein Publikum, wenn er dabei war Gedanken zu sortieren, die er bisher sehr beharrlich vermieden hatte.
 

Als wollte das Schicksal ihn ganz besonders strafen und darauf hinweisen, dass seine jahrelange Disziplin in Ace' Nähe eigentlich nichts weiter war als rasch schmelzende Butter in der Sonne, strichen weiche Lippen über seine Halsseite und ein vernuscheltes, kratziges »Mar.. co...«, wurde gegen seine Haut geseufzt, woraufhin der Phönix eine Gänsehaut gefühlt bis in die Haarspitzen erdulden musste.
 

Er schob es auf die lange Enthaltsamkeit, auf seine überreizten Nerven und den Stress der letzten Tage, dass er so heftig reagierte... und wusste doch, dass dies alles nur die Hälfte der Wahrheit war. Die andere lag gerade neben ihm und der Phönix erlag der Versuchung, mit den Fingerspitzen um nur eine Winzigkeit über Ace' Oberarm zu streichen, bevor er ihn noch ein wenig mehr an sich zu drücken.
 

Marco musste sich doch eigentlich nichts vormachen - um sich selbst zu belügen war er auch wahrlich zu alt - er fühlte sich zu Ace hingezogen und das schon längst über die platonische Ebene hinaus... Ace war so vieles, was Marco nicht war und doch waren sie sich so ähnlich, wenn es um die Dinge ging, die ihnen wirklich am Herzen lagen - ihre Nakama und ihr Vater, ihre ganze Welt, die Freiheit, die ihnen alles bedeutete.
 

Marco bettete das Kinn mit einem resignierten, selbstquittierenden Seufzen auf Ace' dunklem Haarschopf und schloss die Augen. Das wird eine verdammt lange Nacht werden...
 


 

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Ace erwachte mit einem ausgiebigen Gähnen, bevor er sich mit einem trägen Schmatzen umsah und zu orientieren versuchte. Verschlafen erkannte er, dass er nicht in seiner Kajüte lag und für einen Moment machte sich Panik in ihm breit, da er nicht wusste wo, geschweige denn, wie er überhaupt hierher gekommen war.
 

Das Ganze wurde auch nicht unbedingt dadurch besser, dass seine Hand auf einer fremden Männerbrust ruhte und jemand neben ihm lag... und das deutlich zu nah, weit über seine persönliche Toleranzgrenze hinaus. Sein erster reflexartiger Gedanke war Flucht, um Abstand zwischen sich und den anderen zu Körper bringen. Doch dann erkannte er das bekannte Tattoo unter seinen Fingern und hielt inne.
 

Er drehte den Kopf etwas, spürte das kitzelnde Kratzen eines Bartes an der Wange... und blickte dann überraschenderweise in Marcos Gesicht, das unweit neben seinem eigenen ruhte. Wenn Ace bis jetzt verwirrt gewesen war, dann war er nun vollkommen verdutzt. Was macht Marco denn hier?! Und... zum Seeteufel - schläft der etwa?!
 

Tatsächlich, der Phönix lag völlig arglos neben ihm und schlief, ein Anblick, der Ace die Kinnlade runter klappen ließ. Das war ein so ungewöhnliches Bild, dass er sogar für den Moment vergaß sich über die seltsame Situation zu wundern, dass sie zusammen in einem Krankenbett - er hatte inzwischen erkannt, dass er sich auf der Krankenstation der Moby befand - lagen.
 

Der junge Kommandant hatte Marco tatsächlich in all der langen Zeit hier in dieser Crew noch nie schlafen gesehen und es irgendwann einfach für eine natürliche Gegebenheit gehalten, dass der Phönix offenbar auch gut ohne auskam, was vielleicht eine praktische Beigabe seiner Teufelskraft war.
 

Ace zog sich mit einem unwilligen Zischen die Infusionsnadel aus dem Arm und warf sie beiseite, weil sie ihn in der Bewegung störte, bevor er sich vorsichtig wieder zurücksinken ließ, um Marco bloß nicht zu wecken. Er stellte sich gar nicht erst die Frage, warum man ihn medizinisch versorgt hatte... es gab gerade auch wahrlich interessanteres.
 

Nie zuvor war er seinem Mentor so nahe gewesen und nie zuvor hatte er Marco so... untypisch entspannt, fast verletzlich erlebt, denn normalerweise war der Phönix stets präsent, wachsam und wirkte, als hätte er seine Augen und Ohren eigentlich überall. Doch nun war von all der Strenge und Aufmerksamkeit wenig zu sehen.
 

Marcos harte Züge waren gelöst und wirkten dadurch wesentlich weicher, seine blonden Haare hingen unordentlich seitlich in sein Gesicht und seine Lippen lagen leicht geöffnet, während sein regelmäßiger, ruhiger Atem zu hören war.
 

Ace musterte seinen Mentor unverhohlen und studierte fasziniert dieses inzwischen so vertraute Gesicht... und plötzlich fielen ihm Dinge auf, winzige Kleinigkeiten, die er zuvor nie wahrgenommen hatte und die ihm jetzt dafür umso kostbarer erschienen.
 

Marcos Ohren waren nicht gänzlich symmetrisch und standen leicht ab, zudem schien er einst einen Ohrring getragen zu haben. Seine Nase verlief nicht ganz gleichmäßig, vielleicht durch einen Bruch nicht mehr gerade zusammengewachsen und seinen kurzen Kinnbart durchzog eine helle Narbe, die den Haarwuchs an jener Stelle durchbrach. Für seine blonde Haarfarbe hatte er ungewöhnlich dichte, dunkle Wimpern und seine Brauen beschrieben selbst im Schlaf hohe Bögen, wodurch seinem Blick immer dieser typische, leicht überhebliche Ausdruck anhaftete.
 

Ace hatte das Gefühl Marco noch ewig anstarren zu können, ohne das ihm dies langweilig werden könnte - immer wieder schien er etwas anderes an diesem Mann zu entdecken, dass ihn verblüfft... und seltsam anzog. Der Phönix hatte sowieso etwas an sich, was ihn seit dem ersten Treffen unbestreitbar fasziniert hatte.
 

Seine Hand lag immer noch durch den geringen Platz auf der Liege gegen die Brust des älteren Kommandanten gedrückt - seine hellen Finger bildeten einen merklichen Kontrast zu Marcos gebräunter Haut - sein Kopf ruhte auf dessen Schlüsselbein und ihre Hüften berührten sich leicht, während sich ihre Füße ineinander verhakt hatten.
 

Es war schon etwas eigenartig, dass sie so nah beieinander lagen, auch in Anbetracht der Tatsache, dass sie eigentlich fast nackt waren - sie trugen beide nur ihre Hosen und Marco dazu seine typischen Sandalen. Und doch fühlte es sich nicht komisch oder falsch an so neben seinem Mentor zu liegen, eher... eigentümlich angenehm.
 

Dabei hätte Ace eher das Gegenteil erwartet, einfach dadurch, da er völlig ungeübt im Umgang mit dieser Art von Nähe war. Selbst wenn er mal mit einem Mädchen Sex gehabt hatte - was wahrlich nicht so häufig vorgekommen war - hatte er nie die Nacht mit einer verbracht, sondern sich auf den rein körperlichen Zweck ihres Beisammensein beschränkt. Die letzten Jahre hatte er in seinem Bett oder Platz immer allein geschlafen.
 

Er war ohne Eltern aufgewachsen und hatte dementsprechend nie wirklich gelernt und lange nicht gewusst, dass es auch liebevolle Berührungen geben konnte, die keinem Zweck folgten, sondern einfach nur aus Zuneigung geschenkt wurden.
 

Kein Vater hatte ihm je anerkennend den Kopf getätschelt, keine Mutter ihn je sanft in den Arm genommen und sein Opa sowie Dadan hatten auch eher durch ihre rabiate, direkte Art geglänzt als durch gefühlvolle Erziehung. Es war okay gewesen, es hatte ihn härter und stärker gemacht und doch... irgendetwas hatte ihm immer gefehlt.
 

Er konnte sich ja kaum noch daran erinnern, wann er das letzte Mal so vertraut mit jemanden das Bett geteilt hatte - wahrscheinlich mit seinem kleinen Bruder und das als Kinder, als er ständig der Gefahr ausgesetzt gewesen war mit einem Ellenbogen oder Fuß im Gesicht zu erwachen, da Ruffy immer so unruhig wie ein Flummi geschlafen hatte.
 

Aber Marco und er waren keine Kinder mehr und von kindlicher Unschuld waren sie wohl beide meilenweit entfernt.
 

Ein eigentümliches Flattern durchzog Ace' Bauch, als er die ausgeprägten Brustmuskeln betrachtete, auf denen seine Finger ruhten und dann erneut an dem schlafendem Gesicht seines Mentors hängen blieb - er konnte das Gefühl nicht so richtig zuordnen, doch Hunger war es definitiv nicht. Hunger war ihm mehr als vertraut, dass hier... war anders.
 

Ihm wurde komisch warm um die Nase und er wollte sich ein wenig von Marco entfernen - er hatte plötzlich das Gefühl, in dessen Nähe nicht genug Sauerstoff zu bekommen - doch die Hand des Kommandanten lag besitzergreifend auf Ace' Hüfte, knapp oberhalb seines Hosenbundes in jener Kuhle zwischen Becken und Taille und hielt ihn sanft fest.
 

Er wusste immer noch nicht recht warum sie beide hier waren, aber er wollte Marco auf keinen Fall wecken, weil der den Schlaf garantiert bitter nötig hatte, also blieb er doch liegen wo er war. Einen winzigen - natürlich unbedeutenden - Anteil an dieser Entscheidung trug das wohlige, angenehme Prickeln, dass die starken Finger des Phönix auf seiner Haut auslösten... ein warmes Kribbeln, ähnlich jenes Gefühles, wenn das Leben nach dem Aufenthalt in eisiger Kälte langsam in die Glieder zurückkehrte.
 

Noch dazu war Marcos Gegenwart eigentlich alles andere als störend oder unangenehm - sein kräftiger Herzschlag wirkte beruhigend, sein vertrauter Geruch vermittelte Heimat und die Wärme seines Körpers bildete eine Geborgenheit, die Ace selten erfahren hatte.
 

Er sah sich verstohlen um, doch im Moment war kein anderer zu sehen, zudem war das Bett von leichten Vorhängen vor Blicken geschützt... niemand würde als bemerken, dass er einen Moment der Schwäche genoss und was er im Schlaf tat, konnte man ihm ja kaum als Verbrechen anlasten, nicht wahr?!
 

Sein Herz klopfte heftig, als würde er etwas verbotenes tun, da er seine Wange erneut gegen Marcos warme Haut lehnte und die Augen mit einem zufriedenen, kleinen Lächeln behaglich schloss. Nur noch ein bisschen wollte er diese unbekannte Situation auskosten... nur noch ein bisschen mehr von dieser Wärme für sich stehlen...
 

Irgendwann - der Moment kam für Ace gefühlt viel zu schnell - begann sich Marco zu regen und mit einem tiefen Atemzug zu erwachen. Die Feuerfaust ließ es sich nicht nehmen seinen Mentor dreist anzugrinsen, als dieser die schweren Augenlider anhob und sich im ersten Augenblick genauso verwirrt umsah wie Ace es zuvor getan hatte.
 

»Guten Morgen...«, begrüßte er ihn amüsiert, denn der Anblick des verschlafenen Kommandanten war wahrlich Gold wert. Wahrscheinlich hat ihn kein anderer der Crew je so gesehen, überlegte sich Ace im Stillen und fühlte sich dadurch irgendwie besonders privilegiert.
 

Der Phönix brummte irgendetwas unverständliches, dann schien ihm aufzufallen, dass sie ungebührlich dicht beieinander lagen und er es war, der die Feuerfaust an sich gezogen hielt. Sofort löste er die Hand von Ace Hüfte und der ertappte sich dabei, wie er den Verlust dieser Berührung sogleich bedauerte. »Du bist wach...?!«, stellte Marco überflüssigerweise fest und strich sich fast ein wenig verlegen durch die wirren Haare. »Wie geht es dir?«
 

»Ähm... gut?! Sollte es anders sein?!«
 

Statt einer Antwort griff Marco nach Ace' Arm und registrierte mit einem düsteren Stirnrunzeln, dass sich der kleine Flammenwerfer offenbar schon selbstständig von der Infusion befreit hatte, bevor er ihm den Handrücken sanft auf die Stirn drückte, wohl um seine Temperatur zu prüfen. »Du bist gestern aus heiterem Himmel aus den Latschen gekippt und hast uns allen einen verdammten Schrecken eingejagt. Du hast dir durch einen Insektenstich ein Dschungelfieber eingefangen.«
 

Ace blickte ziemlich verwundert drein und kratzte sich dann verlegen den Kopf. »Oh, wirklich?! Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich mit Thatch und Haruta beim Pokern saß und dann... nichts mehr«, erklärte er mit einem entschuldigenden Schulterzucken.
 

»Es stand nicht gut um dich. Deine Teufelskraft war außer Kontrolle und wir konnten das Fieber kaum senken. Du hast geglüht wie ein Hochofen und warst heiß wie die Hölle«, erklärte Marco mit eindringlichem Blick.
 

Ace wackelte anzüglich mit den Augenbrauen und konnte sich ein zweideutiges Grinsen einfach nicht verbeißen. »Bin ich das nicht sowieso immer?!«
 

»Tse... das ist nicht witzig, Streichholz!«, schnaubte der Phönix wenig amüsiert und schwang die Beine von der Liege, um aufzustehen. Dann lehnte er sich beschwörend über Ace und drückte ihm den Zeigefinger auf die Brust. »Alle haben sich verdammte Sorgen um dich gemacht! Wir hätten dich verlieren können, ist dir das eigentlich bewusst?!«, fauchte ihn der Kommandant ungewöhnlich aufgewühlt an.
 

Ace blinzelte verschreckt, denn mit dieser heftigen Reaktion hatte er garantiert nicht gerechnet. Schuldbewusst senkte er den Blick. »Tut mir leid... ich... wusste ja nicht, dass es so schlimm war. Ich wollte euch allen wirklich keine Sorgen machen...«
 

Marco schnaubte und holte tief Luft, dann fuhr er sich mit beiden Händen durch die Haare und ließ jene kurz im Nacken liegen, während er um seine Fassung rang und seinen Schützling musterte, der nun in sich gesunken auf der Liege saß. Sofort taten ihm seine harschen Worte leid. »Yoi, schon gut...», lenkte er deutlich weicher ein. »Du hast ja keine Schuld daran. Ich hab' überreagiert, ich muss mich entschuldigen. Es war einfach eine lange Nacht...«
 

Ace blickte wieder auf und griff rasch nach Marcos Handgelenk, als dieser sich offenbar schon zum gehen wenden wollte. »Warst du etwa die ganze Nacht hier bei mir?!«, fragte er mit belegter Stimme. Der Gedanke berührte einen tief vergrabenen Teil seines Herzens und bewegte ihn ungewöhnlich heftig.
 

Der Phönix sah ihn über die Schulter hinweg an, dann nickte er knapp. »Der Doc hatte vorgeschlagen, dass ich meine Teufelskraft nutze, um deine zu stabilisieren, damit er dir ein Medikament verabreichen konnte. Du hast jedes Mittel vorher sofort verbrannt. Es war ein recht langwieriger Prozess, aber der einzige Weg, um dir zu helfen.«
 

Ace wusste nicht so recht, was er jetzt mit dieser Information anfangen sollte... aber vielleicht wäre ein Danke für den Anfang ja gar nicht so schlecht. Hat der Kerl wirklich die ganze Nacht über mich gewacht und seine ganze Arbeit für mich liegen lassen?
 

»Marco, ehrlich... Danke.« Er sah seinen Mentor mit einem schiefen, peinlich berührten Grinsen an. »Man, wirklich, du musst irgendwann mal aufhören so verdammt nett zu sein und mich immer aus der Scheiße zu ziehen. Wie soll ich das denn jemals wieder gut machen, he?! Ich kann ja gar nicht so viele Runden Sake ausgeben, wie ich dir inzwischen schulde...«
 

Marco wandte sich ihm wieder zu und zu Ace' völliger Verblüffung beugte er sich über ihn, stützte die Hände links und rechts neben ihm ab und war plötzlich so nah, dass er jeden verirrten goldenen Sprenkel in den klar umrissenen, blauen Iriden erkennen konnte - ein weiteres Detail, was ihm vorher nie aufgefallen war. »Du schuldest mir gar nichts, Ace. Du weißt, dass ich alles für dich tun würde«, raunte ihm der Phönix absolut ernst und unerschütterlich entgegen.
 

Die Feuerfaust musste hart schlucken und war so hypnotisiert durch den eindringlichen Blick des Vize, dass er gar nichts sinnvolles aus der plötzlich trockenen Kehle bekam. Irgendwie hatte sein Hirn wohl gerade entschieden sich krank zu melden... »Ja... naja, also, eh... wenn du meinst?!« „Wenn du meinst?!“ Was soll das denn für eine bescheuerte Antwort sein?! Gott, wie selten dämlich!
 

Der Phönix sog die Luft tief ein und schloss die Augen kurz, dann stemmte er sich wieder in die Höhe und trat von dem Bett zurück. Er brauchte dringend etwas Abstand. »Ich schick' dir den Doc vorbei. Er soll dich nochmal ordentlich durchchecken und wenn er das Okay gibt, kannst du die Krankenstation verlassen und dich auf deinen Posten zurückmelden. Yoi, vorher nicht, klar?!«
 

»Aye... klar«, brachte der verdatterte junge Kommandant zumindest noch heraus.
 

»Gut. Ich seh' mal nach, ob ich noch etwas vom Frühstück für dich retten kann.« Marco wandte sich zum gehen und Ace ertappte sich dabei, wie er das Spiel von dessen Rückenmuskulatur bewunderte. Er schüttelte den Kopf irritiert über sich selbst und rieb sich fahrig über die Wangen. Dieses Dschungelfieber scheint echt komische Nebenwirkungen zu haben...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, ich weiß, laut aktuellem One Piece Kapitel 909 …

- VORSICHT MÖGLICHER SPOILER -



… ist sich Marco der heilenden Wirkung seiner Kräfte wohl durchaus bewusst, immerhin war er ja offensichtlich sogar der verdammte Schiffsarzt der Whitebeards! (Warum zum Teufel war der jetzt eigentlich der Schiffsarzt, argh?! Obwohl es ja irgendwie fast logisch erscheint... Und verflucht, ist der Typ mit Brille heiß! xD)

Als ich die Story angefangen habe, war das natürlich (zumindest für mich) noch nicht bekannt, aber ich werde das Ganze jetzt auch so belassen, wie es ist. Ich habe natürlich versucht alles ein bisschen zurecht zu stutzen, aber bei mir ist er eben nun (noch) nicht „everybody's best healer“ xD

Die Lieder vom Anfang musste ich irgendwie die ganze Zeit beim Schreiben hören, ich fand sie für die Geschichte der beiden irgendwie unheimlich passend und wollte sie deswegen mit euch teilen :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2018-12-23T12:14:17+00:00 23.12.2018 13:14
Ich habe so viele feels ...
Oh mein Gott. Das Kapitel war so wunderschön. So ruhig (bis auf die hektischen Momente) und so tiefblickend, was Marcos Gefühlswelt angeht. Ich weiß gar nicht, was ich mehr dazu sagen soll. Diese beiden teilen eine Ebene, die gar keiner der anderen erreichen kann und ich finde es großartig, dass du noch einmal so intensiv auf dieses Zusammenspiel ihrer Teufelskräfte eingegangen bist, indem Marco mit seinen Pjönixflammen Ace' Feuer beruhigt hat. Das ergibt so viel Sinn.
Und ja ... Marco war wirklich der Schiffsarzt, aber das erfährt man ja wirklich erst sehr, sehr spät. Es passt also durchaus, dass er immer nur so eine Assistentenrolle innegehabt hat. Mach dir deswegen keinen Kopf.
Oh man ... diese beiden. Marco ist so unglaublich hin und weg von Ace, das geht ja mal gar nicht. :D
Das ist schon sehr witzig. Man wird halt auch nicht im Alter einfach prüde und lustlos. Das hätte er vielleicht gern, aber wer kann Ace schon widerstehen? Würde mich ja nicht wundern, wenn sich Marco nun direkt wieder in seine Arbeit stürzt, um ja nicht über diese Nacht nachzudenken. Würde gut zu ihm passen. |D
Antwort von:  Ceydrael
23.12.2018 22:11
Ich fand es hier sehr schön mal etwas näher auf Marcos Gefühlswelt eingehen zu können und zu beleuchten, wie sehr der doch inzwischen an seinem Schützling/Freund hängt. Und ich freu mich so heftig, dass dir das so gut gefallen hat :)
(Hier auch nochmal ein echt fettes Danke, dass du dir wirklich die Mühe machst, jedes Kapitel zu beurteilen. Das finde ich richtig toll! <3)

Es war für mich recht amüsant zu schreiben, wie Marco so mit sich selbst fast im Zwiegespräch liegt und sich so langsam aber sicher eingestehen muss, dass er da eine rechte Schwäche entwickelt hat für einen gewissen Feuerjungen :D
Vor allem, da es andere wieder mal viel eher bemerken, wie die Krankenschwester in diesem Fall, die da wohl sehr vergeblich auf die Aufmerksamkeit des Phönix warten wird ^^'

Aber ich konnte es mir halt auch so gut vorstellen, wie Marco immer alles im Griff hat und plötzlich entzieht sich ihm etwas so vollständig seiner Kontrolle... das muss schon ein kleiner Schock sein, gerade auch in Bezug auf seine Vergangenheit, wo er wahrscheinlich einfach wirklich Hemmungen hat, solch einer Faszination für einen anderen Menschen überhaupt nochmal nachzugeben...

Und Ace natürlich, der fast unerfahren ist mit dieser Art von Fürsorge und sich erst mal daran gewöhnen und auch bemerken muss, dass ihm Nähe durchaus gefällt und das er sie bis zu einem gewissen Punkt sogar zulassen kann... zumindest bei Marco ;)


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