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A ever changing Life

von

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Am seidenen Faden

Den Gesprächen zwischen Krankenhaus und Krankenwagen lauschend, zuckt er zusammen, als gesagt wird, dass das Krankenhaus eben erst eine große Menge der benötigten Blutgruppe in einer Operation verbraucht hätte. Er beißt sich auf die Unterlippe, sieht auf Sophies Handy, sieht auf zu ihr, sie liegt kreidebleich beinahe leichenbleich neben ihm und die Sirene nervt ihn einfach. „Können sie die Sirene drei Minuten abstellen?“ Der Notarzt ist mit im hinteren Teil des Wagens und behält Sophies Funktionen im Blick, der zu ihm sieht. „Weswegen?“

„Ich muss ihren Vater erreichen, sie haben doch gehört, dass das Krankenhaus kaum noch Reserve hat.“ Sie Sirene verstummt, er wählt mit Sophies Handy Scotts Nummer, der beim zweiten Rufzeichen rangeht. „Sophie? Was ist denn, ich bin in dem Meeting.“

„Hey Onkel Scott, ich bin es.“ Er versuchte so selbstsicher zu klingen, wie nur möglich.

Am anderen Ende klingt Scott verblüfft. „Nicky? Wie kommst du bitte an Sophies Handy?“

Okay seine Geduld war auf dem Tiefpunkt und seine Nerven liegen blank. „Das ist egal, komm so schnell, wie möglich ins Hospital! Sophie braucht dich, sie benötigt eine Bluttransfusion, sonst stirbt sie.“

„Was ist überhaupt passiert?“ Er hält sich den Kopf, seine selbstsichere Art ist hinüber. „Komm bitte ins Krankenhaus, sie stirbt sonst.“

„Ist das ein schlechter Witz von euch?“

Seine Stimme bricht, ihm laufen Tränen hinab. „Nein, sie … sie ist mit einem allergischen Schock zusammen gebrochen. Ich erkläre dir alles im Krankenhaus, bitte Scott beeile dich.“

„Ich bin auf dem Weg.“ Direkt nach diesem Wortwechsel legt er auf, lässt den Arm, wie Kopf hängen, er will seine Cousine nicht verlieren und zusehen müssen, wie sie an Blutverlust stirbt. Der Krankenwagen hält, die Türen werden geöffnet und er beobachtet, wie Sophie von der Trage auf eine Liege gelegt und rennend in dem Gang verschwindet. Damit er sie nicht aus den Augen verliert, rennt er hinterher, während neben dem Notarzt ein Arzt in einem weißen Kittel läuft.

„Allergischer Schock, hoher Blutverlust, kurzzeitiger Herzstillstand…“

Weitere Diagnosemitteilungen werden von dem Notarzt dem führenden Arzt mitgeteilt, während die Vorbereitungen für die Operation in seine Ohren gelangen.

„Sofort den OP Raum 3 vorbereiten, sagen sie den anderen Bescheid, welche Blutgruppe hat das Mädchen?“

„B negativ.“

„Sagt denen unten, dass wir schleunigst die Reserve dieser Blutgruppe brauchen.“

Schließlich wird er von einem Krankenpfleger zurück gehalten, da er nicht in den Operationsbereich darf. „Es tut mir Leid, du darfst da nicht rein.“

An ihm rennen immer wieder Schwestern vorbei, zwei bringen die geforderten Blutbeutel.

„Was ist, wenn sie wirklich zu wenig Reserve haben?“ Er taumelt hin und her, erneut den Tränen nahe, als er sich niedergeschlagen auf eine der Wartebänke sinken lässt, den Kopf in den Hände gestützt. Sein Blick schweift zu Sophies Tasche zu ihren Anhängern, bemerkt so nicht einmal, wie sich jemand ihm nähert.

„Entschuldige bitte, bist du der Bruder von dem Mädchen im OP3?“ Er hebt nicht einmal den Kopf. „Wenn das Mädchen süß und blond ist, was sehr viel Blut verloren hat, ist es meine Cousine.“ Noch immer ist sein Blick nach unten zu Sophies Tasche gerichtet.

„Kennst du jemanden, der ihre Blutgruppe hat?“ Nun hebt er den Blick und deutet auf seinen Arm. „Ich habe dieselbe, wie Sophie, sie können mir ruhig welches nehmen, solange es sie rettet.“ Er kann das Nicken der in weiß gekleideten Frau vor sich sehen. „Dann komm bitte mit.“ Er folgt der Schwester in einen Behandlungsraum, wo erst Tests gemacht werden, ob er überhaupt sein Blut Sophie geben darf, alle kleinen Tests sind sauber, sodass die Nadel gesetzt wird, ihm ein Knetball gereicht wird, damit Blut von seiner Vene in den Blutbeutel fließt. Nach dem dritten Beutel ist ihm schwindelig, sodass die Schwester die Maßnahme stoppt, ihm ein Pflaster auf die Stelle drückt, die Nadel herauszieht und einen breiten Streifen Tape quer über seine Armbeuge klebt. Er hofft, dass diese eineinhalb Liter seines Blutes Sophie helfen, denn er ist selbst kurz davor zusammen zu klappen. Seufzend folgt er der Schwester zurück auf den Gang, wo er sich erschöpft auf die Bank sinken lässt, während die Frau mit den abgenommenen Blut hinter Schleuse zum Operationsbereich verschwindet. Zwar kann er das vibrieren seines Handys in seiner Hosentasche spüren, aber dafür hat er gerade keinen Nerv um nachzusehen, wer ihm geschrieben hat, es wird ja doch nur sein Vater sein. „Ja du fühlst, was ich gerade durchmache kleine Schwester, tut mir leid.“

Er sieht auf seine Hand, die zittert und vor seinen Augen verschwimmt, er hat es wirklich mit dem Blut abnehmen übertrieben, ihm war nicht nur kalt, sondern eiskalt. Den Kopf dreht er zur Seite, als Scott den Gang entlang rennt und vor ihm stehen bleibt.

„Was … ist mit … Sophie?“ Scott steht atemlos vor ihm.

„Sie wird gerade operiert, ich weiß es nicht genau. Paolo meint sie hat einen allergischen Schock, weil Sophie keine tierischen Produkte verträgt und dann war im Mittagsessen so etwas drinnen.“

„Was? … Oh bitte nicht.“ Nicky sieht Scott an, dass er sich nicht nur Sorgen um Sophie macht, sondern auch Angst um sie hat. Dennoch fragt er der Neugier heraus. „Wusstest du davon?“

„Ja, ich weiß es, weil Hendrik es mir mehrmals gesagt hat. … Aber, wieso siehst du so benommen aus?“ Ein schwaches Lächeln kommt ihm über die Lippen. „Ich habe eben mein Blut für Sophie gegeben.“ Er kneift die Augen zusammen, sieht mehr den Boden an, statt nach oben zu sehen.

„Aber wie kann es sein, dass ihr beide dieselbe Blutgruppe habt?“

„Weil wir alle dieselbe haben … B negativ.“ Ihm fällt es immer schwerer bei Bewusstsein zu bleiben, und sein Kopf dröhnt unaufhörlich, als sich alles entgegengesetzt dreht schließen sich ergeben seine Lider.
 

Als sein Neffe zur Seite kippt fängt Scott ihn auf, bevor der Junge auf den Boden fällt. „Niclas!“

Dieselbe Schwester, die dem Jüngeren das Blut abgenommen hat kommt zu den beiden.

„Sind sie der Vater oder Onkel von Sophie?“

„Ich bin ihr Stiefvater, was ist mit ihr?“ Die Schwester sieht ihn bestürzt an. „Sie braucht Blut, der Junge hat eineinhalb Liter für sie gegeben, aber sie ist noch immer nicht überm Berg.“ Nun versteht Scott auch, wieso es Niclas so schlecht geht, aber wie kann es sein, dass die zwei dieselbe Blutgruppe haben? Er beißt sich auf die gesamte Unterlippe, beschließt darüber später noch nachzudenken, Sophie braucht ihn nun mehr denn je. „Nehmen sie mir Blut ab, ich habe dieselbe Blutgruppe, wie Sophie, B negativ.“

„Dann kommen sie bitte mit, den Jungen können sie mitnehmen.“

Er hebt den ohnmächtigen Niclas hoch, legt diesen in dem Behandlungsraum auf die Liege, während er sich in demselben Zimmer wie Nicky zuvor die Reihenfolge unterzieht und sich schließlich Blut abnehmen lässt. Die ersten beiden Beutel sind schnell gefüllt, als die Schwester auch schon den dritten Beutel anschließt. „Es ist wirklich Glück, dass sie als Stiefvater dieselbe Blutgruppe, wie das Mädchen haben.“ Der dritte Beutel füllt sich bereits mit seinem Blut, während er immer wieder diesen seltsamen Ball drückt und zur grauen Decke sieht. Dabei fragt er sich selbst die ganze Zeit, wie es sein kann, dass er und Sophie dieselbe Blutgruppe haben? Aber seine Sorge um sie überwiegt. „Bitte sagen mir, was mit ihr ist.“

„Durch den allergischen Schock ist es zu inneren Blutungen gekommen, sie hat viel Blut verloren, die Ärzte operieren sie noch immer, zwar konnten die inneren Blutungen gestoppt werden, aber der hohe Blutverlust ist kritisch. … Oh je.“ Die Schwester stoppt beim vierten Beutel mit der Blutentnahme, da dieser kurz davor war, ohnmächtig zu werden.

„Bleiben sie bitte liegen, ich kümmere mich gleich um sie.“

Vor seinen Augen dreht sich alles, wieviel Blut hat er gerade gegeben? Er versucht sich aufzusetzen, kippt zugleich nach hinten, als ihm schwindelig wird. Den Arm legt er über seine Augen. „Sophie, bitte ich will dich nicht auch noch verlieren.“

Nachdem die Schwester mit einer zweiten zurückkommt, kümmern sie sich um die beiden, die ihr Blut für Sophie gaben.
 

Müde reibt sich Scott über die Augen, seit er das Meeting zu dem neuen Projekt verlassen, hierher gefahren und etwas weniger als zwei Liter sich abnehmen ließ, um Sophie zu retten, sind bereits Stunden vergangen. Die Zeit will einfach nicht vergehen, die Ungewissheit, ob Sophie überm Berg ist, lässt ihn immer nervöser werden. Sein Blick schweift neben sich zu seinem Neffen, Niclas schläft noch immer, an der Wand gelehnt, während er am liebsten durch diese Schleuse zu Sophie will.

Im nächsten Augenblick öffnet sich die Schleuse zum Operationsbereich, ein Bett wird in den Gang geschoben, als er Sophie darauf liegen sieht, steht er auf, geht zu ihr und streicht ihr mit Tränen in den Augen über ihr schlafendes Gesicht. Das Bett wird weiter zu einem Fahrstuhl geschoben, sodass er sich zu dem behandelten Arzt dreht. „Wie geht es ihr?“

„Wir haben sie stabilisieren können und wenn es zu keinen Komplikationen kommt, kann sie in ein paar Tagen wieder nach Hause. Aber ohne ihr schnelles Handeln, wäre ihre Tochter gestorben. Sie verdankt ihnen beiden ihr Leben.“ Der Arzt lächelt ihn an, aber er ist verwirrt, wie vorm Kopf gestoßen, was dieses Tochter soll, er ist doch Sophies Stiefvater. Doch der Arzt geht weiter, an ihm vorbei, da sieht er zu dem Fahrstuhl, zu seinem kleinen Engel. „Wo bringen sie sie hin?“

„Auf Station, sobald sie wach wird können sie zu ihr. Den Jungen sollten sie mitnehmen. Ist er ihr Sohn?“

Er schüttelt den Kopf. „Mein Neffe.“ Scott geht zu Niclas, weckt diesen vorsichtig, sodass dieser ihn verschlafen ansieht, sich aber aufrichtet, sich den Kopf hält. „Wo ist Sophie?“

„Da drüben, kommst du mit?“ Nun deutet er zu dem Bett vor dem wartenden Fahrstuhl, beobachtet, wie Niclas die Schultaschen nimmt und direkt zu seiner Cousine geht. Sein Neffe lehnt sich erleichtert an die kalte Metallwand des Fahrstuhls. Neben ihm folgen beide den Schwestern, welche Sophie in ein leeres Zimmer schieben. Er beachtet das Tun der Krankenschwestern nicht, hört aber das stetige Piepen neben sich, das Zeichen das Sophies Herz in einem regelmäßigen und ruhigen Rhythmus schlägt.

„Es wird noch eine Weile dauern bis sie wach wird, wollen sie solange warten?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fairy92
2015-08-19T20:42:16+00:00 19.08.2015 22:42
Wieder ein echt tolles kapitel :3

Hab dich lieb
Dein Paolo


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