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A ever changing Life

von

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Im Einkaufswagen

Eine Stunde später steuert Scott den Land Rover auf den Parkplatz der Miami Mall, Mund verziehend lässt sich Sophie beim Aussteigen helfen. Sie fragt sich allerdings, wieso er sie so oft angrinst, da nutzt er die Höhe der Motorhaube um sie leichter Huckepack zu nehmen.

„Wieso hast du so gute Laune?“ Sie zieht sich höher um zu sehen, was er nun für eine Mimik hat, aber er zwinkert ihr frech zu, statt ihr zu antworten.

„Bist doof.“ Schmollend rutscht sie zurück, wobei so ihr Shirt leicht hochrutscht, sodass man ihren Rücken sehen kann. Sie hat zwar etwas Hilfe beim Umziehen gebraucht, aber sie trägt nun Shirt, eine längere weite Hose und eine andere Frisur, sodass man das Pflaster an ihrer rechten Schläfe nicht direkt sieht oder sonst eine ihrer Verletzungen. Neben beiden sind links Jan, der es sich heraus genommen zu duschen, bevor er sich umgezogen hat, während rechts Lea leicht neben Scott hüpft.

Ihr kommt so ein Gedanke, wer die vier beobachtet, sieht nur einen Vater mit seinen Kindern auf den Weg einzukaufen. Bei den Einkaufswagen bleibt Scott stehen sieht nach hinten und grinst.

„Wag es dir, mich da reinzusetzen!“

„Sei ein braves Kind und bleib da drin sitzen.“

Sie versucht ihn zu schlagen, aber da ist er ihr schon ausgewichen und setzt sie in den Wagen.

„Na warte, dass bekommst du zurück.“

„Klingt nach einer neuen Wette.“

„Nee, da würde ich ja nur verlieren.“ Nebenbei erwähnt sie, dass sie die andere Wette gewonnen hatte, seufzend reicht er ihr den Schein mit der $10er Note, den Schein steckt sie sich in ihre Hosentasche.

„Ich wette nicht mehr mit dir, da werde ich nur arm.“

„Sei lieber froh, dass es nicht das Zehnfache war.“ Sie lässt dabei grinsend ihre Brauen auf und ab wippen. Scott lehnt sich über den Wagen und reibt sich über die Augen, dann reicht er ihr eine Einkaufsliste.

„Behalt du die Liste, ich passe auf, dass die beiden nicht verschwinden.“

„Ich gebe dir einen Rat, kauf zwei Leinen.“ Sophie deutet nacheinander auf Lea, die zu einem Aquarium mit riesigen Fischen gelaufen ist, während Jan vor den Fernseher mit einer Sportsendung stehen geblieben ist.

„Schlimmer als ein Sack Flöhe.“

„Wenigstens hat er gute Laune.“ Sie kann dann Lea lachen hören, als diese über Scotts Schulter geworfen wird, nachdem er sie von dem Aquarium weggefangen hat. Dafür wundert es sie, als Scott bei dem Jungen ist, dass sich Jan so leicht vom Fernseher löst. Wieder vollzählig gehen die vier einkaufen. Ein was Gutes hat es für Sophie im Einkaufswagen zu sitzen, sie belastet ihre Verletzungen nicht und ihr Bein kann sie in dem Wagen leicht anwinkeln. Der Nachteil an der Sache, auf ihr landet das meiste, was die anderen in den Wagen reintun, die Blicke von anderen Käufern ignoriert sie, sie will die drei nicht aus den Augen verlieren. Immer wieder beobachtet sie, wie die Jüngeren nach etwas betteln, dass Scott doch kaufen soll. Irgendwann fragt sie selbst, ob er die Verpackung neben ihm reichen könnte damit sie die Rückseite lesen kann. Als sie wieder aufblickt, ist keiner mehr bei ihr.

„Das darf doch nicht wahr sein.“

Sie lehnt sich an die Metallstangen vom Wagen, dabei lauscht sie der Hintergrundmusik und grinst leicht, als sie das Lied erkennt. Da die anderen sie alleine lassen, lässt sie es sich nicht nehmen es mit zu singen.

 

I'm looking for a place

Searching for a face

Is anybody here I know

'Cause nothing's going right

 

Sie bekommt nicht einmal mit wie die Leute um sie herum sie anstarren, als sie etwas lauter mitsingt.

 

Isn't anyone trying to find me?

Won't somebody come take me home

Trying to figure out this life

Wont you take me by the hand

take me somewhere new

I don't know who you are

But I... I'm with you

I'm with you

 

Oh why is everything so confusing

Maybe I'm just out of my mind

 

Im Nachhinein bemerkt sie wie sehr das Lied ihre Lage wiederspiegelt, wie gerne sie doch das Gesicht ihres Vaters noch einmal sehen mag, es aber nie mehr kann. Dennoch singt sie es zu Ende. Ihr fallen die Blicke der Leute um sich herum auf, so angestarrt zu werden stört sie bis sie ein vertrautes Gesicht sieht, beobachtet wie er etwas in den Wagen legt.

„Also Große, was fehlt denn noch? Du scheinst wirklich wieder du selbst zu werden, wenn du wieder singst.“

„Du hast gelauscht!?“ Sie verschränkt die Arme vor der Brust, schmollt ihn an, während er sie angrinst.

„Du warst nicht zu überhören. Aber nur so, hast du deine Geschwister gesehen?“

Sie beobachtet ihn, wie er sich umsieht, wahrscheinlich macht er sich Sorgen, dass er die beiden nicht wieder findet.

„Seit einer Weile nicht mehr und diese Dinge fehlen noch.“ Sie nennt ihm die Dinge und seufzt leise.

„Okay. Hey welches Lied war das eigentlich?“

„»I´m with you« von Avril Lavigne. Oh und ich habe eben einen der beiden gesehen.“ Sie sieht zu Lea, die an einem Süßigkeiten Regal steht, nur ein paar Regale weiter. Aus der Position aus, beobachtet sie wie Lea immer wieder nach oben springt, sich streckt um eine Packung Lollies zu erwischen. Scott geht auf die Kleine zu, unterdessen sieht sie diesen Bettelblick bei Lea, der anscheinend funktioniert, da Scott zwei Packungen aus dem Fach nimmt und beide zum Wagen zurück kommen, dabei landen die Lollies neben ihr.

„Du Sophie, warst du dass, die vorhin gesungen hat?“

„Kann sein.“

„Mama hat mal gemeint, dass du gut singen kannst, es stimmt.“

„Okay, zwei da, also wo ist euer Bruder?“ Sophie sieht hoch zu ihm, der nach Jan mit den Augen sucht. „Such ihn in der Sportabteilung.“

„Kannst du auf Lea aufpassen?“

„Klar, wenn du eine Leine holst.“ Skeptisch beobachtet sie ihn, wie er Lea dann mit zu ihr in den Wagen setzt. Zwar kann sie ihn verstehen, da Lea klein ist und der Laden voll ist, will er sie nicht in dem Getümmel verlieren, aber wieso zu ihr in den Wagen? Das Teil hat doch einen Kindersitz. Nebenbei schiebt Scott grinsend den Wagen, ihn macht es auch noch Spaß die Mädchen im Wagen zu haben.

„Hey, sind die beiden auch zu kaufen?“ Scott lächelt über die Frage eines anderen Kunden.

„Nein. Die sind unverkäuflich.“

Seufzend sieht Sophie zu Lea, die wohl die Lollies sucht. „Du sitzt drauf.“

Die Kleine dreht sich um, sitzt sie doch wirklich auf den Lollies.

Vorsichtig lehnt sie sich an das Metallgitter um sie herum, dabei versucht sie ihre aufgeschrammte Schulter nicht so stark gegen das Metall zu drücken. Beim Versuch sich zu entspannen verzieht sie das Gesicht, als sie immer wieder in die Wange gestupst wird.

„Lass das.“ Sie öffnet die Augen wieder, um Lea böse anzufunkeln, die den Kopf zur Seite neigt und sie anlächelt, statt auf ihrem Blick zu achten.

„Kennst du dieses Lied auch?“ Zur Antwort murrt sie die Kleine an, zwar kennt sie das Lied, aber die Frage macht sie stutzig. „Was wäre denn, wenn ich es kennen würde?“

„Singst du es?“

Genervt seufzt sie. „Wieso sollte ich?“

„Weil ich dich singen hören will.“ Irgendwie ist Lea schon süß, aber sie hat absolut keine Lust zu singen, während ihr Kopf wieder anfängt zu brummen, ihre Platzwunde pulsiert widerlich gegen das Pflaster und ihre gesamte Seite unangenehm brennt.

„Nein, dieses Mal nicht.“ Ihr gefielen einige Lieder einfach nicht, das gerade laufende Lied gehört dazu. Irgendwie findet sie den Blick seltsam, als würde die Kleine sich nicht trauen, sie erneut zu fragen.

„Was denn noch?“ Lea kommt näher, so als ob sie ihr zuflüstern wollte.

„Ich habe Mama und Papa mal belauscht, wegen der Hochzeit, Mama meinte, es wäre schön, wenn Sophie dazu etwas singen würde. Hast du das nicht gewusst?“

„Bis eben nicht, aber selbst wenn, da sollen die beiden mich das schon selber fragen.“ Grummelnd sieht sie weg, sie würde nie für ihre Mutter singen, das wäre dann das erste Mal, dass sie das tun würde.

„Wenn Mama oder Papa dich fragen, dass hast du nicht von mir, okay?“

„Was bekomme ich, wenn ich dich nicht verrate?“

Lea überlegt angestrengt darüber nach, als sie auf die Lollies sieht. „Einen Lolly?“

Der fragende Blick, verrät ihr, dass Lea ungern die Lollies teilen mag.

„Da muss dir schon was Besseres einfallen, damit ich dicht halte.“ Die Ältere schweigt, als sie die beiden vermissten sieht, also hat Scott Jan gefunden.

„Ach komm schon Sophie, du singst so toll. Mama hat uns ganz schicke Kleider für die Hochzeit besorgt.“

„Dennoch musst du mir noch etwas Besseres bieten, damit ich dicht halte.“

„Na ihr zwei Süßen, worüber redet ihr denn?“

Herausfordernd sieht Sophie zu Lea, die panisch versucht, Sophie daran zu hindern, was zu erzählen, da bietet sie ihre Kuscheltiere, Bücher, CD, DVDs, so ziemlich alles, was die Fünfjährige besitzt, wird ihr geboten. Atemlos und verzweifelt sieht die Jüngere zu ihr, die sich das Lachen nicht mehr verkneifen kann und deswegen Bauchschmerzen bekommt.

„Okay, darf man auch mal erfahren, was bei euch beiden los ist?“

Grinsend sieht Sophie zu Lea.

„Tut mir Leid, aber das sind Geheimnisse unter uns, die nicht für die Ohren anderer bestimmt ist.“ Durch das Lachen von ihr sollte man annehmen, dass es ihr gut geht, dem ist nicht so, sie lässt den Kopf gegen das Metall sinken, ihr dreht sich alles, was sie sich nicht anmerken lassen will. Als Lea sich näher zu ihr beugt, wäre sie am liebsten ausgewichen.

„Du bist ganz blass, beinahe grün, ist dir schlecht?“

„Mir ist schwindelig.“ Sie zuckt nicht einmal zusammen, als sie an der Wange berührt wird.

„Wir sind gleich hier raus.“

„Okay.“

Kaum stellt Scott den Wagen mit in die Warteschlange werden die beiden im Wagen beobachtet. Als der Kassierer die Mädchen ansieht, grinst der sich bereits einen ab.

„In welchem Regal, haben sie denn die Beiden gefunden?“ Scott lächelt zurück.

„In einem geheimen Gang, den keiner findet.“

Seufzend lässt Sophie den Kopf hängen, langsam fragt sie sich wirklich, welche Humortablette Scott eingeworfen hat, leider ist er ihr ein wenig zu überdreht oder mehr zu glücklich.

„Fehlt nur noch, dass er einen Rückwärtssaldo macht.“ Nuschelt sie hervor, da sie den Kassierer lachen hört, kümmert sie sich nicht weiter darum, zumindest bis dieser meint, dass sie aus den Wagen sollen. Bei Lea ist es kein Problem, bei ihr zögert Scott schon etwas mehr.

„Was meinst du, wird dein Bein das verkraften?“

„Ach und wenn falle ich halt um.“ Den prüfenden Blick des Kassierers ignoriert sie, als sie humpelnd an das Ende vom Laufband neben Jan und Lea stehen bleibt. Macht sie halt ein paar Minuten auf Flamingo, nur ist sie weder rosa, noch ein Vogel.

Immer wieder spürt sie Scotts Blick auf sich, als würde sie wirklich jeden Moment umfallen, wenn er zu lange mit dem bezahlen braucht, tut sie ihm den Gefallen, aber dann würde ihr nur noch mehr alles wehtun. Sie nimmt sich, wie ihre Geschwister eine der Tüten und humpelt wortwörtlich los. Keine fünf Meter und sie hinkt mehrere Meter hinter den drein her.

„Sophie, ich kann dich auch tragen, so ist es nicht.“

„Ach was, ist schon okay, immerhin haben wir die Einkaufstüten zu tragen.“ Ein wenig Stolz will sie schon noch haben, auch wenn sie zwei Meter weiter nicht mehr weiter kann.

„Sophie, ich stimme Papa zu, lass dich lieber tragen.“

„Bis zum Auto werde ich es schon schaffen … irgendwann.“ Sophie lehnt sich an die nächste Säule der Mall, dabei verzieht sie vor Schmerzen das Gesicht.

„Geht schon mal vor.“

„Jan, Lea, könnt ihr zwei kurz warten.“ Beide nicken als Scott zu Sophie geht.

„Wieso musst du auch so stur sein, das kann echt nerven.“

„Dabei bist du doch selber stur, dickköpfig und eigensinnig.“ Während sie das sagt, nimmt er sie Huckepack und trägt sie zu den wartenden. Ihr wird die Tüte gereicht, damit Jan nicht zwei tragen muss.

„Dafür dass ich so stur sein soll, bist du gerade ziemlich anhänglich.“

„Lass mich doch, bist halt schön warm.“ Den Weg bis zum Auto, sagt keiner etwas, sodass sie sich an Scott kuschelt, soll er sie doch für anhänglich halten, seine Wärme lindert ihren Schmerz im Bein. Wieso wurde ihr kein Verband um ihren verstauchten Knöchel gebunden?

Beim Wagen angekommen lässt Scott Jan die Tüten einladen, so viel wollte er nicht kaufen, aber dieses Mal wollte er einfach nachgeben. Er sieht nach hinten, nicht dass Sophie eingenickt ist.

„Ich lasse dich nicht fallen, bereit?“

Ohne eine Antwort von ihr setzt er sie ab, ihm fällt auf, dass sie nicht nur das Gesicht verzieht, sondern auch blasser als in der Mall ist, er setzt sie auf den Beifahrersitz. Es beunruhigt ihn, dass sie ihm keine Widerworte gibt, sanft streicht er über ihre Wange.

„Alles okay?“ Sophie schließt die Augen, kaum dass sie ihn angesehen hat.

„Mir ist schlecht und schwindelig.“

„Willst du etwas trinken?“

„Nein. Ich kriege nichts runter.“ Sie lehnt den Kopf nach hinten.

„Du hättest im Krankenhaus bleiben sollen.“

„Was ist denn los?“ „Oh je, du bist ja noch grüner als eben.“

„Könnt ihr zwei Mal die Klappe halten. Urgh.“ Sophie lässt sich tiefer in den Sitz sinken, vor ihren Augen dreht sich alles. „Können wir bitte nach Hause?“ Sophie wünscht sich an einen Ort, wo ihr nie schlecht oder schwindelig werden könnte. Sie dreht den Kopf zu Scott, als dieser sich auf den Fahrersitz setzt, der sie noch immer besorgt ansieht.

Während der Fahrt geht es ihr nicht besser, ein paar Augenblicke später spürt sie wie ihr Fenster geöffnet wird, der Wind durch ihre Haare weht und sie spürt die frische salzige Meeresluft beim Einatmen. Nach einer Weile nimmt ihre Übelkeit ab, nur ihr Schwindelgefühl bleibt. Scott stoppt den Wagen, da bemerkt sie erst, dass sie schon da sind. Als sie aussteigen will, wird sie von Scott mit einem besorgten Blick beobachtet. Humpelnd geht sie ein paar Schritte, doch Scott weigert sich ihr eine der Einkaufstüten zu geben, stattdessen verschwinden ihre Geschwister mit je einer der Tüten im Haus.

„Wieso darf ich dir nicht helfen?“ Ihre Frage lässt ihn innehalten, als er die letzte Einkaufstüte in der einen und mit der anderen Hand die Kofferraumklappe schließt.

„Die Frage wollte ich eigentlich dir stellen.“ Sie sieht weg und überlegt sich eine Antwort, wieso sie nicht will, dass er ihr hilft.

„Weil du endlich glücklich bist, deswegen. Du machst dir meinetwegen so viele Sorgen, gar Vorwürfe, da will ich dir nicht noch die Laune verderben.“ Etwa fünf Sekunden herrscht Stille zwischen beiden, bevor sie Scott lachen hört. Sie dreht den Kopf in seine Richtung, beobachtet ihn, wie er beim Wagen verriegeln, den Schlüssel in die Hosentasche steckt und bei ihr legt er ihr einen Arm um die Schulter.

„Du bist vielleicht ein Dummerchen. Ich bin deinetwegen so glücklich, schließlich muss ich mich nicht mehr verstellen oder Angst haben dir wehzutun.“

Sie weiß, dass er sie beobachtet, dennoch zieht sie einen Flunsch, welcher ihn nicht vom Lachen abzuhalten scheint, sie gibt es auf, helfen kann sie im Moment sowieso nicht.

„Wo bleibst du denn?“

Wackelig setzt sie einen Fuß nach den anderen, ohne ihr rechtes Bein zu sehr zu belasten. Dabei achtet sie sehr, dass sie nicht auf irgendwas tritt und ausrutscht, so bemerkt sie nicht, wie Scott die Tüte Jan in die Hand drückt. Zwei Schritte weiter stößt sie gegen ihn, der sie hochhebt und hinein trägt.

„Lass mich runter.“

„Nope, hab keine Lust Stunden auf dich zu warten.“

„Das sagt derjenige, der mich zwei Stunden mitten in der Sonne warten ließ.“ Wenn sie nicht verletzt wäre, würde sie sehr wahrscheinlich von ihm auf die Couch fallen gelassen, doch so lässt er sie da nur runter plumpsen. Dem bösen Blick weicht er aus, dabei schmiedet sie schon einen Racheplan, den sie später durchführen wird, immerhin heißt es nicht umsonst `Rache ist süß´. Nur lenkt sie das Suchgeräusch in den Tüten von Lea ab, die sich erfolgreich die Lollies untern Nagel reißt. Neben ihrem fünfjährigen Spiegelbild steht Jan, der eine Schachtel in der Hand hält, beim näheren Hinsehen, ist es die Verpackung des Pancakesteig um dessen Inhalt zu lesen. Bis in die Küche hüpft sie auf dem linken Bein, um neben Jan stehen zu bleiben.

„Verstehst du es?“

Der Junge schüttelt mit dem Kopf. „Nein nicht wirklich.“ Er überlässt ihr die Verpackung, sie überfliegt, was sie brauchen, beim Heraussuchen der Zutaten fehlt etwas.

„Okay, wo ist die Milch hin?“

Sie hat wirklich den Eindruck, dass sich Scott einen Spaß draus macht, sie zu ärgern, da er die Milch ihr vor die Nase stellt.

„Hast du eine Küchenmaschine oder Mixer, irgendwas?“

„Nein, damit kann ich nicht dienen.“

Sie zieht die Lippen zur Seite, wie soll man denn ohne das zusammen rühren Pancakes machen?

In ihren Gedanken versunken belastet sie ihr rechtes Bein, im selben Moment zieht sie scharf die Luft ein, stolpert nach hinten, während sie sich mit ihrer linken Hand festhält. Knapp unterdrückt sie es zu fluchen, tut es dann doch.

„Alles okay?“

„Mhmm. Schon okay.“

„Wirklich?“ Wieso durchschaut dieser Dickkopf sie so leicht, das ist doch unfair!

„Ja. Es tut nur weh. Immerhin ist mein ganzer Körper geprellt, blau und an vielen Stellen aufgeschrammt.“ Zudem vermutet sie, dass die Schmerzmittel nachlassen, der Abend kann ja was werden, seufzend balanciert sie auf einen Bein.

„Kann ich dir helfen, Sophie?“ Sie sieht zu Lea, die mit der einen Packung Lollies herum läuft.

„Von mir aus, Such mal eine große Schüssel und zwei kleinere da unten im Schrank.“ „Okay.“ Sophie legt die Verpackung mit den Lollies weit weg, um nach und nach die Schüsseln entgegen zu nehmen. „Noch zehn Zentimeter und Lea ist im Schrank verschwunden.“

„Das habe ich auch schon gedacht.“

Sophie dreht sich zur Arbeitsfläche, da sie nochmal lesen will, was sie zuerst machen müssen, als Lea an ihrem Shirt zieht.

„Ich mag helfen.“

„Moment.“ Scott hebt Lea hoch auf die Arbeitsfläche. „Und du kommst klar?“

„Hast du einen Schneebesen?“ Wenn er selbst den nicht hat, können sie das Abendessen vergessen.

„Ja, brauchst du einen?“

„Ja. Wäre nett, sonst ist Lea am Ende das Pancakes.“

Lea sieht zu Sophie und jammert rum. „Ich will mitmachen.“

„Meinetwegen, sind deine Hände gewaschen?“

„Ja. Wieso? Mama will auch immer, dass ich mit gewaschenen Händen in der Küche bin.“ „Ganz einfach weil du die Eigelb vom Eiweiß trennen darfst.“

„Ihh. Aber wie geht das?“ Seufzend nimmt Sophie sich eines der Eier, schlägt es an die eine Schüssel, vorsichtig trennt sie die Hälften, sodass in einer Schüssel Eigelb und in der anderen das Eiweiß landet. Sie sieht die großen Augen von Lea, irgendwie scheint die Methode nicht für die Fünfjährige geeignet zu sein.

„Ansonsten lass das Ei in die Schüssel fallen, das gelbe darf nicht kaputt gehen, wenn du es heraus nimmst!“

„Verstanden.“ Die Kleine macht sich an die Teilung der zwei Eier, hingegen schaut Sophie, wo sie die Eierschalen hintun, da stellt Jan eine andere Schüssel hin und legt die Schalen hinein.

„Vielleicht seid ihr zwei doch nicht so blöd.“

„Du magst uns nicht?“

„Ich weiß es nicht. Ich habe erst vor einem halben Jahr erfahren, dass ich einen Bruder und eine Schwester habe. Ich kenne euch seit knapp sechs Monaten und Ihr kennt euch schon Jahre.“ Sie ist jeden Tag als sie noch in Deutschland waren aneinander geraten, wie soll sie das so schnell umstimmen, andererseits will sie nicht, dass Lea weint, nur wird sie noch nicht damit fertig die große Schwester zu sein.

„Du kannst uns nur nicht leiden, weil wir nur deine Halbgeschwister sind, wir wussten von Mama, dass wir eine große Schwester haben, die aber nicht bei uns leben wollte.“

Als Jan weiter erzählt, irgendwelche Fotos von ihr erwähnt, lässt sie beinahe die Milch fallen.

„Was für Fotos?“

„Mama hat uns Fotos von dir gezeigt, damit wir wussten, wer du bist.“

„Woher hat sie die gehabt?“

Grübelnd legt Jan den Kopf in den Nacken. „Ich glaube von deinem Papa, das war doch dieser Mann, wo du im Zimmer Fotos hängen hast, oder?“

„Woher weißt du bitte, wie mein Papa aussah?“

„Ich weiß nicht, irgendwann halt, als sich Mama mit ihm unterhalten hat, sie haben sich ziemlich heftig gestritten, Lea hat da die ganze Zeit geweint, dass muss schon vier Jahre her sein.“

Sophie schweigt, vor vier Jahren, da war ihr Vater für ein paar Tage weg, sodass sie in der Zeit bei ihrer besten Freundin übernachtet hat. Dann war er also in Deutschland, aber wieso hat er sie damals angelogen?

„Sophie? Hey, was ist denn los?“

„Wisst ihr was? Ich bin glücklich euch zu haben. Also hört auf zu streiten.“

Seufzend reibt sich Sophie über die Stirn, verharrt bei dem Pflaster, das hat sie ja ganz vergessen. Sie sieht sich um, doch sieht sie Scott nirgends, sie waren alleine in der Küche.

„Wo ist Scott denn hin?“

„Keine Ahnung, also wie macht man diese Pancakes nun?“

„Ohne Schneebesen?“ Genau diesen hält Lea dann hoch und grinst zu ihr rüber.

„Den hat Papa hingelegt, bevor er wegging.“

Sie lässt sich den Schneebesen reichen, nur bekommt sie nach dem zusammen fügen von den Zutaten Probleme, die Schiene stört und mit der linken Hand kann sie kaum rühren.

„Soll ich?“ Ergeben schiebt sie die Schüssel zu Jan rüber, der dann anfängt zu rühren.

„Darf ich euch was fragen?“

„Was willst du denn wissen?“

„Wollt ihr denn das Mama und Scott heiraten? Ich meine.“ Bevor sie weiter spricht, bricht sie lieber ab, vielleicht ist es nicht gut, wenn die zwei wissen, dass Scott der beste Freund ihres Vaters war.

„Also ich hab Papa lieb, er ist nicht so fies, wie die anderen davor. Zudem freue ich mich auf das schöne Kleid, was ich tragen darf.“

„Er ist ein toller Kerl, er hat uns oft besucht, hat sich Zeit für uns genommen und ich stimme Lea zu, er ist netter als die anderen.“

„Was haben diese anderen denn gemacht?“

Jan hält inne, sieht zur Seite, sie kann in seinen blauen Augen sehen, dass es nichts Angenehmes gewesen ist.

„Was haben sie euch angetan, so wie du schaust.“

„Bei dem einem wurde ich mehrmals verprügelt, er war fast immer betrunken und na ja du weißt ja was Erwachsene halt tun, wenn sie glauben alleine zu sein.“

Fassungslos sieht sie ihren Bruder an, ein paar der Narben kennt sie zwar, aber nicht woher er die hat. Sie sieht zu Lea, die traurig aussieht.

„Haben die dir auch wehgetan?“

„Nein, Jan hat mich immer beschützt.“

„Sag mal, wie kommt es eigentlich das du dich nicht mehr mit Scott streitest? Ich dachte du kannst ihn nicht leiden.“

Kurz überlegt sie, was sie sagen soll, beim Versuch zu antworten, taucht der Vermisste in der Küche auf.

„Ich staune, ihr drei habt euch nicht zerfleischt, scheint als würdet ihr euch langsam verstehen.“

„Ignorieren wir ihn einfach.“

„Okay.“ Die drei drehen sich von Scott weg, der sich an die gegenüberliegende Küchenzeile lehnt.

Nach ein paar Minuten fährt sich Scott durchs Haar, er hat eine Weile die drei belauscht, hat dabei Dinge erfahren, die ihm gar nicht gefallen. Dafür gefällt es ihn, wie die drei zusammen das Abendessen zubereiten.

„Ihr wisst schon, dass ich euch nicht an den Herd lasse, oder?“

Keine Antwort kommt von dem drein, die ihn ignorieren, während Sophie Jan sagt, was er machen soll und Lea dabei zusieht.

„Gut, der Teig ist fertig.“

Jan stellt die Schüssel neben dem Herd, einen Meter von Scott entfernt.

„Ich hole mal Teller.“ Scott beobachtet die drei immer erstaunter, ohne Miriam streiten sie sich nicht, sondern helfen sich gegenseitig.

„Dann hole ich das Besteck.“ Von der Anrichte runter gehüpft geht Lea das Besteck holen.

„Wer seid ihr und wo sind die drei hin, die sich ständig stritten?“

„Hey, statt nur da herum zu stehen, kannst du doch die Pancakes schon machen.“

„Ich dachte ihr ignoriert mich?“

„Ach und das hast du geglaubt? Du lässt uns doch nicht an den Herd.“

Während Jan und Lea den Tisch decken, räumt Sophie so gut es ihr möglich ist, die gebrauchten Schüssel in die Spüle. Ihr Bein zieht seltsam, sodass sie nach unten sieht, ihr Hosenbein ist an ein paar Stellen rot verfärbt, der Stoff klebt teilweise an ihrer Haut. Zähne zusammen beißend versucht sie auf ihrem rechten Bein Last auszuüben, dabei spannt sich ihre Haut so, dass es ihr nur noch mehr Schmerzen verursacht. Scharf zieht sie die Luft ein, dreht sich zur Spüle und sucht Halt, sie rutscht mit der Schiene ab.

„Hey, nicht umfallen.“ Den Schmerz schluckt sie runter, als sie zu Jan sieht, der sie abgefangen hat.

„Kannst du mir helfen bis zum Tisch zu kommen?“

„Klar.“ Sie stützt sich auf die Schulter ihres Bruders und sinkt dann auf einen Stuhl beim Tisch.

„Das sieht nicht gut aus.“ Dem Blick von Jan folgt sie nicht, da er sie die Blutflecken auf ihrem Hosenbein anstarrt.

„Ach was, bin ja nicht aus Zucker.“

„Tue nicht immer so stark, denn das bist du nicht. Dein Bein blutet und du willst es verheimlichen.“

Grummelnd stützt sie den Kopf in die Hand, dank Jan kommt Scott zu ihr und schaut sie vorwurfsvoll an.

„Schau nicht so. Mir geht es gut.“ Mit einem Zwinkern versucht sie ihn zu besänftigen, was ihr nicht gelingt.

„Wir reden nach dem Essen.“

In ihrem Hals bildet sich ein Kloß den sie hinunter schluckt, seinem Blick nach zu urteilen bekommt sie Ärger, ernstgemeinten Ärger.

Die Zeit beim Essen vergeht ihr zu schnell, immer wieder sieht sie den Blick, wieso kann sie ausgerechnet jetzt nicht einfach unsichtbar werden?

„Sophie hat ja Angst vor dir, was hast du gemacht?“

„Noch habe ich gar nichts gemacht.“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fairy92
2015-07-29T22:09:37+00:00 30.07.2015 00:09
Ich liebe die Wortwechsel zwischen den beiden :-D Da kann man fast immer lachen ^^
So erstmal genug. Später gehts dann weiter. ^^

Dwin Paolo ♥
Antwort von:  Satomi
30.07.2015 00:17
... ich sag mal nur "lies das nächste Kapitel" xDD
Nacht ;D


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