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Animus viam monstrat

-Der Geist zeigt dir den Weg
von

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Prolog

Anfangs scheint diese FF zwar noch nicht viel mit Beyblade zu tun zu haben und vielleicht scheint sie auch langweilig zu sein, aber das kommt beides noch ^^
 

(Nini's Sicht)

Müde lasse ich mich auf das Sofa sinken. Ich fühle mich leer und ausgelaugt. Habe nicht einmal mehr die Kraft meine Schuhe aus zuziehen. Ich streife sie mit dem jeweiligen Fuß ab und lege mich auf die dunkelblaue Ledercouch. Die Schule war heute wieder mehr als nur anstrengend. Sie hat mich meine gesamte Kraft gekostet.
 

Ich schließe meine Augen und ruhe mich aus. Als ich meine Augen wieder öffne steht die Sonne schon fast hinter den Bergen. Verschlafen reibe ich mir die Augen und sehe auf die Uhr: Es ist bereits viertel nach drei. Müde erhebe ich mich von der Couch und blicke nach draußen. Der Schnee fällt in dicken weißen Flocken auf den Boden und bedeckt die Erde unter sich. Es schneit schon den dritten Tag hindurch und es ist auch kein Ende in Sicht. Die Busse haben immer Verspätung und ich komme seit drei Tagen immer zu Spät zur Schule. Das bedeutet für mich seit bereits drei Tagen: Nachsitzen! Aber ich kann doch nichts dafür! Warum soll ich nachsitzen wenn die Busse nicht durch das Schneegestöber kommen? Aber das verstehen die Erwachsenen wieder nicht. Die Erwachsenen verstehen uns, die gerade erwachsen werden, sowieso nicht. Also warum sollte ich mich aufregen und meine Kraft dafür verbrauchen?
 

Ich wende mich von Fenster ab, setze mich an meinen Schreibtisch und erledige meine Hausaufgaben. Endlich nach einer ganzen Stunde ist alles geschafft. Mathematik ist erledigt und auch Deutsch und Geschichte habe ich hinter mir.
 

Nun erhebe ich mich von meinem Platz und gehe erneut zum Fenster. Noch immer schneit es. Und noch stärker als zuvor.
 

Ich seufze leise und schaue mit leerem Blick nach draußen. Ich mag den Winter nicht besonders. Es ist alles grau und weiß. Die Erde schläft und auch alle Tiere sind verschwunden. Es ist so als ob alles im Winter verschwindet. Und so verschwindet auch jedes Jahr mit der ersten Schneeflocke meine gute Laune. Es ist als ob sich der schwere kalte harte Schnee, der aussieht wie Puderzucker, mich unter ihm begräbt. Als ob ich eingefroren bin. Meine Gefühle sind im Winterschlaf.
 

Nach einiger Zeit wende ich mich von dem Schneetreiben ab und setze mich an meinen Computer. Das ist der einzige Ort wo ich mich im Winter wohl fühle. In einer dicken Decke gewickelt sitze ich vor dem Bildschirm und tippe auf den Tasten herum.

Dann bin ich endlich im Internet. Und da habe ich auch schon eine Mail von meiner Freundin bekommen. Ich muss lächeln. Sie hat mir ein Bild von einer Südsee-Insel geschickt. Der weiße Sand, das tiefblaue Meer und die Sonne die das Wasser wie Gold wirken lässt. Wie gerne wäre ich jetzt an einem anderen Ort? Wie gerne wäre ich jetzt wo anders. Nur nicht hier. Hier in meinem Zimmer. Der Schnee draußen vor der Tür und die Kälte die mich bei dem bloßen Gedanken daran frieren lässt.
 

Ich schließe die Augen und wünsche mich von hier weg. Wünsche mich an einen anderen Ort. Irgendwohin. Es ist mir egal. Nur weg von hier. Weg von dieser Kälte, weg von meinen Problemen. Weg von allem was mich belastet und mir meine Kraft raubt.
 

(Jenny's Sicht)
 

Plötzlich spüre ich etwas Kaltes im Gesicht. Meine Freundin hat mich mit einem Schneeball beworfen. Lachend wische ich mir das gefrorene Wasser aus dem Gesicht und werfe einen weiteren Schneeball in ihre Richtung. Ich liebe den Winter. Alles ist so ruhig und still. Als ob die gesamte Welt schläft. Kein Vogel singt, keine heiße Sonne scheint vom Himmel. Nichts. Und genau deshalb liebe ich den Winter so. Weil alles ruhig ist. Im Sommer ist es heiß und jede Bewegung ist reinste Qual. Im Schwimmbad ist es so überfüllt das man vor lauter Menschen das Wasser nicht sieht.
 

Ich blicke auf meine Uhr. Und mein Herzschlag wird schneller. Ich muss nach Hause! Meine Mutter wartet schon auf mich. Und wenn ich zu spät komme wird sie mich wieder anschreien und als einen Nichtsnutz beschimpfen!
 

Ich verabschiede mich von meiner Freundin und laufe durch das Schneetreiben nach Hause. Doch auch die Tatsache, dass ich mir wieder das Geschrei meiner Mutter anhören kann, tut meiner guten Laune keinen Abbruch. Ich liebe den Winter. Und das Geschrei meiner Mutter höre ich schon lange nicht mehr.
 

Ich öffne die Haustüre und schon wirft mir meine Mutter Beleidigungen um die Ohren. Sie hat sich so sehr verändert. Seid mein Vater sie betrogen hat, ist sie nicht mehr die Selbe. Oft höre ich sie nachts weinen. Doch sie will sich nicht helfen lasse. Sie sieht nicht wie es mir geht. Doch wenn ich durch die verschneiten Straßen gehe, die schneebedeckten Dächer der Häuser sehe, wo Rauch aus dem Kamin aufsteigt, vergesse ich meine Probleme. Gerne wäre ich für immer in einem Land wo es das ganze Jahr über Winter ist. Wo man das ganze Jahr nur Schnee und Eis sieht. Wo es die ganze Zeit leise und ruhig ist.
 

Ich schiebe mich bei meiner Mutter vorbei und betrete mein Zimmer. Ich streife meine nassen Handschuhe ab und setze mich vor meinen Computer. Vor meinem Pc könnte ich die gesamte Sommerzeit verbringen. Wenn andere im Schwimmbad sind, sitze ich hier und schreibe meine Gedanken auf.
 

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als meine Mutter wild gegen meine Türe hämmert. Ich habe sie abgesperrt, denn ich wusste schon warum.
 

Ich schließe die Augen und wünsche mich von hier weg. Weg von dem Geschrei, weg von meinen Problemen. Weg von allem. Irgendwohin wo meine Probleme nicht existieren. Weg von allem was mich belastet und bedrückt.

Erklärung

Erklärung:
 

Hier ist eine brandneue und noch nie veröffentlichte FF. Ich habe aber sie nicht alleine geschrieben. DeserFlower hat mir dabei geholfen und auch viel zu dieser Ff beigetragen. Also ist diese Ff nicht von MIR sonders von UNS. Wir benutzen nur meinen Namen.
 

Aber ihr werdet euch sicher fragen warum wir diese Ff schreiben. Ja das hat einen ganz besonderen Grund. Unsere liebe Jenny (SenJinka) ist am 23. Juli 14 Jahre geworden. Und Katha und ich dachten uns, wir schenken ihr eine FF zum Burtzeltag. Wir haben uns wirklich sehr angestrengt und sind mit dem Ergebnis wirklich sehr zufrieden.
 

Diese FF ist voll mit Überraschungen. Der Titel lautet: Animus viae monstrat. Das ist lateinisch und bedeutet: Der Geist zeigt dir den Weg.

Aber noch ein kurzes Wort zu der Entstehung der Überschrift. Katha und ich haben einige Wörter gesammelt und daraus einen Titel entworfen. Katha hat dann in ihrem Lateinischbuch nachgeschlagen und so ist der Titel entstanden. Der Titel ist sehr aussagekräftig und sagt eigentlich schon viel über diese FF aus. Vielleicht auch ein bisschen zu viel.
 

Es wird jede Woche 3 Teile geben. Am Freitag, am Samstag und am Sonntag einen.
 

Wir hoffen beide, dass diese Ff Jenny gefällt, denn sie ist etwas ganz besonderes.
 

Und nun wünschen wir euch und ganz besonders Jenny viel Spaß beim lesen.
 

Eure Nini und Katha!!!

Animus viam monstrat Teil 1

(Nini's Sicht)
 

Jetzt gehe ich schon einige Stunden diesen Feldweg entlang. Doch ich werde nicht müde. Meine Beine werden nicht schwer. Normalerweise bin ich kein Mensch der viel Ausdauer besitzt. Die Dinge beginnen mich schnell zu langweilen. Mich interessieren nur einige Dinge wirklich. Es gibt nur wenige Sachen mit denen ich mich auf einen längeren Zeitraum beschäftige.
 

Noch immer scheint die Sonne vom Himmle. Noch immer singen die Vögel. Doch mir kommt es so vor als würde die Sonne schwächer werden, als würden die Vögel leiser singen und würde das saftige Grün der Bäume nur noch matt glänzen. Auch der Wind wird kälter.
 

Was passiert jetzt? Warum verschwindet der Sommer immer mehr und mehr? Jedes mal wenn ich einen Schritt mache, entweicht der Sommer der Landschaft. Warum? Wache ich jetzt doch auf? Nein bitte nicht. Ich will nicht wieder zurück in die Realität. Ich will hier bleiben. Hier in diesem Traum. In dieser Welt, oder wo ich auch immer bin.
 

Aber jedes mal wenn ich einen Schritt nach vorne mache verwandelt sich die Landschaft mehr und mehr. Warum?
 

Die Blätter der Bäume sind nicht mehr grün sondern werden allmählich braun. Das Gras verliert ebenfalls den grünen Farbton. Die Blumen werden weniger und auch die Vögel werden immer leiser und verstummen schlussendlich.

Ich bleibe stehen und sehe mich um. Um mich herum entweicht das Leben. Entweicht aus den Bäumen. Aus dem Gras. Aus dem Blumen. Aus den Vögeln. Es scheint so als würde das Leben aus jedem Wesen entweichen. Aber warum? Weshalb?
 

Liegt es an mir? Bin ich daran Schuld? Vielleicht hätte ich diesen Ort nie betreten dürfen. Vielleicht stirbt dieser Ort wegen mir.
 

Ich sehe in die Ferne. Ich kann weit am Horizont Schnee erkennen. Schnee? Hier wo gerade der Sommer zu Ende geht? Das kann doch nicht sein. Was ist das nur für ein merkwürdiger Ort?
 

Langsam beginne ich neugierig zu werden. Ich will wissen wo ich bin. Wie ich hierher gekommen bin, was ich hier mache. Noch immer bin ich keinem Menschen begegnet. Komisch. Ich beschließe kurzerhand mir selbst Antworten auf meine Fragen zu geben. Wenn ich keine Antworten finde, dann findet auch niemand anderes Antworten darauf.
 

Ich muss es aus eigener Kraft schaffen. Man kann nur auf seine eigene Kraft vertrauen. Nur auf seine eigene Stärke. Man kann nur sich selbst vertrauen. Sonst niemandem. Eigentlich dürfte ich gar keine so bitteren Gedanken haben. Ich bin nicht einmal noch ganze 16 Jahre am Leben und habe schon so eine pessimistische Einstellung. Aber wen wundert das? So eine negative Einstellung bekommt man nicht so einfach. Ich habe schon viel zu oft die Erfahrung gemacht, dass man sich nur auf sich selbst verlassen kann. Nur auf sich alleine. Vielleicht ist das auch der Grund warum ich niemandem vertraue. Warum ich mit niemandem engeren Kontakt habe. Es ist ja nicht so das ich mich von anderen abkopple. Ich habe Bekannte. Aber keine Freunde. Um Freunde zu haben muss ich ihnen vertrauen und sie mir. Aber ich kann niemandem vertrauen. Dafür sitzt der Schmerz noch viel zu tief. Ob ich jemals wieder jemandem vertrauen kann? Ich weiß es nicht.
 

Ich setze meinen Weg fort. Ich will Antworten auf meine Fragen haben.
 

Wer oder was hat mich hierher gebracht? War es Gott? Oder ein Engel? Oder ist es vielleicht doch nur ein Traum?
 

Ich schüttle den Kopf und will die Fragen verdrängen. Und so gehe ich den Feldweg entlang. Meine Umgebung wird immer lebloser.
 

Und dann bleibe ich schlagartig stehen. Meine Umgebung wird von der Sonne in herbstliches Licht getaucht. Die Sonne strahlt warm vom Himmel. Die Bäume um mich herum haben alle Farben. Rot, braun dunkelgrün und orange. Der Wind weht einige Blätter von den Bäumen. Sie tanzen in der Herbstsonne. Und dann sehe ich ein Mädchen. Sie dürfte in meinem Alter sein. Ihre langen schwarzen Haare wehen ihr ins Gesicht. Sie hat sich eine Winterjacke fest um den Körper gewickelt. Ihre Hände stecken in dicken weißen Handschuhen. Ihre Blaue Hose ist am Bein ende in dicke Winterstiefel gesteckt.
 

Aus ihren Augen kann ich Verwunderung lesen. Wahrscheinlich ist sie über mich genauso verwirrt wie ich über sie. Sie ist der erste Mensch den ich hier sehe.

Langsam gehen wir auf einander zu.
 


 

(Jenny's Sicht)
 

Fröhlich hüpfe ich den verschneiten Feldweg entlang. Ich genieße diese unendliche Ruhe. Nichts ist zu hören. Nur das knirschen des Schnees unter meinen Stiefeln.
 

Doch dann wird das Knirschen leiser. Verwundert blicke ich mich um. Der Schnee wird dünner. Ich kümmere mich nicht groß darum. Was mich momentan mehr beschäftigt, ist, wo all die Menschen hin sind. Oder gibt es hier gar keine Menschen? Das wäre schön! Niemand, der mir etwas vorschreibt. Nur diese Stille. Diese angenehme Stille. Endlich kann ich über Dinge nachdenken, ohne gestört zu werden. In Gedanken versunken gehe ich weiter.

Der Schnee unter mir fühlt sich komisch an! Dort ist kein Schnee mehr! Dort ist nur noch Schneematsch! Er sieht so grau aus, so trostlos! Nicht mehr so schön weiß. Nur noch grau! Langsam wird mir doch ein bisschen komisch. Wo sind all die Menschen? Wo ist der schön kalte Wind, der mir vorhin noch schneidend ins Gesicht wehte? Der so kalt war, dass es schmerzte. Und doch, gerade das finde ich gut! Es zeigt mir, dass ich noch lebe! Dass ich noch ich selbst bin und nicht eine Marionette von anderen Menschen.
 

Ich laufe weiter. Hoffe, dass bald wieder der Schnee kommt, doch je weiter ich laufe, desto weniger Schneematsch sehe ich dort. Von den Tannen und den blätterlosen Bäumen tropft es. Die Sonne steht höher am Himmel, als vorher. Mir wird langsam warm. Liegt es daran, dass ich schon so lange gelaufen bin? Wie lange bin ich hier eigentlich schon? Ich will auf meine Uhr schauen, doch sie ist weg.
 

Ist das hier alles nur ein Traum? Aber es erscheint mir so real! Ich kann die warme Sonne in meinem Gesicht spüren, fühle wie mein Blut durch die Adern gepresst wird, fühle wie ich anfange zu schwitzen. Wenn das wirklich ein Traum ist, dann entwickelt er sich langsam zu einem Alptraum!
 

Ich darf nicht aufgeben! Ich schaffe doch sonst immer alles, was ich mir vornehme. Also, ich werde jetzt einfach weiterlaufen und schauen, was passiert!
 

Der Schneematsch ist nun gänzlich weg. Der Boden ist, genauso wie die Luft feucht. Ich kann nicht mehr sehr weit sehen, da um mich herum Nebel ist. Nebel, wie schön! Er ist so schön weiß und geheimnisvoll! Es ist, als sei man in einer Zauberwelt. Alles ist so unwirklich. Und diese Stille dazu. Die Geräusche werden vom Nebel verschluckt. Er ist wie eine weiche Decke, die sich schützend um mich hüllt. Wie gerne würde ich an diesem Ort bleiben! Doch ich habe mir vorgenommen weiterzulaufen! Und das werde ich auch machen! Ich kann ja später noch einmal hierher zurückkehren. Und was, wenn es nachher nicht mehr existiert? Doch, ich werde weiterlaufen!
 

Der Boden ist trocken. Die Sonne scheint warm auf mich herab. Auf dem Boden liegen.... Tatsächlich! Auf dem Boden liegen bunte, vertrocknete Blätter. Sie knirschen bei jedem Schritt. Ich höre auch vereinzelt Vögel zwitschern. Alles ist so laut! Warum kann es nicht so ruhig, still und einsam wie im Winter sein? Was ist hier eigentlich los? Das hier sieht mehr nach Herbst aus! Laufe ich in der Zeit zurück? Oder sind die Jahreszeiten hier umgedreht und vergehen viel schneller?
 

Der Himmel ist in Rot getaucht. Es ist ein schönes Rot. Und doch wäre mir eisblau viel lieber. Mir ist warm und mein Atem ist schneller, als vorhin. Und plötzlich stockt er. Da vorne! Da ist ein Mädchen! Also bin ich doch nicht allein. Sie schaut mich verwirrt an. Sie hat blonde, schulterlange Haare. Wenn ich ihre Kleidung sehe, fange ich an zu frieren. Ihr muss doch kalt sein! Sie trug eine kurze, hellblaue Jenshose und ein hellblaues Top. Ich überlege kurz, ob ich auf sie zu gehen soll. Mir wäre Ruhe doch viel lieber! Nein, besser ich rede mit ihr! Sie scheint mir der einzige Mensch auf dieser komischen Welt zu sein! Vielleicht kann sie mir ja erklären, was hier vorgeht! Also laufe ich auf sie zu.

Animus viam monstrat Teil 2

(Nini's Sicht)
 

Jetzt gehe ich schon einige Stunden diesen Feldweg entlang. Doch ich werde nicht müde. Meine Beine werden nicht schwer. Normalerweise bin ich kein Mensch der viel Ausdauer besitzt. Die Dinge beginnen mich schnell zu langweilen. Mich interessieren nur einige Dinge wirklich. Es gibt nur wenige Sachen mit denen ich mich auf einen längeren Zeitraum beschäftige.
 

Noch immer scheint die Sonne vom Himmle. Noch immer singen die Vögel. Doch mir kommt es so vor als würde die Sonne schwächer werden, als würden die Vögel leiser singen und würde das saftige Grün der Bäume nur noch matt glänzen. Auch der Wind wird kälter.
 

Was passiert jetzt? Warum verschwindet der Sommer immer mehr und mehr? Jedes mal wenn ich einen Schritt mache, entweicht der Sommer der Landschaft. Warum? Wache ich jetzt doch auf? Nein bitte nicht. Ich will nicht wieder zurück in die Realität. Ich will hier bleiben. Hier in diesem Traum. In dieser Welt, oder wo ich auch immer bin.
 

Aber jedes mal wenn ich einen Schritt nach vorne mache verwandelt sich die Landschaft mehr und mehr. Warum?
 

Die Blätter der Bäume sind nicht mehr grün sondern werden allmählich braun. Das Gras verliert ebenfalls den grünen Farbton. Die Blumen werden weniger und auch die Vögel werden immer leiser und verstummen schlussendlich.

Ich bleibe stehen und sehe mich um. Um mich herum entweicht das Leben. Entweicht aus den Bäumen. Aus dem Gras. Aus dem Blumen. Aus den Vögeln. Es scheint so als würde das Leben aus jedem Wesen entweichen. Aber warum? Weshalb?
 

Liegt es an mir? Bin ich daran Schuld? Vielleicht hätte ich diesen Ort nie betreten dürfen. Vielleicht stirbt dieser Ort wegen mir.
 

Ich sehe in die Ferne. Ich kann weit am Horizont Schnee erkennen. Schnee? Hier wo gerade der Sommer zu Ende geht? Das kann doch nicht sein. Was ist das nur für ein merkwürdiger Ort?
 

Langsam beginne ich neugierig zu werden. Ich will wissen wo ich bin. Wie ich hierher gekommen bin, was ich hier mache. Noch immer bin ich keinem Menschen begegnet. Komisch. Ich beschließe kurzerhand mir selbst Antworten auf meine Fragen zu geben. Wenn ich keine Antworten finde, dann findet auch niemand anderes Antworten darauf.
 

Ich muss es aus eigener Kraft schaffen. Man kann nur auf seine eigene Kraft vertrauen. Nur auf seine eigene Stärke. Man kann nur sich selbst vertrauen. Sonst niemandem. Eigentlich dürfte ich gar keine so bitteren Gedanken haben. Ich bin nicht einmal noch ganze 16 Jahre am Leben und habe schon so eine pessimistische Einstellung. Aber wen wundert das? So eine negative Einstellung bekommt man nicht so einfach. Ich habe schon viel zu oft die Erfahrung gemacht, dass man sich nur auf sich selbst verlassen kann. Nur auf sich alleine. Vielleicht ist das auch der Grund warum ich niemandem vertraue. Warum ich mit niemandem engeren Kontakt habe. Es ist ja nicht so das ich mich von anderen abkopple. Ich habe Bekannte. Aber keine Freunde. Um Freunde zu haben muss ich ihnen vertrauen und sie mir. Aber ich kann niemandem vertrauen. Dafür sitzt der Schmerz noch viel zu tief. Ob ich jemals wieder jemandem vertrauen kann? Ich weiß es nicht.
 

Ich setze meinen Weg fort. Ich will Antworten auf meine Fragen haben.
 

Wer oder was hat mich hierher gebracht? War es Gott? Oder ein Engel? Oder ist es vielleicht doch nur ein Traum?
 

Ich schüttle den Kopf und will die Fragen verdrängen. Und so gehe ich den Feldweg entlang. Meine Umgebung wird immer lebloser.
 

Und dann bleibe ich schlagartig stehen. Meine Umgebung wird von der Sonne in herbstliches Licht getaucht. Die Sonne strahlt warm vom Himmel. Die Bäume um mich herum haben alle Farben. Rot, braun dunkelgrün und orange. Der Wind weht einige Blätter von den Bäumen. Sie tanzen in der Herbstsonne. Und dann sehe ich ein Mädchen. Sie dürfte in meinem Alter sein. Ihre langen schwarzen Haare wehen ihr ins Gesicht. Sie hat sich eine Winterjacke fest um den Körper gewickelt. Ihre Hände stecken in dicken weißen Handschuhen. Ihre Blaue Hose ist am Bein ende in dicke Winterstiefel gesteckt.
 

Aus ihren Augen kann ich Verwunderung lesen. Wahrscheinlich ist sie über mich genauso verwirrt wie ich über sie. Sie ist der erste Mensch den ich hier sehe.

Langsam gehen wir auf einander zu.
 


 

(Jenny's Sicht)
 

Fröhlich hüpfe ich den verschneiten Feldweg entlang. Ich genieße diese unendliche Ruhe. Nichts ist zu hören. Nur das knirschen des Schnees unter meinen Stiefeln.
 

Doch dann wird das Knirschen leiser. Verwundert blicke ich mich um. Der Schnee wird dünner. Ich kümmere mich nicht groß darum. Was mich momentan mehr beschäftigt, ist, wo all die Menschen hin sind. Oder gibt es hier gar keine Menschen? Das wäre schön! Niemand, der mir etwas vorschreibt. Nur diese Stille. Diese angenehme Stille. Endlich kann ich über Dinge nachdenken, ohne gestört zu werden. In Gedanken versunken gehe ich weiter.

Der Schnee unter mir fühlt sich komisch an! Dort ist kein Schnee mehr! Dort ist nur noch Schneematsch! Er sieht so grau aus, so trostlos! Nicht mehr so schön weiß. Nur noch grau! Langsam wird mir doch ein bisschen komisch. Wo sind all die Menschen? Wo ist der schön kalte Wind, der mir vorhin noch schneidend ins Gesicht wehte? Der so kalt war, dass es schmerzte. Und doch, gerade das finde ich gut! Es zeigt mir, dass ich noch lebe! Dass ich noch ich selbst bin und nicht eine Marionette von anderen Menschen.
 

Ich laufe weiter. Hoffe, dass bald wieder der Schnee kommt, doch je weiter ich laufe, desto weniger Schneematsch sehe ich dort. Von den Tannen und den blätterlosen Bäumen tropft es. Die Sonne steht höher am Himmel, als vorher. Mir wird langsam warm. Liegt es daran, dass ich schon so lange gelaufen bin? Wie lange bin ich hier eigentlich schon? Ich will auf meine Uhr schauen, doch sie ist weg.
 

Ist das hier alles nur ein Traum? Aber es erscheint mir so real! Ich kann die warme Sonne in meinem Gesicht spüren, fühle wie mein Blut durch die Adern gepresst wird, fühle wie ich anfange zu schwitzen. Wenn das wirklich ein Traum ist, dann entwickelt er sich langsam zu einem Alptraum!
 

Ich darf nicht aufgeben! Ich schaffe doch sonst immer alles, was ich mir vornehme. Also, ich werde jetzt einfach weiterlaufen und schauen, was passiert!
 

Der Schneematsch ist nun gänzlich weg. Der Boden ist, genauso wie die Luft feucht. Ich kann nicht mehr sehr weit sehen, da um mich herum Nebel ist. Nebel, wie schön! Er ist so schön weiß und geheimnisvoll! Es ist, als sei man in einer Zauberwelt. Alles ist so unwirklich. Und diese Stille dazu. Die Geräusche werden vom Nebel verschluckt. Er ist wie eine weiche Decke, die sich schützend um mich hüllt. Wie gerne würde ich an diesem Ort bleiben! Doch ich habe mir vorgenommen weiterzulaufen! Und das werde ich auch machen! Ich kann ja später noch einmal hierher zurückkehren. Und was, wenn es nachher nicht mehr existiert? Doch, ich werde weiterlaufen!
 

Der Boden ist trocken. Die Sonne scheint warm auf mich herab. Auf dem Boden liegen.... Tatsächlich! Auf dem Boden liegen bunte, vertrocknete Blätter. Sie knirschen bei jedem Schritt. Ich höre auch vereinzelt Vögel zwitschern. Alles ist so laut! Warum kann es nicht so ruhig, still und einsam wie im Winter sein? Was ist hier eigentlich los? Das hier sieht mehr nach Herbst aus! Laufe ich in der Zeit zurück? Oder sind die Jahreszeiten hier umgedreht und vergehen viel schneller?
 

Der Himmel ist in Rot getaucht. Es ist ein schönes Rot. Und doch wäre mir eisblau viel lieber. Mir ist warm und mein Atem ist schneller, als vorhin. Und plötzlich stockt er. Da vorne! Da ist ein Mädchen! Also bin ich doch nicht allein. Sie schaut mich verwirrt an. Sie hat blonde, schulterlange Haare. Wenn ich ihre Kleidung sehe, fange ich an zu frieren. Ihr muss doch kalt sein! Sie trug eine kurze, hellblaue Jenshose und ein hellblaues Top. Ich überlege kurz, ob ich auf sie zu gehen soll. Mir wäre Ruhe doch viel lieber! Nein, besser ich rede mit ihr! Sie scheint mir der einzige Mensch auf dieser komischen Welt zu sein! Vielleicht kann sie mir ja erklären, was hier vorgeht! Also laufe ich auf sie zu.

Animus viam monstrat 3

@Ranko9000: Vielen Dank für deinen Kommi. Wir haben uns sehr gefreut!!!
 

(Nini's Sicht)
 

Das Mädchen kommt auf mich zu. Sie geht langsam und ihre Schritte sind schwer. In der Sonne kann ich die kleinen Schweißperlen glitzern sehen. Mir würde wahrscheinlich auch warm sein, wenn ich solche dicken Klamotten tragen würde. Ich entschließe mich ihr entgegen zu gehen.
 

Einige Schritte und ich stehe vor ihr. Sie ist einen Kopf kleiner als ich. Ihre Augen mustern mich. Ich kann ihre Verwirrung sehen. Aber auch ich bin verwirrt.
 

Ob sie die gleiche Sprache wie ich spricht? Ob sie mich versteht? Ich habe keine Ahnung. Nun stehe ich genau vor ihr.
 

Bist du von hier? Fragt sie mich und sieht mich fragend an. Ihre Stimme klingt rau und es schwingt auch ein wenig Traurigkeit mit. Aber ich bin froh. Sie spricht die gleiche Sprache wie ich.

Ich schüttle den Kopf. Nein leider nicht. Und du?

Auch sie schüttelt den Kopf. Auch nicht. Wie bist du hier her gekommen? Sie sieht mich freundlich an. Ihre Augen blitzen neugierig auf.
 

Ob ich ihr meine Geschichte erzählen soll? Vielleicht hält sie mich für eine Verrückte. Soll ich ihr wirklich erzählen wie ich hier her gekommen bin? Was habe ich schon zu verlieren? Nichts. Denn wenn es ein Traum ist dann wache ich bald wieder auf. Also entschließe ich mich ihr meine Geschichte zu erzählen.
 

So genau kann ich dir das nicht sagen. Ich saß vor meinem Pc und habe mich an einen anderen Ort gewünscht. Und dann bin ich hier wieder aufgewacht. Erzähle ich knapp. Mehr braucht sie nicht zu wissen. Ich kenne sie ja nicht. Und ich bin Fremden gegenüber sowieso sehr zurückhaltende und misstrauisch.
 

Aber bin ich das nicht allen Menschen gegenüber? Ja ich bin jedem Menschen gegenüber Misstrauisch. Ich kann nur mir vertrauen. Egal ob das ein Traum ist oder nicht. Ich werde nur verletzt wenn ich jemandem vertraue. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Und ich werde meine Fehler nicht wiederholen.
 

Aber auch ich bin neugierig wie sie an diesen seltsamen Ort gekommen ist. Und warum sie so dicke Klamotten trägt. Wir haben hier Spätsommer.
 

Und du? Wie bist du hier her gekommen? Und warum trägst du Winterkleidung? Frage ich und versuche sie freundlich an zulächeln.
 

Sie sieht mich skeptisch an. Wahrscheinlich denkt sie jetzt, dass ich wirklich total verrückt bin. Dass ich aus einer Anstalt ausgebrochen bin.
 

Ich bin auf dem selben Weg hier her gekommen. Ich bin auf vor dem Computer gesessen und habe mich an einen anderen Ort gewünscht. Ich habe es zu Hause nicht mehr ausgehalten. Und als ich dann aufgewacht bin war ich hier. Nein nicht hier. Ich war in einer Winterlandschaft. Und je weiter ich die Straße entlang gegangen bin, desto wärmer wurde es. Das erklärt auch meine Winterkleidung.

Erzählt sie und streift ihre Jacke ab.
 

Was? Ich kann es nicht fassen! Also ist es kein Traum. Wir sind beide hier her gekommen. Und das durch das gleiche Ereignis. Irgendwie bin ich erleichtert. Ich bin also doch nicht verrückt. Ein kleiner Kieselstein fällt mir vom Herzen. Ich habe jemanden gefunden der sich hier auch nicht auskennt und der auch nicht weiß was er mit seinem Leben anfangen soll. Stop. Warum weiß ich dass es ihr genauso geht wie mir? Ich kenne das Mädchen doch nicht. Aber irgendetwas sagt mir, das wir den gleichen Weg haben werden. Irgendetwas tief in mir.
 

Wie heißt du? Fragt das Mädchen und lächelt mich an.

Nini. Ich bin auf einer Wiese aufgewacht. Mitten im Hochsommer. Ich bin der Straße gefolgt und je weiter ich dem Horizont entgegen gegangen bin, desto kälter wurde es. Was ist das bloß für eine komische Welt? Ich habe bis auf dich hier noch niemanden gesehen. Was geht hier vor? Ich wundere mich, dass ich meine Gedanken ihr gegenüber so offen heraus sage.

Ich heiße Jenny. Freut mich dich kennen zu lernen. Jenny hält mir die Hand entgegen. Ich nehme sie an und lächle glücklich zurück.

Ich weiß auch nicht was hier los ist. Ich weiß nicht wo wir sind, was das hier soll und warum wir hier sind. Und du bist auch der erste Mensch den ich zu Gesicht bekomme. Erzählt Jenny und lässt ihren Blick über die Gegend schweifen.
 

Ich seufze leise. Was sollen wir jetzt nun machen? Frage ich sie.

Na wie wäre es wenn wir diese Welt hier gemeinsam erkunden? Besser zu zweit als alleine. Ich möchte wissen wo wir sind. Und vielleicht treffen wir ja auch auf andere Menschen. Keine Ahnung. Ihre Augen blitzen abendteuerlustig auf.
 

Mit dem was Jenny sagt, hat sie Recht. Besser zu zweit als alleine. Ich nicke.
 

Ja dann lass uns mal diese Welt erforschen. Sage ich und lächle.
 

Irgendwie fühle ich mich in ihrer Gegenwart wohl. Es kommt mir so vor, als könnte ich ihr alles erzählen. Und doch sind wie beide so unterschiedlich wie Wasser und Feuer. Und doch, es ist eigenartig.
 

Und in welche Richtung gehen wir? Fragt Jenny und sieht sich um.

Ich würde sagen, da du aus der Richtung gekommen bist, und ich aus der, gehen wir einfach mal durch die Landschaft und folgen nicht der Straße. Sage ich und zeige in die jeweiligen Richtungen aus denen wir beide gekommen sind.

Ist gut. Dann mal los. Sagt Jenny und lacht auf.

Ich nicke nur und folge ihr. Irgendwie habe ich eine Vorahnung. Doch ich weiß nicht was es ist. Kann es nicht deuten. Ich spüre etwas. Irgendetwas ist an diesem Ort magisch. Ist anders. Aber ich weiß nicht was. Grübelnd gehe ich neben Jenny durch die Herbstlandschaft.
 

(Jenny's Sicht)

Ich laufe neben Nini her. Eigentlich müsste ich traurig sein, weil ich nun nicht mehr alleine bin. Aber komischerweise macht es mir nichts aus! Wahrscheinlich liegt es daran, dass Nini und ich schweigend nebeneinander her laufen. Es kommt mir so vor, als verständen wir uns auch ohne Worte! Ich habe bei ihr irgendwie nicht den Drang immer reden zu müssen! Es ist schön auch einfach nur mal etwas mit einem Menschen zu machen, ohne ständig reden zu müssen!
 

Noch immer knacksen die trockenen Blätter unter meinen Füßen bei jedem Schritt. Doch ich merke, dass es immer weniger werden. Ich bin gespannt, wie der Übergang zwischen dem Herbst und dem Frühling aussieht!
 

Nun wird immer deutlicher, dass die Landschaft sich verändert! Die Bäume werden grüner. Man kann schon die ersten Blumen auf dem Waldboden sprießen sehen! Es sind größtenteils Schneeglöckchen. Ich mag diese Blumen! Sie sind so weiß und erinnern mich an den Winter! Sie erleichtern mir immer den Übergang vom Winter zum Sommer!
 

Wir kommen aus dem Wald heraus. Vor uns liegt eine grüne Wiese. Das Gras hat noch dieses schöne, frische Grün. Und auf der Wiese sehe ich noch mehr Schneeglöckchen. Was für eine schöne Welt! Und es scheint kein Traum zu sein, sonst wäre Nini ja auch nicht hier! Oder träume ich doch nur?
 

(Kai's Sicht)
 

Wo bin ich hier? Ich war doch gerade noch mit Tala in Russland! Und es war Winter! Aber nun sieht es hier aus, wie der russische Sommer! Fragend schaue ich ihn an, aber auch er weiß keine Antwort! Was sollen wir hier? Ich taste nach meinem Blade. Aber er ist nicht da! Ich schaue mich um, vielleicht habe ich ihn ja im Gras verloren! Aber dort ist er auch nicht.

"Hast du deinen Blade noch?", frage ich Tala. Doch der verneint. Mist! Ohne meinen Blade fühle ich mich irgendwie hilflos! Ich würde es nie zugeben, aber es ist so! Natürlich, ich habe gelernt mich auch ohne Blade verteidigen zu können, aber ich fühle mich ohne mein Bitbiest so allein! Wenigstens ist Tala hier!
 

Ich weiß nicht warum, aber ich fasse mir automatisch an mein Ohr. Ein Glück, der Ohrstecker ist noch da! Er ist die einzige Erinnerung an meine Eltern!
 

Was soll das alles denn? Ich bin doch keine Memme! Was labere ich hier von Angst und allein sein? Ich bin stark, ich komme auch alleine klar!
 

Wo sind wir hier gelandet? Vorhin waren wir noch in der Abtei! Ob man unser Verschwinden schon bemerkt hat und nach uns sucht?

"Lass uns ein wenig die Gegend erkunden!", meine ich zu Tala. Er nickt und folgt mir. In seinen Augen kann ich Verwirrtheit und Unentschlossenheit erkennen. Er weiß also auch nicht, was er machen soll! Tja, da ich aber länger als er in der Abtei lebe, habe ich die Verantwortung für ihn! Vielleicht ist das hier ja auch nur ein Test, um zu schauen, ob ich solchen Herausforderungen gewachsen bin! Ja, das muss es sein! Es ist nur ein Test und ich werde ihn, wie alle anderen auch, hervorragend meistern!

Animus viam monstrat 4

(Nini's Sicht)
 

Ich laufe neben Jenny her. Wir haben noch nicht viel gesprochen. Aber das ist mir nur Recht. Ich war noch nie ein Mensch mit vielen Worten. Ich lasse lieber Taten sprechen. Aber vielleicht traue ich mich auch einfach nicht meine Meinung laut und offen heraus zusagen. Vielleicht habe ich nur Angst andere mit meiner Meinung vor den Kopf zu stoßen.
 

Ich freue mich, dass Jenny und ich nicht viel sprechen. Denn so kann ich meine ganze Aufmerksam der Umgebung schenken. Die herbstlichen Farben sind verschwunden und die Bäume ziert jetzt ein frisches junges Grün. Und auch die Blumen stecken ihre Köpfe aus der Erde. Die Sonne lacht vom Himmel und spendet Licht und Leben.
 

Wir durchqueren einen Wald. Es richt nach Frische, Freiheit und Glück. Ich kann nicht anders als meine Augen zu schließen. Ich höre die Vögel singen, spüre den Wind im Gesicht und fühle die frische klare Luft, die meine Lungen füllt. Unwillkürlich muss ich lächeln. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, egal ob das ein Traum ist, egal wie ich hier her gekommen bin, ich will hier nie wieder weg. Ich will hier bleiben.
 

Lass uns weiter gehen. Meint Jenny und setzt sich in Bewegung. Ich öffne meine Augen, atme noch einmal tief durch und gehe Jenny nach. Ich beschleunige meine Schritte bis ich wieder neben ihr herlaufe.
 

Und dann stehen wir plötzlich auf einer Wiese. Bunte Blumen wachsen aus dem Boden, Bienen fliegen eilig herum und summen dabei, der Wind fährt durchs Gras und die Blätter rauschen. Die Bäume stehen in voller Blüte. Rosa, Weiß, Gelb und zart Hellrosa fast weiß. Ja das sind die Farben des Frühlings. Zart, wunderschön und atemberaubend.

In der Sonne kann ich die feinen Adern der Blätter sehen. Sie sind so fein, so zerbrechlich. Und so vergänglich. Im Frühling und Sommer leben sie, doch dann im Winter wird ihnen ihre Energie entzogen. Sie werden Mattgrün, dunkelrot, orange, Gelb und schließlich braun. Sie werden vom Wind davon getragen und zerfallen zu staub. Genauso fühle ich mich manchmal. Leblos, Kraftlos. Manchmal scheint es mir als würde ich innerlich zu staub zerfallen.
 

Doch ganz plötzlich richte ich meine ganze Aufmerksamkeit in die Ferne.

Ich erkenne etwas am Horizont das überhaupt nicht in diese Landschaft voller Leben passt. Ich sehe Grau, blau und grelle Rottöne.
 

Jenny siehst du dass? Frage ich und deute auf die drei Farbpunkte in der Ferne.

Ja sehe ich. Lass uns mal hin gehen. Meint Jenny und geht in die Richtung wo ich gerade mit meiner Hand hingezeigt habe.

Ich folge ihr. Nun ist meine Neugierde erwacht. Was ist das? Ich will es wissen. Vielleicht sind es Tiere? Menschen? Oder Bäume? In dieser Welt kann so vieles sein. Ich habe mir vorgenommen mich nicht vor den Kopf stoßen zu lassen.

Und so gehe ich neben Jenny her. Immer weiter auf die Farbpunkte zu, die allmählich größer und größer werden.
 

(Tala's Sicht)
 

Als ich die Augen aufschlage stehe ich neben Kai. Um und herum ist Frühling. Frühling? Wie kann das sein? Wir waren doch gerade noch in der Abtei. Wir haben gerade noch trainiert. Irgendwie erinnert mich alles an den russischen Sommer.
 

Verwirrt lasse ich meine Augen über die Gegend gleiten. Ich sehe Bäume die in voller Blüte stehen, sehe bunte Blumen und höre den Gesang der Vögel. Plötzlich steigt eine Wärme in mir auf und will sich in meinem Herzen einnisten. Diese Wärme versucht mein Herz aus dem dicken Eisblock zu befreien in dem es eingeschlossen ist. Sie versucht den Eisblock ein wenig zu schmelzen.

Doch ich verdränge die Wärme sofort wieder. Sofort spüre ich wie sie wieder, von der mir gut bekannten Kälte, weicht. Wie mein Herz wieder fest in dem dicken Eisblock eingeschlossen wird. Eigentlich schade. Ich mag den Frühling und den Sommer. Aber das würde ich nie zugeben. Nicht vor den anderen. Und mir selbst würde ich das nie eingestehen. Das ist doch alles Schwachsinn. Das was wichtig ist, ist das Bladen. Das gewinnen. Und immer stärker zu werden. Für Wärme und Freude habe ich keine Zeit. Diese Sachen sind unwichtig.

Ich fasse an meinen Gürtel wo eigentlich immer mein Blade befestigt ist. Doch ich ertaste das Blade mit meinen Fingern nicht. Es ist nicht da. Was? Wo ist mein Blade? Habe ich es verloren? Mit den Augen suche ich die Wiese unter meinen Füßen ab. Doch auch da liegt mein Blade nirgends.
 

Hast du dein Blade noch? Fragt Kai und sieht mich an.

Ich schüttle nur den Kopf und verneine seine Frage.

Ich sehe an seinen Gürtel. Aber wie mir scheint hat auch er kein Blade mehr. Ich merke wie er sich an sein Ohr fasst. Und erst jetzt bemerke ich, dass er einen Ohrstecker hat. Ich trainiere schon so lange Zeit mit ihm und doch ist mir sein Ohrstecker nie aufgefallen.
 

Ob er für ihn wichtig ist? Warum trägt er ihn? Kai und Schmuck? Das ist mir neu. Ich fasse in meine Hosentasche. Unhörbar atme ich erleichtert aus. Mein silberner Armreif ist noch da. Zum Glück. Wenn schon mein Blade weg ist, zumindest habe ich noch meinen Armreif. Ich bin kein Mensch der krampfhaft an Erinnerungen fest hält, aber dieser Armreif ist unheimlich wichtig für mich. Dieser Armreif ist das einzige was mir von meinen Eltern geblieben ist. Der Armreif ist nicht besonders schön. Er ist silbern und breit. Mehr nicht. Ein ganz einfaches, billiges Schmuckstück. Doch für mich ist er mehr wert als alles andere auf der Welt. Für mich ist er wichtiger als das Bladen. Wichtiger als das gewinnen. In diesem Armreif leben meine Erinnerungen. Ich habe sie auf den Armreif übertragen. Denn mein Herz ist ja in diesem Eisblock eingeschlossen. Und ich habe keine Kraft diesen Eisblock schmelzen zu lassen. Nur wenn ich merke, dass der Eisblock zu dick wird, dann nehme ich diesen Armreif.

Er erwärmt mir das Herz. Lässt den Eisblock ein wenig schmelzen. Ich betrachte diesen Armreif immer wenn mich die Kälte zu sehr einnimmt. Wenn ich denke ich kann nicht mehr. Kindisch ich weiß. Aber so ist es nun mal.
 

Lass uns mal die Gegend erkunden. Meint Kai und sieht mir in die Augen. Aber es kommt mir so vor als wäre Kai nur halb so verwirrt wie ich. Als wäre er entschlossen. Ich dagegen bin total verwirrt, bin unentschlossen. Wo sind wir hier? Was machen wir hier? Wie sind wir hierher gekommen? Warum sind wir hier? Ich weiß, dass nichts ohne Grund geschieht. Aber diesen Grund sieht man nicht so schnell. Er bleibt einem verborgen. Aber ich werde den Grund herausfinden. Ich will Antworten auf meine Fragen bekommen. Und das schnellst möglich.

Ich nicke und folge Kai wortlos. Ich weiß, dass er viel länger in der Abtei ist als ich. Und somit hat er mehr Erfahrung und auch die Verantwortung über mich. Also gehe ich neben Kai her.
 

Immer wieder lasse ich meinen Blick über die Landschaft schweifen. Und dann bleibe ich wie angewurzelt stehen.
 

Ich sehe etwas auf uns zukommen. Sie haben einen aufrechten Gang. Sind das Menschen? Ich blinzle um meinen blick zu fokussieren. Und dann erkenne ich, dass es sich um zwei Menschen handelt.
 

Ich mache Kai darauf aufmerksam. Doch der lächelt mich nur leicht spöttisch an. Er hat es also auch schon bemerkt! Ich merke wie ich leicht rot werde, unterdrücke es aber sofort! Warum war ich auch so dumm, Kai darauf hin zu weisen? Es ist doch klar, dass er auf solche Sachen achtet!
 

Wir bleiben stehen und verschränken die Arme vor der Brust. Was wollen die von uns? Vielleicht können sie uns sagen wo wir sind. Langsam kommen die beiden Menschen auf uns zu. Ich kann erkennen, dass es zwei junge Mädchen in unserem Alter handelt. Einige Schritte vor uns bleiben sie stehen und mustern uns.
 

(Kais Sicht)

Vor uns stehen zwei Mädchen, etwa in unserem Alter. Sie schauen uns misstrauisch an. Mein Hirn läuft auf Hochtouren. Was sollen sie hier? Sind sie ein Teil unseres Tests? Aber normalerweise werden die Jungen und Mädchen in der Abtei doch getrennt!! Vielleicht wollen sie auch nur sehen, ob wir es mit diesen beiden aufnehmen können! Aber dann würden die Mädchen nicht so offensichtlich vor uns stehen, sondern uns aus dem Hinterhalt angreifen. Vielleicht sollen wir mit ihnen kooperieren!

Schon wieder versuche ich alles, was ich nicht erklären kann, irgendwie mit einer Aufgabe in Verbindung zu bringen. Es scheint meine Art zu sein, alles mit der Abtei zu erklären. Bin ich schon so von ihr abhängig? Von ihren Lügen? Sie ist wie eine Sekte! Nach außen hin denken alle sie wäre schlecht. Und doch lassen sich immer wieder Leute hineinziehen. Doch die Leute in der Sekte sind blind. Sie haben eine Brille aufgesetzt bekommen, die sie ihr ganzes Leben lang nicht herunternehmen werden. Immer werden sie mit der Lüge leben. Mit der Lüge sterben. Einige, wie zum Beispiel ich, wurden mit der Lüge geboren. Doch es ist mir nicht klar. Ich unterdrücke die Zweifel der Abtei gegenüber. Warum? Wahrscheinlich habe ich Angst alleine zu sein. Da nehme ich lieber all die Aufgaben, die mir gestellt werden, in Kauf.
 

Noch immer starren wir uns gegenseitig an. Ich merke, wie Tala langsam zappelig wird. Er scheint etwas sagen zu wollen, aber er traut sich nicht. Denn ich bin der Erfahrerene. Er will und muss erst abwarten, was ich mache.
 

"Hi, ich heiße Jenny! Und das ist Nini!" Das Mädchen mit den schwarzen Haaren reicht mir die Hand. Dabei schaut sie mir fest in die Augen. Ich bin verwundert. Bisher haben nur Wenige meinem Blick standgehalten. Aber sie scheint er gar nicht zu stören. Ihre Regenbogenhaut schimmert braun mit grün vermischt (kann jetzt leider nicht auf DBZ um nach Jennys Augenfarbe zu schauen). Irgendwie fesseln sie mich. Wie gerne würde ich meinen Blick abwenden, aber das würde zeigen, dass ich der Unterlegene bin. Ich ergreife ihre Hand und drücke fest zu. Ihr Gesicht verzieht sich und sie schaut auf ihre Hand. Sofort lasse ich sie los. Würde mich jetzt der Gaspardin sehen, würde ich sicher Pluspunkte bekommen.

Warum benutze ich den Konjunktiv? Der Gaspardin sieht doch zu! Doch tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich mich nur selbst belüge. Wie schon mein ganzes Leben über.
 

Taktisch ist es besser, mehr über die beiden herauszufinden! Am beste ich beobachte ihr Verhalten!!

"Ich bin Kai und das ist Tala!", antworte ich knapp. Tala atmet erleichtert aus. Angsthase! Hatte wohl Schiss, dass wir gegen sie kämpfen müssten! Aber hatte ich nicht genauso eine Angst? Angst vor einem Kampf mit einem unbekannten Gegner auf unbekanntem Terrain. Nein, ich kenne keine Angst! Schon wieder belüge ich mich ohne es zu bemerken. Wird es je ein Ende nehmen? Werde ich je die Wahrheit von der Lüge unterscheiden können? Oder wurde mir die Lüge so sehr als Wahrheit eingetrichtert, dass ich nie mehr davon loskommen werde?
 

(Jennys Sicht)

Kai und Tala sind sehr verschlossen. Warum nur? Nini ist ja schon recht verschlossen, aber die beiden toppen wirklich alles! Immer wieder merke ich, wie Kai mich schräg von der Seite anschaut (besser, als würde er sie schräg von der Seite anmachen ^^).

Ob ich den beiden vertrauen kann? Sie scheinen solche Menschen zu sein, die einem immer Vorschriften machen. Und solche Menschen kann ich einfach nicht ab! Aber vielleicht sind sie ja auch ganz anders! Ich will kein Urteil über sie fällen. Noch nicht. Ich kenne sie nicht gut genug! Werde ich die beiden je gut kennen? Oder will ich es gar nicht? Habe ich nicht selbst schon genug Probleme? Ich bin mir sicher, dass Kai und Tala ein Problem haben! Es ist nicht nur das, dass sie in dieser Welt sind, ohne zu wissen, was sie hier sollen. Es ist noch etwas! Woher kommen sie eigentlich? Die beiden haben Frisuren, die ich noch nicht einmal mit 10 Dosen Haarspray so hinbekommen würde! Okay, ich würde meine Haare nie so verschandeln, aber bei ihnen sieht es irgendwie gut aus. Ich frage mich irgendwie schon die ganze Zeit, ob die Haare der beiden nicht gefärbt sind. Eigentlich ist es mir ja egal! Oder doch nicht? Ich tue immer so, als sei mir alles egal! Das Geschrei meiner Mutter, das ewige Herumgemeckere der Lehrer, einfach alles. Natürlich, ich bin gut in der Schule. Trotzdem kann ich es allen Leuten um mich herum nicht Recht machen! Will ich es überhaupt? Nein! Ganz bestimmt nicht! Ich will nicht ihre Marionette sein! Ich will mich nicht für sie verbiegen! Ich bin, so wie ich bin! Und jeder soll mich so akzeptieren!
 

Nach langem Überlegen erzählen wir ihnen alles, was wir über diese Welt wissen. Den NIni scheint Talas fragendem Blick nicht mehr standhalten zu können. Obwohl er schon so erwachsen erscheint, ist der doch noch so jung. Er gibt sich so erwachsen, aber in seinem Inneren scheint er verunsichert zu sein. Kai ist eindeutig der Anführer! Er bestimmt und er ist sich mit allem, was er macht, total sicher. Und doch ist auch er verwirrt. Er ist nicht Herr der Situation und das scheint ihm Angst zu machen.

Animux viam monstrat 5

So, wir sind wieder aus dem Urlaub zurück. Und damit ihr und nicht vor Entzugserscheinungen wegsterbt, stellen wir heute schon einen Teil rein ^^ ;-) Noch einmal vielen Dank an Ranko9000 und Littlesweetdevil für eure Kommis!
 

Und nun der 5. Teil:
 

(Nini's Sicht)
 

Gemeinsam laufen wir über die Wiese. Allmählich beginnt es zu dämmern. Der Gesang der Vögel wird immer leiser und auch die Blumen bereiten sich auf die hereinbrechende Nacht vor.
 

Ich gehe neben Jenny her. Ich habe noch kein Wort gesagt. Zu unreal kommt mir alles vor. Aber ist hier nicht alles Unreal? Die Bäume, die Wiese, der Wald, die anderen? Jenny und ich haben uns entschlossen, gemeinsam mit den beiden Jungs diese Welt zu erforschen. Immer noch besser zu viert als alleine. Doch ich traue den beiden nicht. Ich traue Jenny eigentlich auch nicht, aber immer noch mehr als den beiden Jungs.
 

Ich mustere den rothaarigen Jungen von der Seite. Er erscheint mir ebenso unreal wie alles andere hier. Seine roten Haare stehen wild von seinem Kopf ab. Wie viele Haarspraydosen er wohl dafür gebraucht hat? 10? 15? . Der rothaarige Junge dessen Name Tala ist, trägt einen weißen Ganzkörperanzug. Seine Schritte sind groß und selbstsicher. Aber nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, ist er sehr verwirrt und unsicher. Ich kann ihm das nicht übel nehmen, denn auch ich bin verwirrt. Doch ich habe mir fest vorgenommen, mich nicht vor den Kopf stoßen zu lassen. Egal was noch alles passieren wird.
 

Und dann lasse ich meinen Blick zu dem zweiten Jungen schweifen. Sein Name ist Kai. Er hat genauso eine seltsame Frisur wie Tala. Ich frage mich wirklich woher diese beiden kommen. In meiner Welt trägt man solche Frisuren nicht. Und auch die blauen Streifen an seinen Wangen sehen komisch aus. Warum trägt er die? Aber er scheint mir selbstsicherer als Tala zu sein. Fast kommt es mir so vor, als wäre Kai der Anführer und Tala das Hündchen das ihm hinterher läuft.
 

Auch die beiden haben noch nicht viel gesprochen.

Sie scheinen beide noch ruhiger und in sich gekehrter zu sein als ich. Und das will was heißen.
 

Ich wende meinen Blick wieder ab und sehe in die Ferne. Plötzlich spüre ich einen Blick auf mir. Ich drehe meinen Kopf in die Richtung aus dem ich den Blick spüre und plötzlich kreuze ich Talas Blick.
 

Seine Eisblauen Augen sehen mich unsicher und fragend an. Er scheint genauso verwirrt wie ich zu sein. Vielleicht noch mehr. Er sieht zwar erwachsen aus, aber er scheint nicht ganz mit dieser Situation umgehen zu können.

Ich wende meinen Blick wieder ab. Doch noch immer spüre ich seinen Blick auf mir.
 

Ich versuche ihn zu ignorieren, doch ich schaffe es nicht. Warum starrt er mich so an? Hat er noch nie ein Mädchen gesehen? Ich mag es nicht wenn mich jemand so anstarrt. Ich fühle mich gestört, unwohl und beobachtet.
 

Anscheinend bemerkt Jenny das Tala mich so anstarrt, und beginnt den beiden Jungs alles zu erzählen was wir über diese Welt wissen.
 

Ich weiß nicht ob es wirklich gut ist, dass Jenny ihnen alles erzählt. Wir kennen sie nicht. Wir wissen nichts über sie, außer ihren Namen.
 

Schon wieder ertappe ich mich dabei, wie ich allem und jedem misstraue. Aber in diesem Fall ist mein Misstrauen begründet.

Natürlich baue ich oft Vorurteile gegenüber meinen Mitmenschen auf. Aber warum sollte ich jemandem vertrauen? Die Menschen nutzen dein Vertrauen doch nur aus. Sie wissen nicht damit umzugehen, sie werfen dein vertrauen in den Dreck und trampeln auch noch darauf herum. Ich habe einmal den Fehler gemacht und ein paar Leuten mein Vertrauen geschenkt. Sie haben es furchtbar missbraucht. Mich nur ausgenutzt. Mich belogen und betrogen. Ich war nur das Mittel zum Zweck. Und ich habe aus meinen Erfahrungen und Fehlern gelernt. Ich vertraue niemandem mehr. Jemand der will, dass ich ihm vertraue muss sich mein Vertrauen erst erkämpfen. Ich bin seit diesem Tag an verschlossen und misstrauisch geworden. Nur an durch den Schmerz habe ich gefühlt, dass ich noch lebe. Der Schmerz kam tief aus meinem Herzen. Er schien mich zu zerfressen. Ich lag Tagelang in meinem Bett und weinte. Ich habe nicht gegessen, nicht getrunken, nicht gesprochen. Ich habe mich mehr und mehr zurückgezogen. Von meiner Familie, vor mir selbst. Ich war einmal ein Mensch der mit offenem Herzen durch das Leben gewandelt ist. Doch das war einmal. Schon lange habe ich mein Herz verschlossen. Der Schmerz ist noch immer da. Er sitzt wie ein Begleiter in meinem Herzen. Und er wird auch nie verschwinden. Ich weiß ich könnte ein anders Leben führen. Ich könnte ein anderer, offenere Mensch werden. Ich könnte Lachen, Freude und Glück empfinden. Aber meine Angst ist zu groß. Zu groß das dieser Schmerz wieder da ist. Jeder Mensch der sagt, dass die Zeit alle Wunden heilt, hat noch nie diesen Schmerz verspürt. Der Schmerz der deinen ganzen Körper ausfüllt. Dich innerlich lähmt. Dich kalt werden lässt. Ich habe mich zurückgezogen. Bin still und ruhig geworden. Ich war einmal ein Mensch der viel gelacht hat, viel gesprochen hat. Ein Mensch der Freude am leben verspürte. Doch so ein Mensch bin ich schon lange nicht mehr.

Aber wird das nicht jeder wenn einem das Gleiche wiederfährt wie mir? Zieht sich nicht jeder Mensch zurück wenn er belogen und betrogen wurde? Wenn ihm das Herz gebrochen wurde? Wenn ihm Schmerz zugefügt wurde?
 

Vielleicht geht es Kai, Jenny und Tala genauso. Vielleicht teilen wir das gleiche Schicksal. Den gleichen Schmerz. Das gleiche Leid.
 

Aber wenn ich mir Kai so ansehe, dann sehe ich wie er krampfhaft versucht alle Gefühle zu unterdrücken. Tala versucht es auch. Aber er schafft es nur teilweise. Ich möchte auch gerne meinen Schmerz und mein Leid unterdrücken. Will nicht mehr daran denken. Doch anscheinend bin ich zu schwach dafür. Ich schaffe das nicht. Ich kann meine Gefühle nicht unterdrücken. Egal welche.
 

Ich blicke zu Kai. Er geht neben Tala her.

Kai kommt mir irgendwie gefährlich vor. Er erscheint mir konzentriert. Wie ein Tiger der auf seine Beute lauert. Immer wieder lässt er seinen Blick über die Landschaft schweifen, so als ob er auf irgendetwas wartet. Ich folge seinem Blick, doch ich kann nicht erkennen und gebe es bald wieder auf.
 

Als die Sonne gänzlich verschwunden ist und der Mond langsam zum Vorschein kommt, überlege ich angestrengt wo wir heute Nacht schlafen sollen.
 

Wo schlafen wir heute Nacht? Frage ich die andere drei.

Keine Ahnung. Meint Jenny und sieht sich um. Ich sehe wie Kai sie missbilligend ansieht.
 

Wie ich solche Menschen hasse. Immer glauben sie, besser, klüger, schneller und wichtiger zu sein.
 

Dabei ist jeder Mensch gleich viel wert. Egal was er ist oder wie er aussieht. Das Blut jedes Menschen ist Rot. Egal ob seine Hautfarbe Rot, Gelb, Schwarz oder Weiß ist. Jeder Mensch ist gleich viel wert. Und dieser Kai scheint sich für etwas Besseres zu halten.
 

Was meinst du? Frage ich Tala. Ich will wissen ob er sich traut eine Antwort zu geben.
 

Am besten wir schlagen ein Lager auf. Antwortet Kai.

Ich habe aber nicht dich gefragt. Sage ich ein wenig schnippisch.

Kann das die Möglichkeit sein? Ich gebe Kontra? Woher kommt das plötzlich? Ich bin doch die Letzte die etwas gegen jemanden sagt. Und jetzt so etwas? Das kann doch nicht sein.
 

Tala ist bestimmt meiner Meinung. Sagt Kai und beginnt ein paar Äste zu sammeln.

Ich sehe Tala fragend an. Er nickt und hilft Kai ein paar Äste zu sammeln.
 

Ich stoße unhörbar die Luft aus und mache es ihm nach. Manche Menschen freuen sich wenn sie über andere bestimmen können. Es macht ihnen Spaß. Mit ihrer Machtdemonstration befriedigen sie ihren Geist, ihr Verlangen immer über andere zu bestimmen. Das mag ich nicht. Ich hasse es. Jeder Mensch sollte und muss seine Entscheidungen selber treffen. Denn nur jeder einzelne weiß was für ihn am besten ist. Kein andere kann sagen was gut für ihn ist. Das kann nur derjenige selbst.
 

Nach kurzer Zeit haben wir ein profissorisches Lager errichtet.

Wir legen uns alle hin.

Ich liege ganz außen und sehe in den Himmel. Kurze Zeit später höre ich die Atemgeräusche von den anderen drei.
 

Ich schließe meine Augen. Doch plötzlich blendet mich ein grelles Licht.
 

Ich öffne meine Augen und sehe direkt in dieses helle, grelle weiße Licht. In mir steigt eine Wärme auf und verteilt sich in meinem ganzen Körper.
 

Ich rüttle Jenny aus ihren Schlaf. Sie reibt sich die Augen, doch dann ist sie hellwach. Das Licht scheint aus einem Spektrum direkt aus seinem Inneren heraus zu scheinen. Das Licht umhüllt etwas. Eine Gestalt? Ich kann es nicht erkennen. Zu hell ist dieses Licht. Aber ich spüre, dass es nichts böses unreines in diesem Licht gibt. Das Licht ist, klar und rein. So als ob es das Richtige in Person ist. Ich klammere mich an Jennys Arm fest. Und sie sich auch an meinen.
 

So schnell wie dieses Licht aufgetaucht ist so schnell verschwindet es wieder. Nur diese angenehme Wärme bleibt in meinem Körper zurück. Ich merke wie meine Augenlider schwerere werden und ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf falle.
 


 

(Tala's Sicht)
 

Die Sonne sinkt immer weiter und weiter. Langsam verstummen alle Vögel, die Blumen falten ihre Blätter zusammen.
 

Ich höre Jenny zu wie sie uns alles über diese Welt berichtet. Mein Blick schweift zu Nini, die anscheinend über etwas nachdenkt. Sie hat ihren Blick auf den Boden gerichtet und scheint Jennys Worte gar nicht zu hören.
 

Dann wandert mein Blick wieder zu Kai. Er hört konzentriert und gespannt zu. Was Jenny da erzählt hört sich alles so unglaubwürdig an. So unrealistisch.
 

Aber hier wirkt alles so unrealistisch. So wie in diesem Computerprogramm in der Abtei.
 

Und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Das ist hier IST das Computerprogramm.
 

Ich wende meinen Blick zu Nini. Noch immer sieht sie zu Boden. Sie scheint angestrengt über etwas nach zudenken. Aber über was? Ihre Gesichtszüge sehen verkrampft aus. Anscheinend sucht sie eine Antwort oder eine Lösung.
 

Wahrscheinlich was das hier alles soll. Auch ich habe lange darüber nachgedacht. Und endlich bin ich auf die Lösung gekommen. Darum ist Kai so konzentriert. Er hat es gleich gewusst.

Na ja ich werde diesen Test auf jeden Fall bestehen. Egal wie hart und schwer er wird. Ich werde es schaffen.
 

Wo schlafen wir heute Nacht? Fragt Nini. Das ist das erste mal, dass sich ihre Stimme höre. Das sind die ersten Worte die Nini spricht. Ihre Stimme klingt ganz anders als ich sie mir vorgestellt habe. Sie klingt nicht tief und rau, wie bei den Mädchen in der Abtei. Sie klingt eher sanft weich, und ein wenig hoch.
 

Plötzlich werde ich aus meiner Überlegung gerissen. Nini fegt Kai schnippisch an und stellt mir eine Frage. Ich weiß, dass ich jetzt genau das Gleiche wie Kai sagen muss. Er hat hier die Führung. Ich muss mich ihm unterordnen. Und so nicke ich nur mit meinem Kopf und helfe Kai ein paar Äste zu sammeln. Ich werfe noch einen flüchtigen Blick zu Nini. Sie steht da und ihre Augen funkeln böse. Was ist denn das jetzt für ein Sinneswandel? Zuerst spricht sie überhaupt kein Wort, sieht Gedankenverloren zu Boden und dann fegt sie Kai an und funkelt ihn sauer an.
 

Nach einiger Zeit haben wir ein Lager errichtet. Wir legen uns mit sehr viel Abstand hinein. Mein Körper ist ausgelaugt. Meine Muskeln schmerzen und meine Augenlider fallen wie von alleine zu. Und schon, ohne da sich es will, falle ich in einen leichten Schlaf.

(Kais Sicht)

Ich liege noch länger wach und denke nach. Pah! Diese Nini denkt wohl sie könnte mich anschnauzen! Aber ich habe von uns hier am meisten Ahnung! Sie kann froh sein, dass wir ihnen erlauben bei uns zu bleiben! Ohne uns würden sie hier doch bestimmt verhungern! Morgen werde ich mal schauen, ob man etwas jagen kann!! Am besten ich gehe dazu in den "Frühling"! Die anderen können solange hier bleiben. Ja, ich bin der Anführer! Aber Nini scheint das nicht zu schmecken! Sie will, dass Tala auch seine Meinung sagt. Aber er hat gelernt dem Erfahrerenen zu gehorchen!
 

Wie gerne würde ich, dass Tala auch mal etwas sagt! Natürlich, wir haben in der Abtei etwas anderes gelernt, aber ich fühle mich irgendwie einsam! Jetzt habe ich auch noch die Verantwortung für die Mädchen auf mich genommen! Ich fühle mich irgendwie so allein! Was wenn ich versage? Davor habe ich panische Angst. Ich werde mein bestes geben, aber was, wenn es nicht genug ist? Tala hat es gut! Ich beneide ihn. Er braucht sich nur um die Dinge zu kümmern, die ich ihm zuteile.
 

Mein Magen zieht sich zusammen, wenn ich daran denke, was passieren wird, wenn ich versage. Ich versuche die schrecklichen Bilder aus meinem Kopf heraus zubekommen. Aber es klappt nicht! Mein Herz schlägt immer schneller. Ich beiße die Zähne zusammen und konzentriere mich auf die Planung für den nächsten Tag. So, haben wir gelernt, kann man unerwünschte Gedanken am besten loswerden!

Aber noch immer habe ich Angst. Sie ist tief in mir drin. Sie ist eigentlich immer da. Wie gerne würde ich jetzt vor mich hin singen. Es würde die Angst kleiner werden lassen! Aber es ist ein Zeichen von Schwäche! Wie oft habe ich in der Abtei abends, wenn die Angst am schlimmsten ist, vor mich hingesummt. Aber hier kann ich mir nicht die Blöße geben! Ich muss stark sein! Um meinetwillen, um Talas Willen!
 

Ich fasse mir an den Ohrstecker. Ein Lächeln huscht durch meine Augen. Ja, auch er gibt mir Kraft! Kraft das ganze zu überstehen. Das Erinnerungen noch so real sein können! Wenn ich die Augen schließe kann ich ihr Lächeln vor mir sehen. Diese Frau, die mir so unbekannt ist und doch so nah! Sie liegt einem Mann in den Armen. Auch er lächelt mich an. Er sieht mir so ähnlich! Auch ihn kenne ich! Nein, nicht ich kenne die beiden sondern mein Herz! Ich werde traurig. Sie dürfen noch lächeln! Aber ich darf es nicht! Ich darf keine Gefühle zeigen! Ich habe es satt immer stark sein zu müssen! Ich will doch nichts weiter, als ein sorgenfreies Leben führen! Aber das geht wohl nicht! Immer muss ich stark sein. Aber irgendwann, irgendwann werde ich diese Stärke nicht mehr halten können! Ich will es nicht wahrhaben, aber tief in meinem Inneren weiß ich es. Irgendwann werde ich schwach sein und meinen Gefühlen nachgeben. Aber nicht jetzt und heute.
 

Mein Leben lang ist meine Seele schon in diesem Körper. Und doch kenne ich mich selbst nicht! Mein Inneres kennt mich, aber ich kenne mich nicht! Ich habe diese beiden Sachen schon lange getrennt! Ich habe mich für den Verstand entschieden. Mein Herz hat geschrien. Es wollte nicht in die Dunkelheit. Es wollte nicht kalt und einsam werden! Aber ich war stark. Ich habe nicht auf die Schreie gehört. Auf die Schreie, die mich fast gelähmt hätten. Manchmal war ich kurz davor diesen Schreien nachzugeben. Und schon wieder bin ich kurz davor! Denn noch immer schreit mein Herz! Die Schreie sind immer noch so laut wie am Anfang! Und sie werden einfach nicht leiser!
 

Tala, ich muss auf ihn aufpassen! Ihm darf nichts passieren! Er ist mein Freund. Wenn man es so nennen kann! Wenn wir in der Abtei sind, sind wir gleichberechtigt! Dort können wir uns noch normal unterhalten. Wenn ich mit Tala rede, spüre ich eine gewisse Wärme in meinem Herzen. Seine Schreie werden leiser. Talas bloße Anwesenheit gibt mir Mut. Doch er wird nicht immer da sein können, um mich zu unterstützen. Irgendwann werden wir getrennt! Und mir graut vor diesem Tag! Lieber würde ich sterben, als ihn zu verlieren!
 

Vielleicht sollten wir eine Wache aufstellen! Wer weiß, was in dieser Nach passiert! Genau! Ich werde ein bisschen herumlaufen! Nicht, dass wir nachts angegriffen werden und wir Punktabzug bekommen, weil wir keine Wache aufgestellt haben!

Lustlos stehe ich auf und laufe ein bisschen herum. Ich merke, wie die Müdigkeit immer wieder versucht mich zu übermannen, aber ich bleibe stark!
 

(Jennys Sicht)

Jemand rüttelt an meinem Arm. Langsam werde ich wach. Wer weckt mich mitten in der Nacht? Ich werde ihm so eine reinhauen und ..... Ich komme gar nicht weiter. Ich starre nur auf das Licht vor mir.
 

Ist es wirklich Licht? Nein, es ist nichts! Es hat keine Farbe! Es ist einfach da und erfüllt mich mit Wärme. Und doch habe ich Angst. Was ist das? Meine Finger krallen sich in Ninis Arm. Und ihre Fingernägel bohren sich in meinen. Dieser Schmerz zeigt mir, dass ich noch am Leben bin! Und leider zeigt er mir auch, dass ich nicht träume!
 

Ich versuche etwas durch das Licht zu erkennen. Ich sehe ganz leichte Umrisse. Zu schwach, um zu sehen, was in diesem Licht ist. Die Müdigkeit ist wie weggeblasen (ein Wunder ^^). Ich habe Angst!
 

Plötzlich ist es um uns herum Dunkel. Stockdunkel! Das Licht ist verschwunden! Einfach so! Noch immer spüre ich dieses Gemisch aus Angst und Wärme in mir.
 

Und ich spüre noch etwas! Müdigkeit! Ich merke, wie meine Augenlieder immer schwerer werden. Ich lasse meinen Oberkörper wieder zurück aufs Lager fallen. Ich will noch nicht schlafen! Diese Gestalt irrt immer noch in meinem Geist herum! Ich will noch länger über sie nachdenken! Doch der Schlaf übermannt mich.
 

Mir ist es noch nie passiert, dass wenn ich nachts geweckt wurde, ich weiterschlafen wollte!!!!! Aber dieses Licht ist auch etwas außergewöhnliches!
 

Die Sonne scheint mir warm ins Gesicht. Ich lasse die Augen aber noch geschlossen. Der Geruch von Fleisch steigt mir in die Nase. Seit wann macht meine Mutter Fleisch zum Frühstück? Erst langsam realisiere ich, wo ich bin. Natürlich! Ich bin doch plötzlich in dieser Welt gelandet! Oder war das alles nur ein Traum. Angstvoll bleibe ich liegen. Ich warte auf das Geschreie meiner Mutter. Dass sie jetzt anfängt zu rufen, dass ich Nichtsnutz endlich aufstehen soll. Doch ich höre nichts! Nur Vogelgezwitscher! Vogelgezwitscher?
 

Vorsichtig öffne ich die Augen. Ich liege auf einer Wiese! Auf einem notdürftigen Lager. Also war es doch kein Traum! Nun kommen mir auch die Erinnerungen an die Nacht in den Sinn. War das nur geträumt? Ich werde Nini fragen!
 

Ich stehe auf und schaue dorthin wo Nini liegt. Ich hätte jetzt erwartet, dass sie schon wach ist, aber sie liegt noch friedlich dort und schläft. Ich will auf meine Uhr schauen, aber mir fällt auf, dass ich gar keine mehr habe! Mist! Und ich weiß noch nicht mal, wo hier Norden und Osten ist! Okay, so ungefähr! Aber ist es schon Mittag oder erst frühmorgens?
 

Das Gras unter mir ist noch nass vom Tau. Also ist es noch früh! Ich schaue mich genauer um und entdecke ein Feuer. Davor sitzen Kai und Tala.

"Guten morgen!", sage ich zu ihnen und gehe auch zum Feuer. Sie nicken mir nur zu. Unter ihren Augen kann ich leichte Ansätze von dunklen Ringen erkennen. Sie scheinen nicht gut geschlafen zu haben!
 

Plötzlich bleibt mein Blick an dem Feure hängen. Oder eher an dem, was da über dem Feuer brutzelt. Das sieht sehr nach.... Kaninchen aus! Wo haben die beiden das her? Unwillkürlich läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Erst jetzt merke ich, wie viel Hunger ich habe. Ich habe ja auch schon seit ungefähr einem Tag nichts mehr gegessen.
 

"Es dauert noch ein bisschen, bis es fertig ist!", meint Kai. Er scheint meinen hungrigen Blick bemerkt zu haben. Ich werde leicht rot.

"Woher habt ihr das?" Ich setzte mich zu den beiden.

"Das haben wir irgendwo gefunden! Es wurde anscheinend von einem Tier getötet. Müsste so ungefähr 2 Tage alt sein, der Kadaver!", meint Kai. Mir wird schon beim Gedanken daran schlecht. Da esse ich doch lieber gar nichts!
 

Plötzlich kann ich sehen, dass Kais Augen kurz aufleuchten: "Nein! Ich habe das Viech getötet! Was sollte denn die blöde Frage?"

Kai hat auch eine komische Art von Humor!

"Es gibt keine blöden Fragen, nur doofe Antworten!", meine ich trotzig. Der denkt doch wohl nicht, dass er mich mundtot machen könnte!

"Gut, dann gebe ich dir jetzt mal eine dumme Antwort: Du bekommst nichts ab!"

Ach, die beiden können mich doch mal kreuzweise! Sollen die doch machen, was sie wollen!
 

Kai nimmt das Fleisch und holt ein Taschenmesser heraus. Damit schneidet er ein Stück heraus und probiert es. Dann teilt er es in vier Teile und gibt jedem einen. Das Stück für Nini legt er ins Gras.
 

Gierig beiße ich ins Fleisch. Das hätte ich lieber lassen sollen! Ich jaule auf wie ein Hund und schnappe nach Luft. Verdammt, jetzt habe ich mir die Zunge verbrannt!
 

Ich puste an meinem Fleisch herum und esse es dann vorsichtig. Es schmeckt wirklich lecker, auch wenn es nicht gewürzt ist. Aber man kann schließlich nicht alles haben!

Animus viam monstrat 7

Hier kommt der nächste Teil. Noch einmal vielen Dank an Littlesweetdevil und Ranko9000 für eure Kommis!
 

(Nini's Sicht)
 

Wie erstarrt stehe ich da. Hat das Kai wirklich gerade gesagt? Hat er wirklich gesagt, dass er mich nicht auf dem Gewissen haben will? Mein Blick hängt auf ihm, als er auf den Baum klettert und die Früchte pflückt.
 

Und das nach alle dem was ich gesagt habe? Warum? Wieso? Weshalb? Habe ich wirklich so eine schlechte Menschenkenntnis? Nein. An dem kann es nicht liegen.

Aber wieso macht er das dann? Wieso will er unbedingt, dass ich etwas esse? Es kann ihm doch so was von egal sein. Und wenn ich sterbe, kann ihm das egal sein. Also bitte warum macht er das? Ich habe von ihm nichts verlangt. Oder macht er das, weil er meint, die Verantwortung über mich zu haben?
 

Ich kann meine Handlungen selbst verantworten. Ich kann meine Entscheidungen und Taten selber verantworten. Ich brauche keinen Aufpasser. Jetzt nicht mehr. Ich hätte damals einen gebraucht. Damals als ich so furchtbar verletzt wurde. Als man mir so schrecklich wehtat. Ja damals hätte ich einen Aufpasser gebraucht. Jemanden der mich beschützt hätte. Jemanden der mich wieder auf den richtigen Weg gebracht hätte. Jemanden der mir die rosarote Brille abgenommen hätte. Aber damals war niemand da, der dies alles getan hätte. Und so habe ich die bitterste und grausamste Erfahrung gemacht, die ein junger Mensch nur machen kann. Ich wurde verletzt, belogen und betrogen. Mein Vertrauen wurde missbraucht. Aber das ist lange her. Zu lange. Ich will nicht mehr daran denken. Ich habe aus meinen Erfahrungen gelernt. Aus dem Schmerz gelernt. Und eines weiß ich ganz genau. Egal was noch alles in dieser Welt passiert, ich werde mich niemals mehr verletzen lassen. Ich werde mich nie mehr wieder belügen, betrügen und missbrauchen lassen. Nie mehr wieder. Egal was noch alles auf mich zukommen mag.

Und jetzt brauche ich auch keinen Aufpasser mehr. Jetzt kann ich selber auf mich aufpassen. Jetzt kann ich die gesamte Verantwortung über mich ertragen. Ich kann mit den Konsequenzen meines Handelns leben. Jetzt brauche ich wirklich keinen Aufpasser mehr. Aber wo war dieser Aufpasser als ich aus meiner heilen Welt gefallen bin? Als ich mit der harten, ungerechten Realität konfrontiert wurde? Wo war er da? Damals hätte ich jemanden gebraucht. Aber jetzt nicht mehr.
 

Und mir ist es auch so ziemlich egal, was Kai denkt. Es ist mir wirklich vollkommen egal. Warum sollte ich mir über ihn Gedanken machen? Weil er sich welche um mich macht? Das ist ja ein wirklich toller Grund. Ganz klasse. Wenn Kai so dumm ist und sich wirklich um mich Gedanken macht, ist das seine eigene Schuld. Ich mache mir sicher keine um ihn.
 

Ich habe keinen Hunger. Sage ich monoton. Und füge ein wirklich ehrlich gemeintes Danke, dazu. Dann drehe ich Kai den Rücken zu und gehe in den Wald hinein. Ich hoffe er hat mein Danke richtig verstanden. Denn wenn er schon die ganze Verantwortung auf seine Schultern nimmt, will ich nicht undankbar erscheinen.
 

Halt! Stop! Warum mache ich mir Gedanken, ob er mein Danke richtig verstanden hat? Warum mache ich mir Gedanken über die Verantwortung die er auf sich genommen hat? Warum sollte ich mir Gedanken über ihn machen? Warum sollte ich mir überhaupt Gedanken um irgendwen machen? Ich bin niemandem wichtig und mir ist niemand wichtig. Meine Eltern vielleicht. Ja, die sind mir wichtig. Aber ich lasse sie schon sehr lange nicht mehr an meinem Leben teilhaben. Warum sollte ich auch? Ich würde sie damit nur traurig machen. Ich will meine Eltern nicht belasten. Ich will ihnen keinen Schmerz und kein Leid antun. Das haben sie nicht verdient. Und sie leiden weniger wenn sie nichts wissen. Natürlich leiden sie darunter das ihre Tochter so verschlossen ist. Aber was soll ich denn bitteschön tun? Ich kann ihnen kein leid zufügen. Das kann ich einfach nicht. Ja, meine Eltern sind wohl die einzigen Menschen auf der Welt die mir etwas bedeuten. Für die ich Liebe empfinde. Ja Liebe. Aber kein Vertrauen. Ich konnte mich meinen Eltern damals nicht anvertrauen. Vielleicht aus Angst. Vielleicht weil ich mich geschämt habe. Ich weiß es nicht. Aber das ist jetzt egal. Ich liebe meine Eltern. Ich vertraue ihnen. Aber eben auf eine ganz andere mir angeeignete Art und Weiße. Und ich weiß das meine Eltern das verstehen.
 

Und so gehe ich langsam durch den Wald. Es riecht nach Frische und Sommer. Das Licht scheint durch die Blätter zu Boden und es tanzen Lichtpunkte am Boden.
 

Ja Lichtpunkte. Licht? Schlagartig kommt mir die Erinnerung an dieses helle weiße Licht von vergangener Nacht wieder in den Sinn. Ob ich das wirklich nur geträumt habe? Ob ich mir das wirklich nur eingebildet habe? Ich habe versucht es mit einem Phänomen zu erklären. Ich habe mir fest vorgenommen, mich von dieser Welt nicht beirren zu lassen. Und an diesem Leitspruch halte ich fest.
 

Aber warum ist dann mein Ring so seltsam warm geworden, als ich das Licht gesehen habe? Vielleicht weil ich Angst hatte. Ja ich hatte Angst. Aber ich spürte auch diese Wärme in meinem Körper. Ja das muss es sein! Dieser Wärme und meine Angst zusammen haben diesen Ring so warm werden lassen. Aber woher kam diese Wärme?
 

Ich schüttle heftig den Kopf und versuche die ganzen Fragen aus meinem Kopf zu verbannen. Plötzlich höre ich hinter mir ein Knacken. Ich drehe mich blitzschnell um und hole mit der Hand aus. Doch meine Hand bleibt mitten in der Luft stehen. Und dann starre ich in zwei Eisblaue Augen.
 

(Tala's Sicht)
 

Ich bin überrascht. Ich bin wirklich überrascht. Überrascht von Kai. Ich hätte ihm wirklich viel zugetraut. Aber das er sich um Nini Gedanken macht, sich um sie kümmert, hätte ich wirklich nicht erwartet. Warum macht er das denn? Und dass nach allem was Nini gesagt hat. Ich hätte es nicht gemacht. Sicherlich nicht. Soll sie doch selber schauen wie sie zu etwas essbarem kommt. Ich wäre zu stolz dafür. Ich würde nie etwas für ein Mädchen tun, das ich nicht mal kenne. Und genau das gleiche dachte ich auch über Kai. Und doch tut er es.
 

Ich sehe zu Nini. Sie steht da und sieht Kai an. Ihr Blick ist verwirrt und ich kann für einen Bruchteil einer Sekunde ein Leuchten erkenne. Doch dieses Leuchten erlischt sofort wieder und ihr blick wird wieder härter.
 

Ich habe keinen Hunger. Sagt Nini. Ihre Stimme klingt monoton und gleichgültig. Doch dann fügt sich ein fast freundliches Danke dazu. Und dann verschwindet das blonde Mädchen im Wald. Ich sehe ihr nach. Ich habe keine Zweifel das dieses Danke ehrlich gemeint war. Sie meinte es ehrlich und es kam aus ihrem Herzen. Aber warum ist sie nur so...so verschlossen? Warum?
 

Ich beschließe kurzerhand ihr nach zu gehen. Ich will wissen was dieses Mädchen an sich hat, das ich meinen Blick nicht von ihr abwenden kann.
 

Ich werde auf sie aufpassen. Sage ich zu meinem besten Freund und Jenny.
 

Nini fasziniert mich. Sie gibt sich so hart, verschlossen und selbstbewusst. Und doch erscheint sie in meinen Augen zerbrechlich und traurig. Wie eine Rose hinter einem Glaskasten. Von außen sieht sie gefährlich und frisch aus. Die Dornen sind spitz. Doch wenn man das Glas wegnimmt, ist die Rose zerbrechlich und welk. Die Dornen die sie schützen sind stumpf und alt. Der Anblick der Rose erfüllt einen mit Trauer. Man glaubt, wenn man die Rose berührt zerbröselt sie in tausend Teile.

Wenn man die Rose in dem Glaskasten ansieht, erscheint sie einem so unnahbar und fremd. Und doch wenn man die schützende Hülle weg nimmt, ist die Rose schutzlos und ungefährlich.
 

Genauso erscheint mir Nini. Ihre Art ist nur Schein und Trug. So eine Art Schutz. Aber bin ich nicht genauso wie Nini? Bin ich nicht genauso wie die Rose? Nach außen hin stark und unnahbar und innen drinnen furchtsam und einsam? Bin ich das nicht? Ich bin es geworden. Die Zeit in der Abtei hat mit zu so einem Menschen werden lassen. Ohne das ich es wollte. Mein Willen wurde gebrochen und nun bin ich ein willenloses Wesen das in die Machenschaften der Abtei verwickelt ist. Aber vielleicht ist das hier alles jetzt wo ich mich gerade befinde nur ein Traum. Ein Traum der mir die Augen öffnen soll. Ein Traum der mir meinen Weg weisen soll. Oder es soll ein Neuanfang sein. Nein!! Nein! Ganz sicher nicht. Was wäre ich ohne die Abtei? Ein Nichts. Ich hätte nichts. Ich wäre nichts und ich könnte nichts. Aber in der Abtei bin ich neben Kai der beste und höchste Blader. Und genau das ist es doch was ich will. Oder etwa nicht? Ich schüttle den Kopf. Natürlich bin ich Etwas. Und das habe ich nur der Abtei zu verdanken.
 

Ich blicke mich um. Da ist Nini. Sie scheint wie immer zu grübeln. Ich beschleunige meine Schritte und gehe nur wenige Meter hinter ihr.
 

Plötzlich dreht sie sich um und ihre Hand schnellt auf mich zu. Ich fasse ihre Hand und halte sie fest. Ich blicke ihr fest in die Augen.
 

So vergehen einige Momente. Auch Nini sieht mir in die Augen. Irgendwie kommt es mir so vor als würde sie etwas suchen. In meinen Augen.
 

Doch plötzlich reißt sie sich von mir los.

Na? Ganz ohne deine Herrchen unterwegs? Fragt sie spitz und sieht mich kalt an.

Ich brauche niemanden zu fragen, ob ich in den Wald gehen darf. Antworte ich ihr und verschränke die Arme vor der Brust.
 

Nini sieht mich an. Ich kann ihren Blick nicht deuten. So sehr ich es auch versuche ich kann es nicht.

Ach nein? Und warum hast du mir dann nicht auf meine Frage gestern Abend geantwortet? Warum lässt du Kai für dich entscheiden? Kannst du keine eigenen Entscheidungen treffen? Oder lässt du gerne andere entscheiden weil du zu schwach dafür bist? Sie sieht mich böse an.
 

Du bist so undankbar. Kai reißt sich für dich den Arsch auf und du verschwindest einfach. Ich frage mich wer von uns beiden schwächer ist? Du oder ich? Vielleicht treffe ich nicht gerne eigene Entscheidungen, aber ich stelle mich auch jeder Entscheidung. Ich stelle mich jeder Aufgabe und Herausforderung. Nicht so wie du. Du läufst immer weg, wenn dich etwas stört. Du stellst dich nie einer Konfrontation. Wer ist schwächer von uns beiden? Frage ich mit kaltem Ton und lehne mich an einen Baum.
 

Nini steht unbeweglich da. Ich kann sehen wie angespannt ihre Muskeln sind. Dann sieht sie mich hasserfüllt an. In ihren Augen kann ich blanken Hass erkennen. Aber auch Wut und ein wenig Schmerz.
 

Was bildest du dir eigentlich ein? Du kennst mich nicht und doch maßt du dir an mich ein zuschätzen? Behauptest Dinge bei denen du nicht einmal weißt ob die der Wahrheit entsprechen. In ihrer Stimme liegt Hass und Wut.
 

Ich masse mir gar nichts an. Aber diesen Eindruck muss man von dir doch bekommen. Du sprichst fast nichts und wenn du dann sprichst dann nur etwas gegen Kai. Ich frage mich warum? Ich sehe Nini abschätzend an. Ich bin gespannt was sie jetzt sagt.
 

Und plötzlich macht sie das was ich nicht erwartet hätte. Sie stellt sich vor mich und sieht mir tief und fest in die Augen.
 

Du bist doch ganz genauso wie ich. Du machst doch das ganz gleiche wie ich. Nur das du dich solidarisch zeigst. Das ist auch verständlich, denn Kai ist dein Freund. Aber für mich sind Kai, Jenny und du völlig Fremde. Und da erwartest du von mir dass ich freundlich bin? Ich habe niemanden von euch gebeten mir zu helfen, oder mir etwas zu essen zu geben. Ich habe Kai nicht gebeten das er die Verantwortung für mich übernimmt. Glaub mir, ich kann sehr wohl auf mich aufpassen. Ich machen mir um niemanden Gedanken und es sollte sich auch niemand um mich Gedanken machen. Denn wer das macht ist selber Schuld. Erwarte nicht zu viel von mir. Ich weiß genauso wenig wie du was hier vorgeht. Nur versuche ich nicht mit irgendwelchen Theorien alles hier zu erklären. Ich versuche nicht hier irgendetwas zu erklären. Denn ich weiß nicht wo ich bin, wie ich hier her gekommen bin und was ich hier soll. Ich weiß nichts. Nur das ich auf mich alleine aufpassen kann. Und ich weiß genauso wenig über Jenny, Kai und dich. Und ich masse mir nicht an, über euch zu urteilen. Das unterscheidet uns beide von einander. Sagt Nini. Ihren Blick hat sie starr in meine Augen gerichtet. Und sie hat Recht. Mit dem was sie sagt hat sie absolut Recht. Aber sie hat nicht das Recht es mir so offen zu sagen. Denn ich will es nicht hören. Ich will es nicht wahr haben.
 

Was weißt du schon über mich? Gar nichts. Du weißt nicht wer ich bin, woher ich komme und wie ich bin. Sage ich und sehe sie böse an. Und dann weiten sich meine Augen vor Überraschung. Sie sieht mich freundlich an. Sie sieht mich wirklich freundlich an. In ihren blauen Augen kann ich das Leuchten von früher erkennen.

Das stimmt. Ich weiß nichts über dich. Aber du weißt genauso wenig über mich. Und warum sollte ich jemandem vertrauen den ich nicht kenne? Nini setzt sich auf den Waldboden und sieht mich an.
 

Das klingt so als hättest du es versucht, und wurdest enttäuscht. Sage ich und setze mich neben sie auf den kühlen moosbedeckten Waldboden.
 

Und dann beginnt Nini zu erzählen.
 

(Kais Sicht)
 

Ich spüre diesen Stich in meinem Herzen. Diesen Schmerz. Doch schnell verwandelt sich dieser Schmerz in Wut. Wie undankbar ist sie? Kann man ihr gar nichts recht machen? Das habe ich davon, dass ich ständig versuche für andere die Verantwortung zu übernehmen!! Aber ist das nicht in diesem Fall meine Aufgabe?
 

Verdammt! Warum bekomme ich nicht mal nähere Angaben zu meiner Aufgabe? Ich fühle mich hilflos. Ich bin dieser Aufgabe nicht gewachsen, wenn ich nicht meine Aufgabe kenne!!! In meinem Inneren weiß ich schon, dass dies kein Test der Abtei ist, aber ich höre nicht darauf. Wann horche ich schon in mich hinein? Nie, denn dort liegt so vieles verborgen, was ich lieber nicht sehen will.
 

Und so kenne ich auch nicht meine Träume! Weder die guten, noch die schlechten! Doch, die schlechten kenne ich! Sie fallen immer dann über mich herein, wenn ich hilflos bin. Ich will sie vergessen, aber sie sind meine Zukunft, meine Gegenwart und meine Vergangenheit. Sie sind in mir und ein Teil von mir. Und doch hasse ich sie! Ich hasse mich!
 

Was will ich? Was bin ich? Ich weiß es nicht! Denn ich kenne mich nicht! Wie kann ich mich hassen, wenn ich mich nicht kenne? Das einzige, was ich von mir weiß ist, dass ich nur auf die Leute in der Abtei höre. Nicht auf mich selbst. Nicht auf mein Herz. Wozu auch? Es ist doch eh nicht logisch! Es bringt einen nur in Gefahr! Und was ist mit dem Verstand?
 

Da fällt mir ein Sprichwort ein. Boris hatte es einmal in einem kleinen Heftchen bei einem aus der Abtei gefunden. Er hat es uns vorgelesen, um uns zu zeigen, wie schwachsinnig es ist. Doch dieses Sprichwort ist mir in Erinnerung geblieben. Ich weiß nicht warum, aber es ist so.
 

Wer nicht den tiefen Sinn des Lebens

im Herzen sucht,

der sucht vergebens.

Kein Verstand

und ist er noch so reich,

kommt einem edlen Herzen gleich.
 

Das ist Humbug, hat Boris damals gesagt. Aber ist es das wirklich? Der Schreiber hat damals sein Leben riskiert, als er das schrieb. Ja, das zeigt doch wieder, wie unsinnig das ist! Das Herz bringt einen zu Dingen, die einen umbringen! Ob schnell oder auf Dauer.
 

Aber stelle ich nicht auch Tag für Tag mein Leben aufs Spiel? Für die Abtei. Warum dafür? Natürlich, sie gibt mir Schutz und ist mein Zuhause! Wieder flüchte ich mich, ohne es zu merken in die Ausreden, die mir von der Abtei vorgegeben wurden. Ich denke nicht selbst nach. Selbst in solchen Situation wie jetzt, muss ich den Regeln der Abtei gehorchen!
 

Plötzlich spüre ich einen Blick auf mir. Ich schaue vom Baum herunter. Obwohl ich total in Gedanken war, habe ich weiter Kirschen gesammelt. Ja, ich mache meine Aufgaben schon automatisch.

Jenny starrt mich an. Als ich ihr in die Augen schaue, blickt sie schnell weg. Dieses Mädchen ist auch ein Rätsel für mich. Sie hat bisher noch fast nichts gesagt. Anfangs erschien sie mir recht redselig, aber in letzter Zeit. Doch jetzt ist sie so still. Ständig scheint sie in ihre Gedanken versunken zu sein. Oder erscheint sie mir im Gegensatz zu Nini nur so ruhig?
 

Was, wenn Nini und Jenny Gegner sind? Ich darf sie nicht unterschätzen! Ich muss mehr über sie herausfinden! Am besten ich fange ein Gespräch mit Jenny an!
 

(Jennys Sicht)

Kai sieht so verletzt aus. Er sitzt einfach nur da und starrt Nini hinterher. Er scheint gar nicht mitzubekommen, dass Tala uns noch etwas zuruft.
 

Verwirrt Nini ihn so sehr? Ehrlich gesagt, hätte ich auch nicht gedacht, dass sie so reagiert! Aber ich habe auch nicht von Kai gedacht, dass er extra für sie in den Sommer geht. Was wohl seine Lieblingsjahreszeit ist? Ich möchte gerne mehr über ihn wissen. Über die Welt, wo er herkommt. Ich bin mir sicher, dass er aus einer anderen Welt kommt. Bei uns würde es weder diese Haarfarbe, noch diese Frisur geben!
 

Irgendwie erinnern er und Tala mich an Animes. Ja, ich schaue sie total gerne. Und sie sind so, irgendwie so, wie die verschlossenen Charas in den Animes. Ja, die Verschlossenen mag ich am liebsten! Man weiß, dass in ihnen etwas Gutes steckt. Aber wie ist das bei Kai und Tala? Ich weiß nicht, ob sie gut oder böse sind.
 

Ich starre schon die ganze Zeit über Kai an und plötzlich schaut er mir fest in die Augen. Automatisch blicke ich weg und starre auf den Boden. Warum senke ich den Blick? Ich bin doch nicht seine Untergebene! Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr eine Marionette zu sein! Selbstbewusst schaue ich auf. Doch Kai sitzt schon nicht mehr auf dem Baum. Lautlos ist er herunter gesprungen und legt die Kirschen ins Gras.

"Nimm dir!", meint er knapp und fängt an zu essen. Also setze ich mich zu ihm.

"Warum seid ihr in dieser Welt?", fragt er mich. Ich schaue ihn erstaunt an. Es hört sich so an, als wüsste er, warum er hier ist!

"Ich habe keine Ahnung! Aber du scheinst zu wissen, warum ihr hier seid! Warum?", antworte ich. Kai scheint mit sich zu kämpfen. Er überlegt genau, was er sagt. Warum? Wenn ich etwas sage, plappere ich meistens drauf los. Aber Kai ist anders. Er überlegt sich jedes Wort. Als hätte er Angst zuviel zu verraten.

"Ich nehme an, dass es einen Grund gibt, warum wir hier sind. Aber damit habt ihr nichts zu tun!"

Ich versteh schon, er will es mir nicht sagen!

"Ich bin auf jeden Fall froh, hier zu sein! Aber mir ist der Winter viel lieber als der Sommer! Ich finde es hier zu heiß! Der Winter ist schön kühl und so schön weiß! Ich mag diese Farbe! Außerdem ist es dort so still!", meine ich. Ich habe keine Ahnung, warum ich es ihm erzähle! Es interessiert ihn doch gar nicht!

"Ich mag lieber den Herbst!" Kai spuckt einen Kirschkern aus und sagt dann: "Es ist alles so schön rot-braun! Es ist dann nicht mehr so heiß, aber auch noch nicht so kalt." Nun bin ich baff. Er redet ganz normal mit mir! Ich hätte das echt nicht von ihm erwartet!

Und so essen wir die Kirschen und reden noch lange über dies und das. Ich hätte nie gedacht, dass Kai so tiefgründig denken kann! Und vor allem hätte ich nicht gedacht, dass er mir so vieles über seine eigenen Gedanken erzählt! Und doch, über einige Dinge sprechen wir nicht. Über unsere Vergangenheit und die Welt, woher wir kommen. Als hätten wir eine stille Abmachung geschlossen, dass wir darüber nicht reden!
 

(!!!! Sicht)

Sie fassen langsam ein bisschen Vertrauen zueinander. Doch wie werden sie sich entscheiden? Werden sie genug Vertrauen zu einander fassen? Kann ein Mensch einem andere Bedingungslos vertrauen? Schaffen sie es über ihren eigenen Schatten zu springen? Werden sich wieder auseinander reißen? Ja, ihr werdet es sehen. Ich weiß es schon. Aber es sind nur Menschen. Junge, unerfahrene Menschen. Sie haben den Sinn des Lebens noch nicht erkannt. Sehen den wahren Sinn ihrer Existenz noch nicht. Sie können nicht mal annähernd das Warum und das Weshalb erahnen. Sie haben noch nie irgendwelche schwerwiegenden Entscheidungen getroffen.
 

Ihr seid nur Menschen. Ihr wisst noch nicht, was alles auf sie zukommen wird. Aber ihr werdet es noch alles erfahren! Ihr werdet euch für eine Seite entscheiden. Die Menschen müssen sich immer für eine Seite entscheiden. Entweder für die Dunkelheit oder für das Licht. Für die Hoffnung oder die Verzweiflung. Schwarz oder Weiß. So seid ihr. Selbst die, die sagen sie sind für beide Seiten, stehen doch nur zu einer. Sie trauen sich nur nicht, ihre Meinung kund zutun.
 

Egal wie sich die Vier entscheiden werden. Für jeden von ihnen gilt: Nosce te impsum et animum (Erkenne dich selbst und dein Herz)!



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2003-10-27T13:28:59+00:00 27.10.2003 14:28
weiter^^
Von: abgemeldet
2003-09-09T18:43:29+00:00 09.09.2003 20:43
GEIL *ggg*
WEITAAAAAAAAAAAAAAA!!!!
Von: abgemeldet
2003-09-09T17:23:47+00:00 09.09.2003 19:23
weiter^^
Von: abgemeldet
2003-08-22T14:25:26+00:00 22.08.2003 16:25
weiter^^
Von: abgemeldet
2003-08-22T12:34:55+00:00 22.08.2003 14:34
WEITAAAAAA!!!!
iss echt geil!!!!
Von: abgemeldet
2003-08-17T16:08:21+00:00 17.08.2003 18:08
wunderschön muss man sagen *g*
Von:  DesertFlower
2003-08-13T08:50:30+00:00 13.08.2003 10:50
Na dann werd halt ich mal nen Kommi schreiben:
Diese Story, obowhl ja no net viel da ist, is echt einzigartig. Wir haben uns vil Mühe gegeben und hoffen die FF gefällt euch! Am Freitag kommt der nächste Teil! *knuddelZ* DesertFlower


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