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Dann ändert sich alles

Chelsea&Vaughn
von

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Ein weiterer Schritt

Kapitel 18:  Ein weiterer Schritt

 

 

Das Farmermädchen hatte den restlichen Tag und das Wochenende danach durchgehend im Bett gelegen. Sie fühlte sich nicht imstande mit ihrem Bruder oder Freundinnen über den Vorfall mit Vaughn zu reden. Zuerst war sie ziemlich sauer, enttäuscht und gekränkt gewesen. Hinzu schlich sich das Gefühl von ihm kurzzeitig verlassen worden zu sein, als seine Lippen eine andere Frau berührt hatten. Chelsea wusste, dass der Kuss nicht von Vaughn ausgegangen war, immerhin hatte sie die schreckliche Szene mit eigenen Augen gesehen. Viel eher hatte sich Vaughns Blick in ihr Gedächtnis eingebrannt, als sie ihn am Abend des Lichterfestes zurückgewiesen hatte. Doch warum, konnte sie sich beim besten Willen nicht erklären. Es war nicht die Furcht vor dem Unbekannten oder Neuem gewesen, die letzte Grenze zwischen ihnen zu überwinden, sondern eher ein Gefühl von Unbehagen und ihm nicht genügen zu können.

Inzwischen war sich Chelsea ganz sicher, dass sie Angst davor hatte, Vaughn nicht alles geben zu können, was er von ihr wollte und erhoffte. Das sie am Ende etwas falsch machen würde und er sie nie wieder mit seinen leuchtenden violetten Augen ansah, wie er es seitdem Tag getan hatte, als er ihr offenbarte, dass er sie liebte.

 

Nur, woher kamen mit einem Mal diese irritierenden Gefühle? Vermischt mit der Angst eines Tages von ihrem Geliebten verlassen zu werden? Sie hatte ihrem Bruder tagelang dabei zugesehen, wie er vor Liebeskummer gelitten hatte, als es den Anschein für ihn hatte Nathalie für immer zu verlieren. Nathalie hatte ebenfalls darunter zu kämpfen gehabt. Wahrscheinlich hatte sie ebenso Panik davor gehabt, Mark zu verlieren, wie Chelsea jetzt Vaughn. Denn Marks Zurückweisung, dass er seine Freundin nicht bei der Arbeit brauchte, hatte sie zutiefst getroffen.

Sollte dieses Beispiel Chelsea nicht eine Lehre sein, dass es besser wäre auf der Stelle zu Vaughn zu eilen, um mit ihm das zu klären? Zum ersten Mal verstand sie, wie sich ihre Freundin gefühlt haben musste, als sie nicht bereit gewesen war Mark schnell zu verzeihen. Aber Vaughn tagelang aus dem Weg gehen, wollte sie auch nicht. Allerdings saß der Stachel der Kränkung noch zu tief und Vaughns harte Worte kamen ihr immer wieder in den Sinn.

 

Die Braunhaarige hatte lange darüber nachgedacht und eingesehen, dass Vaughn Recht hatte. Häufiger hatte sie Verabredungen platzen lassen oder war früher als geplant wieder gegangen, wenn jemand sie um Hilfe bat oder sie der Meinung war, dass andere ihre Hilfe brauchten. Dabei war das nicht immer der Fall gewesen.

Dennoch hätte er nicht so rüde mit ihr umspringen müssen. Andersherum hatte sie es ihm auch nicht gerade einfach gemacht. Es war alles so verdammt kompliziert.

 

„Schwesterherz, das reicht mir jetzt mit dir!“, kam plötzlich Mark in ihr Zimmer geeilt und baute sich fast schon drohend vor ihrem Bett auf. Hinter ihm folgte Nathalie und bedachte ihre Freundin mit einem mitfühlenden Blick. „Nathalie und ich haben die Schnauze voll davon, dich in deinem Zimmer einigeln zu sehen und zu heulen. Hinzu kommt, dass du eine ordentliche Mahlzeit vertragen könntest. Du siehst beinahe wie ein Gespenst aus. Entweder kommst du auf der Stelle mit uns runter an den Mittagstisch und das freiwillig oder ich schleife dich eigenhändig dorthin. Wie entscheidest du dich?“

 

Chelsea konnte sich nicht daran erinnern, ihren Bruder jemals so resolut erlebt zu haben. Zumindest nicht in den letzten Jahren. Sah sie denn wirklich so erbärmlich aus?

„Chelsea, bitte.“, wandte sich Nathalie an sie und setzte sich auf ihre Bettkante. „Wenn du uns nicht erzählen magst was los ist, werden wir dich auch nicht weiter bedrängen, aber wir machen uns dennoch Sorgen. Tu uns bitte den Gefallen und komm runter zum Essen. Ich habe versucht dein Lieblingsessen zu kochen. Nudelsuppe mit Rindfleisch und zum Nachtisch Schokoladenpudding. Mark hat geholfen. Trotzdem gehe ich nicht davon aus, dass wir das so gut hinbekommen haben, wie du sie machst.“ Ein verlegenes Lächeln trat auf ihr Gesicht. „Hast du dennoch Hunger?“

 

Die junge Frau war zu müde, um zu wiedersprechen, obwohl sie von dem Vorschlag alles andere als begeistert war. Nichtsdestotrotz rappelte sie sich mühsam auf und erreichte dadurch, dass sich das junge Paar erleichterte Blicke über Chelseas Kooperation zuwarfen. Von denen bekam die Farmerin allerdings nichts mit.

 

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„Kannst du Hornochse mir mal erklären was das soll?“

Wie eine Furie baute sich Julia vor ihrem Cousin auf und warf ihm zornige Blicke zu. Elliot hielt sich aus Sicherheitsgründen im Hintergrund des Hühnergeheges.

„Was willst du schon wieder?“ Genervt warf Vaughn die Schaufel beiseite mit der er eben noch dabei war, den Hühnerkot aufzusammeln. „Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“

„Wag es ja nicht mich weiterhin anzuschreien oder mir aus dem Weg zu gehen!“, fauchte Julia erbost zurück. „Und du weißt genau, worum es geht. Zuerst streiten sich Nathalie und Mark fast über Wochen hinweg und jetzt Chelsea und du. Ich möchte wissen, was mit euch los ist oder viel mehr, was du verbockt hast, weswegen Chelsea hier nicht mehr aufkreuzen will?“

 

„Wieso gehst du davon aus, dass ich dafür verantwortlich bin?“ Ungläubig starrte er sie an.

„Weil ich dich mittlerweile gut genug kenne, um das behaupten zu können. Du bist beinahe Gefühlsresistent was die Empfindungen einer Frau angehen. Also, warum weint sich Chelsea wegen dir die Augen aus dem Kopf?“

„Woher weißt du, dass sie wegen mir traurig ist?“, hakte Vaughn neugierig nach. Nach wie vor konnte er es nicht hinnehmen, dass seine Chelsea wegen ihm weinen musste.

„Mein Gott, Vaughn! Euer Verhalten geht mir dermaßen gegen den Strich, dass ich bei Mark angerufen habe, um von ihm Näheres zu erfahren. Ich hatte Nathalie am Hörer gehabt. Allerdings konnte sie mir ebenso wenig sagen, was eigentlich geschehen ist und sie und Mark sich große Sorgen machen. War euer Date am Lichterfest so miserabel?“

 

„Nein.“, seufzte Vaughn, doch Julia merkte ihm an, dass er ihr etwas Wichtiges vorenthielt. Ein kurzer Blick zu Elliot und er nickte ebenfalls auffordernd, dass sie weiter nachhaken sollte.

„Vaughn.“ Spontan schlug Julia die sanfte Tour ein. Misstrauisch beäugte Vaughn seine Kusine. „Was du und Chelsea alleine tut, geht mich nicht im Geringsten etwas an. Aber, es geht mich etwas an, wenn meine langjährige Freundin zu aufgelöst ist, um Freunde an sich heran zu lassen. Ich kenne Chelsea, Vaughn, besser als du. Sie hat ein großes Herz und hilft jedem, wo und wie sie nur kann. Und sie will niemanden etwas Böses. Normalerweise geht sie auch jedes Problem direkt an, aber wenn es mit dir zu tun, verkriecht sie sich. Das kann ich nicht dulden. Sie hat schon so viel für mich und meine Mutter getan, bevor du zu uns gekommen bist. Also bitte, tu ihr nicht weiter weh, indem du eurem Problem ebenfalls hartnäckig und stur aus dem Weg gehst. Wenn es um verletzten Stolz geht, sage ich dir gleich hat er in einer Beziehung keinen Platz. Geh zu ihr und rede mit ihr. Sie liebt dich über alles Vaughn. Du bist der Mensch, der ihr am Wichtigsten ist. Ansonsten würde sie nicht so stark darunter leiden.“

 

Instinktiv spürte Vaughn, dass Julia Recht hatte. Er war tatsächlich verletzt gewesen von Chelseas Zurückweisung und es mit mangelndem Interesse ihrerseits abgetan. Das war ein großer Fehler gewesen. Endlich ging ihm ein Licht auf und er begriff allmählich, was er Chelsea angetan hatte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, rannte er aus dem Gehege und ließ Julia und Elliot alleine zurück.

 

„Das hast du gut gemacht.“, flüsterte Elliot neben seiner Geliebten ins Ohr und nahm sie in seine Arme. „Ich bin stets aufs Neue überrascht, wie gut du es schaffst genau die richtigen Worte zu wählen.“

„Ja, das ist wohl mein Schicksal, dass ich immer wieder den rettenden Engel spielen muss. Du, sag mal, wer macht von uns beiden die Arbeit fertig, die Vaughn zurückgelassen hat?“

„Hmm.“ Rasch sah Elliot sich um. „Vielleicht wir beide?“

Julia lachte und nahm vergnügt die Schaufel wieder vom Boden auf.

 

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Wenn Chelsea nicht dermaßen neben sich stehen würde, wäre ihr aufgefallen, dass sich zwischen Nathalie und ihrem Bruder etwas verändert hatte. Zuerst waren da Nathalies ungewöhnlich höfliches und verständnisvolles Verhalten und ihre vielsagenden Blicke, die sie ihrem Verlobten fast ununterbrochen zuwarf. Auf der anderen Seite Mark, der permanent über Nathalies Handrücken strich. Selbstverständlich die Hand, die den Verlobungsring von ihm trug. Zugern hätten sie seiner Schwester erzählt, dass sie sich am Lichterfest verlobt hatten. Als sie nach dem Fest wieder zu Hause ankam, war sie ohne ein Wort an den zwei vorbei hinauf in ihr Zimmer gerannt und war seitdem so gut wie gar nicht mehr zu sehen gewesen.

Jetzt, am Mittagstisch, wirkte Chelsea wie ein Schatten ihrer selbst. Sie war blass und ihr Appetit im Grunde genommen nicht vorhanden.

 

„Vielleicht kochen wir mal zusammen, Chelsea.“, richtete Nathalie das Wort an ihre Freundin, woraufhin sich Mark beinahe am Essen verschluckte. Für diese Reaktion erntete er einen gespielt tadelten Blick seiner Verlobten. „Ich bin mir im Klaren darüber, dass mein Essen nicht so ausgezeichnet schmeckt, wie die Kochkünste deiner Schwester es zustande bringen.“

„Ist ja gut. Ich habe doch nichts gesagt.“ Entschuldigend hob Mark seine Hände, dass er keinen Streit mit ihr wollte. Inzwischen wusste er, dass Nathalie versuchte Chelsea aus ihrer Lethargie zu holen. Ihr Essen war noch so gut wie unangetastet.

„Was sagst du dazu, Chelsea? Wollen wir regelmäßig gemeinsam Kochen, Backen oder dergleichen?“

„Woher dein plötzliches Interesse?“, hakte Chelsea bloß aus Höflichkeit nach in der Hoffnung, dass sie dann eher wieder auf ihr Zimmer kam.

 

„Tja, weißt du, ich dachte, ich könnte einige hauswirtschaftliche Fähigkeiten aneignen. Wer weiß, vielleicht wird es eines Tages von Nutzen sein.“

„Manchmal überrascht du mich.“, zwinkerte Mark seiner Freundin zu und endlich war Chelseas Neugierde geweckt.

„Habe ich etwas verpasst?“

Verschwörerisch grinste sich das junge Paar an. Zudem waren sie erleichtert, dass Chelsea zumindest vorübergehend ihren Kummer vergessen hatte.

„Nun ja, möchtest du es ihr sagen?“, wandte sich Nathalie an Mark und errötete leicht, wobei ihr silberner Ring auffallend glitzerte.

„Was…?“ Weiter kam Chelsea nicht. Mit einem Mal hatte sie den Eindruck, zehn Tage am Stück geschlafen zu haben, und ihr dadurch etwas Wesentliches entgangen war. Allerdings fühlte sie sich noch nicht ganz auf der Höhe, weswegen ihr der Zusammenhang mit dem was sie sah nicht zeigte.

 

„Chelsea,“, setzte Mark allmählich an. „Ich habe um Nathalies Hand angehalten und sie hat ja gesagt.“

Perplex starrte die junge Frau ihre Gegenüber an. Ganz langsam schlichen die eben gehörten Worte in ihr Bewusstsein und formten den Inhalt zu einer logischen Aussage zusammen. Dann macht es mit einem Mal klick.

„Du meinst, ihr werdet heiraten?“

„Das ist die einzig richtige Schlussfolgerung.“

Vor Freude und Überraschung sprang Chelsea von ihrem Stuhl und fiel als erste ihrem Bruder um den Hals. Danach war Nathalie an der Reihe und sie verlangte von ihr den Verlobungsring zu sehen.

„Wow! Der ist aber schön. Ich gratuliere euch beiden. Das ist die schönste Nachricht, die ich seit langem gehört habe.“

„Danke, Schwesterherz.“

„Ich wusste gar nicht, dass du in der Lage bist einen Ring auszusuchen. Wie lange hast du mir das schon verschwiegen?“

 

„Eine Weile. Als erstes wollte ich meine zukünftige Frau damit überraschen.“ Mark nahm ihre Hand und gab ihr einen charmanten Handkuss. „Vor zwei Tagen hat sie mich zum glücklichsten Mann auf der Welt gemacht.“

„Jetzt übertreibst du aber.“ Die Pinkhaarige lief puterrot an. „Du bist die erste, der wir es erzählen.“

„Ich freue mich wahnsinnig für euch zwei.“

Vor Rührung traten Chelsea die Tränen in die Augen. Zeuge dieser romantischen Szene zu sein, tat ihr gebrochenes Herzen gut. Es war wie Balsam für ihre Seele, die einen Grund gefunden hat, doch noch an das Gute zu glauben und das wahre Gefühle immer ihren Weg zueinander finden werden.

„Das werde ich auf der Stelle Vaughn sa…“

Für einen Moment hatte die Farmerin vergessen, dass sie sich mit ihrem Freund gestritten hatte. Dennoch war er ihr erster Gedanke gewesen, ihm von der neuesten Entwicklung zu berichten. Nathalie und Mark bemerkten den erneuten Stimmungsschwung.

„Chelsea, ist alles in Ordnung zwischen dir und Vaughn?“

„Nein.“, begann Chelsea wieder zu heulen und ließ sich in die Arme ihrer langjährigen Freundin fallen. „Es ist überhaupt nicht mehr gut zwischen uns.“

„Willst du uns davon erzählen? Oder nur einem von uns?“, fragte die Pinkhaarige behutsam nach. Doch Chelsea schüttelte vehement ihren Kopf. „Das kann ich nicht.“

 

„Aber ihr solltet miteinander reden.“, mischte sich Mark ein und strich seiner Schwester zärtlich über ihr Haar. „Bei uns beiden hat es auch geholfen. Ansonsten wären wir jetzt nicht hier.“

Ihr Bruder hatte Recht. Hätten sie und ihre Freunde nicht darauf bestanden, dass die zwei ihren Streit endlich beilegten, wären sie jetzt nicht verlobt. Für Chelsea war es die einzig logische Entwicklung. Zwei Verliebte, die zueinander gehören, haben sich gesucht und gefunden, ganz gleich welcher Stein sich in ihnen in den Weg gelegt hatte. Die Hürde haben sie erfolgreich mit positiven Ausgang gemeistert. Jetzt war es an Chelsea dasselbe zu tun und auf einen ähnlichen positiven Ausgang zu hoffen.

 

„Ihr habt beide Recht.“, schniefte Chelsea ein letztes Mal und löste sich wieder aus Nathalies Umarmung. „An deine fürsorgliche Art muss ich mich aber erst noch gewöhnen.“

„Nun, auch ich habe Fehler gemacht und hoffe aus ihnen zu lernen.“, gestand die Angesprochene ein und griff Marks ausgestreckte Hand. „Sollen wir eventuell mit Vaughn zuerst reden?“, bot ihr Bruder an und man hörte seiner Stimme an, dass er bereit war dem jungen Mann eine ordentliche Abreibung zu verpassen, da er es gewagt hatte seine Schwester ins Unglück zu stürzen.

„Nein, Bruder. Lieb gemeint, aber das muss ich alleine klären. Ich war auch nicht fair zu ihm gewesen. Aber zuerst gehe ich duschen. So möchte ich ihm nicht unter die Augen treten. Ach, und Nathalie? Das Kochen werde ich dir beibringen, damit ich in Zukunft die Aufgabe meinen Bruder zu versorgen an meine Schwägerin abgeben kann.“

 

Mit ungeahnter Energie und Entschlossenheit verschwand Chelsea aus der Küche und ließ ein glücklich lachendes junges Paar zurück.



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