Zum Inhalt der Seite

Kissing Memories

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Station 1 - Am Anfang steht das Ende -

Kissing memories
 

Station 1

-Am Anfang stand das Ende-
 

„Sa-chan!“

Naruto Uzumaki nannte mich immer so. Er war auch der Einzige, der dies dürfte.

Schließlich kannte ich ihn schon ewig.

Wenn ich an diese Zeit zurückdenke… an die Zeit, wo er mich ‚Sa-chan‘ nannte, dann rast mein Herz geradezu. Scheint zu stolpern und setzt irgendwann aus.

Naruto war der beste Freund meines Bruders Itachi und fünf Jahre älter als ich.

Ich weiß gar nicht mehr so genau, wann das war, aber es muss in der Zeit gewesen sein, als Itachi im zweiten Jahr der Elemantary School gewesen war als er Naruto zum ersten Mal zu uns mit nach Hause brachte.

Unzählige Bilder in den alten Fotoalben meiner Eltern zeigen einen quirligen blonden Jungen neben dem meist mürrisch dreinblickenden Itachi… und viele Male sitzt ein kleiner Junge mit großen schwarzen Augen und roten Wangen auf dem Schoß des Blonden. Unendlich viele Male und dennoch viel zu selten.

Naruto gehörte irgendwie ab diesem Augenblick mit zu unserer Familie.

Er war der einzige Freund, der es über all die Jahre mit meinem doch recht unterkühlten Bruder aushielt. Der es sogar schaffte, hier und da mal ein Lächeln auf die schmalen Lippen meines Bruders zu zaubern.

Naruto war herzensgut, hilfsbereit, freundlich, zuvorkommend und manchmal auch in seiner wirklich tollpatschigen Art ein kleiner Idiot.

Er war so gegensätzlich zu meiner Familie. Zu Itachi. Zu mir.

Und dennoch… oder trotz alledem passte er irgendwie perfekt.

All die Jahre ging er in unserem Haus ein und aus. Bekam alles von unserem Familienleben mit und integrierte sich. Nie war mir aufgefallen, dass wir eigentlich nichts von seiner Familie wussten…

Nun ja… ich wusste nichts. Meine Eltern sicherlich schon. Schließlich war besonders mein Vater sehr darauf bedacht, dass wir stets gute und auch lohnenswerte Kontakte pflegten und nahm jeden unserer Freunde genauestens unter die Lupe.

Dadurch, dass Naruto über all die Jahre stets bei uns war, war also davon auszugehen, dass er den Nachforschungen meines Vaters standgehalten hatte.

Unser Vater war Polizeichef in Konoha, einer kleinen Stadt rund 100 Kilometer nördlich von Tokyo in Japan und leider fielen er und meine Mutter einem Attentat einer Verbrecherorganisation zum Opfer, als ich gerade einmal 12 Jahre alt war.

Für einen Jungen in diesem Alter, der von jetzt auf gleich beide Elternteile verloren hatte, war dies natürlich ein herber Verlust. Mein Bruder war gerade erst 17 geworden und somit noch lange nicht volljährig.

Deutlich hatte ich ihm angesehen, dass es ihm widerstrebte, dass man uns zu einem Großonkel abschob kaum das wir das Krematorium, in dem meine Eltern gemeinsam verbrannt worden waren, verlassen hatten.

In diesem einen Jahr bis zum 18. Geburtstag meines Bruders, hatte es dieser Onkel geschafft, dass halbe Vermögen meiner Eltern zu verjubeln.

Wütend darüber und mit der Unterstützung Narutos hatte Itachi schließlich das Haus verlassen. Er hatte sich eine kleine Drei-Zimmer-Wohnung in der Nähe des Uni-Campus genommen und mich kurz darauf zu sich geholt.

Fortan bekam ich meinen Bruder nur noch selten zu Gesicht. Er lernte viel und wenn er nicht gerade in seine Studien vertieft war ging er arbeiten.

Er wollte nichts vom Erbe unserer Eltern verwenden. Stets sagte er, dass sicherlich auch einmal schlechtere Zeiten kommen würden und wir dann dieses Geld noch brauchen würden.

In dieser Zeit war Naruto sehr viel für mich da. Auch er studierte an der Konoha Universität, allerdings belegte er Architektur, während sich mein Bruder für Jura eingeschrieben hatte.

Es waren gerade Neujahrsferien. Draußen war es eisig und ich hatte mein Gesicht tief in den roten Schal vergraben, als ich den Schlüssel im Schloss unserer kleinen Wohnung herumdrehte. Doch ich kam gar nicht dazu, diesen Vorgang zu beenden, da wurde die Tür auch schon von innen aufgerissen.

„Sa-chan!“

Ich blickte nach oben und sah in ein strahlendes Gesicht, umrandet von wirren blonden Haaren. Blaue Augen, die mich an die Bucht unseres ehemaligen Ferienhauses auf Okinawa erinnerten, funkelten mir entgegen und alleine diesem Umstand war es zu verdanken, dass sich auch auf meinen Lippen ein kleines Lächeln abzeichnete. Das erste an diesem Tag.

„Willkommen zu Hause!“, flötete mir der Blonde entgegen und trat zur Seite, so dass ich eintreten konnte.

Beim genaueren Hinsehen musste ich sogar noch mehr schmunzeln. Naruto hatte wirklich diese grausliche Rüschenschürze an, die mein Bruder vor einiger Zeit von einer Kommilitonin geschenkt bekommen hatte. Warum diese dachte, dass mein Bruder eine rosafarbene Schürze brauchte blieb wir weiterhin rätselhaft, aber an Naruto, mit seinem breiten Kreuz, der muskulösen Statur und der gebräunten Haut, sah sie doch ziemlich lächerlich aus!

Ziemlich offensichtlich ließ ich meinen Blick an ihm auf und abschweifen und legte dann frech grinsend den Kopf schräg: „Hallo, Mama Naruto! Ist das Essen fertig?“

Er schnaubte belustigt auf und wuschelte mir einmal durch mein Haar. Meine perfekt sitzende Frisur war hinüber, aber das störte mich nicht.

Nein, so stimmt diese Aussage nicht. Gewiss hätte es mich bei jedem anderen extrem gestört, nur bei ihm nicht.

„Sei nicht so aufmüpfig, Sa-chan!“, er schloss die Türe während ich mir im Eingangsbereich die schweren Stiefel auszog und anschließend meinen Mantel an die Garderobe hängte, „Aber ja, ich habe eurer Durchlaucht bereits das Essen im Speisesaal kredenzt!“

„Tzz!“, dieser Idiot. Dass er auch immer so übertreiben musste.

Als wenn es in diesem Loch Platz für einen Speisesaal gäbe! Aber das mit ‚ihrer Durchlaucht‘ konnte ruhig so stehen bleiben!

Narutos hausfraulichen Fähigkeiten waren nicht gerade meisterhaft, doch sie taugten zum Überleben. Von daher war es für mich auch nicht verwunderlich, dass sich mein Mittagessen auf Onigiri und einen Tomatensalat beschränkte.

Im Gegenteil. Naruto wusste, was ich gerne aß und er schaffte es somit, dass in mir das Gefühl von ‚zu Hause sein‘ aufkam… ein Zustand, den ich nach dem überraschenden Tod meiner Eltern als nicht mehr möglich befunden hatte.

Ich setzte mich an den kleinen Esstisch im Wohnzimmer und er verschwand noch einmal kurz in der Küche.

Kurz darauf spürte ich seine Präsenz auch schon wieder hinter mir und er beugte sich von rechts über mich hinüber um mir ein Glas Wasser neben meinen Teller zu stellen.

Dieser leichte Hauch von würzigem After Shave und einer Prise Zigarettenrauch haftete an ihm und schien mich förmlich einzunebeln.

Ein Umstand, der mich sicherlich nicht störte. Im Gegenteil. Ich liebte diesen Geruch!

Niemand auf dieser Welt schaffte es in meinen Augen so gut zu riechen wie Naruto Uzumaki!

Nach einem tiefen Atemzug durch die Nase schloss ich meine Lider, nur um mich noch mehr an diesem Duft zu berauschen und wurde erst wieder durch Narutos belustigtes Glucksen in die Wirklichkeit zurückgeholt.

Er hatte gegenüber von mir Platz genommen und stützte sein Gesicht, welches mich so intensiv betrachtete, auf den Handballen ab: „Schmeckt dir mein Essen so gut oder warum driftest du gedanklich so ab, Sa-chan?“

Ich spürte eine leichte Röte auf meinen Wangen aufkommen.

Eine für mich recht eindeutige Röte. Und sicherlich in den Augen der restlichen Menschheit auch… nur nicht für Naruto.

Ich denke, ich hätte es mir zu dem Zeitpunkt auf die Stirn schreiben können und Naruto hätte es dennoch nicht verstanden…

Denn es war doch so offensichtlich!

Jedes Mal wenn er mich ansah raste mein Herz.

Jedes Mal wenn er lachte setzte es sogar aus und jedes Mal, wenn er mich berührte – und wenn es nur ein versehentliches Streifen war – kämpfte ich damit, nicht augenblicklich zu hyperventilieren und umzufallen.

Denn auch, wenn ich zu diesem Zeitpunkt oft nächtelang grübelnd wach lag, so wusste ich, was mit mir nicht stimmte: Ich liebte Naruto Uzumaki.

Klar, er war ganz eindeutig ein Mann, so wie ich auch… aber er war auch so viel mehr.

Er war groß, gut gebaut und allein diese Augen!

Mir war aber auch klar, dass ich keine Gefühle für ihn haben sollte.

Eben weil er ein Mann war. Und auch weil er der beste Freund meines Bruders war.

Lange Zeit schob ich meine aufkeimenden Gefühle auf die verrücktspielenden Hormone, mit denen man sich in der Pubertät herumplagen musste… doch wie lange spielten so Hormone eigentlich verrückt und warum kam keine Besserung in Sicht? Schließlich erlag ich zu diesem Zeitpunkt meiner heimlichen Schwärmerei für den gutaussehenden Blonden schon seit über vier Jahren!

„Na ja… anscheinend schmeckt es so gut, dass es dir die Sprache verschlagen hat!“, lachte er nun laut auf und erhob sich überraschenderweise wieder von seinem Platz, „Ich muss dann jetzt auch wieder los, Sa-chan!“

Er hatte sich vielleicht nur einen guten Meter von mir wegbewegt, da hielt er inne und schien mich eingehend zu betrachten: „Nun schau doch nicht so traurig! Ich komme doch bald wieder!“, und er zwinkerte mir mit einem wunderschönen Lächeln auf den Lippen zu.

Hatte ich in diesem Moment wirklich traurig ausgesehen? Leichte Panik war in mir hochgekrochen. Es hätte mir klar sein müssen, dass mein stetig kühler Gesichtsausdruck mit den Jahren dieser Belastung nicht mehr standhalten konnte. Er bröckelte. Und das war schlecht! Wirklich, wirklich schlecht!

Naruto dürfte meine Gefühle für ihn nicht wissen! Er würde mich doch meiden. So was war doch abartig!

„Wie laufen eigentlich die Prüfungen?“, erneut holte er mich aus meinen grübelnden Gedanken zurück in die Realität und ich sah von meinem Onigiri in der Hand auf.

Der Blonde hüpfte bereits auf einem Bein durch unsere Diele und versuchte sich die Schuhe anzuziehen.

„Ganz gut!“, antwortete ich ihm knapp und biss in das doch recht gut gelungene Reisbällchen.

„Also… wenn du Hilfe brauchst, dann sagst du mir Bescheid, ja?“, er hielt bei seinem zweiten Schuh inne und schenkte mir einen Blick, der irgendwo zwischen Besorgnis und Zuversicht einzuordnen war, „Wir wollen doch, dass du die Eingangsprüfung zur Uni bestehst, echt jetzt!“

Ich schnaubte leise und sicherlich nicht hörbar für ihn auf. Als wären die ein Problem für mich…

„Wenn Itachi sich mal blicken lässt, dann sag ihm bitte noch, dass ich ihm die benötigten Bücher auf seinen Schreibtisch gelegt habe, ja?“

„Geht klar!“

„Sehr schön… dann bis bald, Sa-chan!“, und schon hörte ich wie die Tür ins Schloss fiel und mir im gleichen Augenblick zwei Zentner Steine von den Schultern.

Ich war erleichtert gewesen. Erleichtert darüber, dass er mir gelungen war, dass Naruto nichts gemerkt hatte.

Das er mir nicht angesehen hatte, dass etwas mit mir nicht stimmte.

Aber wie lange würde das noch so gut gehen?

Wie lange würde ich ihm und im Endeffekt auch mir etwas vormachen können?

Ich musste etwas ändern… und das möglichst bald!
 

„Also, Sa-chan! Du hast gemailt du hättest Probleme?“

Es war genau zwei Tage her, dass mir Naruto das Angebot gemacht hatte, mir beim Lernen für die Uni-Eingangsprüfungen zu helfen und obwohl der Blonde hätte eigentlich wissen müssen, dass ich ganz bestimmt keine Hilfe benötigte, hatte er mir nur wenige Augenblicke nach meiner möglichst verzweifelt klingenden eMail geantwortet, dass er sich augenblicklich auf dem Weg zu mir machte.

Und das hatte er wirklich getan! Denn nun stand er vor mir. Mitten in meinem Zimmer und blickte auf mich hinunter.

Irgendwie kam er mir nun doch um einiges größer vor und das lag sicherlich nicht an der Tatsache, dass er stand und ich auf einem mir plötzlich sehr wackelig erscheinenden Drehstuhl an meinem Schreibtisch saß.

Es lag eher an meinen Gedanken, die sich nun ausschließlich um mein Vorhaben drehten.

Denn heute war der Tag der Entscheidung!

Zumindest hatte ich mir das so zurecht gelegt!

Denn in den letzten 48 Stunden hatte ich die Erkenntnis erlangt, dass es so wirklich nicht weitergehen konnte.

Diese Gefühle in mir, die ich für den Blonden hegte, wurden übermächtig.

So übermächtig, dass es in meiner Brust höllisch schmerzte.

Und wenn man Schmerzen hat, dann sollte man etwas dagegen unternehmen… so hatte es zumindest immer mein selten anwesender Bruder gesagt.

Das dieser nun nicht da war, störte mich gerade ausnahmsweise wirklich nicht, denn er würde vermutlich… nein, ganz sicherlich… bei meinem geplanten Vorhaben nur stören!

Ich atmete tief durch…

„Sasuke? Alles in Ordnung? Du bist wirklich blass, echt jetzt!“

Seit wann nannte er mich Sasuke?

Das… das war vielleicht nur ein oder zweimal bisher vorgekommen und das letzte Mal war es… ich glaube bei der Feuerbestattung meiner Eltern gewesen… als er mich tröstend in den Arm genommen hatte… als ich zum ersten Mal merkte, dass mein Herz bei Berührungen von ihm schneller schlug…

Oh Mann! Im Nachhinein hört sich das wirklich makaber an! Ich hatte festgestellt, dass ich schwul war auf der Beerdigung meiner Eltern!

Am liebsten hätte ich meinen Kopf nun gegen die Tür geschlagen… aber dafür hätte ich nun an Naruto vorbei gemusst und das ging nicht… denn meine Beine waren irgendwie ganz weich und…

Nun ja… diese Erkenntnis verstärkte sich in dem Augenblick, als ich mich erhoben hatte.

Sicherlich ein Fehler.

Man sollte nicht aufstehen, wenn man sich nicht sicher war, ob man überhaupt noch über Beine verfügte oder nicht!

Aber um ehrlich zu sein war es mir selbst nicht einmal wirklich aufgefallen, dass ich umgangssprachlich weiche Knie hatte… erst, als ich nach vorne kippte…

Und gegen eine Brust prallte, die meinen Fall abfing und ich zwei Arme spürte, die sich schützend um mich schlangen.

„Sa… Sasuke?“, Naruto klang nun wirklich besorgt, „Hast du etwa in den letzten Tagen durchgelernt und nicht geschlafen? Das ihr Uchihas aber auch immer so übertreiben müsst! Itachi ist da genauso! Echt jetzt! Ihr macht euch noch kaputt! Was bringt es euch wenn ihr…“

Er redete immer weiter und weiter. Den genauen Wortlaut verstand ich nicht. Nur der Klang seiner warmen und weichen Stimme, so gegensätzlich zu diesem doch recht maskulinen Körper, drang durch meine Ohren bis in mein Innerstes vor und jagte mir kalte und heiße Schauer über den Rücken.

So intensiv, dass ich erschauderte.

„Oi! Du zitterst! Wirst du krank? Shit! Das…“

„Naruto?“

Er stoppte abrupt. Anscheinend hatte er nun wirklich nicht mehr damit gerechnet, dass ich heute noch einmal das Sprechen anfangen würde.

Seine Arme lagen immer noch locker um meine Taille und schienen mich weiterhin abstützen zu wollen, auch wenn ich mir sicher war, dass ich nun nicht mehr umfallen würde.

Zu sehr krallte ich mich in sein weißes Hemd hinein und sicherlich spürte er auch schon meine Fingernägel durch den reichlich dünnen Stoff hindurch.

Mein Kopf blieb gesenkt. Wagte es nicht, sich zu erheben und ihn direkt anzusehen. Ich wollte das hier eigentlich möglichst männlich über die Bühne bringen… aber irgendwie schien da mein Körper nicht wirklich mitmachen zu wollen!

Aber das dürfte mich nun nicht daran hindern… ich musste das jetzt hier durchziehen!

Das Risiko war groß! Er wäre bestimmt geschockt! Würde sich entsetzt von mir abwenden und mir bestimmt lange Zeit aus dem Weg gehen.

Aber er war Itachis bester Freund und irgendwann würden wir uns daher wieder über die Füße laufen… und in der Zwischenzeit würde mir der Abstand helfen, wieder klarer zu denken… und ihn zu vergessen!

Natürlich war diese ‚Hau-drauf-Methode‘ nicht gerade die beste Möglichkeit über meine Gefühle Herr zu werden… aber sicherlich die Effektivste!

Denn ein gebrochenes Herz konnte bestimmt heilen… während dieses schweigsame Dauerschmachten mich nur mürbe und krank machte!

Demnach: Ich musste es ihm nun sagen!

Jetzt! In diesem Augenblick und ohne zu zögern!

Es gab kein Zurück mehr!

„Naruto…“, ich krallte mich noch fester in sein Hemd und das Zittern schien sich noch zu verstärken, „Ich… ich… glaube….ich glaube ich bin in dich verliebt!“

Ich war mit jedem Wort leiser geworden und dennoch wusste ich, dass er jedes Wort verstanden hatte. Denn ich spürte es. Sein Körper hatte sich kurz ein wenig zu sehr angespannt, doch diese Anspannung lockerte sich merklich und das erstaunte mich doch ein wenig.

Zudem sprang er nicht – wie von mir vorab vermutet – entsetzt von mir weg.

Dass er mich auch nicht entsetzt von sich stoßen oder gar schlagen würde wusste ich auch bereits vorher…. Dafür war der Blonde nicht der Typ gewesen… aber so… so still…

Das war irgendwie…. gerade für Naruto… doch recht seltsam!

Ich spürte seinen Herzschlag.

Erst jetzt fiel mir dieser Umstand auf. Schließlich hatte ich mich in sein Hemd gekrallt! Und das auf Brusthöhe. Und nun spürte ich es deutlich… und war irgendwie noch mehr verwirrt als zuvor!

Denn anders als es sein Verhalten vermuten ließ schien es förmlich zu rasen und ihm jeden Augenblick aus der Brust zu springen.

Fast schon fasziniert starrte ich auf meine Hand und spürte das intensive Pochen gegen den Brustkorb auf der anderen Seite dieses Stofffetzens!

Ich war davon so gefesselt, dass ich nicht spürte, wie sich eine Hand, die soeben noch auf meiner Taille geruht hatte, von mir löste und sich langsam hob.

Das sich Finger behutsam und zärtlich unter mein Kinn legten und meinen Kopf leicht anhoben.

Das sich plötzlich die andere Hand auf meine Wange legte und darüber streichelte und sich mir zwei Lippen näherten, die sich schließlich sanft auf meine legten.

Und erst in diesem Augenblick wurde mir klar, dass mich Naruto küsste.

Er küsste mich mit einer solchen Leidenschaft, dass ich zwischenzeitlich das Atmen vergaß.

Er berührte mich so sehnsüchtig, dass sich mein Kopf ausschaltete.

Seine heißen Umarmungen, seine gehauchten Worte…

Naruto war mein erster Kuss.

Mein erster Kuss, der nicht besser hätte sein können.

Naruto war mein erstes Mal.

Ein erstes Mal, welches berauschender nicht hätte sein können.

Es folgten viele weitere Male.

Gerade in der stressigen Prüfungszeit fand ich nicht nur die Liebe in seinen Armen, sondern auch den Halt den ich schon so lange gesucht hatte.

Naruto las mir jeden Wunsch von den Augen ab.

Er gab mir alles. Er verwöhnte mich.

Ich dachte, dieser Traum würde niemals enden…
 

„Sa-chan! Lass uns das hier beenden!“

Diese Worte schlugen ein wie Wasserballon auf eine Betonwand.

Vor wenigen Augenblicken hatte er mich noch in die höchsten Höhen der Lust katapultiert und nun stand er, so wie Gott ihn geschaffen hatte, an meinem offenen Zimmerfenster gelehnt mit einer Zigarette im Mundwinkel und blickte zu mir herunter.

Meine Augen hatten sich erschrocken geweitet und ich fuhr in den Laken, in denen wir uns eben noch leidenschaftlich ineinander verschlungen gewälzt hatten, herum: „Was?“

„Ich hätte mich nicht an einem Kind vergreifen sollen!“, fügte er hinzu und nahm einen tiefen Zug vom Glimmstängel.

Irgendwie verstand ich in diesem Augenblick gar nichts mehr. Ich hatte das Gefühl, dass um mich herum alles begonnen hatte zu bröckeln.

Meine Zimmerwände, mein Fenster, meine Einrichtung… alles löste sich nach und nach in Schwärze auf und hinterließ nur noch uns beide…

„Es wird Zeit, dass jeder von uns sein Leben lebt, Sasuke!“

„Nein!“, hauchte ich, doch er drückte nur die Zigarette mit abgewandtem Gesicht im Ascher auf dem Fensterbrett aus.

„Nein, Naruto, nein! Warum?“

Keine Antwort. Die Schwärze um uns herum nahm zu. Schien uns zu verschlingen.

„Naruto? Warum? Warum?“

BIEP BIEP

„Warum?!“

BIEP BIEP BIEP BIEP

Und dann war alles schwarz.

Gänzlich schwarz. Unendlich schwarz.

Leer.

Kalt.

Einsam.

BIEP BIEP BIEP BIEP

„SASUKE! Jetzt mach deinen verdammten Wecker aus!“

Die Stimme meines Bruders – laut, barsch und leicht genervt klingend – katapultierte mich aus meinem düsteren Gefängnis in gleißendes Licht.

Mit einem lauten Aufstöhnen schlug ich mir beide Arme über die Augen, da ich wohl vergessen hatte am Vorabend meine Vorhänge zu zu ziehen und nun die sommerliche Morgensonne genau auf mein Bett schien.

BIEP BIEP BIEP

„SASUKEEEE!“

„Hmpf! Ja ja… ist ja gut!“, meine Hand fuhr zur Seite und schlug zielgenau auf den kleinen elektronischen Unruhestifter.

Langsam hatten sich meine Augen an das helle Licht im Zimmer gewöhnt und so rutschte auch der zweite Arm von meinem Gesicht und landete auf dem Kissen neben mir.

„Scheiße!“, entfuhr es mir und diesmal klatschte ich mir erneut eine Hand ins Gesicht, nur um mir fest in den Nasenrücken zu zwicken, „So eine verdammte Scheiße!“

Wie konnte das sein?! Wieso träumte ich immer wieder diesen Mist?

Wieso hatte ich das alles nicht schon längst vergessen?

Verdammt noch mal! Es war 6 Jahre her!

6 Jahre! Vor 6 Jahren war Naruto nach diesem Kommentar einfach aus meinem Leben verschwunden und war seitdem nicht wieder aufgetaucht!

Ich müsste doch demnach schon längst darüber hinweg sein!

Wieso war ich es nicht?!

Und warum träumte ich diesen Mist in der Nacht vor meinem ersten Tag im neuen Job?!

War das vielleicht ein Omen? Ein Vorzeichen?

Ach scheiße! Wieso komm ich nicht einfach über Naruto hinweg?

Station 2 - Ein Licht am Ende des Tunnels -

Kissing memories
 

Station 2

-Ein Licht am Ende des Tunnels-
 

Heute war mein erster Arbeitstag.

Nervös war ich eigentlich nicht, aber durch diesen seltsamen Traum in der vergangenen Nacht fühlte ich mich doch nicht so ganz hundertprozentig fit.

Zig Mal warf ich einen prüfenden Blick in den Spiegel. Kontrollierte, ob auch jede Falte an meinem dunkelgrauen Anzug saß, die Krawatte gerade fiel und die halbe Flasche Haarspray, die ich vorsorglich aufgesprüht hatte auch hielt was ihr Aufdruck versprach.

Um ehrlich zu sein hätte meine Frisur ohne weiteres einem Orkan standgehalten und innerlich fragte ich mich auch bereits, wie lange ich wohl am Abend unter der Dusche brauchen würde um diese Betonschicht wieder heraus zu waschen, aber dennoch…ich fühlte mich einfach…

Ich seufzte so laut auf, dass Itachi hinter mir verwundert eine Braue bis knapp unter seinen Haaransatz hochzog, aber zeitgleich auch ein belustigtes Schnauben verlauten ließ: „Bist du nervös, Ototo?“

Ich funkelte ihn schief über mein Spiegelbild an und irgendwie erheiterte ihn das nur noch mehr.

„Oi, kleiner Bruder…“, seine Hand fuhr hoch und wollte mir wohl – wie sonst typisch für ihn – durch meine Haare fahren, doch blieben seine Finger nach nur wenigen Zentimetern hängen, „…Was?“

„Na toll, Aniki! Jetzt müssen wir noch ins Krankenhaus und deine Hand herausschneiden lassen!“, ich grinste schief, denn allein sein erstaunter Gesichtsausdruck über den steinharten Zustand meiner Haare ließ mich doch tatsächlich den bisherigen Verlauf des Morgens vergessen.

Leicht angewidert zog er seine Hand zurück: „Hast du… nicht etwas übertrieben? Du arbeitest in einer Werbeagentur und nicht auf einer Bohrinsel auf stürmischer See!“

Nach einem schnellen erneuten Blick in den Spiegel um zu kontrollieren, ob er mir nicht doch etwas durcheinander gebracht hatte, bückte ich mich nach meiner schwarzen Aktentasche und hob diese auf: „Glaub mir… auch in der Werbebranche weht dir oft ein eisiger Wind entgegen!“

Er lachte und entfernte sich ein paar Schritte von mir um mich mit prüfenden Blicken zu begutachten.

Allein an seinem Gesichtsausdruck konnte ich ablesen, dass ich wohl sein Gütesiegel erhalten würde und er mich ohne Probleme auf die Menschheit loslassen konnte.

„Geht das so?“, versuchte ich dennoch seine Abschlußmeinung zu erfahren und er nickte knapp.

„Ja. Mein alter Anzug passt dir wie für dich gemacht und wer hätte gedacht, dass dir meine Glückstasche auch so gut steht!“, ein Mundwinkel zuckte leicht nach oben.

Glückstasche? Es war doch nur seine alte, aber dennoch im hervorragenden Zustand aussortierte Uni-Tasche gewesen!

Seit wann war er denn so abergläubig?

Nun ja… er hatte vor fünf Jahren als Bester landesweit sein Jurastudium abgeschlossen und war nun in einer hervorragenden und sehr bekannten Anwaltskanzlei tätig.

Finanziell fehlte es uns daher eigentlich an nichts mehr.

Dennoch hatten wir bisher beide nicht das Bedürfnis gehabt unsere kleine Drei-Zimmer-Wohnung zu verlassen.

Zuerst hatte Itachi gemeint, dass wir hier so lange wohnen bleiben würden bis ich mein Studium abgeschlossen hätte. Schließlich wohnten wir nicht einmal fünf Minuten vom Campus entfernt!

Doch nun war mein Studium beendet und wir lebten immer noch hier.

Mich störte diese Tatsache nicht und auch mein Bruder war sich der hervorragenden zentralen Lage bewusst und wollte unsere brüderliche WG auch nicht auflösen.

Vor knapp zwei Monaten hatte ich meinen Bachelor in Marketing- und Medienwissenschaften erreicht. Noch während des Studiums war ich von einigen Firmen angesprochen worden, was natürlich daran gelegen haben könnte, dass ich bereits im dritten Semester bei einer landesweiten Ausschreibung einer großen Software-Firma den ersten Platz belegt hatte… dieser war eigentlich für die Werbeagenturen gewesen und daher war es, zu meinem Leidwesen, doch sehr durch die Presse gegangen, dass ein kleiner Student den Auftrag erhalten hatte.

Diesen hatte ich jedoch abgeben müssen. Schließlich fehlte mir als Privatperson das benötigte Equipment um irgendwas Größeres auf die Beine zu stellen.

Den Auftrag hatte ich daher mit der Genehmigung, dass man meine Pläne verwenden dürfte, an ein recht übersichtliches Unternehmen weitergegeben, welches mir wiederum versprach, mir nach meinem Studium einen krisensicheren Arbeitsplatz zu reservieren.

Vorstellungsgespräche kannte ich daher nur vom Hörensagen. Es war damals wirklich ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass man nach dem Studium nicht erst einmal auf der Straße stand!

„Nun ja! Dann wünsche ich dir viel Erfolg heute!“, Itachi schnippte mir an die Stirn – erneut etwas, was er bei mir mit Vorliebe tat und was mich ungemein nervte – und lächelte, „Ach ja… und tut mir leid, aber heut Abend bin ich nicht da!“

„Nicht?“, dies verwunderte mich wirklich. Normalerweise war Itachi immer direkt zu Hause wenn die Kanzlei schloss.

Mein Bruder war noch nie der gesellige Typ gewesen – vermutlich eine Eigenschaft meiner Familie, da es mich auch betraf – und konnte den Arbeitstagabschließenden Kneipenbesuchen mit Arbeitskollegen nichts abgewinnen.

„Hm, ja! Heute Abend treffe ich mich mit Naruto auf ein Bier!“

NARUTO?!

Wieso das denn?

Na ja… nur weil Naruto jeglichen Kontakt damals mit mir abgebrochen hatte musste das ja nicht heißen, dass er auch Itachi die Freundschaft aufgekündigt hatte.

Zumal war ich mir ziemlich sicher, dass Itachi damals nicht einmal im Geringsten erahnte, was da genau zwischen mir und dem Blonden ablief.

Naruto war einfach nicht mehr bei uns aufgekreuzt.

Meinem Bruder hatte er dazu wohl erklärt, dass er einfach mit seinem Studium so viel um die Ohren hätte und ich doch nun in einem Alter sei, wo man nicht mehr ‚babysitten‘ müsste.

Irgendwie hatte mich diese Information zusätzlich neben meinem Trennungsschmerz verletzt gehabt.

Er trennte sich von mir, weil ich angeblich noch ein Kind war und dann hielt er Abstand zu mir, weil ich angeblich kein Kind mehr sei.

Für mich wurden daher die wahren Trennungsgründe immer rätselhafter.

Vermutlich war dies auch der Grund, warum ich einfach nicht darüber hinweg kam… warum ich von diesem schmerzhaften Tag immer und immer wieder träumen musste!

„Hm, ja“, Itachi wandte sich ab und trat langsam aus unserer kleinen Diele zurück ins Wohnzimmer, „Er ist wieder in der Stadt und hat sich gemeldet!“

Naruto war also wieder in Konoha? Er war hier?

Ich wusste, dass er nach dem Studium nach Tokyo gegangen war. Angeblich wegen eines Jobs, doch auf dem Campus hatte ich hier und da auch andere Gerüchte von seinen ehemaligen Kommilitonen aufgeschnappt.

Dort hieß es, es sei etwas wegen seiner Familie, warum er Konoha verlassen hätte.

Und da wurde es mir zum ersten Male so wirklich bewusst, dass ich eigentlich gar nichts über Naruto Uzumaki wusste.

In all den Jahren, die er stets in meiner Nähe war, hatte ich auch nicht einmal hinterfragt, wer denn die Person war, die so selbstverständlich zu meinem und Itachis Leben gehörte wie das tägliche Zähneputzen.

Und ich schämte mich. Wirklich.

Ich hatte Wochenlang mit einem Mann geschlafen, mit ihm Intimitäten ausgetauscht, mich ihm hingegeben… ohne überhaupt wirklich etwas über ihn zu wissen!

Ich denke, jeden normalen Menschen hätte dies im Nachhinein ziemlich erschrocken… doch anscheinend war ich nicht normal.

Denn nun vermisste ich ihn nicht nur und sehnte mich nach seinen Berührungen, nein, nun machte ich mir auch noch Vorwürfe, dass ich mich vermutlich nie wirklich für ihn interessiert hatte.

Dabei war er immer für mich und meinen Bruder da gewesen!

Vielleicht hatte er sich ja von mir getrennt, weil er so nicht weitermachen konnte?! Vielleicht war er ja gar nicht schwul und hatte das Ganze nur mitgespielt, weil er sich irgendwie dazu verpflichtet gefühlt hatte?!

Gedanken, die mich damals wirklich sehr beschäftigt hatten und nur die Herausforderung des Wettbewerbs hatte dafür gesorgt gehabt, dass ich ausreichende Ablenkung fand…

Irgendwie schon seltsam… im Endeffekt hatte ich somit der Trennung von Naruto, den damit verbundenen Trennungsschmerz und den wirren Gedanken und meiner verzweifelten Suche nach Ablenkung zu verdanken, dass ich mich so in dieses Projekt hineingesteigert hatte und es für mich entscheiden konnte.

Ha! So gesehen verdankte ich Naruto diesen Job!
 

Noch in meinen Gedanken versunken hatte ich mich von Itachi verabschiedet und mich auf den doch recht kurzen Fußmarsch zur Agentur gemacht.

Denn seit damals zu meinen Studienzeiten hatte sich auch nun bei meinem neuen Arbeitgeber einiges getan und dieser hatte vor Kurzem neue und wesentlich größere Räumlichkeiten bezogen in einem sehr futuristisch angelegten Neubaugebiet, welches dennoch noch recht zentral zum Zentrum Konohas lag.

Nach und nach wandelte sich das Umfeld meines Weges. Die beschaulichen Ein- und Mehrfamilienhäuser wurden weniger und mehr und mehr reihten sich links und rechts der Straße wahre Großbaustellen aneinander.

Das Gebäude der ‚Agentur Taka‘ war eines der wenigen, welches auf diesem weitläufigen Gelände schon fertiggestellt war und schon von weitem fiel es mir schon durch seine auffällige Bauweise direkt ins Auge.

Irgendwie erinnerte mich dieser rundum verspiegelte Bau an eine Mischung von Empire State Building und dem Louvre in Paris – also im Trend der 1920’iger Jahre, aber irgendwie fühlte man sich auch um rund 100 Jahre in die Zukunft katapultiert. Irgendwie seltsam, aber auch irgendwie beeindruckend.

Ich erkannte direkt an den beiden nächstliegenden Baustellen, dass diese ähnliche Äußerlichkeiten hatten und vermutlich war für dieses ganze Gebiet hier ein und dieselbe Baufirma zuständig.

Ich holte noch einmal tief Luft und straffte meine Schultern, ehe ich durch die gläserne Drehtür nach Innen in ein äußerst helles Foyer trat.

Hinter einem silbernen, geschwungenen Tresen der mich leicht an starken Seegang erinnerte – und ich somit mit meiner zugekleisterten Frisur doch nicht so ganz falsch liegen konnte – saß eine äußerst gelangweilt aussehende Blondine und feilte sich hingebungsvoll die Nägel.

Irgendwie empfand ich diese Handlung am Arbeitsplatz leicht… nun ja… eklig. Mir war durchaus bewusst, dass ein solches Verhalten nicht auf alle Frauen zu traf, aber das war wieder so ein Moment, an dem ich wusste, dass mir Männer eindeutig besser gefielen.

Sie blickte trotz meines Räusperns nicht auf und schien wirklich schwer konzentriert bei der Sache zu sein und irgendwie fühlte ich mich nun doch etwas… überfordert. Ich hatte gerade keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte und …

„Sie sind Uchiha-san, richtig?“, ertönte eine leicht aufgekratzte Stimme hinter mir und ich fuhr herum.

Kurz nach mir musste wohl der nun zu mir tretende Herr in das Gebäude gekommen sein… obwohl Herr war eigentlich schon zu viel gesagt.

Der Typ vor mir war vielleicht drei Jahre älter als ich und so wie er grinste hatte er auch nicht vor, lange beim ‚Sie‘ zu bleiben.

Ich nickte und nahm seine mir entgegengebrachte Hand zur Begrüßung entgegen.

„Cool! Nett, den hier mittlerweile legendären Sasuke Uchiha kennenzulernen!“, ich sagte ja bereits… dass ‚Sie‘ würde nicht lange halten, „Ich bin dein dir zugeteilter Partner für die nächsten Projekte und soll dir helfen, dich hier zurecht zu finden! Mein Name ist Suigetsu Hoozuki!“

Er schüttelte so heftig meine Hand, dass ich das Gefühl hatte, dass er mir das Schultergelenk auskugelte.

Dies sollte also hier mein Senior sein. Derjenige, der mich einwies und mir den Berufsalltag näher bringen sollte.

Irgendwie passte dieser Gedankengang nicht zu dem Erscheinungsbild von diesem Suigetsu Hoozuki!

Dieser war in etwa genauso groß wie ich. Ich war zwar nicht mehr so klein und schmächtig, wie ich es vor sechs Jahren noch gewesen war, aber riesig war ich auch nicht. Ich war gutes japanisches Mittelmaß von 172 cm. Okay… die Bezeichnung Mittelmaß gefiel mir an mir selbst natürlich nicht, aber was sollte ich in Bezug auf meine Körpergröße schon groß unternehmen.

Auch waren meine Schultern bei weitem nicht mehr so schmächtig. Ja, ich war sogar um einiges muskulöser als dieser Typ vor mir und irgendwie erfüllte mich dieser Vergleich gerade etwas mit Stolz. Waren die vielen Stunden im Fitnessstudio der Universität also doch nicht ganz umsonst gewesen!

Nach äußerlichen Gemeinsamkeiten mit Suigetsu bis auf unsere Größe zu suchen wäre sinnlos. Er war komplett anders als ich.

Er hatte schlohweißes Haar, welches er einfach wachsen ließ. Denn einen Friseur hatte er sicherlich länger nicht mehr gesehen.

Er hatte ein breites Grinsen, welches mich ein wenig von der Form her an Naruto erinnerte – wieso dachte ich heute eigentlich so oft an den Blonden? – und doch war es komplett gegensätzlich! Denn ob ich es mir eingebildet hatte oder nicht… ich war mir eigentlich sicher gesehen zu haben, dass der Typ mit den lila Augen – sicherlich Kontaktlinsen - vor mir spitze Zähne hatte!

Und das bezog sich nicht nur auf die vier Eckzähne, die ein Mensch hatte!

Suigetsus Mund bestand förmlich aus Eckzähnen! Das ich bei diesem Anblick automatisch einen Schritt zurückgetreten war schien er allerdings nicht zu bemerken. Er war noch immer mit höchster Konzentration dabei festzustellen, wie lange er wohl brauchte einem Menschen durch konsequentes Händeschütteln einen Arm auszureißen.

Während ich hier im Anzug erschienen war trug Suigetsu einen labbrigen Kapuzen – Sweater in Lila sowie eine weiße Bermudashorts.

In seiner freien Hand balancierte er einen Pappbecher in Übergröße mit dem unverkennbaren Aufdruck einer größeren Coffeeshopkette.

„Wie alt bist du eigentlich?“, fragte er plötzlich und beendete nun endlich dieses unendliche Händeschütteln, nur um mir den Arm auf die Schulter zu legen.

„Öhm… 22“

„Cool, Alter! Ich bin 24! Pass mal auf… Dann vergessen wir doch all dieses dumm-dämliche Höflichkeitsgeplänkel und quatschen wie richtige Kumpels miteinander, ja?“

Oh je! Irgendwie fühlte ich mich in eine Ecke gedrängt. Normalerweise sprach ich nicht einmal so mit Itachi! Nur war der hier ja nun so etwas wie mein Senpai.

Aber andererseits… es war doch eine nette Abwechslung! Vielleicht sollte ich einmal auf sowas eingehen! Schließlich hatte mich die letzten Jahre mein ‚Einsiedlerleben‘ auch nicht wirklich glücklich gemacht und das ich Naruto nach all den Jahren immer noch so sehr hinterhertrauerte zeigte mir doch ziemlich deutlich, dass ich etwas ändern musste!

Ich sollte den heutigen Tag einfach als einen Schritt in ein neues Leben ansehen!

Neuer Job – neues Leben – neuer Sasuke Uchiha!

Mit diesem Gedanken versuchte ich Suigetsu ein freundliches Lächeln zu schenken. Ob mir das so gelungen war wusste ich nicht, aber dem Gesichtsausdruck meines Gegenübers zu Folge war bei ihm die Info so angekommen, wie ich es mir erhofft hatte: „Deal!“

Wir schritten nebeneinander her durch mehrere Glastüren hindurch und stoppten schließlich vor einem Fahrstuhl. Als sich dieser öffnete erkannte ich, dass dieser ebenfalls gläsern war und sich außerhalb des Gebäudes befand und entlang der Außenfassade in die einzelnen Stockwerke führte.

Zwar war die Aussicht nun noch nicht so berauschend – derzeit beschränkte sie sich auf die sandigen Hügel und den gräulichen Rohbau einer weiteren Baustelle – aber irgendwie konnte ich mir schon sehr genau ausmalen, wie hier alles in Zukunft einmal aussehen würde!

Der Fahrstuhl hielt bereits im zweiten Stockwerk und Suigetsu, der mittlerweile seinen Arm von meiner Schulter genommen hatte, hatte mich am Handgelenk gepackt und zog mich einen schmalen Korridor hinunter bis zu dessen Ende.

„Tadaaaa!“, mit unnötiger Kraft und extrem zu viel Schwung öffnete er das letzte Hindernis, „Willkommen in der Produktionsabteilung! Dem Ort, wo die kreativen Köpfe qualmen und ihre grauen Zellen für den Peiniger aufopfern!“

„Peiniger?“

„Klar! Das ist mein liebevoll kreierter Spitzname für Tendo Pain, dem Boss!“, lachte Suigetsu und grinste mich schief an.

Ob Pain-san diesen kleinen Scherz mit seinem Namen auch so lustig fand?

Ich hatte keine Ahnung! Ich hatte den Gründer dieser Agentur eigentlich nur einmal sehr kurz getroffen und ihn damals eher für einen Studenten als einen Geschäftsführer einer aufsteigenden Werbeagentur gehalten.

Aber wenn ich da so im Nachhinein drüber nachdachte, kam ich mir nun in Itachis Anzug doch etwas overdressed vor…

Pain-san hatte schließlich damals einen ähnlichen Kleidungsstil wie nun dieser eindeutig zu aufgedrehte Weißkopf!

Dieser hüpfte derweil wie eine komplette aufgescheuchte Hühnerfarm durch dieses doch sehr geräumige Büro, in dem wir uns alleine befanden und schien irgendetwas zu suchen.

Sein Blick blieb schließlich an mir haften: „Du siehst hier rein zufällig keine DeLonghi, oder?“

„DeLonghi?“, wiederholte ich nur mit angehobener Augenbraue, doch er wedelte plötzlich mit beiden Händen wild gestikulierend in der Luft herum.

„Dieser faule Sack! Das darf echt nicht wahr sein!“

Ich musste den Zusammenhang nun nicht verstehen und war mir auch nicht so sicher, ob ich Interesse daran hatte, es verstehen zu wollen.

Lieber ließ ich meine Augen ebenfalls durch die Räumlichkeiten schweifen und schlussfolgerte anhand der Anzahl der im Raum befindlichen Schreibtische, dass noch zwei weitere Kollegen fehlten.

„Ha! Diesmal hat er es zu weit getrieben!“, brummelte Suigetsu unterdessen und öffnete die oberste Schublade des nächststehenden Tisches – vermutlich war dies sein Arbeitsplatz – und entnahm daraus ein älteres Modell eines Mobiltelefons, „Jetzt sag ich’s Karin! He he! Das gibt Stress, Alter!“

Wild hämmerte er auf die Tastatur des wehrlosen Gerätes ein und hielt es sich schließlich ans Ohr.

Es dauerte nicht lange und selbst ich, der doch nun in einiger Entfernung zu ihm stand, konnte das: „Ich hoffe, du hast eine wirklich gute Ausrede parat wenn du dich traust, mich mit dem Notfallphone vor 10 Uhr zu wecken!“, ohne Probleme verstehen. Eindeutig eine Frau. Eine reichlich geladene und sicherlich auch hysterische Frau!

„Natürlich, Karin Schätzchen!“, flötete Suigetsu unbeeindruckt, doch dann verfinsterte sich seine Miene augenblicklich, „Süße! Er hat es getan!“

„Wer hat was getan!“

„Er hat die DeLonghi entführt!“

„WAAAAAAAS?!“

An Suigetsus Stelle wäre ich nun zumindest auf einem Ohr taub!

Er nickte nur. Ich sollte ihm vielleicht mitteilen, dass dies seine Gesprächspartnerin nicht sehen konnte.

Thema Sehen… nun suchte ich die Räume doch genauer ab. Wer wusste denn schon, wer denn gerade alles meine Reaktionen auf Suigetsus Verhalten hier sah?

Vielleicht war dies hier alles so etwas wie ein ‚Einstandstest‘ zum ersten Arbeitstag und hier irgendwo befanden sich die Kameras.

Denn normal war das, was ich bisher hier so erlebt hatte, nicht und irgendwie kam ich mir mehr und mehr absolut deplatziert vor.

„Sui, halt die Stellung! Ich bin unterwegs! Gib mir 20 Minuten und setz schon mal den Kaffee auf!“

Stille. Moment…

„Ähm… Babe, das würde ich ja gern, aber die DeLonghi…“

„Ach, halt die Klappe, Vollidiot! Dann besorg mir fix eine Kanne in der Kantine!“, und dann wurde das Gespräch von einem freundlich klingenden, „Tut Tut Tuut“, unterbrochen.

Suigetsu starrte noch etwas verwirrt auf das Display, ehe er mit den Schultern zuckte und das Gerät wieder zurück in die Schublade pfefferte.

Ich war der Flugbahn des Handys noch gefolgt, da stand er bereits wieder grinsend neben mir: „Miss Terminator brauch nen Kaffee, also komm mit, Alter! Dann zeig ich dir auch sogleich einmal unsere Kantine!“
 

Der Weg in eben diese war länger als ich erwartet hätte, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass Suigetsu nicht einen Augenblick einmal die Klappe hielt… nicht einmal zum Luftholen.

So erfuhr ich, dass meine Kollegen eine gewisse Karin und ein Juugo waren, die beide aus persönlichen Gründen – Suigetsu nannte es Spätaufstehersyndrom – erst weit nach 10 Uhr morgens im Büro erschienen.

Dann erklärte er mir, was es mit dieser DeLonghi auf sich hatte.

Diese hatte die komplette Abteilung vom Chef spendiert bekommen aufgrund eines erfolgreichen Auftrags. Während der letzten Firmenparty – eine solche fand mindestens einmal im Monat statt und für mich war in diesem Augenblick auch irgendwo klar, an welchen Tagen ich von nun an meine Urlaubstage legen würde – hatte die Bürogemeinschaft von Suigetsu, der ich ja nun auch angehörte, die alleinigen Rechte über den Verbleib der DeLonghi in einem Trinkspiel gewonnen. Die Info, dass dieser Juugo wohl nebenberuflich Kampftrinker war, schien mir Suigetsu eindeutig zu stolz zu verkünden.

Nun denn… die anderen Büros fanden dies jedoch nicht so toll und so kam es hin und wieder mal vor, dass Special Agent Karin die Ermittlungen aufnehmen musste, wer denn nun die Kaffeemaschine entführt hatte.

Suigetsu hatte da schon einen eindeutigen Verdacht. Irgendeine Bürogemeinschaft von einem Kakashi Hatake und seinen Kollegen Obito, Rin und Zetsu.

Suigetsu redete immer weiter und weiter und irgendwann schaltete mein Kopf gänzlich ab. Das waren einfach zu viele unnütze Informationen in zu kurzer Zeit.

Mein Blick auf meine Füße gerichtet zählte ich nur die einzelnen Schritte und versuchte so, mich abzulenken.

Ein heftiger Aufprall erschütterte mich und plötzlich sah ich nur noch blau.

Verwirrt stolperte ich nach hinten, prallte dabei leicht an meinen Hintermann Suigetsu, der wohl zuvor von mir unbemerkt dem Hindernis, in welches ich nun hineingelaufen war, ausgewichen war, und schaffte es dadurch, meine Balance wiederzufinden und nicht auf meinen Allerwertesten zu fallen.

Viel sah ich dennoch nicht. Vor mir war nur ein recht ansehnlicher Männerkörper, gut einen Kopf größer als ich und in einem dunkelblauen Ganzkörperoverall verpackt.

Der Kopf war gesenkt. Ein Gesicht konnte ich nicht erkennen. Ein riesiger neongelber Sicherheitshelm verdeckte alles und zudem wischte er sich gerade noch mit der Hand über das Gesicht, als er schnell an mir vorbeischritt und zum Ausgang eilte.

„Tut mir leid! War mein Fehler!“, säuselte er im Vorbeihasten und schaffte es mit nur einem einzigen Satz, dass mein Herz aussetzte, „Sorry, passiert nicht noch mal, echt jetzt!“, dann verschwand er nach draußen.

„Oh Mann!“, brummte Suigetsu hinter mir, „Da hab ich mich aber erschrocken! Habt wohl beide nicht aufgepasst, hm?“

Er trat neben mich und öffnete mir die Tür zur Kantine: „Die Bauarbeiter dürfen auch unsere Kantine benutzen also wundere dich nicht, wenn dir hier ab und zu mal so muskelbepackte Blaumänner begegnen, ja?!“

Ich nickte nur. Zum Sprechen war ich nicht fähig.

Meine Gedanken rotierten.

War das möglich?

Itachi hatte gesagt, dass er wieder in Konoha wäre, aber… hier?

Die Stimme war dunkler als früher. Etwas rauchiger. Und sein Kreuz war noch etwas breiter gewesen… aber man veränderte sich nun einmal in sechs Jahren und von daher…

Aber das konnte nicht sein! Er hatte doch studiert! Wieso sollte er sich dann als Bauarbeiter verdingen?

Das… das war alles nur Einbildung von mir!

Ganz bestimmt!

Das konnte er nicht sein und wegen dem Traum in der letzten Nacht drehte ich nun etwas durch… ganz einfach!

Naruto war unmöglich hier! Und diese Wortwahl war auch nur Zufall!

Ich strich mir durch die Haare und seufzte genervt… na super… nun hing meine eigene Hand in dieser Betonwand fest!
 

Wenn ich doch wusste, dass er es unmöglich gewesen sein konnte, warum saß ich dann hier und überzog nun ziemlich eindeutig meine Mittagspause an meinem ersten Arbeitstag?!

WIESO?!

Vielleicht, weil mir Karin, die zwar nur halb so hysterisch, aber mindestens doppelt so nervig wie von mir vorab vermutet war, gemeint hatte, dass diese ‚Sexy Kerle vom Bau, an denen sich Sui mal ein Beispiel nehmen sollte‘ in unserer Kantine alle zu Mittag aßen?

Vielleicht weil mein Verstand zwar die ganze Zeit sagte, dass es zwar unmöglich sei, aber mein Herz der Meinung war, ich solle lieber noch einmal ganz genau nachsehen gehen?

Vielleicht weil ich einfach ein liebeskranker, geistesgestörter Vollidiot war, der kein Problem damit hatte, an seinem ersten Arbeitstag die eigentlich fest gesetzte Pause von 60 Minuten auf die Zeit 11:30 bis 14:10 auszudehnen und nun langsam erkannte, dass dieser Typ, in welchen ich heute Morgen hineingerannt war, wohl nicht mehr kommen würde…

Ach verdammt!

Ich trank den letzten Schluck meiner mittlerweile abgestandenen Cola aus und erhob mich zum Gehen, als ich aus dem Blickwinkel bemerkte, wie sich die Tür vom Nebeneingang der Kantine öffnete und eine weitere Gruppe Bauarbeiter zu einem größeren Tisch schritt.

Und in Zentrum dieser Gruppe war er… der Typ vom Zusammenprall!

Er hatte immer noch diesen blöden Sicherheitshelm auf!

Konnte ihm denn hier niemand sagen, dass ihm hier heute bestimmt nichts Festeres als eine Ofenkartoffel auf den Kopf fallen konnte?

Anscheinend nicht.

Daher sah ich mich nun praktisch wieder dazu gezwungen, mich zu setzen und diese Gruppe zu beobachten.

Verstehen, was sie sagten und besprachen, tat ich nicht und dummerweise saß das Objekt meiner Observation auch mit dem Rücken zu mir, aber eines konnte ich nun mit Sicherheit sagen: Er war blond. Denn unter dem Helm erkannte ich blondes Haar.

Und allein diese Feststellung ließ meinen Puls rasen!

Ich war doch wirklich nicht mehr normal!

Es konnte schließlich immerhin immer noch ein Fremder sein und nur weil er Blond war spielte bereits mein kompletter Hormonhaushalt verrückt!

Verdammt! Er hatte sich von mir getrennt! Er hatte mir auf’s Übelste das Herz gebrochen…. NEIN! Er hatte er herausgerissen und war darauf herumgetrampelt! Also…WIESO schaffte es allein die Möglichkeit, ihn jetzt hier nach sechs Jahren wiederzusehen, eine solche körperliche Reaktion bei mir hervorzurufen?!

Sein Nebenmann lachte und klopfte ihm auf den Helm.

Er griff sich mit einer Hand in den Nacken…. OH GOTT… das hatte Naruto auch immer gemacht, wenn er sich irgendwie schämte….und schließlich fuhr seine Hand hoch…wurde gestoppt von dem Helm…die andere Hand griff nach diesen und…. Und….

Ich stand kurz davor aufzuspringen…

…er nahm den Helm ab und legte ihn vor sich auf die Tischplatte.

Jetzt müsste er sich nur noch mal zu mir herum drehen… nur mal kurz… einen winzigen Augenblick…. VERDAMMT NOCH MAL!!! DREH DICH UM!!!

Etwas klirrte.

Dem Kollegen zu seiner Rechten, ein Typ mit braunen Haaren und seltsamen roten Tattoos im Gesicht, war wohl ein Besteckteil hinuntergefallen und schien dieses zu suchen.

Der Blonde wurde schließlich von ihm angetippt und der Braunhaarige flüsterte etwas in sein Ohr.

Und da stand er auf.

Irgendwie hatte ich nun das Gefühl mich auch erheben zu müssen.

Für einen dritten Beobachter dieser Gesamtsituation mochte das vielleicht absolut lächerlich aussehen, doch ich hatte den Drang verspürt, auch aufzustehen.

Er drehte sich herum, den Blick auf den Boden gerichtet. Suchend.

Dann bückte er sich und hob eine Gabel knapp hinter seinem Stuhl auf.

Sieh zu mir! Sieh zu mir! SIEH ZU MIR!!!!

Sein Kopf hob sich….

Wirre blonde Strähnen fielen ins Gesicht.

Blau wie der Ozean von Okinawa schimmernde Augen von ungewöhnlichen Glanz.

Sechs dünne Narben, wie zart aufgezeichnete Linien, je drei auf einer Wange.

Sonnengeküsste Haut.

Leichter blonder Flaum eines verzweifelten Versuchs eines Drei-Tage-Bartes…

Ein Herz, welches nicht mehr schlug und sich in meiner Brust befand…

Ein Raum, der sich drehte, weil mich sein Anblick doch mehr gefangen nahm, als ich jemals vermutet hätte…

Sein Blick, der mich traf…

Das deutliche Anheben beider blonden Brauen als Zeichen der möglichen plötzlichen Erkenntnis…

„Naruto!“, wisperte ich und blieb stocksteif stehen…. Ein jeder hätte jede Silbe seines Namens von meinen Lippen ablesen können.

Er senkte erneut seinen Blick… drehte sich herum… klopfte seinem Nebenmann auf die Schulter, der dann dankbar das verloren gegangene Besteckstück entgegennahm.

Dann nahm Naruto - es war Naruto und da war ich mir nun absolut und unwiderruflich sicher – seinen Helm vom Tisch und verließ zügigen Schrittes den riesigen Raum.

Er hätte sich bei dieser offensichtlichen Flucht wirklich nicht so beeilen zu müssen. Hinterher konnte ich nun wirklich nicht!

Ich stand nämlich noch 15 Minuten später wie angewurzelt an dieser Stelle und versuchte meine Atmung wieder auf die Reihe zu bekommen.

Karin, die sich wohl Sorgen gemacht hatte, hatte mich schließlich gefunden und ins Büro zurückgebracht.
 

„Oh! Du bist noch wach?“

Es war weit nach Mitternacht, als mein Bruder leicht angeheitert durch unsere Wohnungstür eintrat und sich wunderte, dass überall noch Licht brannte.

Er fand mich im Wohnzimmer auf der Couch. In einer halb sitzenden und halb liegenden Pose hatte ich mich dort niedergelassen und versuchte schon seit einiger Zeit, meine wirren Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen, indem ich mich vom stupiden TV-Programm berieseln ließ.

Gerade versuchte eine vollbusige Blondine ein Destillationsgerät zur eigenen Sake – Herstellung im Shopping Kanal an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen und ich musste mir leider eingestehen, dass sie mich wirklich bald soweit hatte, diese dauerblinkende Nummer im unteren Bildschirmeck anzurufen.

In meinem Fall wäre guter Alkohol doch nun genau das Richtige!

„Wie läuft’s im neuen Job?“, Itachi schmiss sich förmlich neben mich auf die Couch und erntete für diese heftige Erschütterung von mir einen typischen Uchiha-Blick, den er mir schmunzelnd quittierte.

„Sagen wir… es ist eine interessante Firma!“

Sein Blick wirkte leicht verwirrt über meine Aussage, konnte aber natürlich auch daran liegen, dass er unter Alkoholeinfluss gerne einmal schielte.

„Hat dich etwa jemand geärgert oder aufgezogen weil du nun der Neuling bist?“

„Hmpf!“, wie kam Itachi nur immer auf solche Schlussfolgerungen? War er wirklich ein Anwalt?! Und für wie alt hielt er mich eigentlich?

„Tut mir leid, Ototo! Große Brüder sind nun einmal dafür da, sich um die kleinen Brüder zu sorgen!“, lachte er und wedelte mit dem Zeigefinger vor meinen Augen herum. Anscheinend versuchte er meine Stirn wieder anzuvisieren um dann dagegen zu schnippen. Klappte jedoch nicht im Rausch.

Ich schlug spielerisch leicht seine Hand beiseite und lächelte ihn an: „Das weiß ich doch, Aniki!“

Plötzlich stand er doch recht überraschend für mich ziemlich ruckartig auf: „Magst auch noch ein Bier?“

„Hm, ja!“

Nur wenige Augenblicke später hielt er mir eine gekühlte Dose entgegen, die ich dankend annahm und sie unter einem Zischen öffnete.

Nach einem tiefen Schluck wandte ich meinem Bruder mein Gesicht zu und musterte ihn nachdenklich von der Seite.

Diesem fiel das natürlich auf und auch er drehte sich nun zu mir.

„Sag mal, Itachi…“

„Hm?“

„Was macht Naruto eigentlich so beruflich?“

„Naruto? Er ist Architekt bei Namikaze Bau! Warum fragst du, Sasuke?“

„Nur so… Ihr habt euch doch heute getroffen, nicht wahr?“

„Ja! War aber nicht lange. Er hat gerade wahnsinnig viel zu tun! Das halbe Neubaugebiet im neuen Industrieviertel wird nämlich von Namikaze Bau hochgezogen und….“

Mehr hörte ich schon gar nicht mehr.

In meinen Ohren rauschte es.

Er war es also wirklich gewesen.

Naruto.

Er war in der Kantine gewesen!

„…und natürlich ist Naruto mit Leib und Seele Architekt und überwacht jeden einzelnen Schritt auf den ganzen Baustellen! Er war ja schon immer überall mit Feuereifer dabei!“, mein Bruder lachte auf.

Also war das nicht nur Zufall, dass er heute in der Kantine gewesen war.

Er war häufiger dort. Weil er die Baustellen betreute.

Weil er sehen wollte, ob alles nach seinen Plänen umgesetzt worden war.

Das hieß doch, dass die Möglichkeit bestand, dass ich ihn wiedersehen könnte… so rein zufällig, versteht sich!
 

Seine Hand streichelte mein Gesicht und dennoch spürte ich auch noch seine Berührungen an meinem ganzen Körper. Sie hatten sich eingebrannt. Jede Zärtlichkeit, die er mir entgegenbrachte, glühte förmlich auf meiner schweißnassen Haut.

Ich bog meinen Rücken durch, ging leicht ins Hohlkreuz und der umschlingende Griff meiner Beine um seine Hüfte verstärkte sich.

Presste ihn noch mehr an meinen Körper. Drückte sein pulsierendes hartes Fleisch noch tiefer in mich hinein.

Ich stöhnte auf.

Spürte seinen Atem an meinem Ohr.

Seine Stöße wurden heftiger. Intensiver.

Immer wieder verlangte meine Stimme nach mehr.

Noch intensiver. Noch fester!

Sein Daumen strich über meine Lippen. Meine Zunge nahm seinen Geschmack auf.

Tiefblaue Augen funkelten mich an.

Strahlten. Vor Lust. Vor Sehnsucht. Vor Leidenschaft.

Seine neben meinem Kopf abgestützten Arme lösten sich.

Packten mich an der Taille, rissen mich herum und beförderten mich breitbeinig sitzend auf seine pulsierende und tief in mir versenkte Mitte.

„Reite mich, Sasuke!“, hauchte er und verstärkte den Griff seiner großen Hände auf meinem Hüftknochen.

Diese Bitte brauchte er nicht zu wiederholen!

Ich warf meinen Kopf in den Nacken.

Jeder Stoß seinerseits… so unglaublich tief in mir drin… so warm… nein…. So heiß…

Mehr… ich wollte mehr!

Ich stöhnte seinen Namen! Schrie ihn förmlich aus mir heraus.

Vergaß alles um mich.

Überall waren seine Hände.

Seine Lippen.

Sein Geruch. Seine Stimme.

Er setzte sich auf. Ich saß immer noch reitend auf seinem Schoß.

Krallte mich in seinen breiten Rücken.

Hinterließ rote Striemen, während er mir gierig in den Hals biss und anschließend zärtlich darüber leckte.

„Ich…. Ich liebe dich!“, keuchte ich in der Sekunde auf, während mein Sperma aus mir herausschoss und sich auf unser beider Bäuche klebrig verteilte.

Seinen Orgasmus spürte ich tief in mir drin. Schien mich auszufüllen. Pulsierte.

Auch er rang mit seinem Atem. Ich spürte seinen schnellen Herzschlag, seinen rasenden Puls.

Beide Hände legten sich auf meine Wangen, zogen meinen Kopf zurück, so dass sich unsere Blicke trafen… so sehnsüchtig. So liebevoll. So leidenschaftlich.

„Ich wollte dir nur beim Lernen helfen, Sa-chan! Das ist alles! Ich bin nicht in dich verliebt!“

Um mich herum wurde wieder alles Schwarz.

Ich spürte, wie sein erschlaffter Schwanz langsam aus mir herausglitt und ebenso sein heißes Sperma einen Weg nach draußen suchte.

„Ich liebe dich!“, wiederholte ich ohne näher auf seine vorherige Aussage, die er gesprochen hatte ohne dabei seine Lippen bewegt zu haben, eingegangen zu sein und er lächelte mich unentwegt an.

„Ich werde dich immer lieben, Naruto! Immer!“

Er lächelte mich weiter an. Hielt mein Gesicht in seinen Händen, so als wolle er mich nie und nimmer mehr loslassen und dennoch… das Bild verschwamm.

Die Erinnerung verblasste…
 

Ich schrak auf.

Ich war doch tatsächlich auf der Couch eingeschlafen. Die leere Bierdose vor mir auf dem Tischchen und von meinem Bruder fehlte jede Spur.

Vermutlich war er bereits ins Bett gegangen.

Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass sich dieser Schritt für mich nicht mehr lohnen würde. Ebenso der extrem spannende Zustand in meiner Jogginghose.

„Shit!“, brummelte ich.

Ich war damals doch echt noch grün hinter den Ohren gewesen. Ich hatte ihm ständig gesagt, dass ich ihn liebte… doch er hatte nie darauf geantwortet.

Mir nie das Gefühl gegeben, dass er meine Gefühle für ihn erwiderte.

Nun ja… stimmte vielleicht nicht so ganz. Seine Handlungen waren so gegensätzlich zu seinen nicht gesprochenen Worten.

Er hatte gesagt, dass ich noch ein Kind sei an welchem er sich vergriffen hatte.

Vielleicht entsprach das zum damaligen Zeitpunkt sogar der Wahrheit!

Ich war ja wirklich noch ein Kind gewesen. Gerade einmal 16.

Aber jetzt, sechs Jahre später? Wie sah es jetzt aus?

Wie sah ich jetzt in Narutos Augen aus? War ich für ihn immer noch das Kind?

Der kleine Bruder seines besten Freundes, den er ab und an mal hüten musste?

Sicherlich war ich letzteres nicht mehr… aber dennoch…

Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit.

Naruto hatte sich wirklich nicht gerade einfühlsam von mir getrennt.

Er hatte mir nie das Gefühl gegeben, dass er mich wahrlich und von ganzen Herzen liebte… also warum sehnte ich mich so sehr an diese Zeit zurück?

Warum hatte ich jetzt noch feuchte Träume von ihm und wachte mit einer knallharten Erektion auf?

Auf das alles gab es doch wirklich nur eine einzige Antwort:

Weil ich ihn immer noch so sehr liebte!

Ich liebte einzig und allein Naruto!

Selbst nach all den Jahren und nach all dem, was vorgefallen war!

Verdammt! Ich wollte ihn sehen!

Ich musste ihn sehen!
 

Mein Blick huschte über die Baustelle.

Betrachtete jeden einzelnen Bauarbeiter genauer.

So ein Mist! Er war nicht hier! Dabei hatte ich so sehr gehofft, jetzt vor der Arbeit wenigstens noch einen Blick auf ihn zu erhaschen.

Ich blickte enttäuscht seufzend auf meine Armbanduhr. In einer viertel Stunde sollte ich im Büro sein.

Zumindest hatte ich dies Karin versprochen. Schließlich wollte sie heute der Bürogemeinschaft von Kakashi eine Falle stellen.

Auch wenn ich eigentlich der Meinung war, dass es wesentlich wichtigere Projekte gab als den Kleinkrieg um eine Kaffeemaschine!

Gestern hatte ich ihn um diese Zeit in der Kantine gesehen und ebenso war er in der Mittagszeit dort gewesen.

Vielleicht sollte ich da gleich mein Glück versuchen.

Ich drehte mich also herum und ging langsamen Schrittes auf das einzig fertiggestellte Gebäude der näheren Umgebung zu, als plötzlich ein schwarzer Mercedes Benz um die Kurve geschossen kam und unweit von mir hielt.

Die hintere Wagentür wurde schwungvoll von innen geöffnet und soweit ich das anhand des nun auf dem Asphalt sichtbaren Schuhwerks sehen konnte, befand sich ein Anzugträger in diesem Fahrzeug.

Ich wollte mich schon abwenden. Schließlich trug Naruto hier einen Blaumann und keinen Anzug auf Designer-Schuhe, da vernahm ich eine mir bekannte Stimme.

Eine Stimme, die im Traum der letzten Nacht noch den Befehl erteilt hatte, ihn zu reiten!

Ein heißer Schauer lief mir den Rücken herunter und ich schenkte dem Fahrzeug wieder meine volle Aufmerksamkeit.

Und tatsächlich!

Der Anzugträger, der dem Wagen entstieg, war Naruto!

Ich schluckte. Dies würde nun all meinen Mut erfordern.

Ich dürfte nichts falsch machen… ich wollte ihm näherkommen und nicht in die Flucht treiben!

Er schien noch irgendetwas mit seinem Chauffeur zu besprechen und bekam daher gar nicht mit, dass ich mich ihm zügigen Schrittes annäherte.

Gerade, als sein Fahrer die elektrischen Scheiben wieder hochfuhr und den Motor startete, drehte er sich zu mir, der nun nur noch einen Meter von ihm entfernt stand herum und verharrte etwas verwundert drein blickend in seiner Position.

„Ist schon eine ganze Weile her, nicht wahr, Naruto?“

Ich spürte, wie seine Augen meinen Körper einmal komplett auf und ab betrachteten und sich mehr und mehr weiteten:

„Sa-chan? Bist du das wirklich?“

Station 3 - Punkt ohne Rückkehr -

Kissing memories
 

Station 3

-Punkt ohne Rückkehr-
 

„Sa-chan? Bist du das wirklich?“
 

Wieso blieb nun mein Herz stehen? Es war ja nun wirklich nicht so, dass ich hier überrascht wurde!

Schließlich hatte ich mich ihm in den Weg gestellt und auf mich aufmerksam gemacht.

Ich… der nun in einer weitaus selbstsichereren Pose vor ihm stand als das ich mich innerlich dazu in der Lage gesehen hätte.

Tief zog ich die Luft durch die Nase ein – bemerkte, dass mein Herz wieder schlug, was mir irgendwo wieder etwas mehr Sicherheit gab – und versuchte ein ebenfalls freundliches und vor allen Dingen überraschtes Lächeln.

Schließlich sollte er ja nicht das Gefühl bekommen, dass ich ihm hier förmlich aufgelauert hätte.

„Du bist es doch, Sa-chan, oder?“, wiederholte er sich und trat noch einen Schritt näher an mich heran.

Oh Gott! Er erinnerte sich also wirklich noch an mich! Er hatte mich nicht vergessen!

„Was für ein Zufall, Naruto, dass wir uns hier über den Weg laufen! Die Welt ist wirklich klein!“, fuhr ich mit überrascht klingender Stimme und meinem falsch aufgesetzten Lächeln fort. Er brauchte ja wirklich nicht zu wissen, wie verzweifelt ich diesem Zufall auf die Sprünge geholfen hatte!

Eine leichte Röte auf seinen Wangen wurde sichtbar. War ihm unser Aufeinandertreffen etwa so unangenehm?

Das sein Blick nun auch leicht seitlich abschweifte schien mir diesen Verdacht auch irgendwo zu bestätigen.

Hatte ich mich doch zuvor innerlich so zusammengerissen um diesen Schritt der direkten Konfrontation mit mir zu gehen, so kam nun eine leichte Unsicherheit auf.

Ihn in die Ecke zu drängen mit meinem plötzlichen Erscheinen hatte ich natürlich nicht vorgehabt.

Seine Hand fuhr in den Nacken und rieb einige Male darüber. Immer noch den Blick leicht von mir abgewandt räusperte er sich schließlich: „Du bist ganz schön groß geworden, Sa-chan! Echt jetzt!“

Irgendwie musste ich nun doch schmunzeln. Das war so typisch für ihn. Dieses Verhalten. Natürlich war ihm die Situation in gewisser Hinsicht unangenehm, aber nicht, weil er sich von mir bedrängt fühlte, sondern vermutlich einfach nur weil es so unvorhersehbar für ihn gekommen war.

„Gott sei Dank bin ich das! Schließlich bin ich mittlerweile 22!“

Als würde ich ihn damit total überraschen hob er plötzlich wieder den Blick und sah mich direkt an. Die Hand ruhte noch etwas bewegungslos im Nacken ehe er sie wieder senkte und sie schließlich tief in seine Anzughosentasche steckte: „Oh, da hast du wohl Recht!“, er lachte leise, kaum vernehmlich, „Wow! Wie die Zeit vergeht! He he!“

Sein Lächeln war ehrlich und irgendwie katapultierte es mich gedanklich wieder sechs Jahre zurück in die Vergangenheit.

In die Zeit zurück, als er mich nur noch so angesehen hatte.

Mit diesem Funkeln in den Augen, welches nicht nur einen ganzen Schwarm Schmetterlinge in meine Magengegend beamte.

„So wie du ausschaust arbeitest du aber hier nicht auf dem Bau! Bist du geschäftlich hier in der Ecke?“, leicht legte er seinen Kopf schräg.

Ein Zeichen, dass er an diesem nun einsetzenden Small Talk wirkliches Interesse hatte.

Ich nickte und wies auf das Gebäude hinter ihm: „Dort ist mein neuer Arbeitsplatz!“

Naruto drehte sich leicht in die Richtung und hob erstaunt eine Braue: „Oh! Du arbeitest für Tendo Pain? Ich meine, bei Taka? Oi, Sa-chan! Dann hast du es ja wirklich zu was gebracht, hm?“, er drehte sich wieder zu mir herum, mied aber den direkten Blickkontakt, „Aber das war ja auch irgendwie klar… echt jetzt!“

Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Züge. Irgendwie hatte ich nun das Gefühl, dass um ihn herum alles leuchtete und funkelte wie in diesen Shoujo-Mangas… mir war wirklich nicht klar, wie sehr einen die Sehnsucht dazu treiben konnte sich etwas einzubilden, was eindeutig nicht da sein konnte.

„Ich bin stolz auf dich!“

Ich starrte ihn wohl förmlich an auf diese Aussage.

Meinte er das nun wirklich ernst?

Aber seine tiefblauen Augen waren nun direkt auf mich gerichtet, schienen mich förmlich aufzusaugen.

„Danke!“, huschte es leise über meine Lippen. Irgendwie fühlte ich mich nun leicht beschämt und dabei gab es ja dafür gar keinen Grund. Denn schließlich hatte ich wirklich in den letzten Jahren sehr viel und vor allen Dingen hart gearbeitet und gelernt um nun dort zu stehen, wo ich nun war.

Aber aus Narutos Mund zu hören, dass er stolz auf mich war… das war… unerwartet!

Und so wie er mich gerade ansah… da konnte ich gar nicht anders, als nur an all die Momente zurückzudenken, die für mich die Schönsten in meinem Leben gewesen waren. Gewiss waren sie nicht schön geendet. Er hatte mir wortwörtlich das Herz herausgerissen, aber daran wollte ich nun nicht denken.

Überhaupt… auch wenn ich es mir in den vergangenen Jahren in all meiner Sehnsucht schon mehrmals vorgenommen hatte… ich war nicht in der Lage, ihn zu hassen.

Irgendwie dämlich, nicht wahr?!

Jeder Mensch würde mich doch nun verstehen, wenn ich mit ihm kein Wort mehr würde reden wollen. Ihn vielleicht noch abfällig von der Seite anreden würde oder ihn auch ignoriert hätte oder mich sogar an ihm rächen wollen würde… aber stattdessen hatte ich ihm hier wirklich fast schon aufgelauert und ihn angesprochen.

Und nun spürte ich selbst, wie meine Hände schwitzig wurden bei seinem Anblick und mein Kreislauf wieder so verrückt spielte wie am Tage meines Geständnisses vor sechs Jahren!

Es hatte sich wahrlich nichts verändert! Ich liebte ihn immer noch.

Nein. Mehr als das! Mit dem Begriff der normalen Liebe war dies doch schon nicht mehr zu umschreiben!

Ich wusste, dass nach und nach mein doch recht neutraler Gesichtsausdruck nachließ. Das war überhaupt nicht gut. Ich konnte mir schon denken, wie ich ihn mitunter nun wieder anblickte und dann würde er mir meine Gedanken vermutlich direkt vom Gesicht ablesen können.

Doch noch ehe ich mich leicht abwenden konnte um meine verräterische Mimik zu verstecken drehte er sich etwas zur Seite und schien ein Ziel in weiter Ferne zu betrachten: „Ich bin nun leider etwas im Zeitdruck! Ich habe heute eine Baustellenabnahme, weißt du!“

Ich nickte nur verstehend, obwohl ich mir nicht sicher war, ob er das sah.

„Aber wir sollten unser Wiedersehen unbedingt feiern!“, er grinste mich breit an.

Es war dieses warme Naruto-Grinsen. Früher hatte er mich immer so angesehen, wenn er irgendetwas ausheckte. Meist einen neuen Streich, den wir meinem Bruder gespielt hatten, doch jetzt…

„Du darfst ja nun trinken! Bist ja nun volljährig!“, irgendwie stach dieser Kommentar in meiner Brustgegend.

Damals hatte er ja gesagt, dass er sich von mir trennen würde, weil ich noch ‚ein Kind‘ sei…

„Aber wenn du nichts Alkoholisches verträgst oder magst können wir auch Essen gehen“, fuhr er unbeirrt fort ohne eine Antwort von mir abzuwarten.

„Keine Panik!“, lachte ich auf, „Ich vertrage schon einiges! Itachi hat mich schließlich trainiert! Und dein Essengehen endet eh im nächsten Nudelsuppenshop!“, ich zwinkerte ihm leicht zu.

Irgendwie eine seltsame Gesamtsituation. Dachte er wirklich ich hätte mich so sehr verändert, dass er nun meine schauspielerische Höchstleistung nicht durchschaute?

Erneut griff er sich nervös wirkend in den Nacken: „Ha ha ha! Hast mich echt durchschaut, Sa-chan! Also, dann lass uns doch um 19 Uhr am Südbahnhof treffen! Da ist eine wirklich nette Cocktailbar, echt jetzt!“, und noch während er das sagte öffnete er sein Jackett und griff in die Innentasche.

Schnell zog er eine kleine Metalldose hervor und öffnete sie um dann eine Visitenkarte zu entnehmen.

Ich spürte die noble Qualität, nachdem er sie mir überreicht und ich entgegengenommen hatte.

Itachi hatte also Recht gehabt. Auch ein Blick auf das Firmenlogo, welches auf die Karte eingestanzt war, bestätigte es: Naruto war Chefarchitekt bei Namikaze Bau mit Sitz in Tokyo.

Er war wirklich für diese riesige Baustelle hier verantwortlich mit ihren unzähligen Neu- und Rohbauten.

Nicht er sollte stolz auf mich sein… eher ich auf ihn!

„Ich werde da sein und dir dann meine Karte heute Abend geben!“

Normalerweise hatte ich immer einige Visitenkarten dabei… warum ich ausgerechnet heute nicht daran gedacht hatte… keine Ahnung.

Sicherlich, weil ich die ganze Nacht damit zugebracht hatte über diese Begegnung hier nachzudenken!

Hoffentlich würde mich dann nicht bei unseren Treffen heute Abend die Müdigkeit zu schnell einholen!

Wer wusste denn schon, ob wir uns danach nochmals wiedersehen würden und somit war dieser Abend meine große Chance, die ich unter keinen Umständen versauen dürfte!

Er schritt an mir vorbei und kurz legte er seine Hand auf meiner Schulter ab.

Nein, sie streifte mich vermutlich mehr im Vorbeigehen, aber dennoch fühlte ich mich wie unter einem elektrischen Schlag!

„Also dann, Sa-chan! Bis später! Ich freu mich!“, und ohne sich noch einmal zu mir herumzudrehen lief er über die Straße und verschwand hinter einem Bauzaun, der eine Großbaustelle zu einem größeren Gebäudekomplex abgrenzte.

Ich schluckte und stierte förmlich auf die Karte in meinen Händen.

Er hatte mich wirklich eingeladen!

Mich! Heute Abend!

Das war wirklich DIE Chance!

Ich versuchte mit mehreren tiefen Atemzügen meinen Puls und meinen Herzschlag wieder einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen, aber irgendwie schien das nicht so gut zu funktionieren.

Verdammt! Ich war wirklich nervös!

Wir hatten kurz nach 10 Uhr morgens. Es war mein zweiter Arbeitstag, an dem ich nun zu spät kommen würde und ich konnte mich vor lauter Vorfreude kaum einen Zentimeter rühren.

War ich noch ganz dicht? Sicherlich nicht!

Wie konnte das sein?

Er hatte mich so verletzt und eigentlich auch gedemütigt… und nun lud er mich mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen zu einem Drink ein!

Hatte er denn alles andere vergessen?

Hatte er vergessen, was zwischen uns war?

Merkte er nicht, wie nervös er mich machte?

Früher hätte er mir doch anhand meines Verhaltens direkt angemerkt, dass etwas nicht stimmte und jetzt…

Wie konnte ich ihn so sehr lieben?

Wie konnte ich mich nur so sehr nach ihm verzehren?

An diesem Abend müsste ich es nur schaffen, dass er mich nicht mehr als den kleinen unbedarften Jungen von damals sah.

An diesem Abend müsste ich ihn dazu bringen, dass er sich diesmal in mich verliebte!

Das war mein Plan! Und wenn ein Uchiha erst einmal einen Plan ins Auge gefasst hatte, dann wurde er auch erfolgreich umgesetzt…

Nur… warum war ich dann jetzt immer noch so nervös?

„BEWEG DEINEN HINTERN HER, UCHIHA!“, schrie stattdessen laut und vor allen Dingen schrill eine Stimme von oben herab zu mir herunter und ich horchte auf.

Karin hing halb aus unserem Bürofenster im zweiten Stock welches zur Straße rausging und funkelte mich über ihre schwarze Hornbrille finster an: „KAKASHI HAT WIEDER DIE DELONGHI!“

Ich seufzte und schüttelte leicht genervt den Kopf. Aber allein diese Reaktion half mir aus meiner Starre und so bewegte ich mich nun wirklich auf das Gebäude, indem sich mein Arbeitsplatz befand, zu.

„NUN KOMM SCHON! JETZT GIBT’S KRIEG!“

Tzz… Als gäbe es keine wichtigeren Probleme in dieser Firma als diese blöde Kaffeemaschine!
 

Die Cocktailbar, die Naruto ausgesucht hatte, hatte wirklich ein angenehmes Ambiente.

Das Lokal war nicht sonderlich groß und bot auch nur mit einem knappen Dutzend Tischen nicht wirklich vielen Menschen Platz, aber durch das warme dunkelbraune Holz, vermutlich Eiche, wirkte es irgendwie sehr gemütlich und trotz der Überfüllung nicht unangenehm.

Wir hatten Platz gefunden am langen Tresen und unsere Barhocker standen wirklich dicht beieinander, da sich auch hier die Menschen nach ihrem Feierabend dicht an dicht drängten.

Stören täte mich dies im Normalfall, aber heute ganz sicherlich nicht.

Neben mir saß Naruto. Und unsere Arme berührten sich aufgrund der beengenden Umstände.

Ein Zustand, den ich mir in den letzten sechs Jahren ziemlich herbeigesehnt hatte und nun hatte ich das Gefühl trotz vorangegangener Stunde mich bereits in einem Traum zu befinden, wenn mich nicht die verschiedenen Geräusche und Gerüche daran erinnern würden, dass dies hier alles Realität war.

Unser Gespräch verlief bisher leider recht dürftig.

Wir hatten kurz über meine restliche Schulzeit und mein Studium gesprochen, waren dann dazu übergegangen, wie ich überhaupt in so jungen Jahren zu einer der erfolgsversprechenden Agenturen wie Taka kommen konnte und waren schließlich dabei gestoppt, dass Naruto wirklich bestätigte, die Verantwortung für das komplette Neubaugebiet im Industrieviertel von Konoha zu haben.

Ich hatte noch unendlich viele Fragen an ihn und dennoch traute ich mich nicht, sie ihm zu stellen.

Sicherlich hatte er meine Befangenheit schon längst registriert und dennoch machte er keine Anstalten, darauf einzugehen.

Er ließ mir die Möglichkeit, selbst das zu fragen, was mir auf der Seele brannte.

Einerseits fand ich dies wirklich angenehm aber anderseits machte es mir diese Situation irgendwie noch schwieriger.

Es wäre einfacher für mich gewesen, wenn er von sich aus ein wenig von seinen Erlebnissen in den letzten Jahren berichtet hätte und ich somit eine Chance hätte, darauf aufzubauen.

Doch er schwieg. Zog genüsslich an seiner Zigarette und mir blieb nichts anders übrig, als verstohlen von der Seite sein Profil zu betrachten.

Der ausgeatmete Rauch legte sich in kleinen Qualmwölkchen um seine Gestalt und seine freie Hand hob das Glas vom Tresen an um es an seine Lippen zu führen…

Diese wunderbaren, weichen, warmen Lippen, die mich schon so oft so leidenschaftlich und sehnsuchtsvoll geküsst hatten.

Diese Lippen, die über meine bebende Haut gestreift hatten in den vielen Nächten, die wir miteinander verbracht hatten.

Innerlich seufzte ich sehnsüchtig auf. Wie sollte es mir gelingen, dass er sich in mich verliebte, wenn ich noch so voller Liebe für ihn war?

Er nahm einen großen Schluck und leerte sein Glas, welches er dann wieder auf den Tresen vor sich abstellte.

Seine Zunge leckte einen verirrten Tropfen aus dem Mundwinkel und allein diese Geste ließ mich zusammenzucken.

Ließ Bilder in meinem Kopf erscheinen… eine Zunge, die meine Brustwarzen umspielten… meinen Bauchnabel umkreisten… meine Eichel neckisch an stupste…

„Was schaust du denn so abwesend?“, riss mich seine fragende Stimme aus meinen mittlerweile wirklich anzüglichen Gedanken und ich spürte, wie mein Kopf zwischen die Schultern sank.

Irgendwie fühlte ich mich ertappt und versuchte nun meine ganze Konzentration darauf zu verwenden, nicht hochrot anzulaufen.

Aber gerade in solchen Momenten, wo man sich auch noch darauf konzentriert, macht man es ja eigentlich nur noch schlimmer und das sah er mir wohl an.

„Ähm… dein Anzug“, haspelte ich schnell herunter und blickte verstohlen aus meiner geduckten Haltung hoch.

Verwundert schoss eine seiner Brauen nach oben: „Was ist damit?“

„Er… er steht dir wirklich gut! Ich hätte niemals gedacht, dass dir so ein Anzug stehen könnte!“, oh Mann! Was Besseres fiel mir wohl wirklich nicht ein um aus dieser peinlichen Situation herauszukommen!

Er lachte leise und wischte sich wieder leicht beschämt wirkend kurz über den Nacken: „He he! Man könnte meinen, dass ich damals aussah wie der letzte Penner, Sa-chan!“

„Oh!“, ich wedelte eindeutig zu nervös mit den Händen vor mir herum. Wie konnte ihm mein Verhalten nicht seltsam vorkommen?

„So meinte ich das nicht, Naruto! Ich meine nur…“, ich blickte betreten auf das fein gemaserte Holz des Tresen, „… du schaust so… erwachsen aus!“

Er lachte erneut, diesmal lauter und ich erkannte sofort den Fehler in meinem Gesagten: „Ich meine natürlich… du bist erwachsen… aber so zu früher und so…!“

Oh Gott! Konnte es noch peinlicher werden? Er musste mich doch wirklich für einen Idioten halten!

Er stutzte und ich bemerkte nun seinen prüfenden Blick: „Eigentlich sollte ich das zu dir sagen!“

„Hä?“, diesmal war ich es, der fragend eine Augenbraue anhob.

„Na ja, Sa-chan! Du hast dich wirklich gemacht!“

„Ach, das sagst du jetzt doch nur so! Immer wenn ich versuche, wenigstens so auszusehen, dass man mich auch für 22 hält und nicht für jünger habe ich das Gefühl, dass ich mich lächerlich mache!“

Und das stimmte wirklich. Ich hatte hervorragende Gene. Keine Frage. Und im hohen Alter war das sicherlich nicht schlecht, wenn es denn so blieb. Aber jetzt?

Ich wurde oft nach meinem Ausweis gefragt wenn ich ausging und dabei in meiner Freizeitgarderobe unterwegs war.

Aber es kam auch nicht selten vor, dass man mich nach meinem Alter fragte, wenn ich Anzug und Krawatte trug.

Narutos Gesichtszüge hingegen waren eindeutig markanter geworden.

Alles in allem wirkte er wesentlich männlicher als noch vor sechs Jahren und ich kam mir neben ihm weiterhin so vor wie der Junge von der Oberschule.

„Stört dich das wirklich so sehr?“, er beugte sich etwas vor, so dass er mich von unten her anblicken konnte. Seine blauen Augen funkelten trotz des gedämmten Lichts dieser Bar: „Also… in meinen Augen bist du perfekt! Du bist wunderschön…“

JETZT war ich wirklich rot! Machte ein Mann einem anderen Mann wirklich solche Komplimente?

Oder hatte das Naruto nun nur gesagt der alten Zeiten willen?

„Öhm…Naruto…“

Er lachte erneut und klopfte mir leicht auf die Schulter. Dieses Verhalten war irgendwie… mehr freundschaftlich… oder?!

Verdammt! Hatte mir sein Kompliment gerade einen kleinen Hoffnungsschimmer geschenkt, so fühlte ich mich plötzlich wieder zurückgeworfen!

Wieso war ich auch nur so verkrampft?

Früher hätte ich doch sicherlich darauf direkt reagieren können! Ich hätte einfach ein… hm… ach, keine Ahnung darauf erwidert!

„Sag mal, möchtest du noch etwas trinken?“, schon wieder fühlte ich mich durch seine plötzliche Ansprache in meinen Gedanken ertappt.

Ich sah auf mein Glas, wo sich nur noch ein kleiner Schluck meines letzten Cocktails befand und er hatte soeben seinen geleert, daher nickte ich nur zur Antwort.

„Hm… das Dumme ist, dass wir kurz vor der Sperrstunde stehen…“, er schien seine Gedanken nun laut auszusprechen und ich hatte gerade keine Ahnung, worauf er nun hinauswollte.

„Wenn wir noch eine Runde trinken wollen, dann sollten wir vielleicht zu dir gehen, Naruto!“

MOMENT! Hatte ich das etwa gerade gesagt?! Was war denn da bloß in mich gefahren?

Das Naruto nicht minder überrascht war über meinen doch recht offensichtlichen und auch offensiven Vorschlag konnte man ihm wirklich vom Gesicht ablesen.

„Ich meine… wenn das okay ist…und so…“, warum ich nach der Ansage nun plötzlich stotterte war mir allerdings nun auch ein Rätsel!

Doch da legte sich plötzlich ein sanftes Schmunzeln auf seine Lippen und er hob die Hand, die den Barkeeper anwies, zu uns zu kommen.

Dies tat dieser auch sogleich: „Oi, Naruto! Noch ein Wunsch?“

Anscheinend war Naruto hier wirklich nicht zum ersten Mal. Wenn er schon so per Du mit dem Barkeeper war, dann konnte man diese Bar sicherlich als so etwas wie seine Stammkneipe betrachten.

Dabei hatte ich gedacht, dass er noch gar nicht so lange wieder zurück in Konohagakure war.

War er häufiger wieder hier gewesen und hatte nur meinen Bruder und mich nicht darüber in Kenntnis gesetzt?

Oder hatte es Itachi gewusst und mir einfach nichts gesagt?

„Ich möchte gerne für uns zahlen, Darui!“

Der Barkeeper nickte verstehend und suchte in seiner weiten Kellnerschürze seinen Notizblock.

„Auch wenn ich nicht so ausschaue… ich bin kein Schüler mehr, Naruto, und kann für mich selbst zahlen…“

Erneut unterbrach er mich indem er mir einfach eine Hand auf meine Schulter legte.

Für ihn war dies vielleicht nur eine kleine Geste, doch bei mir löste sie prompt einen Sturm der Gefühle aus, der jegliche Körperfunktionen einstellte.

„Weiß ich doch, Sa-chan! Ich möchte dich aber gerne einladen… zur Feier des Tages… echt jetzt!“, er zwinkerte mir zu und irgendwie konnte ich nun gar nicht mehr sauer darüber sein, dass er meinen Wunsch, für mich selbst zu bezahlen so gekonnt missachtete, „Und dann gehen wir zu mir!“

Allein dieser Satz ließ mich tief die abgestandene Luft in dieser Wirtschaft einziehen und vergessen, diese wieder auszuatmen.

Er ging wirklich auf meinen unbedachten Vorschlag ein?!

Wir würden zu ihm gehen!

ZU IHM?!?!

Oh Gott!

Das… das… war die Chance!

Er legte diesem Darui einen 10.000 Yen Schein auf den Tisch, dass bei Weitem sicherlich viel zu viel war für die Drinks, die wir zu uns genommen hatten und erhob sich: „Kommst du?“

Erneut blieb mir nur übrig ihm zuzunicken, denn ich war mir sicher, gerade keinen wirklich zusammenhängenden Satz heraus zu bekommen.
 

Vor der Türe hatte bereits ein Taxi gestanden, in welches wir schweigend eingestiegen waren und Naruto nannte dem Fahrer nur eine Adresse, von der ich wusste, dass sie sich in einer der nobleren Gegenden in Konohagakure befand.

Während der Fahrt schwiegen wir. Ob es daran lag, das der Taxifahrer nichts von unseren möglichen Gesprächsthemen wissen sollte oder eher daran, dass ich total nervös war, wusste ich eigentlich nicht so genau, aber in meinem Fall war sicherlich letzteres der Hauptgrund.

Nach einer Viertelstunde hielt das Taxi und Naruto bezahlte auch diesen mit einem wesentlich höheren Trinkgeld als eigentlich üblich.

Dann stieg er aus und hielt mir meine Wagentüre auf.

Ich verließ das Fahrzeug und konnte so direkt auf die gläserne Front eines imposanten Hochhauses von vielleicht zwölf Stockwerken blicken.

Mir war bislang nicht bekannt gewesen, dass es in dieser Ecke meiner Heimatstadt ein solches Gebäude gab.

Nachdem Naruto die Wagentür hinter mir geschlossen hatte, sich das Taxi entfernt und er an mir vorüber getreten war und auf den Haupteingang zu schritt, bemerkte ich seinen amüsierten Gesichtsausdruck: „Das war mein erstes Projekt hier!“

„Habe ich mir irgendwie gedacht!“, antwortete ich darauf wahrheitsgemäß, „Es erinnert mich vom Stil her sehr an das Gebäude von Taka!“

„Hm, ja!“, er hielt eine kleinere Chipmarke an seinem Schlüsselbund vor eine Säule und mit einem Surren fuhr die Glastür zur Seite und ermöglichte schon vor dem Eintreten einen Blick in das ausladende Foyer, „Auch das habe ich entworfen. War einer meiner ersten Entwürfe und eigentlich nicht zum Bau vorgesehen, aber Tendo war so davon begeistert und so“, seine Stimme wurde immer leiser, so als wäre ihm das Thema unangenehm, „Tendo ist noch ein Kumpel von mir aus Tokyo!“

„Aha!“, mehr wollte ich einfach nicht sagen während ich hinter ihm her zu einem Fahrstuhl schritt. Sicherlich lagen mir nun noch mehr Fragen schwer auf der Seele.

Hatte Naruto etwas mit meinem neuen Chef gehabt? Irgendwie kam mir durch seine Stimmlage der leichte Verdacht auf. Und irgendwie machte mich das sauer.

Und irgendwie gab es zu viele Irgendwie's in meinem Leben seitdem mir Naruto wieder begegnet war!

Im Fahrstuhl drückte er auf den obersten Knopf und erhielt von einer weiblich klingenden Computerstimme die Aufforderung einen Code einzugeben.

Das tat er auch in einer Geschwindigkeit, die es einem Jeden unmöglich gemacht hätte, sie sich zu merken.

„Penthouse?“, fragte ich und hörte mich leicht beeindruckt an.

Dabei hätte ich das doch wirklich wissen können… schließlich hatte er ja auch das Gebäude entworfen und dann bauen lassen.

Er nickte nur: „Ja. Irgendwie habe ich mich in Tokyo daran gewöhnt, weit oben zu wohnen. Leider ist es von Seiten des Bauamtes hier in Konoha nicht gestattet höher als 12 Stockwerke zu bauen!“

Die Aufzugtür schloss sich und mit einem leicht ruckelnden Brummen setzte er sich in Bewegung, nur um sich wenige Augenblicke später wieder zu öffnen.

Wir befanden uns im direkten Eingangsbereich von Narutos Wohnung und ich musste mir eingestehen, dass ich wirklich beeindruckt war.

Früher war Naruto ein kleiner Chaot gewesen. Dort wo er war herrschte stets Unordnung... aber er hatte dies immer beherrscht und selbst im schlimmsten Chaos immer alles auf Anhieb gefunden. Itachi nannte dies eine beneidenswerte Fähigkeit. Ich nannte dies immer nur irrsinniges Glück und reiner Zufall.

Aber hier… hier glänzte alles.

Sicherlich hatte er eine Putzfrau oder dergleichen!

Und plötzlich überkam mich ein unangenehmer Gedanke!

Wer sagte denn, dass er überhaupt noch schwul war?

Schließlich hatte ich ja schon damals das Gefühl gehabt, dass er es gar nicht war und er nur mir und meines Geständnisses zu Liebe auf mich eingegangen war!

Vielleicht war Naruto ja… verheiratet… und hatte hier eine nette Frau irgendwo sitzen und vielleicht ein halbes Rudel Kinder und…

Mir wurde schrecklich flau im Magen und dies spiegelte sich wohl auf meinem Gesicht wider.

„Ich bin kaum zu Hause und habe daher auch nicht viel im Kühlschrank“, brabbelte er unterdessen munter los, während er sich die Schuhe auszog und sein Jackett auf einen Bügel hängte, „Außer Kurenai, meine Haushälterin, hat eingekauft!“

Innerlich fielen mir mindestens zehn Zentner Kieselsteine von der Schulter.

Haushälterin. Keine versteckte Ehefrau! Gott sei Dank!

Ich hängte meine Jacke neben die seine und stellte meine Schuhe in das dafür vorgesehene Regal. Er wies mit seiner Hand in den gigantischen Wohnraum hinein nach links, wo eine gemütliche Couchecke vor einer riesigen Fensterfront ersichtlich wurde: „Mach es dir schon einmal gemütlich! Ich schau mal, was mein Vorratsschrank so hergibt!“, und er selbst verschwand durch einen höheren Türbogen nach rechts, wo ich nun einmal die Küche vermutete.

Ich hatte mich kaum auf das weiche Polster gesetzt, da erschien er auch schon wieder in der Tür: „Ich habe noch Bier, Bourbon und ein paar Cracker ausfindig machen können. Leider kein Wein mehr da!“, dabei löste er seinen Krawattenknoten und öffnete die obersten Knöpfe seines Hemdes.

Fasziniert beobachtete ich jede einzelne seiner Bewegungen. Betrachtete seine Finger, wie sie die einzelnen Knöpfe öffnete. Schluckte, als er die Krawatte im hohen Bogen neben mich auf die Couch warf. Spürte, wie erneut mein Herz raste und mein Puls in ungeahnte Höhen schoss…

„Sa-chan? Ich dachte, du wärst mitgekommen, weil du noch etwas trinken wolltest?“

Ich zuckte zusammen und eigentlich war mir klar, dass ich nun darauf reagieren sollte, doch ich konnte meinen Blick nicht von dem nun freigelegten Schlüsselbein abwenden.

Seine Haut war immer noch so wunderschön gebräunt wie früher…

„Sa-chan?“

„Naruto!“, kam es nur geflüstert über meine Lippen.

Verdammt noch mal! Ich träumte seit sechs Jahren von diesem Mann und nun stand er wieder vor mir und hatte sich sein Hemd halb aufgeknöpft!

Was dachte er denn, wie ich darauf reagieren würde?!

Er trat auch noch näher an mich heran und setzte sich schließlich neben mich.

Sein Gesichtsausdruck spiegelte Verwunderung wider. Konnte er sich nicht denken, was in mir vorging? War es denn nicht absolut offensichtlich?

Verdammt noch mal! Ich begehrte diesen Mann! Ich wollte diesen Mann!

Jetzt! Hier! Gleich! Sofort!

Meine Hand fuhr an meinen eigenen Kragen und lockerte den Krawattenknoten, der mir so unvergleichlich eng vorgekommen war.

Irgendwie ging mir hier die Luft aus.

„Naruto… ich“, meine andere Hand hob sich und legte sich, ohne dass ich es wirklich beeinflussen konnte, auf seine Brust. Ich spürte seine warme Haut. Spürte das regelmäßige Heben und Senken des Brustkorbes…

„Naruto… bin ich jetzt erwachsen genug für dich? Würdest du mich jetzt nehmen?“, was redete ich da nur?

Normalerweise würde ich nun vor Scham vergehen, doch stattdessen hob ich den Blick und sah ihm direkt in seine Augen, in denen ich förmlich ablesen konnte, dass er nicht nur überrascht über mein plötzliches Handeln war.

Meine Finger auf seiner Brust begannen nach unten zu wandern und die noch geschlossenen Knöpfe seines Hemdes nach und nach zu öffnen, doch er wehrte sich nicht dagegen.

Er blieb einfach neben mir sitzen und starrte mich weiterhin an. Vermutlich nicht fähig, etwas zu erwidern oder sich dagegen zu erwehren.

„Denkst du nicht, dass ich es nun wert wäre, dein Partner…“, ich zögerte, schluckte, „…dein Geliebter zu sein?“

Ich wusste nicht, woher ich den plötzlichen Mut nahm, doch ich beugte mich vor. Der plötzliche Druck auf seiner Brust zwang ihn nach hinten und so drückte ich ihn in die weiche Rückenlehne dieser übergroßen Couch.

„Du brauchst dich auch nicht mehr zurückzuhalten! Ich bin nicht mehr so unerfahren wie früher…“, und was redete ich da für einen Unsinn? Ich hatte das mit Naruto nie verwunden! Nie hatte ich jemand anderen mich berühren lassen! Daher verwunderte es mich gerade umso mehr, dass ich mich ohne zu zögern auf seinen Schoß setzte und mich nun an den letzten seiner Knöpfe zu schaffen machte um dann anschließend mit dem Knopf seiner Hose weiterzumachen.

Deutlich sah ich, wie sich Narutos Kehlkopf unter heftigen Schluckbewegungen auf und ab bewegte!

Er sagte immer noch nichts. Starrte mich nur an.

Irgendwie sah ich darin auch eine Bestätigung, nun weiter zu machen!

Ich öffnete nun den Reißverschluss und ließ meine Hand in seine Hose gleiten.

Strich über seine schwarze Boxershorts und… oh…verdammt… er… er…war erregt!

Er war wirklich und wahrhaftig erregt!

In mir kribbelte es plötzlich! Lodernd wie ein aufkeimendes Feuer!

Wenn er denn wirklich absolut nichts für mich empfinden würde, dann… dann wäre er doch nicht bereits jetzt schon so hart von den paar Berührungen…oder?!

Versucht, mich nicht anhand meiner unsicher werdeneren Berührungen zu verraten, dass mich seine Erektion überraschte, versuchte ich ihm nun, die Hose weiter herunter zu ziehen, was sich natürlich etwas schwierig gestaltete, weil ich noch auf seinem Schoß saß, aber…

RING RIIIING RING

Überrascht blickten sowohl er als auch ich auf.

Es war mitten in der Nacht… wer sollte denn jetzt noch anrufen?

Mein Telefon war es nicht. Es war Narutos Mobiltelefon, welches sich anscheinend in seiner Hosentasche befand und er nun unter einigen umständlichen Bewegungen zu Tage förderte.

„Ignoriere es doch einfach“, summte ich und beugte mich so weit zu ihm vor, so dass meine Lippen nur noch wenige Millimeter vor seinen verharrten.

Doch er drehte den Kopf etwas zur Seite: „Ich muss dennoch nachsehen, ob es sich um einen Notfall handeln könnte!“

Das war das erste Mal, dass er sprach seitdem ich so offensiv geworden war und irgendwie klang dies nun nicht so dem ganzen abgeneigt, wie ich zu Beginn dieses Abends vielleicht noch vermutet hätte…

Er sah auf das Display seines Smartphones und leider konnte ich aus meiner Position heraus nicht erkennen, wer der störende Anrufer war, allerdings änderte sich Narutos Mimik schlagartig.

Er drückte den Anrufer weg und warf das Telefon auf die Sitzfläche neben sich.

Und dann ging alles ganz schnell. Er umschloss meine Taille und hob mich an als würde ich nichts wiegen. Er erhob sich dabei und so kamen wir voreinander stehend vor der Couch zum Stehen und dann schob er sich an mir vorbei, wobei er nach meinem Handgelenk griff und mich hinter sich herzog… zurück zum Fahrstuhl…

WAS?!

„War es ein Notfall?“, keuchte ich noch überrascht, doch er reagierte nicht.

Stattdessen reichte er mir meine Jacke von der Garderobe und wies auf meine Schuhe, die im Eingangsbereich im Regal standen: „Du solltest jetzt besser gehen, Sa-chan!“

„Aber…!“, was war denn nun los?

„Es tut mir leid, aber wir sollten das hier nicht mehr machen! Das war nicht richtig!“, er drückte bereits den Rufknopf für den Fahrstuhl, „Es war schön dich nach all den Jahren wiederzusehen und mit dir einen zu trinken, echt jetzt, aber dabei sollten wir es auch belassen!“

„Aber… aber Naruto…“, deutlich hörte man nun eine leichte Panik in meiner Stimme, „Was ist denn passiert? Warum…warum änderst du so plötzlich deine Meinung?“

„Schnell! Beeil dich! Dann bekommst du noch den letzten Bus ins Zentrum!“, mit einem PLING öffnete sich hinter mir die Fahrstuhltür.

Hastig bückte er sich, drückte mir meine Schuhe in die Hand und anschließend mich rückwärts in die Kabine: „Gute Nacht, Sa-chan!“, und noch ehe ich überhaupt irgendetwas sagen konnte schloss sich die Fahrstuhltür vor meinen Augen und dieser setzte sich surrend in Bewegung.

WAS ZUR HÖLLE…?!?!?!?!

Nur kurz darauf öffnete sich die Tür wieder und bot mir den bekannten Blick in das Foyer.

Doch dieses sah ich nur noch verschwommen.

Was… was war da gerade nur passiert?

Warum verstand ich es nicht?

Er hatte es doch auch gewollt…oder nicht?

WARUM, NARUTO?! WARUM???

Am liebsten hätte ich mich gerade selbst geprügelt!

Ich Idiot! Ich unvergleichlicher Idiot!

Ich hätte es doch wissen müssen!

Damals hatte er mich doch auch so eiskalt abserviert!

Er hatte sich also wirklich nicht verändert!

Er war so kalt wie damals!

Nur warum zum Teufel liebte ich ihn dann immer noch so sehr und warum hörten dann meine Augen nicht auf zu tränen?

Alles scheiße!

~+~

Station 4 - Zwischenstopp -

Kissing memories
 

Station 4

-Zwischenstopp-
 

„Ja, genauso machen wir das! Nicht wahr, Sasuke-kun?“
 

Ich starrte aus dem Fenster, stützte meinen zu schwer vom Nachdenken und der letzten schlaflosen Nächte gewordenen Kopf auf meinen geschlossenen Händen ab und seufzte schwer.

„Ich glaube, er hat dir nicht ganz zugehört, Karin!“

„Wen wundert’s, Juugo! Karin brabbelt seit Stunden! Da schaltet jeder irgendwann einmal ab!“

„Ach, halt die Klappe, Suigetsu!“

Draußen schien die Sonne. Angenehm warm.

In mir war es kalt. Eisig. Frostig. Ich hatte es verbockt!

Erneut entwich mir ein Seufzer!

„Hm, er seufzt ganz schön viel die letzten Tage! Ob ihm was nicht so passt hier bei uns?“

„Ja, du, Karin, du passt nicht!“

„KLAPPE hab ich gesagt!“

Ich hätte nicht so offensiv sein dürfen. Wirklich nicht. Ich hätte die Lage zuvor besser ausloten müssen.

Verdammt noch mal! Was war da bitte in mich gefahren?!

Natürlich fühlte sich Naruto überrumpelt!

Da sah man sich nach sechs Jahren wieder, die er ganz bestimmt nicht damit zugebracht hatte, mir hinterher zu trauern und ich fiel so über ihn her!

Ich Idiot! Idiot! Idiot!

„Siehst du, Karin! Jetzt schlägt er sich schon selber!“

„SUIGETSU!“

Dieser Aufschrei ließ mich nun doch zusammenfahren und meinen Blick von der trostlos sandigen Baustellenlandschaft vor unserem Bürofenster nehmen.

Anteilnahmslos betrachtete ich nun meine drei Kollegen, die wesentlich dichter um mich herum Platz genommen hatten, als ich es noch in Erinnerung hatte, als ich sie das letzte Mal bewusst angesehen hatte.

Keine Ahnung, wann das war. Ich wusste nur noch, dass Karin mal wieder eine Neuigkeit bezüglich dieser ‚DeLonghi-Affäre‘ hatte und von uns verlangt hatte, ihr zu zu hören.

Ich denke in genau diesem Moment hatte sich mein Kopf ausgeschalten und ich war wieder in die depressive Stimmung gerutscht, die ich seit einigen Tagen konsequent aufrechterhielt.

Um genau zu sein: seit vier Tagen.

Denn vor vier Tagen hatte mich Naruto in seinen Fahrstuhl gesetzt und mich wortwörtlich rausgeschmissen.

Seitdem schwieg mein Handy. Er hatte sich nicht mit mir in Verbindung gesetzt. Er hatte auch keine SMS geschrieben um vielleicht irgendein bestehendes Missverständnis aufzuklären… nichts.

Zunächst hatte ich mir noch vor Ort die Augen ausgeheult, was so ganz untypisch für mich war, aber irgendwie hatte alles einmal rausgemusst.

Den von ihm benannten letzten Bus hatte ich dadurch natürlich verpasst gehabt, aber das war in diesem Moment für mich auch nicht weiter tragisch gewesen, weil mir da einfach nur noch alles egal war.

Ich war dann einfach losgelaufen. Immer weiter und ohne auf die Mitmenschen, die sich noch zu so später Stunde auf den Straßen Konohas aufgehalten hatten, zu achten.

Mir war es gleich, dass sie sahen, wie mir weiterhin unkontrollierbar die Tränen die Wangen hinunterflossen und mir war es ebenso gleich, was sie dachten, warum ein erwachsener Mann das tat.

Die Antwort darauf wäre leicht zu geben gewesen: weil es ihm echt scheiße ging!

Weil er vermutlich… nein, ganz sicherlich die Liebe seines Lebens verloren hatte.

Am nächsten Tag hatten mich meine Kollegen nach nur einem kurzen Blick auf mein Gesicht beschlossen, mich nicht weiter mit irgendetwas zu behelligen. Ich musste ausgesehen und gewirkt haben wie ein Zombie, aber auch das war mir egal.

Ich erledigte den Papierkram auf meinem Schreibtisch und versuchte mich auf eine neue Werbekampagne für ein Shampoo zu konzentrieren.

Klappte nicht.

Denn dummerweise ging es um ein Spezialprodukt für blondiertes oder Naturblondes Haar.

Verständlich, warum es da mit der Konzentration haperte, wenn man bei solchen Aufträgen das Gefühl bekam, dass einem das Schicksal noch zusätzlich grinsend ans Bein pisste.

Am zweiten Tag hatte ich ebenfalls vollkommen bewegungs- und sprachlos an meinem Schreibtisch gesessen und meine Zeit hier abgesessen, ehe ich nach Hause trottete und mich dort in meinem Zimmer verbarrikadierte.

Das war der Moment, wo auch Itachi anfing, sich wohl langsam Sorgen zu machen.

Denn er verbrachte nun hingebungsvollerweise seine rare Freizeit damit, im Fünf-Minuten-Takt an meiner Zimmertür zu klopfen um mich mit fadenscheinigen Gründen herauslocken zu wollen.

Funktionierte jedoch auch nicht so wie von ihm gedacht.

Der dritte Tag begann ziemlich schmerzhaft, wenn man das so noch nennen konnte. Denn Schmerzen hatte ich bereits genug, nur zählte mein Schicksal wohl die seelische Pein, die ich durchlitt nicht dazu und verpasste mir noch eine extreme Beule mittig auf die Stirn weil ich direkt zu Beginn meiner Arbeit die gläserne Drehtür nicht beachtete und mit ziemlicher Wucht in die Scheibe krachte.

Diese Sekretärin im Foyer hatte sich so über diesen Knall erschrocken, dass ihr ihr Maniküre Set zu Boden gefallen war und sie kurz davor stand, den Krankenwagen zu rufen.

Seitdem weiß ich, dass sie Ino Yamanaka heißt und ihr Freund Sai wohl als Sanitäter arbeitet.

Und nun hatten wir den vierten Tag. Und ich hatte noch keine Ahnung, wie ich ihn überstehen sollte.

Drei Augenpaare stierten mich teils besorgt, aber auch neugierig an. Lange würde ich um eine passende Entschuldigung für mein seltsames Verhalten nicht drum herum kommen.

Schließlich war das hier immer noch meine erste Arbeitswoche und ich war bisher wirklich noch nicht mit Glanzleistungen aufgefallen.

„Was hast du gesagt, Karin?“, versuchte ich mich daher nun möglichst interessiert klingend an einen Gesprächsaufbau.

Karin rutschte überrascht und mit einem: „Huch!“, auf ihrem Stuhl zurück. Es war offensichtlich, dass sie heute nicht mehr damit gerechnet hatte, dass ich noch in irgendeiner Form reagieren würde.

„Ähm…ja“, haspelte sie irgendwie nervös herunter und versuchte sich an einem koketten Augenaufschlag hinter ihrer Hornbrille. Vielleicht sollte ich ihr mal mitteilen, dass ich auf blonde Arschlöcher männlichen Geschlechts stehe, aber dazu fehlte mir gerade die Lust.

„Tendo Pain meinte, wir sollen eine Firma beauftragen, die hier in dieser Etage irgendwo einen Raum abtrennt um dort ein ‚DeLonghi-Zimmer‘ einzurichten, weil er keinen Bock mehr hat sich unseren Kleinkrieg näher reinzuziehen!“, schnaubte Suigetsu schließlich während er die Arme hinter seinem Kopf verschränkte.

„Würde sich Kakashis Büro wie faire Verlierer verhalten, dann wäre das überhaupt nicht nötig!“, brummelte Karin leise dazwischen.

Jedoch ignorierte ich diesen sinnfreien Beitrag.

„Und was haben wir nun genau zu tun?“

Schließlich verstand ich gerade überhaupt nicht, warum man sich hier extra dafür zusammensetzen musste… schließlich standen hier ausreichend Telefone herum und sicherlich lag hier auch irgendwo ein Branchenbuch. Es dürfte somit kein Problem sein, eine geeignete Firma für diesen Auftrag zu finden.

„Nun ja“, begann nun Karin mit doch wesentlich gefestigterer Stimme, „Ich hatte vorgeschlagen, dass wir einen Teil von unserem Büro abtrennen lassen mit direkter Zugangstür von unserem Büro zum Kaffeezimmer. Somit bleibt die DeLonghi immerhin noch in unserem Besitz, aber wir hätten auch nach den Wünschen des Chefs gehandelt!“, sie grinste schief. Vermutlich, weil sie am Meisten von ihrer Idee überzeugt war.

„Ja, ist doch okay so“, seufzte ich und wollte mich schon abwenden, „Dann machen wir das doch so!“

Doch diesmal war es Juugo, der meinen Drehstuhl festhielt und mich so daran hinderte, mich wieder auf meine eigentliche Arbeit zu konzentrieren.

„Wir haben gesehen, wie du vor ein paar Tagen mit einem von der Baustelle gequatscht hast!“, flötete nun Suigetsu und in mir zog sich alles zusammen.

„Und“, fuhr nun Karin fort, „Daraus schließen wir, dass du welche von diesen Bauarbeitern kennst! Weil derzeit sind alle Baufirmen ausgelastet und es würde Wochen dauern, jemanden zu finden, der uns hier ein Räumchen abtrennt!“

„Worauf wollt ihr hinaus!“, meine Stimme hatte nun berechtigterweise wohl einen leicht gereizten Klang.

„Du wirst mich zu ihnen begleiten und die Jungs da unten fragen, ob sie Lust hätten hier gegen gute Bezahlung noch nebenbei einen Raum abzutrennen!“, Juugo lächelte und erhob sich dabei.

Ich sollte was?! Waren die irre?!?! Da unten… da unten…war irgendwo ER! Ich konnte da nicht raus! Wirklich nicht!

Doch meine plötzlich ins Gesicht geschriebene Panik schien diesen Hünen Juugo nicht daran zu hindern, mich an meinen beiden Schultern zu packen und an ihnen hochzuziehen.

Plötzlich befand ich mich auch schon gezerrter Weise an der Bürotür.

„Vielleicht finden wir auch deinen Kumpel in diesem Anzug…“

„Er ist nicht mein Kumpel“, giftete ich sofort den Orangehaarigen an, doch ihn schien das weniger zu stören, denn irgendwie lächelte er nur wissend und das irritierte mich.

Ich hatte nun wirklich keine Lust auf die nebenliegende Großbaustelle zu gehen, doch Juugos Griff auf meiner Schulter wog schwer und er schob mich scheinbar mühelos durch den Gang in den Fahrstuhl nach unten und dann an der verwirrt dreinblickenden Yamanaka vorbei durch das Foyer nach draußen.

Die Sonne schien plötzlich noch um einiges intensiver auf mich herunter zu brennen, denn ich hatte das Gefühl, dass mir ganze Schweißbäche auf der Stirn standen.

„Da hinten stehen ja auch schon welche!“, grinste Suigetsu plötzlich neben mir und ich hatte keine Ahnung wo der auf einmal herkam. Vermutlich wollte er sich das Schauspiel aus direkter Nähe ansehen.

Innerlich dankbar, dass nicht auch noch Karin mitgekommen war, näherten wir uns einer größeren Gruppe von wirklich muskelbepackten Männern, die an einem Bauzaun lehnten, an. Sie schienen ziemlich offensichtlich gerade eine Zigarettenpause einzulegen und irgendwie störte es mich nun noch mehr, sie darin zu stören.

„‘Tschuldigung!“, flötete Suigetsu eindeutig zu gut gelaunt, allerdings passend zum Wetter, „Wir hätten da mal eine Frage!“

Ein Typ, etwas größer als ich und mit wirren braunen Haaren sah auf. Irgendwie musste ich ihn anstarren… der hatte sich wirklich zwei rote, längliche Dreiecke auf die Wangen tätowieren lassen – ob er da betrunken gewesen war?- , aber er machte nicht den Eindruck in irgendeiner Form zu diesen typischen groben Bauarbeiterbild, was man zwangsläufig im Kopf hatte, zu passen.

„Wie kann man euch Dreien denn helfen?“, fragte er freundlich und löste sich etwas aus der Gruppe heraus.

„Wir hätten da einen kleineren Bauauftrag, bei dem ihr gut verdienen könntet!“

Der Fremde hob eine Augenbraue: „Was genau denn?“

„Eigentlich handelt es sich nur um zwei Trennwände, so dass ein separates Zimmer entsteht!“, erklärte Juugo direkt und der Tätowierte blickte kurz fragend in die Runde, ehe er sich wieder uns zuwandte.

„Normalerweise sollen wir Schwarzarbeit direkt ablehnen, aber unser Boss“, ich zuckte zusammen, „ist in solchen Dingen recht flexibel. Wir könnten ihn fragen! Er ist in der Nähe… wartet mal einen Augenblick!“

„Das ist doch echt nicht nötig, dass ihr euren Boss nun belästigt!“, huschte es mir eindeutig zu nervös klingend heraus und ich erntete daraufhin nicht nur die reichlich verwirrten Blicke der Bauarbeiter, sondern auch die meiner beiden Kollegen.

Aber ich wusste nun mal, dass er nun Naruto holen würde und Scheiße nochmal…ich war wirklich nicht bereit dafür, ihm jetzt wieder zu begegnen!

„Ach…der Uzumaki sieht das nicht so eng! Der hat seit ein paar Tagen sowieso so ne niedergeschlagene Stimmung… vielleicht baut ihr Jungs ihn ja dann wieder auf!“, und ohne meinen Einwand in irgendeiner Form zu beachten verschwand der Kerl auch schon hinter dem Bauzaun.

In mir baute sich eine seltsame Spannung auf.

Hatte dieser Bauarbeiter das gerade richtig gesagt? Naruto sei seit ein paar Tagen niedergeschlagen? Aber…

„Anscheinend ist das ne moderne Krankheit!“, brummte Juugo und schielte ziemlich offensichtlich zu mir herüber, „Du bist ja auch seit ein paar Tagen nicht wirklich da!“

„Tzz!“, summte ich und versuchte in eine andere Richtung zu blicken als auf den Eingang zwischen den Bauzäunen, der auf die Baustelle führte.

Diese Spannung in mir wandelte sich nämlich gerade in erwartungsvolle Nervosität um und das passte mir noch weniger… nun wurden auch noch meine Hände schwitzig!

„So? Die vom Taka-Gebäude brauchen eine Zwischenwand?“, hörte ich bereits die mir so bekannte und vertraute Stimme noch ehe deren Besitzer um die Ecke schritt und wie vom Blitz getroffen zwischen den Bauzäunen stehen blieb. Der zuvor verschwundene Bauarbeiter lief gar in ihn hinein, doch davon ließ er sich überhaupt nicht stören.

Unsere Blicke trafen sich und ein jeder, der diese Szene beobachtete, konnte nun erahnen, dass hier eindeutig etwas nicht stimmte!

Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken oder hätte liebend gerne meine Beine in die Hand genommen und wäre verschwunden… auf ewig… doch meine verräterischen Beine bewegten sich keinen Zentimeter!

Seine tiefblauen Augen huschten meinen Körper wieder auf und ab, ehe er es schließlich schaffte und seinen Blick ganz von mir nahm, um sich Suigetsu zu zu wenden: „Geht klar! Morgen ist Sonntag. Stört es euch, wenn wir es da erledigen? Ist dann einer von euch im Gebäude?“, fragte er im recht neutralen Tonfall und auf Suigetsus Gesicht legte sich ein glückliches Strahlen.

„Morgen schon?“, es war mehr ein Jauchzen, was er von sich gab, „Spitze! Klar werden wir da sein! So ab 10 Uhr?“

Naruto nickte nur, hob dann mit versteinerter Miene die Hand und wandte sich dann ab: „Jungs! Pause vorbei! Zurück an die Arbeit!“, und schon war er verschwunden und ich fühlte mich um mindestens 20 kg leichter.

Nach dieser Begegnung brauchte ich erst einmal einen Drink! Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es nur noch eine Stunde bis Feierabend war und diese würde ich nun sicherlich mit einer völlig überdrehten, da glücklichen Karin verbringen müssen.

Na super!
 

Dass ich einen Drink brauchte, hatte ich ja schon beschlossen.

Dass ich definitiv auch etwas anderes brauchte zeigte mir dann die Auswahl der Bar, in der ich nun am Tresen saß und ziemlich offensichtlich die Blicke auf mich zog.

Das ‚Sharingan‘ war in Konoha und wohl auch darüber hinaus als sogenannte Schwulenbar bekannt. Normalerweise zog mich nichts in eine solche Lokalität, doch heute brauchte ich diese Ausnahme.

Ich bekam einfach Narutos Gesichtsausdruck nicht aus dem Kopf.

War es Entsetzen? Irgendwie kam es mir so vor….

Ich hatte einfach keine Lust mehr mir noch weiter den Kopf zu zerbrechen.

Das mit Naruto und mir war definitiv vorbei! Da gab es keine Chance mehr! Nur musste ich das nur noch begreifen!

Sicherlich tat ich das auch vom Kopf her… aber mein Herz…

Okay. Das vom Kopf her war auch gelogen, denn als man mir nun den vierten Blue Curacao in Folge vor die Nase setzte fühlte ich mich schon wieder an seine Augenfarbe erinnert.

Das Blau seiner Augen war um einiges schöner als dieses chemisch Zusammengebraute!

Erneut verfiel ich meiner neusten Lieblingstätigkeit, dem Seufzen, und ignorierte nebenbei noch einen weiteren plumpen Anmachversuch eines schmierigen Typens im grellbunten Hawaiihemd, der sich schon vor einer ganzen Weile neben mich gesetzt hatte.

Dieser schien es nun endgültig aufzugeben mit dem reizenden Kommentar: „Zicke!“ und ließ mich in mit meinen trüben Gedanken zurück.

Was machte ich eigentlich hier? Wozu war ich her gekommen?

Doch nicht, um mich sinnlos mit irgendwelchen wirklich mies schmeckenden Cocktails unter diesen klebrigen Tresen zu saufen unter den Blicken eindeutig untervögelter Schmierlappen, die mich alle dermaßen anstierten, dass es einem Angst und Bange werden konnte!

Ich war doch hier, um mich abzulenken! Klar, ich war nicht der Typ für einen schnellen Fick auf irgendeiner verdreckten Toilette in einer Spelunke wie dieser, aber ich war auch nicht mehr dazu in der Lage, mich zu Hause in meinen vier Wänden zu verschanzen und dem Selbstmitleid hinzugeben!

Vielleicht sollte ich dem Nächsten, der sich traute mich trotz meiner finsteren Miene anzusprechen wenigstens eine kleine Chance einräumen.

Eine Chance, die ich bei Naruto nicht hatte und auch niemals wieder bekommen würde.

So ein kleiner One-Night-Stand wäre doch okay. Dieser würde mich sicherlich, wenn auch nur für kurze Zeit, auf andere Gedanken bringen!

Ein ziemlich gut gefüllter Geldbeutel wurde neben mir auf die Bar abgelegt und ich vernahm seitlich von mir das zurechtrücken eines Barhockers.

Auch wenn ich dieses offensichtliche ‚Bei-mir-bist-bist-du-finanziell-abgesichert‘-Verhalten sicherlich nicht gerade antörnend fand wegen dieser Aktion mit dem Portemonnaie, so wollte ich diesem Kerl nun doch mein Gehör schenken.

„Kann ich dich auf einen Drink einladen?“, raunte es mir auch schon ins Ohr und ich blickte auf. Die Stimme war schon einmal recht angenehm, auch wenn ich mir gerade beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie sie sich stöhnend anhörte. Das konnte ich nur bei Naruto. Könnte auch daran liegen, dass Naruto bisher der einzige Mann in meinem Leben gewesen war, mit dem ich ein Bett oder was auch immer geteilt hatte.

Ich versuchte, mir ein freundliches Lächeln auf die Lippen zu zaubern und drehte mich leicht zu meinem neuen Gesprächspartner: „Aber gerne!“

Zwar war mein Cocktail noch nicht einmal von mir angerührt worden, aber dem Fremden schien dies nicht davon ab zu bringen, mir ein ganz normales Bier zu bestellen. Mir sicher, dass ich nun am nächsten Tag auch noch einen Kater haben würde, nahm ich das Getränk, welches hier nur in Flaschen ausgeschenkt wurde, entgegen.

„Mein Name ist Toneri! Und wie darf ich das Juwel in dieser Menge nennen?“

Was war denn das bitte für ein selten dämlicher Anmachspruch?

Innerlich stöhnte ich auf. Aber ich hatte mir nun einmal vorgenommen, dem Nächsten eine Chance einzuräumen. Dass diese ziemlich offensichtlich keine Ahnung hatte wie man ein vernünftiges Gespräch einleitete, konnte ich ja zuvor nicht wissen.

Wenigstens kam er meinem Typ bisher am Nächsten. Er hatte ziemlich helles Haar, fast schon unnatürlich lichtblond und seine Augen waren von einem kristallblau, dass es mich doch schon sehr an den von mir bisher ignorierten Blue Curacao erinnerte. Sagte ich nicht schon bereits, dass Narutos Augenfarbe um ein vielfaches schöner war?

Nun, man konnte nicht alles haben und vielleicht würde es ja für diese eine Nacht vollkommen reichen!

Er erhob seine Bierflasche um mir mit einem freundlichen Lächeln zu zu prosten und ich ging darauf ein.

Es folgte herkömmlicher Small Talk. Und mit jeder Minute, die verstrich, fühlte ich mich unbehaglicher in Toneris Gegenwart.

Es lag sicherlich nicht daran, dass er total unsympathisch oder dergleichen gewesen wäre, denn das traf nicht zu.

Er hatte es tatsächlich geschafft die Fehler zu Beginn unseres Gespräches in dessen Verlauf wieder auszubügeln und stellte sich wirklich als angenehmer Gesprächspartner heraus.

Es war bereits das dritte oder vierte Bier, welches ich geleert hatte, da spürte ich, wie er mit erwartungsvollem Blick nach meiner Hand griff und sie mit seinen langen Fingern umschloss. Er rutschte auf seinem Hocker näher an mich heran und ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Wange: „Na, wie wäre es denn, wenn wir uns den nächsten Drink auf ein Hotelzimmer kommen lassen würden?“

Und in dieser Sekunde wurde es mir dann doch zu viel.

Ich konnte das nicht. Wirklich nicht.

Ich hatte mich bisher nur Naruto hingegeben und dabei wollte ich es plötzlich auch belassen.

Nur Naruto sollte mich jemals so berühren dürfen.

Ich rutschte augenblicklich vom Stuhl und entriss ihm meine Hand: „Tut mir leid! Das war ein langer Abend und ich bin müde! Vielleicht sieht man sich noch mal!“, drehte mich herum und eilte zur Tür hinaus.

Ich hatte wirklich ein zügiges Tempo drauf und erst zwei Straßenecken weiter verlangsamte ich meine Geschwindigkeit.

Diese ganze Situation hatte mich doch nun ziemlich überfordert.

Ich atmete tief ein und schloss für einen Augenblick meine Augen, als…

„Hey warte!“, mich etwas an der Schulter packte und mich herum riss.

Ich strauchelte vor Überraschung und wäre beinahe gefallen, schaffte es aber gerade noch so, mich an einer Hauswand abzufangen.

Vor mir stand nun schwer atmend dieser Toneri! Er war mir tatsächlich aus der Bar heraus gefolgt!

„Was willst du von mir?“, diese Situation war mir nun doch etwas sehr unangenehm und ich spürte eine leichte Panik in mir aufkommen!

„Du lässt dich von mir auf Drinks einladen und flirtest auf Teufel komm raus und dann haust du einfach ab? Wie wäre es, wenn du dich mal erkenntlich zeigen würdest?“, seine Augen blitzten geladen auf und ich zuckte zusammen.

Grob packte er mich an meinem Oberarm und zerrte mich näher zu sich heran, während seine andere Hand nach meinem Kinn griff und er mich daran fast schon auf Augenhöhe zu ihm hochzog.

„Tut mir leid! Ich… ich bin… einfach nicht…in der Stimmung!“, keuchte ich, während ich das Gefühl hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Mein Herz schlug wild und aus der leichten Panik schien bald eine wirklich große zu werden, denn der Kerl vor mir war stark, grob und an seinem Gesichtsausdruck war eindeutig abzulesen, dass er nicht vorhatte, das Ganze einfach auf sich beruhen zu lassen.

„Red nicht so einen Scheiß, Kleiner! Warum sonst warst du in dieser Bar wenn du nicht scharf darauf bist mal ordentlich durchgenommen zu werden, hm?“, seine Griffe festigten sich. Mein Arm schmerzte. Durch die mangelnde Blutzufuhr schien er schon taub zu werden und auch der unnötig feste Griff an meinem Kinn würde sicherlich einen unschönen Abdruck hinterlassen!

Schritte hinter mir wurden laut und ich hätte gerne um Hilfe geschrien, doch irgendwie kam kein Geräusch über meine Lippen.

„Sa-chan?“

OH GOTT!

Bildete ich mir das jetzt nun ein? Das… das konnte doch nicht….

„Ich habe auf dich gewartet! Was brauchst du denn auch immer so lange?“, Narutos Stimme klang hell und freundlich. Überhaupt nicht passend zu dem letzten Bild, was ich von ihm noch in Erinnerung hatte!

Dieser Toneri schien einen Augenblick lang unaufmerksam – vermutlich war er überrascht über die plötzliche Unterbrechung - und ich nutzte die Chance und riss mich von ihm los indem ich ihm kraftvoll gegen das Schienbein trat.

Mit einem lauten Schmerzensschrei wich er zurück, nahm aber nicht den nun noch um einiges mehr finsteren Blick von mir, während ich mir meinen schmerzenden Oberarm rieb. Aus dem Blickwinkel sah ich nun, dass Naruto neben mich getreten war.

Wo kam er denn nun eigentlich her? Und was machte er hier?

„Na warte!“, schnaubte Toneri wutgeladen und wollte gerade wieder auf mich los, da sprang Naruto galant genau zwischen uns und ergriff sein gegen mich erhobenes Handgelenk.

„ER GEHÖRT MIR!“

Ich habe Naruto noch nie, wirklich noch nie in einer solch finsteren Tonlage sprechen gehört. Es kam einem dunklen Grollen gleich und duldete schon von vorne herein keinen Widerspruch.

Toneri schien in seiner Pose zu versteinern und wandte den Blick von mir ab und Naruto zu: „Aber diese kleine Schlampe…“

„VERSCHWINDE!“

Ich konnte sehen, das Naruto seinen Griff verstärkte. Er schien mehr auf den Baustellen zu tun als Pläne zu zeichnen… zumindest schien sein Griff Toneris Gesichtsausdruck zufolge ziemlich schmerzhaft zu sein.

Toneri ging einen Schritt zurück und so ließ Naruto das Handgelenk los, welches dieser dann auch einige Male grummelnd rieb.

Dann wandte er sich ab: „Wenn du doch schon einen Kerl hast, warum gehst du dann ins Sharingan?“, giftete er noch über die Schulter hinweg in meine Richtung und verschwand dann um die nächste Straßenecke.

Nun stand ich da. Direkt hinter Naruto.

Das… das hier lief doch irgendwie völlig verkehrt… oder nicht?

„Das Sharingan?“, nuschelte er leise ohne sich dabei zu mir zu drehen, „Was wolltest du an solch einem Ort, der dafür bekannt ist, dass man sich dort nur was für eine Nacht sucht?“

Das war nun wirklich peinlich!

„Na, was meinst du denn, was ich da wollte, Naruto?“, schnaubte ich und blickte dabei zu Boden, „Natürlich einen Mann für eine Nacht!“

Mir war es irgendwie gerade in dem Augenblick total egal, dass ich absoluten Blödsinn von mir gab: „Zudem wüsste ich auch nicht, was dich das noch anginge, Naruto!“

Dieser fuhr blitzschnell herum: „Versteh ich das richtig? Kaum erhältst du von mir einen Korb schmeißt du dich irgendeinem x-beliebigen Kerl an den Hals?“

Irritierenderweise wirkte er… ziemlich sauer.

„Ja, warum nicht?“, schnauzte ich stattdessen mit ungewohnt fester Stimme zurück, „Ich hab schließlich Bedürfnisse, die befriedigt werden müssen!“

Das ich seit sechs Jahren nur Erfahrungen mit meiner linken Hand gesammelt hatte brauchte er ja nun nicht zu wissen!

Plötzlich war er es, der mich grob an meinen Schultern packte und mich leicht schüttelte: „Ist das dein Ernst, Sa-chan! Echt jetzt? Was ist denn mit Gefühlen und…“

„Gefühle?!“, ich schlug seine Hände von meiner Schulter und spuckte ihm förmlich das Wort vor seine Füße, „Was denn für Gefühle, Naruto? Etwa die, die du mir bereits vor sechs Jahren rausgerissen hast, um darauf herum zu trampeln?“, ich wandte mich ab, „Du hast kein Recht mir Vorhaltungen zu machen, Naruto Uzumaki! Du nicht!“, und ohne noch einmal über meine Schulter zu gucken lief ich weiter die Straße hinunter zum nächsten Taxistand und ließ ihn zurück.
 

Es gibt Tage, da weiß man schon kurz nach dem Aufstehen, dass das Leben echt beschissen ist.

Montag ist so ein Tag, auf den das eigentlich schon grundsätzlich zu trifft.

Und handelt es sich dabei auch noch um einen Montag in meinem Leben, so ist es sogar gewiss!

Ich hatte den ganzen Sonntag damit zugebracht, mich von meinem leichten Kater zu erholen und mich über Naruto aufzuregen und war daher doch recht optimistisch an diesem Montag aufgestanden und ins Büro gegangen.

Dort erwartete mich bereits im Eingangsbereich eine mittelgroße Baustelle.

Ich hatte ja gewusst, dass am Tag zuvor, also am Sonntag, einige der Bauarbeiter wie verabredet hier beginnen wollten mit dem Hochziehen einer Trennwand.

Doch ziemlich offensichtlich waren sie nicht fertig geworden und boten mir so die Möglichkeit eines unfreiwilligen Frühsports, indem ich über die herumliegenden Baumaterialien zu meinem Schreibtisch kletterte.

„Morgen, Sasuke!“, grinste mich Suigetsu mit eindeutig zu pervers guter Laune von seinem Arbeitsplatz aus an und ich beschloss spontan, ihm beim nächsten Kaffee einen Schuss Lebertran hineinzuschütten.

„Morgen“, grummelte ich missmutig zurück und schielte zu den herumliegenden Werkzeugen.

Suigetsu schien meine stumme Frage zu verstehen und zuckte mit den Schultern: „Der Architekt gestern hatte irgendwie seltsame Laune und daher sind die Jungs nicht fertig geworden. Sie meinten, dass sei höchstens noch eine Sache von zwei Stunden und das wollten sie dann heute in der Mittagszeit schnell machen!“

Mittagszeit?

Sehr schön! Dann brauchte ich keine Ausrede um nicht hier zu sein, wenn sie denn dann kamen!

Doch ich hatte kaum diesen Gedanken zu Ende gedacht, da erschienen auch schon drei Kerle in Blaumännern und einen von ihnen kannte ich nur zu gut.

Blaue Augen fixierten mich förmlich unter diesem gelben Sicherheitshelm.

„Oh! Wenn man vom Teufel spricht… ha ha!“, Suigetsu sprang förmlich auf und eilte auf die Drei zu, „Hieß es nicht erst zur Mittagszeit?“

„Hm, ja! Eine Betonlieferung kommt heute mit Verspätung und so haben wir ungeplanter Weise etwas Freilauf!“, antwortete Naruto ihm ohne den Blick von mir zu nehmen, doch ich ignorierte ihn und widmete mich stattdessen dem Stapel an Unterlagen, der sich auf meinem Schreibtisch türmte.

Irgendwann schien er dann doch seinen Blick von mir zu lösen, denn als ich das nächste Mal aufsah bemerkte ich, wie er einem seiner Kollegen etwas erklärte. Kurz darauf kamen auch andere Kollegen von mir aus ihren Büros um mal kurz nachzuschauen wie weit man denn schon mit dem neuen Kaffeezimmer war, welches ja eigentlich aus unserem Großraumbüro nur noch einen Raum in der gefühlten Größe einer Abstellkammer machte.

Mir gefiel es zuvor besser und allein der Gedanke, dass man hier so ein Auflebens um eine Kaffeemaschine machte empfand ich doch mehr als lächerlich, bis ich plötzlich ein paar Wortfetzen von Karin auffing, die wohl an meinen Blonden…ähm…ich meine an Naruto gerichtet waren.

„Nun haben Sie hier aber nicht mehr so viel Platz wie zuvor. Stört Sie das nicht?“

„Ha ha ha! Als Frau lernt man schon früh, sich auf kleinstem Raum zurecht zu finden!“

„Aber sie teilen sich doch dieses Büro mit drei männlichen Kollegen. Ist das nicht beengend?“

„Ja, schon! Aber für einen guten Kaffee muss man lernen Abstriche machen zu können!“

„Ich habe dieses Gebäude entworfen und…“

„Ach wirklich?“, Karins Stimme wurde schlagartig zuckersüß. Frauen waren ja sowas von berechnend… ich stöhnte genervt auf.

„Hm, ja!“

„Ja, wäre es denn dann möglich hier in der ganzen Etage die Wände anders zu ziehen?“

„Ja, schon. Das ist kein Problem, echt jetzt!“

„Hach, das wäre wirklich….“

Weiter hörte ich nicht zu.

Irgendwie hatte ich nun das Gefühl, dass diese Etage demnächst ebenso eine Großbaustelle sein würde wie die Sandhügel da draußen auf der anderen Seite meiner Fensterscheibe und das ich Naruto in der nächsten Zeit wohl häufiger hier sehen würde!

Irgendwie war ich mir dadurch nun auch nicht so sicher, ob mir dieser Umstand gefiel oder nicht.

Gewiss… Karins Pläne bedürften noch der Zustimmung von Tendo Pain, aber da ich ja bereits wusste, dass dieser auch mit Naruto befreundet war, dürfte dies wohl kein Problem sein.

Ich hob erneut den Kopf und unsere Blicke trafen sich wie verabredet.

Mein Herz beschleunigte seinen Schlag und mein Puls raste erneut.

Wie schaffte es Naruto eigentlich immer wieder bei mir solche körperlichen Reaktionen hervor zu rufen, wenn ich eigentlich vorhatte, ihn zu ignorieren und sauer auf ihn zu sein?
 

Selbst mitten in der Nacht grübelte ich noch darüber nach und schaffte es – mal wieder – kein Auge zu zu bekommen.

Wieso hatte er mich angesehen? Hatte er gehofft, ich würde mich gegen Karins Idee aussprechen? Wollte er ihr gegenüber nur nicht unhöflich erscheinen?

Ich wälzte mich weiterhin hin und her und bekam seinen Blick nicht aus meinem Kopf. Verdammt noch mal! So ging es doch nun wirklich nicht weiter!

Ein leises Poltern riss mich aus meinen Gedanken und ich blickte zu Boden.

Mein Mobiltelefon war wohl heruntergefallen. Wundern tat es mich nicht wirklich. Es war eher erstaunlich, dass es bei meinen nächtlichen Aktivitäten nicht schon viel früher heruntergefallen war.

Ich hob es auf und aus irgendeinem Grund scrollte ich schließlich durch meine Kontakte.

Schließlich blieb mein Daumen über dem Eintrag „Naruto“ hängen.

War dies innere Eingebung? Ich konnte mich nun die ganze Nacht mit Grübeleien darüber, ob Naruto sich von Karin genötigt sah, diese Umbauarbeiten zu machen oder nicht im Bett hin und her wälzen oder ich könnte ihn einfach fragen!

Und noch bevor ich genau abgewogen hatte, welchen Schritt ich nun gehen würde, hörte ich das Tuten aus meinem Telefon.

„Uzumaki“

Ich blickte schnell auf meinen Wecker. Es war kurz nach Mitternacht. Oh Gott! Ich hatte ihn sicherlich geweckt! Nicht jeder spielte so leidenschaftlich gerne ‚Schlaflos in Konoha‘ wie ich!

„Sa-chan? Bist du das?“

Moment! Woher wusste er, dass ich es war? Hatte er trotz allem immer noch meine Nummer gespeichert? Hatte er mich nicht längst aus seiner Kontaktliste gelöscht? Mein Herz schlug prompt wieder schneller.

„Hey. Hallo! Tut mir leid, dass ich dich noch so spät störe, Naruto!“

„Ist schon okay. Kein Problem!“

„Nein, wirklich… tut mir sehr leid!“

„Was kann ich denn für dich tun?“, seine Stimme war freundlich. Dafür, wie unser letztes Gespräch verlaufen war und für die Uhrzeit war das doch eigentlich sehr verwunderlich!

„Ähm… ich habe mich nur gefragt, warum du auf Karins Vorschlag eingegangen bist!“

Es herrschte eine kurze Stille, ehe er sich hörbar räusperte: „Na ja, irgendwie hab ich es ja selbst vorgeschlagen gehabt. Glaub ich. Es ist einfach so passiert und ich habe auch schon eine Mail von Tendo bekommen. Er ist einverstanden und…“, wieder eine Pause und er holte tief Luft, „Ist das irgendwie ein Problem für dich?“

Seine Stimme klang besorgt aber auch irgendwie total fremd.

„Nein! Nein, natürlich nicht! Ist ja schließlich rein beruflich, nicht wahr?“, antwortete ich schnell und holte selbst tief Luft.

„Stimmt genau! Ich bin nur da weil ich den Umbau leite und du machst… na ja, was du sonst so machst!“

„Ähm, ja. Danke“, wieso bedankte ich mich?, „Nochmals… tut mir leid für den späten Anruf!“

„Kein Problem!“

Da! Schon wieder! Die Stimme hörte sich so distanziert an. So kalt. So… als würde ich mit irgendeinem Sachbearbeiter in einem Callcenter telefonieren und nicht mit dem Mann, der mir ….vor sechs Jahren das Herz brach… ich schluckte: „Tut mir leid!“, wiederholte ich mich erneut und legte dann einfach auf.

Fast schon erschöpft von diesem Anruf warf ich mein Telefon auf den Nachtschrank.

Ich war wirklich ein Idiot. Ich hätte ihn nicht anrufen dürfen!

Was hatte ich nun davon?

Nur noch mehr die Erkenntnis, dass es wohl endgültig aus und vorbei war.

Diese Liebe war von Anfang an einseitig gewesen.

Er hatte schließlich nie… auch damals nicht… gesagt, dass er mich lieben würde.

Und nun?

Ich hatte mir vollkommen sinnlos Hoffnungen gemacht! Dabei war ich doch von Anfang an Chancenlos.

Naruto Uzumaki empfand nun einmal nichts für mich und so würde es auch bleiben.

Ich sollte das endlich einmal einsehen.

Naruto waren meine Gefühle damals egal. Sie sind ihm jetzt egal und sie werden ihm immer egal bleiben. Punkt. Aus. Ende!

Es wird Zeit ihn loszulassen. Ihn zu vergessen. Auch wenn es schwerfällt!

Und als erstes sollte ich lernen, wie man wieder zu vernünftigen Zeiten schläft und damit sollte ich nun auf der Stelle mit anfangen!

Die nächsten Tage würden schließlich hart genug werden!
 

~*~

Station 5 - Endstation -

Kissing memories
 


 

Station 5
 

~Endstation~
 


 

Wie schaffte es nur eine in meinen Augen simple Kaffeemaschine – Karin würde nun entrüstet schnauben – eine komplette Firma so gut wie lahmzulegen?!
 

Und wie schafften es rund 15 Menschen inklusive herumliegenden Baumaterialien in einen Raum, den ich bis vor kurzen noch als relativ groß angesehen hatte, doch nun den Charme einer Legebatterie versprühte.

Die Rede war von meinem Büro. Ich hätte gerne jedem einzelnen in diesem Raum gesagt, dass die Betonung dabei auf ‚meinem‘ lag und ich hier höchstens noch Karin, Suigetsu und Juugo duldete, aber irgendwie wurde ich hier sogar nicht weiter beachtet.

So ziemlich alle Kollegen aus den umliegenden Büros waren hier mittlerweile versammelt und beugten sich über irgendwelche Pläne, die ein Kiba – übrigens der Bauarbeiter mit diesen Tattoos im Gesicht – auf meinem Schreibtisch – weil dieser der ‚Aufgeräumteste‘ war – ausgebreitet hatte und mich, der eigentlich noch Akten zu sichten hatte, ins hinterste Eck des Raumes gedrängt hatte.

Wenn Blicke töten könnten, dann…
 

Ein lautes Auflachen durchbrach meine finsteren Mordgedanken wie die ersten Sonnenstrahlen eine dichte Nebelwand und ich blickte auf.

Da stand er… im Türrahmen… direkt neben meinem Vorgesetzten Tendo Pain.

Und mein verräterisches Herz, welchem ich letzte Nacht noch mitgeteilt hatte, dass es nun endgültig Aus und Vorbei sei mit dieser hoffnungs- und sinnlosen Hinterherheulerei nahm wieder an Geschwindigkeit auf.

Scheiße.

Noch während er lachte strich er sich in einer in meinen Augen – SCHEIßE – anmutigen Bewegung eine Haarsträhne nach hinten und ich hatte einen kurzen Augenblick das Gefühl, dass er in dieser Bewegung unter seiner Hand kurz zu mir geblickt hatte.

Was natürlich absoluter Unsinn war. Das hatte er sicherlich nicht. Schließlich hatte mir das Telefonat der letzten Nacht gezeigt, dass da von seiner Seite rein gar nichts mehr war.

In seinen Augen war ich nur Itachis kleiner Bruder, den er vermutlich noch bis ins Rentenalter Sa-chan nannte und mehr nicht.

Das was wir miteinander gehabt hatten… das war für ihn nicht wichtig gewesen. War einfach passiert…

Allein dieser Gedanke, dass ihm das alles wirklich nichts bedeutet haben könnte, tat so dermaßen weh, dass ich schon wieder dieses fiese Brennen in den Augen spürte und hastig meinen Blick von Naruto abwandte.

Jetzt und hier in einem wahrlich überfüllten Büro meinem Liebeskummer nachgeben und das Heulen anfangen… das war doch sicherlich nicht ich und dieses falsche Bild sollte auch niemand von mir bekommen!
 

„Ähm… Sa-chan?“
 

Ich zuckte zusammen und erstarrte förmlich zur Salzsäule. Wie war er denn nun so schnell zu mir hergekommen?

Er hatte doch gerade noch an der Tür gestanden und nun… stand er direkt neben meinem Drehstuhl und beugte sich etwas zu mir herunter.

Sein Gesichtsausdruck war für mich irgendwie nicht zu zu ordnen.

Undefinierbar. Rätselhaft. Ich hatte ihn noch nie so gesehen.

Eine Mischung aus schlechtem Gewissen und innerer Qual gepaart mit… Sehnsucht und einer Klarheit in den Augen…

„Ja?“, ich drehte mich leicht zu ihm und ich konnte es nicht verhindern, dass ich nun doch leicht erwartungsvoll seinen Blick erwiderte.

Er räusperte sich, öffnete seine schönen… vollen… sinnlichen… Lippen…

„Naruto-kun! Also steht der Termin?“, ein Aufklatschen und eine fremde Hand auf der Schulter Narutos wurde sichtbar.

Dann trat erneut mein Vorgesetzter neben meinen Blonden und grinste diesen an.

„Ja, natürlich, Tendo-kun! Ich werde da sein! Ich lass mir doch deine und Konan-chans Hochzeit nicht entgehen!“, und schon ließ sich Naruto leicht von mir wegziehen… zurück in die Menge.

Ich hörte noch Pain’s Auflachen: „Das hätte ich nun nicht gedacht… wo du doch vor drei Jahren beinahe mit ihr vorm Altar gelandet wärst!“

WUMM!

WAS?!?!?!

Diese Information, die ich so am Rande nun aufgeschnappt hatte… das war kein Schlag mit der Faust ins Gesicht… das war ein Überrollen mit einem Bulldozer!

Naruto… Naruto war… verlobt gewesen????

Er… hatte vor gehabt zu heiraten???

Vor drei Jahren???

Als ich hier litt und vor Sehnsucht verging und nicht wusste, warum und weshalb…

Ich sprang vom Stuhl auf, griff nach hinten und riss meine Jacke von der Lehne.

Das reichte nun vollkommen!

Ich hatte überhaupt nicht das Bedürfnis, mich hier noch einen Augenblick länger im gleichen Raum… nein! Im gleichen Gebäude wie dieser gefühlskalte Vollidiot zu befinden! Wirklich nicht!

Ich musste hier raus! Hastig kämpfte ich mich durch den überfüllten Raum. Rempelte Schultern an, prallte gegen eine breite Brust… sah hoch…

„Sasuke-kun? Alles in Ordnung? Weinst du…?“

Ich ignorierte Juugos Worte. Quetschte mich noch an ihm vorbei, der versuchte, mich zu halten, schaffte es durch die Tür auf den Gang…

Hastete zum Fahrstuhl.

„Sa-chan!“, hörte ich noch die Stimme, die ich nun am Wenigsten hören wollte.

Das PLING des Fahrstuhls war wie die Erlösung!

Mein Sprung hinein der Schritt in die Freiheit. Das Schließen der Fahrstuhltür wie das Kappen der schmerzhaften Erinnerungen.

Ruhe. Stille.

Endlich.

Mein Kopf war frei.

Das Ruckeln des Fahrstuhls stoppte. Ein weiteres PLING folgte und öffnete die verspiegelte Tür. Mein Fuß schwebte bereits über der Schwelle zum Foyer, da kam hastig atmend jemand vor dem Fahrstuhl zum Stehen.

Blaue Augen sahen mich fast flehentlich an: „Sa-chan…“, und ich versteinerte.

„Naruto?“, schallte es aus dem nebenliegenden Treppenhaus.

Ich wollte das nicht!

Ich wollte wirklich nicht Zeuge irgendeiner Unterhaltung werden, die mir aufzeigte, was Naruto in diesen sechs Jahren unserer Trennung erlebt hatte.

In einer Zeit, wo er nicht bei mir war.

Wo ich ihn vermisst hatte und er… er ein Leben geführt hatte indem ich keine Rolle gespielt hatte.

Ich schenkte Naruto nur einen abfälligen Blick und schritt hastig an ihm vorbei, doch er legte mit festem Griff eine Hand auf meine Schulter.

Schien Pains Rufe auf dem Treppenhaus zu ignorieren.

„Sa-chan! Wir müssen reden!“

„Ist es dafür nicht zu spät, Naruto?“, zischte ich und wand mich unter seinem Griff heraus. Versuchte möglichst selbstbewusst wirkend auf die gläserne Drehtür zu zu schreiten. Spürte die verwunderten Blicke der Yamanaka in meinem Rücken.

Naruto blieb verwundert über meine Ignoranz am Fahrstuhl stehen.

Ich erreichte die Drehtür… ich wollte nur noch raus hier. Ich brauchte Luft.

Luft zum Atmen und Luft um endlich einen freien Kopf zu kriegen.

„Komm heute Abend zu mir!“, ich hielt inne, mit der Hand auf dem Griff zum Drehkreuz, „Komm zu mir nach Hause, Sa-chan, und ich werde dir alles sagen! Ich werde warten… die ganze Nacht!“

Schnaubend und ohne noch einmal nach hinten zu blicken schritt ich nach draußen. Ließ ihn ohne irgendeine Antwort meinerseits zurück.

Ich hätte eh nicht gewusst, was ich erwidern sollte.
 


 

Was zum Henker machte ich hier?
 

Es war wirklich mitten in der Nacht. So kurz vor zwei Uhr wenn mich mein Blick auf meine Armbanduhr nicht trügte und ich bewegte mich bestimmt seit einer geschlagenen halben Stunde nicht mehr. Starrte einfach nur dieses doch recht überschaubare Klingelbrett an und rührte mich nicht.

Als ich in den Morgenstunden das Büro verlassen hatte, hatte mich an diesem Tag nichts mehr zurück zur Arbeit bewegen können. Ich war den restlichen Tag einfach total planlos durch die Stadt gerannt, anschließend nach Hause gegangen um mich dort stundenlang stupide die Zimmerdecke anstarrend aufs Bett zu legen um dann ins Kino zu gehen. Dort sah ich mir einen italienischen Krimi mit mieser Untertitelübersetzung an und verließ das Lichtspielhaus noch während der Vorführung.

In meinem Kopf ratterte es unaufhörlich.

Naruto war verlobt gewesen. Er hatte kurz davor gestanden zu heiraten.

Er hatte wohl tatsächlich nichts für mich empfunden. Hatte damals nur mitgespielt. Dieses Spiel gespielt. Mit mir…

Dem kleinen, dummen Oberschuljungen. Dem Oberschuljungen dem er die Welt bedeutet hatte!

Dem er eine Abfuhr erteilt hatte. Der sich über all die Jahre nicht davon erholt hatte. Der am Liebsten nun von der nächsten Brücke gesprungen wäre und stattdessen in einer schicken Wohngegend mitten in der Nacht vor einem Neubau-Hochhaus stand und mit geröteten Augen einen einzigen Namen auf einem Klingelschild anstarrte… Uzumaki.

Wollte ich mir das nun wirklich geben? Sollte ich ihm die Möglichkeit geben, mir noch das letzte bisschen heilgebliebene Herz herauszureißen?

Ich seufzte. Wie masochistisch konnte ein Mensch eigentlich veranlagt sein?

Mein Zeigefinger lag zitternd auf dem Klingelknopf… ich konnte das doch hier nicht wirklich ernst meinen?

„Du bist also wirklich gekommen, Sa-chan!“

Diese Stimme… sie verursachte eine Gänsehaut. Noch immer den Finger auf der Klingel drehte ich mich leicht zurück und entdeckte ihn in der offenen Haustür.

Hatte er mich bereits hier stehen sehen von einem Fenster aus? Aber eigentlich war doch der Eingangsbereich ziemlich uneinsichtig. Er musste wohl bemerkt haben, wie ich verwundert die Hauswand hoch sah…

„Kameraüberwachung!“, er wies auf einen kleinen unscheinbaren Kasten direkt über meinem Kopf und ich merkte, wie mir die Röte in die Wangen schoss.

War doch klar… schließlich lebten hier ausschließlich Menschen mit dickem Geldbeutel. Ich seufzte und bemerkte, dass er etwas zur Seite trat um mir zu signalisieren, dass ich eintreten solle.

Wollte ich das wirklich? Wenn ich einmal drin war, gab es kein zurück. Andererseits hätte ich es dann hinter mir. Er würde mir den letzten, fehlenden Stoß versetzen um dann endlich – vielleicht – mit dieser Sache hier abschließen zu können.

Alleine hatte ich es ja die letzten Jahre nicht hinbekommen und mich deswegen in psychologische Therapie zu begeben… Danach stand mir nun wirklich nicht der Sinn.

Mit gesenktem Haupt folgte ich seiner unausgesprochenen Aufforderung und schritt an ihm vorüber in die Eingangshalle und langsam auf den Fahrstuhl zu.

Schweigend stellte er sich neben mich, forderte den Aufzug an und als wir diesen dann auch betreten hatten gab er bereits den Code ein.

„2307+1010“, flüsterte er und ich horchte auf.

„Was?“

„Der Code für den Fahrstuhl. 2307+1010“, er lächelte. Es war kein normales Lächeln, wie ich es bisher von ihm kannte, sondern ein durch und durch trauriges.

Der Fahrstuhl setzte sich ruckelt in Bewegung und ich ließ mir das Gehörte durch den Kopf gehen. Was wollte er mir nun damit sagen? Das er mir vertraute? Schließlich hatte ich mit diesem Code uneingeschränkten Zugang in seine Wohnung und… Moment! Ich blickte auf und ihn direkt an.

Das mir der Unglaube ins Gesicht geschrieben war fiel ihm sicherlich auf, doch er sagte nichts und reagierte auch nicht weiter. Nur dieses traurige Lächeln auf seinen Lippen.

„Das… das sind unsere… Geburtstage…“, nuschelte ich und senkte erneut beschämt den Kopf. Das ich das nicht gleich bemerkt hatte.

Aber warum hatte er meinen Geburtstag als Türcode?

Die Fahrstuhltür öffnete sich und er trat zuerst hinaus. Schnell zog er seine Schuhe aus und stellte sie ins Regal. Er wartete erst in der Tür zum Wohnzimmer auf mich, da ich doch vor lauter Nervosität, die ich zu unterdrücken versuchte, ein wenig länger zum Entledigen der Schuhe brauchte.

Wir setzten uns beide schweigend auf die Couch.

Er verschränkte seine Finger ineinander und stützte sein Kinn darauf ab, während sich seine Ellbogen in seine Knie bohrten.

Seine Augen waren geschlossen und ich hörte ihn mehrere Male schwer einatmen.

Die Stille war drückend und irgendwie hatte ich das Gefühl, nicht länger stillsitzen zu können.

Seltsam. Normalerweise war Naruto derjenige von uns beiden gewesen, der nie stillsitzen konnte.

„Sa-chan!“

„Naruto!“

Wir hatten beide zeitgleich gesprochen und blickten uns nun überrascht an.

Ein leichtes Lächeln löste wieder seinen starren Gesichtsausdruck ab und ich stimmte mit ein: „Du hast mir gesagt, du wolltest mich sprechen?“

Er nickte und drehte sich in seiner ganzen Haltung etwas mehr zu mir herum. Seine ineinandergelegten Hände sanken und legten sich auf seinen Schoß.

„Diese Stille bringt einen um, echt jetzt!“, schnaubte er amüsiert und schenkte mir ein nervöses Lächeln.

Irgendwo war es beruhigend, dass nicht nur ich angespannt war.

„Darf ich anfangen?“

Ich nickte nur und er atmete wieder tief ein.

„Also, Sa-chan!“, er suchte den Blickkontakt, was mich irgendwie noch nervöser werden ließ, „Es gab in den vergangenen sechs Jahren keinen Tag, an dem ich nicht an dich gedacht habe!“

WUMM

Ich merkte, wie sich meine Augen weiteten und mein Mund aufklappte.

„Ich liebe dich, Sa-chan! Schon lange bevor du mir deine Liebe gestanden hast, war ich in dich verliebt!“, er drehte sein Gesicht von mir weg und ich konnte ihn nur noch im Profil ansehen.

War das… war das sein Ernst?!

„Das gibt’s nicht! Du… du lügst!“, stotterte ich, doch das schien er zu überhören, da er ruhig weitersprach.

„Oh Mann! Ich war damals echt geschockt, als du mir gesagt hast, dass du mich liebst, echt jetzt!“, er lachte leise und fuhr sich beschämt über den Nacken, „Und zunächst hab ich mir immer wieder gesagt, dass das nicht sein kann. Dass das bei dir bestimmt nur so eine Laune ist, die wieder vergeht und so! Hey! Du warst doch Itachis kleiner Bruder! Aber“, erneut holte er wieder tief Luft, „… das war so… wow! Ich war so glücklich und überhaupt…“, ich sah ein freudiges Aufblitzen in seinen Augen.

Verdammt… er… er sagte wirklich die Wahrheit! Mein Herz schlug plötzlich dermaßen schnell, dass es sich zu überschlagen drohte!

„Aber mein… unser Glück war ja nicht von langer Dauer“, nun seufzte er schwer, „Zum Einen hatte ich diese Schuldgefühle Itachi gegenüber. Er hatte dich mir im guten Wissen anvertraut und was machte ich? Ich verführte ständig seinen kleinen Bruder und dann…“, er blickte erneut auf und mich direkt an, „…hm… du solltest vielleicht wissen, dass der Name Uzumaki der Mädchenname meiner Mutter war, den ich nach dem Tod meiner Eltern und durch die Adoption meiner Großeltern väterlicherseits dennoch nicht abgelegt hatte!“

Er stoppte. Vielleicht hatte er geglaubt, dass ich ihn nun mit Fragen löchern würde, doch ich schaffte es nicht, auch nur ein Wort zu formen.

Erneut strich er sich nervös über den Nacken, ehe er fortfuhr: „Vor sechs Jahren verstarb meine Großmutter und mein Großvater wurde schwer krank. Man beorderte mich nach Tokyo, zu unserem Familiensitz zurück und mein Großvater sagte mir, ich solle die Firma früher als geplant übernehmen. Dem hatte ich soweit auch nichts entgegenzusetzen, allerdings legte er mir im gleichen Augenblick auch einen Ordner mit Bildern vor…“

„Bilder?“, wisperte ich und eigentlich hätte ich mir schon denken können, wovon er da eigentlich sprach.

„Hm, ja! Er wollte, dass ich zudem noch schnellst möglichst heiratete. Für einen Leiter einer so großen Baufirma würde sich das schließlich so gehören und so…“, sein ganzer Gesichtsausdruck wurde plötzlich relativ kühl, „Er hatte fast schon alles für eine arrangierte Hochzeit ausgerichtet. Es fehlte nur noch meine Auswahl einer geeigneten Frau“, seine Hände legten sich auf meine Schultern, „und so zwang man mich in eine Verlobung mit Konan. Sa-chan… ich hatte dich, meine große Liebe, hier in Konoha… und in Tokyo die arrangierte Beziehung zu Konan. Ich konnte das damals nicht ablehnen… mein Großvater schien ja auf dem Sterbebett zu liegen und… dann noch meine Schuldgefühle Itachi gegenüber… verstehst du?“

Diesmal war ich es, der tief die Luft in die Lungen sog: „Weiter?“

„Meinem Großvater ging es bald wieder etwas besser und er konnte die Firmengeschäfte wieder übernehmen. Konan löste die Verlobung vor drei Jahren… sie hatte gemerkt, dass ich niemals ganz bei ihr sein würde und sehnte sich nach einer liebevollen Beziehung, die sie mit meinem besten Freund Tendo auch fand! Doch ich habe es dann nicht geschafft, zu dir zurück zu kommen. Ich war so ein Arschloch und hatte dich so verletzt und…“

„Warum hast du mich dann das letzte Mal hier rausgeschmissen?“, mein Ton war schneidend. Denn das alles, was er mir nun so erzählt hatte, passte ja nun nicht mehr so ganz zu seinem Verhalten bei meinem letzten Besuch hier: „Ich habe dich auch all die Jahre nicht vergessen können, Naruto! Ich habe immer nur dich geliebt und es nie verwunden, dass du mich verlassen hast! Das muss doch bei meinem letzten Besuch hier ziemlich deutlich rüber gekommen sein, oder nicht? Warum dann also der Rausschmiss?“

Seine Hand rutschte von meiner Schulter hoch zu meiner Wange. Legte sich behutsam auf sie und sein Daumen strich zärtlich über die dünne und vom vielen Weinen gerötete Haut direkt unter meinem Auge.

„Dieser Anruf… es war Itachi!“, flüsterte er und versuchte ein müdes Lächeln, „Ich hatte ihn tags zuvor getroffen. Und ich hatte ihm die Wahrheit gesagt. Mit dem, was zwischen uns gewesen war und das ich wieder Kontakt zu dir wünsche, allerdings diesmal ohne diese ganze Geheimniskrämerei! Ich wollte mit offenen Karten spielen, verstehst du?“

Ich nickte und legte nun meine Hand auf die Seine an meiner Wange.

Drückte sie leicht, so dass er wusste, dass ich ihn wirklich verstand.

„Itachi war natürlich weniger begeistert!“, seufzte er, „Wir haben uns ganz schön gestritten…“, wieder huschte ein verschämtes Lachen über sein Gesicht, „…aber irgendwie habe ich auch verstanden, dass er sauer auf mich war. Nun ja, er war nicht wirklich sauer. Denn bei diesen Anruf, den ich da nicht entgegengenommen hatte, wollte er mir eigentlich mitteilen, dass er nur enttäuscht sei, aber nicht wirklich sauer. Das tat er dann aber in einem persönlichen Gespräch mit mir an dem Abend, wo ich dich in der Nähe vom Sharingan getroffen hatte. Ich hätte dir da schon gerne etwas gesagt… und am Telefon finde ich solche Gespräche auch sehr unpersönlich und…“

„Halt die Klappe, Usuratonkachi!“, stöhnte ich nun auf und nun blickte er reichlich verwirrt.

„Hast du es noch immer nicht verstanden?“

Das er gerade nicht genau wusste, was ich meinte, brauchte er mir wirklich nicht zu sagen.

„Hast du nun vor mich weiterhin als Itachis kleinen Bruder zu sehen? Hast du nun vor, deine Gefühle unter Verschluss zu halten?“, meine Stimme klang vorwurfsvoll, „Ich habe dich die ganze Zeit geliebt, Naruto! Die ganze… die ganze verdammt lange Zeit! Ich habe nie damit aufgehört, verstehst du? Damals nicht und heute nicht und ich werde es auch nie! Verstehst du?“, ich löste unsere Hände von meiner Wange und warf mich ihm sprichwörtlich um den Hals, „Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr, Naruto!“, und nun, wo sich meine vorwurfsvolle Stimme in eine tränenschwangere gewandelt hatte, wusste ich, dass selbst er es nun begriffen hatte. Sein Körper versteifte sich einen Augenblick lang, ehe ich spürte, dass auch er seine Arme um mich schlang und mich noch näher an sich heranzog. Mir fast sämtliche Luft aus meinen Lungen presste.

„Sa-chan!“, flüsterte er in mein Ohr und ich löste mich etwas von ihm, lächelte ihn glücklich an.

„Würdest du mich bitte ab sofort Sasuke nennen? Weißt du, ich bin jetzt nicht mehr der Oberschüler von damals und…“

„Ich weiß!“, flüsterte er leise ehe er seine Lippen auf meine legte.
 

Seine Zunge umspielte die meine.

Sein wohliges Seufzen wurde erstickt von meinen Lippen.

Seine Hände streiften meine Seiten.

„Sag es noch mal, Naruto!“, keuchte ich unter ihm.

„Ich liebe dich, Sasuke!“, hauchte er wie selbstverständlich und doch so lange von mir herbeigesehnt diese magischen Worte in mein Ohr und mein Körper bäumte sich unter einem lustvollen Schauer unter ihm auf.

Tief stieß er in mich. Ließ mich all den Kummer und die Sorgen der letzten Jahre auf einen Schlag vergessen.

„Na…Naruto!“

Seine Lippen schienen mich überall zeitgleich zu berühren.

Seine Hände berührten mich so gekonnt an den Stellen, von denen sich wie elektrische Schübe die Wellen der reinen und puren Lust über meinen Körper zogen.

Um mich herum verschwamm alles in einem reinen Lichtermeer und ich schrie und stöhnte mir wahrlich die Seele aus dem Leib.

Nichts hatte sich an unserem gemeinsamen Liebesspiel geändert.

Es war perfekt und ich… nein, wir genossen es in vollen Zügen.

„Naruto… ah… nochmal!“

„Ich…Sas… Sas’ke…ich liebe dich!“

Er könnte das immer und immer wieder sagen…

„Und wehe…ah… du gehst noch mal….ins Sharingan!“, schnaufte er plötzlich, als er mich auf den Bauch drehte und sich hinter mir positionierte um sich dann widerstandslos komplett erneut in mir zu versenken.

Ich liebte es, wenn er ein wenig grober wurde und ließ ein wohliges Seufzen hören, als ich seinen kompletten Schwanz in mir pulsieren spürte.

„Idiot!“, wisperte ich und drehte meinen Kopf nach hinten, packte ihn im Nacken und zog ihn näher daran zu mir herunter. Seine präzisen und lustvollen Stöße pausierten: „Ich …würde es nicht verkraften, wenn ein anderer… dich so sieht!“, raunte er und hauchte mir einen Kuss auf den Mundwinkel, „Du gehörst mir und nur mir allein!“, und mit diesen Worten stieß er erneut zu und brachte mich augenblicklich dazu Sterne zu sehen.

„Falls… falls du es noch …nicht bemerkt hast“, keuchte ich abgehakt, „Ich war schon immer nur… dir allein!“, und dabei drehte ich mich so, dass er seitlich abfiel und ich mich von ihm lösen konnte. Die zerwühlten Laken würden uns spätestens morgen früh wieder daran erinnern, dass dies keine herkömmliche Wiedervereinigung war!

Doch ich hatte nicht vor, unser Liebesspiel hier zu beenden, sondern setzte mich nun auf seine Hüfte und führte sein pralles Glied wieder an meinen Eingang zurück.

Er lächelte, hielt meine Hand, die seine Erregung führte fest und blickte mir direkt in die Augen: „Ja, Sasuke, und ich gehörte immer nur dir. Und das wird sich auch niemals wieder ändern!“

Und während sich unsere schon geschwollenen Lippen erneut zu einem sehnsuchtsvollen Kuss vereinigten stieß er wieder zu und bewies mir, dass dies hier kein Traum sein konnte…
 

~*~ENDE~*~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (28)
[1] [2] [3]
/ 3

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2018-03-15T06:16:37+00:00 15.03.2018 07:16
Ende gut, alles gut :)
Hach, die FF war soooo schön :3 sie ging richtig ans Herz und man hat als Leser total mit Sasuke zusammen gelitten!
Und das Problem Kaffeemaschine wurde auch gelöst, da wird sich die Abteilung kakashi aber ärgern xD
Liebe Grüße, Nemesis
Von: abgemeldet
2018-03-14T21:49:07+00:00 14.03.2018 22:49
das war wieder ein super gutes kapitel und ich kann einfach nicht aufhören zu lesen. die story ist einfach zu spannend. das ständige hin und her zwischen den beiden macht nicht nur sasuke, sondern auch mich toal fertig xD
es ist schon wein wenig ironisch... naruto muss sasuke voll für einen 'checker' halten. erst sagt er ihm, dass er nicht mehr so unerfahren wie vor sechs jahren ist und dann geht es noch ins sharingan für einen one night stand und knallt das seinem retter auch noch vor den kopf.
ob naruto jemals erfahren wird, dass er der erste und letzte mann in sasukes leben war und immer sein wird?
ich lasse mich überraschen :)
der kleine ständige streit um die kaffeemaschine (aber hey, ich kann es verstehen haha) verleiht der dramatischen liebesstory eine gewisse portion humor. das gefällt mir sehr gut :D
liebe grüße, nemesis
Von: abgemeldet
2018-03-14T21:14:22+00:00 14.03.2018 22:14
der hammer! du weißt, wie man eine geschichte schreibt. einfach klasse.
aber sasuke kann einem wirklich leid tun, da dachte man gerade, hey, jawohl, naruto erwidert seine gefühle und dann zack wird der schwarzhaarige ins eiskalte wasser geschmissen. das sasuke aber so zeilstrebig war, als er naruto auf die couch gedrückt hat, das hat mich schon ein wenig verwundert, aber daran kann man sehen, wie mutig man wird, wenn man das vor sich hat, was man über alles auf der welt begehrt :D
wer wohl der uminöse anrufer war?
danach hat der blonde von null auf 180 seine meinung geändert und schien ziemlich gestresst und überfordert mit der situation zu sein. vielleicht itachi? der eigentliche partner des blonden?
für sasuke ist dies wieder eine frage mehr die ihn quält ... statt antworten ergeben sich nur fragen über fragen ...
liebe grüße, nemesis
Von: abgemeldet
2018-03-14T20:38:26+00:00 14.03.2018 21:38
hola die waldfee, dass wird ja immer besser!
wahnsinn!
naja, erstmal tut sasuke mir richtig leid, dass er ausgerechnet mit karin & co in einem team arbeitet. da wäre er bei kakashi und obito, die -zumindest denke ich mal, dass die beiden bei dir IC sind- etwas ruhiger veranlagt sind, besser reingepasst hätte :D mal sehen, was der krieg um die heißbegehrte kaffeemaschine noch so mit sich bringt xD
der junge uchiha kann einem schon leid tun mit seinem gefühlswirrwarr... erst der traum, dann trifft er naruto im blauman, dann wieder ein traum und nun der anzug, wo der blonde sicherlich richtig zum vernaschen mir aussieht *gg* hoffentlich bekommt sasuke keinen herzinfakt und einen vernünftigen satz heraus :D
ich lasse mich überraschen, was du dir im nächsten kapitel hast einfallen lassen!
bis denne, nemesis
Von: abgemeldet
2018-03-14T19:53:48+00:00 14.03.2018 20:53
ich bin einfach hin und weg. das war ein spitzenmäßiges kapitel!
man konnte sich so verdammt gut in sasukes gefühlswelt hineinversetzen und das naruto 5 jahre älter ist als sa-chan (welch eine knuffige idee :3 ) macht das ganze noch viel interessanter.
nach einer kleinen romanze hat naruto einen schlussstrich gezogen und das sasuke auch nach 6 jahren nicht über den blonden hinweg ist, muss schon was heißen ^^ aber so ist das nun mal mit gefühlen. die einen schaffen es, die anderen schaffen es nicht und halten an der vergangenheit fest.
bin mal gespannt, was mich im nächsten kapitel erwarten wird.

liebe grüße, nemesis
Von:  Wisteria
2017-01-21T23:17:33+00:00 22.01.2017 00:17
Das ist eine wunderbare FF!
Diese Gefühlsachterbahn ist echt nicht ohne! Sasuke tut mir echt leid so lange auf seine Liebe zu warten, bzw sie als verloren an zu sehen. Nur gut das es ein Happy End gibt!
LG
Von:  Tales_
2016-02-08T20:27:10+00:00 08.02.2016 21:27
Hi,
danke für deine Teilnahme an meinen Wettbewerb!
Ohje, die Eltern tot.
Der Bruder kaum da und dessen bester Freund, der auch noch älter ist fängt was mit dem Kleinen Sasuke an ^^
Da ist Ärger ja direkt vorprogrammiert.

Kaum verwunderlich das Naruto da Schuldgefühle gegenüber Itachi hat. Aber trotzdem…
Er hätte niemals so mit Sasuke umspringen dürfen! Er kann wirklich froh sein, das dieser ihm verziehen hat.

Ich freu mich für die zwei keine Frage :)
Gut ist auch, dass Itachi auch Bescheid weiß ^^

Von der Rechtschreibung und vom Lesefluss hab ich gar nichts anzumerken. Mir ist jetzt nichts aufgefallen ^^
Dein Wort ´Streit´ kam darin vor, zwar hätte es mehr vorkommen dürfen, aber das ist durchaus in Ordnung.
Ansonsten hat mir die Fanfic vom Inhalt her auch sehr gut gefallen. Zwar war Sasuke etwas anders vom Charakter als sonst. Aber das fand ich jetzt nicht störend. Im Gegenteil.

Lg Shanti

Von:  Onlyknow3
2015-04-29T10:04:58+00:00 29.04.2015 12:04
Was für eine schöne Geschichte, das ist doch mal ein super Happy-End. Hat mir sehr gut gefallen, auch wenn Sasuke nicht so ganz seinem normalen Charakter entsprach. Mach weiter so, freue mich auf das was als nächstes kommt.

LG
Onlyknow3
Von:  Suki96
2015-04-24T08:08:28+00:00 24.04.2015 10:08
wie süß ein wirklich schönes ende
Von:  naruhinaxXx
2015-04-23T19:13:46+00:00 23.04.2015 21:13
Juhu sie haben wieder zusammen gefunden



Zurück