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Kissing Memories

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Station 1 - Am Anfang steht das Ende -

Kissing memories
 

Station 1

-Am Anfang stand das Ende-
 

„Sa-chan!“

Naruto Uzumaki nannte mich immer so. Er war auch der Einzige, der dies dürfte.

Schließlich kannte ich ihn schon ewig.

Wenn ich an diese Zeit zurückdenke… an die Zeit, wo er mich ‚Sa-chan‘ nannte, dann rast mein Herz geradezu. Scheint zu stolpern und setzt irgendwann aus.

Naruto war der beste Freund meines Bruders Itachi und fünf Jahre älter als ich.

Ich weiß gar nicht mehr so genau, wann das war, aber es muss in der Zeit gewesen sein, als Itachi im zweiten Jahr der Elemantary School gewesen war als er Naruto zum ersten Mal zu uns mit nach Hause brachte.

Unzählige Bilder in den alten Fotoalben meiner Eltern zeigen einen quirligen blonden Jungen neben dem meist mürrisch dreinblickenden Itachi… und viele Male sitzt ein kleiner Junge mit großen schwarzen Augen und roten Wangen auf dem Schoß des Blonden. Unendlich viele Male und dennoch viel zu selten.

Naruto gehörte irgendwie ab diesem Augenblick mit zu unserer Familie.

Er war der einzige Freund, der es über all die Jahre mit meinem doch recht unterkühlten Bruder aushielt. Der es sogar schaffte, hier und da mal ein Lächeln auf die schmalen Lippen meines Bruders zu zaubern.

Naruto war herzensgut, hilfsbereit, freundlich, zuvorkommend und manchmal auch in seiner wirklich tollpatschigen Art ein kleiner Idiot.

Er war so gegensätzlich zu meiner Familie. Zu Itachi. Zu mir.

Und dennoch… oder trotz alledem passte er irgendwie perfekt.

All die Jahre ging er in unserem Haus ein und aus. Bekam alles von unserem Familienleben mit und integrierte sich. Nie war mir aufgefallen, dass wir eigentlich nichts von seiner Familie wussten…

Nun ja… ich wusste nichts. Meine Eltern sicherlich schon. Schließlich war besonders mein Vater sehr darauf bedacht, dass wir stets gute und auch lohnenswerte Kontakte pflegten und nahm jeden unserer Freunde genauestens unter die Lupe.

Dadurch, dass Naruto über all die Jahre stets bei uns war, war also davon auszugehen, dass er den Nachforschungen meines Vaters standgehalten hatte.

Unser Vater war Polizeichef in Konoha, einer kleinen Stadt rund 100 Kilometer nördlich von Tokyo in Japan und leider fielen er und meine Mutter einem Attentat einer Verbrecherorganisation zum Opfer, als ich gerade einmal 12 Jahre alt war.

Für einen Jungen in diesem Alter, der von jetzt auf gleich beide Elternteile verloren hatte, war dies natürlich ein herber Verlust. Mein Bruder war gerade erst 17 geworden und somit noch lange nicht volljährig.

Deutlich hatte ich ihm angesehen, dass es ihm widerstrebte, dass man uns zu einem Großonkel abschob kaum das wir das Krematorium, in dem meine Eltern gemeinsam verbrannt worden waren, verlassen hatten.

In diesem einen Jahr bis zum 18. Geburtstag meines Bruders, hatte es dieser Onkel geschafft, dass halbe Vermögen meiner Eltern zu verjubeln.

Wütend darüber und mit der Unterstützung Narutos hatte Itachi schließlich das Haus verlassen. Er hatte sich eine kleine Drei-Zimmer-Wohnung in der Nähe des Uni-Campus genommen und mich kurz darauf zu sich geholt.

Fortan bekam ich meinen Bruder nur noch selten zu Gesicht. Er lernte viel und wenn er nicht gerade in seine Studien vertieft war ging er arbeiten.

Er wollte nichts vom Erbe unserer Eltern verwenden. Stets sagte er, dass sicherlich auch einmal schlechtere Zeiten kommen würden und wir dann dieses Geld noch brauchen würden.

In dieser Zeit war Naruto sehr viel für mich da. Auch er studierte an der Konoha Universität, allerdings belegte er Architektur, während sich mein Bruder für Jura eingeschrieben hatte.

Es waren gerade Neujahrsferien. Draußen war es eisig und ich hatte mein Gesicht tief in den roten Schal vergraben, als ich den Schlüssel im Schloss unserer kleinen Wohnung herumdrehte. Doch ich kam gar nicht dazu, diesen Vorgang zu beenden, da wurde die Tür auch schon von innen aufgerissen.

„Sa-chan!“

Ich blickte nach oben und sah in ein strahlendes Gesicht, umrandet von wirren blonden Haaren. Blaue Augen, die mich an die Bucht unseres ehemaligen Ferienhauses auf Okinawa erinnerten, funkelten mir entgegen und alleine diesem Umstand war es zu verdanken, dass sich auch auf meinen Lippen ein kleines Lächeln abzeichnete. Das erste an diesem Tag.

„Willkommen zu Hause!“, flötete mir der Blonde entgegen und trat zur Seite, so dass ich eintreten konnte.

Beim genaueren Hinsehen musste ich sogar noch mehr schmunzeln. Naruto hatte wirklich diese grausliche Rüschenschürze an, die mein Bruder vor einiger Zeit von einer Kommilitonin geschenkt bekommen hatte. Warum diese dachte, dass mein Bruder eine rosafarbene Schürze brauchte blieb wir weiterhin rätselhaft, aber an Naruto, mit seinem breiten Kreuz, der muskulösen Statur und der gebräunten Haut, sah sie doch ziemlich lächerlich aus!

Ziemlich offensichtlich ließ ich meinen Blick an ihm auf und abschweifen und legte dann frech grinsend den Kopf schräg: „Hallo, Mama Naruto! Ist das Essen fertig?“

Er schnaubte belustigt auf und wuschelte mir einmal durch mein Haar. Meine perfekt sitzende Frisur war hinüber, aber das störte mich nicht.

Nein, so stimmt diese Aussage nicht. Gewiss hätte es mich bei jedem anderen extrem gestört, nur bei ihm nicht.

„Sei nicht so aufmüpfig, Sa-chan!“, er schloss die Türe während ich mir im Eingangsbereich die schweren Stiefel auszog und anschließend meinen Mantel an die Garderobe hängte, „Aber ja, ich habe eurer Durchlaucht bereits das Essen im Speisesaal kredenzt!“

„Tzz!“, dieser Idiot. Dass er auch immer so übertreiben musste.

Als wenn es in diesem Loch Platz für einen Speisesaal gäbe! Aber das mit ‚ihrer Durchlaucht‘ konnte ruhig so stehen bleiben!

Narutos hausfraulichen Fähigkeiten waren nicht gerade meisterhaft, doch sie taugten zum Überleben. Von daher war es für mich auch nicht verwunderlich, dass sich mein Mittagessen auf Onigiri und einen Tomatensalat beschränkte.

Im Gegenteil. Naruto wusste, was ich gerne aß und er schaffte es somit, dass in mir das Gefühl von ‚zu Hause sein‘ aufkam… ein Zustand, den ich nach dem überraschenden Tod meiner Eltern als nicht mehr möglich befunden hatte.

Ich setzte mich an den kleinen Esstisch im Wohnzimmer und er verschwand noch einmal kurz in der Küche.

Kurz darauf spürte ich seine Präsenz auch schon wieder hinter mir und er beugte sich von rechts über mich hinüber um mir ein Glas Wasser neben meinen Teller zu stellen.

Dieser leichte Hauch von würzigem After Shave und einer Prise Zigarettenrauch haftete an ihm und schien mich förmlich einzunebeln.

Ein Umstand, der mich sicherlich nicht störte. Im Gegenteil. Ich liebte diesen Geruch!

Niemand auf dieser Welt schaffte es in meinen Augen so gut zu riechen wie Naruto Uzumaki!

Nach einem tiefen Atemzug durch die Nase schloss ich meine Lider, nur um mich noch mehr an diesem Duft zu berauschen und wurde erst wieder durch Narutos belustigtes Glucksen in die Wirklichkeit zurückgeholt.

Er hatte gegenüber von mir Platz genommen und stützte sein Gesicht, welches mich so intensiv betrachtete, auf den Handballen ab: „Schmeckt dir mein Essen so gut oder warum driftest du gedanklich so ab, Sa-chan?“

Ich spürte eine leichte Röte auf meinen Wangen aufkommen.

Eine für mich recht eindeutige Röte. Und sicherlich in den Augen der restlichen Menschheit auch… nur nicht für Naruto.

Ich denke, ich hätte es mir zu dem Zeitpunkt auf die Stirn schreiben können und Naruto hätte es dennoch nicht verstanden…

Denn es war doch so offensichtlich!

Jedes Mal wenn er mich ansah raste mein Herz.

Jedes Mal wenn er lachte setzte es sogar aus und jedes Mal, wenn er mich berührte – und wenn es nur ein versehentliches Streifen war – kämpfte ich damit, nicht augenblicklich zu hyperventilieren und umzufallen.

Denn auch, wenn ich zu diesem Zeitpunkt oft nächtelang grübelnd wach lag, so wusste ich, was mit mir nicht stimmte: Ich liebte Naruto Uzumaki.

Klar, er war ganz eindeutig ein Mann, so wie ich auch… aber er war auch so viel mehr.

Er war groß, gut gebaut und allein diese Augen!

Mir war aber auch klar, dass ich keine Gefühle für ihn haben sollte.

Eben weil er ein Mann war. Und auch weil er der beste Freund meines Bruders war.

Lange Zeit schob ich meine aufkeimenden Gefühle auf die verrücktspielenden Hormone, mit denen man sich in der Pubertät herumplagen musste… doch wie lange spielten so Hormone eigentlich verrückt und warum kam keine Besserung in Sicht? Schließlich erlag ich zu diesem Zeitpunkt meiner heimlichen Schwärmerei für den gutaussehenden Blonden schon seit über vier Jahren!

„Na ja… anscheinend schmeckt es so gut, dass es dir die Sprache verschlagen hat!“, lachte er nun laut auf und erhob sich überraschenderweise wieder von seinem Platz, „Ich muss dann jetzt auch wieder los, Sa-chan!“

Er hatte sich vielleicht nur einen guten Meter von mir wegbewegt, da hielt er inne und schien mich eingehend zu betrachten: „Nun schau doch nicht so traurig! Ich komme doch bald wieder!“, und er zwinkerte mir mit einem wunderschönen Lächeln auf den Lippen zu.

Hatte ich in diesem Moment wirklich traurig ausgesehen? Leichte Panik war in mir hochgekrochen. Es hätte mir klar sein müssen, dass mein stetig kühler Gesichtsausdruck mit den Jahren dieser Belastung nicht mehr standhalten konnte. Er bröckelte. Und das war schlecht! Wirklich, wirklich schlecht!

Naruto dürfte meine Gefühle für ihn nicht wissen! Er würde mich doch meiden. So was war doch abartig!

„Wie laufen eigentlich die Prüfungen?“, erneut holte er mich aus meinen grübelnden Gedanken zurück in die Realität und ich sah von meinem Onigiri in der Hand auf.

Der Blonde hüpfte bereits auf einem Bein durch unsere Diele und versuchte sich die Schuhe anzuziehen.

„Ganz gut!“, antwortete ich ihm knapp und biss in das doch recht gut gelungene Reisbällchen.

„Also… wenn du Hilfe brauchst, dann sagst du mir Bescheid, ja?“, er hielt bei seinem zweiten Schuh inne und schenkte mir einen Blick, der irgendwo zwischen Besorgnis und Zuversicht einzuordnen war, „Wir wollen doch, dass du die Eingangsprüfung zur Uni bestehst, echt jetzt!“

Ich schnaubte leise und sicherlich nicht hörbar für ihn auf. Als wären die ein Problem für mich…

„Wenn Itachi sich mal blicken lässt, dann sag ihm bitte noch, dass ich ihm die benötigten Bücher auf seinen Schreibtisch gelegt habe, ja?“

„Geht klar!“

„Sehr schön… dann bis bald, Sa-chan!“, und schon hörte ich wie die Tür ins Schloss fiel und mir im gleichen Augenblick zwei Zentner Steine von den Schultern.

Ich war erleichtert gewesen. Erleichtert darüber, dass er mir gelungen war, dass Naruto nichts gemerkt hatte.

Das er mir nicht angesehen hatte, dass etwas mit mir nicht stimmte.

Aber wie lange würde das noch so gut gehen?

Wie lange würde ich ihm und im Endeffekt auch mir etwas vormachen können?

Ich musste etwas ändern… und das möglichst bald!
 

„Also, Sa-chan! Du hast gemailt du hättest Probleme?“

Es war genau zwei Tage her, dass mir Naruto das Angebot gemacht hatte, mir beim Lernen für die Uni-Eingangsprüfungen zu helfen und obwohl der Blonde hätte eigentlich wissen müssen, dass ich ganz bestimmt keine Hilfe benötigte, hatte er mir nur wenige Augenblicke nach meiner möglichst verzweifelt klingenden eMail geantwortet, dass er sich augenblicklich auf dem Weg zu mir machte.

Und das hatte er wirklich getan! Denn nun stand er vor mir. Mitten in meinem Zimmer und blickte auf mich hinunter.

Irgendwie kam er mir nun doch um einiges größer vor und das lag sicherlich nicht an der Tatsache, dass er stand und ich auf einem mir plötzlich sehr wackelig erscheinenden Drehstuhl an meinem Schreibtisch saß.

Es lag eher an meinen Gedanken, die sich nun ausschließlich um mein Vorhaben drehten.

Denn heute war der Tag der Entscheidung!

Zumindest hatte ich mir das so zurecht gelegt!

Denn in den letzten 48 Stunden hatte ich die Erkenntnis erlangt, dass es so wirklich nicht weitergehen konnte.

Diese Gefühle in mir, die ich für den Blonden hegte, wurden übermächtig.

So übermächtig, dass es in meiner Brust höllisch schmerzte.

Und wenn man Schmerzen hat, dann sollte man etwas dagegen unternehmen… so hatte es zumindest immer mein selten anwesender Bruder gesagt.

Das dieser nun nicht da war, störte mich gerade ausnahmsweise wirklich nicht, denn er würde vermutlich… nein, ganz sicherlich… bei meinem geplanten Vorhaben nur stören!

Ich atmete tief durch…

„Sasuke? Alles in Ordnung? Du bist wirklich blass, echt jetzt!“

Seit wann nannte er mich Sasuke?

Das… das war vielleicht nur ein oder zweimal bisher vorgekommen und das letzte Mal war es… ich glaube bei der Feuerbestattung meiner Eltern gewesen… als er mich tröstend in den Arm genommen hatte… als ich zum ersten Mal merkte, dass mein Herz bei Berührungen von ihm schneller schlug…

Oh Mann! Im Nachhinein hört sich das wirklich makaber an! Ich hatte festgestellt, dass ich schwul war auf der Beerdigung meiner Eltern!

Am liebsten hätte ich meinen Kopf nun gegen die Tür geschlagen… aber dafür hätte ich nun an Naruto vorbei gemusst und das ging nicht… denn meine Beine waren irgendwie ganz weich und…

Nun ja… diese Erkenntnis verstärkte sich in dem Augenblick, als ich mich erhoben hatte.

Sicherlich ein Fehler.

Man sollte nicht aufstehen, wenn man sich nicht sicher war, ob man überhaupt noch über Beine verfügte oder nicht!

Aber um ehrlich zu sein war es mir selbst nicht einmal wirklich aufgefallen, dass ich umgangssprachlich weiche Knie hatte… erst, als ich nach vorne kippte…

Und gegen eine Brust prallte, die meinen Fall abfing und ich zwei Arme spürte, die sich schützend um mich schlangen.

„Sa… Sasuke?“, Naruto klang nun wirklich besorgt, „Hast du etwa in den letzten Tagen durchgelernt und nicht geschlafen? Das ihr Uchihas aber auch immer so übertreiben müsst! Itachi ist da genauso! Echt jetzt! Ihr macht euch noch kaputt! Was bringt es euch wenn ihr…“

Er redete immer weiter und weiter. Den genauen Wortlaut verstand ich nicht. Nur der Klang seiner warmen und weichen Stimme, so gegensätzlich zu diesem doch recht maskulinen Körper, drang durch meine Ohren bis in mein Innerstes vor und jagte mir kalte und heiße Schauer über den Rücken.

So intensiv, dass ich erschauderte.

„Oi! Du zitterst! Wirst du krank? Shit! Das…“

„Naruto?“

Er stoppte abrupt. Anscheinend hatte er nun wirklich nicht mehr damit gerechnet, dass ich heute noch einmal das Sprechen anfangen würde.

Seine Arme lagen immer noch locker um meine Taille und schienen mich weiterhin abstützen zu wollen, auch wenn ich mir sicher war, dass ich nun nicht mehr umfallen würde.

Zu sehr krallte ich mich in sein weißes Hemd hinein und sicherlich spürte er auch schon meine Fingernägel durch den reichlich dünnen Stoff hindurch.

Mein Kopf blieb gesenkt. Wagte es nicht, sich zu erheben und ihn direkt anzusehen. Ich wollte das hier eigentlich möglichst männlich über die Bühne bringen… aber irgendwie schien da mein Körper nicht wirklich mitmachen zu wollen!

Aber das dürfte mich nun nicht daran hindern… ich musste das jetzt hier durchziehen!

Das Risiko war groß! Er wäre bestimmt geschockt! Würde sich entsetzt von mir abwenden und mir bestimmt lange Zeit aus dem Weg gehen.

Aber er war Itachis bester Freund und irgendwann würden wir uns daher wieder über die Füße laufen… und in der Zwischenzeit würde mir der Abstand helfen, wieder klarer zu denken… und ihn zu vergessen!

Natürlich war diese ‚Hau-drauf-Methode‘ nicht gerade die beste Möglichkeit über meine Gefühle Herr zu werden… aber sicherlich die Effektivste!

Denn ein gebrochenes Herz konnte bestimmt heilen… während dieses schweigsame Dauerschmachten mich nur mürbe und krank machte!

Demnach: Ich musste es ihm nun sagen!

Jetzt! In diesem Augenblick und ohne zu zögern!

Es gab kein Zurück mehr!

„Naruto…“, ich krallte mich noch fester in sein Hemd und das Zittern schien sich noch zu verstärken, „Ich… ich… glaube….ich glaube ich bin in dich verliebt!“

Ich war mit jedem Wort leiser geworden und dennoch wusste ich, dass er jedes Wort verstanden hatte. Denn ich spürte es. Sein Körper hatte sich kurz ein wenig zu sehr angespannt, doch diese Anspannung lockerte sich merklich und das erstaunte mich doch ein wenig.

Zudem sprang er nicht – wie von mir vorab vermutet – entsetzt von mir weg.

Dass er mich auch nicht entsetzt von sich stoßen oder gar schlagen würde wusste ich auch bereits vorher…. Dafür war der Blonde nicht der Typ gewesen… aber so… so still…

Das war irgendwie…. gerade für Naruto… doch recht seltsam!

Ich spürte seinen Herzschlag.

Erst jetzt fiel mir dieser Umstand auf. Schließlich hatte ich mich in sein Hemd gekrallt! Und das auf Brusthöhe. Und nun spürte ich es deutlich… und war irgendwie noch mehr verwirrt als zuvor!

Denn anders als es sein Verhalten vermuten ließ schien es förmlich zu rasen und ihm jeden Augenblick aus der Brust zu springen.

Fast schon fasziniert starrte ich auf meine Hand und spürte das intensive Pochen gegen den Brustkorb auf der anderen Seite dieses Stofffetzens!

Ich war davon so gefesselt, dass ich nicht spürte, wie sich eine Hand, die soeben noch auf meiner Taille geruht hatte, von mir löste und sich langsam hob.

Das sich Finger behutsam und zärtlich unter mein Kinn legten und meinen Kopf leicht anhoben.

Das sich plötzlich die andere Hand auf meine Wange legte und darüber streichelte und sich mir zwei Lippen näherten, die sich schließlich sanft auf meine legten.

Und erst in diesem Augenblick wurde mir klar, dass mich Naruto küsste.

Er küsste mich mit einer solchen Leidenschaft, dass ich zwischenzeitlich das Atmen vergaß.

Er berührte mich so sehnsüchtig, dass sich mein Kopf ausschaltete.

Seine heißen Umarmungen, seine gehauchten Worte…

Naruto war mein erster Kuss.

Mein erster Kuss, der nicht besser hätte sein können.

Naruto war mein erstes Mal.

Ein erstes Mal, welches berauschender nicht hätte sein können.

Es folgten viele weitere Male.

Gerade in der stressigen Prüfungszeit fand ich nicht nur die Liebe in seinen Armen, sondern auch den Halt den ich schon so lange gesucht hatte.

Naruto las mir jeden Wunsch von den Augen ab.

Er gab mir alles. Er verwöhnte mich.

Ich dachte, dieser Traum würde niemals enden…
 

„Sa-chan! Lass uns das hier beenden!“

Diese Worte schlugen ein wie Wasserballon auf eine Betonwand.

Vor wenigen Augenblicken hatte er mich noch in die höchsten Höhen der Lust katapultiert und nun stand er, so wie Gott ihn geschaffen hatte, an meinem offenen Zimmerfenster gelehnt mit einer Zigarette im Mundwinkel und blickte zu mir herunter.

Meine Augen hatten sich erschrocken geweitet und ich fuhr in den Laken, in denen wir uns eben noch leidenschaftlich ineinander verschlungen gewälzt hatten, herum: „Was?“

„Ich hätte mich nicht an einem Kind vergreifen sollen!“, fügte er hinzu und nahm einen tiefen Zug vom Glimmstängel.

Irgendwie verstand ich in diesem Augenblick gar nichts mehr. Ich hatte das Gefühl, dass um mich herum alles begonnen hatte zu bröckeln.

Meine Zimmerwände, mein Fenster, meine Einrichtung… alles löste sich nach und nach in Schwärze auf und hinterließ nur noch uns beide…

„Es wird Zeit, dass jeder von uns sein Leben lebt, Sasuke!“

„Nein!“, hauchte ich, doch er drückte nur die Zigarette mit abgewandtem Gesicht im Ascher auf dem Fensterbrett aus.

„Nein, Naruto, nein! Warum?“

Keine Antwort. Die Schwärze um uns herum nahm zu. Schien uns zu verschlingen.

„Naruto? Warum? Warum?“

BIEP BIEP

„Warum?!“

BIEP BIEP BIEP BIEP

Und dann war alles schwarz.

Gänzlich schwarz. Unendlich schwarz.

Leer.

Kalt.

Einsam.

BIEP BIEP BIEP BIEP

„SASUKE! Jetzt mach deinen verdammten Wecker aus!“

Die Stimme meines Bruders – laut, barsch und leicht genervt klingend – katapultierte mich aus meinem düsteren Gefängnis in gleißendes Licht.

Mit einem lauten Aufstöhnen schlug ich mir beide Arme über die Augen, da ich wohl vergessen hatte am Vorabend meine Vorhänge zu zu ziehen und nun die sommerliche Morgensonne genau auf mein Bett schien.

BIEP BIEP BIEP

„SASUKEEEE!“

„Hmpf! Ja ja… ist ja gut!“, meine Hand fuhr zur Seite und schlug zielgenau auf den kleinen elektronischen Unruhestifter.

Langsam hatten sich meine Augen an das helle Licht im Zimmer gewöhnt und so rutschte auch der zweite Arm von meinem Gesicht und landete auf dem Kissen neben mir.

„Scheiße!“, entfuhr es mir und diesmal klatschte ich mir erneut eine Hand ins Gesicht, nur um mir fest in den Nasenrücken zu zwicken, „So eine verdammte Scheiße!“

Wie konnte das sein?! Wieso träumte ich immer wieder diesen Mist?

Wieso hatte ich das alles nicht schon längst vergessen?

Verdammt noch mal! Es war 6 Jahre her!

6 Jahre! Vor 6 Jahren war Naruto nach diesem Kommentar einfach aus meinem Leben verschwunden und war seitdem nicht wieder aufgetaucht!

Ich müsste doch demnach schon längst darüber hinweg sein!

Wieso war ich es nicht?!

Und warum träumte ich diesen Mist in der Nacht vor meinem ersten Tag im neuen Job?!

War das vielleicht ein Omen? Ein Vorzeichen?

Ach scheiße! Wieso komm ich nicht einfach über Naruto hinweg?



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2018-03-14T19:53:48+00:00 14.03.2018 20:53
ich bin einfach hin und weg. das war ein spitzenmäßiges kapitel!
man konnte sich so verdammt gut in sasukes gefühlswelt hineinversetzen und das naruto 5 jahre älter ist als sa-chan (welch eine knuffige idee :3 ) macht das ganze noch viel interessanter.
nach einer kleinen romanze hat naruto einen schlussstrich gezogen und das sasuke auch nach 6 jahren nicht über den blonden hinweg ist, muss schon was heißen ^^ aber so ist das nun mal mit gefühlen. die einen schaffen es, die anderen schaffen es nicht und halten an der vergangenheit fest.
bin mal gespannt, was mich im nächsten kapitel erwarten wird.

liebe grüße, nemesis
Von:  Onlyknow3
2015-04-14T01:57:15+00:00 14.04.2015 03:57
Sasuke Gefühle kann man nicht abstellen, und Unerwiderte Liebe ist eben stark, sehr stark. Sie kann Berge versetzen und Grenzen überwinden. Sehr gutes Kapitel, Mach weiter so. Freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  salud01
2015-04-09T21:33:04+00:00 09.04.2015 23:33
Also das erste kapitel ist schon sehr vielversprechend.
etwas schade nur, dass die ganze vorgeschichte so schnell durch ist, hätte hier gerne noch mehr gelesen
aber ich denke das ist teil deines plans und die geschichte geht jetzt ja erst los.
also ich finds super und freue mich auf mehr ^^
Von:  ashtray_soul
2015-04-09T20:10:27+00:00 09.04.2015 22:10
Huhu,

sehr scheenes Kapitel, bin sehr fasziniert und freue mich schon wenn es weitergeht^^

Von:  naruhinaxXx
2015-04-09T16:15:53+00:00 09.04.2015 18:15
Tolles kapi
Sasuke tut mir voll leid
Ich hoffe naruto hatte nen guten Grund warum er einfach gegangen ist
Freu mich schon aufs nächste kapi
Von:  Suki96
2015-04-09T15:36:30+00:00 09.04.2015 17:36
<der Arme Sasuke ob er Naruto jemals wieder sehen wird und ob es noch ein gut es Ende nimt?


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