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Momente, in denen ein roter Hund auf der Seife ausrutschte

OS/Drabbelsammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nun denn bevor ich auf die Conichi entfleuche.... ein kleiner OS, der sehr spontan enstanden ist, aber mit einem Grundthema, welches ich auch noch gerne auf andere Weise in OP aufgreifen möchte^^...

lg, Sternenschwester Komplett anzeigen

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Unzucht treiben (Doflamingo/Rocinante/Vergo)

Vorsichtig näherte sich Doflamingo dem Lärm, welcher gut hörbar einige Müllberge entfernt bis zu ihnen gedrungen war. Er misstraute der Sache, hatte er bisher noch nicht erfassen können, was genau den grölenden Mob außerhalb der schützenden Mauern der Stadt getrieben hatte. Seine Skepsis war nur ein Resultat der Erfahrungen der letzten Monate und hatte ihm bisher mehr als einmal den Hals gerettet. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie Rocinante tollpatschig hinter ihm her trottete. Nachdem sein Bruder zum dritten Mal schmerzhaft auf die Knie geflogen war, weil er es irgendwie schaffte, immer wieder im Schrott mit einem Körperteil hängen zu bleiben, nahm ihn Doflamingo wortlos an die Hand, um sie beide durch den Müll zum Ursprung des Klamauk zu führen. Als sie endlich den letzten Müllberg erreichten, hinter welchem der Ältere der Donquichottebrüder die Meute vermutete, durchflutete Erleichterung das kleine Herz des Zehnjährigen, als er die Gestalt seines besten Freundes auf der Spitze des Hügels erblickte. Mit etwas mehr Mut und Zuversicht versuchte Doflamingo so schnell es seine brüderliche Begleitung zuließ zu Vergo aufzuschließen. Dieser bemerkte sie erst, als sie fast bei ihm angekommen waren und konnte noch rechtzeitig mithelfen, Rocinante, welcher auf ein loses Stück Altblech traumwandlerisch gestiegen war, vor einer unfreiwilligen Rodelpartie zu bewahren.

„Was ist denn los?“, fragte der blonde Junge, kaum standen sie alle wieder fest auf ihren Beinen und nickte Richtung Mob, welcher am Tor der Stadt unheilvoll Stellung bezogen hatte. Böse Erinnerung an eine äußert schmerzhafte Nacht flackerte in seinem Geist auf, war die Gewaltbereitschaft der Meute selbst bis hier oben nur zu gut greifbar. Er spürte, wie Rocinante die kleinen Kinderfinger immer mehr in sein zerschlissenes Hemd krallte und beschwichtigend langte Doflamingo abermals nach der brüderlichen Hand. Vergo hob leicht den Kopf, sodass die dunkle Brille im trüben Licht kurz aufblitzte, doch war sich sein aristokratischer Freund nur zu gut des arroganten Blickes bewusst, den der Stadtjunge seinem Bruder zuwarf. Doflamingo wusste, dass der andere nicht viel von Rocinante hielt und argwöhnte, dass Vergo nicht immer den Jüngeren mit dem nötigen Respekt behandelte, kaum drehte er den beiden den Rücken zu, aber unschlüssig, wie er mit dieser verfahrenen Situation am vernünftigsten umgehen sollte, hatte er bisher nie eingegriffen.

„Mein Vater hat Gericht gehalten.“

Die Abneigung gegenüber dem Genannten triefte unüberhörbar aus der sonst so monotonen Stimme und Doflamingo wurde sich wiedermal bewusst, dass er nicht der einzige war, welcher einen tiefen Groll gegenüber seinem Erzeuger hegte. Während er jedoch seinem Vater die Schwäche vorhielt, welche sie einst ins Unglück gestürzt hatte, zürnte Vergo dem seinigen aufgrund der ihm zugewiesen Stellung als sein Bastard, welche ihm nur zu allzu oft beschämend in Erinnerung gerufen wurde. Der Bürgermeister behandelte ihn nicht schlecht oder ließ ihn nach dem Tod seiner Mutter verwahrlosen, aber er machte ihm mit jeder mildtätigen Tat klar, dass er nie auf eine Stufe mit seinen Halbgeschwistern gestellt werden könne. Wahrscheinlich empfand es dieser Mann als großzügig, seine Vaterschaft nicht zu verleugnen, auch wenn er immer wieder versuchte, diesen ungewollten Sproß aus der Affäre mit einer Fischverkäuferin in der zweiten Reihe zu halten. Dass auch seine Kinder Vergo den Status als uneheliches Kind jeden Tag spüren ließen, mochte vielleicht dazu beigetragen haben, dass dieser seine Abneigung gegenüber seinen Halbgeschwistern regelmäßig an Rocinante ausließ.

Bevor sich der Abkömmling eines Himmelsdrachen weiter in seinen Gedanken zu seinem besten Freund verlieren konnte, riss ihn ein lautes Gegröle zurück in die Gegenwart. Der Mob trieb nun unter boshaftem Gelächter und Gekreische zwei unglückliche Männer vor sich her, die wenige Augenblicke davor vor die Tore gejagt worden waren. Unter dem mächtigen Bogen, welcher die zwei schweren Eisentüren rahmte, konnte Doflamingo den Bürgermeister mit seinen Räten sehen.

Wohlgenährt und überheblich beobachteten sie in edler Amtskleidung, wie die Meute ihre rauen und bösartigen Späße mit den zwei armen Seelen spielte. Ein gebrochener Stab in den Händen des Oberhaupts und die Worte Vergos vor wenigen Augenblicken reichten dem Blonden, um im Groben zu erfassen, dass eine Verbannung über die Delinquenten ausgesprochen worden war. Sie würden niemals mehr das Recht haben, auch nur einen Fuß auf diese Insel oder einer anderen in den umliegenden Gewässern zu setzen. Ein unangenehmes Ziehen stach dem Jungen in den Magen, stiegen ihm unkontrolliert Bilder von ihrer eigenen Flucht über die verschiedenen Inselketten des North Blue nur zu deutlich wieder hoch.

„Was haben sie denn verbrochen?“, hakte Doflamingo schlussendlich nach, um sich einen Gedankenwechsel zu ermöglichen. Vergo kreuzte die Arme vor der Brust, behielt seinen Blick auf dem Schauspiel vor ihnen.

„Vater meinte, sie hätten Unzucht miteinander getrieben. Der alte Georg hat eigentlich die Höchststrafe verlangt, aber nachdem einer der Söhne von Ratsmitglied Grüneberger mit drinnen hängt, dachte mein Vater, er zeige Milde, indem er sie beide einfach nur verbannt.“

Dem Tod also knapp entkommen, weil einer der Beteiligten mächtige Verwandte hatte, die wahrscheinlich einige Strippen gezogen hatten, um ihrem unwürdigen Familienmitglied den schmachvollen Gang zum Schafott zu ersparen. Doflamingo spitze die Lippen und schob seine Brille die feine Nase wieder ein Stück hinauf.

„Was ist Unzucht treiben?“, nuschelte Rocinante hinter ihm, während er sich fester an seinen großen Bruder drückte.

Aus den Augenwinkeln konnte Doflamingo erhaschen, wie Vergo seinem jungen Anhang einen abschätzigen Blick zuwarf. Doch wie immer überging er dies und wandte sich dem kleinen Tollpatsch zu.

„Das verstehst du noch nicht.“

Beruhigend fuhr er ihm dabei durch den dichten blonden Mähnenschopf, sich aber selber fragend, wie zwei Männer miteinander Unzucht treiben konnten. Dass Vergo das Ergebnis von unzüchtigem Verhalten seiner Eltern war, schien dem jungen Donquichotten noch in irgendeiner Weise verständlich, doch wie sollte er dies auf zwei Männer ummünzen? Vergo schien da eine genauere Vorstellung von der Situation haben. Vielleicht würde er seinen Freund nochmals darauf ansprechen, wenn er seinen kleinen Bruder wieder zu ihrem Vater gebracht hatte. Doflamingo wollte sich eben wieder an den Schwarzhaarigen wenden, da zerriss ein Schrei die kühle Herbstluft.

Wie aus der Ferne hörte der ehemalige Weltaristokrat, wie sein Anverwandter zu wimmern begann, während seine Aufmerksamkeit wie gebannt nun auf der Meute lag, welche aufgehört hatte, ihre perfiden Späße zu treiben. Die Gewalt, welche vorhin noch die Luft spürbar elektrisiert hatte, entlud sich nun und die Schreie der Opfer, wie das Gegröle ihrer Peiniger, wehte der Wind bis zu ihnen rauf. Der Bürgermeister und seine Kollegen hatten sich vom dem Schicksal, das vor ihren Augen einen unheilvollen Lauf nahm, abgewandt, um hinter den dicken Mauern ihrer Stadt zu entschwinden und die Verstoßenen der Lynchjustiz zu überlassen.

Die Schatten der Vergangenheit griffen indes vollends nach Doflamingo und unbewusst sah er sich und seinen Bruder anstatt der beiden Verurteilten der Mordlust des Mobs ausgesetzt. Bilder der schlimmsten Nacht ihres jungen Lebens zogen unaufhaltbar vor seinem geistigen Auge und die alten Narben begannen zu schmerzen.

Bevor er sich vollends in seiner Vergangenheit verlieren konnte, spürte er, wie eine Hand nach der seinigen langte und sie behutsam drückte.

„Komm, gehen wir.“, flüsterte Vergo noch, bevor er ihn sanft an der Hand von dem Müllhügel herunter führte, weg von der Meute, die dabei war, in ihrer Wut zwei junge Leben zu lynchen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Betagelesen von KahoriFutunaka Komplett anzeigen

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