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Lass mein Licht nicht erlöschen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
In dieser "Welt" existiert die Liga übrigens nicht, also keine Kämpfe dieser Art zu erwartem. Allerdings habe ich auch mal von extremen Runenkriegen und Naturkatastrophen abgesehen. Komplett anzeigen

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Im Schatten dieser Bäume

"Ich denke, wir sollten das endlich beenden."

Die blonde Frau sah ihn verwirrt an. Seine Worte waren aus dem Nichts gekommen, aber sie klangen, als wäre etwas wie das schon viel öfter Thema zwischen ihnen gewesen; was es absolut nicht war! Genau genommen war es noch nie Thema gewesen!

Und deshalb war der Schalk in ihrer Stimme, als sie ihm antwortete. "Sollten wir das?" Sie grinste, hielt es für eine seltsame Idee von Humor oder eine Art Herausforderung und kam ihm deshalb sogar noch näher, immer hoffend diese Beziehung endlich auch auf eine körperliche Ebene bringen zu können.

Doch er wich steif einen Schritt zurück, keine Regung auf den schönen Zügen zeigend. Und obwohl Lux diese Worte so absurd, ja belachenswert fand, blickte ihr Gegenüber viel zu ernst, um einen Scherz gemacht zu haben. Er war generell nicht der Typ für Witze.

"Das meinst du nicht ernst!" Jetzt klang sie beinahe ungehalten, ja entsetzt über die Absurdität der gesamten Idee. Hatten sie nicht gestern noch einen so angenehmen Tag verbracht? Hatten gemeinsam an den Ufern eines Sees gesessen und geredet? Er hatte sie beim Malen beobachtet und von Zeit zu Zeit ihre Hand berührt oder ihr eine Strähne aus der Stirn gestrichen. Zuletzt waren sie sich da nicht so nahe gekommen, wie noch nie zuvor? Sie erinnerte sich noch genau, wie seine Lippen ihre Wangenknochen empor ihr Ohr liebkost hatten, spürte noch immer, wie sein Atem auf ihrer Haut gekribbelt hatte und jetzt wollte er es plötzlich beenden? Das war doch absurd!

"Ich könnte dein Vater sein, Lux." Er wollte sie beruhigen und klang dabei doch wirklich viel zu sehr wie ihr Vater, wenn man sie nach ihrer Meinung gefragt hätte, und das machte sie letztlich nur noch wütender auf seine Worte.

"Na und? Ist doch egal! Ich fühle mich wohl bei dir und -" Sie schnitt seine nächsten Bedenken sofort ab. "- es ist mir völlig egal, was andere dazu sagen. Ich will das! Und ich bin alt genug, um für mich selbst zu entscheiden!"

Sie wollte nach seiner Hand greifen, doch wieder waren seine Reflexe, trainiert in Jahre langen Kämpfen, besser als die ihren und so wich er spielerisch leicht ihren Fingern aus.

"Du bist kaum erwachsen, Lux, ich diene diesem Land länger als du überhaupt am Leben bist."

"Und das fällt dir jetzt plötzlich auf?! Wir sehen uns seit über einem Jahr und jetzt plötzlich fällt dir auf, dass ich in deinen Augen doch eigentlich nur ein Kind bin?!" Ihr Körper schien zu erglühen und die Magie durchfuhr ihn feurig, das Licht kribbelte unter ihren Nägeln, bereit befreit zu werden und die Ursache ihres Unwillens auszuschalten. Wieso wollte er nur so plötzlich alles kaputt machen?!

Sie spürte die Träne, die sich aus ihrer Verzweiflung heraus löste, erst, als er erschrocken die Hand hob, um sie aufzufangen, entsetzt, sie so verletzt zu haben.

Doch diesmal schlug sie seine Berührung aus, schlug seine Hand weg und wischte sich selbst über die Augen. Warum musste sie sich bloß genau jetzt wie ein Kind benehmen und zu weinen anfangen, anstatt wie eine Erwachsene zu klären, was zwischen ihnen war? Denn da war etwas und das konnte er doch nicht plötzlich völlig verneinen!

"Lux, ich tue das nicht, um dir weh zu tun", versuchte er sie zu beruhigen, doch wieder wich sie seiner Annäherung aus. Er ließ es zu, dass wusste sie, aber es war ihr egal, sie wollte sich nicht kindisch benehmen und schon gar nicht wie ein Kind von dem Älteren behandelt werden. Sah er denn wirklich gar nichts anderes in ihr? War sie nicht zu einer schönen Frau herangewachsen? Wieso schien er als einziger ihre Reize gar nicht wahrzunehmen, während sie alle anderen mehr und mehr darauf reduzierten?

"Und warum dann? Um mich zu beschützen? Das ist doch absurd! Ich bin eine Kriegerin, ein Mitglied der Armee! Ich bin nicht zerbrechlich, mir ist egal, was die Leute sagen, mir ist egal, was meine Eltern oder mein Bruder sagen! Es ist mein Leben und ich entscheide, was damit geschehen soll!"

Vielleicht war es Glück, dass sie sich so in Rage geredet hatte, denn so verschluckte ihr Zorn seine kaum hörbaren Worte, die ihr gezeigt hätten, wie sehr sie sich doch irrte.

"Lux, ich bitte dich, es gäbe so viele, die besser für dich wären." Das war eine Lüge, aber auch alle Zeichen hier für, nahm die Blonde nicht wahr.

"Aber ich will nichts 'Besseres'!" Sie glaubte sowieso nicht, dass so jemand existierte. "Ich will dich!" Und dann schrie sie ihm auch all den anderen Frust der vergangenen Monate entgegen. "Und ich will dich ganz!" Sie hatte ihre Rüstung schon am Morgen abgelegt und es war ein leichtes noch ein wenig mehr nackte Haut zu entblößen, ohne dabei sein Gesicht aus den Augen zu lassen. Es war so beherrscht wie eh und je. "Ist es nicht das? Du empfindest einfach nichts, wenn du mich ansiehst!" Es war eine so unangebrachte Unterstellung, aber es machte sie alles so wütend. "Warum scheinst du der einzige zu sein, der gar nicht auf meinen Körper reagiert?" Es frustrierte sie so sehr und wieder spürte sie die Tränen in ihren Augen stehen. Sie sehnte sich so sehr danach, begehrt zu werden, aber ihn schien das alles kalt zu lassen, über das sie so verzweifelte.

Und wieder war der Krieger zu geübt seine Reaktionen zu überspielen, als dass Lux sie bemerkt hätte, schluckte die Anspannung einfach herunter und versuchte seine Gemütsruhe zu bewahren. "Lux, zieh dich an." Er griff den seidenen blauen Stoff und schob ihn zurück auf ihre Schultern. Immerhin konnte trotz der Abgelegenheit dieses Platzes immer noch jemand hier vorbeikommen.

Dass er damit die Fluttore bei seiner jungen Begleiterin öffnen würde, ahnte er nicht, doch diese fühlte sich jetzt komplett zurückgewiesen und konnte sich einfach nicht länger zurückhalten, denn wieder bestätigte sein Handeln nur all ihre Sorgen.

Es war eindeutig Sanftmut, ja, beinahe etwas wie Reue in seinem Blick als er sie an sich zog und vorsichtig über ihr Haar strich. Niemals hätte er sie weinen sehen können und sich dann einfach abwenden oder gar gehen. "Lux, beruhig dich. Das ist es nicht. Du bist eine wunderschöne, junge Frau." Und er meinte es ehrlich, auch wenn die Worte in Lux Ohren schwach und gelogen klangen. "Ich versuche nur, dir nicht weh zu tun und ehrlich mit dir zu sein." Nun, zumindest so ehrlich, wie es denn irgendwo möglich war. "Wir haben einfach keine gemeinsame Zukunft." Das war keine Vermutung, das war eiskalte Tatsache für ihn und so leicht es schien, so schwer rang er doch eigentlich mit sich selbst all dies zu tun.

Er war sich nicht einmal sicher, ob Lux sich wirklich beruhigte, denn ihr Körper bebte noch immer, als der Glockenturm es alles nur noch schwerer machte.

Er strich wieder sanft über ihr Haar, zärtlich, liebevoll. "Lux, ich muss gehen, der König erwartet mich. Ich möchte nur das Beste für dich, das verspreche ich." Er zog sie vorsichtig von sich, berührte ihre Wange und richtete so ihre blauen Augen auf seine. "Es ist besser, wenn es jetzt und hier zu Ende ist und wir uns nicht mehr sehen, dir zu liebe."

Und damit ließ er sie dort unter den Bäumen zurück, noch immer schluchzend und mit schwerem Herzen.

Auf den Pfaden eines Abenteurers

Stehen gelassen und von ihrer Hoffnung mehr als nur enttäuscht, stand Lux im Garten, ihre Augen brannten noch und Wut und Schmerz rangen in ihrem Innern um die Oberhand. Sie fühlte sich benutzt und enttäuscht und ... und noch so viel mehr, dass sie gar nicht benennen konnte.

Sie wollte allein sein und weinen, sie wollte schreien und sie wollte darüber stehen, sich nicht so verletzen lassen. Und doch konnte ihr Körper sich einfach für nichts davon entscheiden.

Für einen kurzen Moment dachte sie daran, Ezreal zu besuchen. Sie hatte gehört, dass er in der Stadt war und vielleicht würde er ihr helfen können oder sie zumindest ablenken, doch sie verwarf den Gedanken schnell wieder. Er würde bei Taric sein und unabhängig davon, dass sie nie richtig mit ihm warm geworden war, war das, was die beiden hatten, der Inbegriff einer idealen Beziehung, zumindest soweit Lux das beurteilen konnte. Sie sahen sich zwar selten, doch wenn sie es taten wirkten sie so vertraut, so auf einander abgestimmt und Taric war so zärtlich in jeder einzelnen Berührung, wie wenig es auch zu seinem großen Körper passen mochte. Lux war nie eifersüchtig gewesen, aber jetzt gerade fühlte sie sich nicht in der Lage, diese Zärtlichkeit mit anzusehen.
 

Tatsächlich war das Bild, das Lux von ihrer Beziehung hatte, nicht ganz korrekt.

Es war nicht immer leicht für den Edelsteinkrieger, wenn sein Partner wieder fortzog ohne zu wissen, wann er zurückkommen würde und auch wenn sie beide sich darauf geeinigt hatten, dass eine so lange Trennung manchmal Bedürfnisse hervorrief, deren Befriedigung nicht bis zu ihrem nächsten Treffen warten konnte, hatte Taric seit sehr langer Zeit in keinem fremden Bett gelegen und es schmerzte ihn, dass er wusste, dass Ezreal auf seinen Reisen exotischere, fremdere Menschen traf und ihrem Charme erlag oder sie selbst verführte. Das hätte der Edelsteinritter natürlich niemals gesagt und doch war es schwer für ihn der Geschichte zu folgen, die von den Lippen des Blonden perlte und davon erzählte, wie ein junger Wächter seinem Ehrgefühl anheimfiel und zuletzt so von der Bitternis zerfressen wurde, bis er nur noch für die Rache lebte.

Bei der Lebendigkeit, mit der Ezreal sprach, war es so leicht das Funkeln in seinen Augen zu sehen und zu wissen, dass er versucht hatte diesem Mann Trost zu spenden, der seine Familie und seine Heimat an den Feind verlor und sich nun kaum mehr selbst im Spiegel erkennen konnte, ob nun auf die eine oder die andere Art.

Taric kannte sie zu gut, mal erzählte er von Assassinen, mal von Mönchen oder Bastlern und jeder einzelne hatte irgendwo einen Platz in Ezreals Herz, mochte er auch noch so klein sein, denn eines war der Forscher gewiss, auch wenn er es regelmäßig abstritt, ein Held, der für jeden ein offenes Ohr hatte und niemanden seinen Schmerz allein tragen ließ.

Ein so zweischneidiges Schwert für den Verteidiger, dem ebenfalls nichts mehr am Herzen lag als zu helfen und Schmerzen zu lindern. In diesem Punkt hatten sie so viel gemeinsam und auch wenn er es nie laut ausgesprochen hätte, war es gleichzeitig auch das, was sie am meisten voneinander zu trennen schien.

Manchmal wünschte er sich mit Ezreal zu gehen, ihn für sich allein zu beanspruchen, um ihn nicht teilen zu müssen, aber der Blonde war ein Freigeist. Und obwohl auch Taric bereits lange Jahre durch die Länder wanderte, waren dieses Zuhause, seine Aufgaben in der Stadt und auf dem Schlachtfeld, eine Sicherheit, eine Heimat, die er nicht gekannt hatte, seit er aus seiner Welt gerissen worden und so völlig auf sich allein gestellt war.

Er war innerlich so zerrissen und doch schob er alle Zweifel von sich, wenn sein Partner hier bei ihm war, ließ die Finger über seine Haut gleiten und zog den schmaleren Körper in seinen Schoß.

Den Kopf an Ezreals legend, verteilte sich sein braunes Haar über seine Schultern und er lauschte weiter seinen Geschichten.

Er war dankbar für das, was er hatte, es war mehr als er sich je erhofft hatte und es war alles wert, was er dafür ertragen musste.

Die hellblauen Augen fielen zu, als er lauschte, wie melodisch die Stimme seines Partners seinen Ohren schmeichelte und er malte kleine Kreise auf seinen Körper, während Ezreal in seinen Erinnerungen daran versank, wie er fast von dem Bogenschützen niedergestreckt worden war, als er ohne Erlaubnis sein Land betrat.
 

Der blonde Forscher hatte von einem Tempel auf den ionischen Inseln gehört, der einem Angriff von Noxus zum Opfer gefallen war, dessen Ruinen den Forscher jedoch faszinierten, denn die Geschichten sprachen von etwas, das dort verborgen lag, abgeschottet von der Außenwelt und das hatte seine Neugier geweckt.

In der Absicht dieses Ziel zu erreichen, hatte Ezreal Demacia hinter sich gelassen und erreicht so nach einigen Wochen der Reise die Grenzen eines dichten Waldes, der den Hang eines Berges bedeckte. Es hatte hier einmal ein Dorf gegeben, aber die Straße war zerstört worden und die Natur holte sich ihr Eigentum zurück.

Vielleicht war es Abenteuerlust, vielleicht auch Vorsicht, aber er hielt sich meist von asphaltierten Wegen fern und so kletterte er über Wurzeln und Stämme auf dem Weg den Berg empor.

Zumindest hatte er das vorgehabt, denn als sich die Baumwipfel über seinem Kopf verdunkelten und ihre Schatten den unebenen Boden unkenntlich machten, war es keine Wurzel, die ihm die Füße unterm Körper wegzog. Es ging zu schnell, um es zu verstehen, da hing der blonde Abenteurer bereits kopfüber in den Ästen einer hohen Eiche und starrte den Boden unter sich an, zu dem die Schwerkraft seine Tasche hinunterzog.

Etwas metallenes schien in die Falle eingearbeitet, dass sich jetzt schmerzhaft in seine Knöchel bohrte, doch Ezreal beachtete es kaum und seufzte nur laut, vor allem weil der Aufprall aus dieser Höhe wehtun würde, wenn er das Weil mit einem Schuss durchtrennte. Mit Jägern hatte er in dieser Gegend wirklich nicht gerechnet.

Dennoch hob er die Hand, um sich zu befreien,  stockte aber als sich ein düster violett pulsierender Pfeil bei dieser Bewegung beinahe zwischen seine Augen bohrte.

"Habe ich dich erwischt, Eindringling, bist du ein weiterer Spion aus Noxus? Deine Spuren waren zu deutlich, du musst noch viel lernen, nur wirst du dazu keine Chance mehr bekommen." Ezreal versuchte ruhig zu bleiben, ließ den Blick über seinen Gegenüber wandern, aber es war seltsam unscharf, selbst, als er mehrmals blinzelte.

"Ich komme... nicht aus... Noxus." Seine Zunge fühlte sich so schwer an, vor seinen Augen schwankte alles, das Gesicht seines Gegenübers wurde undeutlicher, er konnte seinen eigenen Gedanken nicht mehr folgen. "Dem..a..cia", war bereits kaum mehr zu verstehen.

Dann verschwamm er einfach in einem lilanen Fleck.

"Gif...t", hauchte der Blonde noch kraftlos, von der Erkenntnis seines Schicksals getroffen. Einen Moment lang spürte er noch den schweren, irgendwie kühlen Stein auf seiner Brust, den Taric ihm geschenkt hatte, weil er so gut zu seinen Augen passte und er sah sein Gesicht vor sich, die türkisen Augen glühten voll Zuneigung, dann wurde es endgültig schwarz um ihn.
 

Er war überrascht, überhaupt noch einmal zu erwachen.

Über ihm spannte sich eine Holzdecke auf und er erkannte eine kleine Hütte, nur ein einzelner, nahezu leerer Raum.

Ezreals ganzer Körper schmerzte noch, fühlte sich schwer an, dumpf und kaum beweglich. Er konnte nicht einmal seinen Kopf heben.

"Einen erstaunlichen Stein hast du da." Die Stimme kam von direkt neben ihm und Ezreal erschrak, sich sofort zu dem Unbekannten umdrehend, der den hellblauen Stein an seiner goldenen Kette emporhob und skeptisch betrachtete. "Noch niemand konnte meiner Verderbtheit so widerstehen. Wer weiß, vielleicht hätte dieser seltsame Zauber allein schon genügt dein Leben zu retten."

"Was soll das heißen?" Seine Stimme fühlte sich noch immer kratzig an. Es missfiel ihm, dass der Fremde seine Kette hatte, aber noch mehr störte es ihn, nicht zu wissen, was er damit meinte, dass der Zauber vielleicht schon genügt hätte. War er noch vergiftet, wenn er ihm den Stein abgenommen hatte?

"Ich fürchte jedoch, er ist jetzt nutzlos geworden." Damit warf er ihn wieder auf Ezreals Schoß und stand auf. "Du stammst wohl wirklich nicht aus Noxus. Damit habe ich keinen Grund dich zu töten, solange du dich vom Tempel und seiner düsteren Macht fernhältst."

Das weckte Ezreals Aufmerksamkeit, der die Hand fest um sein Geschenk geschlossen hatte, von dessen Fähigkeiten er bis eben übrigens nichts gewusst hatte, auch wenn er es vielleicht hätte erahnen können, denn immerhin stammte es von dem wohl großherzigsten Mann, den er je getroffen hatte.

"Was liegt dort verborgen?"

Gerade hatte der Blonde sich aufgesetzt, als sich sein... Angreifer? ruckartig zu ihm umdrehte und ein violetter Pfeil aufglühte. "Nichts, was einen Wanderer etwas anginge!"

Düster pulsierte eine Macht um den Fremden, die Ezreal so noch nie gesehen hatte, und er wurde zögerlich, bevor er antwortete, er wollte ihn nicht provozieren, besonders weil dieser ihm seinen Handschuh abgenommen hatte. "Ich bin ein Forscher. Ich will nichts... missbrauchen, das verspreche ich, ich will nur meine Neugier stillen. Was bedarf Jahrhunderte lang solch einem Schutz?"

Langsam schob er die immer noch schweren Glieder aus dem Bett.

"Eine zu dunkle Macht, um sie den Menschen anzuvertrauen." Langsam löste sich der Pfeil auf, doch noch immer spürte Ezreal die Kampfbereitschaft.

"Hast du mich geheilt?" Der Fremde nickte: "Lass es mich nicht bereuen."

"Wie ist dein Name?"

"Ich habe ihn abgelegt. Er geht dich auch nichts an. Wenn du vorhast zum Tempel zu gehen, werde ich nicht zulassen, dass du diesen Ort wieder verlässt, aber ich begleite dich gerne zurück zum Waldrand, solltest du dein Leben wählen."

Eher kurz angebunden, stellte Ezreal für sich selbst fest und trotzdem konnte er nicht anders, als weiter zu fragen. Er spürte soviel Schmerz, solch eine Einsamkeit, das er sich nicht einfach abwenden konnte. Ja, vielleicht war auch er zu gutherzig.

"Mein Name ist Ezreal." Er lächelte, auch wenn sich jede Muskelbewegung noch ungewohnt anfühlte. "Danke." Er legte sich seine Kette wieder um, ob mit oder ohne Zauber, sie war ein Geschenk gewesen, und versuchte dann noch einmal ein Gespräch anzufangen. "Darf ich meinen Handschuh zurückhaben?" Er deutete auf den kleinen Tisch, neben dem der Eigentümer dieser Hütte stand  und auf dem der blaue Stein leicht schimmerte.

Langsam hob der Weißhaarige die Waffe an. "Und noch ein weiterer sehr seltsamer Stein. Er stammt nicht aus unserer Zeit, irre ich mich?" Dennoch schien er sie ihm zurückgeben zu wollen, vertraute darauf, dass Ezreal keine böswilligen Absichten verfolgte und sollte damit auch recht behalten.

"Ich denke, er gehörte einst den Shurima. Ich fand ihn in einer der alten Wüstenruinen." Und das schien dem Wächter zu genügen, denn er reichte ihm die schwere Metallfaust, aufmerksam, aber nicht mehr feindlich gesinnt.

"Du scheinst für dein Alter schon sehr weit gereist zu sein, Ezreal." Er kehrte wieder zu dem Tisch zurück, an dem er schon zuvor gestanden hatte und beobachtete den Blonden und dann den Himmel vor dem Fenster. "Draußen wird es bereits Nacht, die Wege in den Wäldern sind sehr uneben und ich vermute, du hast Hunger. Bleib, wenn es die gefällt, ich werde bald zum Tempel zurückkehren."

Ezreal musste lächeln, scheinbar steckte da ein guter Kern in diesem Mann, der gerade dabei war Essen zusammenzusuchen, auch wenn ihr erstes Treffen anders ausgesehen hatte und auch sein Aussehen ein anderes Bild erweckte.
 

"Es muss sehr einsam sein, hier so weit ab von aller Zivilisation." Inzwischen saßen sie beim Essen und es war leicht für Ezreal in den Augen seines Gegenübers zu erkennen, dass er recht hatte, denn dort erkannte er ohne Zweifel den Schmerz von großen Verlusten. "Ich bewundere dein Pflichtbewusstsein, aber hast du nie daran gedacht fortzugehen? Ist was du dort beschützt wirklich diese Einsamkeit wert?"

"Nein, habe ich nie." Die Antwort kam zu schnell, um glaubhaft zu klingen. "Ich töte jeden Noxianer, der es wagt einen Fuß in dieses Land zu setzen, aber ich lasse nicht zu, dass noch jemand der Verderbtheit zum Opfer fällt. Der Tempel enthält noch immer zu viel Böses, um mich ganz meiner Rache hinzugeben."

Wieder ließ Ezreal seinen Blick über die nackte Brust wandern, nicht zum ersten Mal an diesem Abend und wieder musste er feststellen, dass er ein attraktiver Mann war, auf seine seltsam dunkle Art und Weise.  Und mehr und mehr schien er auch von seinem Gegenüber erahnen zu können.

"Und rechnest du heute Nacht mit einem Angriff? Ich vermute es gibt noch mehr dieser Fallen oder nicht?"

Er antwortete nicht, also sprach Ezreal das Angebot aus, was die ganze Zeit schon in der Luft gehangen hatte. "Sonst lass mich dir für heute Nacht Gesellschaft leisten."

Saphir für Ehrlichkeit

Irgendwo fühle Ezreal Reue, auch wenn er Taric nicht verheimlichte, was zwischen ihnen in dieser Nacht geschehen war, so würde er es auch nicht weiter ausführen.

Es hatte sich gut angefühlt, aber es war nicht die Geborgenheit gewesen, die er hier an seine Brust gelehnt empfand.

Irgendwann hatte er aufgehört zu sprechen und einfach nur noch die Stille genossen, die zwischen ihnen in solcher Leichtigkeit existieren konnte.

Tarics Finger fuhren in Kreisen über seine Arme, sein Atem strich über seine Wange und das braune Haar kitzelte seine Schulter. Er hätte sich einfach so seinen Träumen hingeben können und doch war ihm diese Zeit zu wertvoll, um sie einfach zu verschlafen.

"Was genau hast du mir da wirklich geschenkt?", fragte er also, die Hand auf den kühlen Anhänger auf seiner Brust legend.

"Nur einen Stein, der gut zu deinen Augen passt." Taric lächelte. "Und ein wenig Magie. Allerdings fürchte ich, dass ich die jetzt erneuern muss, denn im Moment ist es wirklich nur ein einfacher Stein."

Jetzt öffnete auch der Blonde seine Augen wieder und blickte zu dem Größeren auf. "Wofür?"

"Eigentlich sollte er nur gegen die Erschöpfung wirken, wer hätte geahnt, dass er auch Vergiftungen hemmen würde."

Eine der großen Hände des Edelsteinkriegers legte sich auf seine Wange und schien sein gesamtes Gesicht halten zu können, während er über seine Haut strich und sich dann zu ihm hinab beugte und ihre Lippen einander berühren ließ.

"Ich bin froh, dass du gesund hierher zurückgekehrt bist."

"Ich auch." Damit drehte er sich auf seinem Schoß um, die Knie rechts und links von seinen Beinen auf die Kissen des Sofas sinken lassend, nur um ihn noch einmal zu küssen. Und jetzt spürte er sie wieder, diese Geborgenheit, die wohlbekannte Wärme, die in seinem Bauch entsprang und durch seinen Körper warberte, das Gefühl, das er mit einem Lächeln auf den Lippen als Zuhause bezeichnen konnte, als Liebe. Doch das war ein Wort, das unbemerkt noch nie von seinen Lippen gefallen war, obwohl er sich so sehr bewusst war, dass er in Taric jemanden gefunden hatte, mit dem er sein Leben verbringen wollte.
 

Ezreal bewunderte Demacia und doch fühlte er sich in dieser großen Stadt augenblicklich eingesperrt, schritt er auch nur durch das Tor. Die Hotelzimmer wirkten zu eng, zu gleich, zu leblos. Ja, wenn er nicht von Zeit zu Zeit Pflichten am Hof gehabt hätte, Nachrichten aus Piltover überbringen musste, hätte er wohl keine der Städte freiwillig betreten.

Er brauchte die Freiheit, musste Wiesen und Bäume um sich haben, Blumen und Regen riechen und sich den Abenteuern hingeben, die die weite Welt vor ihm verbarg, ganz egal ob Krieg die Länder erschütterte oder nicht. Er besaß keine militärischen Ämter, weder in Demacia noch in Piltover, war nur ein einfacher Bote, ein Abenteurer, der sich mit Fundstücken, die er dem Museum verkaufte, über Wasser hielt und es hasste lange an einem Ort zu bleiben.

Umso erleichterter war er die Stadt nun wieder zu verlassen, um zu den Ort aufzubrechen, an dem erst gestern Nacht ein Komet eingeschlagen war.

Die Sonne hatte kaum ihre ersten Strahlen über die Stadtmauer hinweg gesandt und die Straßen waren noch in Nebel gehüllt, doch den Abenteurer hatte nichts mehr zurückgehalten, nachdem er beobachtet hatte, wie bläuliches Feuer zur Erde hinabstürzte und den Himmel dabei zum Leuchten, ja, zum Glühen brachte.

Ohne auch nur eine Stunde an nutzlosen Schlaf zu verlieren, brach er auf, sobald er alles beisammen hatte, um als Erster zu sehen, was dort, so nah an den Mauern Demacias geschehen war, was für ein Gestein solch einen Lichtschweif erzeugte und ob es einen Wert für ihn haben würde.

Er blickte auf den Handschuh an seinem Arm hinab, den er nun schon seit mehreren Jahren trug und der solch erstaunliche Macht in seinem Stein verbarg. Er beschleunigte seine Schritte, gepackt von hellster Aufregung und Vorfreude.

Doch mit dem, was ihn kaum drei Kilometer vor der Stadtmauer erwartete, hatte er nicht gerechnet.

Ein Krater, bald 500 Meter weit und mehrere Meter tief, war wie ein gigantischer See in den Boden geschlagen worden und über und über wuchsen auf dem ganzen Gebiet winzige hellblaue Steine wie Gras aus dem Boden.

Sprachlos ging Ezreal in die Knie, berührte, was er zuerst für verfärbtes Gras gehalten hatte, und spürte, wie die Steine unter dem Druck zerbrachen und zu hellblauem Pulver wurden, das von seiner Hand wie Schnee zu Boden fiel.

"Kristall", hauchte Ezreal, die Lippen noch leicht geöffnet vor Überraschung. Ein See aus Kristall! Wie war das nur möglich?

Schneller als er selbst erwartet hatte, schulterte er seinen Rucksack wieder und betrat den Krater. Seine Füße machten keinen Laut, auch wenn sie bei jedem Schritt ein ums andere Mal die Kristalle zerbrachen und nur blauen Staub zurückließen.

Was für eine magische Kraft musste dieser Meteor in sich getragen haben, um... so etwas zu erschaffen? Wie groß musste er sein, um so einen Krater zu erzeugen?

Zwei Meter, schätzte der Wissenschaftler in ihm, aber war zu aufgeregt darüber nachzudenken. Mit eiligen Schritten lief er auf die Mitte zu, schlidderte stückweise und wirbelte einen Schleier feinsten, blauen Staub auf, der um ihn herum und hinter ihm zu Boden sank und in der frühen Morgensonne glitzerte. Es war wie ein Traum, wunderschön und irgendwie surreal. Und einfach zu aufregend!

Als er seinem Ziel näher kam, bemerkte er, wie die Kristalle größer wurden, nur langsam, zuerst war es ihm gar nicht aufgefallen, doch bald reichten sie seine Waden empor und zerbrachen auch nicht mehr unter seinen Füßen, sodass der Weg immer unebener wurde. Trotzdem wurde Ezreal kaum langsamer, konnte es nicht erwarten, das Geheimnis zu lüften und stützte sich zuletzt auf einem hüfthohen Stein ab, um ihn in einem einzigen schnellen Sprung zu überwinden und dann auf ganz ebenem Grund zu landen. Hier war nicht ein Kristall übrig. Dafür aber ein großes Loch im Boden, das wie ein schwarzer Schlund kaum einen Schritt vor ihm begann und tief in das Gesteinsinnere hinabzureichen schien.

Sein Pulsschlag erhöhte sich einen Moment lang, als er sich bewusst wurde, dass er mit nur etwas mehr Schwung dort hineingestolpert wäre und wer weiß wie tief gefallen wäre. Langsam krabbelte der blonde Forscher auf den Rand des vielleicht drei Meter weiten Lochs zu und zog eine Taschenlampe aus seinem Gürtel. Das Licht war stark und doch konnte er nur schwer etwas erkennen. Das gesamte Gebiet musste von Höhlen untergraben sein, wenn der Einschlag den Boden aufgebrochen hatte und nun das Erdinnere offenbarte. Freudig brannte die Erwartung in ihm, denn er hatte sein Abenteuer gefunden. Dort unten lag sein Preis, er musste nur hinabsteigen und ihn holen.

Es dauerte kaum zehn Minuten für ihn, seine Kletterausrüstung anzulegen, den Helm mit der eingeschalteten Lampe aufzusetzten und das Seil zu befestigen, an dem er zuerst seinen Rucksack runterließ, um dann selbst hinterher zuklettern. Es war leicht, die Steine boten ihm viel Halt und obwohl er so aufgeregt war, waren seine Schritte ebenso wie seine Hände sicher und fest in allem, was er tat. Nun zumindest bis plötzlich ein Stein unter seinem Fuß wegbrach und er mehrere Meter tief zu Boden stürzte, bevor die Sicherheit des Seiles ihn wieder auffing. Seine Wange brannte und er war sich sicher, dass er Blut fühlen würde, wenn er die Finger danach ausstreckte, doch er hielt sich mit beiden Händen fest, krallte sich in den Stein und spürte sein Herz rasen. Sein Körper bebte vor Adrenalin, aber er wusste es besser als weiterzuklettern, bevor der Schock sich gelegt hatte.

Dann endlich erreichte er den Boden. Er hob die Hand zu seiner Wange und spürte den tiefen Schnitt dort, machte sich aber kaum die Mühe mehr zu tun als etwas Blut mit dem Handrücken wegzuwischen und sich dann umzusehen.

Der Fels wies hier schon kaum mehr Spuren eines Einschlages auf, vermutlich weil die meiste Kraft des Aufpralls durch das Einbrechen bereits abgefangen worden war. Und dennoch war da nichts, kein Gesteinsbrocken, kein Kristall, keine Magie. Obwohl er senkrecht unter der Kratermitte stand, war hier nichts.

Aber das war unmöglich! Niemand konnte früher als er hier gewesen sein, er hatte keine Spuren gesehen und er war direkt nachdem er den Kometen hatte fallen sehen, losgegangen. Aber der Komet konnte ja wohl kaum weggelaufen sein. Ezreal lachte, weil das wohl niemals passieren würde, sah sich aber doch suchend um. Das war doch unmöglich! Er konnte doch nicht einfach weg sein!

Und dann entdeckte er ihn plötzlich, diesen seltsam schwarzen Stein, aus dem leuchtend blau die Kristalle herauswuchsen und im Licht seiner Kopflampe schimmerten. Das war unglaublich! So einen Stein konnte es unmöglich geben! Er musste so schon unendlich viel Gold wert sein und dazu kam noch die magische Wirkung!

Es war völlig egal, wie er dort rüber gekommen war, dieser Fund war einfach unglaublich! Noch viel besser als diese uralten Tunnel oder das Kristallmeer über ihm, dieser Stein war fantastisch! Und scheinbar auch unglaublich mächtig!

Begeistert eilte der junge Forscher auf seinen Fund zu, spürte die Aura der Magie und streckte die Hand danach aus, als dieser.... sich plötzlich bewegte. Kaum sichtbar, aber der massive Stein erbebte, ja erzitterte, wenige Millimeter nur und Ezreal zog die Hand ein Stück zurück. Das musste er sich eingebildet haben, ein einzelner Felsbrocken bewegte sich nicht einfach so, auch ein magischer nicht. Außer vielleicht, wenn er auf die Magie seiner Waffe reagierte, aber das war ebenso unwahrscheinlich. Sein Verstand spielte ihm einen Streich ganz einfach.

Damit griff er nach dem Gestein und spürte augenblicklich Wärme, Wärme und ein Beben, dann ein ganz leiser Laut wie ein Stöhnen. Diesmal zuckte er nicht zurück, drehte den Stein, den er längst nicht mehr für einen Kometen hielt und dann sah er es, sein Gesicht, zerkratzt vom Aufprall, aber mit einem ruhigen Ausdruck in seiner Ohnmacht.

Ein Mensch! Da war ein Mensch vom Himmel gefallen! Und was er zuerst für Gestein gehalten hatte, war eine mit Edelsteinen besetzte Rüstung. Sie hatten die Farbe des Kristallmeers über ihren Köpfen und egal wie absurd die Idee erschien, dass ein Mensch wie ein Komet vom Nachthimmel zu Boden rauschte, schien doch alles darauf hinzudeuten. Nur langsam sickerte die Erkenntnis zu ihm hindurch, doch dann reagierte er schnell.

War der Fremde verletzt? Wer wusste schon, wie schnell er zu Boden gestürzt und wie hart sein Aufprall gewesen sein musste, wenn er ein Loch in den Boden geschlagen hatte. Doch neben den Schrammen im Gesicht und etwas getrocknetem Blut an seine Schläfe konnte Ezreal keine Verletzungen entdecken und die Rüstung war zu schwer sie einfach von seinen Schultern zu lösen. Er musste ihn hier raus bringen. Die Höhlen würde er ein andermal erkunden.

Er war besorgt um den Fremden, von dem er bis jetzt doch nur das hübsche Gesicht kannte und stand eilig auf, bevor er überhaupt darüber nachgedacht hatte, wie er ihn transportieren würde. Mit diesem Harnisch war er bestimmt doppelt so breit wie der junge Forscher und ebenso war er größer. Ezreal hatte sich nie für schwach gehalten, aber ihn auch nur aus der Höhle herauszutragen würde unmöglich werden, wenn er nicht-

Dann kam ihm eine Idee. Es war ein alter Zauber, er hatte ihn ebenfalls in einer Ruine gefunden und einmal ausprobiert, um eine versperrte Tür zu überwinden, aber er kannte die Formel, erinnerte sich an die Runen, die es brauchte, hatte alles da, um eine Teleportation einzuleiten, die ihn mitsamt dem Fremden hoffentlich in sein Hotelzimmer oder zumindest in dessen Nähe bringen würde. Bis nach Piltover wagte er es nicht, kannte er doch die Risiken dieser alten Magie nicht, aber Demacia war nur wenige Kilometer entfernt. Er musste sich nur gut konzentrieren.

Es dauerte lange alles vorzubereiten, aber der Fremde atmete ruhig und Ezreal arbeitete flink und geschickt. Seine Runen waren ordentlich, seine Sprache war klar und es war ihm auch ohne größere Mühe möglich,den großen Körper festzuhalten, während er die finale Beschwörung aussprach und dann das bekannte Kribbeln und Ziehen spürte, bevor sich die Höhle vor seinen Augen auflöste und er emporgerissen wurde.

Der Aufprall war etwas zu hart und beide Männer stürzten zu Boden, aber sie waren heil und in einem Stück. Und sie hatten ihr Ziel kaum verfehlt, auch wenn der Zauber sonst nicht besonders genau sein sollte -Eine Tatsache, die Ezreal am eigenen Leib gespürt hatte, als er sich plötzlich auf dem Schoß einer großen, steinernen Wildkatze wieder gefunden hatte, mehrere Räume weiter als eigentlich beabsichtigt hatte und dann von einer Mumie, die behauptete sein Freund sein zu wollen, mehrere Räume weit gejagt wurde, bevor er den Ausgang gefunden hatte. Jetzt jedenfalls befanden sie sich in einer Gasse, direkt hinter dem Hotel, abgeschieden von zu aufmerksamen Zuschauern, aber in einer Entfernung, die er den großen Körper bewegen könnte.

Tatsächlich war es erstaunlich leicht den Mann zu tragen, ganz so als ob jemand oder etwas seine Muskeln entlasten würde, und so erreichten sie das am Morgen so fluchtartig verlassene Zimmer früher als er eigentlich erwartet hatte.

Der Fremde nahm beinahe das gesamte Bett ein, aber jetzt im hellen Tageslicht konnte er mehr als nur die feinen Gesichtszüge erkennen und entdeckte so die Lederriemen, die die Rüstung verschlossen hielten. Er hatte kaum seine eigene Ausrüstung abgelegt, da begann er schon damit die schweren Metallplatten zu lösen und zu Boden zu hieven.

Auch der Körper unter ihnen war breit und nur in ein dünnes Hemd gehüllt, das die Muskeln kaum verbergen konnte, die sich unter dem sanften Atmen immer wieder leicht anspannten.

Es war der Anblick seines Rückens, der Ezreal erschrocken aufkeuchen ließ. Der Stoff war von Blut getränkt. Augenblicklich zog er ihn von dem geschundenen Körper darunter, auf das Schlimmste gefasst, wenn die dort verborgene Wunde so viel Blut verloren hatte, doch fand nichts vor. Nur ein einziger Kratzer, der schon längst verheilt sein musste. Verwirrt glitten die geschickten Finger des Forschers über den breiten Rücken. Er fühlte sich warm an, kräftig und einen Moment musste sich Ezreal verbeißen, einen genießerischen Schauder zuzulassen, den der Gedanke an die dort verborgene Stärke in ihm auslöste. Zu gut konnte er sich vorstellen, was ein Mann dieser Statur in ihm auslösen könnte, wenn er ihn unter sich begraben würde und sich einfach nahm, was er wollte. Ein leises Stöhnen entkam seinen Lippen, bevor er sich auf die Lippe biss und sich zwang an das Blut zu denken, das ja irgendwo seinen Ursprung haben musste. Und den musste er finden, bevor der Braunhaarige daran verstarb!

Gerade fuhren die schmalen Finger an den breiten Seiten abwärts, als der Mann, der doch soviel Blut verloren haben musste, ja zwischen Leben und Tod schweben sollte, sich plötzlich rührte. Er drehte sich mühelos unter Ezreal um, ganz so als wäre er nicht kilometerweit in die Tiefe gestürzt wie ein außerirdischer Felsbrocken, und setzte sich dann auf, den jungen Forscher so in seinem Schoß platzierend und dann die Hand nach seiner Wange ausstreckend.

Der Blonde war noch gefangen in dem unnatürlichen türkis, das ihn anblickte, als eine Wärme seine Wange kribbeln ließ und der Braunhaarige zu lächeln begann. "Ein so schönes Gesicht sollte nicht zerkratzt werden." Und als Ezreal nun die Hand hob, spürte er die Wunde nicht mehr, die er längst vergessen hatte, die aber zu tief gewesen war, um einfach so zu verschwinden. Hier vor ihm saß ein Heiler!, erkannte er erstaunt und dann plötzlich legte sich eine große Hand über seine eigene und der Fremde mit den seltsamen Augen kam näher, bevor sich ihre Lippen auch schon berührten und alle Verletzungen vergessen waren.

Der Kuss war heiß, wenn auch nicht grob und Ezreal erwiderte ihn willig. Es war als wüsste der Fremde genau, was in ihm vorging und diese Erwartung wurde nicht enttäuscht. Schon bald kniete er über ihm, der muskulöse Körper nur bedeckt von einer einfachen braunen Hose und Ezreal wusste längst nicht mehr, wie viel er noch trug, denn sein Kopf war leer, während kräftige Lippen und Finger seine Brust zum glühen brachten und wieder und wieder ein Stöhnen ums andere von seinen Lippen rissen, bis er kaum mehr keuchte und die Finger in dichten braunen Strähnen vergrub.

Dann, als sich die fremden Lippen um sein Glied schlossen, versuchte er noch einmal Worte zu formen. "E...ezreal! Ezreal, wie... wie ist dein... ahhh... Name?" Dem Erstaunen folgte Erkenntnis und dann einer Antwort. "Taric."
 

Es war eine Nacht wie Ezreal sie nie vergessen würde und obwohl er inzwischen auch Tarics unterwürfige Seite kennen und lieben gelernt hatte, erinnerte sich der Blonde immer noch gern daran, was für Gefühle er ihm damals gezeigt hatte. Am liebsten dachte er daran zurück, wie er zuletzt auf der warmen Brust eingeschlafen war und die ganze Nacht in sicheren Armen gehalten wurde. Das Gespräch, das am Morgen folgte, war allerdings... ein wenig... ungemütlich und furchtbar absurd im großen und ganzen. Mit jemandem, der aus einer anderen Dimension beschworen wurde, schlief man nun wirklich nicht jeden Tag. Nachdem Ezreal jedoch die kriegerischen Auseinandersetzungen über ganz Runterra beschrieben hatte, stand es für Taric außer Frage, dass er hier gebraucht wurde und so verließen sie bald gemeinsam die Stadt, trennten sich jedoch bald, da es Ezreal zurück zu den Höhlen und anschließend zu neuen Abenteuern weiterzog.

Und doch trafen sie sich über die Jahre ein ums andere Mal wieder, mal nur für eine Nacht, mal gingen sie ganze Wegstücke zusammen und jedes Mal wachte Ezreal mit einem warmen Gefühl auf, wenn er abends neben dem Braunhaarigen einschlief und sein ruhiger Atem ihn in ruhigen Schlaf wiegte. Manchmal konnte er sich kaum von ihm trennen, weil er nicht wusste,wann er ihn wiedersehen würde und doch blieb es in all dieser Zeit nur bei diesen einzelnen Treffen, ob nun mit Jayce oder anderen Fremden oder Reisenden, Ezreal blieb bei ihnen genauso wenig wie bei Taric und doch dachte er immer wieder an ihn, wenn er nachts allein in einer Höhle fror.

Als Taric dann erklärte, dass er in Demacia eine Bleibe gefunden hatte und seine Wanderschaften damit beenden würde, war Ezreal nervös geworden, weil er nun derjenige war, der allein dafür verantwortlich war, wenn sie sich nicht sahen und obwohl er jetzt immer wusste, wo er war, war ihm die Ungewissheit des nächsten Teffen immer lieber gewesen. Auch weil es auf ihren Reisen niemals jemanden gegeben hatte, der über ihren Lebensstil hatte reden können. Trotzdem ertappte er sich damit öfter in die ihm eigentlich so verhasste Stadt zu reisen, immer nach neuen Gründen suchend, länger dort zu bleiben, nur um dann zufällig auf den Straßen dem Heiler zu begegnen und mit zu ihm zu gehen. Taric hatte das Thema aufgebracht, was da zwischen ihnen war, als Ezreal wieder einmal wochenlang im Museum arbeitete und letztlich gar nicht mehr in sein Hotelzimmer zurückkehrte, sondern Nacht für Nacht bei ihm verbrachte. Eine offene Beziehung hatten sie es getauft und so waren sie auch verblieben. Inzwischen mietet er sich kein Zimmer mehr, er hatte einen Schlüssel zu Tarics Wohnung gekriegt und konnte kommen und gehen, wie er wollte, um jene Geborgenheit an der breiten Brust zu spüren und eine Nacht lang seinem Herzschlag zu lauschen.
 

Und so lag er auch heute an seiner Brust, nachdem sie der Weg zuletzt ins Schlafzimmer geführt hatte und er müde, aber befriedigt den Kopf über Tarics Herzen plazierte.

Mit seinem regelmäßigen Klopfen hüllte es ihn ein und die Wärme legte ihre beruhigenden Finger um ihn, als er leise aussprach, was ihm durch den Kopf ging. "Ich liebe dich." Und obwohl Taric sich einen Moment versteifte, war da ein Lächeln auf seinen Lippen, als Ezreal müde aufblickte. "Ich dich auch." Und wenn er sich nicht völlig irrte, machte der Herzschlag einen Moment lang einen freudigen Hüpfer.

Vielleicht würden diese Worte etwas ändern, vielleicht auch nicht. In jedem Fall schliefen sie beide mit einem Lächeln auf den Lippen ein und ahnten nichts von dem Chaos, das bald losbrechen würde.

Ketten

Lux hatte einen deutlich weniger schönen Nachmittag verlebt. Ihre Brust schmerzte, auch wenn sie sich wieder und wieder einredete, dass er nicht solch große Macht über sie hatte.

Zuletzt war sie aus reiner Verzweiflung heraus einfach nach Hause zurückgekehrt, immer mit der Absicht, sich einfach in ihr Bett zu legen, um sich zusammen zu rollen und einfach nicht mehr aufzustehen, bis... naja, für einen langen Zeitraum zumindest.

Allerdings hatte das Schicksal andere Pläne mit ihr. Sie erreichte kaum die Haustür, als bereits ein Dienstmädchen wie von einer Hornisse gestochen auf sie zu wuselte. "Fräulein Luxanna! Was tut Ihr denn noch hier? Ihre werten Eltern sind längst aufgebrochen! Auf Geheiß des Königs zum Hofe! Eure Anwesenheit war ausdrücklich erwünscht! Schnell, schnell! Ihr müsst euch umziehen! Ich werde Euch eine Kutsche herrichten lassen, Fräulein!" Sie sprach so schnell, das sie bereits davongelaufen war, als Lux ihre Worte endgültig verstanden hatte und mit einem Blick an sich hinab, die Absurdität des Umziehens erkannte. Sie trug die blaue Bluse, die er ihr- ... und einen hübschen blauen Rock. Es war funktional und auch nicht unansehnlich, weder zerrissen noch schmutzig, also warum so unnötige Mühe machen? Und eine Kutsche? Es waren kaum 500 Meter bis zum Palast.

Es war schwierig die junge Frau von ihren Absichten abzubringen und das Wort 'Aber' fiel unzählige Male, immer mit einem Verweis darauf, dass es sich nicht gezieme, wenn sie allein über die Straßen ginge, was Lux jedoch nur belachte und erklärte, dass sie sich sehr wohl verteidigen konnte. Dann irgendwann gab sie nach und Lux, nun auch so abgelenkt von ihrem Kummer, dachte gar nicht mehr daran, in ihr Zimmer zurückzukehren. Sie würde ihre Rüstung ebenso wenig brauchen wie Stab oder andere Kleidung und ihre Schuhe waren ebenso leicht wie bequem.

Ohne weitere Umschweife brach sie zum Palast auf und hatte bis kurz vor der Eingangstür, die Geschehnisse in jenem Garten beinahe völlig vergessen.

Aber sie würde ihm nicht aus dem Weg gehen, wenn er die Kälte besaß, sie so sitzen zu lassen, konnte auch Lux ihm die kalte Schulter zeigen.
 

Lux kannte den Thronsaal bereits von früheren Besuchen sehr gut, ob nun wegen Kriegsräten, Missionsübergaben oder Abendessen mit ihren Eltern und der Königsfamilie, aber heute schien die Atmosphäre viel angespannter zu sein als bei jedem dieser Anlässe oder vielleicht auch einfach nur auf eine völlig andere Art. Seltsamer Weise lag rein gar nichts Militärisches in der Luft.

"Majestät!" Sie schlug ihre Hacken zusammen und verneigte sich auf die ihr aus dem Militär so bekannte, steife Art und Weise. Sie war eine Vollblutkriegerin. All die Sitten, Gewohnheiten, Traditionen, sie alle waren ihr in Herz und Blut übergegangen, waren längst ein Teil von ihr, ganz genauso wie das Licht und die Magie.

"Luxanna, wie schön, dich hier zu sehen."

Lux neigte noch einmal den Kopf dem Kronprinzen entgegen, weigerte sich aber den Blick weiter nach rechts zu wenden und wartete dann ab, was dieses Treffen wohl bringen würde. Immerhin waren ja auch ihre Eltern hier und ihre Mutter hatte mit dem Militär ja nun so gar nichts am Hut. Lux erinnerte sich noch ganz genau an den Aufstand, den sie damals gemacht hatte, als sie zur Akademie gehen und anschließend in den Krieg ziehen sollte. Sie hatte immer viel lieber eine kleine Adlige gewollt, die sie für Bälle und Teepartys einkleiden konnte.

Lux hörte die Tür noch einmal aufgehen und als sie sich umdrehte, war es Garen, der die Halle betreten hatte. Er war gerade erst von der Kriegsfront zurückgekehrt, hatte zwar die Rüstung bereits abgelehnt, wodurch er mindestens halb so breit wirkte wie sonst, aber trug noch immer den blauen Samtschal, den sie ihm einst geschenkt hatte, und sein blaues Gewand, das so gut zu ihrem Outfit passte.

"Verzeiht die Verspätung. Es gab einen... Zwischenfall, der mir nicht erlaubte früher aufzubrechen." Lux verdrehte die Augen und beobachtete dann, wie er sich verbeugte wie sie zuvor, allerdings deutlich weniger steif als sie, aber er war an diesem Ort ja auch so etwas wie groß geworden. Lux hatte eine sehr genaue Ahnung, um welche Art von Zwischenfall es sich handelte, aber sie schwieg und wartete nur, bis sein Blick sie traf, bevor sie ihn herzlich umarmte. In letzter Zeit war er beinahe die ganze Zeit an der Front und so sahen die Geschwister sich immer seltener. Als er sie jedoch ein Stück hochhob, wie er es vor vielen Jahren immer getan hatte, wenn er von seinen ersten Einsätzen zurückgekehrt war, quietschte Lux erschrocken auf und hielt sich an seinen noch immer sehr breiten Schultern fest, bevor sie lachte. Scheinbar war er wirklich glücklich und ein bisschen dieser Freude ging auf Lux über. Sie lächelte auch noch, als er sie losließ und Jarvan begrüßte, mit dem er schon seit er ein kleiner Junge war, befreundet war. Wahrscheinlich stand niemand dem Kronprinzen näher, nicht einmal seine persönlichste Wache, auch wenn dieser Gedanke Lux augenblicklich wieder ärgerte.

Die beiden Männer wechselten leise ein paar Sätze, aber sie drangen kaum zu Lux vor und die einzelnen Worte wollten in ihrer verzerrten Art keinen Sinn mehr machen. Sie sprachen von der Zukunft und einem 'Bruder', mit dem vermutlich Garen gemeint war, auch wenn es absurd schien, dass er so auf sich selbst verweisen sollte.

Es folgten noch weitere Begrüßungen, doch die blonde Magierin vermied es gezielt, sie sich anzusehen und trat stattdessen zu ihren Eltern zur Seite. Ihre Mutter wirkte so unglaublich glücklich, als wäre der Krieg bereits gewonnen... oder im Fall ihrer Mutter vielleicht eher als hätte sie das schönste Kleid der Welt versprochen bekommen... oder so etwas in der Art. Der Blick ihres Vaters, der wie immer auf seinen Stock gestützt stand, war... undeutbar, aber seine Emotionen zeigten sich auch sonst nur in unterschiedlich betonten Grunzlauten. Sie waren wohl das, was ein ideales adeliges Ehepaar sein sollte, zumindest im allgemeinen Konsens, befand Lux. Eine militärische Größe heiratet eine hübsche Adlige, die außer schönen Kleidern und Schmuck an nichts anderes dachte und deren Lebenstraum es war ihre beiden Kinder unter die Haube zu bringen. Obwohl sie darauf auch ruhig noch ewig und drei Tage warten konnte, denn von heiraten und Liebe wollte sie jetzt, nachdem ihr Herz so grob zerschmettert worden war, absolut nichts wissen.

Natürlich wollte sie nicht undankbar klingen. Sie liebte ihre Mutter und war dankbar für alles, was ihre sozialen Positionen ihnen möglich gemacht hatten. Es war nur so, dass ihre Mutter all das verkörperte, was Lux sich nicht mehr vorstellen konnte, seit sie die Bitternis einer Niederlage auf dem Schlachtfeld erfahren hatte. Zu heiraten, Kinder zu kriegen, das alles war etwas, das in ihren Augen unmöglich war, bevor der Krieg nicht gewonnen wäre und Demacia entweder in Trümmern am Boden lag und sich einer fremden Besatzung beugen musste - Ein Szenario, in dem Lux sich selbst als gefallen ansah - oder siegreich den Triumph feierte.

Und als wären ihre Gedanken erhört worden, fragte der Prinz in diesem Augenblick: "Wie ist die Situation an der Kriegsfront." Es gab natürlich nicht nur eine, aber bei dieser handelte es sich um jene, an der sich der Konflikt zwischen Demacia und Noxus wohl letztlich entscheiden würde.

Sofort wurde Lux aufmerksam und erwartete den Bericht ihres Bruders, hoffentlich in allen Einzelheiten.

"Es ist ein ewiges Auf und Ab. Wir können nicht die Oberhand gewinnen, aber wir lassen Noxus ebenso wenig Fuß fassen."

Und bevor er genauer ausführen konnte, wie genau die Schlachten liefen, ob und wie viele Verluste es gab, unterbrach der König beide. "Dies sind keine Gespräche für den heutigen Anlass. Verbannt den Krieg für einen Abend aus euren Gedanken und setzt euch mit uns zu Tisch."

Jetzt war Lux verwirrt. Was sollte das heißen? Kein Gespräch für den heutigen Anlass? Wenn es nicht um den Krieg ging, worum dann? Und welcher Anlass gäbe ihm das Recht, diese Bedrohung einfach so zu vergessen?! Und wäre sie nicht doch die wohlerzogene Tochter eines Adelshauses hätte sie ihre Bedenken wohl einfach ausgesprochen und hätte sich nicht den zustimmenden Gesten ihres Bruders und des Prinzens gebeugt.
 

Tatsächlich wurde der Krieg nicht wieder angesprochen, obwohl Lux ihren Bruder mehr as einmal dazu drängen wollte, von seinen Erlebnissen zu berichten. Jedes Mal speiste er sie nur mit einem später ab oder verdrehte nur die Augen darüber.

Und doch machte etwas anderes Lux weitaus mehr zu schaffen: Die Sitzordnung. Aus einem völlig absurden Grund war sie zwischen ihrer Mutter und der Königin zu sitzen gekommen und hörte so Minute über Minute Gesprächen über die neusten Modeentwicklungen in Demacia und Piltover zu. Ob Samt oder Taft, Rüschen oder Spitze, lange oder kurze Ärmel, der blonden Magierin schwirrte der Kopf vor Wörtern, die ihr Verstand längst als unwichtig abgespeichert hatte und doch konnte sie ihren Sitzplatz einfach nicht entkommen. Garen jedenfalls schien sich bestens zu amüsieren, wie er mit Jarvan sprach als wäre er nicht der zukünftige König sondern einfach nur er selbst ohne all diese Verpflichtungen.

Geschlagene fünf Minuten kaute Lux jetzt auf einer Fenchelstange herum und versuchte mit aller Kraft nicht zu ihrem Bruder hinüber zu sehen, denn direkt hinter ihm an der Wand stand er, pflichtbewusst wie eh und je und zuckte mit keiner Wimper, obwohl er ihr gerade noch mit wenigen Worten das Herz gebrochen hatte.

Bitternis befiel die junge Frau, wodurch sie aber nur noch etwas aggressiver zu kauen begann und dabei wohl sehr undamenhaft aussah. Gut dass niemand sie ansah.

"Und, Luxanna, was wirst du auf dem Ball tragen?"

Die Stimme der Königin riss sie aus ihren Gedanken und das auch nur, weil sie ihren Namen so betont aussprach. Vor Schreck schluckte sie heftig und bekam einen langen Moment gar keine Luft, bis sie einen großen Schluck Wasser getrunken hatte. "Wie bitte?" Ihre Stimme klang rau und ihr Hals schmerzte noch etwas, aber sie war gut genug erzogen, um der Königin nicht nicht zu antworten. Sie versuchte irgendwie sich eine Reim aus ihren Worten zu machen und musste gestehen, dass sie scheinbar eine ganze Weile nicht zugehört hatte.

"Dem Ball", erklärte ihre Mutter in diesem typischen Ton, den sie anschlug wenn sie enttäuscht von ihren Manieren war. Vielleicht hatte es doch jemand beobachtet oder sie hatte erraten, dass sie nicht zugehört hatte. Ein wenig verlegen wurde Lux schon, aber sie sah einfach keinen Grund sich diesen ganzen Unsinn anzuhören, wenn es sie doch eh weder betraf noch interessierte.

Der Ball. Welcher Ball? Ihr Gehirn arbeitete sich schnell durch die möglichen Antworten. Der Frühjahrsball. Er würde in etwa einem Monat stattfinden, das schien zu passen, aber was war damit?

"Was wirst du tragen?", wiederholte die Königin dann ihre Frage, weniger kritisch als ihre Mutter.

"Ich... ähm denke, das selbe wie letztes Jahr?", schlug Lux dann vor. Sie besaß tatsächlich zu wenig Auswahl um etwas anderes anzuziehen. Und warum auch? Wie oft ging sie schon auf Bälle? Meistens war sie auf dem Schlachtfeld, wie es sich für eine Kriegerin gehörte. Die Königin sah sie jedoch ganz erschrocken für diese Antwort an, eher so als hätte sie gerade behauptet, sie würde Katzenbabys treten. "Ich... ich habe nicht viele Ballkleider", versuchte sie etwas verlegen zu erklären. "Und ich seh auch keinen Grund mich deswegen zu sorgen. Es ist immerhin schon ein Jahr her, niemand wird sich erinnern." Und ganz zögerlich fügte sie noch ein 'Oder?' hinzu. Wieso schien das so eine falsche Antwort zu sein?

Sie war froh, als ihre Mutter die Situation rettete, indem sie ihre Worte als Witz abtat und etwas über blauen Taft und Seide erzählte. Natürlich existierte ein solches Kleid nicht und innerlich seufzte Lux bereits bei dem Gedanken es tragen zu müssen und vor allem, es schneidern zu lassen. Ballkleider waren steif, unbeweglich, Rüstungen waren anders, sie bewegten sich mit dem Körper, boten Schutz und Sicherheit.

Dennoch setzte Lux ein Lächeln auf, hatte gelernt ihrer Mutter nicht in den Rücken zu fallen und sich den Erwartungen der Gesellschaft zu fügen, wenn sie ihre Position im Militär behalten wollte. Einen Moment dachte sie an Shyvanna. Was das anging, bewunderte sie die Kriegerin. Sie wurde um ihrer Stärke willen respektiert, nicht wegen ihrer Herkunft in Watte gepackt und doch wusste sie, dass es auch schwer sein musste, immer nur als der Drache der Armee angesehen zu werden. Ihre Gedanken wanderten weiter, fragten sich, ob sie wohl manchmal wünschte, als Frau begehrt zu werden, ob sie nicht hinter ihrer stolzen und starken Fassade manchmal verletzt war, wenn Kinder aus ihrem Weg gezogen wurden. Lux musste zugeben, dass auch sie manchmal vergaß, dass sie eine Frau war, aber sie hatte nie versucht eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Sie hatte keine gesellschaftlichen Verpflichtungen, aber hatte sie außerhalb des Militärs Gesellschaft?

Vielleicht war sie mit Garen von der Front zurückgekehrt. Nachdenklich überlegte Lux, ob sie nicht doch einmal versuchen sollte mit ihr zu sprechen. Vielleicht würden sie sich besser verstehen als sie ahnte.

Ein lautes Klopfen durchbrach ihre Gedanken und als Lux aufblickte, sah sie die feuerrote Rüstung eben jener Frau in der Tür aufblitzen, an die sie eben gedacht hatte.

"Verzeiht die Unterbrechung, Majestät." Ihre Stimme war streng, aber irgendetwas anderes war da noch.

"Shyvanna, was-"

"Ich weiß, dass ich störe, aber es ist dringend." Als Lux sie ansah, blieben glühende Augen an ihren hängen und es lag solch ein Hass darin, dass sie beinahe ein wenig zurückzuckte, weil er sich so deutlich gegen sie selbst richtete, dass ein Schlag nicht hätte deutlicher sein können. Noch bevor Lux sich fragen konnte, womit sie diesen Zorn verdiente, sprach Shyvanna ihre Botschaft aus. "Die noxischen Truppen haben ihr Lager aufgelöst."

"Was?!" Garen stand augenblicklich auf. "Was soll das heißen? Es gibt keinen Grund für sie-!"

"Unsere Späher haben den Aufbruch beobachtet. Es gibt keine Spur von ihren Generälen, von keinem von ihnen. Ich bin augenblicklich aufgebrochen." Weil sie die schnellste von allen Boten war. Augenblicklich war Lux angespannt, der hasserfüllte Blick war bereits wieder vergessen. Warum sollte eine Armee, die sich seit Monaten halten konnte, ohne dass jemand die Oberhand gewann, ihre Stellungen abbrechen und damit einen Einmarsch ermöglichen, wenn nicht um einen Hinterhalt zu legen?!

Auch Jarvan schienen ähnliche Dinge durch den Kopf zu gehen. "Ich dachte, die Truppen stoßen auf beiden Seiten auf Granit!"

"So ist es auch. Es gibt keinen Grund für sie zurückzufallen. Was sollen unsere Truppen tun?" In ihrer Stimme brannte das so bekannte Feuer. Sie würde nicht zulassen, dass ihre Soldaten in einen Hinterhalt liefen, das war klar und doch akzeptierte sie die Hierarchie und wartete ihre Befehle ab.

Nach einem kurzen Moment erhielt sie ihre Antwort vom König selbst. "Haltet die Stellungen. Wir kennen ihre Pläne nicht, es wäre dumm, jetzt einen Vorstoß zu wagen. Schickt Späher, ihnen zu folgen, aber vernachlässigt eure Vorsicht nicht. Wer weiß, was in Swains Kopf vorgeht."

Die Kriegerin nickte, scheinbar sehr zufrieden mit diesen Anweisungen.

"Ich werde morgen an die Front zurückkehren", versprach Garen dann. "Was auch immer sie vorhaben, Darius wird seine Finger im Spiel haben."

Und obwohl Shyvanna bereits entlassen war, drehte sie sich nach einem Schritt noch einmal um. Während ihr Blick über Jarvan zum König wanderte, setzte sie noch einmal zum sprechen an. "Ich würde gerne Luxanna-"

Augenblicklich wurde sie unterbochen. "Nein."

"Aber ihre Kräfte könnten uns den entscheidenden Vorteil bring-"

"Ich sagte nein!"

Lux stand auf, sie dachte immerhin genauso wie der Halbdrache. "Wieso nicht? Majestät, ich könnte ohne entdeckt zu werden, ihren Spuren folgen! Ich habe es zuvor getan, ich weiß, wie ich untertauche!" Was war denn plötzlich sein Problem? Hielt er sie plötzlich für zu jung? Vertraute er ihr nicht?

"Das ist zu gefährlich, Lux." Garen klang ehrlich besorgt, aber das war er auch bei ihren ersten Missionen gewesen.

"Ist es nicht! Ich weiß, wie ich an die nötigen Informationen herankomme und ich weiß, wie ich mich verteidigen kann! Ich bin kein Kind mehr!"

"Es gibt andere, die diese Aufgabe übernehmen können."

Sie trat hinter ihrem Stuhl hervor, sah ihren Bruder anklagend an, weil er ihr scheinbar nicht vertraute, ihr in den Rücken fiel. Dieser dämliche große Bruder Beschützerinstinkt! Heftig gestikulierend versuchte sie noch einmal ihren Punkt herüberzubringen. "Warum Leben riskieren, wenn ich es nahezu gefahrlos-"

Und dann donnerte eine Stimme durch den Raum, die heute noch nicht ein Wort gesprochen hatte. "Luxanna, setz dich hin!" Ihr Vater war aufgestanden und zeigte jene Präsenz, die ihm einst ebenso Respekt wie auch Furcht auf dem Schlachtfeld eingebrachte hatte, bevor er nach einer schweren Verletzung als kriegerischer Berater an den Hof zurückgekehrt war und so seinem Sohn das Schlachtfeld überlassen hatte.

Luxanna folgte.

Sie hatte diese Stimme nicht mehr gehört seit sie als Kind ein anderes Mädchen mit ihren damals noch unausgereiften Kräften verletzt hatte, weil sie ihren Eltern nachgeplappert hatte, dass die Zeit der Kronwacht-Familie wohl endgültig vorbei wäre.

Jetzt schluckte sie, verstand nicht, womit sie den Zorn jetzt auf sich gezogen hatte und schwieg verletzt.

Sie hörte, wie Shyvanna sich entschuldigte und dann ohne ein weiteres Wort ging, wie ihr Vater sich wieder hinsetzte und die Frauen rechts und links von ihr in erschrockene Stille verfielen, ganz genauso wie der Rest des Raums.

Einen langen Moment ertrug Lux es, bis der Druck sie völlig zu zerquetschen schien.

"Verzeihung, ich fühle mich nicht wohl." Sie sprach leise, blickte nicht auf und rechnete beinah damit, dass ihr Vater sie noch einmal anfahren würde, aber niemand hinderte sie aufzustehen, bis sie plötzlich dem Kronprinzen selbst gegenüber stand, der sie beinahe etwas mitleidig ansah.

"Bleib. Bitte." Er hob die Hand, schien ihre Wange berühren zu wollen, stoppte aber und tat dann etwas anderes, was noch viel weniger Sinn ergeben wollte. Er ging vor ihr auf die Knie, eine kleine Schachtel festhaltend und zu ihr aufblickend. "Luxanna Kronwacht, ich bitte dich, mich zu heiraten."

Und plötzlich machte alles Sinn.

Wirklich alles, was heute geschehen war, setzte sich plötzlich wie ein Puzzle vor ihren Augen zusammen. Das Treffen, die Anwesenheit ihrer Mutter, ja sogar ihr Sitzplatz. Sie verstand, warum niemand sie in den Krieg ziehen lassen wollte, warum ihr Vater so scharf reagierte hatte, sogar die so unvollständigen Gesprächsfetzen ihres Bruders mit Jarvan setzten sich in ihrem Kopf zusammen. 'Ich freue mich, dich bald als meinen Bruder begrüßen zu dürfen.' Das Attribut hatte sich niemals auf Garen selbst bezogen!

Und ganz langsam sickerte noch eine weitere Erkenntnis zu ihr durch. Er hatte es auch gewusst. Er hatte sich von ihr getrennt, weil er von diesem Antrag wusste.

Sie alle wussten davon und sie alle erwarteten nur eine einzige Antwort von ihr.

Doch Lux starrte den Mann vor sich an, dessen braunes Haar in einzelnen Strähnen unter der goldenen Krone hervorfiel und der sie so erwartungsvoll anblickte wie der ganze restliche Raum auch. Hilfe suchend sah sich das junge Mädchen im Raum um, war überfordert mit der Situation, mit dem Antrag des Kronprinzen und der Erwartung, die aus allen Augen sprach.

Die Zeit schien zu langsam zu vergehen, die Eindrücke verschwammen langsam mit einander und dann wurde ein einziges Gesicht klar. Das braune Haar straff in den hohen Zopf gebunden, der golden Reif darin schimmernd im sinkenden Licht der Sonne, das durch die großen Fenster fiel. Heute fielen keine Strähnen locker nach vorn. Alles an ihm schien steif, sein Blick richtete sich an ihr vorbei, unbeteiligt. Nichts davon schien ihn zu bekümmern.

Und dem Prinzen eine Antwort schuldig bleibend tat Lux die wenigen Schritte, bis sie vor ihm stand und erhob wütend die Stimme gegen ihn. "Du hast es gewusst?! All diese Gerede über den Altersunterschied, dafür?" Sie war wütend, das war nicht zu übersehen, weder für ihn noch für alle anderen im Raum, aber Lux waren alle anderen in diesem Moment völlig egal. Ihre Hand holte aus. Sie konnte einfach nicht glauben, dass er ihr das antat. Und doch fing er ihre Hand ab, noch immer ohne eine Miene zu verziehen und schwieg. Er hatte damit gerechnet, dass sie zuschlagen würde, als sie ihn so angefahren hatte und es war ganz leicht schnell genug zu reagieren.

Nun, damit hatte er gerechnet, nicht mit dem, was sie als nächstes tat. Ohne ein weiteres warnendes Wort riss sie ihr Knie nach oben und traf auf die von der Rüstung ungeschützten Körperteile dort in der lockeren braunen Hose, die er schon am morgen getragen hatte, bevor er den Blick noch auf ihr Knie gesenkt hatte. "Arschloch!"

Lux konnte mit ansehen, wie sich Schmerz über seine Züge legte, wie er die Luft einzog und auf die Knie sank, kaum in der Lage sich mit einer Hand abzufangen. Und sie hörte wie hinter ihr ein Stuhl zu Boden fiel. "Lux!" Es war Garen und er griff ihr Handgelenk, bevor der Magierin überhaupt auffiel, dass sich dort Licht materialisiert hatte.

Schnell zog sie die Macht in sich zurück, entriss ihm aber hart die Hand. "Du hast es auch gewusst, nicht wahr?! Und du hast es nicht für nötig gehalten, mir davon zu erzählen? Du hast es sogar noch unterstützt?" Sie war so furchtbar enttäuscht von ihrem Bruder, das sie ihn kaum ansehen konnte. Wieso schien sie als einzige im Dunkeln gelassen worden zu sein?

Sie konnte nicht zu dem Prinzen blicken, wollte nicht wissen, wie er mit ihrer Reaktion umging, wusste selbst, dass er es nicht verdiente, das ihn auch nicht die Schuld traf, nun, zumindest nicht ihn allein, und dass sie ihn gerade über alle Maßen bloß gestellt hatte, aber sie fühlte sich plötzlich so machtlos, dass sie zitterte. Sie würde sich später bei Jarvan entschuldigen müssen und auch bei dem Mann, der hinter ihr langsam auf die Füße kam, aber nicht jetzt, noch nicht, sie hatte noch soviel zu sagen, bevor sie sich ihrem Schicksal fügen konnte.

"Geht schon", brachte der zu Boden gegangene zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als ihm Jarvan aufhelfen wollte und es sammelten sich langsam Tränen in ihren Augen.

Sie ballte die Fäuste, starrte zu Boden, wollte ihn nicht anblicken und sprach mit dem Boden. "Dachtest du wirklich, dass du das richtige tust?" Er konnte sie doch nicht so wenig kennen, nicht nach dem letzten Jahr. "Dachtest du wirklich, dass ich einfach so alles aufgebe, was mich ausmacht? Dass ich mich darüber freue? Wie ein braves kleines Mädchen, meine kindischen Träume aufgebe und zu der perfekten Ehefrau werde? Dass ich mich geehrt fühle und dankend annehme?"

Dann blickte sie auf. "Als hätte ich eine Wahl!" Sie wusste selbst, dass sie dem zukünftigen König diesen Wunsch nicht ausschlagen konnte, wenn sie ihre Familie nicht völlig ruinieren wollte. Aber es war einfach nicht fair. "Ich bin nicht eure Marionette. Ich habe meinen eigenen Willen, meine eigenen Ziele. Ich will diesem Land eine friedliche Zukunft schenken und nicht als hübsches Anhängsel zur Schau gestellt werden. Aber natürlich werde ich ja sagen, weil euch das allen egal ist, weil es politisch richtig wäre, weil es nur Vorteile bringt und es vermutlich eh schon über Jahre geplant ist und ihr nur darauf gewartet habe, dass ich erwachsen bin und mir die Flausen ausgetrieben wurden." Diese Worte richteten sich an ihre Mutter und doch war sie zu enttäuscht, um ihren Blick zu suchen, wusste bereits, dass sie es nicht verstand, dass sie nur daran dachte, dass ihre Tochter Königin von Demacia werden würde und sie damit all ihre Freundinnen ausgestochen hätte.

Ihr Vater hatte sie immer in Schutz genommen, aber wenn er gegen diese Ehe gewesen wäre, hätte er sie verhindern können, auch er war ihr in den Rücken gefallen, ganz genau wie Garen, der noch immer direkt hinter ihr stand und schwieg. Vielleicht hatte sie zumindest ihn getroffen.

Gott, es war in dem ganzen Raum so still, als wäre ihre Mutter längst in Ohnmacht gefallen.

"Ich lasse mich in euren Käfig sperren, werde mich an die Kette meiner Geburt binden lassen, aber ich habe mir noch nie sehnlicher gewünscht als Junge geboren worden zu sein." Wenn man es ganz genau sah, hatte sie sich das noch nie gewünscht, weil sie stolz darauf war, eine Frau zu sein, aber jetzt gerade erschien es als der einzige Ausweg aus dieser Situation.

Dann ergab sie sich zuletzt und streckte ihre Hand aus, dorthin, wo sie wusste, dass der Prinz stand und noch immer die kleine Schatulle mit dem Siegel von Demacia hielt. Sie schloss die Augen und wartete. Sie sah aus als blickte sie ihrem Todesurteil entgegen. Jarvan zögerte. Also griff Lux nach der Schachtel und schloss die Faust darum. Sie brauchte sein schlechtes Gewissen nicht, sie brauchte die tröstende Hand ihres Bruders nicht. Sie brauchte nur noch eine einzige Antwort. Sie blickte auf, sah in die dunklen Augen und spürte ihre eigenen überlaufen. "Hast du auch nur einen Moment daran gedacht, um mich zu kämpfen, Xin?"

Und sein Blick sprach mehr als tausend Worte. Ihr Gesicht bedeckt von der kalten Nässe, rannte sie an ihrem Bruder vorbei zur Tür und doch ließ er sie nicht einfach ziehen, sondern hielt sie fest. "Lux, was soll das, du benimmst dich wie ein-"

"Es ist einfach nicht fair! Wieso verstehst du es einfach nicht, Garen?! Es ist völlig egal, was du tust! Es ist in Ordnung, weil du ein Mann bist! Niemand sagt ein Wort über deine Verfehlungen, weil du den Namen Kronwacht weitertragen wirst. Es stört keinen, dass du mit Katarina DuCouteau schläfst!" Sie war immer lauter geworden und zuletzt bebte sie vor Wut, als sie ihm die Worte entgegen schrie. Es wurde still. Zu langsam sickerte die Erkenntnis zu ihr durch, was sie gerade ausgesprochen hatte und vor wem. Es war ein offenes Geheimnis an der Front, ja, aber es hier vor dem König auszusprechen, machte es zu der Wahrheit, die ihn mehr als nur seinen Stolz kosten konnte.

Langsam weiteten sich ihre Augen. Garen ließ sie ihren Arm gehen. Dann rannte sie los, aus dem Raum, voller Scham über ihre Gräuetat und ihre eigenen Probleme fast völlig vergessend, sich aber noch immer an die kleine Schatulle klammernd. Sie rannte einfach, rannte immer weiter ohne ein Ziel vor Augen. Immer voran, weg von ihrem Bruder und in die Arme ihres eigenen Verderbens.

Macht und Klinge

Garen verharrte wie festgefroren, während seine Finger von Lux Arm abrutschten.

Er hatte sie aufhalten wollen, hatte verhindern wollen, dass sie einen Fehler für ihr Leben beging, indem sie diesen Ring annahm, wo sie doch gerade auf so offenkundige Art und Weise ihre Liebe zu Xin Zhao bekundet hatte, den Garen zwar auf Grundlage seines brüderlichen Verhaltens dafür bestrafen wollte, wie sehr seine Schwester wegen ihm gelitten hatte, dem er aber gleichzeitig keine schlechten Absichten unterstellen konnte, kannte er ihn und seine gutmütige Art doch schon zu lange.

Doch dann hatte Lux plötzlich das Unglaubliche getan. Sie hatte ihren eigenen Bruder ans Messer geliefert und so den Raum in Stille getaucht.

"Ich habe..." Und er wusste bereits, dass er zu lange gezögert hatte, um glaubhaft zu wirken. Er hätte es leugnen können, sein Wort hätte gegen Lux' gestanden, die so aufgelöst war, dass ihm jeder geglaubt hätte. Sie hatte recht. Alle würden versuchen den Erben der Kronwachts sauber und unschuldig zu halten, allein aus symbolischer Bedeutung. Und trotzdem hatte die Lüge zu schwer gewogen, um sie über die Lippen zu bringen, denn er hatte mit Katharina DuCouteau geschlafen.

"Garen." Es war Jarvan. Er klang bittend. Er wollte nicht, dass es wahr war. Aber es war wahr und Garen wollte und konnte es nicht verleugnen. Er hatte keinen Verrat an seiner Heimat begangen und niemand konnte ihm Untreue zur Krone vorwerfen und trotzdem hatte er es nicht eine Sekunde lang bereut, als sie das erste und jedes weitere Mal ohne Ankündigung in seinem Zelt auftauchte und alle Kleider und Waffen zu Boden fallen ließ. "Das kann nicht-"

"Doch", unterbrach er seinen besten Freund, bevor er einen langen Moment schwieg. "Sie hat recht." Langsam drehte er sich zu den Anwesenden um. Seine Mutter war so bleich wie das Tischtuch und er wagte es nicht, zu seinem Vater zu blicken, der so viele Schlachten gegen General DuCouteau geschlagen hatte wie niemand sonst. "Aber es hat keine politische Bedeutung."

Natürlich würde ihm niemand das glauben, er würde es selbst niemandem glauben, ja, er hatte es zuerst selbst nicht geglaubt, als sie es behauptet hatte, aber nicht einmal war ein Wort über den Konflikt gefallen, nicht einmal hatte sie versucht ihm zu schaden. Und dennoch war sie da. Bereits seit ihrer ersten Begegnung auf dem Schlachtfeld, diese Anspannung, das Knistern in der Luft, die Anziehung, die jeder Vernunft widersprach.
 

Die Sonne hatte ihren Zenit noch nicht ganz erreicht und über dem Boden vibrierte die Hitze des Tages.

Seit Tagen gab es Tag für Tag Auseinandersetzungen zwischen den Fronten, einzelne Kämpfe, wenn sich Krieger weiter vor wagten oder provozieren wollten, Assasinen, flinke Kämpfer zumeist. Sie kommen aus dem Nichts und verschwanden ebenso schnell wieder. Aber heute war es anders. Garen hatte Meldung bekommen, dass dort in der Senke eine Gefahr ganz anderen Kalibers aufgetaucht war und nun mehrere Männer beschäftigte.

Augenblicklich hatte er sein Schwert gegriffen und die schweren Schulterplatten festgezogen. Es kribbelte unter seiner Haut, die Herausforderung, der Wunsch Demacia zu verteidigen und sich mit dem neuen Feind zu messen.

Als er das Schlachtfeld erreichte, sah er kaum mehr als einen rötlich schwarzen Schatten, der von Soldaten zu Soldat huschte und so ein halbes Dutzend seiner besten Männer beschäftigte. Mehr als einer war im Kampf bereits zu Boden gegangen.

Er griff das lederumwickelte Heft fester, sah seine Männer zurückweichen und sprang.

Der Boden erzitterte, als die Klinge sich ins Gestein grub, doch der Angreifer war verschwunden. Hinter ihm. Garen hörte die Schritte, riss das Breitschwert in die Luft und schleuderte herum. Ein Licht blitzte auf, wieder ging sein Schlag ins Leere. Der Feind bewegte sich schneller als er. Er spürte den Tritt, kaum hatte das Licht sich in den scharfen Klingen neben ihm gespiegelt. Es gab nahezu keine Auftrittsgeräusche, ja, beinahe schien es als bewege sich der Angreifer völlig lautlos. Ein zweiter Tritt traf Garen, von der anderen Seite. Er taumelte, dann war da Gewicht auf seinen Schultern.

Erst jetzt, als er nach oben griff, das flink geschwungene Messer abfing, fiel es ihm auf. Der Arm in seiner Hand war zu zart, die Haut war zu weich und das Gewicht auf seinen Schultern war neben den schweren Schulterplatten kaum spürbar gewesen. Er zog an dem Arm und sah bereits das Meer von rotem Haar, als sie hart auf dem Boden aufschlug. Eine Frau.

Garen konnte kaum blinzeln, da stand sie bereits wieder, schob sich eine Strähne aus dem Gesicht und sprang zurück. Zwei Messer flogen auf ihn zu und obwohl er das Schwert hob, schlug er sie weder weg noch wich er aus. Sie hatte schlecht gezielt oder vielleicht auch seine Ruhe getestet. Wie durch Butter sanken sie in die metallerne Panzerung ein, doch erreichten das Fleisch darunter nicht. Wütend zog er sie heraus und warf sie zu Boden.

Seine Gegnerin hatte bereits zwei neue Klingen gezückt, während sie flinke Schritte seitwärts machte und ihn genau beobachtete.

"Das ist also der große General Kronwacht? Die große Macht Demacias? Ganz schön langsam." Sie lachte, dann flitzte sie wieder auf ihn zu. Diesmal wich er aus und traf sie mit dem Heft in den Rücken. Sie ging zu Boden und in einer schnellen Bewegung drehte er das Schert, um es mit beiden Händen und aller Kraft in den Boden zu rammen. Wenn es nach ihm ginge, würde sie diesen Ort nicht wieder verlassen, doch sie rollte sich flink weg, kam noch aus der Bewegung wieder auf einem Knie zu stehen.

Langsam zog er die Klinge aus dem Boden, beobachtete sie. Sie kannte ihn, doch er konnte ihr Gesicht nirgendwo einordnen. "Bist du eine der noxischen Assasinen?!" Der Gedanke, dass die Feinde Frauen ausbildeten, die ihre Mordaufträge ausführten, missfiel Garen über alle maßen, aber die Rothaarige lachte nur und griff noch einmal an.

Garen hob abwehrend das Breitschwert, doch bereits nach wenigen Schritten wurde sie von einem lauten Geräusch gestoppt. Metallern, ja beinahe scheppernd, als würde Metall auf Metall schlagen und dann das ihm so wohlbekannte, schrille, ja, wahnsinnige Lachen des verrückten Schafrichters der noxischen Armee. Er bekam immer eine Gänsehaut, wenn er es hörte und trotzdem hielt er den Blick fest auf seine Gegnerin gerichtet, denn die seufzte kurz und rannte dann doch auf ihn zu. Er hielt noch immer das Schwert, griff es aber noch ein wenig fester und richtete es waagerecht auf sie aus, als sie ihn bereits erreichte. Zu spät sah Garen überhaupt, dass die Kriegerin ihre Waffen weggesteckt hatte.

Dann lagen ihre bloßen Hände auf der stumpfen Schwertfläche und mit einem plötzlichen Druck schleuderte sie den General in Richtung Boden und sich selbst durch die Luft. Lautlos kam sie wieder auf dem Boden auf und rannte dann weiter davon, bevor Garen sich noch umdrehen konnte, um sich nach ihr umzusehen.

"H...hey!"

"Lass uns das mal wiederholen, General Kronwacht!", rief sie noch zurück, dann erreichte der rote Haarschopf bereits den Rand der Senke.

Einen langen Moment wollte er ihr folgen, die Anspannung des Kampfes beflügelte noch seine Gedanken, doch er stoppte sich, bevor er zu tief ins feindliche Gebiet eindringen würde. Immerhin musste unweit von hier Draven warten, wenn sein Lachen so deutlich bis in diese Senke zu hören gewesen war. Und wo Draven war, war auch meist Darius gar nicht weit weg und Garen wollte keinem von ihnen allein und ohne Mitwisser begegnen. Also zog sich der braunhaarige Krieger Demacias langsam zurück und kümmerte sich stattdessen mit seinen Männern um die Verwundeten am Boden.
 

Wäre er ihr doch gefolgt, hätte die rothaarige Frau ihn direkt in die Arme der noxischen Schlächterbrüder geführt, deren Streit gerade darin endete, dass Darius seinen kleinen Bruder in den Schwitzkasten nahm und so seine Überlegenheit demonstrierte. Gerade als sie auf der Lichtung ankam, ließ er ihn wieder los und beobachtete wie er kurz taumelte und dann vor ihrer Kriegsschwester zu stehen kam.

"Uh, Katharina, Süße", grinste er sie an und wollte sie offensichtlich in die Arme schließen, wofür er nur einen Schlag in die Magengegend kassierte. Darius lachte auf seine kratzige Art und Weise und trat dann an die Seite seines Bruders. "Sie will kein Teil deiner Liga sein, Draven."

"Sie verpasst was." Dravens Stimme war ein leiser Singsang, aber er wusste, dass Katarina wirklich kein Interesse an ihm hatte und er würde sich nicht mit seinem Bruder um eine Frau streiten. Immerhin hatte er eh genug Auswahl und obwohl es ihn anfangs gewurmt hatte, konnte er inzwischen auch mit dem Gedanken leben, dass er tatsächlich nicht ihr Typ war. Außerdem war sie ihm inzwischen auch wirklich zu gefährlich geworden.

Sein Bruder jedoch war mutig genug, um die Finger über ihren Kiefer gleiten zu lassen, mutig oder vielleicht genoss er auch einfach die subtile Gefahr, die von ihr ausging, wer wusste schon, was in seinem Kopf schief gelaufen war. Dagegen war Dravens Tick ganz normal, davon war er fest überzeugt, Sex, Ruhm und dieser hoffnungsvolle Ausdruck in ihren Augen kurz bevor seine Axt sie zwischen die Schulterblätter traf, das und vielleicht noch der kalte Angstschweiß, den er bei seinen Feinden auslösen konnte, wenn sein Name nur erwähnt wurde.

Katarina jedenfalls ertrug seine Berührung genervt. "Also, was treibt ihr hier? Außer Lärm machen?"

"Dich suchen, wo warst du?"

"Ohhh, war der große Darius einsam ohne mich?" Sie lachte hämisch. Es war ein Spiel zwischen ihnen, beide testeten aus, wie weit sie gehen konnten, bevor bei einem von beiden eine Sicherung durchbrennen würde.

"Ja, ganz furchtbar." Und die nächsten Worte sprach er so nah an Katarinas Ohr aus, dass Draven sie kaum hören konnte. "Meine Lenden brennen nur so darauf gegen deine zu stoßen und dir dieses schiefe Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, bis du nicht einmal mehr deinen eigenen Namen kennst, weil meiner so allgegenwärtig geworden ist, wenn du ihn für mich schreist."

"In deinen Träumen vielleicht." Sie wich der lassiven Geste seiner Zunge an ihrem Ohr aus und verdrehte die Augen. Draven war versucht laut zu pfeifen und sie anzufeuern, sich doch direkt die Kleider vom Leib zu reißen. Dann wiederum hatte er wirklich kein Interesse daran, seinem Bruder beim Sex zuzuschauen.

Darius jedenfalls nutzte seine körperliche Überlegenheit mit sichtbarer Freude aus, indem er Katarina zu sich drehte und ihr Kinn zu sich emporzog, um ihre Lippen zu versiegeln. Sie biss ihn. "Nicht einmal, wenn du der letzte Mann auf Erden wärst, Darius."

Draven lachte leise vor sich. Dabei war er eine gute Partie, befand er schmunzelnd, immerhin die rechte Hand von Jericho Swain, mehr konnte ihr ihr Nachname auch nicht bieten, vor allem nicht, nachdem ihr Vater verschwunden war. Darius schien es dennoch zu ärgern, in wenigen flinken Schritten wich sie jedoch aus seiner Reichweite zurück.

"Ich habe meine Grenzen ausgetestet", erklärt sie, die Beine überschlagend auf einem Baumstumpf platznehmend. "Er ist ganz schön langsam. Hat mich an dich erinnert. Eine passender Gegner, wenn du mich fragst."

Er? Jemand, der sich mit Darius messen konnte? Draven beobachtete, wie auch die Züge seines Bruders fragender wurden, bis Katarina wieder aufstand, eine rote Haarsträhne um den Finger wickelnd. "Der Kronwacht." Dann verließ sie unseren Treffpunkt in Richtung des Lagers, während Darius angeekelt von dem Namen selbst etwas Blut von ihrem Biss ausspuckte und ihr dann folgte. Da war ein seltsamer Schimmer in Katarinas Augen gewesen, aber Darius hatte ihn scheinbar nicht bemerkt und Draven interessierte es kaum. Sie hatte nie viel auf Befehle gegeben und solange sie sich nicht überschätzte würde es ihnen keine Probleme machen, wenn sie ihre Grenzen austestete. Obwohl es eine Schande wäre, sie zu verlieren. Es machte einfach zu viel Spaß zu beobachten, wie sie seinen Bruder auf Abstand hielt und ihre Hose doch immer dieses winzige Stückchen zu tief trug, wenn sie ihm den Rücken zuwandte.
 

Der gelangweilte Klang in ihrer Stimme, als sie von ihrem Kampf mit Garen erzählte, war eine Lüge gewesen, denn ihr Körper hatte noch Stunde um Stunde unter der Spannung gebrannt, die wie Elektrizität über ihre Haut jagte.

Sie hatte kein Interesse, mit Darius zu schlafen, aber sie würde heute Sex haben, da war sie sich sicher. Sie musste nur bis zum Abend warten, solange bis die Sonne ihre Kraft verloren hätte und niemandem ihr Fehlen mehr auffallen würde.

Ehrlichkeit

Auch Garen spürte jene Anspannung noch, selbst nachdem die Sonne längst untergegangen war und die Wärme des Tages mit sich genommen hatte. Der Wind der jetzt um das Zelt zischte, war kalt und hatte die meisten der Soldaten längst in ihre geschützteren Lager getrieben, aber obwohl der junge General längst Rüstung und Stiefel abgelegt hatte, wollte die Hitze einfach nicht abnehmen. Zuletzt zog er sich sogar das blaue Hemd über den Kopf und warf es zu seinen restlichen Kleidern hinüber, sodass nur noch die graue Hose seinen Körper vor fremden Blicken schützte. Nicht dass er noch mit Besuch rechnete. Die Hitze brannte weiter auf seiner Haut, der hauchdünne Film auf seiner Haut war allgegenwärtig geworden und doch fröstelte er in der kalten Nachtluft.

Zu erst hatte er befürchtet, dass der Kampf weniger unschuldig geblieben war als er sich angefühlt hatte, dass die Fremde tatsächlich mit der Absicht zu diesem Ort aufgebrochen war, ihn zu ermorden, indem sie ihn vergiftete, doch der Gedanke war absurd, nicht einmal hatte ihre Klinge ihn geschnitten. Inzwischen war er sich sicher, dass es nur die Aufregung des Kampfes war, die ihn wach hielt. Er hatte noch nie einen solchen Gegner gehabt, kein Feind war so schnell gewesen, keiner war ihm so gut ausgewichen, ja niemand kam ihm für gewöhnlich überhaupt derart nahe. Und obwohl er wusste, dass er diesen Kampf um jeden Preis wiederholen, nein, zu Ende bringen musste, war da diese leise Stimme in seinem Kopf, die ihm unerlässlich zuflüsterte, dass sein Körper noch auf viel mehr als ihre Kampfesstärke reagiert hatte.

Langsam nur schloss er die Augen und ließ sich in die Kissen nach hinten gleiten, immer in dem Bewusstsein, dass diese Stimme recht hatte und dass es doch falsch war, die Finger unter den Bund gleiten zu lassen und-

"Wie unartig von der großartigen Macht Demacias und so unbeherrscht, nicht auf mich zu warten."

Augenblicklich zuckte Garens Hand zu seinem Schwert, weg von dem Brennen zwischen seinen Lenden, dessen Flammen er nur noch weiter angefacht hatte. Er schloss die Finger um das Heft und richtete es auf den Zelteingang. Er fühlte sich plötzlich sehr ungeschützt ohne Kleidung und ohne seine Rüstung, die nun direkt zu den Füßen des Eindringlings lag. Wie war sie so völlig unbemerkt hier herein gekommen?!

Die Rothaarige lachte. "Und dein Kreuz hat ja tatsächlich menschliche Ausmaße." Sie machte einige Schritte durch den Raum, den die dunkelweiße Zeltplane aufspannte, und sah sich gespannt um. Garen stand auf. Jeder Muskel unter der nackten Brust war angespannt, seine Stimme hatte etwas Bellendes, als er sprach. "Wie kommst du hier rein? Was ist mit den Wachen an der Toren? Auf den Wegen?"

"Das Wetter hat mir einiges zugespielt." Sie klang beiläufig, als wäre, was sie da erzählte, von untergeordneter Bedeutung. Sie hatte noch immer keine Waffe gezogen und trotzdem war Garen auf der Hut, als er langsame Schritte auf sie zu machte, das Schwert immer auf sie gerichtet. Er hatte sie nicht gehört, bevor sie gesprochen hatte, das machte ihm Sorgen. "Ich habe mir dein Zelt irgendwie... persönlicher vorgestellt." Ihre Finger strichen über das Wappen, das in den Stoff eingewebt war. Sie hatte immer noch keinen Blick für Garen übrig. Er ließ sich nicht auf ihre Spielchen ein. "Kindlicher", fügte sie dann noch hinzu. "Weniger kalt."

Dann drehte sie sich doch zu ihm um, die Klinge kaum mehr einen Meter von ihr entfernt, auch wenn Garens Schritte sehr bedacht gesetzt gewesen waren. "Jetzt steck doch dieses Ding weg. Ich hoffe wirklich, dass das keine Kompensation ist, sonst verschwende ich hier meine Zeit."

"Wer bist du? Was willst du?" Er machte keine Anstalten das 'Ding' zu senken. Eigentlich hätte er sie längst ausschalten sollen, aber etwas hielt ihn zurück.

Sie schnaubte leise, blieb aber dabei sich mit tänzelnden Schritten durch den Raum zu bewegen und leckte sich dann über die Lippen. "Der feuchte Traum deiner schlaflosen Nächte scheinbar." Damit drehte sie sich zu ihm um. "Und auch deiner nicht so schlaflosen, wenn du denn gefällig wärst dein Fischmesser da wegzulegen."

Garen verstand nicht, was sie meinte, obwohl es eigentlich doch sehr offenkundig gemacht worden war. Außerdem fand er die Bezeichnung für seine Waffe mehr als unpassend und sie ermutigte ihn nicht unbedingt dazu es wegzulegen.

Langsam wich er wieder ein Stück zurück, während sie auf ihn zu tigerte, obwohl er wohl eigentlich das stärkere Argument in der Hand hielt.

"Okay, vielleicht bist du einfach schwer von Begriff." Dann war sie plötzlich links von seinem Schwert, direkt vor ihm drückte mit Links das Schwert zur Seite und griff ihm dann mit Rechts in die Armbeuge. Bevor Garen es besser wusste, taumelte er zurück, stürzte über die Bettkante in seinen Kniekehlen und fiel. Das Schwert klirrte als es auf dem Boden aufkam, losgelassen, als es unmöglich wurde es zu halten ohne sich den Arm zu verdrehen.

Die rothaarige Kriegerin krabbelte auf seinen Schoß ohne die Waffe eines weiteren Blickes zu würdigen. "Ich will Sex mit dir", erklärte sie dann ganz direkt, sprach aber bereits nur noch mit einem zum Schutz erhobenen Arm, der sie mit einem harten Stoß gegen Brust- und Schlüsselbein zurückstieß. Er spürte für einen kurzen Moment das weichere Gewebe, das nicht unter dem harten Leder verborgen lag, riss sich aber sehr schnell wieder zusammen, als sie nach hinten voh seinen Knien stürzte.

"Was redest du?!" Seine Hand tastete bereits wieder nach seiner Waffe. "Wenn du mich töten willst, stell dich mir in einem direkten Kampf!" Sein Kopf konnte keine andere Erklärung als diese verarbeiten und so setzte bei ihm augenblicklich der Wunsch ein, sich zu verteidigen. Auch wenn er sich vielleicht einen Kampf auch einfach ersehnte. Zumindest würde er nicht kampflos in die Knie gehen oder ihr sein Leben so leicht in die Hand spielen. Er würde seinem Körper nicht derart erliegen, dafür war er zu trainiert im Kampf, in Selbstbeherrschung in seiner Reinform.

Einen Moment lang hatte Katarina sich angegriffen gefühlt, doch nachdem sie den Schmutz abgeklopft hatte, entschied sie sich dann für einen anderen Weg. Sie griff nach den Klingen auf ihrem Rücken und zog sie aus ihren Halterungen.

Garen beeilte sich seine eigene Waffe anzuheben. Irgendwie hatte er nicht damit gerechnet, dass sie ihm seinen Willen so ohne weiteres erfül-

Mit einem Klirren fielen die Waffen neben seiner Rüstung zu Boden. Dann griff sie zwei weitere Messer von ihren Hüften und ließ sie ebenfalls dort zu Boden fallen. Eins ums andere folgte, bis sich dort am Boden ein tödlicher Haufen an Messern ansammelte und unberührt liegen blieb.

Der junge General traute seinen Augen nicht, ja, er war sogar versucht, ihr Angebot zu akzeptieren und doch musterte die Rothaarige seine Waffe noch immer mit Skepsis.

"Vertrauen ist nicht unbedingt deine Stärke, was?" Aber sie lachte, sie konnte es verstehen, denn sie wusste wohl selbst am Besten, was die Waffe einer Frau am Körper einer Assassinin bewirken konnten. Dann zog sie sich das schwarze Jäckchen von den Schultern und entblößte in der selben Bewegung ihren gesamten Oberkörper ohne jeden Hauch von Scham. Sie hatte keine weitere Unterwäsche getragen als jenen Lederharnisch, der sich wie eine zweite Haut um ihre weiblichen Formen gelegt hatte.

Garen schien kaum zu blinzeln, während er mit einem stummen Kloß im Hals sah, wie sie die Finger unter den Hosenbund schob und das schwarze Leder von ihren Beinen löste. Diesmal trug sie Unterwäsche, auch wenn die Stoffmenge kaum genug verbarg, um der Fantasie noch Spielraum zu bieten.

"Sag mir nicht, du denkst, ich würde hier noch eine Waffe verbergen." Sie grinste auf obszöne Art und Weise, während ihre Finger über das schneeigen Weiß an ihren Hüften tanzten. "Davon wirst du dich selbst überzeugen müssen."

Und diesmal ließ Garen das Schwert bewusst los, legte es zu Boden und stieß es aus eigenem Antrieb heraus mit dem Fuß beiseite, die Augen begehrend auf die schamlos entblößte Haut gerichtet.

Genau darauf hatte sein Körper den ganzen Tag gebrannt und wenn sie ohne politische Absichten hier her gekommen war, hatte sie vielleicht das selbe Feuer gespürt.

"Ich werde dir keine politischen Geheimnisse verraten", warnte er noch kurz vor, dann schob auch er die Hose von seinen Hüften.

"Das will ich doch hoffen, deine Stimme dröhnt in meinen Ohren", witzelte sie, während sie an ihn herantrat. "Ich habe beinahe damit gerechnet, dass du dich für die eine aufhebst, die du dann heiraten willst." Für sie ein absurdes Verständnis von Sexualität. "Aber du bist weniger schüchtern als ich erwartet habe. Ich hoffe, du weißt was du tust und enttäuscht mich nach dem Kampf nich-"

Garen drückte sie auf das Bett nieder und verschloss ihre Lippen.

"Du redest zu viel." Sie sagte nichts mehr und er bot ihr auch keinen Grund, enttäuscht zu sein. Es war nicht das erste Mal, dass er an der Seite einer Frau verbrachte, auch wenn er nie recht mit den gemeinsamen Bordellbesuchen mit Jarvan hatte warm werden können.
 

Die Nacht verbrachten beide mehr als schlaflos. Die Hitze ließ die Luft um sie herum erglühen, bis sie erst kurz vor Morgengrauen erschöpft auf die Matratze hinab sanken.

Sie seufzte wohlig, befriedigt und zufrieden. Ihre Entscheidung hatte sich bezahlt gemacht und trotzdem ließ sie den muskulösen Körper allein im Bett zurück, um sich wieder anzuziehen und all ihre Messer zu greifen.

Garen hüllte den dünnen Leinenstoff um sein Becken und beobachtete sie.

"Lass uns das mal wiederholen, General Kronwacht", wiederholte sie ihre Worte vom Nachmittag und trat zum Zelteingang. Einen winzigen Moment hatte er mit dem Gedanken gespielt, ihr anzubieten zu bleiben, aber das war absurd und ihre Verabschiedung zeigte das dem jungen Krieger noch einmal deutlich. "Bevor du dir das hübsche Köpfchen darüber zerbrichst, ich bin Katarina, Katarina DuCouteau."

Sie war verschwunden gewesen, bevor Garen im Bett aufgeschreckt war und nur in das graue Zwielicht hinaus starrte, als er den Eingang erreichte.
 

Es war Tradition geworden, dass sie nach einem Kampf auftauchte, am Zelteingang ihre Waffen und Kleider fallen ließ und dann mit ihm das Bett teilte.

Er hatte sich nicht überwinden können, dass ihr Name etwas geändert hätte. Sie sprachen kaum, wenn sie kam, meist nur über das, mit dem sie gerade beschäftigt waren, aber mehr Worte hätten es nur schwerer gemacht.

Sie testeten ihre Kraft im Kampf, dann im Bett und trennten sich mit dem stummen Versprechen, es wieder zu tun, bevor irgendwann einer von ihnen stärker sein würde.
 

"Ja, ich habe mit Katarina DuCouteau geschlafen. Mehr als einmal." Irgendwie war es erleichternd es jetzt auszusprechen. Lügen war soviel schwerer. Die Wahrheit zu sagen, war ihm schon als Kind tugendhaft in den Kopf gehämmert worden und auf seine entwaffnende Ehrlichkeit folgte zuerst nur Stille.

"Ist das... ein Geständnis?"

Das war eine schwierige Frage des Königs, musste Garen feststellen, denn ein Geständnis implizierte, dass zuvor ein Verbrechen begangen worden war und dieser Anklage sah der junge General sich nicht schuldig.

"Es ist eine Tatsache, kein Verbrechen." Er formulierte seine Worte gewählt, langsam, ohne sich selbst zu weit aus dem Fenster zu lehnen, aber er stand aufrecht, unnachgiebig ohne einen Angriff zu provozieren.

Der König war dennoch aufbrausend. Er warf ihm Hochverrat vor.

"Ich habe weder meinen politischen Standpunkt gewechselt, noch Informationen, Taktiken oder Pläne an den Feind preisgegeben. Wir haben grundsätzlich nicht viel gesprochen." Er schluckte das Schmunzeln herunter, dennoch sollte er in Handschellen gelegt werden. Zögerlich trat Xin Zhao vor und hob jene metallerne Ketten. Garen bot ihm seine Hände offen an ohne einen neuen Groll gegen ihn und sein Pflichtbewusstsein zu hegen.

Er blickte nicht zu Jarvan, wusste, dass er seinen besten Freund in eine sehr schwere Position gebracht hatte und so akzeptierte er sein Schweigen ebenso wie das seines Vaters, der mit gerunzelter Stirn das Kinn auf die gefalteten Hände gelehnt hatte und nun beobachtete.

Niemand hatte ein Auge für seine Ehefrau und die Königin, die scheinbar beide mit der Ohnmacht rangen und sich gegenseitig lautlos Luft zu fächerten.

"Vater, er..." Man konnte beinahe sehen, dass sich der Kronprinz auf die Zunge biss, weil er keinen Grund, ja, kaum das Recht hatte, Garen in Schutz zu nehmen.

"Lass gut sein. Ich kann niemandem meine Unschuld aufzwingen. Genauso wenig wie du und ich sie beweisen können."

"Aber du bist der schlechteste Lügner, dem ich je begegnet bin!" Er spürte, dass Xin genau wusste, was Jarvan meinte, aber auch dieser schwieg. Xin hatte eigene Anklagen gegen sich in der Luft liegen, auch wenn diese wohl unter Garens 'Verbrechen' untergehen mussten.

"Ich würde niemals unter dem Blick meines Königs lügen." Und auch sonst nicht, aber das war nicht der Punkt. Er hatte Jarvan schon als Kind mehrmals an dessen Vater verraten, ja, er war zuletzt immer gefragt worden, wenn nach dem Schuldigen einer zerbrochenen Vase oder eines nächtlichen Ausbruchs gesucht wurde. Irgendwann hatte Jarvan ihm auch das verziehen und festgestellt, dass Garen wohl der ehrlichste Mensch in ganz Demacia, ja, vermutlich auf ganz Valoran sein musste, womit er ihn oft genug aufgezogen hatte.

"Ich habe meine Prinzipien, aber ich beuge mich einem jeden Urteil, das über mich verhängt werden sollte."

"Ich kann ihm unsere Heere nicht länger anvertrauen." Da war ein Unwille in der Stimme des Königs, den Garen mit Freude wahrnahm, dessen Dimensionen er zu überschätzen aber nicht wagte.

"Aber die Männer brauchen ihn! Sie vertrauen ihm! Sie würden Shyvana ohne ihn nicht folgen." Eine Tatsache, die der Kronprinzen trotz allem nur mit Bitternis in der Stimme nennen konnte. "Und wenn er gewollt hätte, hätte er sie längst in den Abgrund führen können. Die jetzige Situation verunsichert bereits jetzt alle. Wenn Garen morgen nicht dort auftaucht, wird es ein Chaos geben!"

"Und wenn ihr Plan zuschnappt, sobald er zurückkehrt?"

"Es gibt keinen Plan!" Garen wollte sich nichts dergleichen unterstellen lassen, auch wenn er versuchte sich zu beherrschen.

"Dann soll Shyvana ihn überwachen. Geb ihr die Befehlsge-"

"Nein!" Es war zum Verzweifeln, dass er der Drachenkriegerin bis heute kein Vertrauen entgegen bringen wollte.

"Wieso vertraust du ihr nicht?"

"Du bist einfach nur zu leichtgläubig. Sie verbindet nichts mit Demacia, sie hat uns gegenüber keine Verpflichtungen."

"Sie hat mir gegenüber Verpflichtungen!"

Garen wusste nicht, wie das Gespräch auf diese Art hatte eskalieren können. Er hatte nie bemerkt, wie sehr Jarvan sich für die Kriegerin einsetzte und wie wenig Rückhalt er dafür bei seinem Vater fand. Dennoch konnte er sich den Gedanken nicht verwehren, dass es doch eigentlich gerade um sein Schicksal ging. "Wenn du Garen jetzt von der Front abziehst, wirst du Shyvana vertrauen müssen. Ihm oder ihr." Und irgendwie schien er nicht Garens Partei zu ergreifen, zumindest für einen kurzen Moment lang.

Der Blick des Königs wurde noch ein wenig finsterer.

"Wenn es Euer Wille ist, werde ich mein Schwert niederlegen." Auch wenn es kaum etwas gab, was dem jungen Kronwacht mehr missfallen würde als der Gedanke, hier in seiner Heimatstadt eingesperrt zu werden. Obwohl er sich beinahe sicher war, dass er selbst dann nicht in eine Zelle gesperrt werden würde, denn immerhin war er das Gesicht des Militärs, des Adels selbst. Er wurde geschützt um keinen Skandal auszulösen, um das Ansehen weiterzutragen, um das Aushängeschild zu bleiben.

Für einen langen Moment fragte er sich, ob es das wert gewesen war, aber konnte seine Entscheidung einfach nicht bereuen, selbst wenn es ihn jetzt jegliches Vertrauen kostete, das er je besessen hatte. Selbst wenn er sie jetzt nicht wieder sehen würde, selbst wenn sich nie entscheiden würde, wer von ihnen der Stärkere war. Selbst wenn ihm dieser Gedanke einen seltsamen Stich verpasste.

"Ich werde darüber nachdenken, wie es von nun an weitergehen soll. Die Front wird noch einen Tag länger auf ihren Gene- Anführer verzichten müssen." Und dieser eine Versprecher gab Garen Hoffnung, vielleicht würde er ja in dieser Bedenkzeit sein Vertrauen zu dem jungen Kronwacht wiederfinden. Er versuchte sich nichts dergleichen auf seinem Gesicht ansehen zu lassen, als er nickte, um zu zeigen, dass er dieses und auch jedes folgende akzeptieren würde. Dennoch hob er zögerliche die Hände um den Blick des Monarchen auf die schweren Ketten zu lenken, die ihm in seinem Auftrag angelegt worden waren und gegen die er doch nicht einen Moment angekämpft hatte. Immer mit der Absicht keinen weiteren Verdacht auf sich zu lenken und so sein Ansehen aufrecht zu erhalten.

"Ich würde gerne nach Lux sehen. Ich mache mir Sorgen, dass sie etwas ... Unbedachtes anstellt." Und um den König noch einmal zu beruhigen, fügte er weiterhin hinzu: "Ich werde die Stadt nicht verlassen. Stellt mir eine Wache zur Seite, wenn Euch das beruhigen würde. Ich hege keine bösen Absichten."

Und dieses Mal war es ganz deutlich in dem hellen Braun seiner Augen zu lesen, dass der König, Garen vertrauen wollte, als er nickte und dennoch eine der Wachen anwies mit ihm zu gehen. Er sollte sich im Hintergrund halten und ihn nur bis ins Anwesen begleiten. Von dort sollte ihn morgen auch jemand abholen. Es erschien trotz allem mehr wie eine Farce als wie direktes Misstrauen.

Es war Xin, der ihm die Handschellen auch wieder abnahm. Auch an ihm hatte der Blick des Königs kurz gehaftet, bevor er sich für den jungen Rekruten entschieden hatte. Vielleicht glaubte er, dass keine so starke Beschützung nötig war. Vielleicht wollte er ihn auch nicht in Lux Nähe sehen - geschweige denn, dass sie ihn sehen wollen würde, nachdem ... - oder vielleicht wollte er auch genau darüber mit dem wohl treuesten seiner Leibwächter noch selbst sprechen.

Der Blick des Sperkämpfers ließ jedenfalls nicht darauf schließen, woran dieser gerade dachte. Vielleicht an Lux, vielleicht auch an die Geschehnisse, die er hier gerade beobachtet hatte. Seine Züge ließen auf keine Wertung schließen, ja, es schimmerte kaum eine Meinung hindurch. Doch das war Garen von ihm gewohnt und so würden sie für heute auseinandergehen müssen, auch wenn viele Worte zwischen ihnen heute nicht ausgesprochen worden waren.

Garen verbeugge sich noch einmal vor dem König. Vielleicht ein wenig tiefer als am Morgen, vielleicht auch ein wenig steifer, aber doch voller Respekt, auch vor seinen Entscheidungen. "Ich werde Euer Urteil abwarten."

Damit drehte er sich um, über die rechte Schulter, weg vom Tisch. Dieses Gespräch würde wohl am Abend anstehen.

"Es tut mir leid, dass dieser Tag so ausgehen musste." Das richtete sich hauptsächlich an Jarven, aber ein wenig wollte er seine Eltern ebenfalls beruhigen, denn er ahnte schon, wie die Worte seines Vaters nach einem so langen Schweigen ausfallen würde.

Eilig drängte er die Gedanken daran zurück. Zuerst musste er mit Lux sprechen. Alle anderen Sorgen würden auf später warten müssen.

Er verließ den Thronsaal ebenso wie seine Schwester, unwissend, dass auch er seinem Verderben in die offenen Arme lief und dabei einen Unschuldigen mit sich reißen würde.

Zweifel

„Xin-“

. „Jarvan-“

Keiner von beiden setzte seinen Satz fort. Stattdessen breitete sich wieder Stille zwischen ihnen aus, wie sie schon seit mehreren Minuten zwischen ihnen geherrscht hatte, nachdem der König sich tatsächlich zum Nachdenken zurückgezogen hatte, und sich der Thronsaal bis auf den Prinzen und seinen Wächter geleert hatte.

Die Stille war gefüllt mit unausgesprochenen Gedanken, für die beiden Männern die Worte fehlten. Und nun wollte jeder dem anderen den Vortritt lassen, bis zuletzt Jarvan seinen Kindheitsfreund zum Sprechen aufforderte.

Dennoch verging noch ein langer Moment, bevor dieser sagte: „Ich... hatte nie die Absicht, dir im Weg zu stehen. Oder... in Konkurrenz mit dir zu treten." Obwohl die beiden Männer gleich groß waren, schien Xin sich soweit zurückzuziehen, dass er kleiner wirkte, ganz so als wäre sein Verhalten tatsächlich ein Fehltritt gewesen.

Und Jarvan reagierte überrascht auf seine... Entschuldigung, denn auch seine Gedanken waren längst bei Lux Worten angekommen gewesen, und doch schien viel mehr er sich entschuldigen zu müssen, selbst wenn er nicht gewusst hatte, dass die beiden so tief mit einander verbunden waren.

"Denkst du wirklich, dass ich dir das übel nehme? Ich verstehe nur nicht, warum du nie ein Wort darüber verloren hast."

Wieder kam lange Zeit keine Antwort. "Es war einfach immer nur etwas zwischen ihr und mir." Er sprach leise, nachdenklich und gewählt, ganz so als würde ein falsches Wort etwas zerbrechen, was zwischen ihm und Lux geherrscht hatte, als wären seine Erinnerungen aus zerbrechlichstem Glas. "Mit jemandem darüber zu sprechen..." Xin stoppte und beschloss den Satz anders zu Ende zu bringen, als er es zuvor geplant hatte, denn es hätte es nicht zerstört, aber es hätte trotzdem so viel verändert. "Sie hat mir eine völlig andere Seite von sich gezeigt, wenn wir allein waren. Ich wollte diese Momente mit niemandem außer ihr teilen, weil das es soviel schwerer für sie gemacht hätte, so locker zu sein." Er wusste nicht, ob Jarvan es verstand, ob er es verstehen konnte, das Gefühl jedes Wort des anderen zu hören, ohne eines davon laut ausgesprochen zu haben. Er verstand ja selbst noch kaum, wie tief ihr Verbindung gereicht hatte. Aber Lux war fast noch ein Kind, es war so leicht sie zu beeinflussen, sie in die richtige Richtung zu leiten. Sie kämpfte immer dafür als stark angesehen zu werden, aber Xin fürchtete sich immer noch, was ein einzelnes Wort bei ihr anrichten könnte. Ihre Zuneigung war soviel unsteter und er konnte sie niemals an sich binden, weil das so furchtbar selbstsüchtig gewesen wäre, weil sie eines Tages jemanden treffen würde, der besser zu ihr passte, der jünger war und ihrem Stand entsprach, jemandem, der nicht jeden Tag in einem Kampf fallen könnte.

So versunken in die Gedanken der vergangenen Tage, die ihn Stunde um Stunde, Nacht um Nacht wach gehalten hatten, seit er von der geplanten Verlobung erfahren hatte, bemerkte er den forschenden Blick seines Freundes nicht, bis dieser zu einem Ergebnis in seinen eigenen Überlegungen gekommen war.

"Zweifelst du an ihren Gefühlen?"

"Nein", antwortete er sofort, beschloss aber sich weiter zu erklären. "Aber ich bin mir einer Vergänglichkeit bewusst, die ihren Augen noch verborgen bleibt."

"Also zweifelst du an dir selbst?"

Wieder schüttelte er den Kopf, genau wie Jarvan es erwartet hatte. "Nein, ich zweifle daran, dass die Welt gerecht ist. Sie kann so unvernünftig sein, wenn sie etwas wütend macht. Ich schätze, ich will sie einfach in Sicherheit wissen." Und das würde Lux so wohl niemals hören wollen, aber er sorgte sich zu sehr, um sie einfach so ziehen zu lassen. Jarvan an ihrer Seite hätte genau diese Sicherheit versprochen.

"Das sagst du ihr aber besser nicht so." Beinahe hätte der Kronprinz geschmunzelt, aber er war immer noch zu getroffen von dem, was Lux ihnen vorgeworfen hatte. "Sie hat einige Dinge gesagt, die ich noch nie bedacht habe."

"Was meinst du?"

"Ich... ach... nichts, vergiss es." Und das Geheimnis, das der Kronprinz jetzt vor seinem Freund verborgen halten wollte, lag so schwer in seinen Worten, dass wohl nur Xin seine Neugier genug im Zaum halten konnte, um es ihm durchgehen zu lassen. Es war nicht seine Art ihn zu bedrängen und so begann er auch jetzt nicht damit, auch wenn er bereits mehr ahnte als Jarvan jemals befürchtet hätte. Den Wächter erschien es einfach falsch, ihm dieses Gespräch aufzuzwingen, wenn er nicht von sich aus dazu bereit war.

"Ich kann das mit Lux so nicht stehen lassen", stellte Jarvan dann aber stattdessen fest und schien beinahe schon losgehen zu wollen, als Xin seinen Arm griff.

"Jarvan, das klingt für dich vielleicht falsch, aber es ist in Ordnung für mich. Ich weiß, dass sie bei dir sicher ist, sicherer als bei mir." Diese Worte waren kein Teil der einstudierten Farce, die er Lux vorgeführt hatte, es waren Zweifel, die ihn ehrlich bewegten, die ihm geholfen hatten, zu akzeptieren, dass er sie bereits jetzt ziehen lassen musste. Und dennoch fügte er noch einen Satz hinzu, der den Prinzen in eine ganz andere Richtung stoßen sollte. "Wenn es das für dich auch ist."

Bei diesen Worten legte sich eine Falte auf die Stirn des Prinzen. "Ich verstehe nicht, was du meinst." Seine Stimme schien kälter geworden zu sein. Vielleicht verstand er wirklich nicht, vielleicht wollte er auch nur sichergehen, dass er die Worte missverstanden hatte.

"Ich will nur nicht, dass... deine Gefühle völlig überbord gehen, weil du denkst, das Richtige tun zu müssen." Entschuldigend senkte Xin seinen Kopf. Er war sich deutlich bewusst, dass er sich mit diesen Worten zu viel herausgenommen hatte.

Vielleicht verstand Jarvan es jetzt, vielleicht auch nicht, Xin beschloss nicht weiter auf eine Reaktion zu warten und wechselte stattdessen das Thema: "Was ist mit Garen?" Sie waren beste Freunde, würde der heutige Tag daran etwas ändern?

"Ich weiß es nicht." Der Prinz runzelte die Stirn. "Er hat es zugegeben, aber... es ist Garen. Er lügt in etwa so gut wie er tanzt." Diesmal hoben beide Männer kurz die Mundwinkel, denn kaum jemand sah auf einem Ball so ungelenk aus wie Garen. Er war es gewohnt schwere Klingen zu schwingen, eine zerbrechliche Frau in kleinen Bewegungen über die Tanzfläche zu führen, hatte zu meist mehr Ähnlichkeit mit einem Spießrutenlauf.

"Ich glaube ihm, wenn er sagt, dass er ... nicht viel mit ihr gesprochrn hat. Erinnerst du dich daran, was ich einmal gesagt habe? Nachdem er wieder einmal all die jungen Mädchen, die um seine Aufmerksamkeit gewetteifert haben, ignoriert hat?"

"Ich hoffe du meinst die Sache mit den Männern und nicht die mit dem Schwert." Dennoch nickte er.

"Vielleicht habe ich mich geirrt. Vielleicht brauchte er nur jemanden, der den ersten Schritt macht, jemanden, der dominanter ist als er, eine Kriegerin, die sich mit ihm messen kann. Er ist anders als sein Vater, er strebt nicht danach, sich niederzulassen. Er will sich wieder und wieder beweisen." Nun, vielleicht war genau das der Grund gewesen, weshalb er überhaupt vermutet hatte, dass Garen mehr Inteesse an Männern haben könnte. "Eine solche Frau wird er in Demacia nicht finden, zumindest keine, die er als Gegnerin und nicht als Mitstreiterin ansieht. Vielleicht kann Katharina DuCouteau ihm genau das bieten." Er hatte sie nie persönlich getroffen, aber er hatte von ihren Fähigkeiten ebenso gehört, wie von ihrer Art, den Gegner zu provozieren, ganz anders als Darius es beispielsweise tat. Sie schien das Kämpfen ebenso zu genießen, wie Garen es tat. Für eine Assasinin jedoch verschaffte ihr einen einzelnen Gegner hinterrücks zu ermorden viel zu wenig Befriedigung. Sie sprang mitten in eine Gruppe Krieger, nur um einige Sekunden später wieder verschwunden zu sein und dabei Tod und Blut zurückzulassen.

"Und das rechtfertigt, dass er sich allein mit einer Attentäterin des Feindes trifft?" Jarvan konnte das Verhalten seines Kindheitsfreunds einfach nicht gutheißen.

"Denkst du, dein Vater wird-"

Xin sollte diese besorgten Worte niemals zu Ende bringen, denn das laute Krachen, als die Tür gegen die Wand schlug, unterbrach ihn jäh und seine Hand lag bereits an seiner Waffe, bevor er sich noch ganz umgedreht hatte.

Es war eine der jungen Frauen, die im Palast arbeiteten, doch in ihren Augen standen Tränen der Angst und Entsetzen hatte ihre Züge befallen.

"Was ist los?!" Auch Jarvan ging augenblicklich dazu über, seine Heimat beschützen zu wollen.

Die Bedienstete verdeckte den Mund mit der Hand, sie atmete stoßweise. "Ei... eine der Wachen! Sie... sie... sie... sie ist..."

"Beruhigen sie sich", versuchte Xin Zhao die Antwort aus der jungen Frau herauszubekommen und trat an ihre Seite heran, um ihre Schultr zu berühren. "Was ist geschehen? Was ist der Wache zugestoßen?"

"Sie wurde ermordet!"

"Wo?!" Jarvan war schneller an seiner Waffe als die Worte seinen Mund verlassen hatten.
 

Es war kein schöner Anblick, der sich dort auf dem Innenhof am Osttor bot, das Blut hatte eine Pfütze, um den leblosen Körper geformt, nachdem es langsam von der Wand herabgesickert war. Der Jüngling selbst war völlig entstellt, die demacianische Rüstung war kaum mehr zu erkennen und das Schlimmste war, dass der junge Wächter mit seiner eigenen Waffe niedergestreckt worden war, die jetzt noch immer wie ein Flaggmast aus seinem Rücken herausragte. Zumindest war es ein schneller Tod gewesen, da waren sich die beiden Männer sicher, dennoch wagten beide es kaum, ihn umzudrehen, denn sie ahnten bereits, dass es jener junge Mann war, der eben noch mit Garen den Thronsaal verlassen hatte.

Es war keine leichte Aufgabe, das Schwert aus seinem Rücken zu ziehen, es musste mit enormer Kraft möglichst tief in den Körper gerammt worden sein, ja, vielleicht hatte es ihn sogar ganz durchdrungen. Dennoch griff Xin Zhao danach und löste es langsam und bedacht aus jenen Knochen aund Muskeln. Es war eine überraschend leichte Waffe, vielleicht hatte ihr Täter an ihr seine Kraft überschätzt und deshalb all die Muskeln mit solcher Wucht durchtrennt.

Es war kaum mehr genug Blut in seinem Körper, als dass sich ein weiterer Blutstropfen an der Wunde gezeigt hätte und doch schien auf den zarten Wangen noch immer ein letzter, verzweifelter Hauch Rot zu sein, als sie in sein Gesicht blickten, das noch voller Unverständnis zu ihnen emporschaute, die blauen Augen vor Entsetzen geweitet.

Jarvan seufzte leise, bevor er die Lieder über den toten Augen schloss und einen letzten Blick auf die kindlichen Züge warf. Er hatte sichtlich Mitleid mit den Eltern, denen bald die traurige Kunde überbracht werden müsste.

Auch Xin schloss einen Moment die Augen.

"Sie sollten besser in den Palast zurückkehren", wandte er sich dann an die junge Bedienstete, die eben bereits mehr als grün ausgesehen hatte, brauchte jedoch einen Moment, bis er sie überhaupt entdeckte. Sie stand ein ganzes Stück entfernt an der einzelnen Kastanie, die ihre Äste gen Himmel streckte und den Hof in düstere Schatten tauchte. Sie hielt etwas in der Hand und Xin erhob sich wieder, als sie ihren Prinzen ansprach, jedoch nicht näher an sie herantrat, um dem Anblick des ermordeten Jungen zu entgehen.

Es war das kleine Kästchen, auf dem das Wappen der köngiglichen Familie prangte, das Kästchen, in dem Lux' Verlobungsring gesteckt hatte. Das Futter war leer.

Augenblicklich versteifte der Wächter sich und sah sich suchend um. Lux war hier gewesen und das konnte nichts Gutes bedeuten.

"Wir müssen sie-!"

Jarvan ließ ihn den Satz nicht zu Ende bringen, als er die Faust bitter, um die leere Schachtel schloss.

"Sie ist fort, Xin. Garen hat sie mitgenommen."

Entrissen

Tong, tong, tong.

Monoton, dröhnenden bohrte sich das Hufschlagen in Lux' Gedanken, wenn sie jeder Schritt des Tieres wieder und wieder auf- und abschleuderte. Ihr Kopf dröhnte und jedes ihrer Glieder schien zu schmerzen.

Sie versuchte ihre Hände zu heben, nachdem der Versuch die Augen zu öffnen keinen Erfolg gehabt hatte, doch sie traf nur auf schmerzhaften Widerstand, der grob an der empfindlichen Haut ihrer Handgelenke zerrte, raue Seile schnitten ihr in die Gelenke, an Füßen ebenso wie an Händen. Sie stöhnte, langsam kamen die Erinnerungen zurück.

Sie spürte noch das kalte Metall des Ringes an ihrem Finger und wenn sie nicht gefesselt und mit verbundenen Augen auf dem Rücken eines Pferdes liegen würde, wäre ihr bei dieser Erinnerung wohl schlecht geworden oder zumindest noch schlechter als ihr eh schon war. Sie hatte zugestimmt Jarvan zu heiraten und war ihrem Bruder anschließend in den Rücken gefallen. Danach hatte sie Nichts mehr im Raum gehalten und sie war aus dem Raum gestolpert ohne noch einmal zurück zu blickend. Sie war gerannt, hatte sich fest an der kleinen Schachtel festgeklammert, bis sie zuletzt auf halben Weg zu ihrem Anwesen, auf dem schattigen Innenhof, direkt an der Kastanie, zusammengebrochen war, um zu weinen.
 

Die Rinde war rau in ihrem Rücken, doch das Gras war trocken und sie war endlich allein. Allein genug, um all die Tränen zu vergießen, die sie wollte, und alles zu verfluchen, was sie getan hatte. Nicht nur hatte sie etwas Furchtbares getan, nein, sie fühlte sich auch noch immer zu verraten, um ihr Handeln wirklich zu bereuen. Sie dachte trotz allem nur an sich, nur an die kleine Schachtel in ihrer Hand, nicht an ihren Bruder, der jetzt allein dem Zorn eines Königreichs gegenüber stand.

Langsam klappte sie die kleine, goldene Schachtel auf. Sie machte kein Geräusch, obwohl sie vermutlich genauso alt war, wie das Erbstück in ihrem Innern. Der Ring war wunderschön, wie er dort im roten Samtfutter steckte, so golden wie die Krone, die Jarvans Stirn zierte, wie die Rüstung, die ihn schütze, und in der Mitte leuchtete ein Stein so rot wie Feuer, der in seiner Mitte das Wappen der Königsfamilie trug. Die Jahre schienen ihm nichts angehabt zu haben und doch kannte sie ihn von den alten Gemälden im Palast so gut, dass es nur jenes Erbstück sein konnte, das schon über Jahrhunderte in der Familie sein musste.

Nachdenklich fuhr sie über die Kanten, drehte ihn ein wenig hin und her und kam nicht umhin ihn langsam auf ihren Finger gleiten zu lassen. Er saß beinahe etwas locker. Er war ganz zart und doch schien er so schwer an ihrem Finger, dass sie ihn bereits wieder zurückstecken wollte, als plötzlich eine Hand in ihr Sichtfeld geschoben wurde und sich grob auf ihren Mund presste, während ein muskulöser Unterarm gegen ihre Luftröhre gedrückt wurde.

Die Schachtel fiel aus ihrer Hand und kam irgendwo im Gras zu liegen, als Lux zu strampeln begann. Doch scheinbar mühelos wurde sie auf die Füße gezogen, und dann spürte sie bereits das Stechen an ihrem Oberarm, als eine Nadel ihre Haut durchstieß.

"Pscht, kleine Lichterfee, es wird jetzt vielleicht einen kleinen Moment lang dunkel, aber mach dir keine Sorge, wir brauchen dich noch. Es wird fast nicht wehtun, wenn du schön brav still hältst." Die Worte streiften wie Eis über ihr Ohrläppchen und das Lachen, das darauf folgte, ließ ihre Nackenhaare hochstehen. Sie kannte diese Stimme, sie hatte sie auf dem Schlachtfeld gehört, als ihre Männer einer nach dem anderen getroffen zu Boden gingen, die Wurfmesser noch in den leblosen Körpern.

Dann drehte sich ihr bereits der Magen um. Eine mehr als zähflüssige Substanz drängte sich aus der Nadel ihren Weg in den schmalen Oberarm. Für einen Moment würgte sie gegen die große Hand, dann wurde ihr schummrig und zuletzt wurde ihr tatsächlich kurz schwarz vor Augen. Sie bekam keine Luft und keuchte heftig, als sie langsam wieder etwas erkennen konnte und die Kraft in ihre gemarterten Glieder zurückkehrte. Vor ihr stand niemand anders als jener General der noxischen Armee, mit dem ihr Bruder wieder und wieder aneinander geriet. Er grinste eben jenes gierige Lächeln, das sie aus dem Kampfgeschehen kannte, wann immer er seine Axt durch die Luft schwang oder auf einen Krieger niederfahren ließ. Es war ihrem Magen nicht im Geringsten zuträglich.

Wieder würgte sie gegen die Hand an.

„Kotz mich bloß nicht an.“ Draven klang angewidert, als er ihr die Nase zuhielt, um eben jene Reaktion zu verhindern. Lux bekam keine Luft und trotzdem rasten ihre Gedanken wie wild unter dem blonden Haar.

Wie waren sie in den königlichen Palast eingedrungen? Ja, wie hatten sie es überhaupt in die Stadt geschafft? Was war mit all den Wachen an den Stadtmauern? Was wollten sie?

"Jetzt ist nicht der Moment, sich um Andere zu sorgen, Kleine. Wo ist dein Bruder?" Darius‘ Finger tanzten über einen Dolchgriff an seinem Gürtel.

Langsam löste sich die Hand von ihrem Mund, gegen die sich eben noch so wild entschlossen gesträubt hatte, bevor die Übelkeit sie gepackt hatte. "Und es wäre deutlich besser für dich, wenn du still bleibst." Etwas bohrte sich kalt und spitz in Lux' Rücken und sie war sich sicher, dass auch scharf noch zu ihrer Liste hinzugefügt hätte werden können. Es war sicherlich eines dieser tödlichen Wurfmesser, die er mit solcher Präzision werfen konnte, oder zumindest ein weiterer Dolch.

Sie schluckte und blieb still. Sie würde ihren Moment schon noch bekommen. Sie war nicht so hilflos wie diese Bastarde vielleicht denken mochten. "Ich weiß es nicht. Er wollte einige Tage nach Hause kommen, aber ich habe ihn noch nicht getroffen." Ihre Lüge war nicht einmal unglaubwürdig, doch Darius Blick verfinsterte sich merklich.

"Verarsch mich nicht, Püppchen." Die Spitze in ihrem Rücken bohrte sich ein wenig tiefer in den Stoff an ihrem Rücken und das flaue Gefühl kehrte zurück, als auch Darius Hand gefährlich nah an seiner Axt schwebte.

"Was wollt ihr von ihm?" Sie schluckte einmal schwer, bevor sie diese Worte aussprechen konnte, doch sie würde sich ihre Angst nicht anmerken lassen. Sie war eine Kämpferin und sie würde ihren Bruder nicht noch einmal verraten!

"Darüber solltest du dir keine Gedanken machen." Es war wieder Draven, der sprach und dabei ihre Hand auf ihrem Rücken festhielt. "Denk lieber an dich selbst, Feelein." Dabei leckte er ihr den Nacken empor und Lux zuckte heftig zur Seite, erschrocken und angeekelt.

"Lass mich los!" Heftig stemmte sie sich gegen die kalten Finger an ihrem Handgelenk. Das war so widerlich!

"Sieh mal einer an, noch eine Frau, die deinem Charme nicht einfach so verfällt, Brüderchen." Darius grinste breit.

"Tja, Katarina hat dir auch einen Korb gegeben, wenn ich mich nicht irre. Stattdessen hat sie sich vom dieser Schwuchtel Garen flachlegen lassen." Er lachte, schien aber von Garens Namen mehr als nur angewidert zu sein.

"Mein Bruder ist keine Schwuchtel!" Wieder versuchte sie ihre Hand zu befreien, doch Dravens Griff war zu fest und so schmerzten ihre Arme nur noch mehr, ohne dass sie diesem feuchten Atem in ihrem Nacken auch nur ein Stück weit entkommen wäre.

Die beiden Brüder lachten laut auf.

"Mit einer Frau zu schlafen, ändert nichts an feststehenden Tatsachen, Püppchen." Darius grinste sie noch fies an, wurde dann jedoch schnell wieder ernst. "Also, wo ist er? Es wäre doch schade, wenn wir dir erst ein Stück von deinem hübschen Gesichtchen abschneiden müssten."

Lux presste ihre Lippen zusammen, auf keinen Fall würde sie ihren Bruder ein zweites Mal an einem Tag verraten! Da würde sie lieber sich selbst mitsamt den beiden in die Luft sprengen! Gerade wollte sie ihre Magie in sich zusammenziehen, als sie ihn rufen hörte.

"Lux! Lux, verdammt nochmal, wo bist du? Ich weiß, dass du danach niemals einfach so nach Hause gehen würdest! Also bist du hier irgendwo! Lux! Versprich mir, dass du nichts Dummes getan hast!"

Zu oft hatte der noxische General diese Stimme gehört, um sie jetzt nicht zu erkennen. "Da ist er ja. Hast du etwas angestellt, Prinzesschen, dass er sich so sorgen muss?" Er drehte sich in die Richtung, in der sie die Stimme vernommen hatten. "Komm schon Draven, gehen wir. Sorg dafür, dass sie still ist. Sonst zerstört sie noch unsere schöne Überraschung."

Lux wurde ein wenig zappelig. Sie musste handeln, jetzt oder nie.

Und dieser eine Moment, in dem er eine Hand von ihrem Armen löste, umgreifen musste, um ihren Mund zu bedecken, genügte. Sie entriss ihm eine Hand, fokussierte sich und schleuderte die Magie aus ihrem Innern an die Oberfläche. Sie würde ihn von sich wegschleudern und dann Darius angreifen. Das würde vermutlich nicht ausreichen, beide Brüder zu besiegen, aber es würde genug Menschen auf sie aufmerksam machen und vor allem Garen warnen, damit er nicht unwissend in sein Verderben lief.

Nichts davon geschah, wie sie es sich vorgestellt hatte, um es genau zu nehmen, passierte überhaupt nichts. Sie spürte nicht einmal ein Kribbeln an ihren Fingerspitzen. Nur ein paar winzige Funken sprangen auf die Luft über.

"Nanana, Kleine Lichterfee, das ist aber keine nette Art unseren Besuch zu würdigen." Etwas Stumpfes, Metallenes wurde in ihre Magengrube gestoßen und keuchend sackte sie vornüber. Sie wäre wohl gestürzt, hätte Draven nicht nach ihren Haaren gegriffen. Schmerzhaft zog er sie daran empor. "Wie gut, dass wir vorgesorgt haben. Viel mehr kann man von euch demacianischen Proleten ja auch nicht erwarten." Wäre Lux nicht von dem schmerzhaften Ziehen abgelenkt gewesen, hätte sie sich wohl gewundert, dass gerade er solche Worte kannte, so beobachtete sie nur, wie er ein Stück Stoff herauszog, während er sprach, und es ihr in den Mund legte, bevor sie sich genug erholt hatte, um ihren Bruder auf eine andere Art zu warnen. Er band es zu fest und riss ihr mindestens ein Dutzend Haare aus.

Ein Stück Seil wurde ebenso grob um ihre Handgelenke gezurrt, die nun unbeweglich auf ihrem Rücken zurückblieben, selbst wenn Draven sie nicht mehr in seinem Klammergriff hielt.

Dieser drückte stattdessen nun ihren Kopf nach unten, sodass sie nicht länger sehen konnte, wohin er sie zerrte, doch nach wenigen stolpernden Schritten verharrten sie bereits wieder und Lux konnte nur erahnen, dass die beiden Männer ihrem Bruder wohl in einem der Seitengänge auflauern mussten.

Das Unvermögen etwas an der Situation zu ändern, trieb ihr Tränen der Wut in die Augen, sodass es gut war, dass die beiden noxischen Krieger ihr Gesicht nicht sehen konnten. Trotzdem spürte sie, wie sich Dravens Hand hob und von einer anderen in ihrem Nacken ersetzt wurde, die wohl oder übel Darius selbst gehören musste.

Die beiden Brüder hatten zuvor unverständliche Worte gewechselt und jetzt malte sich Lux die furchtbarsten Dinge aus, als einer plötzlichen Bewegung neben ihr ein furchtbar eindeutiges Gurgeln ertönte. Unerträglich Laut hallte das Geräusch eines Sterbenden in ihren Ohren nach. Eine Kehle war durchtrennt worden, doch der erwartete Aufprall eines toten Körpers blieb aus.

Sie wollte sich aus Darius Griff befreien. Das war auf keinen Fall Garen gewesen! Das konnte nicht Garen gewesen sein! Sie hatten gesagt, dass sie sie noch brauchten! Garen würde niemals so leicht... ermordet werden. Bei diesem Gedanken drehte sich der jungen Frau der Magen um und sie zappelte noch mehr, während sie versuchte um ihren Knebel herum Worte zu formen oder sich zumindest nicht zu übergeben.

Darius‘ Finger bohrten sich fester in ihren Nacken. "Sei still", zischte er leise, diesmal hatten sie nicht einmal mehr ein 'Prinzesschen' für sie übrig, seine Stimme klang härter, wütender und einen Moment fürchtete Lux, dass er sie hier und jetzt ersticken würde, doch dann ließ er los, stieß sie vorwärts und riss ihren Kopf wieder an den Haaren empor.

"Lux!"

Es gab so viele Worte, die sie sagen wollte, um sich zu entschuldigen, um ihm zu sagen, dass er wegrennen sollte, doch sie schmeckte nur den dreckigen Stoff in ihrem Mund und spürte die hilflosen Tränen in ihren Augen, die sie nur mit größtem Unwillen vergoss.

Sie sah Garen, neben ihm einen blutverschmierten Körper, der einer der jungen Wachen des Schlosses gehören musste, Draven hielt die Waffe des Gardisten in einer, den zerfetzten Körper in der anderen Hand.

Einen Moment lang schien ihr Bruder nach seinem Schwert zu tasten, doch natürlich war es nicht dort auf seinem Rücken. Es lag zurückgelassen einige hundert Meter entfernt in seinem Zimmer. Er trug nicht einmal seine Rüstung und Draven hatte nicht nur das Schwert des Wächters in der Hand, seine beiden Klingen lagen ebenso an seiner Hüfte, wie Darius seine Axt auf dem Rücken trug.

Er verstand nicht, wieso Lux sich scheinbar überhaupt nicht gewehrt hatte und auf diese gequälte Frage in seinen Augen wollte Lux so gerne antworten, auch wenn sie selbst nicht verstand, warum sie nicht konnte. Sie wollte ihm sagen, dass er sich in Sicherheit bringen sollte, weil es ihre eigene Dummheit gewesen war, die sie in diese Situation gebracht hatte und wenn Garen entkam, vielleicht noch auf irgendeine Art von Rettung zu hoffen war, doch bevor Garen sich dazu entschlossen hatte, geschahen zwei Dinge. Die beiden Brüder wechselten die Positionen, noch bevor der junge Wachsoldat bäuchlings zu Boden gefallen war. Sein Schwert war von Dravens in Darius Hand gewandert und war dann bereits zwischen Garens Schulterblätter gerichtet, während Draven eines seiner Wurfmesser so schwungvoll an Lux' Kehle legte, dass es mit genug Druck geführt war, um bereits jetzt ganz langsam in die zarte Haut an ihrem Hals zu schneiden.

"Bleib!", befahl Darius.

"Du willst doch nicht, dass wir deiner kleinen Schwester wehtun, oder?"

"Lasst Lux da raus!" Garens jeder Muskel spannte sich an, sein Kiefer arbeiteten gegen einander, ja, Lux konnte beinahe beobachten, wie ihr Bruder nachdachte, verzweifelt eine Lösung suchte und doch immer wieder nur auf Sackassen stieß, die wohlmöglich für einen von ihnen den Tod bedeuten würden, bis zuletzt nur noch übrig blieb Zeit zu gewinnen und auf Hilfe zu hoffen.

Lux fürchtete sich und obwohl sie versuchte, es bestmöglich zu unterdrücken, um es ihrem Bruder nicht noch schwerer zu machen, ruhig zu bleiben, konnte er wohl dennoch in ihr lesen wie in einem Buch. Er musste Zeit schinden, aber jede Sekunde, die verging, war unerträglicher für Lux als jene zuvor und das übertrug sich auf Garen.

Sie war ohne Zweifel eine Kriegerin auf dem Schlachtfeld, aber hier, im Angesicht des Todes, ihren magischen Kräften beraubt und unwiderruflich für den Untergang ihres Bruders verantwortlich - Selbst wenn sie hier entkommen konnten -, war sie doch nur ein Mädchen, das kaum die Volljährigkeit erreicht hatte, und sie hatte Angst, Todesangst, mehr als sie ertragen konnte, wenn sich Dravens Messer so wie jetzt in ihren Hals drängte, sodass jeder Atemzug brannte, und sie seinen feuchten Atem dabei unaufhörlich im Nacken spürte, dem Odem des Todes gleich. Ein tödliches Versprechen.

"Aber sie ist doch so süß, wenn sie vor Angst zittert." Obwohl Darius diese Worte an Garen richtete, schien Draven sie mit seinen Gesten unterschreiben zu wollen. Seine freie Hand tanzte unaufhörlich durch ihren blonden Strähnen, bevor er hart nach ihrem Kinn griff und die Finger dabei in ihre kalkblassen Wangen bohrte. Sie hatte seinen Fingern entkommen wollen, doch der einzige Weg von den groben Gliedern weg, führte in den Dolch und um ihrem Leben auf diese Art selbst ein Ende zu setzen, fürchtete sie den Tod zu sehr.

"Und ohne ihre kleinen Zaubertricks ist sie außerdem völlig hilflos", fügte er hinzu und kehrte zu den beinahe spielerischen Berührungen an den blonden Haaren zurück, bei denen wieder und wieder seine Fingerkuppen über ihren entblößten Nacken tanzten.

Ein kurzer Moment der Erkenntnis schien über Garens Züge zu huschen, doch folgte ihm nur noch mehr Verwirrung. Er verstand jetzt, warum sie sich nicht wehrte, wo doch gerade sie keine Waffe benötigte, warum es keine Kampfspuren gab und gleichzeitig verstand er nicht, denn es machte keinen Sinn. Die Magie war ein Teil von ihr, man konnte sie ihr nicht einfach entreißen.

Hilflos zuckten Lux' Augen hin und her, ganz so als würde sie unbewegt den Kopf schütteln wollen als Garen versuchte eine Antwort in ihren Augen zu lesen.

"Wie?", fragte er harsch an ihre Peiniger gewandt und diesmal war sich Lux nicht mehr sicher, ob er noch versuchte, Zeit zu gewinnen.

"Das brauchst du nicht zu wissen", spuckte Darius Garen beinahe in den Rücken. "Es reicht aus, wenn du weißt, dass sie komplett unserer Gnade ausgeliefert ist." Jetzt grinste er wieder. "Und du weißt, dass Gnade nicht unbedingt meine Stärke ist." Wie eine Grimasse tanzte die Genugtuung über seine Züge und Lux spürte auch Draven in ihrem Rücken grinsen. Sie genossen das Spiel, das sie hier spielten, ein Spiel, über dessen Sieger sich die beiden Brüder bereits im Klaren waren, ganz gleich auf wessen Grund und Boden sie es spielten. Sie schlugen Garen in seinem eigenen Revier und diese Genugtuung war so deutlich auf Darius‘ Zügen zu sehen, dass sie selbst Lux, die ihn kaum kannte, ins Auge stach. Genauso wie der Hass, der zwischen ihm und ihrem Bruder in der Luft brannte, wenn Garen sich so wie jetzt über seine Schulter zu ihm umblickte.

Und trotzdem machte Darius eindeutig klar, wer die Fäden in der Hand hatte, indem er die Spitze der Klinge über Garens Wirbelsäule abwärts gleiten ließ.

"Lass die Machtspielchen sein, Darius. Wenn du in mir einen General der demacianischen Armeen ausschalten wolltest, wäre ich schon lange tot. Also steck das Schwert weg und sag mir ins Gesicht, was du von mir willst, das die Mühe wert wäre, meine Schwester zu bedrohen. Von eurem kranken Verständnis von Spaß einmal abgesehen." Langsam, aber doch nicht unsicher oder verängstigt – Zumindest an der Oberfläche - machte Garen einen Schritt vorwärts, von dem Schwert weg, und drehte sich dann um seine eigene Achse. Er war auf jeden einzelnen Schritt bedacht, doch wider Lux‘ Erwartungen hielt Darius ihn nicht auf, ja, er hob sogar die prankenhafte Hand, die den Einhänder wie einen Zahnstocher umschloss, nur um ihn Sekunden später kraftvoll in den Leichnam zu seinen Füßen zu stoßen und dort stecken zu lassen.

Lux wollte sich den Anblick ersparen. Sie wollte nicht sehen, wie der Körper des Jungen sich unter der Wucht des Stoßes noch einmal aufbäumen würde, obwohl er längst seinen letzten Atemzug getan hatte. Sie hatte bereits genug entstellte Leichname auf den Schlachtfeldern der Grenzgebiete gesehen, um sich einen weiteren ersparen zu wollen. Der Anblick der verzerrten Mienen, der im Schock geöffneten Augen und der manchmal so unpassend friedliche Ausdruck hatten sie nie gegen den Tod abhärten können, nicht auf den Schlachtfeldern und auch nicht auf den Pfaden, auf denen sie weitab des Kriegsgeschehens gewandelt war, weit hinter den Grenzen, die Noxus und Demacia trennten, wo die noxischen Krieger sich gegenseitig verstümmelt und getötet hatten.

Die Bilder waren noch zu lebendig vor ihren zugekniffenen Augen, zu real der Geruch der verwesenden Körper, zu laut das Summen der Fliegen und die Schreie der Aasvögel in ihren Ohren, ja selbst die Kälte konnte sie noch spüren, die damals über ihren Nacken gekrochen war.

Dann plötzlich war da eine kriechende Berührung an ihrem Ohr, dort, wo sich eben noch die Gänsehaut der Erinnerungen ausgebreitet hatte. Sie war heiß und feucht, doch sie brachte nur eisige Kälte mit sich, als Lux panisch schrie und sich beinahe selbst auf die Klinge an ihrem Hals bohrte. Urplötzlich waren der Schrecken der Vergangenheit und der Schrecken des Momentes eins geworden, als Dravens Zunge sich über ihren Hals aufwärts zu ihrer Ohrmuschel schob und er dort seine Zähne versenkte.

Ihre Ohren klingelt noch von ihrem eigenen Schrei, doch langsam wurde der blonden Magierin klar, dass sie tot gewesen wäre, hätte Draven nicht zuvor den Dolch von ihrer Kehle genommen und ihren Körper fest an den seinen gedrückt.

Jetzt ließ er sie los, doch ihre Beine trugen sie nicht länger. Während ihr Herz noch in ihrer Brust zerspringen wollte, sackte sie langsam zu Boden, wimmerte und spürte, wie die Tränen der Angst die Oberhand gewannen.

"Ups." Unschuldig grinsend hob Draven hinter Lux die Hände, ganz so als wäre es nicht seine Absicht gewesen, sie mit seiner Tat zu verschrecken.

Zeitgleich mit Lux Niedergang, war Garen in seine Ausgangsposition zurückgeschleudert, um seiner Schwester zu helfen, bei was auch immer geschehen war, doch mit einem einzigen Stoß zwischen seine Schulterblätter hatte Darius ihn aus dem Gleichgewicht gebracht und so auch ihn ins Stolpern gebracht. Es war ein Tritt gegen seinen Rücken gefolgt und ohne eine Chance sich abzufangen war auch Garen zu Boden gegangen, mit dem Gesicht voraus schlug er auf und augenblicklich wurde ein schwerer Stiefel in seinen Nacken gesetzt.

"Ich benötige keinen Grund, um auf einer Made wie dir herumzutreten!"

Lux' Augen brannten noch, als sie versuchte gegen den Schmerz zu sehen, was geschah, und doch nur beobachten konnte, wie Darius den Kopf ihres Bruders wieder und wieder in den Dreck trat und dabei selbstgefällig grinste. Ein Ausdruck, der langsam angeekelter Abneigung wich, während Lux noch bemerkte, dass ihr Schrei sie vermutlich ihre letzte Chance gekostet hatte, Zeit zu gewinnen, und sie sie damit wohlmöglich endgültig zu Grunde gerichtet hatte.

"Eure Geschwisterliebe widert mich an." Er verzog das Gesicht und spuckte die Worte beinahe aus. "Dem Feind den Rücken zu wenden; ich würde einen solchen Fehler niemals begehen, selbst wenn es Draven das Leben kosten würde. Wenn er sich nicht selbst schützen kann, hat es keinen Zweck ihn zu retten, er hätte meine Hilfe nicht einmal verdient. Deshalb bist du nichts weiter als eine Made, ein Wurm verdammt dazu vor den Mächtigen im Schlamm zu kriechen. Deshalb werdet ihr unter den noxischen Truppen begraben werden, wie ein Kiefernwald unter einer Lawine. Deshalb werdet ihr überrannt werden und niemand wird überleben. Und alle, die ihr beschützen wollt, werden mit euch untergehen. Eure Frauen und Kinder, Schwestern und Brüder, nichts wird bleiben, gar nichts!" Wieder und wieder trat er zu, schien Garen den Schädel eintreten zu wollen.

Lux konnte beobachten, wie sich Garens Finger in den Boden gruben, als er versuchte sich gegen seine Tritte zur Wehr zu setzen. Darius trat auch danach. Es kümmerte ihn nicht, ob seine Knochen brachen, das war offensichtlich. Er gönnte ihrem Bruder nur einen kurzen Moment, in dem er hustete und nach Luft rang. Blut hatte sich mit dem Dreck des Bodens auf seinen Wangen gemischt und sein Nasenbein wirkte mehr als nur malträtiert.

Lux erhielt nur einen kurzen Blick auf die blauen Augen, in denen Schmerz stand, den auch er nicht mehr verbergen konnte. Dann hatte Darius wieder von seinen Fingern abgelassen und trat seinen Kopf erneut zu Boden, Garens Versuch zu sprechen im Keim erstickend. Sie hoffte für ihren Bruder, dass er seinen Mund schnell genug wieder hatte schließen können.

Die darauf folgende Stille war eisern, Darius Fuß noch immer auf Garens Kopf hielt still. Lux' Entsetzen hatte ihr die Worte geraubt und sogar Draven war still nach den Worten seines Bruders. Er hatte die Stirn in Falten gelegt und schien noch nach einer schlagfertigen Antwort auf die offensichtliche Geringschätzung zu suchen.

"Fick dich, Darius." Nicht unbedingt die geistreichste Antwort, aber auch Lux hätte wohl keine passendere finden können. "Ich respektiere dich auch."

Er griff nach dem Seil, das Lux' Handgelenke zusammenhielt und zog sie auf die Füße. "Hast du ihn dann genug Dreck fressen lassen? Ich hab keinen Bock, dir den Arsch retten zu müssen, wenn jemand sein Fehlen bemerkt." Wen er meinte, machte er schnell klar, indem er das Schwert noch ein Stück tiefer in den Leichnam der Wache stieß. Dann hob er Lux mit einer überraschenden Leichtigkeit in die Luft und warf sie sich wie einen Sack über seine Schulter. Ihr war schlecht und schwindelig. Etwas in ihrem Körper schien zu brennen.

"Du würdest dein hübsches Gesicht doch für mich nicht einer solchen Gefahr aussetzen. Du wärst weg, bevor ich bis drei gezählt hätte." Scheinbar waren diese Worte witzig, denn beide lachten auf und zeigten dabei wohl ihre ganz eigene Art von Geschwisterliebe oder -hass, wie auch immer man das in Noxus nannte.

Darius ging neben Garen in die Knie, wobei ein Fuß jedoch noch immer auf Garens Hinterkopf verharrte. Er fesselte seine Hände auf seinem Rücken und schob dann die Hand in das goldbraune Haar, um es aus dem Schlamm zu ziehen.

Er spuckte und keuchte. Er war offensichtlich zu langsam gewesen. "Elender Mistkerl." Er hustete mehr, als dass er sprach, doch noch bevor er zu Atem gekommen wäre, hatte Darius ihm bereits einen Knebel in den Mund gelegt.

Der Schwindel war immer schlimmer geworden. Dann verlor sie das Bewusstsein und alles wurde schwarz.
 

Alles an ihrem Körper schmerzte und ihr Oberarm brannte, doch sie war kaum zwei Minuten bei Bewusstsein gewesen, da hörte sie den Mann vor sich auf dem Pferd sprachen.

"Sie ist wach."

"Dann schick sie zurück ins Reich der Träume", antwortete eine Stimme einige Meter vor ihnen.

Bevor sie sich versah, war da eine Hand in ihrem Nacken, ein schmerzhaftes Drücken, dann wieder Schwärze.
 

#WennDuPlötzlichDarüberNachdenkstDeineCharatereMitIhrenFeindenZuPairen

#Nein!

#Draven-x-Lux

#DoppeltNein!

#Ausrufezeichen!
 

Außerdem folgender Dialog:

Draven: "Wie gut, dass wir vorgesorgt haben. Viel mehr kann man von euch demacianischen Proleten ja auch nicht erwarten."

Darius:„ Du kennst das Wort Proleten, Draven?”

Draven: „Klar, Swain benutzt es immerhin ständig, wenn er über Leute redet, die ihn nerven.“

Darius: „Du hast keine Ahnung, was es bedeutet, oder?“

Erwachen

Es war kalt, als Lux das nächste Mal erwachte, kalt und feucht.
 

Der Boden war hart und uneben. Es roch moderig, dreckig und verschimmelt.
 

Noch schlimmer als zuvor schmerzte jeder Muskel und am liebsten hätte sie sich überhaupt nicht bewegt, nie wieder, aber die Feuchtigkeit kroch über ihre Arme unter dem hauchdünnen Stoff. Es erinnerte sie an Spinnen und Würmer und anderes Getier und der Ekel allein trieb sie dazu sich gegen den Schmerz aufzulehnen und sich aufzusetzen.
 

Sie erschauderte. Es schmerzte.
 

Das Licht war beinahe zu trüb, um ihre eigenen Gliedmaßen zu erkennen, aber langsam wurde der jungen Frau klar, dass sie entgegen ihrer Erwartungen nicht mehr gefesselt war. Ihre Gelenke waren jedoch erwartungsgemäß aufgerissen, das zeigte ihr eine zögerliche, aber sehr schmerzhafte Berührung ihrer Handgelenke. Sie ersparte es sich, denselben Versuch an ihren Knöcheln durchzuführen und versuchte sich stattdessen an der Wand emporzuziehen. Ihre Beine trugen sie nicht und lautlos sackte sie wieder zu Boden.
 

Ihr Arm brannte noch immer und so legte sie ihre Hand darauf, um ihn zu kühlen. Es tat gut, aber schien den Ursprung der Hitze dennoch nicht zu erreichen. Was seltsam war, war, dass ihr ganzer Körper eigentlich ausgekühlt war, nachdem sie wer weiß wie viele Stunden bewusstlos in dieser Zelle gelegen hatte.
 

Obwohl sie sich bereits beinahe sicher, wie der Versuch ausgehen würde, schloss Lux die Augen und versuchte ihre Magie zu richten, doch es zeigte sich nicht der geringste Schimmer Lichts an ihrer Hand. Vergebens. Ihre Magie war fort, auch wenn sie sich diesen Umstand noch immer nicht erklären konnte. Damit war sie ganz allein in der Finsternis, allein und hilflos, völlig der Gnade anderer unterworfen.
 

Ihr war übel und trotzdem versuchte sie ihre eigene Situation noch einmal zu überdenken.
 

Die Schlächterbrüder hatten sie entführt, sie und ihren Bruder.
 

Wo war Garen?
 

Sie wagte es nicht ihre Stimme zu erheben, um nach ihm zu rufen. Vermutlich war er eh nicht in der Nähe, wenn er überhaupt noch-
 

Sie wollte nicht darüber nachdenken, also versuchte sie ihre Gedanken weiter zu drängen.
 

Wieso hatten sie das getan? Wieso all die Mühe, um sie aus dem königlichen Palast zu entführen? Was für Motive trieben die beiden Männer an? Lux wusste es nicht, doch nach und nach entstanden Bilder vor ihrem inneren Auge. Selbst diese beiden waren nicht wahnsinnig genug diese Gefahr auf sich zu nehmen, nur um sie und ihren Bruder zu demütigen. Nein, sie beabsichtigten etwas anderes und sie konnte sich nur eine einzige Verwendung für Geiseln in der derzeitigen Kriegslage vorstellen. Die Moral der feindlichen Truppen ins Wanken bringen.
 

Waren die Soldaten an der Front bereit, ihren eigenen General zu töten? Konnten sie es über sich bringen, den Mann und seine Schwester zu ermorden, der sie über Jahre durch die Schlachten geführt hatte, der sie wohlmöglich noch eigenhändig das Kämpfen gelehrt hatte, einen der höchsten Adligen ihrer Heimat? Konnten sie es tun, bevor der Feind, ihre Unsicherheit genutzt hatte? Oder würde es die Moral in Trümmern zurücklassen, führerlos vor einem Mann, der für so viele ein Vorbild gewesen war, wenn er unnachgiebig wie der Fels selbst, seine Feinde verfolgte und niemanden entkommen ließ?
 

Welchen Wert hatten zwei Leben, verglichen mit denen einer ganzen Nation? Niemand würde sie über das Wohl eines Landes stellen, nicht wahr?
 

Dieses Mal würde auch der Name Kronwacht sie nicht retten können.
 

War Garens Anrecht nicht eh längst verfallen? Nach dem, was sie dort im Thronsaal gesagt hatte? Aber wussten die Soldaten bereits davon? Natürlich ahnten sie es längst, aber wenn die Krone es öffentlich machte, war es etwas anderes, oder? Vielleicht war es ja sogar gnädiger, wenn er jetzt hier Darius‘ Klinge zum Opfer fiel-
 

Nein, niemals. Das durfte einfach nicht passieren.
 

Aber wer war sie, dass um ihretwillen auch nur ein einziger Soldat sein Leben geben sollte? Mit Garen war das Ende der Kronwachts doch ohnehin besiegelt. Sie war ja nur eine Frau-
 

Etwas an diesen Gedanken kam ihr unangenehm bekannt vor und mit diesem Gefühl kam bereits die Erkenntnis. Sie war eben nicht nur irgendein Mädchen, deren Familie durch ihren Bruder entehrt worden war. Sie war die Verlobte des Kronprinzen, die zukünftige Königin. Und das war ein Titel, der viel zu viele Leben ihrer Soldaten wert war.
 

Wie Blei schien der Ring an ihrem Finger sie in die Tiefe reißen zu wollen. Sie und tausende andere. Sie konnten doch nicht zulassen, dass irgendjemand sein Leben riskierte für etwas, das sie doch niemals gewollt hatte. Es war nicht öffentlich gemacht worden. Konnten sie sie nicht einfach sterben lassen? So als wäre sie doch nur… sie selbst und nichts weiter?
 

Der Gedanke beruhigte sie und machte ihr gleichzeitig furchtbare Angst. Er war ein Todesurteil und gleichzeitig doch das einzig Richtig, was entschieden werden konnte.
 

Sie wollte nicht sterben, aber sie musste sterben oder hunderte, tausende andere Menschen würden um ihretwillen ihr Leben lassen. Das durfte Jarvan nicht zulassen. Es machte es doch nur leichter, Garen mitsamt seiner ganzen Familie öffentlich zu zerstören.
 

Und selbst der Ring war es nicht wert, oder?
 

Im schummrigen Licht strichen ihre Finger über das Metallband, das noch immer ein wenig zu locker an ihrem Ringfinger saß. Es war seltsam genug, dass sie ihn ihr nicht abgenommen hatten.
 

Es war ein uraltes Familienerbstück. Würde es auffallen, wenn der Kronprinz sich ohne es verlobte? Konnten sie nicht einfach im Geheimen ein Replikat anfertigen? Oder würden sie doch jemanden schicken? Wohlmöglich Xin-
 

Nein, daran wollte sie auch nicht denken. Zu bitter waren die Erinnerungen an ihn und gleichzeitig zu süß. Sie konnte es nicht ertragen, an ihn zu denken.
 

Sie hatten ihn angeschrien, hatte ihm gesagt, dass sie ihn dafür hasste, was er getan hatte, und das würden die letzten Worte sein, die sie je an ihn gerichtet hatte. Nun, sie hatte es nicht wortwörtlich gesagt, aber es war deutlich genug gewesen, dass sie ihm nicht verzeihen konnte, zumindest nicht an diesem Tag, nicht nachdem er ihr Herz zerschmettert hatte, um hinter einem Mann zurückzutreten, den er seinen Freund nannte.
 

Es waren ihre letzten Worte an ihn gewesen und doch bereute sie sie tief in ihrem Inneren. Sie liebte ihn, auch wenn seine Liebe so wenig Wert gewesen war. Sie hätte es ihm gerne noch einmal gesagt, aber vermutlich hätte sie es auch ohne all dieses Chaos niemals gekonnt. Sie hätte ihn jeden Tag gesehen und es doch für immer in sich verborgen gehalten. Sie hätte ihn geliebt und sie hätte ihn gehasst und sie hätte vor ihm gestanden als Frau eines Anderen und er hätte pflichtbewusst geschwiegen und der Krone gedient, bis der Tod ihn dahinraffte.
 

Jetzt war sie es die Sterben würde, denn bevor irgendjemand sein Leben für sie riskierte, würde sie sich selbst in ein Schwert stürzen, das schwor sie sich, ganz egal, wie sehr sie den Tod fürchtete. Niemand sollte um ihretwillen sterben und ganz besonders nicht wegen einer Verlobung, die sie nie gewollt hatte.
 


 

„Warum zur Hölle soll ich das bitte machen? Kann Darius seinen Arsch nicht selbst hier her bewegen? Ich habe Besseres zu tun!“
 

Diese Stimme kannte Lux. Sie gehörte jener rothaarigen Assassinin, die ihrem Bruder den Kopf verdreht hatte. Ihr wurde übel bei der Idee, die diese Stimme in ihr weckte. War das alles hier wohlmöglich Teil eines Planes, in dem Katarina DuCouteau nur eine Rolle gespielt hatte, um die Kronwacht-Geschwister in den Ruin zu treiben.
 

„Offensichtlich ja nicht, oder?“ Auch diese Stimme war ihr mehr als bekannt. Sie hatte sich ihr ins Gehirn eingebrannt, als er wieder und wieder Worte in ihr Ohr geflüstert hatte, die Zunge über ihre Haut drängend. Die Erinnerung weckte wieder Übelkeit in ihr, das Bild von Garen, der am Boden blutig getreten worden war, war noch zu deutlich vor ihrem Inneren Auge in der Finsternis.
 

„Er hatte die Zeit, dich zu mir zu schicken, oder? Da hätte er sich auch selbst hier her bewegen können. Ich bin nicht sein Dienstmädchen. Oder noch besser! Warum machst du es nicht einfach?!“ Etwas klirrte draußen, aber was auch immer es war schien nicht zu zerbrechen.
 

Einen Moment herrschte Stille. „Ah, lieber nicht. Jetzt bist du doch schon hier und es wartet jemand auf mich.“
 

„Jemand, eine Frau, oder jemand, den du töten kannst?“ Lux konnte beinahe hören, wie sie ihre Augenbraue hob, doch umso länger sie sprachen, umso nervöser wurde das blonde Mädchen dort am Boden der Zelle. Sie konnte noch immer nicht aufstehen, war den beiden vor der Tür völlig ausliefert. Irgendwie schob sie sich doch ein Stück weiter in den Schatten, griff dabei in eine weiche Feuchtigkeit am Boden, bei der sich ihr der Magen umdrehte. Dieses Mal krümmte sie sich zusammen, schaffte es sich genug von sich selbst abzuwenden, bevor sie sich übergab, obwohl ihr Magen nichts enthielt.
 

Draußen lachte Draven: „Muss es da einen Unterschied geben?“ Und damit schien er sich zu entfernen, doch Lux bemerkte das kaum. Ihre Ohren rauschten und ihr Hals brannte. Sie keuchte und wand sich und ihre Augen tränten vor Schmerz.
 

Sie hörte nicht, wie die Tür geöffnet wurde, wie die Angeln kurz knarrten und wie Katarina stoppte, bevor sie ihr die harschen Worte mitsamt dem Tablett, auf dem die Reisschale bereits umgefallen war, hätte entgegenschleudern können. Das Licht flutete den Raum und die rothaarige Assassinin starrte auf das Mädchen am Boden. Sie kannte ihre Kleider, erkannte das Haar, erkannte die Statur, ja, sie wusste augenblicklich, dass das kleine Bündel am Boden Luxanna Kronwacht war.
 

Erst als Lux aufhören konnte zu husten, öffnete sie ihre Augen wieder, bemerkte das Licht und blickte auf, direkt in Katarinas Augen, hinter denen so viele Gedanken zu kreisen schienen. Dann kehrte der wohlbekannte Hochmut zurück. Sie hob das Kinn, blickte auf die am Boden liegende hinab und stellte unsanft das Tablett ab. „Warst du wieder zu neugierig, Prinzesschen?“
 

Sie erinnerte sich noch genau daran, wie Lux damals beim Informationen suchen beinahe ertappt worden wäre. Ihre Illusion war beinahe aufgeflogen und es war Katarina DuCouteau, die sie fast gefangen genommen hätte. Lux trug noch immer die Narbe an ihrer Seite, die sie sich an jenem Tag zugezogen hatte. Sie hatte er gerade noch geschafft trotz der Wunde in das eigene Gebiet zu entkommen und Katarina so zu entfliehen.
 

„Hast es verdient, dass dich endlich jemand erwischt. Meinetwegen hätte er dich auch sofort umbringen können. Ist doch überflüssig, dich am Leben zu halten.“ Ihre Mundwinkel zuckten hämisch nach oben. „Vielleicht sollte Draven ja mal mit dir spielen.“ Sie grinste breit, schien sie noch etwas mehr fertig machen zu wollen, beschloss dann aber, dass das zu viel Arbeit wäre und wandte sich ab. „Vielleicht erstickst du ja an dem Reis. Wäre wahrscheinlich besser für dich.“ Sie schob das Tablett mit dem Fuß noch einmal grob weg, wodurch die Reisschale noch einmal umstürzte und den Inhalt über das Tablett verteilten. Dann verließ sie den Raum wieder und schloss die Tür grob hinter sich.
 

Lux war währenddessen kaum zu Atem gekommen, spürte noch immer das Brennen der Säure und die Schmerzen in ihrem Unterleib, als Katarina zur Tür hinausging. Sie spürte die Tränen noch auf den Wangen brennen, war froh, dass sie noch lebte und doch von Angst wie erstarrt bei der Drohung der Assassinin. Sie hatte beinahe schon wieder vergessen, was Katarina ihr unterstellt hatte, interessierte es auch nicht wirklich, obwohl es ihr doch etwas über die Situation verraten hätte, hätte sie es doch nur beachtet. So galt ihr einziger Gedanke dem Essen. Sie rang mit sich, ob sie dem brennenden Hunger nachgeben sollte, ob es nicht besser wäre, nichts zu nehmen, sich dem eigenen Hunger zum erliegen zu bringen. Hatte es einen Wert zu kämpfen? Würde es dem Feind nicht sogar in die Hand spielen, wenn er sie quälen wollte?
 

Und doch war es der Gedanke an Garen, der sie dazu brachte, sich dem Hunger zu fügen. Wenn es irgendeine Möglichkeit gäbe, hierheraus zu entkommen, um mit Garen zu sprechen, um ihm zu helfen aus dieser Situation herauszukommen und ihn zu retten, egal welche Gründe hinter dieser ganzen Situation standen.
 

Der Reis schmeckte fahl, aber es reichte, um die Säure zu vertreiben, um die Kälte ein wenig zu verdrängen und doch brannte ihr Arm noch immer als würde er in Flammen stehen.
 

Und obwohl Katarina eben noch so stolz auf das Mädchen am Boden herabgeblickt hatte, wurden ihre Schritte schneller, als sie den Raum verlassen hatte, und es war Darius Zimmer auf das sie zustrebte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Yoruri
2017-09-10T14:06:44+00:00 10.09.2017 16:06
Hallo!
Ihr bin auf deine FanFic gestoßen und war sofort nach zwei Zeilen begeistert :0 ich habe gerade die komplette Geschichte bis hierher gelesen und brenne auf den weiteren Verlauf der Geschichte! Das letzte Update ist schon eine Weile her, ich hoffe so sehr dass diese FanFic noch aktiv ist. Es gibt so wenige schöne LoL-FanFics... :( Mach bitte weiter so!

Liebe Grüße,
Yoruri
Antwort von:  DragomirPrincess
10.09.2017 23:19
Hey, danke für den lieben Kommenatr!
Im Moment steht die Geshcichte leider still, aber ich habe immer wieder meine Momente und werde auch diese Geshcichte irgendwann wieder ausgraben und weiterschreiben. Ich kann nur nicht sagen, ob das nächste Woche oder nächstes Jahr sein wird... (cih hoffe, ich habe hie rüberhaupt alle Kapitel hochgeladen...? Auf ff.de bin cih da meistens etwas schneller, also falls du da einen acoount hast, bist du da wahrscheinlich shcneller auf dem laufenden, wenn du ihr folgst).
Das Feedback motiviert mich aber in jedem Fall, danke, dass du dir die Zeit genommen hast!
Und am beruhigensten finde ich, dass du scheinbar XinxLux nicht seltsam findest :D

Liebe, liebe Grüße!
Von:  Venominon
2016-01-14T23:55:48+00:00 15.01.2016 00:55
Und wieder 2 Kapitel auf einen Streich, da ist man gleich doppelt zufrieden. So nun aber zum Inhalt. Natürlich war Garen das nicht mit der Wache, dass Jarvan und Xin überhaupt auf diese Idee kommen. Da fragt man sich ob die beiden ihn wirklich so gut kennen wie sie behaupten.
Und die beiden Sadisten-Brüder haben wieder zugeschlagen, ja zu denen passt die Wache am Spieß doch deutlich besser. Mich würde nur interessieren wie sie es zum Königshof geschafft haben. Glaube kaum, dass eine offizielle Einladung nach Noxus geschickt wurde. XD
Die große Frage ist jetzt auch wo es hingeht und was dort passieren wird. Es wird viel Spannung erwartet und mit Freude entgegen gefiebert.

Antwort von:  DragomirPrincess
15.01.2016 01:53
Ich möchte kurz anmerken, dass nur Jarvan das glaub ;) Und der ist im Moment sehr enttäuscht von Garen und er wurde von Lux zusammengefaltet, weil er sie gegen ihren Willen zwingt ihn zu heiraten (und das obwohl er was "für Shyvana übrig hat", wie du ja so gut erkannt hast ~), lass ihn skeptisch sein.
Hach ja, Darius und Draven~ Ich habe viel zu viel SPaß die beiden zuschrieben. Naja, zumindest Draven, Darius hasse sogar ich :D Wie sie riengekommen sidn, kommt in...öhm, zwei Kapitel *das im Moment am schrieben bin*, auch ohne Einladung xD
Ein Kapitel gibt es noch, das ich schon fertig habe, dann wirst du meiner Launenhaftigkeit schutzlos ausgehilfert sein.
Allerdings ist das nächste Kapitel ziemlich nichtssagend... warum habe ich es überhaupt geschrieben? *hust* Okay, jetzt gehts wieder xD
Falls es dich interessiert: Ein Kapitel Lux, eins Garen, dann wieder Lux und dann Xin *diene Fantasie ein wenig anstachel* und weiter habe ich noch nicht geplant xD Also grob schon, aber nicht mit mehr Details :D
Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal an meinen treusten (und offenbar einzigsten) Leser!
Sandra
Antwort von:  Venominon
15.01.2016 10:24
Naja Jarvan hat halt den politischen Druck der Krone, dem er nachgeben muss und man hat ja gemerkt was der König von Shyvana hält (was sie definitiv nicht verdient hat). Luxus weiß das auch und ist in der selben Lage, weshalb sie ja den Antrag widerwillig angenommen hat.
Ja Darius ist schon ein Kaliber aber Draven finde ich, ist der gefährlichere von beiden. Er wirkt intelligenter, etwas bedachter als sein muskulöser Bruder (der eh nur der noxische Garen ist).
Ich freue mich schon auf das nichtssagende Kapitel ;) richtig genutzt sind solche Plot unrelevanten Teile perfekt um die Charaktere besser darzustellen und ihnen mehr Tiefe sowie Leben einzuhauchen.
Und das mit dem einzigsten Leser darfst du nicht zu kritisch sehen. Liegt meiner Meinung nach eher an der Tatsache, dass Mexx hauptsächlich von Anime und Manga Fans besucht wird und viele Gamer das nicht miteinander verbinden. Die meisten die ich persönlich kenne und LoL zocken sind kaum oder gar keine Anime Fans und würden nie solch eine Seite besuchen. Mit ner Fanfiction von League of Legends würde man am besten im eigenem Forum Anklang finden. Ich selbst bin aber natürlich mehr als begeistert hier so eine fesselnde Story lesen zu dürfen. ;D

Schöne Grüße Venominon
Von:  Venominon
2015-12-31T14:41:03+00:00 31.12.2015 15:41
Gleich zwei neue Kapitel und dann noch so voll gepackt mit Ereignissen und wichtigen Personen. Irgendwie hab ich mir die zwei Schlächter immer so vorgestellt, du hast sie wirklich gut getroffen. Auch die Sache mit Garen und Katarina kommt glaubhaft rüber, während der König dies natürlich anders sieht. Insgeheim denk ich auch, das Jarvan mehr für Shyvana übrig hat, aufgrund seiner Position jedoch sich dazu nicht bekennen kann. Bin gespannt wie es weiter geht und freu mich auch, dass dein Stil so angenehm und gleichzeitig fesselnd zu lesen geht. Naja genug der Lobpreisungen. Wünsche einen guten Rutsch ins neue Jahr und freue mich auf den weiteren Verlauf.
Antwort von:  DragomirPrincess
31.12.2015 19:21
Uh, du bist die erste, die das verstanden hat mit Jarvan xD Das kommt aber auch erst später dann ~
Es freut mich, dass es dir gefällt :)
Ich finde auch, dass die Brüder mir ganz gut gelungen sind.
Ich muss demnächst auch endlich mal weiter schreiben, bin nur etwas frustriert mit der einen Szene
Bis bald
Sandra
Von:  Venominon
2015-12-18T11:24:30+00:00 18.12.2015 12:24
Wow, einfach nur wow. Du beschreibst alles so detailliert und gefühlvoll, dass man sich fast hinein versetzen kann. Ich habe selten hier auf Mexx so eine Qualitativ hochwertige Fanfiction gelesen und damit will ich nicht übertreiben. Ich schreibe eher selten Kommentare aber hier musste ich einfach etwas hinterlassen, auch wenn die Arbeit anscheinend schon eine Weile ruht. Und ich finde es traurig, dass ich anscheinend der erste bin welcher hier seine Gedanken hinterlässt. Ich hoffe natürlich, dass ich in Zukunft irgendwann weiter lesen kann und spreche meinen Respekt zu diesem bisher überragenden Anfang aus.
Antwort von:  DragomirPrincess
30.12.2015 20:32
Ich danke dir!
Ich weiß gar nicht mehr, wann ich die hier hochgeladen hab bzw. wie weit :o
Vielleicht gibt es sogar noch mehr Kapitel. Das werd ich gleich einmal für dich prüfen :)
Ich fühle mich geehrt, dass du dir die Zeit genommen hast, mir einen Kommentar zu schreiben.
Liebe Grüße
Sandra


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