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Last Desire: After Story II

A Goddamn Chaos
von

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Ein Kampf um die Welt

Nachdem es Ain gelungen war, ihren Vater davon abzuhalten, alles kurz und klein zu schlagen und ihn einigermaßen zu beruhigen, ergriff Elohim schließlich das Wort. Er hoffte noch, einen Kompromiss finden zu können, mit dem beide Parteien zufrieden waren. „Ajin, vielleicht können wir ja eine andere Lösung für das Problem finden. Dass die Shinigami damit anfangen, ihre Death Notes den Menschen zuzuspielen, ist wirklich ein Problem, das sehe ich ja auch ein. Aber es ist doch kein Grund, die Menschen dafür bezahlen zu lassen. Die können ja am allerwenigsten etwas für diese Situation.“ Ajin verschränkte die Arme und sah Elohim mit einem gefährlichen Blick an. Dann erklärte er mit strengem Ton „Meine Entscheidungen sind immer endgültig, El. Ich mag dich sehr und du bist ein guter Kerl, aber du wirst nichts daran ändern. Ich werde die Menschenwelt vernichten, ob es dir nun passt oder nicht. Und da wird mich auch niemand aufhalten.“ „Von wegen!“ rief Dathan. „Ich lasse nicht zu, dass du das machst. Und da ist es mir egal, ob du mein Großvater bist oder nicht.“ Der Brünette mit den giftgelben Augen seufzte genervt und verschränkte die Arme. Immer noch wirkte er extrem gereizt und knirschte mit den Zähnen. Dann aber spielte sich ein hinterhältiges Grinsen auf sein Gesicht und er schien sich wohl etwas Neues ausgedacht zu haben. „Fein“, sagte er nur und wandte sich an die anderen. „Ich lasse mich auf einen Kompromiss ein. Aber nur weil du es bist El und weil ich auch keine Lust auf Stress mit Ain oder meinem Enkel haben will. Wir klären das bei einem Dukrav. Wenn es jemand schafft, mich zu schlagen, dann werde ich (entgegen meiner Art) von der Zerstörung der Welt absehen.“

„Wie bitte?“ fragte Ain und glaubte, nicht recht gehört zu haben. „Aber das wird kein fairer Kampf werden und das weißt du genauso wie wir.“

„Deshalb werden wir die Regeln etwas anpassen. Ihr könnt alle gemeinsam gegen mich antreten. Ach ja! Und ich will, dass Nivkha auch am Kampf teilnimmt.“

„Das geht nicht“, wandte Elohim ein. „Wir Entitäten haben uns geschworen, nie wieder gegeneinander zu kämpfen.“ Doch Ajin war von seinem Entschluss nicht abzubringen und erklärte „Ich will ihn nur ein wenig testen, mehr nicht. Wenn dein Sohn einen guten Job macht, überlege ich es mir vielleicht.“

„Ähm, entschuldigt bitte mal!“ Elion meldete sich etwas zögerlich, der bis jetzt gar nichts gesagt hatte und lieber im Hintergrund geblieben war. „Ich verstehe jetzt gerade im Moment gar nichts mehr. Was ist ein Dukrav und wieso darf Dathan eigentlich nicht mitkämpfen?“ Da Ajin wohl keine Lust für Erklärungen hatte, übernahm Elohim die Sache. „Ein Dukrav ist ein Zweikampf zwischen zwei Unvergänglichen, der unter strengen Regeln abläuft, die aber noch gleich erläutert werden. Dabei wird auch ein unparteiischer Schiedsrichter bestimmt, der auf die Einhaltungen der Regeln Acht gibt. Diese Zweikämpfe waren ursprünglich dafür da, um die Machtkämpfe der Sefirot in geregelte Bahnen zu lenken und einen fairen Kampf zu gewährleisten. Dabei wird gekämpft, bis einer kampfunfähig ist, der Schiedsrichter den Kampf abbricht oder wenn einer von beiden verstirbt.“ Also eine Art Gladiatorenkampf, wenn man es sich so überlegte. Das klang nicht sonderlich beruhigend. Vor allem, weil das Schicksal der Welt davon abhängen sollte. Und was die andere Geschichte betraf, erklärte Elohim „Vor langer Zeit hatten Ain und Ajin einen sehr heftigen Streit gehabt, nämlich als wir uns entschlossen hatten, eine feste Form anzunehmen. Ajin war strikt dagegen gewesen, vor allem weil Ain und ich ein Paar waren und eine Familie gründen wollten. Immerhin war ich ihre Schöpfung und da war es in seinen Augen fast wie Inzest, auch wenn es streng genommen keiner ist, aber es hing eben mit der Mentalität zusammen. Jedenfalls gerieten sie so heftig aneinander, dass sie sogar gegeneinander kämpften. Da die Macht der Entitäten jedoch grenzenlos ist, werden sie niemals müde und verlieren nie an Kraft. Darum nahm der Kampf zwischen ihnen kein Ende. Äonen vergingen, ohne dass einer von ihnen aufgeben wollte. Jeder wollte seinen Standpunkt durchsetzen, bis ich dann schließlich dazwischengegangen bin und den Kampf beendet habe. Danach schworen wir uns, dass die Entitäten nie wieder gegeneinander kämpfen würden. Aus dem einfachen Grund, weil es ein Kampf wäre, der niemals enden würde. Selbst für Ajin ist dieses Gesetz heilig und dieses Gesetz ist auch der Grund, warum er damals nicht während der Sefirotkriege mitgewirkt hat, um mich aufzuhalten. Das eherne Gesetz der Entitäten hielt uns beide davon ab. Und da Nivkha auch eine Entität ist, darf er auch nicht gegen unseresgleichen kämpfen.“

„Wie gesagt, ich will ihn nur testen und sehen, ob er wenigstens sein Schwert vernünftig halten kann“, erklärte Ajin und wirkte nun nicht mehr aggressiv, sondern eher gelangweilt. „Also was ist, ihr Pappnasen?“ fragte er nun und wandte sich an die anderen. „Wer von euch will es mit mir versuchen? Wie gesagt: wenn jemand von euch es schafft, mich beim Dukrav zu schlagen, dann werde ich die Welt nicht zerstören. Na, bin ich nicht großherzig zu euch? Ich würde vorschlagen, wir gehen nach draußen und dann können wir mal sehen, wer von euch genug Eier in der Hose hat.“ Damit wandte sich Ajin um und steuerte direkt die Wand zu. Zuerst wollten sie noch etwas diesbezüglich sagen, doch er ging durch diese einfach hindurch, als wäre er ein Geist. Jamie sah dies und fragte in seiner naiven Art „Ist er ein Geist?“ „Nein, nicht so wirklich“, erklärte Ain, die sich mit einem leisen Seufzer durch die Haare fuhr und nicht wirklich begeistert vom Ausgang der Situation wirkte. „Wir Entitäten können keine menschlichen Körper als Wirt benutzen, weil unsere Macht viel zu stark ist. Nivkha ist die große Ausnahme, weil er noch nicht gelernt hat, seine ganze Kraft freizusetzen und sich deshalb auf dem Level eines Sefirots befindet. Wir passen uns aber den Bedingungen der Menschenwelt an, um nicht aufzufallen, aber Vater ist in der Hinsicht recht schmerzfrei und lebt allein nach seinen Regeln. So ist er eben. Es tut mir wirklich leid, dass das alles so gekommen ist und er die Feier ruiniert hat. Das tut mir wirklich von ganzem Herzen leid.“

„Du kannst ja wohl nichts dafür“, meinte Beyond, der ziemlich gereizt wegen der ganzen Geschichte war. „Einzig dein Vater hat Schuld. Tja, wie es scheint, ist Gott ein größenwahnsinniger gestörter Psychopath.“ Einige nickten zustimmend, wobei sie nun überlegen mussten, wie sie vorgehen wollten. Denn Fakt war, dass von diesem Kampf die Zukunft ihrer Welt abhängen würde und Ajin wirkte nicht gerade danach, als würde er Scherze machen. Es war schon hart und sie fragten sich, ob es denn keine Hoffnung mehr geben würde, wenn sie scheiterten. Liam ließ sich von Delta sein Schwert reichen und meinte „Dem werde ich es ganz sicher nicht so leicht machen. So viel steht fest.“ Evas Augen weiteten sich, als sie das hörte und sie konnte nicht fassen, dass ihr Bruder das wirklich ernst meinte. „Das… das kannst du nicht ernst meinen!“ rief sie und ergriff Liams Arm. „Das überlebst du nicht. Gegen Ajin Gamur kann niemand gewinnen.“

„Das wird sich zeigen“, meinte der Mafiaboss nur und sein Blick war finsterer denn je. „Aber ich sitz gewiss nicht untätig herum und lass diesen Kerl unsere Welt zerstören. Und außerdem lass ich es mir ganz sicher nicht gefallen, wenn er so herablassend über Jeremiel spricht.“

„Das ist verrückt! Das wirst du nicht alleine schaffen.“ Doch da Liam sich von seinem Entschluss nicht abbringen lassen wollte, besann sich Eva, seufzte kurz und schüttelte nur den Kopf, wobei sie meinte „Das ist doch verrückt.“ Aber dann, nachdem sie kurz überlegt hatte, nickte sie und fügte hinzu „Ich werde mitkämpfen. Alleine wirst du es nicht schaffen und ich werde sehen, dass ich mein Bestes tue, um dir zu helfen.“

„Dann werde ich auch mit von der Partie sein“, meldete sich Levi, der Evas Hand ergriff. „Ich sitz doch nicht untätig herum, während meine Frau gegen Ajin Gamur kämpft. Was wäre ich denn für ein Ehemann?“ Und auch Anne, die sich wieder berappelt hatte, schien ihr Vorhaben noch nicht aufgegeben zu haben und wollte Ajin eine Lektion erteilen. Ganz überraschend schloss sich noch Elion an, worüber Nastasja aber überhaupt nicht begeistert war. Sie packte ihn am Kragen und rief „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Das ist gefährlich, was du da machst! Du machst da nicht mit, immerhin habe ich deiner Mutter versprochen, mich gut um dich zu kümmern!“

„Unsere Welt spielt auf dem Spiel!“ erklärte Elion und riss sich los. „Da kann ich doch nicht einfach herumsitzen und nichts tun. Natürlich mag ich es nicht, kämpfen zu müssen und ich hasse das. Aber ich kann doch nicht herumsitzen und nur zusehen, während Eva, Levi und die anderen ihr Leben riskieren, um uns zu beschützen. Und außerdem bin ich ein Proxy. Selbst wenn ich sterben sollte, morgen bin ich wieder auf den Beinen. Also lass mich das bitte tun.“ Und bei dieser Argumentation konnte Nastasja ihn schlecht zurückhalten. Elion hatte ja Recht. Seine Eigenschaft als Proxy ermöglichte es ihm, bis zum Tod zu kämpfen und am nächsten Tag trotzdem wieder aufzustehen. Dennoch war ihr nicht wohl bei der Sache. Sie selbst hätte auch gerne mitgeholfen, aber sie wusste so gut wie jeder andere auch, dass sie keine Chancen gegen Ajin hatte. Schon gar nicht als Mensch und sie wäre den anderen nur im Weg. „Pass aber trotzdem auf dich auf.“ „Das werde ich, keine Sorge.“ Sie gingen auf den großen Platz, der schließlich zum Kampffeld bestimmt wurde. Ain stieß kurz mit der Fußspitze auf dem Boden auf und eine weiße Linie zeigte sich, die die Grenzen der Fläche markierte. Anne, Liam, Dathan, Elion, Eva und Levi traten vor und machten sich bereit. Da die Regeln nun geändert wurden, erklärte Ajin sie. „So, es wird folgendermaßen ablaufen: die Waffenregeln sind wie bei einem normalen Dukrav. Wir verwenden nur jene, die vorher offen dargelegt wurden. Bei einem Verstoß fliegt derjenige raus. Dasselbe gilt für den Fall, sollte jemand aus dem Feld rausfliegen. Es wird gekämpft, bis einer tot oder kampfunfähig ist oder wenn der Schiedsrichter es entscheidet. Normalerweise ist der Dukrav ein strikter Zweitkampf, aber um euch eine kleine Chance zu geben, dürft ihr alle auf einmal gegen mich kämpfen. Ob ihr zusammenarbeitet oder nicht, ist ganz allein eure Sache. Und um es noch ein bisschen fairer zu gestalten, werde ich auf den Gebrauch meiner Kräfte verzichten. Ach ja, bevor ich es vergesse: beim Dukrav dürfen weder Verletzungen zurückgesetzt, noch die Kraftreserven wiederhergestellt werden. Auch bei dem Verstoß fliegt derjenige hochkant raus. Der Einsatz ist ganz klar: wenn ich gewinne, zerstöre ich die Menschenwelt. Wenn überraschenderweise ihr gewinnen solltet, verzieh ich mich wieder und lass eure Welt in Ruhe. Klar soweit?“ Alle nickten und damit wies Ain an, die Waffen zu zeigen, die jeder von ihnen benutzen würde. Die Unvergänglichen entschieden sich für ihre Sefiraschwerter, Elion würde ohne Waffe kämpfen und Anne hatte ihre Dolche. Schließlich war Ajin an der Reihe und zuerst sah es danach aus, als sei er unbewaffnet. Dann aber ließ er aus dem Ring, den er am Zeigefinger trug, eine winzige Klinge hervorschnellen und schlitzte sich dann seine linke Handfläche auf. Zuerst fragten sie sich, was das bedeuten sollte, doch dann sahen sie, dass statt Blut eine pechschwarze Flüssigkeit aus der Wunde heraustropfte. Zuerst waren es nur einzelne Tropfen, dann quoll eine zähflüssige Masse heraus und aus dieser begann sich erst ein Stab zu formen, bis sich das undefinierbare Etwas als eine Sense entpuppte. Sie war groß, schwarz und ein Skelett zierte sie. „Das ist eine echte Todessense“, erklärte Ajin stolz. „Sie ist die letzte, die noch übrig geblieben ist, nachdem ich diesen Shinigami-Schwachmaten die ihren weggenommen habe. Sie ist äußerst tödlich und sogar für andere Entitäten gefährlich.“ Nachdem die Sense vollständig war, schloss sich die Wunde an Ajins Handfläche auch sofort wieder. „Habt ihr die Regeln verstanden, oder gibt es noch Fragen?“ Tatsächlich hatte Liam eine. „Woher wissen wir, dass du auch wirklich unsere Welt verschonen wirst, wenn wir dich besiegen?“ Hier funkelte ihn der Brünette gefährlich an und warf ihm einen tödlichen Blick zu. „Willst du mir unterstellen, dass ich lüge? Hör mal Freundchen, ich glaube, ich muss dir mal persönlich ein paar Manieren einprügeln, damit du etwas mehr Achtung vor Älteren hast. Aber was will man von Araphel den Schlächter auch anderes erwarten? Du warst schon immer ein respektloses Aas gewesen.“ Liam wollte schon auf ihn losgehen, doch Eva und Levi hielten ihn zurück. „Nicht“, warnte Eva ihn. „Er hat Recht, Liam.“ „Ach ja?“ fragte der Mafiaboss seine Schwester gereizt. „Soll ich mich etwa von ihm beleidigen lassen?“

„Du weißt nicht, mit wem du dich da anlegst!“ rief sie verzweifelt. „Ajin Gamur ist das höchste und mächtigste Wesen, das jemals existiert hat und auch je existieren wird. Du hast Glück, dass er so viel Rücksicht hat, weil du dich nicht an dein altes Leben erinnerst, sonst hätte er dich längst umgebracht.“

„Du tätest gut daran, auf deine Schwester zu hören, Araphel“, bekräftigte Ajin mit einem provokanten Grinsen. „Normalerweise dulde ich bei niemandem einen solchen Umgangston. Aber da sich deine Schwester all die Zeit so für dich eingesetzt hat, werde ich mal nicht ganz so streng sein. Immerhin hat sie 444 Jahre lang so gebuckelt, um deinen Liebsten zurückzuholen und sie hat sogar mit dem Leben für dich gebürgt. Aber lass dir eines gesagt sein: auch ich habe meine Geduldsgrenzen und wenn du nicht aufpasst, bist du deinen Kopf schneller los, als du gucken kannst.“

„So ein Verhalten ist doch genauso selbstgerecht wie das dieser großen Alten, die Elohims Familie getötet haben“, entgegnete der Mafiaboss und sah nicht danach aus, als würde er sich von Ajins Warnung einschüchtern lassen. „Kaum, dass jemand etwas Falsches sagt, ist er tot. Und du rechtfertigst es einfach damit, dass du Gott bist, oder was?“

„Ja, ganz recht“, bestätigte Ajin. „Ohne mich gäbe es all das hier gar nicht. Ich bin der Schöpfer von Leben und Tod und ich bewahre diesen ewigen Kreislauf. Ich schlage Welten zu Trümmern, damit neue aufgebaut werden können. Mein Werk baut auf einem höheren Prinzip auf und ihr seid nur kleine mickrige Ameisen. Fakt ist: ich gebe einen Scheiß drauf, was du für Probleme hast! Also Ain, ich wäre soweit.“ Die Blondhaarige wandte sich nun an die anderen und sah sie mit gemischten Gefühlen an. „Und ihr? Seid ihr soweit?“ Ein einstimmiges Nicken kam zur Antwort und so verkündete Ain „Dann könnt ihr anfangen.“ Ohne zu zögern griffen Liam und Anne an, deren Motivation wohl am Stärksten war. Anne startete direkt einen Angriff von vorn, während Liam Ajin von hinten mit dem Schwert erstechen wollte. Doch das schien diesen nicht sonderlich zu beunruhigen. Er stand seelenruhig da und lächelte selbstgefällig, wobei er nur sagte „Viel zu vorhersehbar, ihr beiden“ und sich dann vom Boden abstieß und hochsprang. Das geschah so blitzschnell, dass weder Anne noch Liam die Möglichkeit hatten, ihm zu folgen und ein Zusammenprall zwischen ihnen war unvermeidlich. Liam versuchte noch, schnell genug den Angriff abzubrechen, um Anne nicht noch mit dem Schwert zu erwischen, doch die Halb-Naphil machte sich nicht die Mühe. Sie rammte den Dolch in Liams Brust und sprang einfach über ihn drüber, wobei er durch den Angriff zu Boden stürzte. Der Mafiaboss war stinksauer und rief „Was sollte das?“ „Du stehst mir im Weg“, antwortete Anne mit kalter Stimme und schenkte ihm nicht wirklich Beachtung, geschweige denn, dass sie Reue zeigte. Als Jeremiel das sah, musste er sich unfreiwillig an Sam Leens erinnern. Dieselbe kaltherzige und skrupellose Art… Anne kannte keine Verbündeten, allerhöchstens nur Zweckgemeinschaften und alle anderen waren nur Feinde. Und ihr gesamtes Leben drehte sich nur um diesen kleinen Jungen, für den sie sogar bereit war, es mit Ajin Gamur persönlich aufzunehmen, um ihn zu bestrafen. Sie war Liam in der Hinsicht ähnlich, ging aber deutlich skrupelloser vor und besaß ein viel kaltherzigeres und völlig antisoziales Wesen. Wahrscheinlich war das der Grund, warum er so fasziniert von ihr war.

Anne griff nun Ajin an und schlug mit dem Dolch nach ihm, doch er blockte diese mühelos mit seinem Sensenstab ab. Auch die Angriffe von Levi und Eva, die sich fast synchron bewegten, als wären sie ein eingespieltes Team, konnte er sich locker vom Hals zu halten. Elion und Dathan hielten sich hingegen erst noch zurück und sahen sich das an. Der Proxy schüttelte den Kopf und murmelte „So wird das nichts. Wenn wir nicht alle gemeinsam mit einer Strategie vorgehen, dann schaffen wir das niemals.“ „Das denke ich auch“, stimmte Dathan kopfnickend zu. „Aber ich glaube, das kannst du bei Anne vergessen. Und mit Liam wird es sowieso schwierig. Okay, wir sollten uns mit Levi und Eva absprechen und sehen, dass wir die Angriffe besser koordiniert kriegen. Vielleicht schaffen wir es am besten durch Teamarbeit.“

Elion nickte. „Okay, dann werde ich ihn erst mal beschäftigen und du sprichst mit den beiden.“ Damit lief Elion los und griff Ajin an, während sich Dathan um die Lagebesprechung kümmerte. Da der Proxy keine Waffe hatte, war es etwas schwerer für ihn, da er ständig der Sensenklinge ausweichen musste. Obwohl die Sense groß und unhandlich war, beherrschte Ajin sie perfekt und konnte blitzschnell zuschlagen. Elion hasste es zu kämpfen und das sah ihm der Unvergängliche auch an. „Man sieht wirklich, wie viel du von Elohim hast. Dieselbe friedfertige und aufopferungsvolle Ader. War doch vorauszusehen, dass du hier die Ablenkung spielst, damit die anderen sich eine Strategie überlegen können, um mich zu schlagen.“ Elion wich einem weiteren Angriff aus und versuchte es mit einem Roundhouse Kick. Die jahrelange grausame und unmenschliche Ausbildung im Institut kam ihm jetzt hier deutlich zugute. Selten war er so dankbar, dass er Kampfsport beherrschte und selbst ohne Waffen effektiv kämpfen konnte. Dazu waren die Proxys ja ausgebildet worden. Doch egal was er auch versuchte, Ajin fing jeden Angriff mühelos ab. Wie konnte das sein? „Du willst wissen wie? Nun, dann frag dich doch mal, warum Gott alles weiß. Ich kenne all eure Gedanken, euer Wesen, eure schmutzigsten Geheimnisse. Ich weiß alles über euch und brauch noch nicht einmal eure Gedanken zu lesen, um zu wissen, was ihr für Charaktere seid. Araphel ist der Kompromisslose, der für seine Familie einsteht und es sich nicht gefallen lässt, wenn man ihn an seine Vergangenheit erinnert. Und er legt sich ausnahmslos mit jedem an, der es wagt, jene zu bedrohen, die unter seinem Schutz stehen. Außerdem liebt er es, Kämpfe durch eiskalte Strategien zu gewinnen, anstatt seine Macht als Sefira zu benutzen. Dass Eva hier mitmachen würde, war genauso vorhersehbar, denn für ihren Bruder würde sie alles tun und ihn beschützen. Auch davor, dass ich ihm den Arsch aufreiße. Levi hält als treuer Ehemann zu ihr und du… du willst einfach nur versuchen, deine Familie zu beschützen. Und Anne… die geht doch jedem an die Gurgel, der ihren kleinen Goldschatz auch nur schief anglotzt. Ach scheiße… ihr seid aber auch verdammt vorhersehbar. Genauso wie eure Angriffe und eure Taktiken. Das ist langweilig… also mach ich jetzt mal Schluss mit diesem Unsinn. Ene, mene, muh… und raus bist du!“ Damit schlug Ajin mit der Sense zu und die Klinge riss eine tiefe Wunde quer über den Körper des Proxys. Als Nastasja das sah, wollte sie schon aufs Feld eilen, um ihm zu helfen, doch Elohim hielt sie mit der Erklärung zurück, dass das zu gefährlich sei. In dem Moment kassierte der schwer verletzte Elion einen Tritt in die Magengrube. Die Wucht des Trittes war so gewaltig, dass der Proxy mehrere Meter weit geschleudert wurde und aus dem Feld flog. Elohim eilte zu ihm und fing den Schwerverletzten auf, damit er sich um die Verletzungen kümmern konnte. Trotzdem sah es ziemlich übel aus und der Kampf wurde immer brutaler. „Wie kann dieser Kerl da nur Gott sein und gleichzeitig so brutal sein?“ fragte Nastasja verständnislos und strich sanft über Elions Stirn, während Elohim die Verletzungen heilte. „Ajin hat nicht viel für die Sefirot übrig und da macht er kein Geheimnis draus. Aber er hat auch andere Seiten, auch wenn man sie nicht sofort erkennt. Wenn er wirklich Ernst machen würde, dann wäre von Elion nicht mehr viel übrig geblieben. Stattdessen hat er ihn aus dem Feld rausgeworfen und ihn somit disqualifiziert, ohne dass dieser sterben musste.“

„Und was soll das Ganze denn dann für einen Zweck haben?“

„Tja“, murmelte Elohim und dachte nach. „Das ist bei Ajin schwer zu sagen. Vielleicht will er sich einfach nur abreagieren, oder er will sich die Langeweile vertreiben. Glaub mir, wenn er wirklich ernst kämpfen würde, dann wäre der Kampf schon nach wenigen Sekunden entschieden gewesen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2015-03-30T17:27:17+00:00 30.03.2015 19:27
Tolles Kapitel:) An deren Stelle hätte ich auch gekämpft, immerhin hängt davon die Welt ab. Auch wenn sie gegen Ajin kämpfen. aber es stimmt wohl, wenn der wirklich Ernst machen würde, dann würde die Sache noch viel schlimmer aussehen...
Anne und Teamwork :D
Von: abgemeldet
2015-03-23T16:08:51+00:00 23.03.2015 17:08
Das Kapitel war super.


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