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Last Desire: After Story I

Long Lost Fellow
von

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Die Verurteilung

Bevor Akrav überhaupt ahnte, was da passierte, blitzte die Klinge eines Dolches an seinem Hals auf und im nächsten Augenblick zerfetzte sie dem Sefira die Kehle. Eine Blutfontäne spritzte aus der klaffenden Wunde und dann brach er tot zusammen. Levi sah auf und erkannte mit Mühe, dass es Anne war, die den Head Hunter getötet hatte. Aber warum war sie hier? War sie ihm etwa gefolgt und wenn ja, warum? „Das… das ist doch…“, stammelte Arye und brauchte einen Moment um zu fassen, dass Akrav wirklich tot war. Aber dann verlor sie endgültig die Beherrschung und griff an. Anne wich blitzschnell aus und rammte ihr den Dolch in die Brust und drehte sich dann um, um wieder anzugreifen. Doch auch Arye reagierte schnell und blockte ab, dann schaffte sie es zusammen mit vier weiteren, Anne zu packen und ihr die Dolche zu entreißen. „Na so was“, bemerkte Unvergängliche und lachte spöttisch. „Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Stumme aus der Verwaltung so gefährlich werden kann? Aber das bringt dir jetzt auch nichts mehr. Wir können nicht zulassen, dass ihr unseren ganzen Plan versaut und alles kaputt macht!“

„Dann… dann steckt ihr also alle mit drin?“ fragte Levi und schaffte es mit Mühe, den Zeiger der Uhr ein Mal umzudrehen, woraufhin sich sein Körper wieder zurücksetzte. Keine Sekunde zu spät, denn sonst hätte er nicht mehr lange gelebt. Er kam wieder auf die Beine und schaffte es noch rechtzeitig, zwei Angreifer abzuwehren. „Na klar“, erklärte die Sefira mit Stolz in der Stimme und lachte. „Die Herrschaft gehört einzig und allein den Sefirot und wir werden unsere Herrin wieder zurückholen. Nicht mehr lange und die alte Ordnung wird wiederhergestellt sein.“

„Nur über meine tote kalte Leiche“, erwiderte Levi und warf Arye einen verächtlichen Blick zu. „Ich habe nur einen Herr und eine Herrin und das sind Elohim und Ain Soph. Und ich werde nicht zulassen, dass ihr ihnen etwas antut, geschweige denn ihrem Sohn!“ Es wurde wieder gekämpft und es gelang Anne, sich aus dem Griff der Männer zu befreien. Doch es kamen immer mehr Head Hunter hinzu, um die beiden in die Knie zu zwingen. Arye, die offenbar das Sagen hatte, befahl den anderen mit donnernder Stimme, Levi zu töten, aber da schoss Anne blitzschnell auf sie zu und ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten wie die eines Dämons, der bereit war, ein Blutbad anzurichten. Ohne eine Waffe in der Hand ging sie auf Arye los und holte dann mit ihrer rechten Hand aus und dann stieß sie zu. Wie ein Speer durchbohrte ihr Arm die Brust der Sefira und drang durch, als wäre der Arm eine Klinge. Für einen Moment herrschte Stille, alle Augenpaare waren mit Entsetzen auf Arye gerichtet, die selbst gar nicht fassen konnte, was da gerade passierte und wieso da plötzlich ein Arm in ihrer Brust steckte. Blut lief ihre Mundwinkel hinunter und sie röchelte. „Da-das… wie… kann… wie ist das…“ Anne sah sie mit diesen absolut eiskalten Augen an, die nichts Menschliches in sich trugen. Keine Freude, keine Angst, keine Wut, nur kalte Ablehnung gegen alles und jeden. Wortlos zog die Schwarzhaarige ihren blutverschmierten Arm aus Aryes Torso, in dem nun ein Loch klaffte. Einen Moment lang blieb diese regungslos stehen und Fassungslosigkeit und Verwirrung lag in dem Blick der tödlich Verletzten. Aber dann brach sie zusammen und blieb reglos liegen. Blut tropfte Annes Hand hinunter und sie blieb regungslos stehen, wobei sie auf die sterbende Arye hinuntersah. Einen Moment lang waren alle wie erstarrt und fragten sich, was das für ein Monster war, das gerade ihre Anführerin mit bloßer Hand getötet hatte. Dann aber rief jemand „Tötet sie!“, woraufhin es wieder zum Kampf kam. Levi und Anne erwiesen sich als harte Gegner für die anderen. Insbesondere letztere zerfetzte ihre Feinde mit ihren Fingernägeln die Kehlen, rammte ihnen die Schädel gegen die Wand und durchbohrte ihnen die Brust mit ihrem Arm. Immer mehr Head Hunter kamen hinzu und sie sahen sich langsam aber sicher einer Übermacht entgegen. „Verdammt noch mal“, rief Levi. „Das werden immer mehr.“

Auch wenn er und Anne sich wacker hielten und niemand von ihnen ans Aufgeben dachte, so sah es immer schlechter für sie aus. Levi begann sich zu fragen, wie weit das hier noch eskalieren musste, doch da sah er plötzlich eine Art kleine Lichtkugel, die direkt neben ihm auftauchte und eine Sekunde später explodierte sie regelrecht und eine irrsinnige Kraft riss sie alle von den Füßen. Sie stürzten zu Boden und lediglich Anne und zwei andere Head Hunter schafften es, wieder auf die Beine zu kommen. Bevor sie verstehen konnten, was das zu bedeuten hatte, schossen Ketten aus dem Boden hervor und umschlangen die Head Hunter, einzig Levi und Anne blieben unversehrt. Ein paar der Maskierten, die noch im allerletzten Moment entkommen konnten, sahen eine Silhouette in dem Licht und wollten angreifen, doch da blitzte eine Klinge auf und zerschnitt ihnen einfach die Schwerter. Es war eine transparente und makellos reine Klinge, die Levi schon einmal gesehen hatte. Vor ihnen standen niemand anderes als Ain Soph und Elohim. Und sie sahen nicht gerade erfreut aus über das, was sich ihnen für ein Anblick bot. „Das reicht jetzt!“ rief Ain und stieß mit dem Fuß auf dem Boden auf, woraufhin dieser erzitterte wie bei einem Erdbeben. Dieses fröhliche und sonst immer so gutmütige Lächeln war verschwunden und nun war in diesen smaragdgrünen Augen Strenge, aber vor allem auch Wut und Enttäuschung zu sehen. Kaum, dass sie gesprochen hatte, waren mit einem Malle alle still und keiner wagte es noch, ein Wort zu sagen. „Ich habe genug davon“, rief sie, die von allen die „große ehrwürdige Mutter“ genannt wurde, mit wütender Stimme. „Gab es denn nicht schon genug Opfer in diesen schweren Zeiten? Haben denn nicht schon genug gelitten? Sowohl die Sefirot, als auch die Seraphim und Nephilim? Sogar die Entitäten sind Opfer dieses Machthungers geworden und was hat es uns gebracht, gegeneinander zu kämpfen? Nichts als Leid und Elend. Warum muss es schon wieder Blutvergießen geben?“

„Du bist nicht unsere Herrin!“ rief einer der Head Hunter und hätte wahrscheinlich Ain angegriffen, doch die Ketten und Fesseln hielten ihn zurück. Zustimmende wütende Rufe ertönten und es wurden teilweise sogar heftige Beschimpfungen laut, doch das brachte Ain nicht sonderlich aus der Fassung. Und doch ging dies nicht spurlos an ihr vorbei, auch nicht an Elohim, der schon die Gefangenen um Ruhe gebieten wollte, doch da hielt Ain ihn zurück, um die Sache selbst zu klären. „Fein. Wenn ihr mich hasst und nicht akzeptiert, dann nehme ich es so an. Jeder hat das Recht, seine eigene Meinung äußern zu dürfen und es wäre nicht rechtens, ihm dafür den Mund zu verbieten. Aber… dass ihr es wagt, Unschuldige zu töten…“ Ain zitterte und sie ballte die Hände zu Fäusten. Tränen sammelten sich in ihren Augen und es war so viel Traurigkeit und Schmerz darin zu erkennen. „Wo liegt denn darin bitte eine gerechte und friedliche Gemeinschaft, wenn wir die Schwachen quälen und töten, wenn es doch unsere höchste Aufgabe ist, jene zu beschützen, die sich nicht selbst schützen können? Kinder, Halbblüter, all die Schwachen und Kranken, die so lange in Angst leben mussten… Sie sollten nicht in einer Welt leben, in der man Angst davor haben muss, auf die Straße zu gehen. Es ist unsere Aufgabe, das Leid zu bekämpfen und zu lernen, was es heißt, miteinander zu leben. Sowohl die Seraphim und Sefirot, als auch die Halbblüter. Keiner kann etwas dafür, dass er so ist wie er ist und niemand sollte dafür verurteilt werden.“

„Das ist Verrat!“ rief einer aus der Menge. „Die Sefirot sind die wahren Herrscher und eine Gleichberechtigung der Seraphim und der Nephilim ist eine Schande an der eigenen Rasse.“

„Ich sehe nur eine Schande an der eigenen Rasse und das sind Leute wie ihr, die nichts als Hass, Ablehnung und Verachtung für andere empfinden, ohne sie näher zu kennen. Die Seraphim haben es genauso verdient, frei und unabhängig zu sein und glücklich leben zu dürfen wie die Sefirot und mit den Nephilim verhält es sich nicht anders. Wir stehen in der Pflicht, all jene zu schützen, die schwach sind und sie ein friedliches Zusammenleben zu lehren. Was ihr da macht, ist nichts anderes als Faschismus!“ Ain hatte diese letzten Worte förmlich rausgeschrieen und sie strahlte etwas so Autoritäres in diesem Moment aus, dass selbst Levi große Ehrfurcht vor ihr empfand. „Und als wäre es nicht schon genug, dass ihr sechs meiner Kinder töten musstet, jetzt wollt ihr mir auch noch meinen siebten Sohn nehmen? Was ist das nur für eine Welt, in der ihr lebt? Was bewegt euch nur zu solchen Dingen, dass ihr Unschuldige töten müsst?“ Zwei der Head Hunter, die nicht von den Fesseln erwischt worden waren, griffen ohne Vorwarnung an und wollten Ain töten, doch da reagierte Elohim sofort und blockte den Angriff des einen Angreifers, der Ain von hinten erschlagen wollte, mit seinem Schwert ab. Als der andere von vorne zustechen wollte, tauchte wie aus dem Nichts ein Schatten auf und schlug ihm die Hand ab. Es war ein Head Hunter, der eine rote Maske trug. Der rote Head Hunter, den Anne beobachtet hatte. Aber warum beschützte er Ain? Hatte er etwas damit zu tun, dass sie und Elohim jetzt hier waren? Ains Blick verlor an Härte und wirkte zunehmend enttäuschter. „Nun“, sprach sie schließlich mit deutlich ruhigerer Stimme. „Da meine Bemühungen wohl offensichtlich gescheitert sind, habe ich nichts Weiteres mehr zu sagen. Elohim, ich überlasse es dir, ein Urteil zu fällen, was mit ihnen geschehen soll. Ich will niemanden von ihnen mehr sehen.“ Damit trat nun Elohim vor und steckte sein Schwert wieder ein. Von ihm strahlte etwas ähnlich Autoritäres und Mächtiges aus wie Ain und er wirkte in diesem Moment, wie die Entitäten waren: alt, erhaben, grenzenlos. „Ihr, die ihr euch an den Unschuldigen vergreift und den Krieg und den Terror in diese Welt zurückbringen wollt, seid durch den Hunger nach Macht über andere vollkommen blind geworden. Und aus diesem Grund werdet ihr erfahren, was es heißt, wirklich blind zu sein. Ihr werdet den Freund nicht mehr vom Feind unterscheiden können und auch keinen Unterschied mehr zwischen den einzelnen Rassen und Gruppen erkennen können. Eure Wahrnehmung wird euch genauso verlassen und ihr sollt von nun an nie wieder ein Licht sehen, bis ihr erkannt habt, was wirklich von Bedeutung ist. Ihr seid von euren Posten enthoben und es ist euch untersagt, jemals wieder eine solche Position innezuhalten. Und es soll jeder erkennen, womit ihr gestraft worden seid.“ Ein gleißendes Licht erstrahlte und Levi musste die Augen zukneifen, um nicht geblendet zu werden. Er hörte einige Schreie und als er die Augen wieder öffnete, lagen einige der Head Hunter schreiend auf dem Boden und die Fesseln waren verschwunden. Sie wanden sich, als hätten sie Schmerzen und dann sah Levi mit leisem Schrecken, dass die Augen der Head Hunter vollkommen weiß waren. Iris und Pupille waren verschwunden und sie erinnerten an leere weiße Kugeln. Das war die Macht der großen Entitäten. Sie hatten die Kriminellen einfach geblendet und ihnen ihr Augenlicht geraubt. In diesem Moment musste Levi unfreiwillig an die Bekehrung von Saulus erinnern. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und er sah, dass es der Head Hunter mit der roten Maske war. „Ihr habt da einen guten Job gemacht. Zwar hatte ich Arye und Akrav schon seit einiger Zeit unter Beobachtung, aber mit der Aktion hier hätte ich jetzt nicht gerechnet.“

„Und mit wem habe ich das Vergnügen?“

„Lass uns erst mal zurückkehren, dann erkläre ich alles. Ain und Elohim werden noch genug damit zu tun haben, sich um den Abschaum zu kümmern.“ Damit ging der maskierte Head Hunter und Levi und Anne folgten ihm. „Ich hätte wirklich damit gerechnet, er würde diese Verbrecher härter bestrafen.“ „Blind zu sein und nicht mehr die Fähigkeit zu haben, andere anhand der Aura identifizieren zu können, kann eine schlimmere Strafe sein, als Peitschenhiebe und Schläge. Die beiden setzen auf eine gewaltfreie Bestrafung und Gefängnisstrafen wie bei euch Menschen bringen sowieso nichts.“ Levi blieb abrupt stehen, als er das hörte. Woher wusste der Maskierte, dass er ein Mensch war? Die Taschenuhr verbarg doch seine Aura, wie konnte das sein? „Woher weißt du…“ „Ich weiß so einiges. Aber Erklärungen folgen später. Erst einmal will ich jemandem „hallo“ sagen. Und so wie ich ihn kenne, wird er nicht gerade mit Begeisterung reagieren.“ Damit kehrten sie zurück zu Liams Anwesen, wo man auf den 622-jährigen schon unruhig gewartet hatte. Kaum, dass sie den Salon betraten, fiel die erleichterte Eva ihm um den Hals und war unsagbar froh, ihn zu sehen und musste sich beherrschen, um nicht noch zu weinen. „Levi, ich dachte schon, ich würde dich nicht wiedersehen.“ „Nun, es war auch ziemlich knapp, aber Anne hat mich zum Glück noch gerettet.“ „Anne?“ fragte Liam, der ebenfalls zusammen mit Samajim, Nabi und Jeremiel anwesend war und er musterte die schwarzhaarige blutbesudelte Frau mit einem misstrauischen Blick. Die schenkte ihm jedoch keinerlei Beachtung. „Hatten wir nicht 1845 in England das Vergnügen miteinander gehabt, als du einen wichtigen Geschäftspartner getötet hast? Hätte nicht gedacht, dass du auch ein Sefira bist.“

„Sie ist eine Halb-Naphil“, korrigierte Levi und erklärte die ganze Situation und was alles passiert war. Auch von Ains und Elohims plötzlichem Erscheinen und als er auch von der Bestrafung der Verräter berichtet hatte, kam er auf den immer noch maskierten Head Hunter zu sprechen. „Er scheint jedenfalls über so einiges im Bilde zu sein und hat uns wieder hierher gebracht. Ich hab allerdings keine Ahnung, wer er ist. Er sagte nur, er wolle jemanden grüßen.“ Damit wandte sich der Maskierte Samajim zu und rief „Na, weckt die Maske nicht Erinnerungen, oder hast du es schon vergessen?“ Samajims Augenbrauen zogen sich zusammen, so als versuche er sich zu erinnern, doch da nahm der Head Hunter auch schon die Maske ab und zum Vorschein kam ein Sefira mit blondem Haar, der einige Spangen trug und seine lavendelfarbenen Augen hatten etwas Rebellisches an sich. Samajim war erst sprachlos, dann rief er „Mala?!“ „Freut mich auch, dich wiederzusehen, Bruderherz“, erwiderte der etwas kurz geratene Sefira mit einer leichten Spur von Sarkasmus und setzte sich, Levi tat es ihm gleich und nur Anne zog es anscheinend vor zu stehen und noch zu warten, bis endlich die Sache gänzlich aufgeklärt wurde. Samajim schüttelte ratlos den Kopf und fragte „Seit wann bist du denn wieder bei den Head Huntern?“ „Bin ich nicht“, erklärte Malakh und überkreuzte die Beine. „Ich habe verdeckt ermittelt. Ain und Elohim haben mich darum gebeten, nachdem sie von einigen Nephilim die Bitte erhalten haben, dass sie die immer weiter ansteigende Anzahl von Todesfällen von Halbblütern untersuchen sollen. Es bestand seit einiger Zeit schon Verdacht gegen die Head Hunter, weil es sogar schon Angriffe auf Begnadigte gab. So zum Beispiel auf Nabi.“

„Was?“ rief der Sefira mit den türkisfarbenen Augen und wandte sich entsetzt an seinen Herrn. „Dann… dann war er also von Anfang an hinter mir her?“ „So schaut’s aus“, bestätigte Malakh und nahm sich einen Zuckerwürfel aus der Dose und schob ihn in den Mund. „Akrav war gekommen, um Nabi und die Asylanten zu töten. Da du ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihn gleich bei Ain und Elohim angeschwärzt hast, haben sie ihre Strategie geändert und stattdessen Personen gejagt, auf die niemand achtet. Also die Nephilim. Ich hab mich daraufhin näher im Hauptquartier umgesehen und hab versucht herauszufinden, wer alles in die Verschwörung involviert ist und wer die treibende Kraft war. Tja und dann ist Sereas oder besser gesagt Levi Krylow angetanzt und ihm war schon anzusehen, was er vorhatte. Zuerst hatte ich überlegt, ihn aufzuhalten, aber dann habe ich doch davon abgesehen, weil mir das sehr gelegen kam. Als ich dann aber erkannt habe, was der Bursche mit seiner Aktion bezweckte, hab ich doch lieber Ain und Elohim informiert, dass es Ärger geben könnte. Ich wollte mich dann so schnell wie möglich beeilen, um Levi zu Hilfe zu eilen, aber da war auch schon Anne dabei, die anderen in Stücke zu reißen.“

„Dann heißt das also, wir hätten uns das Theater sparen können.“

„Das habe ich jetzt nicht gesagt!“ rief Malakh und nahm sich sogleich noch einen Zuckerwürfel. „Mit der Aktion konnte ich klare Gewissheit bekommen, wer alles beteiligt war und wie weit die Verschwörung innerhalb der Organisation reichte. Und so wie es scheint, war der Großteil mit involviert gewesen. Nach der Zerschlagung des alten Regimes sind offenbar noch radikale Splittergruppen übrig geblieben, die immer noch meinen, dass die Sefirot die wahren Herrscher sind und alle anderen sich unterzuordnen hätten. Wie es scheint, wird da noch ein Haufen Arbeit warten. Diese Radikalen sind wirklich dümmer als erlaubt. Die haben doch tatsächlich versucht, Ain zu töten.“

„Sind die vollkommen verrückt?“ fragte Nabi kopfschüttelnd. „Wenn Ain auch nur ein Haar gekrümmt wird, dreht Ajin komplett durch.“

„Das auf jeden Fall, wenn nicht vorher Elohim kurzen Prozess macht. Außerdem ist es sinnlos, Ain umbringen zu wollen. Sie wird niemals verschwinden, selbst wenn man sie töten sollte“, erklärte Samajim und wandte sich seinem Bruder zu. „Bist du deshalb in London aufgekreuzt?“ „Klar doch. Ich wollte Nachforschungen anstellen und mir einen Überblick über die Lage verschaffen. Und die Prüfung nebenbei war eine Tarnung, weil ich ja weiß, wie neugierig du bist und Einmischungen hätte ich einfach nicht gebrauchen können. Vor allem, weil ich alles im Griff hatte.“

„Und das hast du alles alleine geplant?“

„Traust du mir etwa so was nicht zu?“ fragte Malakh in einem feindseligen Ton und Samajim erklärte „Du warst noch nie der beste Stratege gewesen.“

„Ich weiß, wie ich meinen Job mache“, giftete der jüngere Bruder zurück und sofort ging Nabi dazwischen, bevor sich die beiden noch weiter zankten. „Also gut, jetzt reicht es. Verschiebt die Bruderstreitereien bitte auf später. Was ist denn jetzt genau mit dieser Splittergruppe und wie wird es weitergehen?“ Nachdem sich Malakh und Samajim wieder eingekriegt hatten, erklärte der jüngere Bruder „Die Splittergruppe hat wider Erwarten keine Unterstützung der großen Alten. Asikim, Arye, Akrav, Hariga und Syut sind die Hauptverantwortlichen gewesen und hatten vorgehabt, Miswa wieder zurückzuholen und Ain und Elohim zu stürzen, um die Schreckschraube vom Dienst wieder auf den Thron zu setzen. Allerdings wird es noch so einige Untersuchungen geben und es wird die Head Hunter in Zukunft nicht mehr geben. In Momenten wie diesen bereue ich es wirklich, dass ich sie überhaupt gegründet habe. Ich wollte eine unabhängig agierende Gruppe gründen, die kriminelle Subjekte jagte und somit etwas mehr Ordnung schaffte. Aber kaum, dass ich sie verlassen habe, scheint alles komplett außer Kontrolle geraten zu sein.“ „Daran hast weniger du Schuld, sondern viel eher jene, die ihre faschistischen Gedanken durchsetzen wollen. Naja, jetzt ist ja zum Glück alles gut gegangen. Trotzdem werde ich vorsorglich ein wachsames Auge auf Dathan haben, nur für den Fall der Fälle.“ Auch das sah Malakh als gute Idee an und nickte. Es klopfte schließlich an der Tür und Delta kam herein. „Hey ihr Süßen! Ratet mal, was ich Schnuckeliges dabei habe!“ Damit zeigte er seine Begleitung. Es war ein Seraph mit brünettem Haar und kastanienbraunen Augen. „Abdiel“, rief Nabi und sofort kam der Seraph zu seinem Herrn und zog ihn am Ohr. „Wie oft habe ich Euch gesagt, dass ich mitkommen werde, wenn Ihr schon den Plan durchziehen müsst? Ich warte und warte wie ein Blöder und Ihr macht Euch mal wieder aus dem Staub, um alles alleine zu regeln. Selbst auf die Gefahr hin, dass Ihr wieder in Lebensgefahr geraten könntet. So langsam habe ich aber wirklich genug.“

„Au Abdiel, hör auf! Ich bin doch kein kleiner Junge, verdammt. Lass sofort mein Ohr los.“

„Nichts da. Ihr kommt mit nach Hause. Und was futtert Ihr schon wieder Zuckerwürfel? Ihr habt erst letztens Zahnschmerzen gehabt und schon futtert Ihr wieder Süßes. Echt, Ihr seid schlimmer als ein kleiner 5-jähriger Junge!“ Damit zerrte Abdiel seinen Herrn hoch, entschuldigte sich kurz bei den anderen und verschwand mit Malakh, der eine beleidigte Schmollmiene zog. Levi sah den beiden stirnrunzelnd hinterher. „Okay… kann mich mal jemand aufklären?“

„Malakh ist mein jüngerer Bruder“, erklärte Samajim und trank seinen Tee aus. „Er hat die Head Hunter Gruppe damals gegründet, verließ sie aber als der Krieg ausbrach und war danach lange Zeit verschwunden und ich hielt ihn für tot. Er hat aber überlebt. Der junge Mann, den Delta reingeschleppt hat, war sein Diener Abdiel. Er hat ihn Miswa damals abgekauft, als sie ihn auspeitschen und dann hinrichten wollte. Malakh wird auch „der Ankläger“ genannt und es ist seine Aufgabe, die Aufrichtigkeit anderer anzuzweifeln und diese auf die Probe zu stellen. Er stellt auch Paare auf die Probe um festzustellen, ob deren Liebe bedingungslos aufrichtig ist. Mich hat er auch schon geprüft, zusammen mit Nabi.“

„Sie sind also mit ihrem Diener zusammen?“ fragte Levi überrascht und hob die Augenbrauen, denn von einem der großen Alten hätte er das nicht erwartet. Aber andererseits… Samajim gehörte zu den deutlich lockeren Gesellen und hatte auch keine Vorurteile oder faschistischen Gedanken, wie so manch andere. Naja… man liebte, wen man liebte und unter den Unvergänglichen hatte es noch nie wegen der Sexualität Schwierigkeiten oder Diskussionen gegeben. Das interessierte keinen von denen. „So, da nun alles geklärt ist, können wir…“ Levi unterbrach kurz, als Anne schließlich in Richtung Tür ging. „Gehst du zurück?“ fragte er sie noch, aber die Halb-Naphil gab keine Antwort darauf und verschwand dann einfach. Bevor sie aber durch die Tür ging, rief er ihr aber noch „Danke noch mal für die Rettungsaktion“ hinterher, doch auch das schien sie nicht sonderlich zu interessieren. Naja, ihre Arbeit war erledigt und sie wusste nun, was sie wissen wollte. Also gab es in ihren Augen auch keinen Grund mehr für sie, noch eine Sekunde länger da zu bleiben. Delta sah ihr noch mit einem skeptischen Blick hinterher und meinte dann „Was ist denn mit der los?“ „Sie ist immer so“, erklärte Levi nur und wandte sich dann schließlich seinem Schwager Liam zu. „Also jedenfalls hat sich das jetzt auch mit deinem Namen auf der Liste aufgeklärt. Sie hatten einen verspäteten Vergeltungsfeldzug starten wollen und es auch auf ehemalige Kriegsverbrecher abgesehen. Und da bist auch du eben auf die Liste gelandet.“

„Na zum Glück ist Levi derjenige gewesen, der den Namen gekriegt hat“, meinte Jeremiel schließlich. „Ansonsten hätte es noch wirklich düster ausgesehen und vor allem hätten er und Eva sich nicht so schnell wiedergesehen.“ „Ja das stimmt wohl“, meinte Levi, doch Liam sagte nichts dazu und schwieg lieber. Es passte ihm eben einfach nicht, dass er überhaupt auf der Liste gelandet war und dass er von einem Menschen so dermaßen vermöbelt worden war. Samajim hingegen schien etwas anderes zu beschäftigen. Nachdenklich hatte er den Blick in die Ferne gerichtet und die Arme verschränkt. „Wer hätte gedacht, dass mein kleiner Bruder so gewieft ist und so etwas vor mir verbergen konnte? Er hat wirklich so einiges dazugelernt in all der Zeit. Wirklich beeindruckend. Tja, da bleibt für uns ja wohl nicht mehr viel zu tun. Nabi, komm wir gehen.“ „Ist gut, Meister.“ Damit erhoben sich die beiden und verabschiedeten sich von der Runde, dann gingen auch sie. Und auch Malakh machte sich auf den Weg mit der Erklärung, er müsse zu Ain zurück und noch Bericht erstatten. So blieben am Ende nur noch Liam, Jeremiel, Eva und Levi zurück. Letzterer wirkte etwas melancholisch und die Geschichte mit dem Verrat schien ihn doch recht zu beschäftigen. Eva legte daraufhin ihre Hand auf die seine und fragte „Was beschäftigt dich?“ „Knapp 580 Jahre lang war ich Head Hunter“, erklärte er und seufzte leise. „Im Grunde waren sie fast wie mein Zuhause. Ich habe so lange in diesem Job gearbeitet und obwohl er für mich nur ein Mittel zum Zweck war, um dich wiederzufinden, war es ein Teil meines Lebens. Und nun… nun war alles Teil einer großen Intrige und die Head Hunter waren nur darauf aus gewesen, die Sefirot wieder an die Macht zu bringen. Viele der Head Hunter kannte ich sehr gut und auch wenn ich nie Freundschaft mit denen geschlossen habe, sondern lieber Einzelgänger blieb, ist es doch recht hart zu erfahren, wie sie wirklich denken. In der Hinsicht sind die Unvergänglichen und die Menschen doch wirklich gleich. Und das zeigt mir, dass sowohl die Heimat als auch die Welt der Menschen kein Ort ist, wo man gänzlich in Frieden leben kann. Und so langsam kann ich da so auch Annes Hass und ihre Art langsam nachvollziehen. Bei so etwas würde mir auch glatt die Lust zum Reden vergehen. Und dabei… dabei bin ich gerade mal 622 Jahre alt und habe nicht mal einen Bruchteil von den Dingen erlebt, die sich zugetragen haben.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2015-03-15T20:48:30+00:00 15.03.2015 21:48
Ein hammer Kapitel! :)
Ich kann wirklich nicht verstehen wie man jemanden wie Miswa als Herrin haben möchte. Besonders wenn Ain eigentlich eine gutmütige und liebevolle Person ist.
Nun, hier hat man eine völlig andere Seite von ihr gesehen!das fand ich wirklich cool auch wenn der Anlass wirklich schlimm ist. Ich muss sagen, dass ich es toll fand als sie sagte das jeder eine eigene Meinung haben darf. Man hat trotzdem gemerkt, dass Ain will, dass alle in Frieden leben können. Ihre Worte waren einfach toll.
Besonders dumm fand ich den Typ der Ain wirklich töten wollte. Ajin fände das sicher richtig lustig *Ironie*
Sie ist wie eine Tochter für ihn wie kann man die Tochter des "Big Bosses" töten wollen?

Meine Sympathie für Malakh haben sich verstärkt- Eindeutig!:D
Er hat doch ein gutes Herz ^^ und ich finde ihn und seinen Diener so lustig zusammen :D

Ich stimme Levi zu. Ich kann Anne auch verstehen. Es ist zwar traurig, aber ein großes Stück Realität.
Von: abgemeldet
2015-03-15T10:41:35+00:00 15.03.2015 11:41
Das Kapitel war großartig. Ich hoffe die Anspannung der Situation entspannt sich wieder. *hoffen+Daumen drücken*


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