Zum Inhalt der Seite

Cinder and Smoke

The Fall of Adam
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Inevitably trapped

A/N Willkommen zurück! (-:

Nachdem dieses Update ein Überleitungskapitel wird, habe ich das Wichtigste innerhalb der Handlung und der Geschichte für euch zusammen gefasst, um mit dem nächsten Kapitel ordentlich los zu starten. Es wird euch freuen zu erfahren, dass die Beziehung zwischen Tom und Hermine eine entscheidende Wendung annimmt – dran bleiben lohnt sich also ^-^
 

Danke für Euer Feedback! Hallooo neue Mitleser! (-:

Viel Spaß beim Lesen.
 

**** |[x]| ****

Go your way,

I'll take the long way 'round,

I'll find my own way down,

As I should.

[BEN HOWARD · OATS IN THE WATER]


 

Die nächsten zwei Wochen waren eine Mischung aus Heiterkeit und Qual.

Heiterkeit deshalb, weil sich Hermine wirklich nicht über die Aufrichtigkeit ihrer neuen Hauskameraden beschweren konnte, die darum bemüht waren, ihr das vermeidlich neue Leben auf Hogwarts so angenehm wie möglich zu machen.

Und eine Qual, weil sie schlicht immer noch in den 1940er Jahren fest saß, ohne die Aussicht auf einen geeigneten Weg nach Hause. Ihre bisher gescheiterten Bemühungen waren kaum der Rede wert.

Es war frustrierend, denn Hermine war sich durchaus bewusst, dass, je länger sie in der falschen Zeit gefangen war, die Wahrscheinlichkeit wuchs, dass die anschließenden Folgen womöglich von Chaos geprägt werden würden.
 

Es war ein Teufelskreis – und noch dazu ein solcher, auf den die Gryffindor gerne verzichtet hätte. Sie konnte nicht riskieren, dass sich an ihrer Zeitschiene irgendetwas änderte, oder eine Änderung durch ihr Eingreifen so verheerend war, dass die ihr bekannte Ordnung schlussendlich über den Haufen geworfen wurde.

Der Horcrux lieferte ihr zudem mehr Fragen, wie konkrete Antworten auf den angerichteten Zeitstrudel und reagierte nicht einmal auf die fiesesten Zauber, die Hermine aus reiner Verzweiflung wütend und frustrierst, in einem Moment der Möglichkeit, auf ihn schleuderte. Manchmal glaubte sie, Voldemort würde sie über den funkelnden Smaragd, der eingebettet in der schweren und plumpen Goldkette ruhte, feist und überlegen angrinsen.
 

Sie hatte genug.
 

Darüber hinaus war Haushaltslehre völliger Nonsens.

Die Lehrerin, eine optisch gemütliche Frau mit dem Namen Madame Moore, erinnerte Hermine anfangs stark an die geschäftige Molly Weasley, bis sie fest stellen musste, dass die beiden Frauen absolut nichts miteinander gemein hatten, außer vielleicht das Talent, ihren Haushalt in Perfektion und in völliger Blindheit zu organisieren.

Abgesehen davon war Madame Moore eine Person, die Hermine bereits aus Prinzip nicht mochte, weil sie die Angewohnheit besaß einem die eigene Unfähigkeit böswillig unter die Nase zu reiben – und handelte es sich nur um das krumme Eck eines lustlos gefalteten Hemdes. In Ihren Augen war es doch nicht zu viel verlangt, seinem Ehemann Ehre zu erweisen! Ging es nach Hermine, konnte sich ihr Mann sein verdammtes Hemd selbst bügeln und falten.
 

Das Verhalten von Moore und die damit einher gehende Stimmung lösten in Hermine eine unweigerliche Form der Abneigung aus, die der zu Professor Trelwaney mehr als ebenbürtig war und ihre Sturheit zu einer rettenden Handlung zwang, bevor sie kümmerlich zwischen Kochlöffel und Bügelzauber eingehen würde.

Ihre Klassenkameradinnen schüttelten über ihre kleine Rebellion höchstens verständnislos die Köpfe.

Diana und Artemis ermutigten Hermine sogar, Madame Moore und dem Schulfach wenigstens eine reelle Chance zu geben, wo man sich auf zwei Unterrichtsstunden doch kein Urteil zu bilden vermochte! Und war ein bisschen Sinn für Ordnung wirklich so schlimm? Aber Hermine hatte die Nase schon voll gehabt, als McCavity sie wie einen Pudel im Regen vor seinem Klassenzimmer hatte stehen lassen.
 

Deshalb schrieb sie auch bei der nächsten Gelegenheit an Dumbledore.

Sie erklärte ihm in ihrer Beschwerde, wie der Professor für Alte Runen mit ihr umgesprungen war, wie er sie diskriminierte, weil sie eine Frau war und sich weigerte, sie aus eben diesem Grund zu unterrichten. Sie wollte wissen, ob es nicht möglich war, ihr immerhin die Erlaubnis zu erteilen, einfach zuhören zu dürfen, wie Professor Leroy es Hermine in Arithmantik angeboten hatte. Denn was war schon so verwerflich daran, einer wissbegierigen Schülerin den Bildungswunsch zu zu gestehen?

Vielleicht war es falsch in einer Situation wie der ihren aus einer Mücke gleich einen Elefanten zu machen, vielleicht hätte sie's einfach schlucken und es dabei belassen sollen, wie Ron oder Harry es ihr bestimmt geraten hätten – doch, bei Merlins Bart, Hermines innerer Sinn für übertriebene Gerechtigkeit konnte die Füße unterm Tisch einfach nicht still halten.

Dumbledore teilte ihr später mit Bedauern mit, dass McCavity selbst unter gutem Zureden nicht bereit war, seine Entscheidung zu ändern, schlug ihr aber vor, sie an Stelle McCavitys dann und wann mit dem aktuellen Unterrichtsstoff zu füttern, wenn es sie interessierte und erklärte sich sogar bereit, auf etwaige Fragen Rede und Antwort zu stehen, sofern er ihr helfen konnte.

Nichtsdestotrotz war ihr Hauslehrer ebenfalls der Ansicht, Madame Moore die Möglichkeit einzuräumen, ihr etwas Wesentliches beizubringen: "Man lernt nie aus, Miss Hawking. Und wer weiß, vielleicht profitieren Sie ja davon?"
 

**** |[x]| ****
 

Übertrieben heroisch geführter Haushalt war nicht das einzige Merkmal der tristen 1940er Jahre.

Sah man einmal davon ab, dass nahezu jedes Mädchen aus ihrem Jahrgang, oder auch dem darunter, völlig aus dem Häuschen ob ihrer einschlägigen, geziemten Zukunft war und nicht selten darüber diskutiert wurde, wer denn nun mit wem verehelicht werden sollte. Eine gute Partie zu sein, spielte dabei natürlich eine wesentliche Rolle.

Schüler oder Schülerinnen, von denen man wusste, dass sie aus eher ärmeren Verhältnissen kamen wurden zwar nicht zwangsläufig schlecht, aber spürbar anders behandelt.

Den führenden Reinblütern, wie Malfoy zum Beispiel einer war, rollte man hingegen mit Kusshand den roten Teppich aus; man suhlte sich quasi schon in deren Aufmerksamkeit, um zumindest einen Atemzug lang Teil der gehobenen Klasse zu sein, unter welcher höchstens erstmal eine klaffende Leere gähnte, bis die Halbblüter kamen.

Ein wenig war Hermine dieses Verhalten ja gewohnt, nicht zuletzt weil sich die übrigen Reinblutfamilien aus ihrer eigenen Gegenwart ebenso gerne profilierten; übertriebenes Gehabe, Verehrung und schamlose Höflichkeitstouren, die höchstens auf neidischen Profit durch Kontakte aus waren, verursachten bei ihr jedoch einen flauen Magen – egal wo das Schauspiel stattfand.
 

Und das war noch nicht alles:

Dass der Umgang unter den Schülern mehr eine gut einstudierte Farce, wie ehrlich gemeinte Aufrichtigkeit war, sah man auch am Verhalten gegenüber Mitschülern mit nichtmagischen Wurzeln.

Zuerst glaubte Hermine, sich zu irren – denn bis auf den hitzköpfigen und manchmal bissigen Lestrange wäre ihr auf Anhieb niemand aufgefallen, der es sich unter der Aufmerksamkeit des Schulsprechers verscherzen wollte und offen seine Abneigungen gegen andere kund getan hätte.

Doch dann fielen ihr unscheinbare, gängige Kleinigkeiten auf: Körperhaltungen, die Art und Weise wie mit bekennenden Muggelgeborenen gesprochen wurde, wie man sie zuweilen geschickt aus Konversationen oder Übungen ausschloss, wie man durch einfache Manipulation dafür sorgte, dass sie sich häufig untereinander, als mit anderen zusammen beschäftigten.

Hermine glaubte, dass die Kinder es selbst kaum merkten, oder es einfach anerkannten, auf einer anderen Ebene zu Rein- und Halbblütern zu stehen. Und dieser Umstand verärgerte sie.
 

In diesem Zug erfuhr die Gryffindor auch, weshalb William Potter den Schulsprecher nicht wirklich mochte.

Billy erklärte ihr einmal auf dem Weg von der Großen Halle zurück in den Gemeinschaftsraum, dass er der Ansicht war, dass Riddle zwar streng und nach den Schulregeln bedacht handelte, diese Regeln aber wiederum bei seinen Freunden wohl ein wenig zu deren Gunsten lockerte.

Er stufte den Schulsprecher als parteiisch ein und erzählte ihr, wie er Theodore Nott einmal aus Zufall bei einer kleinen Nachtwanderung erwischt hatte, wo er Ellen Cracknell, eine Muggelgeborene aus Ravenclaw, nicht nur beleidigte, sondern ernsthaft ob ihrer Herkunft bedrohte.

William sah sich als dann natürlich in der Not, dem Mädchen zu helfen, geriet aber in eine handfeste Auseinandersetzung mit Nott, wurde von Hausmeister Pringle geschnappt, kassierte darauf hin vier Wochen Unkrautzupfen und Kerkerputzen und bekam auch noch Punktabzug, so wie eine Quidditchsperre, als er Riddle vor Professor Slughorn vorwarf absichtlich nicht da gewesen zu sein.
 

Das hatte ihm der Wunderknabe natürlich übel genommen – seither war ein kleiner Machtkampf zwischen den beiden Jungen entbrannt, den William mit dem Charme eines Unruhestifters führte, indes Tom angeblich einen Grund suchte, ihm auf konventionellem Weg den Garaus zu machen.

"Ich bring ihn an seine eigenen Grenzen", hatte Billy gesagt. "Ich will, dass er die Beherrschung verliert. Ich will, dass [style type="bold"]er[/style] das nächste Mal in Schwierigkeiten gerät. Der Kerl ist eine verdammt harte Nuss – und noch dazu bestimmt nicht so heilig, wie er verehrt wird!"
 

Thoran erklärte Hermine auf diesen Vorwurf hin einmal in einer ruhigen Minute, dass Bill höchstens ein schlechter Verlierer war und sie sich nicht auf den Rachefeldzug ihres Mitschülers gegen Riddle einlassen sollte. Mit Tom Riddle war alles in Ordnung: er war fair und gerecht und setzte das Wohl der Slytherins gewiss nicht vor das der anderen.

Hermine selbst war sich nicht sicher, was sie mit dieser Information konkret anfangen sollte. Sie wusste, dass Tom nicht der war, für den er sich ausgab. Sie wusste auch, dass sie seine Maskerade nicht auffliegen lassen durfte, egal was passierte. Und das brachte sie höchstens zurück zu ihrer Aufgabe, schnellstmöglich einen Weg nach Hause zu finden.
 


 

**** |[x]| ****
 

Endlich war Samstag und langsam wurde es spürbar kälter.

Im schottischen Hochland drängte sich der Nebel in dichten Schwaden über die Berge ins Tal und ummantelte zur aufsteigenden Morgensonne den See, die Ländereien und den Verbotenen Wald. Die Sonnenstrahlen waren beinahe zu schwach, um sich die Vorherrschaft des Tages zu erkämpfen und überließen dem Wind den Vortritt, der sein Lied über das Quidditchfeld pfiff, um die vorbei rauschenden Flugbesen in ihrem Crescendo zu begleiten.
 

Hermine zog den Kopf tiefer zwischen Jackenkragen und Gryffindorschal und vermied es dabei jämmerlich mit den Zähnen zu klappern, ob der herbstlichen Wetterverhältnisse, die denen aus ihrer Erinnerung in keiner Weise nachstanden. Es ärgerte den Lockenschopf fast ein bisschen, Kleinbei gegeben zu haben und dem Duell zwischen Gryffindor und Slytherin beizuwohnen.

Aber nachdem selbst Artemis und sogar Diana anmerkten, dass es durch die hiesige Spieleraufstellung wahrscheinlich kein spannenderes Match mehr geben würde und Thoran sie mit diesem furchtbaren, wehleidigen Blick malträtierte, hatte Hermine schlussendlich seufzend das Handtuch geworfen.

Außerdem musste sie ihren neuen Freunden jetzt das Zugeständnis machen, dass sie nicht ganz Unrecht mit der versprochenen Spielspannung hatten, wo sie sich selbst jubeln und rufen hörte, als Gryffindor das erste Tor erzielte und ihre Hausmannschaft gleich darauf ein Foul der Gegner kassierte.
 

Das letzte Mal war sie so Feuer und Flamme für Quidditch, als Ron in der Rolle des Hüters das Spielfeld betrat.

Oh Ron! Mit seinen abnormen großen Füßen und dem ungekämmten, roten Haar, den Sommersprossen auf blasser Haut und seinem hartnäckig ausgeprägten Ungeschick auf dem Rennbesen, das mehr von Angst herrührte, wie Talentlosigkeit.

Hermine wollte Ron damals unbedingt in der Quidditchmannschaft wissen – und war es nur, damit sie beobachten konnte, wie er mit Stolz und Selbstbewusstsein aus Harrys Schatten trat. Sie vermisste Ron so unglaublich, dass es ihrer Brust einen Stich versetzte und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie es ihm, Harry und den anderen wohl in der Zwischenzeit erging. Bemerkten sie ihre Abwesenheit überhaupt? Hinterließ ihr Wegsein eine Narbe in der Zeit? Oder war es womöglich so, als hätte es sie nie gegeben?
 

"Ich wünschte, ich wäre an einem anderen Ort!", schnitt ein klarer Bariton durch den tosenden Wind links von ihrem Ohr und ließ Hermine zusammen zucken. Zu ihrer Rechten reckte Thoran gleichsam mit einem wütenden Sprung die Faust in die Luft und beschwerte sich mit einigen anderen Schülern über das Urteil des Schiedsrichters an einem weiteren Foul gegen einen der Gryffindor-Spieler.

Tom stach mit seinem hoch gewickelten, grün-silbernen Schal aus der gold-roten Menge hervor wie ein Paradiesvogel. Die Hände hatte er tief in die Taschen seines schwarzen Wollmantels vergraben, der ihm bis zu den Kniekehlen reichte, indes sein Haar mit dem wilden Wind in unangenehmer Unberechenbarkeit tänzelte. Als Thoran und die Umstehenden den Schulsprecher bemerkten, unterbrachen sie ihre Euphorie für einen Atemzug und grüßten ihn höflich.

Das Bild selbst war so absurd, dass Hermine ein heiseres Lachen ausstieß, das im allgemeinen Lärm jedoch völlig unterging. Egal, wo dieser Slytherin auftauchte, war er meistens nicht nur willkommen, sondern wurde quasi mit offenen Armen empfangen – er schien tatsächlich das gesamte Schloss um seinen kleinen Finger gewickelt zu haben. Und das war eine Vorstellung, von der Hermine Gänsehaut bekam. So nahm die Brünette es auch als gegeben hin, dass er nicht in seiner hauseigenen Kurve jubelnd sein Team antrieb.
 

"Wieso denn das?"

Zwar verspürte die Brünette nicht das Bedürfnis nach einer Unterhaltung zwischen Gebrüll, Gezeter, Gegröhle und Gesang, doch konnte sie kaum anders, wie Riddles Aussage zu hinterfragen – und war es aus unverhohlener Neugierde. Zu ihrer Überraschung nickte Tom jedoch bloß zurück auf die sich windenden Besen über ihren Köpfen.

Gryffindor war jetzt im Ballbesitz und während der Jäger die gegenüber liegenden Ringe ansteuerte, hatten beide Treiber alle Hände voll zu tun, ihren Mitspieler vor den anrauschenden Klatschern zu beschützen. Slytherin war aber offenbar in Kämpferlaune, denn sie ließen kaum locker, feuerten die Klatscher immer und immer wieder in einer Geschwindigkeit auf Gryffindors Jäger, bis einer von ihnen beim Versuch, ein Tor zu erzielen, auf offener Brust getroffen wurde und gefährlich über den Besenstil nach hinten weg kippte.

Ein Pfiff gellte und das Spiel wurde unterbrochen.

Gryffindor führte gerade Mal mit zehn mageren Punkten Vorsprung.
 

"Ich bin nur auf Abraxas Anleiten hier. Er hat mich vor Wochen schon gefragt, ob ich komme – und nun sieh dir diese Tölpel an, wie sie wie aufgescheuchte Bienen um ihren Stock schwirren und ohne einen konkreten Plan dabei sind zu verlieren. Ich hoffe für Turpin, dass er den Schnatz fängt und das Spiel damit beendet."

Hätte Hermine es nicht besser gewusst, hätte sie behauptet, Riddle war ungeduldig und, um nicht zu sagen, genervt.

Freilich, ihm war sicher nicht weniger kalt wie allen anderen. Aber im Gegensatz zu der feiernden und lustigen Meute, wirkte seine stoische Miene Fehl am Platz; schließlich hob Tom die Achseln und beugte sich etwas tiefer zu ihr hinab, damit Hermine ihn besser verstehen konnte: "Ich hasse dieses Spiel. Es ist reine Zeitverschwendung – findest du nicht?"  

Blinzelnd, hätte der Lockenkopf dem Slytherin spontan zugestimmt.

War sie nicht selber jemand, der Quidditchturniere lieber zum Lernen nutzte? Der mit Sport in diesem Sinne absolut nichts anzufangen wusste, weil es stellenweise einfach barbarisch war, sich stundenlang die Köpfe mit Schlägern einzuhauen? Noch dazu ein Dutzend Fuß über dem Boden?

Die reine Sturheit gegenüber Riddle gebot ihr allerdings eine andere Reaktion: "Es gibt schlimmeres."

Und das stimmte. Quidditch war nun mal ein Volksport, ein Event, Heiterkeit und Freizeit – nicht jedermanns Sache; aber den meisten gefiel es. Man arrangierte sich schon mit den Turnieren und brach sich mit seiner Anwesenheit bestimmt keinen Zacken aus der Krone.

Deshalb musste man ja nicht gleich anfangen, Spielerkarten zu tauschen.
 

"Hm", machte Tom, seine grauen Augen nachdenklich auf sie gerichtet.

Auf ihrer Schulter spürte Hermine die schwere Hand Thorans mit sanftem Druck und in ihrem Rücken gellten die hysterischen Stimmen von Diana und Lisa anfeuernd im Chor. Einige Schüler waren an die Balustraden der Tribünen getreten, reckten die Hälse und hielten den Atem an – die Sucher hatten mittlerweile den Schnatz gesehen!

Gleichstand!

Der Fang des kleinen Biestes konnte das Spiel entscheiden, aber weder Gryffindor, noch Slytherin wollten dem jeweils anderen den Triumph gönnen, war es doch die alte Rivalität, die beide Häuser zum Sieg antrieb.

Tom machte einen halben Schritt und lehnte sich mit aufgestützten Unterarmen neben Hermine auf das Tribünengeländer, just in dem selben Sekundenbruchteil, wo der rettende Schlusspfiff ertönte und Gryffindors Sucher den goldenen Schnatz der tosenden Menge in verschlossener Faust wie eine Trophäe präsentierte.

Das Spiel war vorbei.

Slytherin hatte verloren.
 

Riddles anfängliche Skepsis wandelte sich in etwas, das Hermine aus dem Augenwinkel nicht wirklich deuten konnte. War er genervt? Oder plagte ihn einfach nur der Umstand, dass andere auf die Kosten seines eigenen Hauses in Feierlaune verfielen und Slytherin verloren hatte, wie er es vor wenigen Augenblicken noch prophezeite? Was auch immer es war, er lächelte es fort, als sich ihre Blicke trafen.

Riddle winkte ihr zu: "Hermine? Bis bald!" Dann wandte er sich mit einem Nicken an die Umherstehenden ab und drängelte sich an der aufbrechenden Menge hindurch zum Stadion-Ausgang.
 


 

**** |[x]| ****
 

"Hermine, hast du das gesehen? Hast du gesehen, wie Ignatz den Schnatz gefangen hat?", William ging auf der Tischplatte in die Knie und sprang nachahmend, mit ausgestreckten Armen, zu Boden. Die anderen lachten, begleitet von Jazz-Musik, die mit einem ohrenbetäubendem Dröhnen knatternd aus einem Grammophon in der Ecke des Gemeinschaftsraumes drang.

Die Ausgelassenheit der Gryffindors badete sich Minuten nach dem Spiel in untypisch offener Heiterkeit. Hermine lachte auf und stolperte Williams auffordernder Geste hinterher, der sie an beiden Händen gepackt hatte, um mit ihr eine Pirouette zu schlagen.

"Bill, krieg dich wieder ein! Es war das erste Spiel der Saison", intervenierte Thoran sofort, doch der Quidditchkapitän verzog widersprechend die Mundwinkel: "Ach, sei still. Du bist nur neidisch, weil du das Prügeln mit dem Treiberschläger jetzt anderen überlassen musst."

Thoran hatte früher in der Mannschaft gespielt, hatte die Position des Treibers jedoch mit seiner Wahl zum Vertrauensschüler abgegeben. Er wollte sich auf die Schule konzentrieren – und als Vertrauensschüler hatte man genug zu tun, sagte er.
 

Irgendwo ploppten Bügelkorken, gefolgt von klappernden Butterbierflaschen, die verteilt wurden.

Weil weder Artemis, noch Thoran einen Einwand ob der Stimmung brachten, angelte sich Hermine mit einem Achselzucken ebenfalls eine Flasche und stieß mit den anderen an. William legte in der selben Bewegung wieder einvernehmlich einen Arm um ihre Schulter: "Wenn wir Slytherin schon nicht im Kampf um den Hauspokal schlagen können, dann wenigstens auf dem Feld. Ich liebe Malfoys Panik im Angesicht der sicheren Niederlage … jaja, nennt mich einen Sadist, ist schon in Ordnung. Aber ihr müsst zugeben, dass ihm der Ausdruck steht."

Williams Grinsen verschlang seine Ohren, er nahm einen Schluck aus der Flasche und zwinkerte Hermine zu, sein Haar fiel ihm dabei spitzbübisch in die Stirn. "Heute Nachmittag  ist Tanztee …", warf er dann plötzlich in ihre Richtung ein und ignorierte dabei den scharfen Blick, den Thoran ihm zuwarf. Billy wollte gerade weiter sprechen, vielleicht nur um zu wissen, ob und mit wem sie hinging, vielleicht, um sie zu fragen, ob sie mit ihm hingehen würde. So oder so, wurde er von dem aufgleitenden Portal unterbrochen, durch dessen Spalt sich Dumbledores bärtiges Gesicht drängte.

Williams Arm glitt ohne Umschweife von Hermines Schulter.
 

Dumbledore widmete der kleinen Feier jedoch nur gelinde Aufmerksamkeit, die Argusaugen prompt auf den Lockenkopf geheftet, woraufhin er Hermine zu sich herüber winkte: "Miss Hawking, verzeihen Sie mir die Störung – aber hätten Sie wohl ein Paar Minuten?"

Die keimende Neugierde ihrer Freunde ignorierend, drückte Hermine William mit einer Entschuldigung die Flasche in die Hand und stolperte ihrem Hauslehrer hastig hinterher, durch das Porträt in den kleinen Gang, wo Dumbledore wegen seiner Größe nicht aufrecht stehen konnte und den Kopf daher unweigerlich einziehen musste.

Sie hätte sich selbst belogen, wäre sie nicht froh um das unerwartete Auftauchen ihres Lehrers gewesen; sie mochte William, Thoran und deren Freunde – doch die stärker werdende Nähe zu ihnen war schlecht und Fehl am Platz, erdrückend und schürte zudem ihr schlechtes Gewissen.

Ja, heute Nachmittag war dieser dumme Tanztee, wie jeden Samstag! Es gehörte zu dieser Zeit dazu: eine Möglichkeit sich zu treffen, Spaß zu haben und ein wenig abzuschalten. Es war die Chance für Versprochene sich buchstäblich auf die Zehen zu treten, beim Versuch das Tanzbein zu schwingen – und es war definitiv eine Veranstaltung, der Hermine nicht in Tausend Jahren hätte beiwohnen wollen.

Sie war schließlich nicht hier, um sich zu amüsieren; die Gryffindor wusste nur noch nicht, wie sie diesen Umstand für William in verständliche Worte packen sollte, ohne ihn zu verletzen. Denn die Wahrheit sagen konnte sie ihm schließlich nicht.
 

"Ich habe eine interessante Neuigkeit für Sie, Hermine", eröffnete der Verwandlungslehrer dann, als er auf den Gang trat und ihr höflich aus dem Porträt half. "Aber vielleicht besprechen wir das besser bei einer Tasse Tee in meinem Büro, sofern ihre Freunde nichts dagegen haben, wenn ich Sie für den Rest des Vormittags entführe."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück