Zum Inhalt der Seite

Cinder and Smoke

The Fall of Adam
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

An Ordinary Evening

A/N FIRST THINGS FIRST! Ich habe im letzten Kapitel noch etwas zu Hermines vermeidlich erfundener Herkunft hinzu gefügt (letzter Absatz, auf die Frage von Tom, woher sie so gut Englisch könne). Eigentlich wollte ich es hier einbauen, jedoch stellte sich heraus, dass der Teil keinen optimalen Platz mehr in der Handlung findet (-; (außerdem bin ich so überaus selbstkritisch xD).
 

Den Rest überlasse ich euch.

Danke für Euer Feedback. Hallo neue Leser!

Viel Spaß! (-:
 

P.S. in diesem Kapitel sind einige relevante Dinge versteckt.

Vielleicht findet ihr sie ja. Apropos – Fragerunde, ich würde mich über Antwort freuen: was glaubt ihr, wer würde eher einen Muggelgeborenen in der Schule angreifen? Tom, Abraxas oder Lestrange? ^^
 

**** |[x]| ****

You drove me,

nearly out of my head

While you never shed a tear

Remember, remember,

all that you said

[ELLA FITZGERALD · CRY ME A RIVER]


 

Die letzten beiden Stunden des Nachmittags verbrachten die Schüler aufgeteilt in ihren jeweiligen Kursen.

So verabschiedeten sich Diana und Lisa von Hermine vor dem Verwandlungsklassenzimmer auf dem Weg in Richtung Waldrand zu Pflege magischer Geschöpfe, während sich der Lockenkopf an die Fersen der Jungs heftete, die den fünften Stock zum Klassenraum für Alte Runen ansteuerten.
 

Ihren Anflug von Zorn und die damit einher gehende Frustration ob des vergangenen Gesprächs in Dumbledores Unterrichtsstunde mit Tom und den Gryffindors hatte Hermine einigermaßen in eine hintere Ecke ihres Verstandes gedrängt und sich stattdessen wieder auf das Wesentliche und die subtile Gegenwart konzentriert, in der William gerade über einen seiner eigenen Witze so laut lachte, dass er von Riddle ermahnt wurde.

Bill nahm den befehlenden Ton des Slytherins dabei ausgesprochen gelassen, hob zu einem Gruß die Hand in seine Richtung, was Tom mit einem Stirnrunzeln quittierte und setzte seinen Weg staksend mit einem fröhlichen Pfiff im Mundwinkel fort. Die Korridore füllten sich nach und nach mit anderen Schülern, die ihre Klassen zum letzten Mal an diesem Tag wechselten.
 

Hätte Hermine es nicht besser gewusst, hätte sie behauptet, Williams Respekt für Riddle war nicht annähernd so ausgeprägt, wie Tom es von anderen Mitschülern gewohnt war. Tatsächlich war er bisher der einzige Schüler, bei dem man sogar den Anflug von leichter Abneigung vermuten konnte, wohingegen alle anderen – Thoran und seine Freunde eingeschlossen – entweder den Kopf einzogen, wenn sich der Slytheirn näherte, oder sich in seiner Anwesenheit badeten, um von ihm beachtet zu werden. Bisher hatte es keiner gewagt, schlecht über den angeblichen Helden der Schule zu sprechen, der es immerhin geschafft hatte Hogwarts davor zu bewahren geschlossen zu werden.

Hermine wunderte sich, wie tief die Verehrung von Riddle an dieser Schule wirklich ging und was Bill für Gründe hatte, eine andere Meinung über den Waisenknaben zu haben, wie seine Freunde.
 

"Potter!", hallte es plötzlich recht unerwartet hinter ihr finster durch den Gang, bevor ein Kerl zu Hermine aufschloss, der schlaksig und hoch gewachsen war und eine aristokratische Nase auf einem viel zu kantigen Gesicht inne hatte, das von schwarzem, langen Haar umrahmt wurde, wie ein Fenster von einem hässlichen Vorhang. Sein Auftreten erinnerte Hermine unweigerlich stark an das eines eifrigen Geiers.

Bills Schlendern wandelte sich zu einem unhöflichen Schlurfen, bevor er sich die Mühe machte und über die Schulter zu seinem vermeidlichen Mitschüler umsah, welcher ohne Umschweife erneut das Wort ergriff: "Du hast gehört, was der Schulsprecher gesagt hat, also benimm dich –"

" – Araman!" klang Tom zuvor streng, machte er nun keinen Hehl aus seinem Ärger. Für einen Moment, wo sich Riddle zu seinem Mitschüler umwandte, glaubte Hermine sogar einen Schatten über das Gesicht des Waisenknaben jagen zu sehen, das von wachsender Missbilligung ob Lestranges vorlauter Einmischung begleitet wurde. Sein Ausdruck schrie eindeutig Warnung.
 

Der Angesprochene, Araman, presste seine schmalen Lippen aufeinander, wobei sein Kiefer merklich mahlte, wappnete sich schließlich zu einem Protest, wurde allerdings von Riddle unterbrochen, noch bevor eine Silbe seine Zunge verlassen konnte: "Dein Einsatz in allen Ehren, Lestrange." Tom machte sich nicht einmal die Mühe, die Stimme heben. Seine spürbar konzentrierte Beherrschung verursachte Hermine dabei unweigerlich unangenehme Gänsehaut, die sie zum Frösteln brachte.

"Aber manchmal ist es besser sich zu zügeln, das erspart einem unnötigen Ärger. Und wir wissen alle, dass Williams Offenheit schnell von Euphorie in Katastrophe umschlagen kann – also ja, Araman, ich denke, Potter hat mich beim ersten Mal schon sehr gut verstanden, als ich ihn ermahnte die Klappe zu halten –  und ich bin mir sicher, er wird sich nun allumfassend darüber Gedanken machen, was es bedeutet mucksmäuschenstill zu sein." Riddles Kopf neigte sich schief, man hätte seine Bewegung als Spöttelei auslegen können: "Ich will ihm nur einen Gefallen tun; dazu brauche ich deine Hilfe nicht."
 

Die Hände in die Taschen gestopft, erweckte William absolut nicht den Eindruck einer Meinung mit dem Wunderknaben zu sein. Trotzdem war er augenscheinlich klug genug, auch unter Thorans erhobener Brauen, keinen unnötigen Streit vom Zaun zu brechen.

Lestrange wandte den Blick bloß trotzig beiseite.
 

**** |[x]| ****


 

Eine Bewegung zu ihrer Linken bugsierte Hermines Aufmerksamkeit schließlich von dem aufkeimenden Machtspiel Riddles zu einem ihr unbekannten Neuankömmling, der offenkundig nicht umhin kam, die verbale Auseinandersetzung zwischen Riddle, Potter und Lestrange aus der Ferne interessiert zu beobachten, auch wenn sich die Überraschung dabei nur müßig auf seine Züge gesellte.

"Sei unbesorgt, das ist völlig normal."

Hermine blinzelte und neigte den Kopf ein bisschen, so dass sie den Fremden besser mustern konnte. Er war ähnlich groß wie Riddle, sein blondes Haar hatte er gekonnt nach hinten gekämmt, wobei einzelne Strähnen über Koteletten hinweg  die Strenge seiner Mimik lockerten.

Seine Augen waren von einem ungewöhnlich hellen Blau und seine Statur versprach angeborene Arroganz; nichtsdestotrotz war der Klang seiner Stimme warm und beinahe eine Spur zu glatt.

Als der Junge Hermines Musterung bemerkte, reichte er dem Lockenkopf mit dem Anflug eines Grinsens die Hand: "Ich glaube, wir hatten bisher nicht das Vergnügen. Abraxas Malfoy."
 

Abraxas nickte auf die Szene, die sich vor ihnen abgespielt hatte und nun daran war sich wieder aufzulösen, wobei sich keiner der Beteiligten die Mühe machte, seine Unzufriedenheit zu unterdrücken.

"Du solltest wissen, dass Potter ein Tunichtgut ist. Er hat sich selbst und andere Schüler in den letzten Jahren in erhebliche Schwierigkeiten gebracht; er treibt gern' Scherze und das manchmal bis jemand dabei ein Auge verliert. Tom will ihm nur helfen", er seufzte und schüttelte sein Haupt: "Und was Lestrange angeht … war es dumm sich vor Tom zu profilieren; so was kann er nicht leiden und Lestrange weiß das. Wenn du mich fragst, bin ich der Ansicht, dass Araman es noch nicht ganz verkraftet hat, vom Schulleiter nicht selbst zum Schulsprecher ernannt worden zu sein. Die Lestranges sind immerhin nicht nur eine einflussreiche Familie in der Gemeinschaft, sondern auch dafür bekannt, mit ihren Fingern in jeder Suppe zu rühren, die auf dem Tisch steht."
 

Die Gruppe hatte sich entschlossen, weiter zu gehen und steuerte über die Großen Treppen von einem Stockwerk ins nächste. Gemälde beobachteten dabei ihre Schritte, grüßten sie, wünschten ihnen einen guten Tag oder echauffierten sich über Gerüchte und Kleinigkeiten, die munkelnd ihren Weg durchs Schloss fanden.

Araman war ein wenig zurück gefallen, William führte die Spitze nach wie vor mit Thoran und Lupin an, dicht gefolgt von Riddle, der stoisch einen Punkt zwischen Bills Schulterblättern fixierte und wieder in seiner eigenen Gedankenwelt versunken schien.

Also liebte der Schulsprecher die Kontrolle? Das wunderte Hermine nicht. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass er eben diese Kontrolle nicht gewillt war mit anderen zu teilen. Dass ausgerechnet ein Lestrange scharf auf seinen Posten war, hatte den Beigeschmack eines schlechten Schauspiels – und trotzdem ergab es irgendwie Sinn. Hermine kannte die Lestranges nur aus den Erzählungen des Ordens und wegen Nevilles Vergangenheit, beziehungsweise durch das vermeidliche, kurze Aufeinandertreffen damals, wo Dumbledores Armee im Zaubereiministerium sicher stellen wollte, Sirius Black vor Voldemort zu retten.

In ihrer Zeit waren die Lestranges dem Dunklen Lord gegenüber unglaublich loyale und grausame Diener gewesen – aber alles hatte seinen Anfang, nicht wahr?
 

"Bist du auf dem Weg in deinen Gemeinschaftsraum?", bohrte sich Abraxas' Neugierde nach einer Weile des Schweigens abermals in ihren Gedankengang. Hermine zwinkerte in Malfoys Richtung und schob das hässliche Gelächter von Bellatrix Lestrange, das sich wie ein Wurm in ihren Gehörgang bohrte, entschieden beiseite: "Nein, ich bin auf dem Weg zu Alte Runen, wie alle anderen. Wieso?"

Lisas Aussage vom Vorabend, dass Fächer wie Alte Runen und Arithmantik reiner Männersport waren, klopfte prompt mahnend gegen Hermines Bewusstsein, gefolgt von einer sehr hysterischen Erinnerungen und einstimmigen Unglauben darüber, dem Schulfach als Mädchen überhaupt gewachsen zu sein – aber das war ziemlich albern, oder nicht?

Doch Abraxas Miene wurde von einer Mischung aus Ungläubigkeit, Anerkennung und Verwirrung gezeichnet, anstatt dem Zuspruch, den sich Hermine erhoffte. "Du hast Alte Runen belegt? Und dein Hauslehrer hat das bewilligt?" Die Gryffindor zuckte ein wenig hilflos die Schultern. Dieses ganze Getue ob der Rolle der Frau zwischen Schule und Realität ging ihr allmählich auf den Keks, nicht zuletzt weil sie nicht verstand, was so schlimm daran sein mochte, sich weiterzubilden.

"Ja, wieso denn auch nicht?"
 

**** |[x]| ****


 

Ihre Antwort bekam Hermine keine fünf Minuten später.

Die kleine Traube an Schülern wartete vor geschlossener Türe zum Klassenraum, sonderbar leise und mit sich selbst beschäftigt, mit Skripten oder Bücher in den Händen als wären sie allesamt Musterschüler aus einer Cornflakes-Werbung, die ob ihres guten Betragens mit einer Schüssel Flocken belohnt würden.

Der Lockenkopf fand sich wieder in Thorans und Lupins Gesellschaft, die beide abwechselnd besorgt über den Rand ihrer Bücher zu Billy blinzelten, der stoisch mit dem Rücken an der kalten Mauer kauerte und seine Schuhe musterte, die Hände so tief in die Taschen seiner Hose gesteckt, dass sich der Stoff darunter beulte.
 

Die Scharniere der Klassenzimmertüre knirschten dann ob ihres Alters und erlaubten Einlass.

Ein Mann erschien unter ihrem Rahmen, von mittlerer Größe mit schütterem Haar und erstaunlich gepflegtem Bartwuchs, der sein gesamtes Kinn säumte. Auf seiner Stirn lag eine steile Falte, die sein Auftreten übermäßig ernst wirken machte und seine Autorität unterstrich; er gebot den Schülern mit einem langen Zeigestab die Aufforderung zum Eintreten.

Hermine fiel auf, dass er dazu kein einziges Wort verlor, nicht einmal einen Gruß. Dennoch reihten sich die Jungs mit gestreckten Schultern höflich auf und traten an ihrem Professor vorbei. In dem Augenblick, wo sie ihn passierten, reichten sie ihm einer nach dem anderen die Hausaufgaben vom Vortag, die er annahm und sammelnd unter seinen Arm klemmte; jeder einzelne von ihnen wünschte dabei leise und wohl erzogen einen guten Tag.
 

Die Hände um ihre Bücher geschlossen, klammernd fast, bildete Hermine das geduldige Schlusslicht der Schlange, dem die Türe just vor der Nase zugeschlagen worden wäre, wenn sie ihren Schritt nicht beschleunigt und den Fuß zwischen Tür und Angel gezwängt hätte.

Der Professor stutzte, zwinkerte heftig und lenkte sein Augenpaar über seine große Nase hinweg endlich auf sie herab: "Ja? Kann ich Ihnen helfen?", fragte er schroff. So schroff in der Tat, dass Hermine einen halben Schritt vor ihm zurück machte, weil sie mit einer Reaktion sondergleichen nicht gerechnet hatte. "Sir, mein Name ist Hermine Hawking. Ich bin neu hier und möchte an ihrem Unterricht teilnehmen", versuchte sie es mit einer Spur wachsender Unsicherheit, die von den neugierigen Blicken der Jungs aus dem Klassenzimmer höchstens wuchs. Na großartig.

Unangenehm war kein Wort dafür, das kribbelnde Gefühl in ihren Zehenspitzen angemessen zu beschreiben.

Ließ sie sich etwa dazu hinreißen um die Teilnahme am Unterricht zu betteln?
 

"Aha. Ist das so?"

Die Furche auf der Stirn des Lehrers wurde tiefer, er gluckste humorlos, lenkte das Augenpaar unhöflich über ihren Kopf hinweg und bekundete lauter, wie notwendig gewesen wäre: "Auf was für Ideen dieses Weibsvolk heutzutage kommt!" Dann machte er keinen Hehl mehr aus seiner wachsenden Ungeduld, winkte Hermines Gesprochenes ab und entschied knapp: "Ich unterrichte keine Frauen, Miss Hawking. Vielleicht sollten Sie sich eine Tätigkeit suchen, die eher ihrem Niveau entspricht, wie zum Beispiel die Hauswirtschaftslehre. Guten Tag." Damit zog er die Türe zurück ins Schloss.

Hermine begriff erst, was geschehen war, als sich die drückende Stille, die auf dem Gang herrschte, in ihre Ohren fraß wie der tosende Lärm einer Großstadt.
 

**** |[x]| ****


 

"Keine Frauen ..?"

"Was eher Ihrem Niveau entspricht ..?"

"Keine. Frauen ..?"
 

Hermine war selten rasend oder gar schäumend vor Wut, aber der jetzige Zustand kam dieser Empfindung schon ganz nahe. Ihre Gedanken schwirrten, kreisten um den alten Mann, der ihr so keck verklickerte, dass sie unwürdig war an seinem prächtigen Unterricht teilnehmen zu dürfen!

Dass es noch ein Weilchen dauern würde, bis man sich das Wort "Emanzipation" groß auf die Flagge schrieb und Männer einsehen mussten, dass sie eben nicht zwangsläufig das starke Geschlecht waren, war eine der schmerzhaftesten Erfahrungen der letzten Paar Tage für den Lockenkopf. Nicht zuletzt, weil man ihr das verwehrte, was sie am Meisten begehrte: und das war Bildung. Wie konnte sich nur die Idee, oder viel mehr der Zustand, festigen, dass Frauen keine Lehren nötig hätten? Dass es Humbug war, ihnen mehr beizubringen, als den Kochlöffel zu schwingen und Windeln zu wechseln?

Wieso hatten Männer ein Problem damit, sich von einer Frau den Ton angeben zu lassen und ihr Engagement zu akzeptieren?
 

"Dieser eingebildete …", eine wüste Beschimpfung nach der anderen herab würgend, angelte sich Hermine jeden Folianten, der ihr auch nur ansatzweise Hoffnung auf eine Rückkehr nach zu Hause machte. Wenn man sie schon nicht ins Klassenzimmer ließ, sollte die Zeit nicht unnötig verschwendet sein; und war sie nicht genau aus diesem Grund nach Hogwarts gekommen, damit sie einen Weg zurück zu Harry und Ron und in ihre Zeit fand?

Die nagende Erkenntnis war wieder da, jetzt schlimmer als zuvor, dass sie hier nicht mehr war wie ein Gast, ein Parasit, ein Schatten – noch nicht einmal eine Erinnerung, geschweige denn ein Begriff. Ihr gingen allmählich die Möglichkeiten aus und, bei Merlins Bart, das Handtuch wollte Hermine erst werfen, wenn sie auch das letzte Buch dieser Bibliothek gelesen hatte.
 

Widerwillig musste sich die Gryffindor aber eingestehen, dass die wenigen Stunden des lapidaren Schultags gut getan haben. Zum ersten Mal seit langem konnte sie wieder das Mädchen sein, das sie immer war ohne Angst davor haben zu müssen gestellt, gejagt, gefoltert oder misshandelt zu werden. Zum ersten Mal seit langem war sie einfach nur Hermine Granger, eine Besserwisserin und Bücherwurm.

Ihre vermeidlichen Mitschüler sorgten sogar dafür, dass sie sich in dem Trugbild wohler fühlte, wie sie sollte und mit Ausnahme des Fauxpas' am Nachmittag war der Tag schön gewesen –  eine willkommene Ablenkung, so was Erholung.

Hermine seufzte; ihren wahren Freunden gegenüber war das absolut nicht fair.
 

Das Material über Zeitreisen war leider nach wie vor dünn. Die wenigen Informationen, die sie heute Abend fand, bestanden aus Phantasmen und einfachem Humbug, Gerüchten und Nonsens; Dumbledore fiel Hermine wieder ein, wie er ihr seine Hilfe angeboten hatte und mitunter bestimmt keine Idee ausließ, sie fünfzig Jahre in die Zukunft zu befördern, mochte sie auch noch so haarsträubend sein. Vielleicht sollte sie ihn aufsuchen, ein bisschen mit ihm plaudern – schließlich war er der einzige, wahre Verbündete den die Brünette auf dieser wilden Achterbahnfahrt hatte.

Denn wer war da sonst?
 

Riddle traute sie nicht.

So nett und offenherzig er sich auch geben mochte, schrie sein Verhalten gerade zu nach Manipulation, das Gleiche galt für Abraxas Malfoy – die beiden waren bestimmt nicht umsonst ein befreundetes Gespann, nicht wahr? Und Thoran, Lupin, Billy oder den Mädchen konnte Hermine ebenso wenig die Wahrheit anvertrauen, so gerne sie es getan hätte. Nein, sie war völlig auf sich allein gestellt, mit Dumbledore als Joker in ihrem Hemdsärmel und überfordert mit der Situation.

Ihr Kopf fiel protestierend aus der flachen Hand und knallte erschöpft mit der Stirn voran auf die dicken, weichen Seiten des Folianten auf ihrem Pult.
 

**** |[x]| ****


 

Es war schon spät.

Vor den Mosaikfenstern war die Sonne bereits untergegangen, deren Schatten sich über Tische und Regale besitzergreifend ausbreiteten. Als die ersten Lichter von der Bibliothekarin gelöscht wurden, fühlte sich Hermine dann, nach einem Dutzend aufgeschriebener Notizen und einem angefangenen Verwandlungsaufsatz, selbst dazu aufgefordert zu gehen.

Das Abendessen hatte sie jeden Falls verpasst und so clever versteckt, wie sie im hinteren Teil der Bibliothek umringt von einer Büchermauer da saß, wunderte es Hermine nicht einmal, dass niemand gekommen war um nach ihr zu sehen, weil sie wahrscheinlich schlichtweg keiner hatte finden können.
 

Ein Gähnen unterdrückend, streckte sich die Gryffindor über ihrem angesammelten Haufen Pergament, rollte ihre Habseligkeiten zusammen, verstaute die Notizen über Zeit und Zeitreisen sicher in ihrer kleinen Umhängetasche und machte sich mit einem Gute-Nacht-Gruß an die Bibliothekarin endlich auch auf den Weg zurück in Richtung Gemeinschaftsraum.

Hatte man sie nicht sogar vor dem hiesigen Hausmeister gewarnt? Nachdem einige Lehrkörper an Hogwarts schon ein Problem mit Frauen hatten, wie würde dann überhaupt jemand wie Filch auf ihren schwachen Protest reagieren?

Sie wollte es sich nicht ausmalen und schon gar nicht in Versuchung geraten, es zu riskieren. Zum einen gefährdete es ihren Vorsatz, unauffällig zu bleiben und zum anderen hätte es sie wahrscheinlich an den Rande der Selbstbeherrschung manövriert. Zumindest hatte Hermine jetzt eine vage Vorstellung, wie Hauselfen sich fühlen mussten; diese armen Kreaturen nahmen ihr Schicksal ja auch dankend an und hielten ihren Meistern sogar noch die zweite Wange hin, wenn die erste schon geohrfeigt worden war.
 

Der Wind blies laut über das schottische Hochland und fand seinen Weg pfeifend durch die einzelnen Ritzen des Mauerwerks. Es war kalt auf den Gängen geworden, die sich inzwischen völlig ausgestorben und in Dunkelheit getränkt vor ihr ausbreiteten. Das Licht des aufziehenden Mondes raffte sich dann und wann durch die Fenster und erhellte ihren Weg immer hin gut genug, um sie zu führen.

An und für sich liebte Hermine das ruhende Schloss, wo Hogwarts in diesem Zustand besonders magisch und geheimnisvoll anmutete, auch wenn die Vorstellung einer lauernden Riesenschlange unterhalb der Schule ihr eine unangenehme Gänsehaut verursachte.
 

Wie es wohl Hagrid ging?

Was machte er?

Die kleine Hütte am Waldrand gab es noch nicht, möglicherweise war Dumbledore noch dabei seine Gnade zu erwirken und ihn nach Hogwarts zurück zu holen.

Von allen Gesichtern aus dieser Generation hätte sich Hermine, trotz der Gefahr die damit verbunden war, am Meisten darüber gefreut ihren Halbriesen wiederzusehen und eine weitere Person in ihrem Umfeld zu wissen, der sie unter Umständen vertrauen konnte.
 

**** |[x]| ****


 

Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors spielte heitere Jazzmusik aus einem Grammophon in der Ecke, indes der Turm vom warmen Licht des Kaminfeuers durchflutet wurde und die plüschigen Sessel zum Dableiben verführten.

Anders, wie bei ihrer Ankunft, war nun, nach dem Abendessen, einiges mehr los, wo sich kleine Grüppchen über die Sitzmöglichkeiten verteilten, quasselten oder Hausaufgaben erledigten.

Als Hermine eintrat, schoss William sofort auf die Beine, stolperte unelegant über die Teppichkante auf sie zu und zog die Brünette in eine herzergreifend, feste Umarmung: "Da bist du ja! Wir dachten schon, McCavity hätte dich im Anschluss seiner Stunde zum Essen verputzt." Potter streichelte behutsam ihren buschigen Hinterkopf, bevor er einen Arm um sie legte und mit sich führte.

Thoran war ebenfalls aufgestanden, Diana, Artemis und Lisa reckten die Köpfe: "Hermine, ist alles in Ordnung? Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht nachdem … – na, es war verdammt unhöflich von McCavity, vielleicht hätten wir dich vorwarnen sollen, dass er empfindlich reagiert wenn … nun ja …"

"Er ist da sehr altmodisch", mischte sich Lyail ein und hob entschuldigend die Achsel, doch Hermine winkte ab.
 

"Schon in Ordnung. Ich war in der Bibliothek, hab' mit Dumbledores Aufsatz angefangen und mich ein wenig durch ein Paar Bücher gekämmt; ich war nur überrascht, dass Professor Dumbledore wohl nicht mit ihm gesprochen hat – und etwas vor den Kopf gestoßen von der charmanten Art eures Lehrers, mir mitzuteilen, was er von mir hält."

William drückte Hermine in seinen Sessel und stützte sich selbst auf der Lehne desselben mit beiden Armen ab. Erst jetzt fiel dem Lockenkopf auf, dass ihre vermeidlichen Mitschüler ihre Schuluniformen abgelegt und durch Alltagskleidung getauscht haben, wobei die Mädchen allesamt eintönige Kleider in Pastellfarben trugen und die Jungs in Stoffhosen und einfache Hemden geschlüpft waren, die an jedem eine Spur zu groß wirkten.

Thoran und Lupin hatten ihre Ärmel sogar bis zu den Ellenbogen hoch gekrempelt, was manche sicher als kühn beschrieben hätte – Haut zu zeigen war nicht Thema des Zeitgeistes – wenn Hermine eines aus ihren Schwarz-Weiß-Filmen wusste, dann das.
 

Sie blinzelte irritiert, als ihr jemand ein Buch unter die Nase hielt, dessen Einband eine Hexe in Schürze präsentierte, die damit beschäftigt war den Buchtitel anzulächeln, auf dem in großen Lettern "WIE MAN ES RICHTIG MACHT" prangerte, die Autorin war eine Person namens Brunhilda von Babbershot.

"Was ist das?", es war reine Reaktion, nach dem kleinen Wälzer zu greifen und darin zu blättern. Er enthielt Haushaltszauber und einige Tipps und Tricks wie man, und Hermine verschluckte sich fast an dem Vorsatz, seinen "Ehemann gebührend nach einem anstrengenden Tag in Empfang nahm".

"Thoran hat uns erzählt, dass dich McCavity in Haushaltslehre geschickt hat, da haben wir dir das Buch organisiert. Die Stunde ist immer am Freitag Nachmittag … ich meine, ich will dir nicht zu nahe treten, Hermine, du hast bewiesen, dass du etwas kannst", versuchte es Artemis sichtlich betreten "aber vielleicht hat McCavity Recht, vielleicht ist es besser, wenn du dich mit Dingen beschäftigst, die für dich geeignet sind. Wozu brauchst du schon Alte Runen?"
 

William knetete jetzt ihre Schultern, seine Berührung wurde eine Spur stärker, als er bemerkte wie sich Hermine unweigerlich unter Artemis Vorschlag verkrampfte. Hatte sie sich gerade verhört? War das ihr Ernst? Aber sie kannten es nicht anders, nicht wahr?

Sie wollte das nicht, wollte nicht reduziert oder bevormundet werden, sie war kein Püppchen, das man nach Belieben anziehen und herumtragen konnte. Thorans Blick kreuzte den ihren, ihm war das Gespräch ebenso unangenehm wie dem Rest; Hermine war sich sicher, dass sie einstimmig über diese kleine Intervention gesprochen hatten.

Wahrscheinlich nur, um sie zu beschützen.

Sie seufzte. Hatte sie überhaupt eine Wahl?
 

"Also gut, ich werde es mir ansehen."

Auch, wenn das nicht zwangsläufig mit dem Versprechen einher ging, es auch durchzuziehen. Vielleicht konnte Dumbledore diesen Professor McCavity ja doch davon überzeugen, dass Frauen niveauvoll genug waren, seinem dämlichen Unterricht beizuwohnen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ikari
2015-04-13T10:15:04+00:00 13.04.2015 12:15
Schließe mich alandatorb an* grins*...
Hermine soll mal zeigen was sie drauf hat,auch wenn sie sich bedeckt halten wollte...Eine muss doch mal den Anfang machen und den Weg ebnen!

Lestrange oder Riddle. Beide wären prädestiniert, aber Malfoy passt nicht.

Liebe Grüße
Ikari
Von:  alandatorb
2015-04-11T21:23:25+00:00 11.04.2015 23:23
arrrg --- na gut Haushaltszauber sind nicht schlecht - die braucht man irgendwann, doch Hermine wird doch in ner Stunde das Buch in und auswendig kennen und alle damit verbundenen Zauber - die wird sich zur Tode langweilen - lass sie bitte die Runenhausaufgaben für die nächste Stunde machen und sie dem blöden Lehrer unter die Nase reiben - so jetzt hab ich mich mal ausgesprochen - Her mit der Gleichberechtigung für Frauen - Wir können alles - Nur manches können Männer besser (wenn wir es nicht machen wollen ;) )
So zu deiner Frage am Anfang: jetzt wäre ich fast für Hermine - nein Spass beiseite: ich bin für Lestrange


Zurück