Im Taumel des Glücks
Die Sonne schien durch die halboffenen Jalousien und ließ sie langsam wach werden. Sie musste ein paarmal blinzeln, bevor sie alles klar erkennen konnte und feststellte, dass die gestrige Nacht kein Traum gewesen war.
Eng gepresst lag er hinter ihr und hatte seinen Arm um sie geschmiegt. Er schien noch friedlich zu schlafen, während sie sich müde über ihre Augen fuhr und ihren Blick über die Schultern wandte. Vorsichtig drehte sie sich zu ihm, spürte wie er seinen Griff langsam lockerte und leise aufstöhnte.
Er kniff die Augen fest zusammen und drückte sein Gesicht ins Kissen, da die Sonne direkt auf sein Bett schien.
„Es ist noch viel zu früh, um schon so hell zu sein“, grummelte er schlaftrunken in sein Kissen, als Mimi sich ihm liebevoll entgegendrückte und ihm einen kurzen Kuss auf die Wange gab.
Einäugig sah er auf und grinste, als Mimi ihren Kopf sanft auf sein Kissen bettete.
Behutsam strich er über ihr Gesicht, wanderte mit der Hand hinter ihren Nacken und zog sie bestimmend zu sich hinunter.
Begierig begann er sie zu küssen, als Mimi weiter zu ihm runterrutschte und ihr Bein um seine Hüfte schlang. Sie wollte ihm so nah sein, wie es ihr nur möglich war, ihn küssen und berühren.
Gestern Nacht hatten sie noch viel miteinander geredet. Mimi erzählte ihm von der Sache mit Matt, wie es damals abgelaufen war und dass sie es nur getan hatte, weil sie dachte, dass sie nie eine Chance miteinander hätten. Dass, sie ihn für einen Abend aus dem Kopf bekommen wollte, aber sich hinterher nur noch mehr nach ihm sehnte.
Auch er entschuldigte sich für sein Verhalten, dafür, dass er sie den halben Abend ignoriert hatte, obwohl er zugeben musste, dass sie in ihrem Yukata einfach fabelhaft ausgesehen hatte.
Tai hatte gemerkt, dass er ihr nicht länger böse sein konnte, dass diese Sache der Vergangenheit angehörte und sie nun gemeinsam in die Zukunft blickten.
Er löste den Kuss, zog sie in eine innige Umarmung und lächelte sie glücklich an.
„Du hast mir gestern gar nicht gesagt, was du dir gewünscht hast“, fiel ihm plötzlich ein und ihre Nasenspitzen berührten sich zärtlich.
Doch Mimi senkte leicht den Kopf und drückte sich gegen seine starke Brust.
„Mein Wunsch war dämlich, ich weiß auch nicht mehr, warum ich mir ausgerechnet das gewünscht habe“, gab sie kleinlaut zu und krallte ihre Nägel in sein Schlafshirt.
„Was hast du dir denn gewünscht?“, fragte er behutsam und streichelte ihr über den Rücken.
Auch sie trug ein Shirt von ihm, an dem sein unvergesslicher Geruch haftete, sodass sie es am liebsten nicht mehr ausziehen wollte.
„Ich habe mir gewünscht, dass ich sie irgendwann wiedersehe“, sagte sie mit bebender Stimme und presste ihre Lippen verbittert aufeinander.
Sie wusste, dass es ein bescheuerter und unrealistischer Wunsch war, doch in diesem Moment, war es das einzige, was sie sich von Herzen wünschte.
„Ich finde deinen Wunsch echt schön und er ist überhaupt nicht bescheuert“, sagte er auf einmal und strich sachte über ihren braunen Schopf. Verwundert hob Mimi ihn an und blickte Tai voller Liebe an.
„Was hast du dir gewünscht?“, wollte sie auf einmal wissen, auch wenn sie ihn nicht an den Bambussträuchern gesehen hatte.
Er lächelte herzlich und wanderte mit seinem Mund zu ihrem Ohr. „Das wir uns wieder vertragen und glücklich zusammen sein können.“
Gerührt von seinen Worten, blickte sie ihn an und fuhr mit ihren zarten Fingern ein paar Strähnen aus seinem Gesicht.
„Du machst mich gerade unfassbar glücklich“, raunte sie, als er seine Stirn gegen ihre drückte.
„Du mich auch“, murmelte er und ließ sie langsam los, um sich aufsetzten zu können. „Willst du erst duschen, oder frühstücken?“
Ein keckes Grinsen zog sich über sein Gesicht, als er sie in seinem Shirt vor sich sitzen sah und sie sich durch ihre langen Haare fuhr.
Sie kämpfte sich aus der Decke, blieb einen kurzen Moment sitzen, als ihr eine Idee kam. Provokant beugte sie sich zu ihm, sodass er einen Blick unter ihr Shirt erhaschen konnte und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen.
„Ich glaube, ich möchte zuerst duschen gehen“, sagte sie lachend und krabbelte von seinem Bett.
Etwas perplex blieb Tai sitzen und nickte nur verhalten, als Mimi sein T-Shirt über den Kopf zog und es ihm entgegenwarf.
Geschickt fing er es und runzelte die Stirn, als Mimi plötzlich nackt vor ihm stand und selbstsicher ins Bad stolzierte.
„Das brauche ich zum Duschen ja nicht“, sagte sie, lehnte sich gegen den Türrahmen und spielten mit ihren weiblichen Reizen, während Tai sprachlos auf seinem Bett saß und nicht wusste, was er antworten sollte.
Mimi legte den Kopf schief und zog eine Augenbraue in die Höhe. Er schien wohl nicht zu verstehen, was sie von ihm erwartete. Sie verrollte nur die Augen und grinste verführerisch.
„Du kannst auch gerne mitkommen, aber natürlich nur, wenn du willst“, erwiderte sie lustbetont und schritt langsam ins Badezimmer.
Keine Sekunde später, hörte sie ihn aus seinem Bett steigen und ihr hinterhereilen.
Geschwind drehte sie sich ihm zu, sah, dass er bereits sein eigenes Shirt über den Kopf gezogen hatte und die Tür hinter sich zuwarf. Schwungvoll packte er sie und presste sie gegen die massive Holztür, als er ihren Mund mit seinen Lippen verlangend attackierte.
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Die letzten zwei Wochen vergingen rasend schnell und der letzte Schultag vor den Sommerferien war bereits angebrochen.
In ihrer Freizeit hatte Mimi so viel Zeit wie nur möglich mit Tai verbracht, der mittlerweile ebenfalls Semesterferien hatte.
An ihrem letzten Schultag hatte sie sich mit Kari und Yolei verabredet, um mit ihnen zum krönenden Abschluss ein Eis essen zu gehen.
Gemeinsam schlenderten sie die Einkaufpassage entlang, bis sie eine Eisdiele erspähten und einen Platz vor dem Café ergatterten.
Ein wenig erschöpft ließ sich Mimi auf ihrem Stuhl nieder und seufzte leise, als Kari die Eiskarte an sie weiterreichte.
„Danke“, murmelte sie und schlug sie auf. Irgendwie hatte sie Lust auf etwas Fruchtiges, aber auch zu einem Schoko-Vanille-Eisbecher würde sie sicher nicht nein sagen.
Letztlich entschied sie sich für ein kleines Spaghettieis, da ihr einfiel, dass sie später noch zu Tai fahren wollte, um sich dann bei Masaru und Chiaki zum Kochen zu treffen.
Geduldig warteten die drei Mädchen auf ihre Bestellung und unterhielten sich derweil über belanglose Dinge. Seit Mimi nebenher arbeitete, hatte sie dem Tanzverein abgeschworen, auch wenn ihre ehemalige Trainerin wieder die Führung übernommen hatte.
„Ohne dich ist es wirklich nur halb so witzig. Seit Frau Nakamora wieder da ist, ist die Atmosphäre viel entspannter geworden“, erklärte sie ihr ausschweifend.
„Kann ich mir echt vorstellen…Frau Kurama war eine wahrhaftige Hexe“, grummelte Mimi und sah, dass ihre Eisbecher gerade gebracht wurden.
Dankend nahm sie ihren entgegen und ließ sich das süße Vanilleeis sofort auf der Zunge zergehen, während Kari und Yolei erst ihre Waffeln verdrückten.
„Und wie läuft es mit euren Männern?“, fragte Mimi interessiert und nahm einen großen Löffel Eis in ihrem Mund auf.
Kari und Yolei sahen sich erst ein wenig perplex an, musste aber relativ schnell kichern. „Mit denen läuft es wirklich gut, ich glaube Takeru ist bereits genervt, dass ich auf jedes seiner Basketballspiele komme und ihn wie eine Verrückte anfeuere“, gestand sich Kari ein und lief etwas rot an.
„Ach was, ihm gefällt es sicher, wenn seine Freundin, ihn anfeuern kommt“, entgegnete Mimi sofort, während Yolei bestätigend nickte.
„Er ist wirklich verrückt nach dir“, meinte Yolei und schob ihre Brille zurecht.
„Als ob Ken nicht verrückt nach dir wäre. Er ist jedes Wochenende bei dir und wurde von deiner Familie bereits adoptiert“, lachte Kari und leckte genüsslich über ihren Löffel.
„Mein Bruder ist so begeistert von ihm und zeigt ihm jedes Mal seine Star Wars Sammlung“, seufzte Yolei resigniert, als Kari und Mimi herzlich zu lachen begannen.
Unauffällig sah Mimi zu Kari und fixierte sie kurz mit einem nachdenklichen Blick. Tai hatte noch nichts von ihnen erzählt, da sie beschlossen hatten, es langsam anzugehen, auch wenn Mimi bereits in den höchsten Tönen bei ihrer Mutter von ihm schwärmte.
Sie hoffte wirklich, dass es ihre Freundschaft nicht verändern würde, wenn sie auf einmal auch noch die Freundin ihres Bruders war.
„Gibt es bei dir eigentlich etwas Neues?“, fragte Yolei spitzfindig und ließ Mimi leicht erröten.
„Ähm, im Moment versuche ich das Chaos ein wenig zu ordnen“, antwortete sie verhalten und war bedacht darauf, mit ihren Worten nicht irgendwelche Vermutungen anzuheizen.
Beide wussten über Noriko und das ganze Drama Bescheid, auch wenn sie nur sehr ungern mit ihren Freundinnen darüber sprach. Es fiel ihr einfach immer noch sehr schwer darüber zu reden, weil es sie doch noch sehr belastete und sie oftmals den Tränen sehr nah war. Bei Tai hatte sie mittlerweile keine Probleme mehr sich fallen zu lassen, da er wusste, wie er sie wieder aufheitern konnte. Bei Kari und Yolei brauchte sie wohl einfach noch ein bisschen Zeit.
Doch Yolei schien sich mit ihrer Antwort zufrieden zu geben, da sie nicht weiter nachfragte, bis Mimi auffiel, dass Kari bedrückt in ihrem Eis herumstocherte.
„Was ist denn mit dir los?“, hakte Mimi verwundert nach und konnte den plötzlichen Stimmungsumschwung ihrer Freundin nicht ganz nachvollziehen.
Kari druckste erst etwas herum, wollte nicht so wirklich mit der Sprache herausrücken, als Mimi langsam ungeduldig wurde.
„Ach komm‘, du kannst uns doch alles erzählen“, versuchte sie sie aufzumuntern. „Ist doch etwas mit Takeru?“
Doch Kari schüttelte sofort den Kopf und stöhnte leise. „Es geht um meinen Bruder…eigentlich will ich dir das nicht erzählen, weil…“
„Ich kann das schon aushalten“, meinte Mimi nur und sah zu Yolei, die gespannt das Gespräch der beiden verfolgte. Sie hatte nie wirklich gewusst, dass Mimi schon länger Gefühle für Tai hatte, hatte es nach dem Kuss in der Bar jedoch vermutet gehabt und sie bereits öfters darauf angesprochen.
Damals hatte sie es immer verleugnet gehabt, doch jetzt wollte sie ihre Gefühle packen und am liebsten der ganzen Welt präsentieren. Er machte sie so unglaublich glücklich, dass sie es kaum in Worte fassen konnte.
„Er war am Wochenende zu Besuch bei uns“, fing Kari langsam an zu erzählen, „aber dann hat er sich gegen Abend, nachdem unsere Eltern ins Bett gegangen sind, von zuhause weggeschlichen und ist erst am nächsten Tag kurz vor dem Frühstück wieder aufgetaucht.“
Mimi hielt plötzlich inne und bemühte sich möglichst überrascht zu geben, da sie genau wusste, wo er die Nacht verbracht hatte.
„Ich habe ihn darauf angesprochen und bin in sein Zimmer geplatzt, als er sich gerade umgezogen hatte.“ Sie machte eine kurze dramatische Pause und sah zwischen ihren beiden Freundinnen hin und her. „Er hatte überall Kratzspuren am Rücken und hatte sich bei mir voll ausgeredet, als ich ihn darauf angesprochen hatte. Und später als wir beim Mittagessen saßen, hat er plötzlich erzählt, dass er schon seit längerem eine Freundin hat. Und dann konnte ich eins und eins zusammenzählen.“
Mimi riss die Augen auf, sank ihren Stuhl etwas hinab und wollte am liebsten im Erdboden versinken.
Tai und sie hatten ein wildes Liebesleben, das in den letzten paar Wochen intensiv ihren Alltag geprägt hatte. Sie konnten einfach nicht die Finger voneinander lassen, wollten sich so nah wie möglich sein, sodass die Leidenschaft manchmal ein Eigenleben entwickelte.
„Und seine Freundin hat ihm den Rücken aufgekratzt?“ hakte Yolei entsetzt nach und hielt die Hand vor den Mund.
„Ja, anscheinend schon. Ich weiß, wirklich nicht wen er sich da angelacht hat, aber ihm scheint es wohl sehr ernst mit ihr zu sein.“
Kari verdrehte die Augen, während Mimi hellhörig wurde. „Ach wirklich? Was erzählt er denn über sie so?“
„Naja, dass sie ihn glücklich macht und er sie nie wieder gehen lassen will. Er ist total verknallt, dass kenne ich gar nicht von ihm!“, erwiderte Kari verzweifelt. „Er hat sich eine richtige Domina angelacht.“
Entrüstet sah Mimi zu Kari, obwohl sie sich zuvor noch sehr über ihre Worte gefreut hatte.
Eine Domina? Sie? Das ging zu weit.
„Warum kann er nicht einfach mit dir zusammen sein?“, richtete Kari ihre Frage an Mimi, die gerade etwas Licht ins Dunkele bringen wollte.
Mimi hielt augenblicklich inne und sah Karis verzweifelten Blick.
Wenn sie wüsste, dass sie das ihrem Bruder angetan hatte, würde sie dann anderes darüber denken? Mimi schluckte.
Sie entschied sich dazu, nichts zu sagen und wartete lieber darauf, dass Tai sie seiner Familie offiziell als Freundin vorstellte.
„Ach Kari, du kennst sie ja noch nicht! Vielleicht ist sie ja wirklich ganz nett“, versuchte Mimi die Situation zu retten und erntete von den beiden nur einen argwöhnischen Blick.
„Du scheinst ja bereits über ihn hinweg zu sein“, jammerte Kari deprimiert, als sich auch Yolei eimischte.
„Vielleicht solltest du ihm das nächste Mal ein bisschen auf den Zahn fühlen und darauf bestehen, seine Freundin näher kennen lernen zu wollen“, riet sie ihr und nickte bestätigend.
Mimi lächelte nur verhalten und rutschte ihren Stuhl weiter hinunter. Hier wollte sie sich eher bedeckt halten.
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Den Abend vor ihrem achtzehnten Geburtstag verbrachte sie, wie viele Abende zuvor, bei Tai, der sie von der Arbeit abgeholt hatte.
Liebevoll hatte er seine Finger mit ihren verschränkt, als sie vor seiner Zimmertür ankamen. Er kramte den Schlüssel aus seiner Hosentasche und legte ein schelmisches Grinsen auf.
„Es wird Zeit das du die Augen schließt, Prinzessin“, sagte er und stellte sich hinter sie.
Irritiert blickte sie ihn über die Schulter hinweg an, als er ihr plötzlich mit einem Tuch die Augen verband. Sie sah nun nichts mehr und konnte nur noch hören, wie er den Schlüssel im Schloss herumdrehte und sie behutsam in sein Zimmer drückte.
Sie bekam noch mit, wie die Tür hinter ihr Schloss fiel und er ihr einen kurzen Kuss auf die Schläfe drückte.
„Darf ich die Augenbinde abnehmen?“, fragte sie nach und wollte sie schon nach unten ziehen, als Tais hektische Stimme ertönte.
„Noch nicht! Gleich, ein bisschen Geduld“, meinte er geheimnisvoll und ließ Mimi einfach mitten im Raum stehen.
Verwirrt verschränkte sie die Arme vor der Brust und fragte sich, was Taichi nur vorhatte.
Plötzlich vernahm sie den Duft von Vanille und spürte, dass er direkt vor ihr stand.
„Tai, was soll das denn? Was hast du vor?“, quietschte sie, als seine rauen Hände ihr Gesicht entlangfuhren. Mit seinen geschickten Fingern löste er die Schleife der Augenbinde.
Mimi blinzelte leicht, konnte allerdings anfangs nicht viel, außer einem leichten Flackern, erkennen.
Erst nach und nach erstreckte sich vor ihr ein Kerzenmeer und der süßliche Vanilleduft stieg ihr in die Nase. „Aber? Was?“
Sprachlos starrte sie ihn an, als sie die Rosenblätter auf dem Boden entdeckte. Noch nie hatte sich jemand für sie so viel Mühe gegeben, sein ganzes Zimmer in Rosen getaucht und es mit den Kerzen erleuchtet.
„Das…oh mein Gott“, brachte sie hervor und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. „Das ist wunderschön.“
„So wie du“, hauchte er halblaut und legte die Arme um ihre Hüfte.
Mimi kicherte nur und spürte seine warmen Lippen an ihrem Hals. „Du bist so ein verdammter Schleimer“, unterstellte sie ihm gespielt vorwurfsvoll und drehte sich ihm zu.
„Bin ich gar nicht“, verteidigte er sich ein wenig beleidigt und zog schmollend seine Unterlippe vor, als er sie in eine erneute Umarmung zog.
Mimi legte ihre Arme hinter seinen Nacken und drückte ihn zu sich hinunter, um ihn küssen zu können.
Sie konnte einfach nicht die Finger von ihm lassen, wollte am liebsten jeden Tag in seiner Nähe sein, mit ihm ein gemeinsames Bett teilen, neben ihm einschlafen und wieder aufwachen.
Sie liebte ihn so sehr, auch wenn ihr die berühmten Worte noch nicht über die Lippen kamen.
Vielleicht wartete Mimi darauf, dass er es zuerst zu ihr sagte, weil sie es romantischer fand. Aber es konnte natürlich auch sein, dass sie so bedeutungsvolle Worte nicht gleich zu Beginn einer neuen Beziehung verlieren wollte. Daher entschloss sie sich zu warten, ihm einfach zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte. Sie vertiefte ihren Kuss, spürte seine Hände an ihr hinunter wandern, als er sie auf einmal packte und hochnahm. Ohne ihren innigen Kuss zu lösen, trug er sie zu seinem Bett und ließ sich darauf nieder.
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Sie lag dicht an ihn gekuschelt und streichelte über seine nackte Brust. Mimi spürte seinen starken Arm im Rücken, der ihr das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gab.
Mittlerweile waren ein paar Stunden vergangen, in denen sie sich liebten, miteinander kuschelten und sich schweigsam verliebte Blicke zuwarfen.
Sie fühlte sich wie auf Wolken, als er sich leicht aufraffte und zur Uhr schielte.
Grinsend ließ er sich auf sein Kopfkissen sinken und strich ihr liebevoll eine Haarsträhne hinter die Ohren.
„Es ist schon nach zwölf“, murmelte er, als Mimi verwundert zur Uhr sah.
Tatsächlich. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass die Zeit schon so weit vorangeschritten war.
Auf einmal spürte sie, wie er ihren Kopf zu sich drehte und ihr einen zarten Kuss auf die Lippen hauchte.
„Alles Gute zum Geburtstag“, nuschelte er gegen ihre Lippen und vergrub seine Hand hinter ihrem Nacken, um den Kuss mehr Leben einzuverleiben.
Glücklich wandte er sich nach einem kurzen Moment der Leidenschaft von ihr ab, beugte sich über sie und zog seine Nachtischschublade auf. Er musste nicht lange suchen und zog mit einem verschmitzten Grinsen ein kleines Kuvert hervor, dass er mit pinken Bändern versehen hatte.
Verwundert setzte sich Mimi auf und hielt sich die Decke vor die Brust.
„Ist das etwa für mich?“, fragte sie lieblich, als er es ihr entgegenhielt.
„Na los, mach‘ es schon auf“, forderte Tai sie auf und Mimi fuhr mit den Fingern über das glatte bunte Papier.
Ungeduldig pfriemelte sie an den Bändern, suchte einen Weg, dass Geschenkpapier nicht allzu sehr zu beschädigen. Doch sie war nervös und gespannt zugleich und wollte unbedingt wissen, was Tai ihr geschenkt hatte.
Schmuck konnte es nicht sein, Mimi tendierte aufgrund des sehr flachen Umschlages zu einer Geburtstagskarte, auch wenn sie sich ein wenig mehr von ihm erhofft hätte.
Doch als sie das Papier unsanft aufriss und den Inhalt des Kuverts sah, stockte ihr der Atem.
„Tai…“, brachte sie gerade noch hervor und hielt sich die Hand vor den Mund. Sie konnte nicht verbergen, wie sehr sein Geschenk sie rührte. „Woher…?“
„Ich habe Masaru um Rat gebeten. Er hat mir erzählt, dass du gerne mit ihr dahingegangen wärst.“
„Ja…aber…ich, das ist doch viel zu teuer“, stammelte sie perplex.
„Quatsch“, sagte er sofort und machte eine abwinkte Handbewegung. „Ich habe etwas Studentenrabatt bekommen und vom Flyer verteilen habe ich noch etwas Geld übrig gehabt.“
Sprachlos betrachtete sie ihr Geschenk und war vor Rührung den Tränen nah.
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, murmelte sie tief ergriffen und näherte sich ihm langsam.
Ihre Gesichter waren nah beieinander, als sie zärtlich seine Wange berührte und ihn verliebt anschmachtete.
„Danke“, flüsterte sie mit gedämpfter Stimme und fuhr mit dem Daumen über seine weichen Lippen.
Noch nie im Leben, hatte sie sich so vollkommen und glücklich gefühlt, wie in diesem Moment.
Tai war der Richtige. Er brachte sie zum Lachen, war die starke Schulter, die sie zum Anlehnen brauchte und zeigte ihr tagtäglich, wie viel sie ihm bedeutete.
Sie hatten einen harten Weg hinter sich, doch Mimi war sich sicher, dass nun alles bergauf gehen würde.