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Von Abenteuern und dergleichen

Die Geschichte eines Hobbitmädchens
von

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Die Heimkehr eines Mädchens


 

Aus dem Großen Meer bin ich nach Mittelerde gekommen. An diesem Ort will ich bleiben und meine Erben bis zum Ende der Welt. – Aragorn
 

Beutelsend. Heim der Gamdschies. Gegenstand ungezählter Legenden und Gerüchte. Angeblich auch der Hort großer Reichtümer. Dass die Sackheim-Beutlins vor vierzig Jahren vieles verprasst hatten, hielten viele Hobbits immer noch für unmöglich.

Die Gamdschies ließen die Klatschsüchtigen in ihrem Glauben und genossen den wahren Reichtum ihres Heims: Eine große, lebendige Familie, gleichermaßen turbulent und friedlich.

Zugleich war Beutelsend der Treffpunkt einer eingeschworenen Gemeinschaft dreier Hobbits, die vor vierzig Jahren Abenteuer erlebt hatten, die jenseits aller Hobbitvorstellungen lagen.

Jene Hobbits hatten auch heute zusammen gefunden und räkelten sich träge und Pfeife rauchend auf einer Bank im Garten, welcher ob des Frühsommers in voller Blüte stand. Samweis Gamdschie, Meriadoc Brandybock und Peregrin Tuk hatten einander aufgrund ihrer jeweiligen Verpflichtungen seit acht Monaten nicht mehr gesehen. Doch am Vortag waren die Räte des Auenlands, welchen sie alle Drei angehörten, in Hobbingen zusammen gekommen und sie hatten das zum Anlass genommen, um wieder Zeit miteinander zu verbringen.

Vom Feld her hörten sie das ausgelassene Gelächter der Gamdschie-Kinder. Eómer und Eówyn waren bei ihnen. Die Beiden hatten darauf bestanden, ihren Vater nach Hobbingen zu begleiten. Merry hatte keine Einwände erhoben, im Gegenteil: Seiner Ansicht nach konnte sich sein Sohn ruhig eine Pause vom Studieren gönnen.

Seit ihrer Heimkehr von Gondor vor vier Jahren war Eómer nicht mehr viel unterwegs gewesen, sondern hatte begonnen, die Geschichte des Auenlands und seine heutigen Verhältnisse zu studieren. Wenn er einmal auf Reisen gewesen war, dann um bestimmte Gebiete aufzusuchen und in allen Details zu kartografieren.

Merry war sich sicher, dass sein Sohn das alles zum Teil auch deshalb tat, weil er seine beiden Freunde vermisste. Faramir und Goldfranse waren seit viereinhalb Jahren auf Reisen und keiner wusste, wo sie jetzt waren. Vor einem Jahr hatten sie von Bruchtal aus Briefe an ihre Familien geschickt und darin angekündigt, dass es auch diesseits des Mittelgebirges noch einige Reiseziele für sie gab. Über den Zeitpunkt ihrer Heimkehr hatten sie nichts geschrieben. Dennoch waren alle beruhigt gewesen, nachdem sie diese Briefe gelesen hatten. Sie lebten Beide – denn die Briefe enthielten ganz klar Faramirs und Goldfranses Handschriften, daran bestand für die Familien kein Zweifel – und sie hatten keine Verletzungen oder bevorstehende Gefahren erwähnt.

Seit der Ankunft der Briefe hatte sich Rosis Kühle gegenüber Merry und Pippin auch wieder gelegt. Sie hatte es ihnen sehr übel genommen, dass sie ihre Tochter damals zum Einsamen Berg hatten ziehen lassen. Auch die Beteuerungen ihres Mannes, dass Goldfranse in Legolas’ und Gimlis Obhut gut aufgehoben war, hatte ihre Angst nicht zerstreuen können. Merry und Pippin hatten es Rosi nicht nachgetragen. Letzterer wohl auch deshalb nicht, weil er sich von seiner eigenen Frau ähnliche Vorwürfe hatte anhören müssen, weil er das einzige gemeinsame Kind nicht zurück gebracht hatte. Rosi und Juweline waren besorgte Mütter, es lag in ihrer Natur, jedem zu grollen, der ihre Kinder nicht wie einen Augapfel gehütet hatte.

Mittlerweile hatten sie sich wieder beruhigt und Sam hatte seinen Freunden anvertraut, dass Rosi sich Gedanken machte, ob sie die Schuld an der langen Reise ihrer Tochter trug. Sam selbst trug diese Zweifel auch mit sich herum und Merry und Pippin hatten zu ihrem Leidwesen nichts tun können, um diese Pein zu lindern.

Umso dankbarer waren sie, dass Sam sich heute in ihrer Mitte ganz und gar entspannen konnte. Sie sprachen nicht miteinander, während sie ihre Pfeifen pafften und den friedlichen Tag auf sich wirken ließen, aber Merry und Pippin kannten den Gärtner lange genug, um sich über seinen Zustand sicher sein zu können.

Der Frieden wurde jäh unterbrochen, als das Gelächter der Kinder verstummte. Schlagartig. Als hätte sich die Erde unter ihnen allen aufgetan und sie verschluckt. Pippin, der gerade seine Pfeife neu gestopft hatte, runzelte verwirrt die Stirn. Beunruhigt erhob Sam sich.

Dann erklang ein vielfaches Jubeln und Jauchzen und alle Kinder riefen laut und wild durcheinander, begleitet von seligem Lachen.

Jetzt standen auch Merry und Pippin auf und gemeinsam mit Sam durchquerten sie den Garten, um zum Rand der Wiese zu gelangen. Alle Kinder waren zur Straße gelaufen und scharten sich um zwei Ponys.

Pippin begriff als Erster. Mit einem strahlenden Lächeln und langen Schritten eilte er über die Wiese zu der Kinderansammlung und zog seinen Sohn daraus hervor und in eine stürmische Umarmung. Es musste Faramir sein, denn selbst aus der Entfernung war er Pippin zum Verwechseln ähnlich.

Merry klopfte Sam auf die Schulter, der merklich die Luft angehalten hatte. Aus dem dichten Pulk von Gamdschie-Kindern trat Goldfranse hervor. Sie trug Hosen, hatte eine Axt in einem Holster an der Seite hängen und auf dem Rücken einen Bogen und einen halb gefüllten Köcher. Ihre Haare hatte sie sich geflochten. Wie eine Kriegerin sah sie aus, doch ihr Gesichtsausdruck war weich und hell und friedlich. Kein Vorwurf, keine Angst lagen noch in ihren Augen, sie waren klar und wunderschön in ihrer reinen Wiedersehensfreude, als sie über die Wiese eilte.

Sam setzte sich in Bewegung und nahm seine Tochter stürmisch in Empfang. Lachend und weinend vor Glück erwiderte Goldfranse die Umarmung.

Lächelnd ging Merry über die Wiese, um den Sohn seines besten Freundes in die Arme zu schließen. Faramir wirkte wie ein richtiger Krieger, war muskulöser, strammer, ein richtiger Mann. Seine Augen funkelten kraftvoll und lebendig.

Als Merry von ihm abgelassen hatte, trat Eómer wieder zu seinem Kindheitsfreund und grinste amüsiert.

„Das ist aber nicht die feine Art, uns einen Anlass zum Feiern vorzuenthalten.“

Er zog an einer feingliedrigen Goldkette, die unter Faramirs Hemd hervorlugte, und förderte einen schlichten Ring aus Weißgold zutage.

„Ich denke, Vater wird es euch verzeihen“, sagte Frodo und schlug seinem Schwager wohlwollend auf die kräftige Schulter, den Blick auf Sam und Goldfranse gerichtet, die einander immer noch festhielten und keiner Aussprache mehr bedurften.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2019-07-28T06:25:05+00:00 28.07.2019 08:25
Was für ein schönes Ende. Sehr gut geschrieben. Das kam mega gut rüber. Hat mir gefallen.

LG


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