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Von Abenteuern und dergleichen

Die Geschichte eines Hobbitmädchens
von

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Die Aussprache der Freunde


 

Wie wäre es Seite an Seite mit einem Freund? – Legolas Grünblatt
 

Als Goldfranse erwachte, waren zwei Tage seit der Schlacht am Holzturm vergangen. Fürst Faramir und sein Lehnsherr waren darin überein gekommen, dass eine ständige Wachstation nun unumgänglich geworden war. Die Baumeister, die sich mit dem Wiederaufbau von Osgiliath bewährt hatten, würden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten Ithylien befestigen. Es würden neue Wachtürme entstehen, vielleicht sogar eine neue Wetterspitze…

Goldfranse wurde an ihrem Krankenlager über all das von Eómer informiert, der sie mehrmals täglich besuchte. Auch Merry, Pippin, Legolas und Gimli waren oft bei ihr und schweren Herzens hatte Golfranse ihnen und sich selbst gegenüber gestanden, dass sie beim Versuch, an der Schlacht teilzunehmen, alles andere als eine gute Figur abgegeben hatte.

Der Haradhrim-Dolch war viel zu schwer für sie gewesen und ohne schützende Rüstung in den Kampf zu eilen, hatte ihrer Tauglichkeit noch zusätzlich geschadet. Beinahe beiläufig hatte ein Haradhrim sie mit seinem Schild beiseite gestoßen und sie hatte das Bewusstsein verloren.

Sie wusste, dass sie großes Glück gehabt hatte. Viele hätten so eine Dummheit mit dem Leben bezahlt und sie musste nur für ein paar Tage das Bett hüten. Nicht einmal die Rippen hatte sie sich gebrochen.

„Ich weiß, dass ich eine große Dummheit begangen habe, aber ich möchte dennoch zum Einsamen Berg“, erklärte Goldfranse einen Tag, bevor sie zusammen mit den Ringgefährten nach Osgiliath gebracht werden sollte.

„Damit haben wir bereits gerechnet“, schmunzelte Merry. „Und wir werden dich ziehen lassen unter der Bedingung, dass du deinen Eltern in einem Brief alles erklärst.“

„Und du wirst vom Einsamen Berg aus nicht alleine weiter reisen“, fügte Gimli streng hinzu. „Legolas und ich werden dich bis an die Grenze des Auenlandes bringen und wir verlassen uns darauf, dass du von dort aus schnurstracks nach Beutelsend reist. Im Gegenzug können wir auf dem Weg zum Auenland sicher den einen oder anderen Umweg einschlagen.“

Zutiefst dankbar blickte Goldfranse von einem zum nächsten und erhob keinerlei Einspruch gegen die Bedingungen. Ihre Erfahrung während der Schlacht hatte ihr deutlich gemacht, dass sie sich keineswegs alleine durch Mittelerde schlagen konnte – und dass sie das auch gar nicht musste.

Der Zelteingang raschelte und alle drehten sich um. Eómer räusperte sich vernehmlich. „Ich denke, ich muss noch meinen Reisesack packen.“

„Gute Idee!“, lobte Merry seinen Sohn überschwänglich und zerstruppelte dessen Haare. „Das hast du eindeutig von deiner Mutter!“

„Wenn du das sagst“, erwiderte Eómer gedehnt.

Grinsend folgten Legolas und Gimli den Brandybocks. Pippin bildete das Schlusslicht und klopfte seinem Sohn im Vorbeigehen auf die Schulter. Goldfranse konnte nicht einmal ein Lächeln für das Geplänkel der Anderen aufbringen. Von dem Moment an, da Faramir das Zelt betreten hatte, hatte sie nichts andere mehr um sich herum bemerkt als ihn.

In den letzten Tagen hatte er sie kein einziges Mal besucht. Nach ihrem Erwachen hatte sie befürchtet, er sei auch verletzt worden, und hatte nach ihm gefragt. Eómer hatte sie nur bedeutungsschwer angesehen und gesagt, sie solle Faramir Zeit geben. Also hatte sie gewartet, ohne sich selbst darüber in Klaren zu sein, ob sie sein Auftauchen fürchtete oder ersehnte.

Selbst als sie alleine waren, blieb Faramir noch am Zelteingang stehen. Er hatte eine Hand in den zotttigen Haaren vergraben und den Blick auf den Boden gerichtet. Goldfranse wagte nicht, irgendetwas zu sagen, aber in ihrem Herzen staute sich immer mehr Angst an.

„Du hast mir… schreckliche Angst eingejagt“, durchbrach Faramir schließlich die Stille und trat zu einem der Hocker neben Goldfranses Feldbett, um sich darauf nieder zu lassen. Bevor sie die richtigen Worte finden konnte, um sich zu entschuldigen, fuhr Faramir bereits fort: „Damals bei der Wetterspitze… Ich habe gesehen, wie ernst dir das war… Seitdem hatte ich immer Angst davor, dass du in deinen eigenen Tod läufst…“

Goldfranse blinzelte verwirrt. „Aber ich habe doch nur… geübt?“

Langsam schüttelte Faramir den Kopf. „Dein Gesichtsausdruck hat etwas ganz anderes gesagt. Er hat mir so schreckliche Angst eingejagt, dass ich nicht klar denken konnte. Monate lang habe ich mich wie ein Esel aufgeführt und dich verletzt. Das tut mir Leid. Ich weiß gar nicht, wie ich das jemals wieder gut machen soll.“

Zwischen ihnen entstand ein drückendes Schweigen. Goldfranse betrachtete ihren Kindheitsfreund, der auf seine Hände hinunter blickte, und versuchte, den vollen Sinn seiner Worte zu begreifen.

Hatte er sich deshalb während der Reise so sehr von ihr distanziert? War das der Grund für seine wiederholten Abweisungen gewesen?

„Die Sache an der Pforte von Rohan…“, begann sie zaghaft.

„Ich habe Panik gekriegt und war wütend, weil du so leichtsinnig gewesen bist.“

Goldfranse wollte protestieren – immerhin hatte sie Faramir damals das Leben gerettet –, aber ein Zwicken an ihrer linken Schulter ließ sie innehalten. Nein, sie hatte damals unverschämt viel Glück gehabt. Glück, das sie vor einigen Tagen nicht mehr gehabt hatte.

Zaghaft legte sie ihre Hände auf Faramirs und sah direkt in seine Augen, als er den Blick hob. Und in diesem Blickkontakt lagen all die Entschuldigungen, für die sie einfach nicht die richtigen Worte finden konnten. Es war noch viel intensiver als diese Umarmung damals an der Pforte von Rohan.

Und noch etwas lag in diesem Blickkontakt: Etwas, das sie Beide dazu veranlasste, sich zueinander vorzubeugen. Auf einmal schlug Goldfranses Herz so heftig gegen ihren Brustkorb, als wollte es diesen sprengen. Ihr Gesicht fühlte sich schrecklich heiß an und all ihre Gedanken richteten sich allein auf diesen Moment…

Doch er fiel in sich zusammen, als Faramir sich aufrichtete und den Blick abwandte. Seine Hand fuhr durch seine wirren Locken und verharrte in seinem Nacken.

„Es tut mir Leid“, murmelte er schwach – und Goldfranse wusste nicht, was er alles damit meinte. Sie versuchte, wieder seinen Blick aufzufangen, doch er wich ihr aus, wiederholte seine Entschuldigung und verließ dann fluchtartig das Zelt.

Verwirrt und verängstigt blieb Goldfranse zurück. Hatte sie wieder etwas falsch verstanden, den Blickkontakt falsch gedeutet…?

Zitternd drehte sie dem Zelteingang den Rücken zu und barg das Gesicht in beiden Händen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2019-07-08T06:57:35+00:00 08.07.2019 08:57
Hm. Interessant. Gut geschrieben. Das kam alles sehr gut rüber. Hat mir gefallen. Echt gut gemacht. Drei tolle Kapitel.

LG


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