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Den Ärger wert

von

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Sollbruchstelle

Unter enormer Willensanstrengung hatte ich Kyûbis Rat befolgt und bis zum Morgen gewartet, bevor ich Sasuke anrief. Mein Gastgeber hatte sein Zimmer verlassen, in dem ich übernachtet hatte, und ich lief unruhig auf und ab, während ich unerträglich viele Freizeichen anhörte, bevor meine beste Freundin endlich abnahm.

„Naruto.“

„Endlich! Geht’s dir gut? Wo bist du?!“

„Zu Hause.“

„Ok, das ist gut… Warst du lange im Krankenhaus?“

„Was willst du, Naruto?“, ignorierte Sasuke meine Frage.

Ich erstarrte, denn mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet. „Ich wollte einfach wissen, ob es dir gut geht. Was…?“

„Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, das würde dich etwas angehen, nach dem, was du gestern abgezogen hast.“

Ungläubig wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte sie doch nur verteidigt! Aber wenn sie so reagierte, hieß das dann, dass ich wirklich ohne Grund ihren Bruder geschlagen hatte? Ich schluckte schwer an dieser Möglichkeit, aber irgendwie glaubte ich nicht daran. Sasuke hatte nie eine gute Beziehung zu Itachi gehabt, wieso sollte sie jetzt so protektiv wegen ihm sein? Viel mehr sah das für mich nach ihrer typischen Abwehrreaktion aus, wenn sie nicht zugeben wollte, wie schlecht es ihr ging.

„Willst du mir nicht sagen, was los ist, Sas?“, bat ich daher ruhiger, als ich mich fühlte. „Vielleicht können wir zusammen etwas tun…“

„Können ´wir` nicht, weil es dich nichts angeht“, unterbrach sie mich mit einer Stimme, die fast ein Fauchen war. „Wie kannst du es wagen, der Polizei so einen haarsträubenden Unsinn über Itachi zu erzählen? Misch dich nicht immer ein.“

„Ich mische mich aber sehr wohl ein, wenn meine beste Freundin misshandelt wird.“

Sasuke zog die Luft so scharf ein, dass es klang wie das Reißen von Papier, dann schwieg sie kurz. „Was?“, fragte sie schließlich, zu betont kühl, als dass ich ihr geglaubt hätte.

„Du hast mich schon verstanden.“

„Ja, aber ich dachte, du würdest noch etwas Sinnvolles dazusagen.“

Langsam genervt von ihren Spielchen rieb ich mir über die Augen. „Lass mich dir doch einfach helfen, Herrgott. Dieses eine Mal… Bitte, Sasuke.“

Wieder schwieg sie einen kurzen Moment, und ich hoffte schon, sie würde es über sich bringen, sich mir nochmal so zu öffnen wie in der Sache mit ihrem Vater. Aber alles, was über ihre Lippen kam, war ein herablassendes Schnauben. „Keine Ahnung, wovon du redest. Aber halt deine Halluzinationen von meiner Familie fern.“

„Soll ich mich auch von dir fernhalten?“, fragte ich traurig, weil ich es von ihr kannte, dass sie sich zurückzog, wenn ihr eine Situation Angst machte.

„Nein“, erwiderte sie hastig, bereute es jedoch scheinbar sofort, denn sie fügte rasch hinzu: „Gib mir… Ein bisschen Zeit, über alles nachzudenken.“

Die Schritte, die mich durch Kyûbis Zimmer trugen, wurden etwas langsamer. Immerhin versuchte sie nicht wieder, mich loszuwerden, das war doch schon mal was. „Warum sagen das zur Zeit alle Frauen zu mir?“, seufzte ich voller Galgenhumor und fuhr mir durchs Haar.

Sasuke horchte auf. „Wie meinst du das?“

Eigentlich wollte ich sie nicht damit belästigen, schließlich hatte sie gerade genug eigene Probleme. Aber sie war immerhin meine beste Freundin, egal, ob wir gerade Streit hatten, und sie hatte selbst nachgefragt, also erklärte ich: „Sakura-chan hat gestern schlussgemacht.“

„Hm… War wohl nicht dein Tag.“

„Das kannst du laut sagen“, lachte ich humorlos.

Sasuke lachte gar nicht. „Und was hast du jetzt vor?“

Normalerweise hätte ich alles getan, um Sakura wieder für mich zu gewinnen. Ich hatte es bisher immer geschafft, meine Freundinnen mindestens einmal davon zu überzeugen, mich nicht zu verlassen (Ich selbst hatte noch nie schlussgemacht). Dass ich so um sie gekämpft hatte, war wohl der Grund, aus dem ich mit allen dreien noch befreundet war. Doch irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, das bei Sakura tun zu müssen, oder dass es etwas bringen würde. Nicht, weil sie mir egal war oder ich nicht mehr mit ihr befreundet sein wollte – obwohl ich sie in letzter Zeit nicht so behandelt hatte. Vielleicht waren die letzten sechs Wochen nach meinem Ausflug mit Sasuke schon unser ´Versuch` gewesen. Vielleicht war ich seit meiner letzten Beziehung erwachsener geworden und konnte eher akzeptieren, wenn es vorbei war. Ich konnte es wirklich nicht sagen.

„Ich weiß nicht“, erklärte ich Sasuke daher wahrheitsgemäß. Dabei stellte ich meine Wanderung durch Kyûbis Zimmer ein und setzte mich erschöpft aufs Bett. „Und du? Willst du mir nicht…?“

„Ich ruf dich in ein paar Tagen an“, unterbrach sie meinen neuerlichen Vorstoß sofort. Sie nahm mein widerwilliges Grummeln als Zustimmung und verabschiedete sich, zögerte jedoch, aufzulegen. „Mach dir keine Gedanken. Sakura… Ist nicht die Richtige“, verkündete sie dann, und bevor ich noch etwas dazu sagen konnte, ertönte das Freizeichen.

Seufzend ließ ich mich auf die Matratze zurücksinken. Jetzt hatte ich neben meiner Freundin noch meine beste Freundin verloren, zumindest zeitweise. Es war wirklich nicht meine Woche… Und ich wusste immer noch nicht, ob ich Recht hatte, was Itachi anbelangte, oder wie ich die Wahrheit aus Sasuke herausbekommen sollte. Sie war so verschlossen, was ihre Familie anging. Es würde schwer werden, ihr Details zu entlocken.

Aber das würde mich nicht abhalten, beschloss ich, und stand auf, um Kyûbi zu suchen. Ich würde herausfinden, was los war, und ihr helfen, ob sie wollte oder nicht.
 

Im Moment lief bei mir wirklich alles schief, was schieflaufen konnte. Zuerst trennte meine Freundin sich von mir, dann wurde ich verhaftet, wovon meine Familie erfuhr, sodass zu Hause dicke Luft herrschte. Tsunade war außer sich gewesen – verständlicher Weise – und hatte versucht, mir Hausarrest zu geben. Als ich argumentierte, ich sei zu alt für so etwas, hatte sie erwidert, dass ich ebenso zu alt für Prügeleien auf offener Straße wäre. Und sie hatte Recht. Sie hatte Recht, wenn sie sagte, ich hätte mich wie ein zügelloser Junge verhalten. Sie hatte Recht, als sie mir vorwarf, ich habe meine Karriere gefährdet. Sie hatte Recht damit, dass ich Sakura verletzt hatte. Sie hatte Recht. Ich wusste das. Nur konnte ich nichts daran ändern, doch als ich meiner Großmutter das sagte, wurde sie noch wütender und nach einem lautstarken Streit strafte sie mich mit Schwiegen. Jiraija war eher enttäuscht von mir, und so herrschte bei uns zu Hause drückende Stimmung, der ich oft in Kyûbis WG entkam. Ich hätte mich ja zu Sasuke geflüchtet, doch die redete nach wie vor nicht wirklich mit mir. Auf Nachrichten antwortete sie einsilbig, Anrufe hielt sie kurz und treffen wollte sie mich nicht. Sie bräuchte Zeit, sagte sie, doch der Vorfall zwischen Itachi und mir war jetzt fast zwei Wochen her.

„Es ist unfair, dass sie so nachtragend ist, obwohl ich es ihr nicht mal vorwerfe, dass sie neun Monate einfach so verschwunden war. Neun Monate!“, beschwerte ich mich beim Joggen bei Kyûbi, der es wohl schon nicht mehr hören konnte.

„Dann lass es bleiben“, meinte er genervt und zuckte die Schultern, als ich ihn entsetzt anstarrte. „Wenn dich ihr Verhalten so stört, hör auf, ihr nachzulaufen. Sasuke wird sich nämlich nicht ändern, auch nicht für dich, sie ist eine Egoistin.“

Wir liefen durch einen Park in der Nähe der WG, in dem sich bereits die ersten Zeichen des Frühlings zeigten. Ich mustere die Maiglöckchen, während ich Kyûbis Worte sacken ließ. Es stimmte, Sasuke dachte immer zuerst an sich. Doch das hatte sie lernen müssen, um in ihrer Familie zu überleben. Wenn sie es sich nicht genommen hätte, hätte sie gar nichts bekommen und so verhielt sie sich ihren Freunden gegenüber eben auch. Das war es, was viele an ihrem Charakter abstieß, doch ich verstand diese Seite an ihr. Es störte mich nicht, wenn sie mich ´benutzte`, im Gegenteil wollte ich sogar, dass sie sich auf mich verließ.

Kyûbi schien mir meine Gedanken mal wieder an der Nasenspitze abzulesen, denn er seufzte und fuhr sich durchs Haar. „Du und dieses Mädchen… Ich glaube, sie könnte versuchen dich umzubringen, die Stadt verlassen und als Gangster leben und du würdest noch versuchen, sie zurückzuholen.“

„Sie hätte bestimmt ihre Gründe.“

Wir sahen uns an, dann fingen wir an zu lachen und er schüttelte den Kopf. „Du bist echt zu gut für diese Welt… Aber ich würde ihr an deiner Stelle wirklich noch etwas Zeit geben. Wenn es um ihre Familie geht, hat sie doch schon immer seltsam reagiert.“

Nachdenklich stimmte ich zu, als wir das Hochhaus erreichten und die WG betraten. Isobus Zimmer war inzwischen neu belegt von einer Rin Nohara. Sie saß gerade auf der Couch und las, sodass wir uns in die Küchenteile zurückzogen, um nach dem Training etwas zu essen.
 

Sasuke
 

Die Stimmung bei Tisch war eisig. Niemand sagte ein Wort, und ich starrte seit fünf Minuten auf meine Finger, die verkrampft um meinen Oberschenkel ruhten. Dabei spürte ich überdeutlich die Präsenz meines Vaters, der mit verschränkten Armen auf der anderen Seite des Tisches saß, und, noch viel schlimmer, die Anwesenheit meines Bruders direkt neben mir. Mir war so schlecht wie schon lange nicht mehr, und mein leerer Magen rebellierte. Wann hatte ich eigentlich zuletzt etwas gegessen?

„Also, Sasuke“, ließ Itachis Stimme mich zusammenfahren.

Sie klang so ekelhaft sanft, ganz anders als vorgestern, bei seinem ersten Besuch in meiner Wohnung, nachdem ich ihn wegen Naruto weggeschickt hatte. Alleine der Gedanke an seinen Zorn ließ mich erschauern und ich konzentrierte mich lieber wieder auf die momentane Situation. Die war zwar unangenehm, doch immerhin war ich sicher.

„Du wolltest unserem Vater etwas sagen.“

„Ich…“

„Sieh ihn an, wenn du mit ihm sprichst“, unterbrach Itachi gelassen.

Ich hatte Angst, mich übergeben zu müssen, wenn ich den Mund aufmachte, hob aber folgsam den Blick. Die Konsequenzen, hätte ich es nicht getan, wären unerträglich. Mit Sicherheit sah Fugaku die dunklen Ringe unter meinen Augen und die eingefallenen Wangenknochen und das struppige Haar, doch ich erkannte weder Mitleid noch Sorge auf seinem Gesicht, nur Abscheu. Er wollte mich nicht hier haben, ich wollte nicht hier sein, und doch würde ich vor ihm zu Kreuze kriechen, weil das Monster neben mir es befahl.

„Es tut mir leid, was ich getan habe, Vater.“ Die Lüge ließ meinen Blick zurück auf meine Hände sinken, doch ich zwang mich, ihn zu heben und die Schultern zu straffen. Egal, wie hilflos ich mich fühlte, anmerken würde man mir meine Schwäche nie. „Ich habe mit… Mit Itachi geredet und sehe jetzt ein, wie kindisch ich war. Ich will… Bitte akzeptiere mich wieder als deine Tochter“, endete ich und senkte unterwürfig den Kopf, als jetzt der richtige Moment dafür gekommen war.

Schweigen verätzte die Luft der Küche, bis sie kaum noch atembar war. Am liebsten hätte ich das Fenster aufgerissen… Nein, am liebsten wäre ich nicht hier gewesen. Ich wollte nach Hause, mir wie ein Kind die Decke über den Kopf ziehen. Unwillkürlich zuckte meine Hand zum Handy in meiner Hosentasche wie zu einem Rettungsanker. Noch lieber als in mein Bett wollte ich in das meines besten Freundes, damit er die Decke für mich spielte. Oder eben das Pflaster – Die Rolle, in der ich ihn keinesfalls mehr hatte sehen wollen. Das war der Grund, aus dem ich seit Itachis erstem ´Besuch` in meiner Wohnung Abstand zu Naruto gehalten hatte. Es war nicht sein Fehler, dass ich zu schwach war, meine Vergangenheit im Zaum zu halten. Und ich hatte nicht neun Monate gearbeitet, um an demselben Punkt anzusetzen wie vorher. Davon abgesehen – und das war der gewichtigste Grund – dass er erraten hätte, was los war. Naruto vermutete sowieso schon, was zwischen Itachi und mir abging, und hätte ich ihn gesehen, wüsste er es ganz sicher. Er kannte mich zu gut, und nach der Schlägerei mit meinem Bruder war er nur misstrauischer geworden. Seither hatte die Situation mit Itachi sich verschlimmert, doch damit hatte ich bereits gerechnet, als ich ihn weggeschickt hatte. Ich hatte mir das Gespräch damals mit Naruto zu dem Preis gekauft, mich dem Zorn meiner Familie auszuliefern, und diesen bezahlte ich im Moment. Dass die Nebenkosten waren, meinen besten Freund nicht mehr sehen zu können, weil es mir zu schlecht ging und er lästige Fragen gestellt hätte, hatte ich zugegebenermaßen nicht gerechnet.

„Was willst du diesmal?“, fragte Fugaku schließlich in die Stille, und ich blickte auf. „Mehr Geld? Eine größere Wohnung?“

Rot vor Wut lehnte ich mich zurück. „Ich wollte nur…“

„Es ist mir egal, was du dir für eine Lüge ausgedacht hast“, unterbrach mein Vater kalt. „Ich habe dir bereits gesagt, dass ich keine Tochter mehr habe. Ich unterstütze dich, weil es meine Pflicht ist, nicht mehr. Dass du es geschafft hast, deinen Bruder um den Finger zu wickeln, ändert daran nichts.“

Zuerst weitete ich die Augen, doch dann brach ein kurzes, höhnisches Lachen aus mir hervor. So viel zu Itachis kleiner Familienzusammenführung. Gegen den Sturkopf meines Vaters konnten nicht mal seine Intrigen etwas ausrichten. Trotzdem genügte ein Blick von ihm mit gerunzelter Stirn, um mich zum Schweigen zu bringen.

„Sasuke hat mich zu nichts überredet, Vater. Wir…“

„Umso schlimmer“, zischte Fugaku, was einem Streit zwischen den beiden näher kam, als ich je erlebt hatte.

Vorsichtig linste ich von einem zum anderen. Sie waren beide Anführer mit hohem Aggressionspotential, und wenn ich sie jetzt beobachtete, fragte ich mich, wie ihr Zusammenleben ohne mich als Katalysator abgelaufen war. Natürlich waren beide nur selten zu Hause, doch das war ich auch nicht gewesen, und es war trotzdem immer wieder zu Streits gekommen. Ob die Allianz der Uchiha-Männer gelitten hatte, seit sie nur noch einander hatten, auf denen sie herumhacken konnten?

„Wir haben geredet und sind der Meinung, die Familie ist wichtiger als irgendwelche Streitereien. Letztlich haben wir doch nur einander.“

Wie immer wählte Itachie seine Worte klug, indem er Mikoto zwar anklingen ließ, ohne sie direkt zu erwähnen. Manchmal fragte ich mich, wie er so sprachgewandt sein konnte, während ich mir mit alltäglicher Kommunikation schwertat. Es war nicht so, als würde ich stottern oder dergleichen, doch so natürlich zu verbalisieren, was ich wollte, und gleichzeitig anderen einzureden, dass sie dasselbe wünschten, hatte ich noch nie gekonnt. Das war wohl eine Sache des Selbstvertrauens.

Fugaku schien nicht bereit, sich zu fassen, denn er erwiderte: „Die Familie, die sie hintergangen hat, um ihre selbstsüchtigen, albernen Ziele zu verwirklichen? Köchin? Eine Uchiha? Ich bitte dich.“

„Ich sage nicht, dass es die beste Idee war“, gab Itachi zu. Ich kannte diese Tonlage, die er gerade anschlug. Sie bedeutete nichts Gutes. „Aber du sagst doch immer, dass man seinen Weg wählen und bis zum Ende gehen muss.“

„Aber nicht so einen Weg. Nicht meine Tochter.“

Bis dahin hatte Fugaku seinen Sohn angestarrt, doch jetzt trafen sich unsere Blicke, und ich verstand wohl zum ersten Mal, wie hintergangen er sich fühlte. Aus seiner Perspektive hatte er immer alles getan, um meine Zukunft zu sichern, und statt ihm zu sagen, dass ich andere Pläne hatte und ihm somit die Möglichkeit zu geben, mich darin zu unterstützten, hatte ich ihn ausgenutzt. Natürlich konnte ich nicht sagen, ob er mir geholfen hätte, wenn ich von Anfang an mit offenen Karten gespielt hätte, doch so hatte ich ihm diese Option gar nicht erst gelassen. Wahrscheinlich war ich wirklich so dumm, wie Itachi immer behauptete.

„Dieser Weg ist aber genau das, was deine Tochter sich ausgesucht hat. Und ich werde alles tun, das in meiner Macht steht, um ihn zu beenden.“

Itachi legte die Hand auf meine Schulter, um mich zum Schweigen zu bringen, doch ich schüttelte sie ab. Mit den Konsequenzen würde ich später klarkommen müssen. Jetzt lag mein Blick unverwandt auf Fugaku, aus dessen Augen langsam die Abscheu wich, um Resignation Platz zu machen. Vielleicht verstand er endlich, dass ich nie sein würde, wie er mich wollte, und vielleicht würde er es irgendwann hinnehmen.

Doch heute war noch nicht dieser Tag, denn er erhob sich. „Genug davon. Du wirst jetzt gehen“, betonte er, und ich folgte ihm ohne Protest zur Haustür. Wie in einem Déjà-vu zog ich mir unter Fugakus strengem Blick die Schuhe an, nur, dass mich diesmal zudem Itachi mit verschränkten Armen von der Küche aus beobachtete. Ich vermied es, ihn anzusehen. Wen er für den Gesprächsverlauf verantwortlich machte, war eindeutig. Ich war nur froh, hier wegzukommen, denn was er mir zur Strafe angetan hätte, wollte ich lieber nicht wissen. So war ich recht gut gelaunt auf dem Heimweg. Es war nicht so, dass ich unbedingt wieder Kontakt zu Fugaku wollte. Dafür war in der Vergangenheit einfach zu viel passiert. Aber sollten wir uns irgendwann wieder annähern, würde ich mich nicht dagegen sträuben.

Beinahe war ich versucht, Naruto anzurufen und ihm davon zu erzählen, aber dann drückte ich seine Nummer wieder weg. Er würde nur wieder ausflippen, wenn er erfuhr, wozu Itachi mich gedrängt hatte – und das zu Recht. Aber er sollte nicht wissen, dass seine Vermutung stimmte, sonst würde er nur etwas dagegen tun wollen. Und dass es sinnlos war, sich zu wehren, zeigte schon die Tatsache, dass Itachi wieder in meinem Leben war. Also würde ich Abstand zu meinem besten Freund halten müssen, so schwer es mir fiel, vor allem, da er sich scheinbar von Sakura getrennt hatte.

Dazu hatte Naruto nichts Genaues gesagt, doch ich vermutete stark, dass ich der Trennungsgrund war. Er gab sich diesbezüglich sicher insgeheim die Schuld, doch die hatte er nicht. Ich hatte meine Bedürfnisse über sein Glück gestellt, und ich verdiente ihn gar nicht. Und mit dieser Erkenntnis verflüchtigte meine zuvor so gute Laune sich direkt wieder.

Müde legte ich mich hin, aber schlafen konnte ich nicht. Stundenlang, so kam es mir vor, wälzte ich meine ´Männerprobleme` - Naruto, Itachi, Fugaku, mein Chef, der Professor, bei dem ich meine Bachelorarbeit abgegeben hatte – hin und her, ohne zu Ergebnissen zu kommen.

Ich wollte Naruto, konnte ihn aber nicht haben.

Ich hasste Itachi, konnte ihn aber nicht loswerden.

Dieser Kontrollverlust machte mich verrückt und schlug sich in unrealistischen Träumen nieder, an die ich mich nicht erinnerte, als ich um halb vier von meinem Handy aus dem Schlaf gerissen wurde.

Ich nuschelte etwas Unverständliches in den Hörer, auf das der Anrufer jedoch gar nicht einging. „Mach die Tür auf.“

Dem Befehlston instinktiv gehorchend, setzte ich mich auf. „Was…?“, fragte ich dann erst verwirrt, da ich endlich erkannte, wer mich da angerufen hatte. Itachi.

„Mach die Tür auf, Sasuke.“

Ich war aufgestanden, bevor ich wirklich merkte, was ich tat. Irgendetwas in mir gehorchte meinem Bruder wohl in der Hoffnung, so Schmerz zu vermeiden, obwohl das noch nie etwas gebracht hatte. Wenn er mir wehtun wollte, fand er Gründe dafür. Und bei meinem Gespräch vorhin mit ihm und Fugaku hatte ich gewusst, was kommen würde. Andererseits hatte sich das Spielfeld geändert. Ich war sicher und brauchte nur die freundlichen Polizisten anzurufen, die mir ihre Hilfe nach dem Zwischenfall zwischen Itachi und Naruto angeboten hatten. Ich musste ihn nicht in mein Leben lassen. Ein Anruf, ein paar ehrliche Worte, und er würde für immer verschwunden sein. Es war so einfach…

Schon auf halbem Wege zur Haustür blieb ich stehen. „Geh weg“, bat ich müde. Ich wollte doch eigentlich nur schlafen.

„Wie bitte?“

Erst jetzt, wo ich langsam wacher wurde, merkte ich, wie schwer Itachis Zunge klang. War er auch müde? Oder betrunken? „Ich sagte, geh weg.“

„Wag es nicht, so mit mir zu reden, kleine Schwester“, zischte er, von einer auf die andere Sekunde so hasserfüllt, dass ich zusammenzuckte. „Nicht, nachdem du mal wieder alles zerstört hast.“

„Ich habe nicht…“

„Widersprich mir nicht“, fuhr er mir über den Mund. Ich hörte sowohl am Telefon, als auch in echt, wie er an der Tür rüttelte. „Du konntest noch nie ertragen, dass ich ein gutes Verhältnis zu Vater habe und du es nicht schaffst, normale menschliche Beziehungen zu führen. Aber du schaffst es nicht, uns auseinander zu bringen. Du schaffst es nicht.

Wie versteinert stand ich mitten im Flur, barfuß und zitternd, und trotz aller Argumente, trotz all meiner Optionen schaffte Itachi es, mit wenigen Worten den Selbsthass in mir zu beflügeln, denn er hatte Recht. Ich war schon immer neidisch auf die Beziehung der Männer gewesen. Ich hatte mir gewünscht, mein Vater würde mich so lieben wie meinen Bruder, aber alles, was ich versucht hatte, hatte seine Abscheu nur weiter geschürt.

´Weil du Abschaum bist.

Ich machte einen Schritt auf die Tür zu, bevor ich wieder stehenblieb, als Itachi an der Klinke rüttelte. Ich war hier drinnen sicher, er konnte mir nichts tun. Ich müsste nur auflegen, dann hätte ich seine giftigen Worte nicht mehr hören müssen. Wenn ich mich wieder hinlegte und weiterschlief, würde er schon irgendwann gehen. Es wäre so einfach.

„Mach auf. Was meinst du, was die Leute denken, wenn ich hier im Flur stehe? Willst du dem Ansehen der Familie noch mehr schaden? Das hast du schon, indem du die Firma verraten hast. Was meinst du, wie Vaters Angestellten und Geschäftskollegen über ihn reden, wenn seine eigene Tochter lieber Köchin wird, als eine leitende Position im Familienbetrieb einzunehmen? Du kochst gerne, wie ein Hausfrauchen? Vater findet bestimmt einen Mann, für den du das den lieben langen Tag tun kannst. Dann bist du den Namen Uchiha endlich los und musst ihn nicht weiter besudeln. Du bist ihn sowieso nicht wert.“

Inzwischen war ich sicher, dass er betrunken war, doch alles, was er sagte, traf zu. Ich gab mich emanzipiert, aber wenn ich die Wahl hatte, tat ich das Weibischste überhaupt und kochte. Ein Uchiha tat so etwas nicht. Sie leiteten Firmen, trieben die Forschung voran, errangen sportliche Erfolge. Sie kochten nicht. Aber ich war keine von ihnen. Ich war nie gut genug gewesen für diesen Namen.

´Du bist erbärmlich.`

Ohne es wirklich zu bemerken, war ich bis in den Flur gegangen, doch jetzt hielt ich erneut inne. Ich musste das nicht tun, nichts von dem, was er sagte. Ich hatte mich davon freigemacht.

„Dann bleib doch da drinnen und versauere alleine. Was glaubst du, sind deine Optionen, ohne Familie? Wir sind die einzigen Menschen, die dich akzeptieren, egal, was für Abschaum du bist.“

Plötzlich war mir die leere Wohnung überdeutlich bewusst, und ich näherte mich der Haustür noch weiter. Ich war schon immer alleine gewesen, und hatte es nie anders gewollt… Oder hatte ich mir das nur eingeredet, weil sowieso niemand etwas mit mir zu tun haben wollte?

„Oder glaubst du, dieser Junge wäre ernsthaft an dir interessiert?“, spottete Itachi weiter, als ich bereits direkt vor der Tür stand. „Ich bitte dich, sieh dich an. Kein Mann könnte dich je anziehend finden. Er ist wie ein Kind, das das Interesse an einem Spielzeug verliert, sobald es ein neues findet… So ist es doch, oder, kleine Schwester?“

Vermutlich hatte Itachi keine Ahnung, was für einer Angst meinerseits er da auf den Zahn fühlte – oder er wusste es haargenau, denn er war Sadist, und er kannte meine Schwächen in- und auswendig. Er wusste, wie viel Naruto mir bedeutete, weil ich ihn sonst nie so nahe an mich herangelassen hätte und er wusste, dass ich mich für nicht gut genug für ihn hielt. Wie könnte ich auch? Naruto war ehrlich (manchmal zu sehr), offen, lebensfroh, fürsorglich, hilfsbereit, loyal, liebevoll, mutig, ehrgeizig… Ich dagegen war zynisch, verschlossen, misstrauisch und arrogant, weil ich mir einredete, besser als alle anderen zu sein, obwohl ich nur nicht wusste, wie ich an sie herankommen sollte.

Inzwischen stand ich direkt vor der Tür und wie von selbst legte ich die Hand auf die Klinke. Denn hatte ich es nicht verdient, bestraft zu werden? Hatte ich Narutos Beziehungsglück nicht wissentlich sabotiert, weil ich ihn für mich wollte? Zeigte das nicht, dass Itachi Recht hatte und ich ein schlechter Mensch war? Ich hatte mir eingeredet, ohne ihn besser sein zu können, doch das stimmte nicht. Als ich noch zu Hause lebte, war ich alleine gewesen und hatte meine Abartigkeit nur selbst ertragen. Jetzt ließ ich sie auf andere Leute, vor allem Naruto, übergreifen und zerstörte ihr Glück wissentlich mit meinem Unglück.

Ich legte die Hand auf die Klinke, drückte runter und wurde von Itachi, der gegen die Tür presste, so wuchtig zurückgeschubst, dass ich taumelte und fiel. Ich rappelte mich gerade auf, als er schon in der Wohnung stand. In meinem sicheren Rückzugsort. Und alles, was es dazu gebraucht hatte, waren seine giftigen Worte.

„Du willst es nicht anders, Sasuke“, sagte er süßlich, als er auf mich zukam, und ich ließ es einfach geschehen, weil er Recht hatte.
 

Naruto
 

Ich starrte auf mein Handydisplay, doch die grünen Blasen des WhatsApp Chats blieben mir die Antwort schuldig, wieso Sasuke seit Tagen nicht mehr auf meine Nachrichten reagierte. Ok, mein letzter Text war ziemlich patzig, doch davor hatte ich ganz normal kommuniziert. ´Wie geht’s dir?`, ´Was machst du?` und dergleichen. Ich verstand es nicht, und es machte mir Angst. Was, wenn sie sich wieder von mir abschottete und es mir diesmal nicht mal sagte? Obwohl sie mir in unserem Kurzurlaub explizit versprochen hatte, bei mir zu bleiben?

Genau genommen fühlte ich mich wegen Sasukes Kontaktabbruch einsamer als wegen meiner Trennung von Sakura, und ich hasste mich dafür. Ich weigerte mich, mir einzugestehen, dass ich Sakura zu einem Lückenbüßer gemacht hatte, denn das hatte ich nie gewollt. Außerdem hätte es bedeutet, dass ich nach wie vor Gefühle für meine beste Freundin hatte, dass ich nie aufgehört hatte, sie zu haben. Und das konnte ich Sakura nicht antun – obwohl sie es wohl besser verstand als ich, denn das war der Grund, aus dem sie schlussgemacht hatte. Aus Rücksicht auf Sakura weigerte ich mich also nach wie vor, mir meine Gefühle für Sasuke einzugestehen, obwohl ich jetzt Single war.

Das änderte allerdings nichts daran, dass ich mir Sorgen um meine beste Freundin machte und sie vermisste. Gerne hätte ich mit jemandem darüber geredet, doch das war nicht so leicht. Kyûbi konnte es – nach eigener Aussage – nicht mehr hören. Meine Großeltern (besonders Tsunade) waren nach wie vor wegen Sakura nicht gut auf mich zu sprechen. Und meine anderen Freunde würden es als Beweis sehen, dass Sasuke keine zweite Chance wert gewesen war und mich schon wieder ausgenutzt hatte. Aber das wollte ich nicht glauben. Irgendetwas stimmte nicht bei ihr und ich war mir ziemlich sicher, dass Itachi die Finger im Spiel hatte.

Als ich das Gefühl hatte, platzen zu müssen, wenn ich mich nicht jemandem mitteilte, rief ich die wahrscheinlich unpassendste Person an, die es gab. Aber weil sie eben die einzige war, die es gab, kam sie trotzdem auf meine Bitte hin.

„Ich hoffe, du weißt, dass Ino und jede Feministin mich lynchen würde, wenn sie hiervon erfahren würde“, betonte Sakura, mit der Kuchengabel auf mich deutend, als wir im Gartenbereich eines Cafés in der Sonne saßen.

„Jaha, tut mir leid. Aber du warst wirklich die einzige, mit der ich reden kann…“

„Selber schuld“, schmollte sie, und ich lächelte reumütig, denn sie hatte Recht.

„Es tut mir wirklich leid, Sakura-chan. Und ich bin dir dankbar, dass du überhaupt mit mir redest.“

Ich hatte ihr über den Tisch hinweg die Hand hingeschoben, die sie lange ansah, bevor sie ihre Finger darum legte. „Das weiß ich. Und ich möchte weiterhin mit dir befreundet sein. Deshalb… Erzähl mir, was los ist.“

Dankbar lächelnd drehte ich die Hand, um ihre zu drücken, doch das ließ sie nur kurz zu, bevor sie sich zurückzog und mir auffordernd zunickte. Zielstrebig wie immer durchschaute sie sofort meine Verzögerungstaktik.

„Also… es geht um Sasuke.“

„Sag bloß?!“, rief sie sarkastisch, hob aber entschuldigend die Hände, als ich sie mürrisch ansah. „Schon gut, schon gut… Geht es um die Sache mit ihrem Bruder?“

„Ja. Ich meine, sie hat wieder Kontakt zu ihm – und wohl irgendwie auch zu ihrem Dad. Und dafür hört sie auf, mit mir zu reden… Das ist doch nicht normal, oder?“

„Na ja, du hast bei ihrem Vater keinen guten Stand, soweit ich weiß“, überlegte Sakura nachdenklich. „Sie hat sich wegen dir mit ihm gestritten und sich verändert, seit sie dich kennt. Außerdem hast du dich mit Itachi geprügelt. Würdest du wollen, dass deine Tochter mit so jemandem Kontakt hat?“

Wie sie das sagte, klang es zwar einleuchtend, doch ebenso sehr nach Zwang, dem Sasuke ja hatte entkommen wollen. Zumal das alles darauf hinauslaufen würde, dass sie sich zwischen ihrer Familie und mir entscheiden musste – und dass sie, so, wie es momentan aussah, Itachi und Fugaku gewählt hatte. Das hätte ich dann akzeptieren müssen. Familie ging über alles, und sicherlich über die egoistischen Interessen irgendeines Freundes, den man seit kaum zwei Jahren kannte (zumindest glaubte ich, dass Sasuke mich für einen Freund, vielleicht sogar ihren besten, hielt).

„Aber das muss ja noch nicht heißen, dass Sasuke so denkt“, entgegnete ich, obwohl mir bewusst war, dass Sakura sich nicht Unrecht hatte, weil mir ihre Interpretation nicht gefiel.

„Aber es würde erklären, wieso sie sich plötzlich von dir zurückzieht, oder?“, fragte sie listig nach. Als ich nichts zu sagen wusste, nahm sie lächelnd einen Bissen ihres Kuchens. Allerdings schwand ihr Schmunzeln recht schnell, und sie ließ die Gabel sinken. „Weißt du… Irgendwie hatte ich gehofft, das hier würde nicht eines dieser… Sasuke-Gespräche werden.“

„Sasuke Gespräch?“, wiederholte ich verwirrt, doch als sie die Brauen hochzog, war mir schnell klar, dass sie gehofft hatte, über unsere Beziehung und eine mögliche Neuauflage zu sprechen. Aber sie hatte doch Schluss gemacht, und wenn ich ganz ehrlich war, konnte ich gerade nicht darüber nachdenken, ob ich wieder mit Sakura zusammen sein wollte, weil ich mit Sasuke beschäftigt war. Daher sah ich mein Gegenüber traurig an und murmelte unschlüssig: „Sakura-chan…“

„Schon gut. Lass uns bei Sasuke bleiben.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln, weil sie wusste, dass anders keine Freundschaft zwischen uns möglich war, und es zerriss mir das Herz. Ich hätte mich nicht mit ihr treffen sollen. Es war doch klar, dass sie unglücklich werden würde.

„Wir können auch über was anderes reden“, schlug ich vor, doch sie schüttelte den Kopf.

„Du brauchst gerade jemanden… Und Sasuke auch. Ich glaube nicht, dass du dich irrst.“

„Nicht?“

Sakura nickte. „Ich frage mich schon, was mit ihr los ist, seit wir sie kennengelernt haben. Sie ist so in sich gekehrt und abweisend, das ist doch nicht normal, selbst bei ruhigen Leuten. Außerdem vermute ich, dass ihre Arroganz, zumindest zum Teil, Fassade ist, um Unsicherheit zu verbergen. Wie ist sie so geworden, obwohl sie aus gutem Hause kommt und hochbegabt ist? Dass sie häuslicher Gewalt ausgesetzt ist, wäre eine Erklärung.“

„Also glaubst du mir?“

Zögerlich zuckte sie die Schultern. „Es ist möglich.“

Meine aufwallende Freude, mit meinem Verdacht nicht mehr alleine dazustehen, ebbte ab, sobald mir klar wurde, was das für Sasuke bedeutete. „Und was meinst du, soll ich jetzt machen?“

„Schwer zu sagen, vor allem, weil Sasuke-kun so verschlossen ist. Am besten wäre es, wenn du dir bei der Polizei oder im Frauenhaus Tipps holst, wie man so etwas am sichersten anspricht. Wenn Itachi ihr wirklich etwas antut, könnte es schlimmer werden, wenn wir nicht vorsichtig sind.“

„Wir?“, fragte ich aufhorchend.

„Glaubst du, ich lasse dich das alleine regeln? Du vermasselst es nur.“ Trotz ihres harschen Tons lächelte ich Sakura liebevoll und dankbar an. Seltsamerweise trat daraufhin ein schmerzlicher Ausdruck in ihre Augen, bevor sie wegsah. „Also, wie wollen wir es angehen? Die Polizei fällt bei dir ja raus“, konnte sie sich nicht zu bemerken verkneifen.

„Das hatte ich nicht so geplant!“, brauste ich auf. „Außerdem hab ich denen schon gesagt, dass ich glaube, irgendwas stimmte da nicht, aber scheinbar hat Sasuke felsenfest behauptet, alles sei ok.“

Sakura runzelte die Stirn. „Wenn sie das sagt, stimmt es vielleicht, meinst du nicht?“

„Oder sie hat Angst.“

Es war seltsam, sich vorzustellen, dass Sasuke, meine Amazone, Angst vor etwas haben sollte, doch nachdem sie mit Fugaku gebrochen hatte, wusste ich, dass es nicht unmöglich war. Meine Ex-Freundin war derselben Meinung, sodass wir einen Plan zurechtlegten, wie wir meine beste Freundin ansprechen sollten. Eine Weile später verließ ich mit einem wesentlich besseren Gefühl das Café. Nicht nur stand fest, dass ich etwas für Sasuke tun konnte, sondern zusätzlich redete Sakura wieder mit mir.

„Ich hoffe wirklich, das funktioniert“, sagte diese beim Abschied mit besorgt gerunzelter Stirn.

Ich drückte sie fest an mich. „Bestimmt! Mit deiner Hilfe funktioniert immer alles.“

Schmunzelnd schob sie mich von sich, drückte aber nochmal sanft meine Hand. „Pass auf dich auf, ok?“

Natürlich versprach ich ihr das, obwohl ich noch nicht wusste, wie nötig es schon bald sein würde.
 

Ich hatte alles getan, was Sakura mir geraten hatte und war bestens informiert über den richtigen Umgang mit Opfern häuslicher Gewalt, als ich Sasuke anrief, um ein Treffen zu vereinbaren. Was mir niemand gesagt hatte, war, was zu tun war, wenn die Hilfsbedürftige nicht an ihr Handy ging - und das seit Stunden. In mir mischten sich Frustration und Angst. Ich fragte mich, ob sie mich auf die lange Bank schob, wie meine Freunde behaupteten, oder ob sie wirklich Hilfe brauchte und das wie immer verheimlichen wollte. War Itachi bei ihr, oder war sie nur unterwegs und ich reagierte über? Und wenn er bei ihr war – was hieß das? Er war ihr Bruder, unabhängig von meiner Abneigung gegen ihn. Es konnte gar nicht schlecht für sie sein, Kontakt zu ihm zu haben.

Aber ich würde nie herausfinden, was los war, wenn ich nicht mit Sasuke redete, sodass ich einige Zeit später vor ihrem Haus parkte. Auf dem Weg die Treppe hoch schlug mir das Herz im Hals und beim Klingeln zitterte mir die Hand, aber das das Leuten ertönte, gab es kein Zurück mehr. Von drinnen waren Schritte zu hören, die mir seltsam fremd erschienen. Ich wusste, dass nicht Sasuke mir öffnen wurde. Trotzdem starrte ich ihn perplex an, als Itachi in der Tür erschien.

„Was willst du denn hier?“, entkam es mir unwillkürlich.

Unbeeindruckt zog er die Brauen hoch. „Dasselbe könnte ich dich fragen. Man sollte meinen, der letzte Ausflug zur Polizei wäre dir eine Lehre gewesen…“

Errötend wich ich einen Schritt zurück. „Das… Ach, halt die Klappe. Ich bin wegen Sasuke hier. Wo ist sie?“

Er seufzte, als habe ich einen offensichtlichen Zusammenhang nicht kapiert. „Ich hätte gedacht, inzwischen müsstest es sogar du verstanden haben…Ich habe wohl zu viel erwartet.“

„Was soll das heißen?“, knurrte ich, genervt von seinem Tonfall, einen Wutanfall nur mühsam zurückhaltend.

„Sie will dich nicht sehen“, erklärte er, und ich meinte, in seinen Augen etwas wie Genugtuung aufblitzen zu sehen, als ich zusammenzuckte. „Ich weiß nicht, wie du es nicht verstehen kannst, aber dann sage ich es dir eben ganz direkt, wenn meine Schwester zu höflich ist: Du nervst sie. Von Anfang an bist du ihr nachgelaufen wie ein kleiner Hund und hast es nicht mal gut sein lassen können, als sie sich von dir zurückgezogen hat. Du bist nichts als eine Last für Sasuke, aber zu dumm, es zu verstehen. Sie braucht und will dich nicht in ihrem Leben. Also verschwinde endlich.“

Jedes Wort sprach genau die Ängste an, die mich bezüglich seiner Schwester plagten, und sie zerfetzten mir skalpellgenau das Herz. Ich konnte weder antworten, noch denken, nur einen unbeholfenen Schritt zurückweichen. Itachis Augen waren kalt, wie die aller Uchiha, doch zudem wirkte er unglaublich selbstgefällig. Er wusste genau, wie sehr seine Worte mich trafen und er genoss es, wie ein kleiner Junge, der aus Spaß mit der Lupe eine Ameise anzündete.

Aber ich war nicht sein Spielzeug, und ich schluckte Schmerz und Verunsicherung runter, als ich knurrte: „Das kann sie mir auch selbst sagen.“

Itachi schien ein wenig verblüfft von meinen Wiederworten, fing sich aber schnell. „Das könnte sie auch vor Gericht.“

Wir starrten uns in die Augen, schwarz gegen blau, bis ich völlig unvermittelt, dafür umso lauter, brüllte: „SASUKE!“

„Bist du jetzt völlig übergeschnappt?“, zischte deren Bruder, als er seinen kurzen Schreck überwunden hatte. „Zieh endlich Leine!“

„Nicht, bevor ich mit ihr geredet habe… SAS! SASUKE, SAG MIR GEFÄLLIGST INS GESICHT, WENN ICH DICH ECHT SO NERVE!“

„Was ist denn da los?!“, schloss sich ein wütender Nachbar meinem Geschrei an, und schon bald herrschte im ganzen Haus eine Heidenaufregung, vor allem, weil natürlich jeder wusste, was zwischen Itachi und mir vorgefallen war. Dass also die Polizei hier auftauchte, war nur eine Frage der Zeit.

In dem Moment war mir das allerdings egal, denn da tauchte Sasuke im Flur auf, ganz hinten beim Wohnzimmer. Ihr gesenkter Blick ließ mein instinktiv auf ihren Anblick folgendes Lächeln erblassen. Irgendwas stimmte nicht – und vielleicht war es, dass sie mich nicht sehen wollte, wie ihr Bruder gesagt hatte.

„Sasuke…“

„Geh“, erwiderte sie, bevor ich überhaupt wusste, was ich sagen wollte.

„Aber…“

„Du bekommst nur Ärger, wenn die Polizei dich hier wegen Ruhestörung erwischt.“ Sasuke verschränkte die Arme – es sah aus, als würde sie sich selbst umarmen - und blickte auf mit einem so falschen Lächeln, dass es mir ins Herz schnitt. Gleichzeitig bestätigte es alles, was ich vermutet hatte. „Na los. Geh.“

„Ganz sicher nicht.“

„Das ist ja furchtbar romantisch, wird aber schnell langweilig“, unterbrach Itachi unsere ziellose Konversation. „Kürzen wir das ab; du verschwindest, oder du hast eine Klage wegen Hausfriedensbruch und Körperverletzung am Hals. Wie glaubst du macht sich sowas im Lebenslauf eines Lehrers?“

„Drohst du mir?“

„Du bist ja ein ganz schlauer.“

„Naruto“, ließ Sasukes Stimme mich aufblicken, bevor ich auf ihren Bruder losgehen konnte. Sie sah müde aus, und so ausgemergelt, als hätte sie in den letzten Wochen kaum gegessen. „Bitte.“

Ich nickte, ohne richtig darüber nachzudenken. Aber sie hatte mal wieder Recht. Es brachte nichts, sich hier zu streiten, höchstens Ärger, den ich mir nicht leisten konnte. Also murmelte ich: „Pass auf dich auf“, und suchte das Weite. Wobei ´Weite` relativ war; ich konnte mich nicht dazu bringen, dem Haus ganz den Rücken zu kehren, sondern saß lange in meinem Auto und dachte nach. Dass das etwas von einem Stalker hatte, wurde mir erst bewusst, als die Haustür sich öffnete und Sasuke mit Itachi heraustrat. Sofort duckte ich mich hinter das Lenkrad, aber die zwei schienen mich nicht zu bemerken. Ihr Bruder zog meine beste Freundin am Arm mit sich, die das scheinbar apathisch zuließ. Aus der Entfernung konnte ich nicht sicher sein, aber es sah aus, als liefe ihr Blut über die Stirn. Sofort war ich hellwach. Hatte er sie geschlagen? Oder sah ich nur, was ich sehen wollte?

Jedenfalls bugsierte er sie in seinen Wagen und fuhr davon. Ich zögerte, dann folgte ich dem protzigen BMW in einiger Entfernung. Wenn er Sasuke ins Krankenhaus brachte, hatte ich Halluzinationen. Wenn nicht… Wusste ich nicht so recht, was ich tun sollte, aber ich konnte sie unmöglich den Fängen dieses Verrückten ausliefern.

Schon kurze Zeit später wurde mein Verdacht bestätigt, denn wir waren nicht unterwegs zum Hospital, sondern verließen die Stadt. Auf der fast verlassenen Landstraße war es schwer, unbemerkt zu folgen und ein paar Mal verlor ich den BMW fast aus den Augen. Mein Glück war wohl, dass Itachi das Auto meines Großvaters nicht kannte. Eine Weile folgten wir der Straße, die ich vor Ewigkeiten mit Tenten entlanggefahren war, und ich dachte schon, der See wäre unser Ziel. Doch dann bogen die Uchiha in den Wald ab. Ich zögerte. Das hier war doch verrückt, wie mir mein rasendes Herz deutlich zu sagen versuchte. Aber es war genauso verrückt, mitten in der Nacht in einen Forst zu fahren. Was hatte Itachi dort vor?

Kurzentschlossen schaltete ich die Scheinwerfer aus und bog ebenfalls zwischen die Bäume ab, um ihnen unbemerkt folgen zu können. Dabei fuhr ich noch dazu zu schnell, und hatte unverschämtes Glück, dass mir niemand entgegenkam. Zumindest dachte ich so, bis ich das unvermittelte Ende des Waldweges an einem Maschendrahtzaun erreichte. Dahinter war scheinbar nichts – außer Itachis Wagen und einem schwachen Licht in der Ferne zwischen den hohen Fichten. Irritiert starrte ich ins Dunkel, bis ich eine Hütte erkannte, eigentlich mehr einen Verschlag im Wald. Ein Schauder lief mir den Rücken runter. Das sah aus wie ein Mordhaus.

Ich parkte ein Stück vom Weg entfernt und näherte mich dem Zaun. Direkt am Weg versperrte ein breites Tor den Zugang. Das Schloss daran war rostig, was darauf schließen ließ, dass nur selten jemand hierherkam. Viel interessanter fand ich allerdings das Wappen unter dem Schild, auf dem ´Privatgrundstück – Betreten verboten`, stand: Es war der rot-weiße Fächer, den ich schon am Haus von Sasukes Vater gesehen hatte, das Zeichen der Uchiha. Dieses gruselige Gelände gehörte ihrer Familie.

Als ich bei einem Rundblick niemanden sehen konnte, machte ich mich daran, den Zaun zu ersteigen. Dieser war zwar hoch, hatte aber glücklicherweise keinen Stacheldraht an der Spitze. Was immer auf dem Waldstück war, war also nicht übermäßig schützenswert. Natürlich schaffte ich es trotzdem, mir ein Loch ins Shirt zu reißen, was mir jedoch ziemlich egal war, während ich in der Finsternis zwischen den Bäumen dahinschlich. Ich sah zunächst wirklich gar nichts, außer dem Lichtschein der Hütte, dann gewöhnten meine Augen sich an die Dunkelheit und ich stolperte seltener. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Jedes Geräusch ließ mich zusammenfahren. Was zur Hölle war das hier, fragte ich mich, doch da war ich endlich bei der Hütte. Durch ein kleines, dreckiges Fenster linste ich hinter einer Fichte hervor ins Innere. Itachi lief unruhig auf und ab, immer an einem Stuhl vorbei, auf dem seine Schwester saß. Oder besser hing, denn sie war fast von der Sitzfläche gerutscht und ihr Kopf hing träge gegen die Lehne.

Ein Impuls ließ mich vorwärtslaufen, doch als der ältere Uchiha wieder umdrehte, duckte ich mich hinter den nächsten Baum. Er hatte ein Messer! Ich musste Sasuke da rausholen, koste es, was es wolle. Jetzt wäre die Zeit für einen Plan, und zwar einen guten. Nur war so etwas leider noch nie meine Stärke gewesen.
 

Sasuke
 

Das Dröhnen in meinem Schädel ließ Itachis unruhige Schritte auf den groben Holzdielen seltsam dumpf klingen. Auf einem Auge sah ich nur noch verschwommen, seit er mir den Kopf gegen die Wand gedonnert hatte, und mir war übel. Womöglich hatte ich eine Gehirnerschütterung, überlegte ich teilnahmslos. Jetzt war sowieso bald alles vorbei.

Nachdem Naruto gegangen war, hatte mein Bruder seinen Zorn an mir ausgelassen. Etwas an der bestialischen Wut, mit der er auf mich eindrosch, sagte mir, dass er jetzt völlig übergeschnappt war. Die Tatsache, dass mein bester Freund scheinbar erraten hatte, was er mir antat, trieb ihn noch weiter in die Enge, nachdem er bereits von der Polizei angesprochen worden war und sich sogar mit unserem Vater gestritten hatte. Seit ich ausgezogen war, brach sein Königreich langsam zusammen, und das hier war ein letzter, verzweifelter Versuch, die Oberhand zurückzugewinnen. Wenn es sein musste auch, indem er den Widerstand in Blut ersäufte, wie das Küchenmesser in seiner Hand eindrucksvoll bewies.

Schon eine ganze Weile lief Itachi damit vor mir auf und ab, vermutlich ersann er einen Plan. Es mochte daran liegen, wie geschwächt ich war, doch mir war das alles herrlich gleichgültig. So wäre es wenigstens bald vorbei und immerhin hatte ich Naruto da raushalten können…

Naruto… Wie er mich angesehen hatte, als er vor meiner Tür stand und ich ihn einfach weggeschickt hatte. Dieser Mann hatte meinetwegen wirklich schon zu viel ertragen, er hatte Ruhe verdient, ebenso wie ich. Ich hatte mir zwar anderes für uns erhofft, doch vielleicht war es besser so. Dann wäre er wenigstens frei.

Ich gab mich angenehmen Tagträumen über unsere gemeinsame Zukunft hin, als die plötzliche Stille mich die schweren Lieder heben ließ. Direkt vor mir stand Itachi, in dessen Augen fiebriger Wahnsinn glänzte. Ich hoffte wirklich, er würde es schnell hinter sich bringen.

„Du zwingst mich dazu, Sasuke“, sagte er, und hätte sich mir nicht alles gedreht, hätte ich wohl gelacht. Wie oft er mir das schon gesagt hatte, so oft, um genau zu sein, dass der größte Teil meines Selbst es glaubte. Immerhin war ich an Mikotos Tod Schuld, und ich hätte einfach tun können, was mein Vater von mir verlangte und ich hätte mich nicht gegen meinen Bruder auflehnen müssen, oder ich hätte zumindest ein Junge sein können.

„Du lässt mir keine andere Wahl“, erklärte Itachi, dessen Atem nur stoßweise kam.

Jetzt beschleunigte sich mein Herzschlag doch, und mein Blick huschte zu dem Messer in seiner Hand, als er langsam näher kam. Ich richtete mich auf meinem Stuhl auf - halb liegend vor Schwäche würde ich jedenfalls nicht sterben – als Itachi plötzlich vor mir auf die Knie sank. Das Messer drückte gegen den Jeansstoff an meinem Oberschenkel, schnitt mich aber nicht. Völlig perplex starrte ich auf seine Schultern und sein dunkles Haar herab, das sich aus dem Zopf gelöst hatte und mir über die Schenkel floss. Mein Körper reagierte auf die Nähe instinktiv mit Ekel und ich versuchte, mich von ihm loszumachen, was ihn jedoch nur dazu brachte, fester zuzupacken. Dabei presste er, wahrscheinlich unbeabsichtigt, die Klinge in mein Bein, was mich schmerzlich zischen ließ. Wir rangelten etwas, doch ich fühlte mich immer noch schwindelig und stürzte vom Stuhl. Bevor ich wegkriechen konnte, packte Itachi mein Bein – ich keuchte vor Schmerz – und zerrte mich zu sich. In Erwartung eines Stichs in den Rücken, krallte ich die Finger in die Bodenlatten, doch der Schmerz blieb aus. Als ich stattdessen die Arme meines Bruders um meine Körpermitte und sein Gesicht auf meinem Rücken spürte, riss ich die zusammengekniffenen Augen auf.

„Ich will das doch nicht, Mutter“, hörte ich ihn murmeln und starrte ungläubig über die Schulter zu ihm. „Sie hat dich umgebracht… Sie… Sie…“

Entsetzen und Abscheu krochen mir die Kehle hoch. Ich hatte gedacht, Fugaku würde mir den Tod seiner Frau vorwerfen, doch in Wahrheit tat Itachi genau dasselbe. All die Jahre hatte er seinen Ödipuskomplex an mir ausgelebt, der jetzt darin gipfelte, dass er das Abbild seiner Mutter, welches er in mir sah, selbst umbringen wollte. Vielleicht hatte dieser Moment unausweichlich kommen müssen. Ich hatte jedenfalls keine Lust mehr, ihn länger vor mir herzuschieben.

„Bring es hinter dich“, verlangte ich mit rauer Stimme. „Es ist vorbei… Also tu es.“

Kurz blieb er reglos, dann richtete er sich steif auf. Bei unserem Sturz war ihm das Messer aus der Hand geglitten und über den Boden in die Ecke der Hütte geschlittert. Itachi ging, um es zu holen. Ich hätte einen Fluchtversuch unternehmen können – mein Blick huschte zum Fenster – doch ich war so müde und es so leid, wegzulaufen. Resignation erfüllte mich, und ich richtete mich auf die schmerzenden, zitternden Beine, um dem Tod stehend ins Auge zu blicken…

Ein ohrenbetäubendes Scheppern zerriss die nächtliche Stille, zuerst in der Ferne, doch es kam schnell näher. „Was zur…?“, keuchte Itachi noch, dann brach scheinbar der Wald in die kleine Hütte ein.

Ich war gestürzt und als ich es wagte, die Arme vom Kopf zu nehmen, sah ich entsetzt die zerbeulte Kühlerhaube eines Wagens in die Wand ragen. Die Frontscheibe war zerbrochen und ein Teil des Gatters, welches das Gelände umzäunte, hing auf dem Autodach. Im Haus selbst herrschte heilloses Chaos. Überall lagen Holz- und Glassplitter und das Regal an der Wand war herabgestürzt. Darunter sah ich Beine in Anzughosen hervorblitzen, doch diese verloren meine Aufmerksamkeit, als die verbeulte Fahrertür sich schwerfällig öffnete. Fast so verbeult wie sein fahrbarer Untersatz keuchte Naruto und sah sich in der Verwüstung um, die er angerichtet hatte.

Dann entdeckte er mich und stürzte auf mich zu. „Sas! Sasuke, alles in Ordnung? Sasuke!“

Doch ich war zu fassungslos, um zu antworten. Woher wusste er, wo wir waren? Wieso hatte er die Wand eingerissen, und, wie mir langsam klar wurde, meinen Bruder über den Haufen gefahren?

Dieser regte sich unter seinem Schutthaufen, also hatte Naruto ihn zumindest nicht umgebracht. Zuerst sah Itachi verwirrt um sich, doch als er meinen besten Freund vor mir knien sah, wich seine vorige Unsicherheit blankem Hass. Mit überraschender Wucht schleuderte er das morsche Regalbrett in unsere Richtung. Naruto versuchte, das Wurfgeschoss abzuwehren, wurde am Kopf getroffen und zu Boden geworfen. Während ich mich panisch über ihn beugte, sah mein Bruder sich fiebrig um, vermutlich nach dem Messer, das irgendwo unter den Trümmern begraben lag.

Unsanft tätschelte ich dem Ohnmächtigen die Wange, um ihn zu wecken. „Naruto…. Komm zu dir… Bitte…“

Belämmert öffnete er die Augen und richtete sich unter meinem Drängen viel zu langsam auf. Was hatte er sich auch vor mich werfen müssen, dachte ich, nach meinem Bruder schielend, der noch immer den Schutt durchwühlte. Ich hatte das Messer inzwischen entdeckt – es lag zwischen den Vorderreifen des Wagens – hielt mich aber nicht damit auf, als Naruto endlich auf den Beinen war.

„Komm“, befahl ich, er packte meine Hand und rannte auf die halb eingestürzte Hauswand zu – eine Tür gab es nicht mehr.

Mein Bein schmerzte kaum, vermutlich unterdrückte Adrenalin diese Empfindung. Natürlich ließ unser Fluchtversuch Itachi aufblicken, wobei er das Messer entdeckte. Während er es aufsammelte, sprangen wir bereits vom Wagendach ins Freie. Drei Meter von der Hütte entfernt herrschte absolute Finsternis, in die wir stürmten, wobei wir fast gegen die eine oder andere der weit auseinanderstehenden Fichten gerannt wären. Danach machten wir etwas langsamer, immerhin würde es uns nichts bringen, uns den Hals zu brechen.

„Was machst du hier?“, zischte ich leise, aber aufgebracht, als ich etwas zu Atem und zur Besinnung gekommen war.

„Ist das dein Ernst?!“, polterte Naruto zurück. „Ich hab dir grad das Leben gerettet!“

„Ich hatte nicht darum gebeten“, motzte ich, aber nur, weil der Trottel sich dadurch selbst in Gefahr gebracht hatte. „Also?“

Ein wenig verlegen murmelte er: „Hab mir Sorgen gemacht und bin euch gefolgt…“, womit er bestätigte, was ich schon vermutet hatte. „Ich wollte die Polizei rufen, aber zwischen den Bäumen gibt´s kein Netz und da… War etwas drastisch, aber mir ist nichts Besseres eingefallen…“

´Etwas drastisch` war stark untertrieben für die Idee, mit voller Wucht ein Auto in eine Holzhütte zu rammen. Allerdings war ich im Moment dankbar für sein Stalking, denn jetzt, aufgeputscht vom Adrenalin, erschien mir der Gedanke des Todes nicht mehr erlösend. Ich wollte leben. Ich hatte das Recht, zu leben.

Naruto wollte noch etwas sagen, doch ich bedeutete ihm, zu schweigen. Man hörte zwar nichts von einer Verfolgung, doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass Itachi so leicht aufgeben würde. Er hatte nichts mehr zu verlieren und wir waren Zeugen seiner mörderischen Tendenzen. Entweder, er holte uns, oder er konnte gleich ins Gefängnis.

Der Gedanke, dass Itachi, mit einem Messer bewaffnet, nur wenige Meter hinter uns sein könnte, machte mir das Atmen schwer. Mein ganzer Körper war gespannt wir eine Feder. Ich wollte rennen, mich verstecken, aber es wäre gefährlich, schneller zu laufen und außerdem lauter.

„Wohin gehen wir?“, flüsterte Naruto nach einer Weile kaum hörbar. Absolute Finsternis und rasende Angst hatten mir jedes Zeitgefühl genommen. Wir konnten schon seit Stunden durch diesen Wald stolpern, oder erst seit fünf Minuten, ich konnte es nicht sagen.

„Zum Rand des Grundstücks. Außerhalb des Waldes sehen wir was, und da müsste dein Handy wieder Empfang haben.“

Die Dunkelheit schien meine Worte schneller zu schlucken als normale Luft. Normalerweise hatte ich keine Angst vor der Nacht, immerhin versteckten sich darin meist keine Monster. Ganz anders heute, wo ich den Atem meines persönlichen Dämonen im Nacken zu spüren glaubte. Naruto ging es wohl ähnlich, so fest, wie er meine Hand umklammerte.

Endlich erreichten wir den Rand des Grundstücks. Naruto wäre fast gegen den Zaun gerannt, doch er schaffte es auch so, bei seinen Kletterversuchen einen Riesenlärm zu veranstalten. Mit den Fingern in den Drahtmaschen spähte ich zurück in die Finsternis. Wenn Itachi das nicht gehört hatte, war er spontan ertaubt.

„Beeil dich“, drängelte mein Mit-Flüchtling und ergriff meine Hand, um mich nach oben zu ziehen.

Genau in dem Moment flammten im Wald Scheinwerfer auf. Vor Schreck wäre Naruto fast vom Zaun gekippt, und ich konnte ihn gerade noch am Kragen packen, obwohl natürlich auch mir das Herz bis zum Halse schlug. Polternd kam das sichtlich mitgenommene Auto meines Bruders durch die weit auseinanderstehenden Bäume auf uns zu. Er würde uns überfahren, daran gab es keinen Zweifel…

„Spring!“, brüllte Naruto, und wie in Trance tat ich, was er sagte. Keuchend landeten wir auf dem Boden, ließen uns jedoch keine Zeit zum Ausruhen, sondern rannten weiter. Hier war das Unterholz dichter, und wir kamen langsamer voran. Schon hörten wir, wie der BMW gegen den Drahtzaun krachte. Dieser hielt zwar ächzend stand, würde einen zweiten oder dritten Angriff aber unmöglich überleben, immerhin war auch Naruto so auf das Grundstück gelangt. Doch ich wusste, dass es von hier aus nicht mehr weit zur Straße war und in einem unbegründeten Hoffnungsschimmer betete ich, dass Itachi uns auf offener Straße nicht überfahren würde. Dass es mitten in der Nacht keine Zeugen gäbe und er nichts mehr zu verlieren hatte, versuchte ich dabei zu verdrängen.

Vor uns war gerade Licht zwischen den Bäumen zu sehen, als hinter uns ein lautes Krachen das unvermeidbare Reißen des Zaunes ankündigte. Durch das Gestrüpp kam der BMW ebenfalls langsamer voran, doch Naruto und mir gingen inzwischen die Kräfte aus. Mein Bein schmerzte wieder, und der Schwindel hatte sich, begleitet von Übelkeit, zurückgemeldet. Der Gedanke, sich einfach hier hinzulegen und zu sterben, gewann an Verführungskraft. Wenn ich Naruto losließ, könnte zumindest er sich retten, immerhin war er nicht verletzt…

Doch kaum hatte ich seine Hand losgelassen, schnappte er mein Handgelenk und starrte mich aus glühenden Augen an. „Wag es nicht, irgendwas davon zu sagen, dass ich dich hierlassen soll“, bellte er, noch bevor ich den Mund aufmachen konnte. Und kaum das ich es mich versah, hatte er mich auf den Rücken genommen und stolperte mit mir als Last weiter durch das Gestrüpp, gut beleuchtet von den Scheinwerfern, die wieder auf uns gerichtet waren.

„Lass mich runter“, knurrte ich, wagte es jedoch nicht, mich zu wehren, um ihn nicht in seiner Flucht zu verlangsamen. „Das ist doch verrückt.“

„Die ganze verdammte Situation ist verrückt, Sasuke, also halt einfach die Klappe.“

Das entbehrte nicht einer gewissen Logik und obwohl weder sein Ton noch seine Aussage mir gefielen, presste ich die Lippen aufeinander und sah über die Schulter zurück. Die Bäume standen jetzt so dicht, dass Itachi nicht mehr weiterkam und mir sank das Herz in die Hose, als ich seinen Schatten erkannte, der uns im Licht der Scheinwerfer durch das Gebüsch nacheilte.

„Lass mich wenigstens selbst laufen“, verlangte ich, doch Naruto schien mich gar nicht zu hören.

Der Waldrand kam immer näher und kurz darauf brachen wir durch die Bäume auf die Landstraße. Natürlich kam nicht gerade zufällig ein Auto vorbei und wir mussten weiter fliehen. Wir waren noch nicht weit gekommen, als hinter uns Itachi aus dem Wald polterte. Im Mondlicht glitzerte das Messer in seiner Hand wie Eis. Naruto, der sich den Hals verrenkte, um unseren Verfolger zu sehen, geriet ins Stolpern und fiel mitsamt mir auf den Bauch. Ich war sofort wieder auf den Beinen und zog an seinem Handgelenk – „Komm schon, du Riesentrottel!“ – aber die Verzögerung hatte gereicht. Ich hörte Itachis Schritte neben uns und drehte mich um, sodass ich über Naruto kniete und funkelte meinen Bruder an, der jetzt unverschämt lässig auf uns zuschlenderte, obwohl seine Brust sich vom schnellen Laufen rasch hob und senkte.

„Es ist vorbei, Itachi“, sagte ich, selbst erstaunt davon, wie ruhig meine Stimme klang. „Alle haben gehört, wie du vorhin mit Naruto gestritten hast und wenn wir jetzt verschwinden, wissen sie, dass du es warst. Mach es nicht noch schlimmer.“

Mein Bruder blieb tatsächlich stehen und ein kaltes, höhnisches Lächeln huschte über sein Gesicht, als Naruto versuchte, mich am Arm hinter sich zu ziehen, was ich mit einem Schulterzucken verhinderte. Ich war keine Prinzessin, die er beschützen musste, und ich würde mich nicht verstecken, während er für mich starb. Denn dass meine Argumentation sinnlos war, sah ich in Itachis Augen; er hatte völlig den Verstand verloren.

„Ich sage einfach, ihr seid miteinander durchgebrannt… Oder noch besser: Er war es. Ist ausgerastet, als du ihm einen Korb gegeben hast oder dergleichen…“ Gleichgültig über die Lüge zuckte er die Schultern, dann flackerte wieder blanker Hass über sein Gesicht. „Aber eigentlich ist es egal… Die Welt ist ein besserer Ort ohne dich… Du weißt es, Sasuke. Du weißt ganz genau, was für ein Abschaum du bist…“

„Halt dein dreckiges Maul!“, fauchte Naruto, der den Arm schützend um mich schlang, als er mich nicht hinter sich ziehen durfte. „Das einzig abscheuliche ist es, seiner Schwester so etwas einzureden!“

„Dass du Phantast die Wahrheit abscheulich findest, war mir klar… Du brauchst nicht wegzulaufen, das hat sowieso keinen Sinn“, fügte er hinzu, als Naruto mit mir im Arm langsam zurückwich.

Ich legte die Hand auf Narutos Arm an meiner Brust, fieberhaft nach einem Ausweg suchend, doch mir wollte keiner einfallen. Mit meinem Bein wäre ich zu langsam, und mein bester Freund könnte mit mir auf dem Rücken ebenfalls nicht schnell genug laufen. Er hätte zwar entkommen können, doch das wollte er ja nicht, wie er bereits gesagt hatte. Und somit würde ich schuld sein an seinem Tod, genauso wie an dem meiner Mutter. Itachi hatte Recht, in meiner Gegenwart konnte nichts Gutes gedeihen, ich verdarb alles…

Als hätte er meinen Gedanken gehört, presste Naruto mich fester an sich. Dann packte er meine Hand und rannte. Als würde es irgendetwas bringen, dachte ich, und mein Blick ruhte auf ihm zu meiner linken, wie er entschlossen dreinblickte, und auf die Bäume hinter ihm. Warum hatte ich ihn da reinziehen müssen? Ihn, das Beste in meinem Leben? Tränen ließen den Wald hinter ihm glitzern und ich blinzelte.

Doch das Glitzern verschwand nicht und plötzlich realisierte ich, wo wir waren. Der See! Ohne groß nachzudenken, riss ich Narutos herum und sprang mit ihm den Hang hinunter, an dessen Fuß das Wasser plätscherte, in dem Naruto und ich vor Ewigkeiten geschwommen waren. Wir kugelten die Steigung hinab und mein Bein protestierte fast so empört wie der erschrockene Naruto. Ich ignorierte beide und rannte weiter, immer auf den Schimmer des Wassers zwischen den Stämmen zu.

Die Bäume endeten abrupt am steilen Ufer, doch wir konnten nicht mehr bremsen und landeten platschend im See. Ich spürte die Ruderbewegungen von Naruto dicht neben mir und zog weiter durch die eisige Schwärze. Wenn wir Glück hatten, war Itachi so überrascht, dass er noch oben am Hang stand. Dann konnten wir uns ans gegenüberliegende Ufer retten, wo er uns unmöglich finden könnte. Dann wären wir sicher.

Der Gedanke ließ Ruhe in mir ausströmen, warmen, heilsamen Seelenfrieden. Naruto war nicht mehr in Gefahr, würde nicht wegen mir sterben. Ich musste nicht mehr um sein Leben rennen – denn das war es doch, was ich getan hatte. Wegen meines besten Freundes – nein; wegen des Mannes, den ich liebte, war ich geflohen, nicht wegen mir, und ich hatte wegen ihm leben wollen.

In diesem Bewusstsein machte es mir keine Angst, dass meine überlasteten Muskeln sich nur noch widerstrebend bewegen ließen. Die Kraft floss im selben Maße aus mir wie die Angst, und schon spürte ich, wie meine Kleider mich in die Tiefe des Sees zogen. Hoch über mir sah ich das silberne Glänzen des Mondes auf den Wellen und ruderte noch ein letztes, verzweifeltes Mal mit den Armen, dann gab ich auf. Mein Mund schnappte reflexartig nach Luft und stieß den letzten Sauerstoff in Form dicker, schimmernder Blasen zur Oberfläche. Zumindest war das letzte, was ich sah, wunderschön, dachte ich und gab der Schwärze nach, die an meinem Bewusstsein nagte…
 

Naruto
 

Die Kälte traf mich wie eine Wand. Ich japste, was ein Fehler war, denn so drang mir Wasser in den Mund und in Panik strampelte ich wild mit den Armen und Beinen. Es war wohl ein Glück, dass mein Herumgefuchtel nicht Sasuke traf, doch die konnte ich nirgends sehen, als ich prustend an die Oberfläche kam. Panisch drehte ich mich im Kreis, sah zum Ufer, doch dort war nichts. Wobei ´nichts` zu viel gesagt war; hoch oben am Hang, etwa dort, wo wir den Hang hinuntergestürzt waren, sah ich Lichter flackern und fragte mich panisch, ob Itachi umgedreht war und das Auto geholt hatte. Ich hatte keine Ahnung, was er damit hätte tun sollen, doch in meiner Panik glaubte ich für einen Moment, der Uchiha besäße bestimmt ein Amphibienfahrzeug. Die Idee verwarf ich allerdings sofort wieder, denn ich hatte nur einen Gedanken: Flucht. Ich musste Sasuke hier weg bringen…

Aber dafür hätte ich Sasuke erst mal finden müssen.

Wieder ruderte ich im Kreis, konnte sie aber immer noch nicht sehen, und inzwischen war sie fast eine Minute unter Wasser. Ich wusste, dass sie länger tauchen konnte als die meisten Menschen, doch warum sollte sie gerade jetzt Atemübungen machen?

„Sasuke!“, rief ich laut, auch auf die Gefahr hin, ihren Bruder auf unsere Fährte zu locken und obwohl sie mich kaum hören konnte, wenn sie unter Wasser war. „Sasuke, wo bist du?!“

Dann sah ich Luftblasen aufsteigen und ich kümmerte mich nicht mehr um die wütende Stimme, die hinter mir: „Uzumaki!“, bellte, sondern tauchte ab. Wie oft hatte ich Sasuke wegen ihrer blassen Haut veralbert, und wie froh war ich jetzt darum? Sie leuchtete in der Tiefe wie ein Geist, die Hand nach oben ausgestreckt, obwohl ihre Augen geschlossen und sie offensichtlich ohnmächtig war. Panisch schwamm ich fast senkrecht nach unten, doch Sasuke war noch fast zwei Meter unter mir, als mir die Luft knapp wurde. Wie besessen strampelte ich mit den Beinen, nur um zu ihr zu gelangen. Ich würde jetzt nicht aufgeben, sie würde nicht ertrinken, nicht jetzt, wo sie frei sein konnte von ihrem Bruder, nicht jetzt, wo ich endlich wusste, wovor sie solche Angst hatte und sie beschützen konnte. Ich würde sie beschützen, und wenn es das letzte war, was ich tat. Als mir schwindelig wurde, realisierte ich, wie wahr diese Floskel – das letzte, was ich tat – gerade sein könnte, doch das war egal, denn da erwischte ich endlich ihre Hand. Meine Lungen rebellierten, als ich mit aller noch verbleibender Kraft nach oben paddelte, aber die Kälte raubte mir viel Kraft und unsere Kleider hatten sich mit Wasser vollgesogen.

Gerade als ich glaubte, es nicht mehr an die Oberfläche zu schaffen, wurde diese von einer dunklen Gestalt zerrissen. Also hatte Itachi uns doch noch gefunden… Meine Abneigung gegen ihn gab mir neue Kräfte und ich schwamm in die andere Richtung, aber natürlich war ich mit Sasuke wesentlich langsamer, und schon hatte der andere mich an der Schulter gepackt und zog mich mit nach oben. Wir durchbrachen die Oberfläche, wo ich hustend Luft holte und Sasuke so schnell wie möglich zu mir nach oben zog. Sie rührte sich noch immer nicht, und Panik schnürte mir die Kehle zu. Doch dann erinnerte ich mich an ihren Bruder und riss mich von der Person los, die uns aus dem See gefischt hatte…

Nur, dass es sich dabei nicht um Itachi handelte.

Völlig verwirrt starrte ich in die zornigen Augen der Polizistin mit den langen weißen Haaren, die mich aus dem Verhörraum geholt hatte, als Sakura mich abholte. Sie ignorierte mein gestammeltes: „Was…?“, packte Sasuke am Arm und schwamm mit kräftigen Zügen in Richtung Ufer. Noch immer hustend, entkräftet und verständnislos folgte ich ihr und wurde von kräftigen Armen an Land gezogen, die mich in eine Wärmedecke wickelten. Der ganze Wald schien wie ein Bienenstock voller Beamter, und jetzt erkannte ich das Licht oben an der Böschung: Es gehörte zu einem Polizeiwagen.

Ein Sanitäter wuselte um mich herum, bis er – sichtlich enttäuscht – feststellte, dass mir absolut nichts fehlte, außer der vom Husten krächzigen Stimme, mit der ich fragte: „Wo ist Sasuke?“

Sorge huschte über sein Gesicht und er nickte in Richtung einer freien Fläche, wo einige seiner Kollegen sich drängten. Ich wollte gerade aufstehen, als mein Helfer mir die Hand auf die Schulter legte und den Kopf schüttelte. „Lass sie ihre Arbeit machen. Du kannst nichts tun.“

„Aber…“, fing ich an, sah dann jedoch ein, dass ich nur im Weg stehen würde. Der kleine Trupp von Sanitätern hob eine Trage hoch und schleppte sie den Hügel hinauf. Dabei erhaschte ich einen Blick auf Sasukes fahles Gesicht. In der Dunkelheit konnte ich nicht erkennen, ob ihre Augen geöffnet waren, und dann wurde ich bereits ebenfalls zur Straße geleitet. Da meine beste Freundin schon im Krankenwagen davongefahren war, bugsierte man mich mitsamt der Notfalldecke in einen Polizeiwagen, wo ich erschöpft gegen das Fenster sank und in die Nacht starrte.

Alles, was in den letzten Stunden passiert war, flackerte mir immer wieder vor Augen, doch ich war zu geschwächt, um Fragen zu stellen. Das wichtige war doch erst mal, dass Sasuke in Sicherheit war. Alles andere würde sich geben, dachte ich noch, bevor ich vor Erschöpfung einschlief.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ihr Lieben :)

Hier also das letzte Kapitel - ich hoffe, ihr hattet Spaß , obwohl es wohl eher dramatisch als lustig war, haha...

Ist euch aufgefallen, dass Kyûbis ´zufälliges` Beispiel,was Sasuke sich alles Naruto gegenüber rausnehmen darf ("Ich glaube, sie könnte versuchen dich umzubringen, die Stadt verlassen und als Gangster leben und du würdest noch versuchen, sie zurückzuholen.") ungefähr das ist, was Sasuke im Manga wirklich getan hat? I´D Ich fand das ziemlich lustig.

Meine Lieblingsszene ist allerdings die, in der Itachi Sasuke dazu überredet, ihm die Tür zu öffnen. Zuerst ist ihr Wiederwillen noch größer, aber dann schürt er ihren Selbsthass, bis sie davon überzeugt ist, das zu verdienen...

Jetzt fehlt noch ein Epilog, dann ist die Geschichte beendet... Irgendwie schwer zu glauben, sie hat mich so lange begleitet - schon lange, bevor ich sie veröffentlich habe. Ich hoffe, ihr hattet Vergnügen oder Spannung oder was man bei solchen Themen eben dazu sagen kann. :´)

Ich plane außerdem ein Extrakapitel. Zur Auswahl stehen entweder Kyûbi und Naru als Teenager oder irgendwas aus Sasukes und Narutos Zukunft. Lasst mich doch wissen, wenn ihr Lust auf etwas bestimmtes habt oder euch eine Szene/Situation vorschwebt, von der ihr gerne mehr lesen würdet. :)

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Little-solid
2017-09-22T08:28:31+00:00 22.09.2017 10:28
Ein neues Kapitel yay endlich ich Fieber immer wieder einem neuen kapi entgegen und wie kannst du uns das nur antun und sie beenden :'(
Aber ich finde die ganze story so faszinierend und interessant und ich freue mich AIF den Epilog :)
Antwort von:  RedRidingHoodie
22.09.2017 18:38
Vielen Dank für deinen Kommentar :) Tut mir leid, dass ich die FF beende, aber jede Geschichte findet mal ein Ende x´D Obwohl mir auch sehr viel an dieser speziellen FF liegt.
Allerdings würde ich gerne ein Zusatzkapitel schreiben - zur Auswahl stehen entweder Kyûbi und Naru als Teenager oder irgendwas aus Sasukes und Narutos Zukunft. Hättest du Lust, etwas bestimmtes zu lesen? :)
Antwort von:  Little-solid
23.09.2017 08:57
Puuuuh schwere Entscheidung denn da muss ich das selbe sagen wie naruhina es hört sich beides interessant an und ich würde definitiv beides lesen

Und ja das ist definitiv eine spezielle ff da es schon alleine sehr wenige ff mit diesem pair gibt (also femsasuxnaru )
Das find ich sehr schade muss ich sagen da ich die meisten Geschichten kenne und es immer sehr interessant war nur leider wurden die meisten nie beendet T.T
Antwort von:  RedRidingHoodie
23.09.2017 15:54
Freut mich sehr, dass du Spaß hattest beim Lesen :)
Oh kannst du ein paar femsasunaru FFs empfehlen? Ich find immer nur welche mit Naruko x'D
Antwort von:  Little-solid
25.09.2017 04:27
Oh Gott da müsste ich jetzt selbst nochmal schauen denn wie gesagt die meisten werden immer mitten drin abgebrochen T.T könnt ich jedesmal heulen aber ich schau mal was ich so finde und schreibe dir dann die Namen der Geschichten :)
Antwort von:  RedRidingHoodie
25.09.2017 21:50
Haha, oh je du musst jetzt nicht extra schauen xDD Aber falls du mal über eine stolperst, kannst du ja gern per ENS ne Empfehlung schreiben ;P
Antwort von:  Little-solid
26.09.2017 08:40
Wird gemacht misstress zu ihren Diensten xD
Und wenn du nochmal eine Geschichte mit diesem pair machst (was ich sehr hoffe) dann weist du wem du schreiben kannst xD
Von:  naruhinaxXx
2017-09-21T20:20:44+00:00 21.09.2017 22:20
Oh gott, komm gerade nicht drauf klar das die Geschichte wirklich bald zuende ist T.T

Aber jetzt konnte naruto sasuke wenigstens endlich helfen, auch wenn ich nicht ganz verstehe wo die Polizei und der Krankenwagen so plötzlich her kamen
Entweder hab ich was überlesen oder ich erfahre es im Epilog

Freu mich schon drauf zu erfahren ob die beiden jetzt glücklich werden oder nicht

LG
Antwort von:  RedRidingHoodie
21.09.2017 23:22
Ja die Polizei wird noch geklärt xD tut mir leid, dass es verwirrend war, ich war mir nicht ganz sicher, wie ich das alles timen sollte I'D

Apropos glücklich: ich würde gerne ein zusatzkapitel schreiben - zur Auswahl stehen entweder Kyûbi und Naru als Teenager oder irgendwas aus Sasukes und Narutos Zukunft. Hättest du Lust, etwas bestimmtes zu lesen? :)
Lg
Antwort von:  naruhinaxXx
22.09.2017 15:58
Lesen würde ich es auf jedenfall
für mich hören sich beide Ideen interessant an , kann mich da nicht festlegen was ich lieber lesen würde


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