Zum Inhalt der Seite

Last Desire: Devious Desire

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Erwachen

Das Erste, was er wahrnahm, war ein gemütliches Bett und der vertraute Nikotingeruch, der schon seit Jahren im Haus lastete. Merkwürdig… war das alles etwa nur ein Traum gewesen? Etwas benommen stand er auf und sah auf seine Hände. Zuerst fühlte sich sein Kopf noch ein wenig schwer an und tat ihm auch weh, aber ansonsten ging es ihm gut. Aber… war er denn nicht gestorben? Er hatte doch das Gift getrunken, um Nabis Leben zu retten. „Ach, du wachst auch endlich mal auf, Bruder?“ Als Samajim aufsah, erkannte er ein wenig verschwommen seinen Bruder Malakh, der mit verschränkten Armen am Türrahmen gelehnt stand. „Pennst seelenruhig vor dich hin und lässt mich einfach warten. Mal wieder so was von typisch für dich.“ „Wo ist Nabi und was spielst du für ein Spielchen?“ „Immer mit der Ruhe“, rief der Sefira mit den lavendelfarbenen Augen und hob beschwichtigend die Hände. „Er liegt im Bett und schläft. Nach der ganzen Aufregung hat er das gut gebrauchen können. Ihm fehlt also nichts, genauso wenig wie dir. Das Gift war in Wirklichkeit nur ein kleines Mittel, was einen Scheintod herbeiführt und von den Head Huntern bevorzugt eingesetzt wird, um ihre Zielpersonen zu überwältigen.“

„Dann war das alles ein Bluff gewesen?“

„Kann man so sagen“, bestätigte Malakh und ein verschlagenes Grinsen spielte sich auf seine Lippen. „Wie gesagt: dieser Test war rein beruflich und hat nichts mit unserem Streit zu tun. Ich wollte eure Beziehung auf die Probe stellen um zu sehen, ob ihr wirklich bedingungslos treu und ehrlich zueinander seid und auch bereit seid, das größte Opfer für euren Partner zu bringen. Das ist mein Job als Ankläger: die Ehrlichkeit in Frage zu stellen und zu prüfen. Meine Methoden mögen zwar etwas zweifelhaft sein, aber sie sind zu 100% erfolgreich, weil sich Menschen und Unvergängliche in einer Sache gleich sind: sobald sie in eine Extremsituation geraten und mit dem Tod konfrontiert werden, kommt ihr wahres Ich zum Vorschein. Da haben sie gar nicht mehr den Willen dazu, ihre Fassade aufrechtzuerhalten und nicht selten gehen daran die Beziehungen zu Bruch. Aber ihr beide seid bis zum Schluss ehrlich und treu geblieben. Du warst bereit, dein Leben für Nabi zu opfern und Nabi hat mich sogar angegriffen, weil er zu dir gehalten hat. Selbst nach deinem vermeintlichen Tod. Und da ich die Befürchtung hatte, dass der Ärmste noch zusammenbrechen würde, hab ich ihn erst mal schlafen geschickt und euch beide zurück ins Haus gebracht. Wie gesagt: ich bin ein Feind im Frieden und im Kampf, weil ich die grausamsten Prüfungen stelle, um die Liebe und Treue anderer auf die Probe zu stellen. Viele Beziehungen halten meiner Prüfung nicht stand, genauso wenig die die Loyalität anderer. Aber jene, die erfolgreich bestehen, die sind von Grund auf ehrlich und halten für die Ewigkeit. Meine Todesprüfung kann Paare zerstören oder noch enger zusammenschweißen. Das hängt ganz von ihrem Willen ab. Meinen herzlichsten Glückwunsch: ihr gehört zu den wenigen, die standhaft und aufrichtig geblieben sind. Mag sein, dass ihr mich dafür hasst, aber ich tu nur meinen Job. Mit unserem Streit hatte das rein gar nichts zu tun.“ Beinahe schon erleichtert atmete Samajim auf und auch wenn er eine Stinkwut deswegen auf seinen Bruder hatte, so war er dennoch unendlich froh, dass das alles nur ein Riesenbluff gewesen war. Er ging zu Nabi ins Zimmer und sah schon, dass sein Diener bereits aufwachte. „Nabi?“ Etwas benommen blinzelte der Schwarzhaarige mit den türkisfarbenen Augen und brauchte erst einmal einen Moment, um wieder zu klarem Verstand zu kommen. Als er dann aber Samajim sah, kehrten die Lebensgeister wieder in ihn zurück und er konnte seine Freude kaum in Grenzen halten. „Meister!“ rief er überglücklich und umarmte ihn. Er konnte nicht glauben, dass das wirklich geschah und dass es kein Traum war. Er hatte doch gesehen, dass Samajim durch das Gift gestorben war und nun lebte er wieder. „Ich… ich kann es nicht glauben. Wie… wie kann das sein?“ „Das Gift war nicht tödlich gewesen“, erklärte der ältere Sefira und erwiderte diese innige Umarmung. „Es war alles nur ein Bluff meines Bruders gewesen und mehr nicht.“ Erleichtert atmete Nabi auf und konnte sein Glück gar nicht fassen. Samajim war am Leben und es ging ihm gut. „Ich hab solche Ängste ausgestanden, dass ich Euch verlieren könnte“, brachte Nabi mit beinahe zitternder Stimme hervor und klammerte sich regelrecht an ihn. „Bitte macht so etwas nie wieder, ja?“ „So schnell nicht“, versicherte Samajim und küsste ihn. Schließlich gingen sie in die Küche, um sich bei einem Kaffee zu stärken. Malakh gesellte sich wie selbstverständlich dazu und beschwerte sich zuerst über die schlechte Bewirtung, bis Samajim kühl von der Seite bemerkte „Du bist kein Gast, du bist ein Störfaktor.“ „War ja klar, dass der Spruch von dir kommen musste. Und um es klar zu sagen: nur weil du gerade mal 5 Minuten älter bist als ich, musst du dich noch lange nicht so aufspielen.“ Nur 5 Minuten? Nabi sah abwechselnd zu den beiden und konnte nicht wirklich glauben, dass die beiden fast gleich alt waren. Rein äußerlich lagen Jahre zwischen den beiden, selbst vom Charakter her. Und zwischen den beiden schien ein ähnlicher Konflikt zu herrschen wie bei Liam und Eva. Na ob das gut ging? „Was suchst du eigentlich noch hier?“ fragte Samajim kühl und trank seinen Kaffee, ohne seinen Bruder auch nur anzusehen. Doch diesen störte das recht wenig. „Na was wohl? Einer musste ja da bleiben, bis ihr endlich aufwacht und außerdem steht da noch der Dukrav im Raum. Ich werde dich in Grund und Boden stampfen und dir zeigen, dass ich besser bin als du.“

„Sicher bist du das…“

„Hör auf, dich ständig über mich lustig zu machen!“

„Wieso nicht? Du lieferst mir ja immer genug Gründe. Werde erst mal erwachsen, bevor du so große Töne spuckst.“

„Na warte, du mieser…“ Doch da stand Nabi auf und ging sofort dazwischen. „Jetzt reicht es aber endgültig. Könnt ihr euch nicht ein Mal vertragen? Meister, könnt Ihr nicht endlich damit aufhören, Euren Bruder zu provozieren? Reicht es nicht schon, dass wir diesen Test machen mussten? Echt, Ihr seid aber auch wirklich der größte Dickschädel, der mir je untergekommen ist. Die ganze Zeit predigt Ihr davon, dass Eva und Liam sich endlich vertragen sollten, aber selbst seid Ihr keinen Deut besser. Vertragt euch beide endlich oder streitet euch woanders. Ich hab keine Lust darauf. Der Stress letzte Nacht war schon genug.“ Damit stand Nabi auf und ging. Samajim sah ihm ein wenig perplex hinterher. „Wo… wo gehst du hin?“ „Laban vom Tierarzt abholen und im Anschluss noch Einkäufe fürs Mittagessen erledigen. Ihr vertragt Euch bis dahin mit Eurem Bruder und lasst mir das Haus und vor allem die Dächer heil. Sonst könnt Ihr die nächsten Nächte alleine schlafen.“ Damit ging Nabi, schnappte sich seine Jacke und knallte die Tür hinter sich zu. Malakh hob erstaunt die Augenbrauen und konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. „Dass du dich mal so herumkommandieren lässt und dann noch von deinem eigenen Diener. Meine Güte… ist das peinlich.“ „Lach du nur“, gab Samajim grummelnd zurück und seine Miene verfinsterte sich. „Sag mal, wie hast du damals überhaupt überlebt? Erklär mir das mal.“

„Ganz einfach: mein Diener Abdiel hat mich gerettet.“

„Seit wann hast du einen Diener?“

„Glaubst du etwa allen Ernstes, du bist der Einzige, der sich einen Diener halten kann? Abdiel war früher Miswas Diener, aber weil sie ihn nicht sonderlich leiden konnte, hat sie ihm irgendetwas untergeschoben und ihn dann zum Tode verurteilt. Ich hab ihn in meine Dienste aufgenommen und ihr eine angemessene Entschädigung gezahlt für den ganzen Aufwand. Seitdem steht er mir treu zur Seite.“ Aha, na das sind ja Neuigkeiten, dachte sich Samajim, zeigte sich aber nicht sonderlich interessiert. „Wenn du nicht in die Menschenwelt abgetaucht wärst, dann wüsstest du, dass ich noch lebe. Aber das interessiert dich ja eh nicht besonders. Du hast dich doch nur für dich selbst und für deine Freunde interessiert. Selbst für deinen Diener interessierst du dich mehr.“ Nun sah Samajim ihn direkt an. Das waren ja ganz neue Töne von seinem Bruder. War das etwa der Grund für Malakhs Verhalten? Hatte Nabi Recht gehabt und dieser ganze Unsinn war nur deshalb, weil sein kleiner Bruder sich irgendwie mehr Aufmerksamkeit von ihm wünschte? „Was genau erwartest du von mir?“ „Gar nichts“, erklärte Malakh trocken. „Ich hab es schon vor langer Zeit aufgegeben, so etwas wie Zuneigung oder Anerkennung von dir zu bekommen. Dass wir verschieden sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Du kommst mit meinem Charakter genauso wenig klar wie ich mit deinem. Aber alles, was du tun kannst ist, dich über mich lustig zu machen, mich zu ignorieren oder mich anderweitig abzuservieren. Selbst mein vermeintlicher Tod hat dich doch nicht die Spur interessiert.“

„Das ist nicht wahr“, sagte Samajim nun und stellte seine Tasse ab. „Dein Tod hat mich sehr geschockt und es hat mir auch wehgetan. Trotz all unserer Streitigkeiten bist du immer noch mein Bruder und auch wenn du mir mit deinem kindischen Verhalten auf die Nerven gehst, ist es nicht so, dass du mir völlig egal bist.“

„Pah, etwas anderes hast du mir aber nie gezeigt.“

„Aber nur, weil du dich immer wie ein unreifer Rotzbengel aufführen musst. Das regt mich nun mal auf und nervt.“

„Negative Aufmerksamkeit ist doch immer noch besser als gar keine. Lieber streite ich mich nur mit dir, als ständig von dir ignoriert oder wie Luft behandelt zu werden. Bei anderen hast du immer die passende Antwort und die beste Lösung. Aber bei uns beiden versagst du auf ganzer Linie. Und weil ich dachte, ich wäre dir sowieso egal, habe ich dich auch gar nicht aufgesucht und dir Bescheid gegeben, dass ich lebe. Stattdessen habe ich hart trainiert und bin meiner wahren Berufung nachgegangen. Aber als ich dann meine Liste der zu überprüfenden Paare kontrollierte, da sah ich auch deinen Namen und dann auch noch direkt daneben deinen eigenen Diener. Also bin ich losgegangen und hab euch geprüft. Ich hatte ja insgeheim gehofft gehabt, du wärst wenigstens erstaunt, dass ich lebe, aber selbst da bist du noch derselbe eiskalte Mistkerl geblieben wie sonst auch immer.“ „Mala…“ „Nein! Du brauchst mir jetzt auch nicht damit anzukommen. Ich hab es akzeptiert, dass ich dir als Bruder vollkommen unwichtig bin und nicht mal als Schachfigur für deine kranken Spielchen tauge.“ Damit stand Malakh auf und wollte gehen, doch da hielt Samajim ihn am Kragen zurück. Sofort schlug der Sefira mit den lavendelfarbenen Augen seine Hand weg und sah ihn wutentbrannt an. „Lass mich, ich hab genug! Das Einzige, was ich noch will, ist die Revanche für damals. Und jetzt brauchst du mir auch nicht mehr ankommen. Wir sehen uns heute um Punkt 13 Uhr auf dem Kirchengelände zum Dukrav-Match! Und wehe, du kommst zu spät.“ Damit ging auch Malakh und so war Samajim vorerst allein. Er ging in sein Arbeitszimmer und holte aus der alten Truhe, die er mit mehreren Schlössern gesichert hatte, sein Schwert hervor. Wie lange war es her, seit er es zuletzt in Gebrauch hatte? Das letzte Mal war es während des Krieges gewesen. Danach hatte er es nie wieder verwendet, weil er es nicht gebraucht hatte. Genauso wie damals besaß es eine matte Klinge, in der sich rein gar nichts spiegelte. Sie besaß goldene Verzierungen und er wusste, dass diese undurchsichtige Oberfläche daher kam, weil er selbst undurchsichtig vom Charakter her war. Eine Sefirawaffe spiegelte genau das Herz ihres Besitzers wieder. Fast alle hatten ein Schwert, selbst die Entitäten. Es gab aber Ausnahmen. So war Miswas Waffe eine doppelköpfige Streitaxt, Rakshasa führte eine Nagelkeule und Ajin Gamur führte eine Todessense. Und Malakh benutzte zwei Kingentonfas, da er jemand war, der mit vollem Körpereinsatz kämpfte und nicht für den normalen Schwertkampf zu gewinnen war. Wenn Samajim so an damals zurückdachte, als Malakh gegen ihn gekämpft hatte…. Wie verbissen er gewesen war und wie viel Energie in diesen Kampf investiert hatte, nur um seinen älteren Bruder zu besiegen. Damals hatte er wirklich geglaubt gehabt, Malakh wollte ihn umbringen und deshalb hatte er sich auch emotional komplett von ihm distanziert: weil er dachte, sein jüngerer Bruder wäre nicht anders als die anderen großen Alten, denen ihr Rang wichtiger war als das Leben anderer. Aber anscheinend hatte er das völlig falsch verstanden. Malakh wollte gar nicht versuchen, ihn umzubringen, um seinen Rang einzunehmen. Es ging ihm in erster Linie um Anerkennung und um die Zuwendung seines älteren Bruders. Offenbar hatte Nabi Recht gehabt mit seiner Vermutung. „Ich bin aber auch ein alter Esel“, murmelte Samajim und fuhr sich durch sein goldblondes Haar. Die ganze Zeit war mit seinem Bruder komplett auf dem Holzweg gewesen und dabei war er davon ausgegangen, dass Malakh nichts als Hass und Verachtung für ihn übrig hatte und dass diese ewigen Kämpfe nur ein Versuch waren, seinen großen Bruder zu töten. Dabei wollte er offenbar nur wahrgenommen und beachtet werden. Ganz egal ob auf einer positiven oder einer negativen Art und Weise. Wie ein kleiner Junge, der von seinen Eltern Zuwendung wollte. Und die ganze Zeit hatte er das völlig falsch interpretiert und seinem Bruder Unrecht getan. Im Grunde war Malakh nicht wie Miswa, Kabod oder Rakshasa. Zwar war er temperamentvoll und impulsiv, aber er machte keinen Unterschied zwischen den Einzelnen. Er prüfte sie genauso streng wie die Seraphim und die untergeordneten Sefirot. Selbst seinen eigenen Bruder. Fest stand nun jedenfalls, dass er die Sache unbedingt wieder geradebiegen musste. Ansonsten würde ihm das noch ewig nachhängen.

Wenig später kam Nabi wieder zurück und rief „Bin wieder da!“, woraufhin er ins Wohnzimmer kam und eine Katzenbox abstellte. Samajim kam sofort und wollte sich das kleine Kätzchen natürlich sofort ansehen, welches Nabi während des Gewitters gefunden hatte. „Na, wo ist denn der Kleine?“ Nabi holte das kleine Fellknäuel heraus, welches sie beide mit großen blauen Augen ansah und ein leises, fast schon piepsendes Miauen von sich gab. In dem Moment war es um Samajim geschehen. Er war hellauf begeistert und nahm das kleine Kätzchen sofort in den Arm und rief „Ach ist der süß! Den müssen wir auf jeden Fall behalten.“

„Ja, er ist wirklich ein kleiner Engel. Sagt mal Meister, wann ist denn Euer Kampf?“

„Um 13 Uhr.“

„Das ist in einer Stunde! Und Ihr sagt mir nicht mal Bescheid, damit ich mich beeilen kann, um wenigstens vorher Essen zu kochen. Okay, jetzt müssen wir uns beeilen. Also, Ihr passt bitte auf Laban auf und ich mach uns eben gebratene Nudeln mit Gemüse. Besser Ihr esst was Leichtes, damit Ihr auch in Form seid. Meine Güte, nichts als Arbeit hat man mit Euch…“ Damit eilte Nabi in die Küche, während Samajim sich ein bisschen mit dem kleinen Laban beschäftigte, der noch nicht einmal das Laufen richtig beherrschte. „Hat Ba’al noch irgendetwas zu dem Kleinen gesagt?“ rief er zur Küche rüber, in welche Nabi verschwunden war. Dieser antwortete von dort aus „Ja und zwar, dass der Kleine nicht mal entwöhnt war, als er ausgesetzt wurde. Normalerweise geschieht das erst ab der fünften Woche. Er vermutet, dass die Mutter den Kleinen verstoßen hat und sich keiner die Mühe machen wollte, ihn zu pflegen und er deshalb ausgesetzt wurde. Die nächsten zwei Wochen wird er also noch mit der Flasche aufgezogen, danach wird er an feste Nahrung gewöhnt.“

„Schon verrückt. Als hätten wir irgendwie ein Kind gekriegt oder so…“ Laban gab ein kurzes Gähnen von sich und rollte sich auf Samajims Schoß zusammen, um ein wenig zu schlafen. Zärtlich streichelte der Sefira sein kleines Köpfchen und musste schmunzeln bei diesem süßen Anblick. Er war noch nie der Fan von Babys oder Tieren gewesen. Insbesondere Tauben und Menschenbabys hasste er wie die Pest, aber dieses kleine Kätzchen hatte es ihm einfach angetan. Und in dem Moment musste er sich an damals erinnern, als er Nabi in seine Dienste aufgenommen hatte. Damals war er auch wie ein verängstigtes kleines Kätzchen gewesen. „Eines Tages wirst du groß und stark sein und diese lästigen Flugratten für uns verscheuchen, nicht wahr?“ Laban war inzwischen eingeschlafen und bekam nicht mit, was Samajim da sprach. Es dauerte nicht lange, als es an der Tür klingelte und Samajim hinging, um zu öffnen. Vorher legte er das schlafende Kätzchen vorsichtig auf ein Kissen. An der Tür wartete Ain, die wie immer bester Laune war und ihn herzlich mit einer Umarmung grüßte. „Hey, wie geht’s denn so? Ich hab gehört, Malakh hat dich einem seiner gefürchteten Tests unterzogen.“

„Ja, aber ich hab’s überlebt, Nabi genauso. Allerdings muss ich wirklich zugeben, dass mein Bruder ein ziemlich guter Schauspieler ist und sein Handwerk versteht.“

„Das stimmt wohl. Darin hat er wirklich größtes Talent. Aber… deswegen hast du mich ja nicht herbestellt, oder? Ich soll für euch Schiedsrichterin beim Dukrav sein, nicht wahr?“

„Ganz genau“, bestätigte Samajim. „Er will Revanche für seine Niederlage von damals und so wie es aussieht, gibt es da noch einige andere Dinge, die zwischen uns schief gelaufen sind.“

„Möchtest du mir davon erzählen?“ Schließlich aber rief Nabi zum Essen und so gingen sie in die Küche und saßen zu dritt zusammen und Samajim erzählte von dem Test und von den Missverständnissen mit seinem Bruder. Ain hörte aufmerksam zu, lobte mit großer Begeisterung Nabis Kochkunst und meinte dann schließlich „Nun ja, Geschwisterkonflikte bleiben nicht aus, wenn man sowieso verschieden ist. Da kommt es schnell zu gewissen Spannungen. Malakh ist eifersüchtig auf deinen Erfolg und fühlt sich nicht genug beachtet von dir. Und da er sich nicht anders zu helfen weiß, verhält er sich rebellisch und aggressiv. Das ist verständlich, aber auch keine Lösung. Weißt du, ich denke, dass es euch beiden sehr helfen wird, wenn ihr euch endlich aussprecht. Wenn du ihn besiegt hast und er nicht mehr genug Energie übrig hat, um sauer zu sein, dann wäre das der beste Zeitpunkt für eine Aussprache. Ich glaube, die wird mehr als nötig sein, damit sich euer Verhältnis zueinander bessert.“ Dem konnte Nabi nur zustimmen. Doch er machte sich Sorgen, was den Kampf betraf. Fakt war, dass Malakh stark war und selbst Samajim hatte zugeben müssen, dass sein Bruder kein kindischer Schwächling war. Da durfte er sich solche Irrtümer nicht so einfach erlauben und den Fehler machen, Malakh zu unterschätzen. Nabi versuchte sich die Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen und mittels seiner Fähigkeiten Malakhs Schwachstelle herauszufinden. Zwar setzte er seine Fähigkeit sehr ungern ein, aber in dem Fall musste er es einfach wissen, ansonsten würde er keine Ruhe haben. Also, was sagten ihm seine Analysefähigkeiten? Malakh war ein starker Nahkämpfer, der statt einem Schwert Klingentonfas verwendete. Seine Arm- und Beinarbeit war sehr gut, allerdings hatte er durch seine Waffen nicht die Möglichkeit, einen Sturz mit den Händen abzufangen oder sich vernünftig festzuhalten. Also war das Risiko groß, dass er stürzen könnte. Sein Schwachpunkt war der Brustkorbbereich, da er an dieser Stelle manchmal nicht schnell genug regieren konnte und etwas spät den Angriff registrierte. Seinen Rücken hingegen schützte er fast schon perfekt und hatte eine unglaublich schnelle Reaktionszeit. Dafür war er aufgrund seiner leichten Reizbarkeit wiederum verwundbarer, weil er dann schnell übermütig und dann unvorsichtig wurde. „Überprüfst du ihn gerade?“ fragte Samajim, der sofort erkennen konnte, ob sein Diener seine Fähigkeit einsetzte. Etwas schuldbewusst senkte der jüngere Sefira den Blick und nickte. „Ja… Es lässt mir irgendwie keine Ruhe.“ „Keine Sorge, ich werde diesen Kampf gewinnen. Ich kenne die Schwächen meines Bruders sehr gut. In der Hinsicht wird er sich niemals ändern.“ Na wenn Samajim meinte… Schließlich aber räusperte sich Ain kurz und wirkte nun etwas ernster als zuvor. „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen. Es ist gleich 13 Uhr und dein Bruder wartet schon.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2015-02-27T20:54:40+00:00 27.02.2015 21:54
Klasse Kapitel :3
Von:  San-Jul
2015-02-27T19:20:24+00:00 27.02.2015 20:20
Wow, echt gut


Zurück