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Manchmal muss man einfach nur umkippen...

... und Tentens Hochzeit ruinieren
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Drei Jahre später... Komplett anzeigen

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Ohne Hochzeit

Neji war kaputt. Die Mission war hart gewesen.

Er schloss die Tür zu seinem kalten, leeren Apartment auf, trat ein. Es war dunkel und vom süßlichen Geruch konnte er erahnen, dass er mal wieder vergessen hatte den Müll herauszubringen, bevor er aufgebrochen war. Er seufzte und schritt zur Küche. Bevor er den Müllbeutel herausnahm und zuschnürte, betrachtete er kurz das Foto an der Wand.

Es war das Verlobungsportrait des Brautpaares.

Er hatte es ausgeschnitten und eingerahmt. Über das Wieso war er sich noch nicht ganz im Klaren.

Er schulterte den Müllbeutel.

Wahrscheinlich, weil es das einzige Foto war, das er von ihr hatte. Und um ihn daran zu erinnern, dass es für ihn nur den Beruf in seinem Leben gab.

Also musste er wenigstens darin gut sein.

Es war ein Wunder, dass er noch nicht bei einer Kamikaze-Aktion umgekommen war. Er meldete sich immer.

Für das Dorf, sagte er sich und allen.

Bevor er es ganz nach draußen geschafft hatte, fiel ihm etwas Ungewöhnliches ins Auge.

Beim Passieren des Wohnzimmers fiel ihm auf, dass eine Gestalt auf dem Sofa saß.

Auf der Hut stellte er den Beutel ab und trat ein. Die Silhouette hätte er überall erkannt, doch es beunruhigte ihn sie in seiner Wohnung zu sehen. Das letzte Mal war ihm noch schmerzlich in Erinnerung.

Mit zugeschnürter Kehle ließ er sich in dem dunklen Zimmer neben ihr nieder.

Sie sah genauso vertraut und doch anders aus, wie an ihrem Hochzeitstag. Sie trug eine Bluse und enganliegende Jeans, dezentes Make-up und einen eleganten Pferdeschwanz.

Als ihm klar war, dass sie nicht den Anfang machen würde, fragte er:

“Wie bist du hier hereingekommen?”

“Da war ein alter Zweitschlüssel in der Tasche des Pullovers, den ich mir damals geliehen habe.”

“Und niemals zurückgegeben hast.”

Sie wollte etwas darauf erwidern, doch überlegte es sich doch anders.

“Woher wusstest du, dass ich hier sein würde?”

“Ich habe die letzten drei Monate jeden Abend hier gewartet.”

“Und nicht daran gedacht, den Müll herauszubringen?”

Keiner von beiden lachte.

“Er behandelt mich noch immer gut, vergisst nie einen Valentinstag oder Geburtstag, kommt pünktlich heim, lässt mich wissen, wenn er ausgeht und wie lange, ist nicht egoistisch - weder im Bett noch sonstwo - und riecht nur manchmal nach nassem Hund.” Kein Lächeln auf ihren Lippen, ihr Blick war starr. “Er isst, was ich koche, auch wenn es halb verbrannt ist, und verehrt den Boden unter meinen Füßen.”

“Und?”

“Ich hab gelogen.”

Er fragte sich, ob sie das gerade Gesagte meinte; doch da erläuterte sie es schon: “Nicht über Kiba, sondern über mich selbst.”

Er wartete geduldig.

“Ich hatte nicht gelernt die Wahrheit zu sagen. Oder zu lieben. Oder zu vergeben. Ich war nur weitaus besser im Lügen geworden.”

Endlich lächelte sie. Es war klein und bitter.

“Ich hab es wirklich versucht. Drei Jahre lang.”

Sie war einunddreißig. Hatte einen liebenden Ehemann, doch weder Kinder noch ein Berufsleben.

“Und jetzt?”

“Mir wurde vor zwei Wochen eine Mitgliedschaft bei den Anbu angeboten.” Sie schluckte.

“Kiba war dagegen. Ich werde trotzdem annehmen.”

Neji wusste nicht was er sagen wollte. Er wollte nicht, dass sie denselben Fehler wie er machte.

“Bist du si-”

“Ich bin sehr sicher. Wenn ich noch einen weiteren Tag Make-up tragen muss oder Designerjeans, die von meinem Mann bezahlt wurden, schwöre ich, erhänge ich mich.”

Das klang ernst. Neji hielt den Mund.

Schließlich stand Tenten auf und er rechnete bereits damit, dass sie das Zimmer verlassen würde. Was ihn allerdings unvorbereitet traf war, dass sie den Müllbeutel aufnahm und nur nach draußen ging, um ihn zu entsorgen. Daraufhin kam sie nämlich zu ihm zurück und ließ sich neben ihn plumpsen.

“Kann ich bitte ein paar Tage hier bleiben?” Es klang als hätte sie jede Menge Mut zusammenraffen müssen, um diese Frage zu stellen.

“Natürlich.” Etwas anderes konnte er gar nicht sagen. “Den Schlüssel hast du ja schon.”

Trotz der Tatsache, dass sein Leben gerade eine sehr chaotische Wendung genommen hatte, fühlte er sich ruhig. Er überlegte einfach den Fernseher einzuschalten.

“Hast du was dagegen, wenn ich die Nachrichten einschalte?”

Kopfschütteln ihrerseits. Während er nach der Fernbedienung griff, saß sie nur unbewegt auf ihrem Platz, doch als der Nachrichtensprecher fünf Minuten lang gesprochen hatte, begann sie ihre Schuhe auszuziehen und sich halbwegs gemütlich zu positionieren.

“Nur damit das klar ist: Ich habe mich nicht für dich, sondern lediglich gegen Kiba entschieden.” Ihre Stimme klang härter als sie es meinte.

“Glasklar.”

Sie erahnte ein Schmunzeln.

“Selbstbewusster Bastard”, schalt sie ihn, doch sie klang schon nicht mehr so ernst wie noch zuvor.

Sie spürte regelrecht wie seine Mundwinkel noch einmal zuckten.

“Ich hab doch noch nicht mal mit dir geschlafen!”, empörte sie sich. “Als ob ich mich Hals über Kopf von einer Beziehung in die nächste stürze ohne die Grundkonditionen abgecheckt zu haben!” Es tat gut ein wenig herumzualbern. “Vielleicht bist du ja öde oder schlecht… du Jungfrau!”

Er warf ihr scherzhaft ein Kissen zu ohne jemals den Blick vom Fernseher zu nehmen oder seine Intention mit den Gesichtszügen zu betrügen. Zielsicher wie immer.

“He!” Sie deutete ebenfalls einen Wurf an, ließ aber dann doch Gnade walten und schenkte ihre ganze Aufmerksamkeit wieder der Flimmerkiste.

“Magst du Kiba noch?”, fragte er da unvermittelt. Sie nickte.

“Und mich?”

“Dich hasse ich”, erwiderte sie wie selbstverständlich. Er erinnerte sich daran wie sie das letzte Mal über Hass geredet hatten. Es war ganz sicher nicht die gewöhnliche Art von Hass: Es war manchmal fast schon unangenehm, kompliziert und sehr intensiv. Nur Mögen hingegen war simpel, oberflächlich und weniger stark.

“Ich dich auch.” Es war beinahe ein Flüstern.

Den Nachrichten folgte eine Reportage über Karrierefrauen und wie sie Familie und Beruf unter einen Hut brachten.

“Was meinst du eigentlich dazu?”

“Hm?”

“Sollte eine Frau zu Hause bleiben und die Kinder hüten oder auch eine Karriere haben?”

Er zuckte mit den Schultern und fasste seine Ansicht über Geschlechterrollen kompakt zusammen: “Muss sie doch wissen, nicht ich.”

Tenten konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Typisch Neji.

“Ich habe bereits eine sehr erfolgreiche Karriere hinter mir. Sollte jemand mal so verrückt sein, Kinder von mir zu wollen, würd ich die meinethalber sogar hüten. Ich höre, das ist eine Herausforderung.” Nachdenklich fügte er hinzu als wäre ihm der Umstand just bewusst geworden: “Ich mag Herausforderungen.”

Tenten lachte lauthals.

“Und du bist immer noch der verrückteste Mann, den ich kenne!”



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