Zum Inhalt der Seite

Mahou no Gadian

Die Suche nach dem Schlüssel
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Leise fällt die Haustür ins Schloss. Schlurfende Schritte laufen die Treppe hinauf, eine Tür öffnet sich leicht quietschend, schließt sich und ein lautes Plumpsen ist wenig später zu hören. Kazuhito, der unten im Wohnzimmer gewartet hat, macht sich auf, um nach seiner Tochter zu schauen. Natürlich fragt er sich, wo sie bis zu so später Stunde noch war – es ist mittlerweile drei Uhr früh – allerdings sorgt er sich mehr um sie.

Sanft klopft er an die Tür, wartet bis er ein kurzes „Mhm“ hört und tritt dann in das abgedunkelte Mädchenzimmer ein.

Er knipst die Lampe auf dem weißen Nachttisch an und staunt nicht schlecht, als er seine Tochter so unmotiviert wie lange nicht mehr auf dem Bett liegen sieht. Alle Viere von sich gestreckt, mit viel zu großen Klamotten und einem Gesichtsausdruck wie sieben Tage Regenwetter.

„Was ist denn los mein Kind?“. Behutsam streicht er ihr über ihre noch vom Abendwind gekühlten Wangen, während er sich an den äußersten Rand des Bettes setzt. Maya dreht sich weg und kugelt sich seufzend zusammen. Ihr Vater atmet kurz tief ein und denkt darüber nach, wie er die Sache angehen soll. Während ihrer ganzen Pubertät war sie ein eher stilles Mädchen gewesen, erst gegen Ende hat sie sich wieder geöffnet. Wahrscheinlich weil sie langsam den Schmerz über den Verlust ihrer Mutter verarbeitet hat. Dieser ist nun acht lange Jahre her. Aber sie wieder so zu sehen tut ihm weh. Egal wie sehr er sich wünscht endlich sein größten Wunsch zu erfüllen...seine Tochter ist ihm immer noch am wichtigsten.

„Du kannst immer mit mir reden.“, erinnert er seine schmollende Tochter, „Über alles.“, fügt er noch mit besonderer Betonung an. Lange Zeit vergeht, ohne Antwort. Entmutigt steht er wieder auf, deckt sie zu und verlässt ihr Zimmer. Zum Abschied flüstert er noch ein kurzes „Gute Nacht.“, welches wieder mit einem schlichten „Mhm“ quittiert wird.
 

Auch diese Nacht wird Maya von Alpträumen geplagt. Mit der sonstigen und mittlerweile gewohnten Fluchtszene, mischt sich nun immer wieder das Bild des rotäugigen Schatten. Dieses macht ihr noch mehr Angst, als die Szenerie an sich. Die blauen Augen stehen im starken Kontrast mit dem Rot. Es wirkt beinahe wie ein Kampf zwischen blutigen Rubinen und kühlen Saphiren, doch das Rot gewinnt immer wieder die Überhand, bis sie schweißgebadet aus ihren Träumen erwacht.
 

„So ein Mist!“ Wütend schlägt Masaru mit seiner Hand gegen die nasse Fliesenwand. Das kalte Wasser des Duschkopfes fließt an ihm hinab und sein nasses Haar klebt förmlich an seinem Kopf an und verdeckt seine Augen. Ihm wird bewusst, dass er nun ganz auf sich alleine gestellt ist und sich nicht mehr auf die Hilfe der anderen verlassen kann. Warum sollte Maya eine Gefahr sein? Ist es nicht gerade sie, welche sie mit aller Kraft beschützen sollten? Ist ihnen nicht klar, wie gefährlich es ist sie alleine zu lassen? Masaru stöhnt genervt auf und schaltet die Dusche ab, bevor er aus der Badewanne steigt und sich abtrocknet.

Angezogen setzt er sich mit der Tageszeitung auf die Couch und ließt sich die Nachrichten durch. Wie immer ist die Zeitung voller wirtschaftlicher Themen. Allen geht es nur noch um Geld und Macht. Komischerweise wird das gestrige Beben und der daraufhin folgende Stromausfall nicht mit einem Wetterspektakel oder Anomalien der Krustenaktivität in Verbindung gebracht. Nein, natürlich steht im Vordergrund, wie schädlich der Ausfall der Elektrizität für die Firmen, Banken, Fernseh- und Radiostationen waren und wie viele Verluste der Wirtschaft dadurch entstanden sind. Wohin hat sich diese Gesellschaft entwickelt, in der es allen nur noch um ihren Kontostand geht. Verärgert und lustlos knüllt er das Papier zu einer großen Kugel und pfeffert es in die Ecke.

Da er nichts mit sich anzufangen weiß, entschließt er sich dazu in die Stadt zu gehen und dort etwas Ärger 'ab zu spazieren' – was in seinem Fall schnelles durch die Gegend stapfen, ohne auf andere Leute zu achten heißt.
 

„Dieses Café hast du als Kind immer geliebt. Schön, dass wir wieder gemeinsam hier her kommen konnten.“, freut sich Kazuhito, der in der Karte nach etwas leckerem zum frühstücken sucht. Er lässt seine Augen über das Menü fliegen, nimmt aber das gewohnte. Maya indes beobachtet durch das große Fenster, das Treiben auf den Straßen vor dem Café. Ihre Gedanken sind wieder beim gestrigen Abend. Sie versteht nicht, was mit ihr nicht stimmt. Liegt es an ihr? Zieht sie diese merkwürdigen Geschehnisse etwa an? Dann fällt ihr ein, wie unfreundlich Takeru und die anderen aussahen. Sie finden sicherlich, dass sie ein Klotz am Bein ist. Und Masaru erst...

„Masaru...“, seufzt sie. „Ich glaube, das steht nicht auf der Karte, Liebes.“, antwortet ihr Vater etwas verdutzt, „Such dir doch etwas anderes aus.“

Maya sieht auf und bemerkt, dass bereits eine Kellnerin in einem schicken Dress vor ihnen steht und ungeduldig auf die Bestellung wartet. Ihr Blick verrät, dass sie bereits etwas länger dort wartet.

„Ähmm...Entschuldigung. Ich nehme das 'Pariser Frühstück' mit einem Café au lait.“ „Wie immer.“, murmelt ihr Vater amüsiert. Die Kellnerin macht eine Kehrtwende und leitet die Bestellung an die Küche weiter.
 

„Wer oder was ist denn bitte ein Masaru?“, fragt Kazuhito sichtlich neugierig. Maya läuft Sekunden schnell rot an. „Niemand.“, spuckt sie dann etwas zu voreilig aus. Dies macht ihren Vater natürlich stutzig. „Du kannst es mir gerne erzählen.“

Maya schüttelt den Kopf und tut so, als wäre die cremefarbene Fassade des kleinen Cafés plötzlich viel interessanter. Kazuhito weiß, wann er aufhören sollte nach zu bohren und nimmt sein Handy in die Hand um seine E-Mails zu checken. Vielleicht wurde in den letzten Stunden etwas wichtiges geschrieben. In seinem Postkasten findet sich nur eine einzige Nachricht mit dem Titel 'Zu ihrer Information'. Der Adressat ist unbekannt. Ohne zu wissen, was ihm da jetzt begegnen wird, öffnet er die Mail:
 

'Sehr geehrter Ando-sama,
 

wer ich bin muss Sie nicht interessieren. Was ich zu berichten habe jedoch umso mehr.

Vor kurzem sind seltsame Interaktionen bei mir vorgenommen worden. Diese betreffen ihren geschätzten Assistenten Saguro-san.

Diese Interaktionen - oder sollte ich sie besser Transaktionen nennen? - beinhalten Finanzen ihres Kollegen Kirihara-sama. Es handelt sich um große Mengen Geld. Wie viel darf ich Ihnen leider nicht verraten.
 

Mit freundlichen Grüßen.
 

X'
 

Seinen Gedanken hinterher schweifend läuft Masaru ziellos durch die Straßen Tokios, bis er sich in einem kleinen Viertel mit vielen Restaurants und süßen Cafés wiederfindet. In zahllose Schaufenster und Fenster sieht er hinein und entdeckt plötzlich Maya, die mit Kazuhito an einem hübsch gedeckten Tisch sitzt. Er beobachtet die beiden eine Weile.

Immer noch sieht Kazuhito auf das Display seines Handys, sein Mund steht ungewöhnlich weit offen. Maya starrt immer noch auf die Fassade, ihre Wangen sind seltsam gerötet. Plötzlich funkt die Kellnerin dazwischen und zieht die Aufmerksamkeit der Beiden auf sich, indem sie ein großes Tablett mit etwas zu essen an den Tisch bringt. Kazuhito schüttelt kurz den Kopf, als wolle er sich wachrütteln. Auch Maya reagiert prompt und starrt nun nicht mehr die Fassade nieder, sondern voller Erwartung auf ihr Frühstück.

Ohne nachzudenken geht Masaru zur Tür und will sie öffnen. Doch dann macht er Halt und atmet tief ein. «Denk nach! Kann es sein, dass dieses unschuldige Mädchen etwas mit den Schatten zu tun hat?», fragt er sich. Dann macht er auf dem kleinen Treppenabsatz, auf dem er steht eine Kehrtwende und läuft die Straße weiter herunter. «Ihr Vater gehört zu ihnen...weiß sie es?». Masaru weiß nicht mehr was er denken soll. Das gestrige Gespräch mit den Anderen hat ihn völlig aus der Bahn geworfen. Natürlich kann er es nicht glauben, dass Maya irgendetwas mit den Geschehnissen zu tun hat. Allein ihre Reaktion auf das Erscheinen der Schatten ist viel zu heftig, als dass sie es sich freiwillig antut. Warum sollte sie also eine Gefahr sein?

Er lehnt sich gegen eine Mauer und sieht gen Himmel. Die Wolken ziehen am Himmel vorbei und lassen schwache Sonnenstrahlen hindurch blitzen. Masaru muss seine Hand als Schirm vor den Strahlen verwenden. Er beißt sich auf die Unterlippe und zerbricht sich weiter seinen Kopf.

«Wie steht sie mit dem was geschieht in Verbindung? Woran wir den Schlüssel erkennen wissen wir auch nicht. Es ist ja nicht so, als ob er schreit 'HIER BIN ICH' und zack ist alles super...»

Aber über kurz oder lang muss er herausfinden, wie und vor allem wo er den Schlüssel findet. Ob es nun Maya ist oder nicht, macht für diese Aufgabe erst einmal keinen Unterschied.
 

„War das nicht etwas harsch?“, Blake schaut auf den Boden seiner mittlerweile leeren Teetasse und seufzt. Takeru geht im Raum auf und ab, während er in der Hand einen Stadtplan hält, auf den er immer wieder einen kurzen Blick wirft und etwas markiert. Kairi sitzt auf der großen weißen Ledercouch und starrt an die Decke, als wäre ihr alles egal.

„Warum? Schließlich hat er sich dazu entschieden ihr blind zu vertrauen. Selber Schuld würde ich mal sagen.“, beantwortet Takeru die Frage leicht schnippisch. Kairi erwacht langsam aus ihrer Trance und setzt sich zum Erstaunen der Anderen gerade auf die Couch.

„Sein Verhalten ist abnormal.“, vermerkt sie und lässt diese Anmerkung erst einmal auf die Jungs wirken. Diese sehen sie nur fragend an.

Sie merkt bereits, dass hier mehr gefragt ist. Also atmet sie einmal tief ein und beginnt zu erzählen: „Normalerweise ist er anderen Menschen gegenüber eher abgeneigt, vor allem Frauen gegenüber. Seine Verlobte meidet er und hat – außer zu uns – keinen Kontakt zu anderen Menschen.“

„Aber Arzt will er werden...Komischer Kauz.“ „Fall mir nie wieder ins Wort, Blake.“, zischt Kairi merklich wütend, „Aber für sie scheint er etwas zu empfinden. Dass sie etwas Besonderes an sich haben muss ist klar, sonst würden die Schatten nicht so auf sie reagieren, aber was genau das ist, kann er auch nicht beantworten. Sie könnte der Schlüssel sein oder auch etwas, das alles noch schlimmer machen kann.“

So viel haben die Beiden ihre Freundin schon lange nicht mehr sprechen hören. Sie hat recht. Masarus Verhalten Maya gegenüber ist höchst bemerkenswert. Er sorgt sich um sie und scheint sich hundertprozentig sicher zu sein, dass sie der Schlüssel ist, den sie suchen. Aber was ist, wenn er sich irrt? Oder schlimmer, wenn er durch seine Nähe zur ihr, zu einer Zielscheibe für die Schatten und die gesamte Organisation wird?

Das bringt auch die anderen Wächter in Gefahr.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  EL-CK
2016-03-14T16:01:51+00:00 14.03.2016 17:01
mal wieder ein wirklich interessantes Kapi,
ich freu mich schon auf mehr ;)
Antwort von:  Imi-chii
14.03.2016 19:54
Danke dir. Freut mich sehr :)


Zurück