Zum Inhalt der Seite

Last Desire 11

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein kleines Licht inmitten einer tiefen Finsternis

Dathan war seinem Gefühl gefolgt und hatte schließlich einen kleinen Park erreicht, wo er tatsächlich Liam und Eva fand. Beide waren bewusstlos und er merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. „Ach du Scheiße“, rief Nastasja und lief direkt zu Eva hin, als sie diese schwarzen Geschwüre und Vernarbungen sah, die sich auf ihrem Körper abzeichneten. Doch seltsamerweise bildeten sich diese langsam aber sicher zurück und ihre Haut sah wieder so blass und schön aus wie vorher. „Dathan, kannst du mir das mal erklären?“ Der Unvergängliche versuchte sich zu konzentrieren und zu erkennen, was für ein Prozess da gerade stattfand, aber das war für ihn nicht ganz so einfach, denn noch fehlte ihm ein wenig die Übung mit seinen Kräften und es fiel ihm schwer, genau zu erkennen, was hier vor sich ging. Doch als er eine Hand auf Evas Stirn legte, da konnte er eine langsam schleichende Veränderung feststellen. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass sich die immer schwächer gewordene positive Kraft wieder regenerierte und Evas Körper wiederherstellte. Als er aber bei Liam nachsehen wollte, da merkte er, dass das Licht, das er vorher in sich gehabt hatte, deutlich schwächer geworden war. Es war so schwach, dass es dabei war, von der Finsternis verschluckt zu werden. Und so langsam dämmerte ihm, was passiert war. „Liam hat Eva ihr Licht wieder zurückgegeben, um ihr Leben zu retten.“

„Heißt das etwa, er besitzt jetzt keines mehr?“

„Doch schon. Seltsamerweise hat er selbst noch eines. Vermutlich hat er mit der Zeit ein eigenes entwickeln können, aber es ist ziemlich schwach. Nastasja, bringst du schon mal Eva zum Wagen? Ich werde versuchen, Liam zu helfen. Vielleicht kann ich ja etwas ausrichten.“

„Okay. Viel Glück.“ Und damit hob Nastasja die bewusstlose Sefira hoch und schleppte sie zum Wagen. Dathan seinerseits schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Versuchte sich auf Liam einzulassen und sich mit ihm zu verbinden. Doch irgendwie wollte es noch nicht so ganz funktionieren, wie er sich das vorstellte, denn es gelang ihm nicht so wirklich. Tief atmete er durch und versuchte sich daran zu erinnern, was Sheol ihm gesagt hatte und wie er am besten eine Verbindung aufbauen konnte. Was fühlte Liam in diesem Moment? War es Hass oder Groll? Nein… es war… Angst. Ja, Liam hatte Angst. Aber wovor? Als er näher nachzuforschen versuchte, spürte er, wie irgendetwas ihn fortzog und kaum, dass er die Augen wieder öffnete, fand er sich in einer riesigen Großstadt wieder. Es war dunkel und ungemütlich und überall auf den Straßen trieben sich zwielichtige Gestalten herum. Dealer, Mörder, Gangmitglieder und seltsame fremdartige Kreaturen. Kein Ort, wo irgendjemand freiwillig geblieben wäre. Unsicher sah sich Dathan um, denn es war das allererste Mal, dass er sich ganz alleine und ohne Führung hierher begab, denn bei seinem letzten Mal (was ja auch sein erstes Mal gewesen war), da hatte Sheol ihn wenigstens begleitet. „Liam?“ Es begann zu regnen und er war genauso schwarz wie der Himmel. Selbst die Häuser, die Autos… alles war schwarz und dunkel und man konnte kaum etwas sehen. Von überall her hörte er unheimliche Geräusche und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Und als ihn jemand an der Schulter berührte und er in das Gesicht einer Kreatur blickte, die nicht mal annähernd menschlich war und deren Anblick so abstoßend war, da schrie er auf und wich entsetzt zurück. Das Monster grinste breit und entblößte dabei eine ganze Reihe von rasiermesserscharfen Zähnen. „Hast du dich verlaufen, Kleiner?“ Sofort ergriff Dathan die Flucht und rannte los. Er bog mehrmals ab und blieb schließlich keuchend stehen. Auf der anderen Seite der Straße sah er eine Person stehen, die ihm bekannt vorkam. Es war ein junger Mann mit blonden Haaren und eisblauen Augen. Jeremiel… Ja aber was machte er denn hier? Schweigend sah dieser ihn an und schien wohl auf ihn gewartet zu haben. „Jeremiel, was… was machst du hier und wie kommst du hierher?“ Keine Antwort. So langsam dämmerte es Dathan, dass das nicht der richtige Jeremiel war, sondern ein Teil von Liams Welt. Ja genau, Jeremiel war ja die allerwichtigste Person in Liams Leben. Seine große Liebe… sein Licht. Dann war also das der kleine Lichtfunken gewesen, den er gespürt hatte? „Jeremiel, ich will Liam helfen, dass du nicht verschwindest und er wieder zu Araphel wird. Kannst du mich zu ihm hinbringen?“ Ohne ein Wort zu sagen wandte sich der Blondschopf ab und lief los, Dathan folgte ihm. Es ging durch mehrere Gassen und Hinterhöfe. Teilweise war es so dunkel, dass der Unvergängliche fürchtete, er könnte Jeremiel aus den Augen verlieren und sich in dieser so kalten und beklemmenden Finsternis verirren. Aber wie durch ein Wunder gelang es ihm, die Spur nicht zu verlieren und schließlich erreichten sie eine Treppe, die aussah, als würde sie direkt zu den Metros führen. Doch da unten brannte nicht ein einziges Licht und es war so finster, dass man rein gar nichts sehen konnte. Dennoch ging Jeremiel runter und Dathan folgte ihm. Gleich schon, als sie die ersten Stufen hinabgestiegen waren, wurde es pechschwarz und sie wurden vollständig von der Finsternis verschluckt. Unheimliche Geräusche waren zu hören. Mal glaubte er ein leises Kichern zu hören, das Rasseln von Ketten und dann wiederum ein tiefes Grollen. Überall waren Geräusche zu hören und ihm wurde mulmig zumute. Er hatte Angst vor diesem Ort und fragte sich, was in Gottes Namen das nur für ein Ort war. Aber was hatte er denn auch anderes erwartet? Liam war die Verkörperung der Finsternis und alles Schlechte in der Welt. Er war Evas dunkler Bruder. Also war es auch kein Wunder, dass es hier so aussah. Nur beschlich ihn das Gefühl, als wäre dieser Ort bis vor kurzem nicht ganz so finster gewesen wie jetzt. Im Grunde war Jeremiel das einzige Licht, was ihm noch geblieben war. Und dieser schaffte es momentan nicht, zu Liam durchzudringen, weil dieser Angst hatte. Angst davor, wieder zu Araphel zu werden und dann nicht mehr in der Lage sein zu können, Jeremiel zu lieben. Na hoffentlich konnte er mit ihm reden und ihn zur Vernunft bringen. Er musste ihm klar machen, dass er allein die Kraft hatte, sich diesen letzten Rest Licht zu bewahren. Es war ja ohnehin schon unglaublich, dass Liam aus eigener Kraft geschafft hatte, etwas Gutes in seinem Herzen zu entwickeln, ohne dass er dafür Evas Hilfe brauchte. Und wahrscheinlich musste ihm das erst mal klar werden. Na hoffentlich fand er sich in der Dunkelheit auch zurecht, denn er sah nicht mal die Hand vor Augen. Da ihm nichts anderes übrig blieb, ließ er sich von seinem Gefühl leiten und folgte Jeremiel, der zielsicher vorausging und ihn, ohne auch nur ein einziges Mal etwas zu sagen, durch die Tunnel führte. Schließlich aber erreichten sie einen Raum, der nur sehr schwach erleuchtet war. Es war ein Folterkeller und sogleich entdeckte Dathan auch Liam, der an die Wand gekettet war und aussah, als wäre er am Ende seiner Kräfte. Die Ketten waren so massiv, dass sie ihn festhielten und so wie Dathan die Sache einschätzte, hatte er sie sich selbst angelegt aus Angst, er könnte außer Kontrolle geraten. „Liam, darf ich näher kommen?“ „Verschwindet“, kam es von ihm, doch es klang nicht nach Liam. Es klang viel tiefer, bedrohlicher und monströser. Und als Liam zu ihnen sah, da erkannte Dathan, wie stark er sich verändert hatte. Sein Haar war länger als sonst, zerzauster und seine Augen sahen aus wie die eines mordlüsternen Dämons. Er wirkte wie eine wilde Bestie, die sie am liebsten in Stücke reißen würde. Das war also Araphel, Liams altes Ich… oder zumindest würde er es bald werden, wenn er länger in diesem Zustand hier blieb. „Tut mir leid, aber es geht nicht. Ich gehe nicht ohne dich weg. Siehst du? Jeremiel ist extra hergekommen, weil er dir helfen will.“ Damit kam er näher und sofort schrie Liam wütend „Bleibt weg!“, wobei er sich vergebens gegen die Ketten stemmte. Doch Dathan hörte nicht auf ihn. Der Anblick dieses in Ketten gelegten Monsters hätte einige zur Umkehr bewegt und mit Sicherheit hätte niemand auch nur einen Gedanken daran verschwendet, die Fesseln abzunehmen. Der Anblick dieses Ortes, der unzählige blutige Folterinstrumente beherbergte, war verstörend und an den hohen Decken hingen sogar Leichen herunter. Aber Dathan sah nicht näher hin, sondern konzentrierte sich allein auf das, weshalb er hergekommen war. „Haut ab“, rief das Monster und stemmte sich erneut gegen seine Fesseln. „Verschwindet!“ „Liam, wir gehen nicht weg. Wir wollen dir helfen.“

„Nein, ihr müsst gehen. Sonst… sonst werde ich euch noch töten…“ Dathan blieb direkt vor ihm stehen und Jeremiel stand direkt neben ihm. „Jetzt hör mal gut zu, Liam. Du musst nicht wieder zu Araphel werden. Es steckt immer noch etwas Gutes in dir und das ist deine Liebe zu Jeremiel. Ich kann dir helfen, aber dazu musst du auch dir selbst vertrauen können.“

„Es geht nicht“, erklärte Liam und schien sich wieder etwas zu beruhigen. Er senkte den Kopf und sah unglücklich aus. „Ohne Evas Licht werde ich wieder zu Araphel werden. Einem Monster, das nichts als Leid und Zerstörung bringt. Und dies will ich euch allen lieber ersparen.“ Nun hatte Dathan langsam genug. Er begann nun damit, die Ketten zu lösen, die Liam fesselten, trotz Proteste. „Hörst du dich selbst noch reden? Waren es nicht deine Worte, dass es nicht darauf ankommt, wer oder was man ist oder wo man herkommt und welche Fähigkeiten man hat? Es kommt allein auf die Entscheidungen an, die man trifft. Du allein entscheidest, wer du sein willst. Entweder Liam oder Araphel. Ich kann dir helfen, aber dazu musst du auch bereit sein, diese Hilfe anzunehmen. Du willst doch glücklich werden, zusammen mit Jeremiel. Also dann gib dich nicht selbst auf.“ Als Liam von seinen Ketten befreit war, beugte sich Dathan zu ihm herunter und legte seine Stirn auf Liams und schloss die Augen. Immer noch war da Angst zu spüren. Angst vor dem eigenen Selbst… Es gelang ihm, diese Angst zu vertreiben und mehr Ruhe in sein Innerstes zu bringen. Es war nicht viel, aber so konnte er Liam beruhigen und ihm wieder die Kraft geben, auf seine eigenen Stärken zu vertrauen. Schließlich wandte er sich an Jeremiel. „Ich denke, ab jetzt braucht er dich mehr als mich.“ Und damit wollte er wieder gehen, da hörte er noch, wie Jeremiel „Danke“ sagte. Dann verschwand alles um ihn herum und er kehrte wieder zurück. Er fand sich im Park wieder und inzwischen war Nastasja wieder zurück. „Und?“ fragte sie und legte eine Hand auf seine Schulter. Diese plötzliche Berührung ließ ihn wieder erschrocken zusammenzucken und er lief rot im Gesicht an. „E-e-es g-geht ihm wi-wieder besser. Ich… äh…“ Schon merkwürdig. Während der mentalen Verbindung war er doch deutlich selbstbewusster und mutiger gewesen. Ob es vielleicht daran lag, weil er dann das Gefühl hatte, dass alles so viel vertrauter war und als wäre er da wirklich er selbst? Nicht der scheue Dathan, der ständig irgendwelche Berührungsängste hatte, sondern Nivkha… sein wahres Ich. Um sicherzugehen, dass auch alles geklappt hatte, legte er eine Hand auf Liams Stirn und spürte tatsächlich, dass dieses kleine und schwache Licht viel stärker geworden war. „Liam hat einfach nur eine Bestätigung gebraucht, dass er nicht Araphel ist. Mehr nicht.“ Da Liam ziemlich groß war und es für Nastasja eine Heidenanstrengung gewesen wäre, brachten sie beide ihn gemeinsam zum Wagen und fuhren wieder zurück nach Hause. Nachdenklich sah die Russin zu den beiden Geschwistern und fragte „Wie kann es eigentlich sein, dass Liam immer noch etwas Gutes in sich trug, obwohl er ohne Evas Licht doch gar nicht imstande war, Liebe oder Mitgefühl zu empfinden?“ Unsicher zuckte Dathan mit den Achseln. „Ich denke… nun, vielleicht war Evas Licht ja nur der Anstoß gewesen und so hat sich alles andere selbst entwickelt. Und seine Liebe zu Jeremiel war so stark, dass er sich diese dennoch bewahren konnte. A-a-aber er war so von Angst zerfressen, dass er wieder zu Araphel werden könnte, dass diese Liebe nicht stark genug war. Ich hab ihm erst mal die Angst genommen, mehr war da eigentlich nicht nötig.“

„Und glaubst du, er wird es schaffen, nicht in sein altes Ich zu verfallen?“

„Ich denke schon, denn der Wille ist ja da. Allein schon, weil er diese Gefühle für Jeremiel nicht verlieren will. Im Grunde braucht er Evas Licht gar nicht mehr, weil er sein eigenes hat.“ Als Nastasja nach einer Weile eine Hand auf seinen Oberschenkel legte, zuckte er wieder zusammen und hätte vor Schreck beinahe die Spur gewechselt, doch er konnte das Steuer wieder rumreißen und sofort nahm Nastasja ihre Hand wieder weg. „Sag mal Dathan, kann es vielleicht sein, dass du ein klein wenig unter Haphephobie leidest?“

„W-was?“

„Schon seit wir uns begegnet sind, erschreckst du dich jedes Mal, wenn jemand dich anfasst. Da kann es doch sein, dass du unter Berührungsangst leidest, oder?“

„K-k-kann sein“, stammelte er und senkte den Blick. Er sah beschämt aus und wahrscheinlich tat es ihm auch selbst leid, dass er jedes Mal so reagierte, wenn Nastasja ihn berührte. Dabei wollte sie ihm doch nichts. „Andere zu berühren, um meine Kraft einzusetzen, fällt mir seltsamerweise nicht schwer. Aber bei allem anderen erschrecke ich jedes Mal und kriege Herzrasen. Und ich werde furchtbar nervös. Wahrscheinlich liegt es daran, weil ich damals ziemlich oft von den anderen Sefirot und den Seraphim geschlagen und schikaniert worden bin. Mein Vater hat ja immer versucht, mich zu beschützen… aber es hat auch nicht immer was gebracht. Vielleicht kommt es ja daher.“ „Möglich wäre es. Tut mir leid, wenn ich dich zu sehr bedränge.“ „Schon gut. Das Problem liegt ja nicht bei dir, sondern bei mir. Ich glaube, ich brauche noch eine ganze Weile, um mich daran zu gewöhnen. Die ganze Situation ist ja nicht einfach, auch für dich nicht. Dein Sohn ist entführt worden und obwohl die Proxys tot sind, haben wir immer noch keine Spur. Das muss dich doch verrückt machen.“

„Zugegeben, ich habe schon große Angst um mein Kind. Aber wenn ich mich verrückt machen lasse, werde ich keine große Hilfe sein. Und ich glaube fest daran, dass es für Jeremiel Hoffnung gibt. Zwar kenne ich diesen Samajim nicht, aber er scheint fest davon überzeugt zu sein, dass es einen Weg gibt, ihn zu retten. Deshalb werde ich ihm vertrauen. Und außerdem bin ich ja nicht alleine. Mit so vielen Freunden an meiner Seite wird es sicherlich gut gehen. Ich glaube fest daran, dass es einen Gott gibt, der uns liebt und der nicht zulassen wird, dass der Alpha-Proxy damit durchkommt.“ Nachdenklich nickte Dathan und man sah ihm an, dass ihn so einiges beschäftigte. Nastasja wusste, dass das alles auch für ihn nicht einfach war. Immerhin war ihr schlimmster Feind sein Vater. Ein absolutes Dilemma und die Frage war auch, was sie tun sollten. „Was willst du tun, Dathan? Du musst nicht glauben, dass wir dich zwingen wollen, gegen deinen eigenen Vater zu kämpfen. Keiner würde so etwas erwarten.“

„Nein, das ist es nicht. Ich weiß ja auch, dass das, was mein Vater da tut, nicht in Ordnung ist und ich will doch auch nicht zulassen, dass er noch mehr Leid und Zerstörung anrichtet. Ich kann mir auch einfach nicht vorstellen, dass das wirklich er ist. Er war früher ganz anders gewesen.“ Nun war Nastasja überrascht, das zu hören. „Du… du erinnerst dich wieder an alles?“ „Nicht an alles, nur an ganz wenige Dinge. Ich war damals noch ganz klein gewesen, als ich von Samajim mitgenommen wurde. Ich weiß nicht wie alt, aber in Menschenjahre gerechnet müssten das ungefähr vier Jahre gewesen sein. Ich weiß, dass mich die anderen Sefirot immer gejagt und verprügelt haben, weil ich Elohims Sohn war. Deshalb wollte mein Vater auch nicht, dass ich mich zu weit vom Haus entferne und in seiner Nähe bleibe. Er war ein sehr liebevoller Vater gewesen und er hat niemals einem anderen was getan. Er hätte sich nie gewehrt, wenn jemand ihn beleidigt oder geschlagen hätte, weil er keine Gewalt anwenden wollte. Obwohl sie alle so grausam zu uns waren, hat er den anderen immer geholfen, war aufmerksam und hat fest an eine Welt geglaubt, in der alle in Frieden miteinander leben können. Ich glaube einfach nicht, dass der Angriff auf ihn persönlich wirklich der Auslöser war, dass er sich so verändert hat. Irgendetwas muss da noch passiert sein, aber ich kann mich daran nicht erinnern.“

„Vielleicht kommen die Erinnerungen ja noch. Und womöglich kann es auch sein, dass damals irgendetwas Traumatisches passiert ist und du dich deshalb auch noch nicht erinnern kannst. Das ist ja auch möglich. Aber wir finden schon noch die ganze Wahrheit heraus und vielleicht kennt Samajim ja ein paar Antworten.“ Doch Dathan war immer noch etwas unsicher und fühlte sich auch ein Stück weit hilflos. Er konnte einfach nicht glauben, dass sein Vater hinter all dem steckte und so viele unverzeihliche Dinge getan hatte, obwohl er doch immer so friedfertig und sanftmütig war. Er hatte ihn als einen sehr aufmerksamen und liebevollen Vater in Erinnerung, der oft mit seinen beiden Freunden gelacht hatte und nie jemandem wirklich böse war. Nun gut, sie hatten in Isolation gelebt, weil die Sefirot sie gehasst hatten, aber sie waren trotzdem sehr glücklich. Sie hatten ein wunderschönes Haus gehabt, hatten alles was sie brauchten und waren glücklich und zufrieden. Und dann erinnerte er sich noch, wie sein Vater ihm sein Schwert gezeigt hatte. Jenes mit der transparenten Klinge. Er erinnerte sich noch sehr gut, wie Elohim ihm erzählt hatte, warum das so war. „…das kommt daher, weil mein Herz wie Glas ist. Ich trage meine Gefühle offen nach außen und lasse andere daran teilhaben. Ich lasse sie in mein Herz sehen, damit sie erkennen, wer ich wirklich bin. Und mit dieser Eigenschaft wurdest auch du geboren. Deshalb wird dieses Schwert auch eines Tages dir gehören. Weißt du eigentlich, was dein Name bedeutet?“ Dathan hatte damals den Kopf geschüttelt und nicht gewusst, was sein Name nun bedeutete. Natürlich hatte er gewusst, dass jeder Unvergängliche einen Namen hatte, der eine ganz bestimmte Bedeutung hatte. Sein Vater hatte daraufhin erklärt „Nivkha bedeutet „auserwählt“. Natürlich bist du jetzt noch zu klein, aber in unserer Brust schlägt dasselbe Herz. Wenn du deinen Willen bewahren und trotz Schicksalsschläge immer noch aufrecht stehen kannst und deine Gefühle klar sind wie deine Gedanken, dann wirst du es vielleicht eines Tages schaffen, dass die Sefirot, die Entitäten und die Seraphim eines Tages in Frieden miteinander leben können, ohne dass der eine den anderen unterdrückt.“ Sein Vater war zwar nicht gerade der absolute Idealist gewesen, der aktiv für Frieden gekämpft hatte, weil er gewusst hatte, dass die anderen ihn hassten und verachteten. Aber er hatte dennoch einen absoluten Sinn für Gerechtigkeit besessen und war der Ansicht gewesen, dass sie alle als Kinder von Ajin Gamur untereinander gleichberechtigt waren. Er hatte sich einfach damit zufrieden gegeben, dass wenigstens seine Freunde diese Ansicht mit ihm teilten. Stellte sich nun die Frage, was er tun sollte. Seinen Vater… töten? Nein, es musste doch noch einen anderen Weg geben, um ihn aufzuhalten. Es konnte doch nicht sein, dass es die einzige Möglichkeit war, um das alles zu beenden. War es denn wirklich die einzige Lösung, seinen Vater zu töten? Er hatte doch ganz deutlich gespürt, dass sein Vater existierte. Nicht der rachsüchtige Mann, der eine blutige Vendetta geschworen hatte, sondern sein Vater, so wie er wirklich war. „Vielleicht finden wir ja eine Möglichkeit, ihn dazu zu bewegen, endlich damit aufzuhören. Womöglich kann ich ja vernünftig mit ihm reden und ihn überzeugen.“ „Das kannst du gerne versuchen. Aber erwarte nicht allzu viel, ja? Wir reden zusammen mit den anderen über alles und außerdem können wir ja auch Samajim fragen, ob es noch Chancen gibt. Einen gesunden Optimismus sollte man sich ja schon bewahren.“ Ja, da hatte Nastasja Recht. Und so schnell wollte er die Hoffnung nicht aufgeben, dass er seinen Vater wieder zur Vernunft bringen konnte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  pri_fairy
2015-01-18T20:25:48+00:00 18.01.2015 21:25
Das Ende war super! :) wie der ganze Teil :)
Ich freue mich schon auf den nächsten :)
Von: abgemeldet
2015-01-18T11:23:02+00:00 18.01.2015 12:23
Die FF war der Hammer *-*


Zurück