50 Jahre zuvor
„Jetzt komm schon, Nienna!“, mein kleiner Bruder läuft lachend ein Stück voraus. Kopfschüttelnd renne ich ihm hinterher. Er könnte auch mal einen Schritt langsamer gehen. „Aeron, bleib stehen!!!“, brülle ich. Wie vom Blitz getroffen erstarrt er mitten in der Bewegung und wirbelt zu mir herum. Ich hingegen schenke ihm keine Beachtung und schließe meine Augen. Konzentriere mich auf meine Ohren. Da! Ich höre Hilfeschreie und das Knistern von Feuer in der Ferne. Schlagartig öffnen meine Augen wieder. Die Geräusche stammen aus der Richtung, in der unser Dorf liegt. „Nienna?“, fragend mustert mich Aeron. Galant drehe ich mich um die eigene Achse und renne in die Richtung unseres Dorfes, mein Bruder mir hinterher.
Je näher wir dem Dorf kommen, desto mehr schlägt uns der beißende Gestank von Qualm entgegen. Endlich kommt es in Sichtweite. Erschrocken halte ich an. Nichts als Trümmern und Ruinen stehen dort, wo wir heute morgen noch gelebt haben. Goblins aus dem Nebelgebirge machen sich einen Spaß daraus die Leichen zu schänden. Übelkeit wallt in mir auf. „Sieh mal einer an, da sind ja noch zwei!“, kommt es plötzlich von einem der Goblins und dieser hebt seinen Bogen. Schon saust ein Pfeil an mir vorbei, ein schmerzverzerrtes Keuchen erklingt. „Aeron!!!“, ich drehe mich zu meinem Bruder. Der Pfeil hat ihn direkt ins Herz getroffen: „Ni…en…na… .“ Tot sinkt er zu Boden. Mit geweiteten Augen sehe ich seinen Körper an. Eine der Kreaturen packt mich am Arm. „Sie ist jung und hübsch. Nehmen wir sie mit“, schlägt er vor und die anderen Wesen stimmen ihm zu. Mit einem Schlag gegen den Kopf verliere ich das Bewusstsein.
