Zum Inhalt der Seite

No exit

[Bagfield]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1

„Find’ dich damit ab. Wir kommen hier nicht raus und dein Bruder schon gar nicht.“ Aufmunternde Worte waren das sicherlich keine, die C-Note für ihn übrig hatte. Der Ex-Veteran hatte wohl absolut nichts mit Nettigkeiten am Hut und schien das alles zu Hause bei seiner Familie gelassen zu haben. Dass dieser kaum Freunde hier hatte, wunderte Michael nicht, denn mittlerweile hatte sich sogar seine alte Gang von ihm abgewandt. Nur schien das C-Note noch nicht einmal zu merken. Seit dem er sich Michael und den anderen angeschlossen hatte, hatte er seiner alten Gruppe vollkommen den Rücken zu gekehrt. Ein großer Fehler, wie Michael fand, denn selbst er würde sich dadurch mächtig verarscht und hintergangen fühlen. Seit dem dieser Rassenkrieg hier ausgebrochen war, sollte man sich sowieso nicht der gegnerischen Seite anschließen. Doch das konnte Michael ganz egal sein und genaugenommen war es ihm das auch. Er hatte sich fest vor genommen, den Häftlingen hier nicht unnötig zu helfen, sie zu warnen oder sich irgendwo einzumischen. In der normalen Welt, hinter den Mauern des Fox Rivers war er ein Retter gewesen. Jemand, der jedem helfen musste, weil er sich verantwortlich gefühlt hatte. Das hatte er hier abstellen müssen, denn hier zählte nur eines. Sein Bruder. Lincoln war verurteilt. Todesstrafe. Mittlerweile lebten sie in einer Zeit, wo die Todesstrafe unnötig wäre. Barbarisch und unmoralisch. Vor allem gegenüber denen, die unschuldig waren, genau wie sein Bruder. Er war nicht schuldig, das wusste Michael ganz genau, sonst würde er all das hier nicht in Kauf nehmen. Seinen kleinen Zeh hatte er an Abruzzi bereits verloren und er könnte noch wesentlich mehr als nur den kleinen Zeh verlieren, wenn irgendwas schief ging, was bereits passiert war. 

Michael sah auf das sperrige Holz der Tribüne, während er spürte wie sich Fernando neben ihm bewegte und schwer seufzte. „Alles umsonst. Alles umsonst...“, murmelte er vor sich hin und schüttelte mit dem Kopf, während die Wut in Michael innerlich nur so aufloderte. Gerade interessierte ihn ihr Rückschlag wenig, hatte stattdessen andere Dinge im Kopf. Andere Pläne und den morgigen Tag. Er spürte, wie er innerlich zitterte, doch nichts nach außen hin vordringen ließ. Hier durfte man keine Schwäche zeigen, sonst verlor er all das Vertrauen und die Autorität, die er sich schnell aber mühsam erarbeitet hatte. „Hast du noch ein Plan? Hey, ich rede mit dir!“ Er spürte den Schlag auf den Oberarm und sah hoch, direkt auf den Mafiaboss, der sich nun seine Haare zurück strich und ungeduldig die Brauen in die Höhe zog. „Jetzt lasst den Jungen in Ruhe, er hat genug andere Probleme.“, mischte sich Charles nun wehrend ein und stellte sich auf Michaels Seite. Leider nahm nicht jeder diese Geste wirklich so auf, wie es Michael tat. „Es gibt im Moment nur ein Problem und zwar das Loch im Pausenraum und wie zur Hölle wir hier raus kommen.“ - „Das wären aber zwei Probleme.“, verbesserte Fernando den Ex-Veteran, der sich regelrecht aufbaute und bedrohlich auf Michaels Zellengenossen sah. „Hat irgendjemand nach deiner Meinung gefragt?“ 

Michael beobachtete den Streit kurz, ehe er wieder weg sah und die anderen einfach reden ließ. Tatsache war, dass er wirklich genug andere Probleme hatte, auch wenn die Mehrzahl nicht ganz richtig war. Er hatte eines und das war sein Bruder. Der Termin war festgelegt worden und morgen war es so weit. Morgen würde sein Bruder, Lincoln, auf den Stromstuhl geschnallt werden und sterben. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Das konnte er nicht ertragen, er musste sich etwas einfallen lassen, wie er seinen Bruder hier raus bekam. Doch es war unmöglich. Sein Bruder war im Bunker gelandet, als er einen Wärter angegriffen hatte, um ihn und die Gruppe zu retten. Sie wären alle im Bunker gelandet und hätten obendrein weitere 10 Jahre auf dem Buckel, welche sie hier absitzen mussten. Dann war es auch vorbei mit der Flucht. 

„Ein Gruppentreffen ohne mich? Das finde ich ja gar nicht schön.“ Die flötende Stimme holte Michael augenblicklich aus den Gedanken und er starrte direkt auf T-Bag, der selbstbewusst wie eh und je auf die Gruppe zu ging. „Das hier ist kein Gruppentreffen.“, murrte C-Note sofort und funkelte T-Bag wütend an. Dass er hier nicht erwünscht war, war kaum zu übersehen. Jeder Blinder könnte das sofort erkennen oder gar erriechen. „Na, na. Warum so bissig, Bruder.“ T-Bag stellte sich direkt von C-Note und leckte sich über seine Lippen, legte seinen Kopf schief. „Hast du vergessen, wie schön meine Singstimme ist?“ Die Stirn in Falten gelegt, wandte sich T-Dog nun an Michael und schon spürte Michael die Hand des anderen Häftlings auf seiner Schulter, die leicht zudrückte. „Ich hoffe es gibt einen anderen Plan, Frischling.“ - „Für dich gibt es bald keinen Plan mehr!“ C-Note konnte es anscheinend nicht lassen und dazu stellte sich noch Abruzzi zu den Schwarzen. Natürlich. Zwei, die T-Bag absolut nicht leiden konnten, weil dieser sich hier regelrecht reinerpresst hatte. Dabei sollte C-Note allerdings nicht vergessen, dass er genau das Gleiche getan hatte. T-Bag und er waren nie geplant gewesen, hatte sie davor auch nicht gekannt, geschweige denn von ihnen gehört. Charles und Abruzzi waren die einzigen, die vollkommen eingespannt waren, von Anfang an und auch Fernado, der allerdings mehr zufällig mit ihm in der gleichen Zelle gelandet und somit nun auch sein Partner war. „Hey, ich rede nicht mit dir, Blacky.“ 

Plötzlich stand Michael auf und schob damit unweigerlich die Hand von Theodore weg und ging weg. Weg von diesem Haufen pissiger Männer, die nicht einmal zehn Minuten ohne Streitereien aushielten. Michael konnte das alles absolut nicht gebrauchen, gerade nicht 25 Stunden vor dem Tod seines Bruders. 

Michael ging auf den Zaun zu, Meter weiter weg von den Gesindel auf der Tribüne, die sich gerade das Maul darüber zerrissen und sich gegenseitig beinahe an die Gurgel gingen. Er warf keinen Blick zurück. Es war ihm vollkommen egal, was sie dahinten trieben, wichtig war gerade nur sein Bruder. Lincoln hatte ihm geschworen, dass er es nicht gewesen war und er vertraute ihm. Auch wenn er sich anfangs nicht sicher gewesen war, ob sein Bruder wirklich die Wahrheit gesagt hatte und doch wusste er, dass sein Bruder zu so etwas nie fähig gewesen war. Zumindest hatte er das immer geglaubt. Michael hob seine Hand und griff nach dem Zaun, hielt sich daran fest, während er hinaus starrte. Er observierte den Eingang des Gefängnisses, anschließend sah er in die Richtung des Todestrakts. Noch immer spürte er die Wut in sich und am liebsten hätte er alle nieder geschrien, hätte seinen Bruder jetzt auf der Stelle befreit. Und doch wusste er, dass solch ein Verhalten ihm das Leben kosten könnte, denn die Wachen waren alle schwer bewaffnet. 

„Abhauen sieht dir gar nicht ähnlich, Frischling.“ Michael presste die Lippen zusammen, als er die Stimme hörte. Kurz darauf tauchte auch schon der Eigentümer dieser Stimme auf und lehnte sich neben Michael mit dem Rücken zum Zaun gegen diesen. „Ich bin nicht abgehauen, ich habe nur Abstand gebraucht.“, sagte Michael ruhig, auch wenn er das gar nicht wirklich war. Er spürte den Blick von T-Bag auf sich, der ihn musterte, sah selbst allerdings nicht zu ihm. Er wusste genau, wie er aussah und er konnte sich schon vorstellen, wie dessen Blick gerade auszusehen schien. Die Brauen leicht in die Höhe gezogen, während er ihn mit Sicherheit eindringlich musterte, als könnte er damit irgendwas bezwecken. „So kann man das auch nennen.“, antwortete T-Bag anschließend und schnaufte belustigt auf. Nun warf Michael doch einen Blick auf den Anderen, der seinen Kopf an den Zaun lehnte und nicht, wie gedacht, auf Michael sah, sondern zur Tribüne. „Die anderen sind jetzt skeptisch, Frischling. Denkst du, wir schaffen es noch hier raus?“ Michael wandte den Blick wieder ab und würde darauf am liebsten nicht antworten. Und doch war es eine normale Frage, die nicht beleidigend wirken sollte. „Das werden wir, keine Sorge.“ - „Hab ich aber.“ Natürlich. Jeder machte sich Sorgen, dass sie hier nicht heraus kamen. Fernando wollte seine Freundin wieder sehen, die kurz davor war, mit jemand anderen richtig glücklich zu werden. Charles wollte seine kranke Tochter besuchen gehen, ein letztes Mal, um ihr die Ehre zu erweisen. Abruzzi wollte Rache. Die einzigen, von denen Michael noch nicht viel wusste waren C-Note und T-Bag. Das waren die einzigen, von deren Hintergründe er nichts wusste und er wusste nicht, was er davon halten sollte, schließlich hatte er nie vor gehabt, weiteren Häftlinge hier raus zu helfen, damit sie ihre Untaten weiter fröhlich ausüben konnten. Aber gerade blieb ihm absolut nichts anderes übrig und er musste sich damit wohl oder übel abfinden. 

Einen kleinen Moment lang sah Michael durch die Gitter, bevor er seinen Blick erneut abwandte und direkt auf T-Bag sah, der seinen Blick erwiderte. T-Bag musterte Michael und wollte anscheinend noch etwas sagen, doch die Wärter kamen ihm zu vor. „Die Auszeit ist vorbei! Es geht wieder rein!“ Michael löste sich vom Gitter und ließ T-Bag alleine stehen. 
 

„Michael, ich versteh das mit deinem Bruder ja, aber du solltest dir etwas einfallen lassen.“ Fernando ging nervös in der Zelle auf und ab, während Michael in seinem Bett saß und die Wand anstarrte, als würde diese sich jede Sekunde in Luft auflösen. „Ich bin dabei.“, murmelte Michael, wesentlich gereizter, als die gefühlten hundert Male davor, in denen ihm regelrecht befohlen wurde, dass er sich etwas einfallen lassen sollte. Wie gut, dass die anderen nicht wussten, dass er bereits einen Plan hatte. Möglicherweise würde er sich vor den anderen nicht mehr retten können und hätte dann absolut keine Zeit mehr für sich und seine eigenen Gedanken, sie sich nach wie vor nur noch um Lincoln drehten. So sehr er sich bemühte, er wusste nicht, wie er seinen Bruder da wieder raus bekommen konnte. Es war ihm ein Rätsel. „Wir müssen das Loch zu machen.“, murmelte Michael und leckte sich leicht über seine Lippen, sah anschließend auf Fernando, der sich nun wesentlich beruhigter gab, da Michael endlich was gesagt hatte. Er konnte wenigstens ihn nicht komplett im Dunkeln tappen lassen, das wäre nicht fair. Fernando hatte sich mit Abstand am besten um die Sache gekümmert, war mit mehr Leidenschaft als alle anderen heran gegangen. Liebe konnte wohl so einiges verändern, sogar das Gefühl während eines Ausbruches. 

„Ja... ja, das stimmt.“ Fernando nickte und atmete einmal tief durch. Nun setzte er sich auch mit auf Michaels Bett und sah rüber auf ihn. In seinem Blick konnte Michael deutlich das Mitleid herauslesen, das er jetzt kaum gebrauchen konnte. Es war schwer genug, selbst daran denken zu müssen, dass andere ihm das dann auch noch zeigten, machte es für ihn noch unerträglicher. „Morgen, oder?“ Michael nickte als Antwort leicht und versuchte seine Gefühle für sich zu behalten. Er hatte von Anfang an gewusst, dass Gefühle im Gefängnis nicht willkommen waren. Sie machten schwach und boten eine gute Angriffsfläche. Und so ungerne er das auch zugab, war er gerade sehr verletzlich. Sein Bruder bedeutete ihm fiel, auch wenn die vergangenen Jahre ganz anders ausgesehen hatten. Während er auf College gegangen war und gelernt hatte, damit seine Zukunft bestens aussah, hatte sein Bruder Drogen genommen und war tief gesunken. Michael hatte ihn für einen Schmarotzer gehalten, der nicht besser war, als ihr Vater, der abgehauen war und doch war das Lincoln nie und deshalb hatte er ihn trotz allem geliebt. „Ich will ihn noch besuchen, bevor er geht.“, sagte Michael und schluckte schwer. Er wollte das ehrlich gesagt nicht sehen und doch musste er seinem Bruder beistehen. Er war es ihm schuldig. Fernando schwieg. Darauf konnte man auch nichts sagen. Floskeln wie ‘es wird alles wieder gut’ oder ‘mach dir keinen Kopf, das wird schon’ waren in diesem Fall völlig überflüssig und würden nur Wut in Michael aufkommen lassen. Lincoln hatte keine Erkältung, die wieder verschwand. Es wäre Michael auch wesentlich lieber, wenn er einen Unfall gehabt hätte, bei dem er hätte sterben können, damit er wenigstens ein wenig Hoffnung für eine Genesung hätte. Aber hier war es nicht der Fall. Man konnte nur hoffen, dass die Strafe aufgeschoben wird, da Lincolns Anwältin, Veronica, etwas herausfand, das ihn wenigstens etwas entlasten könnte. Er hoffte es so sehr, doch diese Hoffnung war so gering, dass die Angst wesentlich mehr Einfluss auf ihn hatte. Michael stand von seinem Bett auf, hatte das Bedürfnis, sich ein wenig zu bewegen. Er ging auf die Gitter seiner Zelle zu und schob seine Hände in die Hosentasche. Schon bald würde die tägliche Zählung beginnen. Stumm schaute er sich um und entdeckte schon die ersten Wärter, die sich für die besagte Zählung bereit machten. Anschließend ließ er seinen Blick durch die anderen Zellen streifen. Charles, der auf seinem Bett sah und die kleine goldene Taschenuhr anstarrte, Abruzzi, der sich an die Wand gelehnt hatte und mit seinen Kumpanen sprach, C-Note, der wütend auf und ab ging und T-Bag, der seinen Blick direkt erwiderte. Michael konnte wegen dieser Intensität nicht weg schauen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück