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☾ Mikadzuki-ko

Fortsetzung zu "☾ Mikadzuki"
von

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Familiengeschichten

„Souta ist noch unter der Du-…“

Die Stimme des alten Priesters erstarb, als er erkannte, dass nicht nur seine Schwiegertochter das Haus betreten hatte. Mit aufgerissenen Augen stand er da. „K-Kagome?“ Er schien der Meinung zu sein, einer Halluzination zu erliegen.
 

Kagome lächelte ein wenig. „Ja, ich bin es, Jii-san!“, antwortete sie mit strahlenden Augen, woraufhin der alte Mann fast ungläubig die Arme ausbreitete.

Kagome umarmte ihn fest, ehe sie zurücktrat und mit einer Armbewegung auf ihre Begleiter zeigte. „Da euch nur einer von ihnen bekannt sein wird…“, begann sie schmunzelnd, wurde aber von ihrer Mutter unterbrochen: „Kommt doch erst einmal richtig herein. Ihr habt doch eine ziemliche Reise hinter euch, wenn ich mir euch so ansehe“

Kagome hielt inne. „Aber wir sind vollkommen staubig, insbesondere Hotaru sieht nicht gerade frisch aus“, wandte sie ein.

Ihre Mutter zuckte nur mit den Schultern. Offenbar war ihr das angesichts der Situation reichlich gleichgültig.
 

Also folgten die Besucher ins Wohnzimmer und Hotaru, die schon zwischenzeitlich kaum hatte stillstehen können, nutzt die Raumveränderung als Vorwand, um auf Entdeckungstour zu gehen.
 

Kagome folgte ihr mit den Augen. „Viel hat sich nicht verändert… oh, doch, Buyos Korb ist weg“
 

Ihr Opa nickte etwas. „Er ist vor einem halben Jahr gestorben. Er war eben alt“, erklärte er, woraufhin Kagome kurz betreten dreinblickte, es aber beiseiteschob. So schade es um das geliebte Haustier war, es war nicht zu ändern. Und die letzten Jahrhunderte hatten sie abgeklärt.

„Buyo war eine Katze, keine Nekomata, eine ganz normale, tierische Katze. InuYasha und er haben sich früher immer gegenseitig geärgert“, erklärte sie dann mit einem Seitenblick zu Kôhei, der nur knapp nickte.
 

Inzwischen hatten sich alle gesetzt und Frau Higurashi musterte die Besucher. Dabei blieb ihr Blick an Hotaru hängen. „Das ist also meine Enkelin?“, fragte sie nach einer Weile.
 

Der Opa riss wieder die Augen auf, bedeutete das doch, dass er dort seine Urenkelin vor sich sitzen hatte, aber Kagome lächelte nur. „Hotaru ist meine Jüngste. Sie hat allerdings drei ältere Geschwister – und die Älteste sitzt ebenfalls vor euch“

Sie blickte zu Kikyô, die bisher zurückhaltend, aber doch neugierig den Blick hatte schweifen lassen, nun aber genau in die Augen ihrer Großmutter sah.
 

Frau Higurashi schreckte ein wenig zusammen. „Aber… ich verstehe nicht ganz…“
 

„Warum sie aussieht, als sei sie nicht einmal zehn Jahre jünger als ich?“, fragte Kagome nach. „Das liegt daran, dass wir nicht durch den Brunnen gekommen sind. Für mich sind mehr Jahre seit dem Abschied vergangen, als für euch. Gut Fünfhundert um es genau zu nehmen“

Sie wartete einen Moment, aber weil sie merkte, dass ihre Zuhörer den Atem anhielten, sprach sie rasch weiter, griff dabei in ihren Ausschnitt und zog den Kettenanhänger hervor. „Dieser Anhänger hier besitzt ähnlich wie das Shikon no Tama eine sehr starke Magie. Allerdings ist sie nicht so gefährlich und auch nicht so begehrt. Mit seiner Hilfe konnte ein großer Bannkreis gespannt werden, über Inseln im Norden von Japan, die heute keiner mehr kennt. Und seit ich diese Kette trage und den Bann erhalte, ist meine Lebenszeit die einer Yôkai. – Kikyô hier kam… pi mal Daumen viereinhalb Jahre nachdem ich hier zum letzten Mal durch den Brunnen gesprungen bin. Aber da sie auch Dämonenblut trägt, hat sie ebenso eine sehr lange Lebenszeit und altert auch langsamer“ Sie atmete kurz durch, ehe sie fortfuhr: „Hotaru dagegen ist tatsächlich erst sieben Jahre alt, so wie sie auch aussieht. In der frühen Kinderzeit sind sowohl sie, als auch ihre Geschwister wie Menschen gealtert“
 

Verständlicherweise machte ihre Familie Gesichter, die zeigten, wie wenig sie das ganze Geschehen wahrhaben wollten.

Aber das hinderte Kagomes Opa nicht daran, weitere Fragen zu stellen. „Und wer ist er?“

Dabei zeigte er auf Kôhei, der daraufhin nur die Lippen etwas öffnete, sodass seine Reißzähne sichtbar wurden.
 

Kagome grinste in sich hinein. „Damit kannst du meinen Opa nicht erschrecken, Kôhei. Der hat früher monatelang Umgang mit InuYasha gehabt“, stellte sie klar, woraufhin InuYasha gespielt beleidigt die Arme verschränkte.

Kagome legte eine Hand auf seinen Unterarm, ehe sie an ihre Familie gerichtet fortfuhr: „Also, das ist Kôhei, ein Yôkai, wie ihr seht. Wer er ist, nun, wie erkläre ich das am Besten… dass InuYasha einen Halbbruder hat, wisst ihr ja. Besagter Halbbruder hat eine Ziehtochter – und Kôhei ist deren Gefährte… Ehemann sollte ich wohl zum besseren Verständnis sagen. InuYashas Bruder hat darauf bestanden, dass er uns begleitet, damit wir unsere eigentliche Mission nicht aus den Augen verlieren. Unser Besuch hier ist nämlich eigentlich nur Nebenprogramm. Und ich bin sicher, Kôhei wird ein wachsames Auge auf uns haben“

Dabei grinste sie neckisch.
 

Kôhei brummte etwas vor sich hin. „Ich bezweifle stark, dass es eine gute Idee wäre, Shuuto-samas Befehlen nicht zu gehorchen“, ließ er nur verlauten.
 

„Solltest du aber mal versuchen. Kann richtig lustig sein, glaub’s mir“, mischte InuYasha sich ein.
 

„Ich glaube es reicht, wenn du da eine Anekdote nach der anderen zu erzählen hast“, zerrte Kagome das Gespräch in geregelte Bahnen zurück, denn wenn sie ehrlich war, hatte sie im Moment keine Lust, darüber zu diskutieren, wie sinnvoll es war, Sesshômaru gegenüber Respekt zu zeigen. Dass InuYasha das nach wie vor schon aus Prinzip nicht tat, war ein offenes Geheimnis.

„Gomen, Okaa-san, Jii-san“, wandte Kagome sich derweil an die unbeteiligten Zuhörer, woraufhin beide nur etwas schal lächelten.

Sie schienen verständlicherweise überfordert mit der Situation.
 

Da hörte man auf einmal jemanden die Treppe hinab kommen. „Jii-chan? Ist Okaa-san schon wieder zu Hause?“
 

Die Stimme war deutlich tiefer, als Kagome sie in Erinnerung hatte, aber sie erkannte Souta trotzdem sofort.

Erwartungsvoll drehte sie sich im Sitzen halb um, InuYasha tat es ihr gleich, während er sich nun endlich die Cappy vom Kopf zog, die er zwischenzeitlich vergessen zu haben schien. Seine Hundeohren zuckten auffällig – und das war in etwa das erste, was Souta sah, als er, da er keine Antwort bekommen hatte, das Wohnzimmer betrat.

Etwas geschockt blieb der junge Mann, zu dem Souta inzwischen geworden war, stehen. Er trug nur Trainingshosen, hatte ein Handtuch um die Schultern gelegt, seine Haare waren noch feucht.
 

InuYasha ließ sich von dem ungewohnten Anblick nicht abschrecken. Grinsend hob er eine Hand. „Hey, Souta“
 

~*~
 

„Hey, ihr drei!“ Shin, der sich bisher wenig unauffällig genähert hatte und dennoch nicht bemerkt worden war, trieb mit seiner Ankunft die drei Angesprochenen auseinander.
 

Etwas verschreckt verbeugten die drei jungen Fuchsdämonen sich, die bisher unter einem Baum im Schlosshof gesessen hatten.
 

Shin lachte. „Lasst das. Kommt, ich zeige euch, von wo ihr meinen Bruder besser beobachten könnt, als von den Orten, die ihr gerade besprochen habt“, neckte er und kümmerte sich nicht um die Verlegenheit der Ertappten. Es wunderte ihn wenig, dass er und die anderen Neugier weckten, als seien sie ein Zeichen außerirdischen Lebens.

Die Verlegenheit wandelte sich aber bald in Erwartung um und so unterdrückte der jüngste Prinz ein erneutes Schmunzeln und drehte sich um, schlug den Weg richtung Trainingsplatz ein.
 

Wie jeden Tag trainierte sein Vater dort um dieser Zeit mit Kanaye, später dann, wenn weniger Betrieb war – und weniger Leute sich darüber mokieren konnten – würde er auch mit Akeno trainieren. Nur diese beiden seiner Kinder hatten seinerzeit, an der Kitsune-Akademie, das Katana gewählt, alle anderen hatten den Bogen und trainierten sich weitestgehend gegenseitig, damit niemand aus der Übung kam.
 

Shin machte einen kleinen Schlenker und setzte dann aus der Bewegung heraus auf einen nur spärlich belaubten Baum, der schon seit Jahrzehnten nicht mehr richtig ergrünte. Er war vor langer Zeit einmal von einer ziemlich heftigen Attacke getroffen worden und schwächelte seit dem. Aber seine Äste waren noch stark genug, um auf ihnen zu sitzen und seine teils kahlen Zweige eigneten sich perfekt als Träger für einen dichten Bannkreis, wollte man nicht entdeckt werden. Dass dieser Baum aus diesem Grunde sicher auch schon für das eine oder andere Stelldichein hergehalten hatte, wusste unter der Hand jeder.

Der junge Prinz wartete noch auf seine Begleiter, ehe er die Hände übereinander auf einen der seitlichen Äste legte und sich kurz konzentrierte. Der Bannkreis spannte sich leicht und doch unsichtbar, aber das hatte Shin schon immer gekonnt.

Jetzt warf er den drei Gästen über die Schulter einen kecken Blick zu, während er auf Fürst Gin und dessen Ältesten zeigte, die am Rande des Trainingsplatzes mitten in einen Trainingskampf vertieft waren. „Na, ist der Blick besser, als aus einem normalen Versteck?“, fragte er neckisch und zwinkerte den Dreien zu, ehe er sich auf seinem Ast umdrehte und die drei ansah. „Wer genau seit ihr eigentlich?“
 

Es stellte sich heraus, dass er es mit einem weiteren Cousin zu tun hatte – und mit zweien, die ihm keine Antwort geben wollten.
 

Shin runzelte etwas die Stirn. „Was soll denn das? Ihr könnt mir doch wohl sagen, wer ihr seid…“, murrte er gespielt beleidigt, dabei kreisten die Gedanken in seinem Gehirn bereits. Hatte auch dieses Verhalten mit dem kleinen Geheimnis dieser Familie zu tun, die hier zu Gast war?
 

Der sichtlich jüngere der beiden öffnete kurz etwas den Mund, als wollte er etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders und schüttelte nur entschuldigend den Kopf.
 

Shin ertappte sich dabei, seufzend die Augen verdrehen zu wollen. Wenn die drei hier ihm nicht einmal ihre Identität verraten wollten, dann bekam er auch nichts anderes aus ihnen heraus. Klar, er konnte es ihnen befehlen, sie zum Reden zwingen, er war ein DaiYôkai und ein Prinz und von den dreien hier war das kein anderer, aber das wollte er nicht.

Besser, Kanaye versuchte sein Glück bei Umeko und Yukiko.
 

In einer knappen Bewegung hob er den Kopf, als habe er etwas gehört, dann lächelte er entschuldigend. „Onee-san ruft mich. Wenn ihr nicht mehr gucken wollt, löst den Bannkreis einfach, indem ihr die Stelle berührt, von der aus ich ihn gespannt habe. Hier“, sagte er, nickte kurz zu dem gemeinten Ast und sprang dann vom Baum. Im Gegensatz zu den dreien konnte er seinen eigenen, intakten Bannkreis leicht überwinden. Dann verschwand er blitzschnell.
 

Kanaye hatte seinen Bruder am Rande des Trainingsplatzes aus dem Augenwinkel ausgemacht und da der ihm keine Geste zukommen ließ, wusste der älteste Prinz, woran er war. Gleich nach dem Training würde er seinen Vater fragen, ob er noch einmal relativ allein mit ‚Umeko‘ reden durfte.
 

~*~
 

Geduldig hob Arata den kleinen Stein wieder auf und warf ihn erneut in Sayuris Richtung. Sie waren nicht mehr auf dem Trainingsplatz, sondern außerhalb der Schlossmauern, denn so langsam wie er mit Sayuri vorankam, wollte er ihr nicht zumuten, von den anderen Schülern geschnitten zu werden.

Er wusste noch genau, wie es Kôhei damals ergangen war, nur weil niemand den Ursprung seines Verhaltens kannte oder gar verstand.

Was Sayuri anbetraf, arbeitete er im Moment erst einmal daran, dass sie ihre eigenen Bewegungen einschätzen lernte, ihre Kraft, ihre Schnelligkeit, ihre Genauigkeit kennenlernte. Sie musste zielsicherer und bestimmter werden, vorher würde ihr ohne Extremsituation nicht einmal ein einziger Klauenangriff gelingen.
 

„Na also!“ Er nickte bestätigend, als Sayuri den kleinen Kiesel diesmal fing.

Gut, nur, weil sie beide Hände benutzt hatte, anstatt eine, wie Arata es ihr erklärt hatte, aber immerhin. Mit einer Geste bedeutete er ihr, den Stein zu ihm zurückzuwerfen und wiederholte die Übung dann abermals.

Noch ein paar Mal landete der Kiesel auf dem Boden, ehe Sayuri ihn wieder fing – und wieder mit beiden Händen. „Gut, Sayuri. Aber jetzt versuche es mit nur einer Hand“, betonte er noch einmal, worauf die Kleine eine konzentrierte Miene machte und nickte. Diesmal schien sie zu verstehen, dass dieses Detail wichtig war.
 

Arata beschloss ein Experiment zu machen. Wenn es ihr – wenn auch nicht wahrgenommener – Instinkt war, der sie im Zweifelsfall leitete, dann sollte es so vielleicht gehen. Die Zeit, die er für Sayuris Training am heutigen Tage veranschlagt hatte, neigte sich langsam dem Ende und er wollte ihr ein Erfolgserlebnis mit auf den Weg geben.

Also klaubte er unbemerkt einen zweiten Kiesel auf und nahm ihn in die gleiche Hand wie den anderen.

Als er sachte warf, flogen nun beide Steinchen auf Sayuri zu.
 

Und ehe sie es sich versah, hatte sie instinktiv zugegriffen, ihre Finger schlossen sich um den einen Kiesel, noch ehe sie den anderen Arm gehoben hatte. Ein Strahlen erschien auf ihrem kindlichen Gesicht, als sie den gefangenen Kiesel auf ihrer Handfläche betrachtete, als sei er ein Schatz.
 

Arata schmunzelte etwas. Er wollte nicht zu optimistisch sein, aber vielleicht… vielleicht hatte er einen Weg entdeckt.
 

~*~
 

Vor Kiraras innerem Auge erschienen Bilder, die sie erschreckten.
 

Sie sah wieder den Riss in ihrer Schulter, den die Schwertspitze im Kampf gegen Kaori geschlagen hatte.

Doch plötzlich ging von den Wundrändern ein grünliches Pulsieren aus.
 

Sie zuckte zusammen. So hatte es sich nicht zugetragen, aber sie kannte inzwischen Yumes Ausdrucksweise. Dieses grelle, leuchtende Grün stand für schädlich, krank – und für Gift.

War die Klinge vergiftet gewesen?
 

Yumes Kopfschütteln zeigte ihr, dass diese Schlussfolgerung nicht ganz richtig war.

Stattdessen zeigte das Baku ihr nun eine Katanaklinge und diesmal erkannte sie, dass während des Schlages staubfeine Teile davon absplitterten, die in einem seltsam schwarzen Licht glänzten.
 

Sie riss die Augen auf, als sie verstand, was das war. Nur ein einziges Mal war sie damit in Berührung gekommen. Es war gefährlich, eigentlich tödlich, das zeigte auch Yumes nächstes Bild.

Kirara sah sich selbst und wie das giftgrüne Licht Stück für Stück mehr Besitz von ihrem Körper ergriff.

»Ich verstehe, Yume. Sobald das Gift sich gänzlich ausgebreitet hat, ist es vorbei mit mir. Vielleicht komme ich in die Jahre, aber da ist auch das Gift, das mich schwächt. Ich weiß nun, was zu tun ist, Yume. Ich danke dir vielmals!«
 

Sie brachte ein leichtes Schnurren zustande, ehe sie sich ruckartig an Kazuya wandte, der sie etwas paralysiert anblickte.

Er hatte das stumme Gespräch schließlich nicht mitbekommen und wusste nicht, was seine Mutter so erschreckt hatte.
 

Kirara hatte jetzt auch keine Muße, es ihm zu erklären.

Das einzige, was dieser Art Gift von der Verbreitung abhielt, war absolute Ruhe – und den Körper dazu anregen, neues, unvergiftetes Blut zu produzieren. Sie musste ihre Wunde erneuern und offen halten. Aber sie wusste ganz genau, dass das erst möglich war, wenn sie sich unter Obhut befand, geschützt war. Außerdem würde der Blutverlust ihr irgendwann das Bewusstsein rauben und dann brauchte sie jemanden, der die Wunde weiter offen hielt.

Denn das einzige, das sie heilen konnte, war die Kraft einer Miko. Außer Kagome und Kikyô besaß aber niemand ausreichend Kraft.

Sie musste auf deren Rückkehr warten.

Yume hatte sie vielleicht gerade noch rechtzeitig gewarnt. Denn wenn sie ihre Schwäche richtig interpretierte, war das Gift ihrem Herzen bereits gefährlich nah.
 

„Kazuya, begleite mich bitte ins Taijiya-Dorf. Ich muss mit Katashi sprechen“, forderte sie aus heiterem Himmel und während sich die Miene des Unverständnis auf Kazuyas Gesicht vertiefte, sprang Kirara bereits vom Baum und verwandelte sich.

Kurz fuhr ein heftiger Schmerz in ihr Herz. Allerdings, gerade noch rechtzeitig, Yume… hoffentlich gerade noch…
 

Als sie sich mühsam abstieß und rasch gefolgt von Kazuya davonflog, blickte Yume ihr nach.

Ich habe dir viel mehr zu verdanken, als ich dir mit dieser Warnung zurückgeben kann… viel Glück, Kirara…
 

~*~
 

Es wäre überflüssig, zu erwähnen, dass Souta einen Moment brauchte, um sich zu fangen.

„Inu-no-niichan“, flüsterte er vollkommen perplex, als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte. „Nee-chan“, fügte er dann hinzu.
 

Kagome erhob sich, um ihren Bruder zu umarmen. „Oh, Souta…“

Und zum wiederholten Male in den letzten Minuten zeigte sich in ihrer Stimme nur zu gut, wie sehr sie ihre Familie vermisst hatte.

Fünfhundert Jahre waren eine verdammt lange Zeit für einen menschliche Seele, auch wenn sie so unbeugsam und rein wie Kagomes war.

Nach einem Moment löste sie sich wieder von ihm, besah ihn sich von oben bis unten. „Richtig erwachsen bist du geworden“, grinste sie dann.
 

Souta lachte leise. „Kein Wunder, Nee-san. Hier ist die Zeit schließlich nicht stehen geblieben. Ich bin jetzt einundzwanzig“
 

Kagomes Augen bekamen einen nachdenklichen Ausdruck. „Einundzwanzig…“, wiederholte sie langsam, ehe sie den Kopf wieder hob. „Dann sind für euch also fast sechs Jahre vergangen, stimmt‘s?“
 

In Kagomes Rücken nickte der Opa. „Ziemlich genau sogar. – Wusstest du das nicht?“
 

Nun war es an Kagome, aufzulachen. „Wir ihr vielleicht an unserem Aufzug seht, leben wir, als sei für uns noch immer die Sengoku Jidai. Kalender sind da nicht unbedingt in Reichweite. Und Tageszeitungen auch nicht“
 

Souta lachte noch immer in sich hinein. „Und ich dachte schon, du bist extra zum Ehemaligentreffen hier angetanzt“
 

„Ehemaligentreffen?“
 

Er nickte. „Heute Abend trifft sich dein Abschlussjahrgang an der Oberschule. Frei nach dem Motto ‚Das haben wir in den letzten sechs Jahren aus uns gemacht‘“
 

Deswegen also der Schmuck im Hof…, erinnerte Kagome sich, ehe sie den Kopf schüttelte. „Nein, davon hatte ich keine Ahnung“

Sie wandte sich halb ab und setzte sich wieder.
 

„Sagt mal, da Souta jetzt aus dem Bad raus ist – wollt ihr euch nicht ein bisschen frisch machen?“, meldete sich Kagomes Mutter wieder zu Wort, die die ganze Zeit geschwiegen hatte und für sich alles Neue sortiert hatte. Jetzt fand sie zu ihrer üblich treusorgenden Art zurück.

Gleichzeitig verschwand Souta wieder nach oben, vermutlich um sich etwas Vernünftiges anzuziehen.
 

Kagome überlegte einen Moment. „Wenn ich es mir so recht überlege… eine Dusche dürfte ein ziemliches Abenteuer werden. Seit fünfhundert Jahren das erste Mal“, sie lächelte. „Und Hotaru kann eine Wäsche, glaube ich, auch ganz gut gebrauchen“
 

Ihre Jüngste sah zu ihrer Mutter auf. „Dusche?“, fragte sie neugierig.
 

„Ja, Dusche. Das ist etwas anderes als ein Waschzuber oder eine heiße Quelle. Komm, ich zeige es dir“

Damit ergriff sie die Hand ihrer Tochter und zog sie mit sich.
 

Frau Higurashi sah sich unter den Zurückgeblieben um. „Du hast dich sehr verändert, InuYasha“, sagte sie schließlich.
 

Der Hanyô strafte ihrer Worte lügen, indem er mit trotzig blitzenden Augen die Arme wieder verschränkte. „Keh!“ Dann aber wurde er ernst. „Alles Kagomes Schuld“, behauptete er, ehe er amüsiert mit den Hundeohren zuckte. „Es hat sich insgesamt viel verändert. Außerdem habe ich jetzt eine Familie. Nicht nur Kagome und meine Kinder, sondern auch meinen Bruder und dessen Leute. Davon hätte ich damals nicht einmal zu träumen gewagt“

Er erhob sich. „Sagt Kagome, ich bin am heiligen Baum, wenn sie wieder runter kommt“, fügte er dann nur hinzu und war im nächsten Augenblick verschwunden.
 

Kôhei sah ihm kurz nach. „Heiliger Baum?“, wollte er dann wissen.
 

„InuYasha meint Goshinboku. Der Baum, an den er seinerzeit gebannt war. Er existiert auch hier noch – der alte Baum dort vorne auf dem Schreingelände“, erklärte Kagomes Opa, der sämtliche Berührungsängste inzwischen verloren zu haben schien.
 

InuYasha schlenderte derweil über den Hof.

Am Fuße von Goshinboku lag ein alter Fußball. Soutas wahrscheinlich. Die Leidenschaft hatte er also nicht verloren.
 

Der Hanyô blickte sich um. Dort waren die Nebengebäude – die Lagerhalle und das Brunnenhaus. Einen Moment war InuYasha versucht, in letzterem vorbeizusehen, aber er ließ es dann doch bleiben. Der Knochenfresser war inzwischen ohne Funktion. Was sollte er noch da.
 

Er ließ den Blick weiter schweifen. Neben der Tür des Lagerhauses lehnte der Besen, den Kagomes Opa so oft benutzt und an der Seitenwand des Wohnhauses stand etwas, das fast wie das Fahrrad aussah, das Kagome manchmal mit im Mittelalter gehabt hatte. Nur war dieses Zweirad hier breiter, nicht rosa sondern dunkelrot und hatte auch keinen Korb am Lenker, wie der, in dem Shippô immer so gerne mitgefahren war.
 

Shippô…, schoss es dem Hanyô durch den Kopf. Den kleinen Kerl hatte er auch schon lange nicht mehr gesehen. Obwohl… klein war er vermutlich gar nicht mehr. Eher schon ein Jugendlicher.
 

InuYasha schob den Gedanken beiseite und wandte sich Goshinboku zu, sprang mit einem Satz hinauf, auf den untersten Ast, der stark genug war, ihn zu tragen. Er lehnte sich gegen den Stamm und zog Tessaiga aus dem Gürtel, hielt es im Schoss, damit er bequemer sitzen konnte.

Dabei lächelte er leicht. Er hatte deutlich gefühlt, wie unglaublich glücklich Kagome gewesen war, ihre Familie einmal wiederzusehen, das hatte er schon gespürt, als er ihr seine Idee erzählt hatte.

Es würde ihr sicher gefallen, wenn sie ein paar Tage hier blieben. Ja, vielleicht war das keine schlechte Idee. Und so spöttisch er das vorhin gesagt hatte, er würde Kôhei schon dazu bekommen, Sesshômarus Auftrag nicht so ganz genau zu nehmen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Warum glaube ich ihm das sofort...? ^^

Im nächsten Kapitel gibt es "Eine Dusche und ein[en] Verdacht" Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2015-05-02T17:10:42+00:00 02.05.2015 19:10
xD Oh Inu, du bist ansteckend wie es scheint
A: Bist du krank?
B: Ja, ich habe InuYasha
Wat für ne Unterhaltung *gg*
Ok, zurück zu den ernsten Dingen
- Gna, was soll das nur mit Kirara?! Du bist sooo gemein, der Armen nun auch noch das zuzumuten!
Da gleicht auch das schöne Wiedersehen das Kapitel nicht aus, nene
Bisher nams die Familie ja ganz gut auf, aber da sie bereits einen Hanyou zu verarbeiten hatten, sind sie ja schon einiges gewohnt^^
Antwort von:  Mimiteh
02.05.2015 19:40
Jau^^

Immerhin hat Yume sie gewarnt...
Aber schön, dass dir das Wiedersehen gefallen hat ;)


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