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Der Brief

Shinichi&Ran
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi!

Willkommen im neuen aufregendem Jahr 2015!

Zu Beginn, dachte ich, dass ich mit einem One-Shot über Ran und Shinichi starte. Ich habe mir schon länger vorgenommen, etwas über dieses süße Paar zu schreiben und herausgekommen, ist die folgende Geschichte.
Ich hoffe, dass sie euch gefallen wird. Das Schreiben hierzu hatte mir sehr viel Spaß gemacht.

Also, viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Der Brief

Der Brief

„Es tut mir leid, Ran. Aber ich muss auf unbestimmte Zeit untertauchen. Sobald ich gefahrlos mit dir wieder Kontakt aufnehmen kann, werde ich es tun.“

„Was soll das Shinichi? Ich verstehe das nicht. Warum kannst du mir nicht einfach sagen, worum es geht?“

„Am Telefon ist das zu gefährlich…“

„Was heißt überhaupt zu gefährlich? Drück dich klarer aus, wenn ich es verstehen soll!“

„Ich kann dir nicht viel sagen. Allein schon, dass ich dich jetzt angerufen habe, gehe ich für uns beide ein hohes Risiko ein. Bald wirst du alles verstehen. Sobald die Zeit dafür gekommen ist.“

„Zeit??? Shinichi, ich…“

„Es tut mir unendlich leid, Ran. Bitte, glaube mir. Du wirst alles erfahren, was du wissen musst. Bedauerlicherweise heißt es, dass du noch etwas länger…auf mich warten musst.“

 

 

Zuerst waren bloß einige Tage vergangen. Dann waren aus den Tagen Wochen geworden. Danach waren es etliche Monate. Schließlich war ein volles Jahr vergangen.

Es war ein Jahr, das bedeutete zu warten. Zu warten, obwohl man nicht wusste, dass sich das ewige Warten am Ende auch lohnte.

 

Ran hatte in dieser Zeit viel geweint, wenn sie alleine war. Vor ihren Eltern und Freunden hat sie sich stark gegeben. In der Schule hat sie sich nie anmerken lassen, wie traurig und ratlos sie in Wirklichkeit war. Wie sehr die Unwissenheit über Shinichis plötzliches Verschwinden an ihr nagte.

 

Dabei war er nicht erst an jenem Tag vor einem Jahr plötzlich verschwunden. Sondern schon vorher, als sie beide im Tropical Land verabredet gewesen waren und er sie einfach hatte stehen lassen. Ohne einen Kommentar. Ohne eine simple Erklärung.

 

Allerdings war am selben Tag der kleine Conan aufgetaucht, durch den sie weniger alleine gewesen war. Irgendwie hatte dieser vorlaute Junge mit der Brille sie immer an Shinichi erinnert, mit seiner Begabung für Fußball und sein Interesse an Doyle Romanen. Er war wie der Oberschülerdetektiv Shinichi Kudo, nur in jüngerer Ausgabe.

 

Conan Edogawa hatte ihr Leben in den Stunden erhellt, als sie vor Trauer und Sehnsucht nach Shinichi fast umkam. Die wenigen Telefonate, die sie hin und wieder führten, hatten sie lediglich für kurze Zeit aufheitern können, aber nachts, wenn sie alleine im Bett gelegen hatte, konnte sie ihre Sorgen um ihn nicht länger unterdrücken oder sich weiter etwas anderes vormachen.

 

Ihre Freude auf die wenigen Telefongespräche war vergangen, als Shinichi ihr so unvermittelt verkündet hatte, dass er auf unbestimmte Zeit untertauchen musste.

Von da an, hatte es keine Gespräche dieser Art mehr gegeben. Und Conan war mit einem Mal auch verschwunden.

 

Conan hatte ihr einen Brief hinterlassen. Dieser Brief wurde wenige Tage später, nachdem er ohne ein Wort heimlich gegangen war, mit der Post zugestellt. Rans Vater war fuchsteufelswild geworden und wollte unbedingt den Grund erfahren, warum dieser Bengel sang- und klanglos verschwunden war ohne sich zu verabschieden. Dabei hatte er einen Tag zuvor noch geäußert, dass er heilfroh wäre, dass er diesen Schmarotzer nicht mehr durchfüttern musste.

 

Doch Ran hatte den Brief, der klar an sie adressiert war, bis heute nicht geöffnet. Unberührt liegt er auf ihrem Schreibtisch und wartet eigentlich nur darauf von ihr gelesen zu werden.

 

„Warum öffnest du ihn nicht?“, hatte ihre beste Freundin Sonoko sie hundertmal gefragt.

„Weil ich befürchte etwas zu erfahren, dass meine Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Shinichi zerschlagen würde.“

Es war dieselbe Antwort, die Ran jedes Mal gab.

„Wieso Shinichi? Was hat er mit Conan zu tun?“

 

Ran wusste es nicht und irgendwie wusste sie es doch. Trotzdem konnte sie Sonokos Frage nicht beantworten. Sie blieb stumm.

 

Stumm, wenn das Thema auf Shinichi oder Conan aufkam. Es ging so weit, dass sie manches Mal sogar den Raum verließ, wenn jemand aus ihrem Umfeld über einen der beiden sprechen wollte.

Kogori war sehr besorgt um seine Tochter und hatte vorsichtig versucht sie zu ermutigen, den Brief endlich zu lesen, dann wüsste sie wenigstens über Conans Verbleib bescheid. Aber sie tat es nicht.

 

Komischerweise war auch Ai spurlos verschwunden. Die Grundschüler Ayumi, Mitsuhiko und Genta, die Freunde von Conan und Ai waren, hatten sowohl Ran als auch den Professor Agasa mit Fragen bestürmt, ob sie nicht etwas wüssten, wohin die zwei gegangen oder gezogen waren.

Jedes Mal hatte der Professor verneint und mit trauriger Miene versichert, dass er ihnen nicht weiterhelfen könne.

 

Die Kinder hatten lange und oft geweint. Besonders Ayumi trauerte über Conans Verschwinden, da sie doch in ihn verliebt war. Mitsuhiko und Genta kümmerten sich sehr um ihre kleine Freundin. Ihnen hatte sie es zu verdanken, dass ihr Kummer weniger schmerzhaft und im laufenden Jahr leichter zu ertragen war.

Ran tat das kleine zierliche Mädchen leid, doch sie freute sich umso mehr, als sie mitbekam, dass sich die beiden Jungs rührend um sie kümmerten.

 

Des Weiteren glaubte sie Agasa kein Wort. Sie war sich absolut sicher, dass er etwas über Conan, Ai und Shinichi wusste, warum und wieso sie einfach gegangen waren. Doch sie bedrängte den gutmütigen Professor nicht.

 

Schließlich hatte sie noch den Brief, der ihr bestimmt all die Fragen beantworten würde, aber sie traute sich selbst nach einem Jahr nicht den Brief zu öffnen…

 

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Der 13. Mai. Die Sonne schien warm am Himmel, Vögel zwitscherten in den Baumkronen, Kinder liefen lachend über die Straßen und machten Pläne für den schulfreien Nachmittag.

 

Ran stand vorm Einkaufszentrum und starrte zum widerholten Mal auf ihre Armbanduhr. Es war halb vier. Seit einer halben Stunde war sie mit ihrer Mutter verabredet, die ihr versichert hatte, dass sie den Nachmittag über frei hatte und ihr spontan vorschlug einen kleinen Einkaufsbummel zu machen.

 

Während Ran ein wenig ungeduldig wurde, versuchte sie sich damit abzulenken, in dem sie zum nahegelegenen Juweliergeschäft ging und durchs Schaufenster die ausgestellte Ware betrachtete.

Nach wenigen Minuten trat eine junge hübsche Frau neben sie.

 

Zuerst dachte sich Ran gar nichts dabei, weswegen die unbekannte Frau so nah an die Schülerin herangetreten war. Weiter betrachtete sie die glitzernde Schmuckcollection und versuchte sich vorzustellen, wie sie mit den funkelnden Steinen wohl aussehen würde.

 

„Das sind wirklich schöne Steine.“, fing mit einem Mal die junge Frau an zu reden, wobei sie ununterbrochen ihren Blick auf die Vitrine hinter dem Glas gerichtet hatte.

 

Nun drehte sich Ran doch zu ihrer linken um und hatte den Eindruck, die junge Frau zu kennen.

Sie war groß, schlank hatte lange Beine und konnte nicht viel älter als Ran sein. Ihre Haare waren kinnlang und gewellt. Die Haarfarbe war…

 

Vor Schreck ließ Ran ihre Handtasche fallen. Sie kannte diese Haare nur zu gut. Ein seidiges helles braun, noch dazu dieser ernste Blick. Aber, das war doch unmöglich. Die Person in ihrer Erinnerung war schließlich noch ein Kind.

 

„Ich bin mir absolut sicher, dass dir diese Ohrringe ausgezeichnet stehen würden.“

 

Immer noch war Ran sprachlos und starrte die rätselhafte Frau an. Irgendwann schüttelte Ran ihren Kopf und hob ihre Handtasche wieder auf.

Wie dumm von mir, dachte Ran. Die unbekannte Frau konnte unmöglich Ai sein.

 

Doch dann sprach die Frau folgenden Satz aus, den Ran so schnell nicht wieder vergessen würde:

„Ein gewisser Oberschülerdetektiv würde es garantiert genauso sehen.“

 

Da Ran sich längst von der Frau abgewandt hatte, bekam sie nicht, dass sie kurz danach wieder gegangen war. Denn Ran war wie erstarrt.

Woher und warum kannte diese Frau Shinichi? Und woher wusste sie, dass sie, Ran, mit ihm befreundet ist?

 

Die Stimme ihrer Mutter holte sie wieder aus ihren überforderten Gedanken.

„Hallo, Ran. Ist mir dir alles in Ordnung. Du siehst so blass aus.“, beugte sich Eri besorgt zu ihrer Tochter und fühlte mit ihrer Hand ihre Stirn.

„Wie?“

Erschrocken fuhr Ran zusammen und brauchte ein paar Sekunden bis sie ihre Mutter erkannt hatte.

„Mama, ich…Es geht mir gut. Ich dachte nur gerade, dass ich jemand Bekannten getroffen habe, aber es war bloß ein Irrtum.“

 

„Ist wirklich alles mit dir in Ordnung, Schatz? Wenn dich etwas bedrückt, kannst du es mir ruhig sagen.“

„Es ist wirklich nichts, Mama. Wirklich. Lass uns ins Einkaufscenter gehen.“

 

Eilig zerrte Ran ihre Mutter hinter sich her und versuchte die kurze merkwürdige Begegnung mit dieser Frau schleunigst zu vergessen.

 

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„Ran, jetzt raus mit der Sprache. Was ist mit dir los? Seit einer guten Viertelstunde starrst du aus dem Fenster und hast deinen Tee nicht einmal angerührt.“

 

Nachdem Eri und ihre Tochter sämtliche Läden abgeklappert hatten, saßen sie nun in einem gemütlichen ruhigen Cafe, um sich vom Einkaufsbummel zu erholen.

 

„In den Geschäften warst du ständig mit deinen Gedanken woanders und hast ausgesehen, als ob du nach einer bestimmten Person Ausschau hältst.“, bohrte Eri weiter, die sich inzwischen ernsthaft Sorgen um ihre Tochter machte. Sie erkannte sie kaum wieder. Die junge Frau vor ihr hatte fast nichts mehr mit der gutmütigen und stets fröhlichen Ran zu tun. Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst und das konnte die besorgte nicht länger hinnehmen.

 

Ran schwieg und Eri seufzte. Natürlich konnte sie sich denken, an wen ihre Tochter die ganze Zeit betrübt denken musste.

 

„Es ist wegen Shinichi, nicht wahr, mein Schatz?“, behutsam startete die Anwältin einen kleinen Versuch, um auf das empfindliche Thema zu sprechen zu kommen. In ihren Augen konnte es nicht mehr so weitergehen. Ran sollte wenigstens versuchen, wieder Freude in ihrem Leben zu empfinden und mal nicht an diesen verschwundenen Oberschüler denken.

 

„Wie?“, flüsterte die Brünette und drehte sich zu ihrer Mutter um. „Shinichi? Hast du etwas über ihn gehört?“, fragte Ran hoffnungsvoll mit Tränen in den Augen.

„Nein.“, antwortete Eri. Der Anblick ihrer Tochter brach ihr fast das Herz. Resigniert lehnte sich Ran wieder zurück und starrte in ihren unberührten Tee, der mittlerweile kalt geworden war.

 

„Du weißt genauso gut wie ich, dass die Polizei, besonders Inspektor Megure und seine Leute alles versucht haben, um Shinichi zu finden. Auch Conan. Allerdings liegt nun mal kein Gewaltverbrechen vor, das auf eine Entführung hindeutet. In den Nachrichten wurde auch nichts berichtet. Persönlich finde ich, dass es ein gutes Zeichen ist.“

 

„Ein gutes Zeichen? Wo soll daran ein gutes Zeichen sein?“, rief die Oberschülerin aufgebracht und konnte nicht verhindern, dass ihr salzige Tränen über die Wangen liefen.

 

„Inspektor Megure habe ich das letzte Telefonat mit Shinichi doch geschildert und dann wollen du und die Polizei immer noch behaupten, dass kein Gewaltverbrechen vorliegt??? Vor was ist er dann davon gelaufen? Warum hat er mich einfach so allein gelassen? Ein ganzes Jahr schon.“

„Beruhige dich, mein Schatz. Die anderen Gäste gucken schon.“ Eri reichte ihrer Tochter ein Taschentuch. Bald darauf hatte sie sich wieder einigermaßen beruhigt.

 

„Ein gutes Zeichen ist es insofern, dass die Hoffnung auf ein Wiedersehen noch nicht ausgeschlossen ist.“, setzte Rans Mutter das Gespräch fort und nahm den letzten Schluck aus ihrer Tasse. „Hast du eigentlich schon Conans Brief gelesen?“

 

„Nein.“, antwortete Ran und richtete ihren Blick wieder in weite Ferne.

 

„Vielleicht ist es an der Zeit, dass du das tust. Conan stand doch mit Shinichi in Verbindung.“

 

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Wie Recht Rans Mutter mit ihrer Aussage hatte, ahnte ausschließlich Ran selber. Nach zwölf Monaten ist sie immer noch nicht dieses merkwürdige Gefühl losgeworden, dass zwischen Shinichi und Conan mehr war, als die Vorliebe derselben Hobbies. Immerhin besaßen beide dieselbe Blutgruppe, das konnte kein Zufall sein.

Trotzdem weigerte sich Ran diesen Gedanken weiter zu spinnen. Die Aussicht auf Enttäuschung war einfach zu groß.

 

Also, saß Ran wieder mal alleine in ihrem Zimmer, klammerte sich an ein Kissen auf ihrem Bett und starrte den unberührten Brief an. Noch nie hatte die Schülerin solche Angst vor einem simplen Brief gehabt. Vielleicht hatten alle um sie herum Recht und es war endgültig an der Zeit, ihn auch zu öffnen und vor allem zu lesen.

 

Das Treffen mit ihrer Mutter hatte nicht die Ablenkung gebracht, die sie herbeigesehnt hatte. Im Gegenteil, da war diese mysteriöse Frau aufgetaucht, die Ai unglaublich ähnlich sah. Konnte das alles wirklich wahr sein?

 

Conan sah Shinichi auch sehr ähnlich, sie hätten Brüder sein können. Konnte es dann nicht auch möglich sein, dass Ai ebenfalls eine Person hatte, die ihr zum verwechseln ähnlich sah?

Aus dem kleinen Mädchen war Ran nie schlau geworden. Stets war sie verschlossen und so ernst gewesen. Verhielt sich immer wie eine Erwachsene.

Eine Erwachsene…

 

Was wäre wenn…?

 

Nein! Stopp! Das alles ist nicht wahr und konnte nicht wahr sein. Beide waren einfach verschwunden. Conan und Ai. Zeitgleich mit Shinichi…

 

Einer Kurzschlussreaktion zufolge sprang Ran von ihrem Bett, warf ihr Kissen achtlos in eine Ecke, schnappte sich den Brief und lief eiligst aus ihrem Zimmer. Ihrem Vater, der wie immer vor dem Fernseher saß und Yoko bewunderte, schleuderte sie im Vorbeigehen Worte entgegen, die so viel sagten, wie „Ich bin dann mal bei Shinichi“, was Kogoro keinen Sinn ergab.

 

Ran rannte so schnell sie konnte. So schnell war sie in ihrem bisherigen Leben noch nie gerannt. Keuchend kam sie vor dem Anwesen der Kudos an und stand vor dem geschlossenen Tor. Sehnsüchtig blickte sie zum Hauseingang und konnte ihren Augen kaum trauen, als sie tatsächlich Licht im oberen Stockwerk bemerkte.

Ihr war so, als hätte sie eine Bewegung am Fenster gesehen, die rasch wieder verschwunden war.

 

Ohne weiter darüber nachzudenken, öffnete Ran das große Tor und wollte gerade die Klingel neben der Haustür betätigen, als diese plötzlich vor ihrer Nase geöffnet wurde.

 

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Vor ihr stand Shinichi. Der Shinichi, der sie ein Jahr lang allein gelassen hatte. Wegen dem sie geweint und vor Sehnsucht nach ihm fast umgekommen wäre. Wie konnte er es wagen, jetzt so frech vor ihr zu stehen, in seiner blauen Jeans und dem weißen gebügelten Hemd und sie angrinsen??? Wie konnte jemand so ungemein gut aussehen?

 

„Ich freue mich, dass du wirklich gekommen bist. Ich hatte Angst, du würdest mir die ganze Aktion ziemlich übel nehmen.“

 

Wie bitte? Wovon redete er? Es klang beinahe so, als hätte er sie erwartet, aber warum? Wie konnte das sein? Schließlich hatte eine lange Zeit Funkstille zwischen ihnen geherrscht. Schuld daran war der junge Mann vor ihr und er tat so, als wäre nichts gewesen.

 

„Komm doch rein, dann können wir gemütlich zu Abend essen.“

 

Häh? Hatte sich Ran gerade verhört? Es kam ihr wie ein schlechter Film vor. Ein Alptraum aus dem man langsam erwachen möchte.

 

Dennoch trat Ran wie betäubt an Shinichi vorbei und ging in sein Haus. Wie ein Gentleman führte er sie ins Esszimmer, wo viele Kerzen aufgestellt waren und der Tisch für zwei Personen gedeckt war.

 

„Meine Mutter hat mir bei den Vorbereitungen geholfen. Alleine hätte ich das niemals hinbekommen. Du kennst mich, ich bin nicht der häusliche oder romantische Typ.“

 

„Anscheinend kenne ich dich kein bisschen.“, platzte Ran endlich der Geduldsfaden und ballte ihre Hände zu Fäusten.

 

„Was ist denn los mit dir, Ran? Stimmt etwas nicht?“

 

„Du fragst mich allen Ernstes, ob etwas nicht stimmt? Was mit mir los ist, willst du wissen?“

Mit wutverzerrtem Gesicht blickte sie dem Oberschüler direkt in die Augen. Erschrocken wich er vor ihr einen Schritt zurück. Einen solchen Ausdruck hatte er bei seiner Sandkastenfreundin noch nie zuvor gesehen.

 

„Ran, ich…“

 

„Ein Jahr, Shinichi! Ein gottverdammtes Jahr, indem du dich nicht ein einziges Mal bei mir gemeldet hast. Jeden Tag habe ich an dich denken müssen und habe mir Sorgen um dich gemacht. Die verrücktesten Spekulationen habe ich über dich und Conan angestellt. Mit großer Furcht habe ich jeden Abend den Nachrichten gelauscht und gehofft, dass eure Namen nicht erwähnt werden. Warum hast du mir das angetan, Shinichi?“

 

Tränen bahnten sich über Rans Gesicht. Enttäuscht über ihre große Liebe ließ sie ihre Tränen unaufhörlich laufen. Ihre Energie war mit einem Mal aufgebraucht. Bisher hatte sie sich vor den anderen stark verhalten. Für ihre Familie und Freunde zusammengerissen, damit sie nicht merkten, wie fertig und schwach sie in Wirklichkeit war.

 

„Warum Shinichi? Was soll das alles hier?“, kraftlos hob sie ihre Hand und zeigte wenig begeistert auf die Esszimmerszene vor ihr. „Wolltest du dich über mich lustig machen? Die dumme, naive Ran, die ewig auf dich wartet und sich jede Chance auf Glück entgehen lässt?“

 

„Nein, Ran. Natürlich nicht.“, fand der Oberschüler seine Stimme wieder. Er war entsetzt und bestürzt über die Worte, die Ran an ihn gerichtet hatte.

 

„Warum dann, Shinichi? Sag es mir.“

 

„Hast du denn meinen Brief nicht gelesen, den ich dir kurz nach meiner Abreise geschickt habe?“

 

„Brief? Welchen Brief? Ich habe nur von Conan einen…“

 

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Ran ging endlich ein Licht auf. Mit einem Mal waren ihre Tränen versiegt und sie starrte den Oberschüler gespannt an.

 

„Ja, Ran. Ich bin Conan Edogawa.“

 

Konnte das wirklich wahr sein? Hatte Ran mit ihrem Verdacht doch recht gehabt? So lange hatte sie sich geweigert diesen absurden Gedanken zuzulassen, der jedoch alles erklärt hatte. Die ganze Geschichte. Von Anfang an.

 

„Direkt nach unserem kurzen Telefonat, in dem ich dir leider keine Einzelheiten verraten konnte, habe ich dir einen Brief geschrieben und alles erklärt. Ich wollte dir endlich die Wahrheit über mich und Conan Edogawa erzählen. Am sichersten ging es mittels eines Briefes. Ich war mir sicher, dass meine Verfolger keine Post überprüfen würden, sondern nur die Elektronik im Blick behielt. Es tut mir so leid, Ran. Allerdings habe ich nicht ansatzweise geahnt, dass du den Brief nicht lesen würdest. Wie kam es dann, dass du heute Abend zur vereinbarten Zeit, die ich dir in dem Brief genannt habe, vor meiner Haustür erschienen bist?“

 

Die Oberschülerin war sprachlos. Jedes einzelne Wort hatte sie verstanden, aber wirklich begriffen hatte sie es immer noch nicht.

 

„Vor wenigen Stunden sah ich eine junge Frau am Einkaufscenter, die Ai sehr ähnlich sah…“, murmelte sie viel mehr zu sich selbst, doch Shinichi hatte sie dennoch verstanden.

 

„Ich verstehe. Du meinst Shiho Miyano. Aber, wenn du den Brief nicht gelesen hast, wirst du das auch nicht wissen können.“

 

„Soll das heißen, die junge Frau war…äh…ich meine ist Ai gewesen?“

 

Shinichi nickte. Allmählich begriff Ran, auch wenn ihr die Bedeutung die dahinter steckte noch nicht ganz klar war.

 

„Du warst als Conan die ganze Zeit über bei mir gewesen?“

 

„Das ist richtig. Ran, ich werde dir die ganzen Geschehnisse von Anfang an, als ich dich im Tropical Land allein gelassen habe, bis zum heutigen Tag alle erzählen. Hinterher kannst du mit mir fluchen und schimpfen. Wenn du dann nichts mehr mit mir zu tun haben willst, kann ich das all zu gut verstehen. Aber ich bitte dich, mir noch ein letztes Mal zuzuhören, bevor du gehst.“

 

„Gehen? Wieso sollte ich jetzt wieder gehen?“, schrie Ran ihren Gegenüber fast an, der ungläubig die Augen weitete. Eine solche Reaktion hatte er nicht erwartet.

 

„Ich habe nicht nur das letzte Jahr auf dich warten müssen, sondern schon die vielen Monate davor. Jetzt, wo ich dich endlich wieder habe, soll ich wieder gehen? So weit kommt es noch! Das ist das letzte, was ich tun werde, wo ich doch die ganze Zeit auf dich gewartet habe.“

 

„Oh, Ran.“

 

Shinichi machte einen langen Schritt auf seine Sandkastenfreundin zu und nahm sie bestimmt in seine Arme. Glücklich schmiegte sich Ran an seine warme Brust und weinte an diesem Abend ein letztes Mal.

 

„Bevor ich dir alles beichten werde und wir essen können, möchte ich dir eines vorher noch sagen, Ran.“, flüsterte Shinichi in ihr Ohr und streichelte ihr herrlich weiches Haar.

 

„Was denn, Shinichi?“

 

Seine Augen wurden weich und zärtlich, als er intensiv in die klaren Augen seiner Freundin guckte, die dem Blick auf dieselbe Weise erwiderte.

 

„Ich liebe dich, Ran.“

 

Im höchsten und schönsten Gefühlstaumel der Welt, welches es auf der Erde gibt und von vielen Menschen ersehnt wird, näherten sich Rans und Shinichis Lippen, zu ihrem ersten richtigen Kuss.

 

Dieser Moment war der Beginn einer langen und glücklichen Zukunft zu zweit.

 

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Am Ende des wundervollsten Abends in ihrem bisherigen Leben öffnete Ran, gemeinsam mit Shinichi, nun doch Conans Brief.

Bereits mit der ersten Zeile, die sie las, wusste sie, dass Shinichis Gefühle schon immer für sie bestimmt waren:

 

Meine liebste Ran…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  shinran
2015-01-02T22:55:19+00:00 02.01.2015 23:55
hey ^^
Eine echt tolle geschichte :D
Ich finde es bemerkenswert das Ran so lange auf Shinichi gewartet hat. Im echten leben würde leider keiner so lange auf eine andere person warten ohne zu wissen ob sie überhaupt zurück kommt -.-
Tja unsere Ran ist eben ein Sonnenschein ^^

Das Ran immer den Raum verließ wenn die anderen das Thema conan oder Shinichi ansprachen ist verständlich. So kann sie auch keine schlechten nachrichten erhalten das vielleicht einer der beiden gestorben.ist. Gott sei dank ist das nicht der fall.

Das Ran dann am ende nicht wieder gehen will finde ich richtig niedlich aber nach schätungsweise 1-2 Jahren wo sie sich nicht sahen bzw gelegentlich trafen hätte ich mehr bzw länger anhaltene aggresion von Rans seite aus erwartet aber das ist nicht so schlimm weil ich sowasnicht beurteilen kann weil mir sowas noch nie passiert ist.

Dein Schreibstil ist echt gut und ich konnte keine fehler im text finden (hab auch nicht so darauf geachtet ^^). Man konnte sich gut in die jeweilige person hinein versetzten. Die geschichte war echt gut ;-)
Ich hoffe das er im Anime und Manga ncht so lange brauch um wieder mit Ran vereint zu sein.
Bis bald
Mfg Shinran
Antwort von:  jane-pride
04.01.2015 20:51
Abend!

Vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Habe mich sehr darüber gefreut.
Ich stimme dir absolut zu, dass im realen Leben niemand so lange auf eine einzige Person warten würde, aber das ist das tolle an Liebesgeschichten, wenn man sie selber schreibt. Die eigene Wunschvorstellung auf ein Happy End kann man dann mit einfließen lassen. Und ich liebe Happy End´s^^.

Ursprünglich wollte ich Ran auch etwas mehr toben und wüten lassen, aber irgendwie dachte ich, dass sie in erster Linie wahnsinnig erleichtert darüber ist, dass ihr Shinichi wieder da ist, weswegen alle negativen Gefühle rasch verdrängt waren. Außerdem ist sie die liebe und gutmütige Ran, die nicht lange auf jemanden böse sein kann.

Trotzdem, tausend dank für deine Anregung. Wenn ich wieder eine passend Idee haben werde, überlege ich es mir nochmal, ob ich das beim nächsten Mal nicht mit einfließen lassen werde.

Danke und Gruß, jane-pride


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