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Immer der Freiheit entgegen

von

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Geburtstag 2.2

Geburtstag 2.2
 

Es wurde immer später und der Abend stand kurz bevor. Ab und zu warfen sich die Königskinder verschwörerische Blicke zu, ohne dass die Rothaarige etwas davon mitbekam. Die Meerjungfrauenprinzessin Shirahoshi gähnte einmal laut und ihre Brüder wussten sofort Bescheid.
 

„Bist du etwa schon müde?“, fragte die Rothaarige und sah die Meerjungfrau an, welche mit müden kleinen Augen den Blick erwiderte. Bei dem Anblick konnte Lio nur grinsen, es war ganz offensichtlich, dass die Jüngere müde war. „Nein, gar nicht“, erwiderte die Prinzessin, doch ein weiteres Gähnen machte die Glaubwürdigkeit ihrer Antwort völlig zunichte. Die Rothaarige kicherte und hörte einen der Prinzen sagen: „Ich hab Hunger, lasst uns etwas essen gehen“, ohne weitere Wortwechsel entschlossen sie, sich auf die Suche nach etwas Essbaren zu machen. Lio verabschiedete sich bei der Meerjungfrau und bedankte sich nochmals für die Geschenke und auch den Kuchen, bei dem die Prinzessin so tatkräftig geholfen hatte.
 

Zu viert gingen sie schweigend durch die Gänge. Etwas misstrauisch betrachtete die Rothaarige ihre Begleiter. Normalerweise waren sie nie so still, wobei es bei Fukaboshi zum Großteil stimmte, aber sicherlich nicht bei seinen Brüdern Manboshi und Ryuuboshi. Irgendwas war hier faul…
 

Sie hatten die große Tür zum Essenssaal erreicht und blieben davor einen Moment stehen. Keiner von ihnen trat ein und Lio fragte die Brüder: „Worauf wartet ihr?“, doch sie schüttelten nur den Kopf. Ryuuboshi schob sie vor sich und meinte zu ihr: „Ladies First“, sie warf den Dreien einen argwöhnischen Blick über die Schulter zu und trat anschließend ein. Sie machte einen Schritt in das Dunkle und blieb wie angewurzelt stehen. Die Person hinter ihr, drückte sie weiter in den Raum.
 

Lio wollte sich gerade umdrehen und fragen, was das sollte, doch in dem Moment ging das Licht an und eine große Menge an Leuten kam zum Vorschein. Synchron riefen sie: „Überraschung!“

Völlig perplex stand sie hilflos im Raum, alle Augen waren auf sie gerichtet. Am liebsten wäre sie in Grund und Boden gesunken. Ihre Wangen waren gerötet und ihr Blick huschte über die Gruppe, die vor ihr stand und sie angrinste. Die Crew ihres Vaters, einige Meerjungfrauen und auch ein Teil der Meeresbewohner, die im Palast lebten, waren anwesend. Erst jetzt bemerkte sie, wie der Essenssaal dekoriert war. Überall hingen Luftballons und ein großer Banner prangte zentral im Raum, mit großen Druckbuchstaben stand dort: Alles Gute Lio!
 

Sie versuchte sich für all den Aufwand zu bedanken, doch sie bekam kein Wort raus. Verlegen und gleichzeitig verkniffen lächelte sie die Runde an. Als sie ihren Vater sah, wie er auf sie zukam, war sie sich nicht sicher, ob sie nun wütend oder erleichtert sein sollte. Sicherlich war er der Grund für diese Veranstaltung, dabei wusste er doch, wie sehr sie so etwas hasste!
 

Der große Rothaarige blieb vor ihr stehen und zog sie mit seinem Arm an sich, „Vergiss nicht zu atmen“, flüsterte er, dass nur sie es hören konnte. Empört schlug sie ihm mit der Faust gegen die Brust. „Das ist doch auf deinen Mist gewachsen, oder?“, fragte sie ihn und stupste ihm nochmal in die Seite, was er nur mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nahm. „Ach Quatsch! Als ob ich auf so eine Idee kommen würde“, sagte er und für einen ganz kurzen Moment dachte sie wirklich, dass er es auch so meinte, doch sein schelmisches Grinsen verriet ihn. Ein zweites Mal stupste sie ihm in die Seite, flüsterte dann aber leise: „Danke.“
 

Er hatte sie losgelassen und somit für die Anderen freigegeben, die sie nun ebenfalls in die Arme zogen. Wehleidig sah sie zu ihrem Vater, welcher immer noch am Grinsen war. Sie funkelte ihn wütend an, irgendwann würde er es schon zurückbekommen. Shanks konnte bei diesem Anblick nur eine Grimasse ziehen. Er konnte ihre Wut förmlich spüren, trotzdem ließ sie alles über sich ergehen. Der Rothaarige verschwand aus ihrem Blickfeld und sie widmete sich denen zu, die ihr nur die besten Wünsche für ihr kommendes Jahr zusprachen.
 

Irgendwann hatten es alle geschafft und dem Geburtstagskind gratuliert, nun übernahm König Neptun das Wort: „Wie ihr wisst, hat unsere werte Lio heute Geburtstag und natürlich feiern wir das!“, daraufhin ertönte die Menge kurz. Neptun wandte sich nun direkt zu der Rothaarigen: „Lio, ich fasse mich kurz. Ich denke, ich spreche im Namen aller, wenn ich dir Gesundheit und Glück für dieses neue Jahr wünsche. Du bist eine tapfere und ehrgeizige Piratin, irgendwann wirst auch du deine Träume in Wirklichkeit umsetzen. Auf Lio!“, „Auf Lio!“, riefen sie und jeder von ihnen trank einen Schluck, so auch die Piratin.
 

Die Aufmerksamkeit, die bis eben noch auf ihr ruhte, war wie verpufft, denn fast jeder von ihnen stürzte sich auf das Buffet, auf welches jeder so sehnlichst gewartet hat. Nur Lio stand etwas unsicher da und wusste nicht so recht wohin mit ihr. Doch die Prinzen hatten sie mit sich gezogen und ihr einen leeren Teller in die Hand gedrückt. Jeder von ihnen lud sich reichlich auf und befüllten ebenfalls den Teller der Rothaarigen, welcher beinahe völlig leer geblieben wäre. An einem großen Tisch nahmen sie Platz und wünschten sich gegenseitig guten Appetit. Von allen Seiten waren Gespräche zu vernehmen, doch keines, bei dem es sich lohnte zuzuhören.
 

„Und wie gefällt es dir bis jetzt?“, fragte Manboshi mit vollem Mund, die Piratin konnte nur grinsen, als sie den Wassermann anblickte. Um seinen Mund herum klebte Reis, doch anscheinend hatte er es gar nicht bemerkt oder es störte ihn nicht. Er deutete ihr Grinsen als ein gutes Zeichen. „Es war sehr…überraschend“, antwortete sie ihm schließlich und Ryuuboshi musste ebenfalls grinsen. „Das haben Überraschungspartys so an sich!“, die Vier lachten. Im Hintergrund hörte man inzwischen Musik und das Gerede der Leute wurde immer lauter. Erleichtert atmete die Rothaarige aus, immerhin sprach keiner über sie und sie stand sicherlich nicht mehr im Mittelpunkt.
 

„Dürfte ich mal meine Tochter entführen?“, hörte sie die Stimme ihres Vater, welcher unmittelbar hinter ihr stand und sich etwas herabgebeugt hatte. „Aber natürlich“, kam es von Fukaboshi und Shanks streckte seine Hand aus. Lio nahm sie dankend entgegen, erhob sich von dem Stuhl und ließ sich von ihrem Vater mitziehen. Er drückte sie auf einen ähnlichen Stuhl und ehe sie fragen konnte, was er vorhatte, drückte er ihr ein Paket in die Hand. Verblüfft starrte sie es an. Es war mit buntem Geschenkpapier eingewickelt, wobei es aussah, als hätte ein kleines Kind es verpackt. Wer wohl dafür zuständig war? Bestimmt Shanks höchstpersönlich, ihm würde sie es glatt zutrauen, das Geschenk so zu verpacken.
 

Erwartungsvoll wurde sie von allen Seiten angeschaut und sie zog an der Schleife, die etwas schief an dem Paket hing. Das Papier riss sie unachtsam ab und zum Vorschein kam eine Holzkiste. Was hatten nur alle mit diesen Holzkisten? Sie hob den Deckel und erkannte gleich mehrere Sachen darin. Um alles sehen zu können, stellte sie die Kiste auf den Tisch und beugte sich im Stehen darüber. Auf Anhieb erkannte sie einige Bücher und auch ein Pflegeset für ihr Schwert. Jeden Gegenstand holte sie einzeln hervor und begutachtete ihn, für jeden von ihnen bedankte sie sich. Drei der Bücher beinhalteten Grundlagen des Kampfes mit und ohne Schwert, eines von ihnen war leer, damit sie es beschriften konnte, ein anderes war ein Fotoalbum in dem Bilder von ihr und der Crew des vergangenen Jahres zu sehen waren. Das letzte Buch sah um einiges älter aus, weshalb sie es auch mit mehr Vorsicht herausholte. Sie schlug die erste Seite auf und erkannte die Handschrift ihres Vaters. „Ein Logbuch?“, fragte die Rothaarige und sah zu dem Piratencaptain, welcher nickte und erklärte: „Zu der Zeit war deine Mutter mit an Bord“, Lio verstand und bedankte sich für die Bücher.
 

Das Nächste, was sie herauszog, war das Pflegeset für ihr Schwert, welches sie ebenfalls auf den Tisch legte. Ein Blick in die Kiste verriet ihr, dass sie zu Anfang einen Gegenstand übersehen hatte. Sie hob diesen heraus und betrachtete ihn, zumindest die Verpackung, die immer noch darum gewickelt war. Schnell hatte sie die Bänder und den Stoff davon gelöst und hielt letztendlich einen einfachen Dolch in den Händen. Die Klinge war durch die Scheide verdeckt, sie zog daran und sah sofort, dass es kein Stahl war, aus dem der Dolch bestand.
 

„Er ist aus Seestein“, meldete sich Ben zu Wort und zog kräftig an seiner Zigarette. Lios Augen wurden groß. „Seestein?“, zur Antwort nickte der Vize nur und sie sah nun ebenfalls ihren Vater fragend an. Dieser grinste und sagte: „Wir dachten, kann ganz nützlich sein“, ungläubig sah sie von dem Rothaarigen auf den schlichten Dolch in ihren Händen. Es war wirklich unglaublich. Sie hatten ihr einen Dolch aus Seestein geschenkt? Das war mehr als nur nützlich! Schließlich war das eine der wenigen Möglichkeiten, die sie gegen einen Teufelsfruchtnutzer hatte.
 

Die Crew hatte ihr mehr oder minder gespannt zugeschaut, als sie die einzelnen Geschenke ausgepackt hatte. Jeder hatte einen Beitrag dazu beigesteuert und wollte natürlich die Reaktion des Mädchens auf ihr jeweiliges Geschenk sehen. Dass sie durch und durch glücklich war, machte natürlich auch die Crew froh, schließlich war ihnen die Kleine ans Herz gewachsen. Lio war aufgestanden und hatte sich bei jedem für die Geschenke bedankt, wobei sie nicht immer wusste, wer zu welchem Geschenk gehörte. Zu Shanks ging sie als letztes. Sie schlang ihre Arme um ihn und drückte ihn ganz fest. „Danke“, sagte sie leise, aber für ihn hörbar. Auch er drückte sie an sich und lächelte im Stillen selig.
 

Die Stimmung war ausgelassen und die Zeit verging wie im Flug. Die Musik war angenehm und motivierte einem zum Tanzen, die Leute sprachen und tranken in aller Ruhe. Es war wirklich ein gelungener Abend und die anfängliche Unruhe, die Lio gespürt hatte, war wie verflogen. Ihr Vater hatte wahrlich gute Arbeit geleistet. Er wusste schließlich genau, dass sie solche riesigen unnötigen Feiern nicht mochte, umso glücklicher, dass es eben nicht eine solche war.
 

„Los, lasst uns tanzen!“, rief sie eifrig und griff nach der Hand des ältesten Prinzen, welcher sich widerwillig mit undeutlichem Gemurmel erhob. Seine Brüder folgten ihnen grinsend. Auf der improvisierten Tanzfläche angekommen, bewegte die Rothaarige sich passend schwungvoll zu der Musik. Vollkommen ungehemmt tanzte sie mit den Brüdern und lachte, als sie sich gegenseitig anrempelten. Durch die Blasen, welche sie in der Luft aufrecht hielten, hatten sie keine allzu große Bewegungsmöglichkeit, weshalb das Mädchen immer wieder den führenden Part übernahm.
 

Shanks beobachtete seine Tochter, wie sie ausgelassen mit den drei Brüdern tanzte. Es machte ihn unbeschreiblich glücklich sie so zu sehen. Immer wieder hörte und sah er ihr Lachen, welches ihm ein warmes Gefühl ums Herz herum gab.
 

Sie hatte getrunken, einiges getrunken, aber da war sie nicht die Einzige, denn die Prinzen waren ebenfalls nicht untätig gewesen. Nachdem sie ausgiebig getanzt hatten, begaben sie sich durstig zu ihren Plätzen zurück. Einer von ihnen, wobei nicht mehr wirklich klar war, wer von ihnen der Übeltäter war, hatte vorgeschlagen zur Feier des Tages noch etwas zu trinken. Einstimmig hatte man den Vorschlag angenommen und auch direkt eine Flasche Sake geleert. Aus einer Flasche wurden zwei, dann drei, bis vier und irgendwann achtete man nicht mehr darauf, bei der wievielten Flasche man war.
 

„Wir solltn insch Bett geh'n“, nuschelte die Rothaarige und hakte sich bei Manboshi und Ryuuboshi ein, welche heftig den Kopf schütteln. „Noch nisch!“ „Wir ham doch noch gar nisch ausgetrunkn“, bestätigte Ryuuboshi und hielt demonstrativ seine Flasche hoch, in der noch Flüssigkeit hin und her schwankte. Sein ältester Bruder Fukaboshi nahm ihm diese ab und leerte sie in einem Zug, er wischte sich den Mund ab und sagte dann versucht ernst: „Jetzt aber wirklisch. Isch schon spät.“ Die Vier verabschiedeten sich lautstark von den wenig Anwesenden, darunter auch Shanks, der die Kinder nur schief angrinste. Diesen Kater würden sie sicherlich zutiefst bereuen.
 

Sie liefen durch die Gänge des Palastes, wobei es eher ein Schwanken als ein Laufen war. Glücklicherweise saßen die Wassermänner auf ihren Blasen und hatten dadurch einen gewissen Halt, im Gegensatz zu Lio, welche sich bei ihnen abstützte. Das Zimmer der zwei jüngeren Brüder hatten sie erreicht und zu viert traten sie ein. Der Rothaarigen fiel auf, dass sie noch nie hier war, es aber doch starke Ähnlichkeiten mit dem Zimmer von Fukaboshi hatte. Der kleine Unterschied war lediglich die Unordnung und ein zweites Bett.
 

Das Mädchen schmiss sich auf eines der Betten und schloss die Augen. Alles begann sich zu drehen und sie versuchte es zu stoppen. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie die Prinzen und ihre Doppelgänger, seit wann waren sie zu sechst? Mehrere Male blinzelte sie, doch vergeblich.
 

Manboshi stupste sie in die Seite und wollte sie aus dem Bett schieben. „Das is aber mein Bett!“, rief er und legte sich neben sie. „Na und“, gab sie nur zurück und drückte ihn nun, doch er bewegte sich keinen Zentimeter. Die anderen Beiden machten sich daran das zweite Bett dran zu schieben und ließen sich einfach darauf fallen.
 

Wie die Ölsardinen lagen sie nebeneinander, keiner sagte mehr ein Wort, man hörte sogar schon das Schnarchen von einem von ihnen. Immer noch schummrig im Kopf öffnete Lio müde ihre Augen und sah in das schlafende Gesicht von Fukaboshi. Wie niedlich er doch aussah, wenn er schlief. Mit einem Lächeln schloss sie ihre Augen und schlief ebenfalls ein.
 

'Tok tok tok'

Im Halbschlaf runzelte die Rothaarige ihre Stirn, war da gerade nicht etwas?

'Tok tok tok'

Da war es doch schon wieder. Träumte sie nur oder war da wirklich etwas?

'Tok tok tok'

Also doch, da musste wirklich etwas sein. Ganz vorsichtig öffnete sie ihre Augen und legte sofort ihre Hand vors Gesicht. Es war eindeutig zu hell und zu früh. Wieder hörte sie dieses 'Tok tok tok', misstrauisch setzte sie sich auf und sah sich um. Was ihr als erstes in den Blick fiel, waren die zwei Brüder Fukaboshi und Ryuuboshi, wie sie einander in den Armen lagen und tief und fest schliefen. „Was zur..“, sagte die Rothaarige nur tonlos und sah zu ihrer anderen Seite Manboshi, wie er ein Kissen fest an sich drückte, auch er schlief noch.
 

Bei dem Versuch aus dieser Situation schlau zu werden, dachte sie scharf nach, zurück an den Abend. Doch keine Erinnerung, die ihr diese Lage erklären könnte, war in ihrem Kopf. Sie erinnerte sich nur daran, wie sie getanzt hatten und danach etwas tranken, erst ein, dann zwei, dann drei Flaschen. Und dann nichts.. Unmöglich, wie viel hatten sie denn bitte getrunken?

'Tok tok tok'

Wieder. Da war es schon wieder! Es kam eindeutig von der Tür.
 

Vorsichtig kletterte sie über den Schlafenden und ging langsam zur Tür. Diese wollte sie gerade öffnen, doch hörte sie gedämpft Stimmen von draußen.

„Ich werde gleich einfach reingehen, wenn niemand aufmacht“, hörte sie einen sagen, zur Antwort bekam er: „Aber du kannst doch nicht einfach reinplatzen.“ Sie diskutierten ein Weilchen. Erneut dieses Klopfen 'Tok tok tok', Lio wollte gerade die Tür öffnen, doch hörte sie erneut den Stimmen zu. „Prinzessin Shirahoshi hat mich gebeten nach ihnen zu sehen. Schließlich gibt es auch keine Spur von dem Mädchen“, zur Antwort bekam er nur ein Seufzer.
 

Bevor die Wache die Tür öffnen konnte, wurde sie von innen geöffnet und verschlafen sah die Rothaarige die zwei Wachen an. Erleichterung war in ihren Gesichter zu sehen. „Lio. Da bist du ja“, sagte einer von ihnen, der Andere nickte. „Prinzessin Shirahoshi hat nach dir gerufen“, erklärte er. Die Rothaarige legte ihren Kopf schief und sah fragend von der einen Wache zur Anderen. „Ist in Ordnung“, sagte sie nur und rieb sich die Augen.
 

Die Tür schloss sich hinter ihr und die zwei Fischmenschen sahen immer noch zur Tür, welche die Rothaarige geschlossen hatten. Die Zwei wollten doch auch herausfinden, ob mit den Prinzen alles in Ordnung war. Lio drehte sich um und sagte im Gehen: „Die Drei schlafen noch“, sie drehte sich wieder und führte ihren Weg fort. „Die Drei?“, „Nun, Prinz Fukaboshi war nicht in seinem Zimmer. Das würde erklären, wo er ist“, sie nickten und entschieden, Bericht zu erstatten.
 

Immer noch müde und leicht verkatert lief die Piratin durch die Gänge. Zielstrebig ging sie zu Shirahoshi, welche nach ihr gefragt hatte. Vor dem Turm nickten die Wachen ihr zu und ließen sie herein. Megalo war sofort auf sie zu geschwommen und hatte sie abgeleckt. Etwas angewidert drückte sie den Hai von sich und kletterte auf das Bett auf dem die Prinzessin saß. Ihre Augen waren groß und sahen ein wenig feuchter aus als sonst, ihre Wange und auch ihre Nase war etwas gerötet. Hatte sie etwa geweint?
 

„Shirahoshi?“, fragte die Rothaarige und trat zu der Meerjungfrau, welche kein Wort sagte und sie mit ihren traurigen großen Augen ansah. „Alles okay bei dir?“, hakte Lio nach und verstand nicht, was mit der Prinzessin los war. Diese nahm das Mädchen in die Hand und hob sie hoch, ihre Augen wurden immer feuchter bis schließlich die erste Träne fiel.
 

„Shirahoshi..“, bekam Lio nur heraus und wusste nicht, was passiert war. Das Weinen wurde immer heftiger und die Meerjungfrau begann zu quengeln. Überfordert sah die Rothaarige ihr Gegenüber an und rief dann: „Hey, sieh mich an!“, doch Shirahoshi gehorchte nicht. Immer mehr und mehr Tränen kullerten ihre geröteten Wangen herunter. Was war denn nur passiert, dass sie auf einmal so weinen musste?
 

„Komm schon, sieh mich an!“, herrschte Lio sie an und endlich tat sie, was man ihr sagte. Die Tränen fielen immer noch, aber immerhin hatte sie mit dem Quengeln aufgehört. Die Rothaarige lächelte sie an und sagte dann sanft: „Was hast du denn? Ist etwas passiert?“, Lio wurde wieder abgesetzt und war auch ziemlich froh darüber. Ganz leise sagte die Prinzessin etwas, doch man verstand kein Wort. „Bitte?“, fragte Lio und sie sah den traurigen Blick ihres Gegenüber, die wieder kurz davor war los zu quengeln.
 

„Du warst verschwunden“, sagte sie kleinlaut und wieder runzelte die Piratin die Stirn. Hatte sie etwa so geweint, weil man nicht wusste, wo sie war? Machte sie sich wirklich solche Sorgen um sie? Wie süß das doch von ihr war, aber völlig überflüssig ein solches Theater deswegen zu veranstalten.
 

„Aber ich bin doch da, siehst du?“, demonstrativ hob sie ihre Arme und wedelte um sich, doch Shirahoshis Laune war damit immer noch nicht gehoben. Ihre Mundwinkel waren nach unten gezogen und ihre Augen immer noch gefüllt mit Tränen. „Och Shirahoshi…“, setzte die Rothaarige an und kam dieser näher. Lio hob die Arme und wollte wieder hochgehoben werden, was die Prinzessin auch tat.
 

Die Piratin stand nun auf der Handfläche der viel zu großen Meerjungfrau und sie sahen sich gegenseitig in die Augen. „Ich werde nicht einfach so verschwinden, hörst du? Und es geht mir doch gut“, sie zeigte dabei auf sie hinab, abgesehen von ihren vom Schlaf verwuschelten Haare sah sie aus wie sonst auch. Mit einem Lächeln sah sie die Jüngere an. „Es ist wirklich alles in Ordnung, hör auf dir den Kopf zu zerbrechen“, Shirahoshi nickte nur zaghaft, war wohl immer noch nicht überzeugt.
 

Die Rothaarige hob ihren Arm in die Luft und sagte dann: „Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich niemals einfach verschwinden werde. Ich werde immer bei dir sein, hörst du? Falls ich nicht bei dir sein sollte, bin ich hier, genau hier, siehst du?“, sie zeigte dabei auf ihr Herz und dann auf die Stelle, wo Shirahoshis Herz war.
 

„Du musst keine Angst haben, dass etwas passiert, verstehst du? Ich verspreche es dir“, die Meerjungfrau nickte. So langsam hatte sie wohl eingesehen, dass ihre Reaktion etwas übereilt war. Mit dem kleinen Finger ihrer freien Hand tippte sie die Handfläche der Rothaarigen an, welche sie immer noch warm anlächelte. In Shirahoshis Augen war sie so stark und tapfer, sie selbst dagegen wirkte so jämmerlich schwach. Sie beneidete die Piratin, wie sie mit all den Dingen umging, die ihr passierten, Lio war so stark.
 

Die Stimme des Mädchens riss sie aus ihren Gedanken: „Mach dir keine Sorgen. Ich bin bei immer bei dir, versprochen.“



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