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Immer der Freiheit entgegen

von

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Geburtstag 2.1

Geburtstag 2.1
 

Die kommenden Tage hatte Lio im Palast verbracht, doch schien es ihr als unangemessen, ständig dort zu sein. So hatte sie vor, immer abwechselnd mal auf dem Schiff ihres Vaters zu schlafen oder aber bei Shirahoshi im Turm. Diese Nacht hatte sie auf der Red Force verbracht, den Abend zuvor hatte sie sich sehr früh ins Bett begeben, um den feiergeilen Männern aus dem Weg zu gehen. Wie sie sich bereits gedacht hatte, wollten sie mit ihr reinfeiern, doch war ihr nicht danach und so hatte sie sich recht früh von den Männern verabschiedet und war ins Bett gegangen. Nicht allzu lang dauerte es und sie war in das Reich der Träume verschwunden, darüber war sie auch sehr froh. Sie konnte sich bereits denken, dass ihr Vater irgendetwas total verrücktes geplant hatte und sie wollte deshalb die Ruhe vor dem Sturm genießen.
 

Nach einer erstaunlich ruhigen Nacht, war sie aufgewacht und realisierte, dass sie nun 16 Jahre alt war. Zurückblickend betrachtet, hatte sie schon einiges in ihrem Leben erlebt. Seit dem Tod ihrer Mutter war so einiges ins Rollen gekommen und sie wusste jeden Tag zu schätzen. Sie hatte eine wundervolle Crew kennengelernt, die immer für sie da war und sich sorglich um sie kümmerte. Mit ihnen hatte sie soviel erlebt und neue Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Nach all den von Hass verseuchten Gedanken an ihren Vater, hatte sie seine Beweggründe und auch sein wahres Ich kennen und zu schätzen gelernt. Auch seine Crew war ihr mehr als nur ein wenig ans Herz gewachsen. All ihr Leid schien ein Ende zu haben und doch fühlte sie diese Leere, die ihre Mutter hinterlassen hatte. Es tat weh, wenn sie daran zurückdachte, doch nicht an sie zu denken, wäre ein Schande. Niemals würde sie ihre Mutter vergessen, solange sie noch in ihren Gedanken und ihrem Herzen war, würde sie immer weiterleben.
 

Die Rothaarige hatte sich gerade aufgerichtet, da hörte sie das Klingeln ihrer Teleschnecke. „Marco“, sagte sie leise, sprang dabei überschwänglich aus dem Bett und setzte sich an den Schreibtisch. Kurz nach dem Abnehmen hörte sie unverständliches Gebrabbel auf der anderen Leitung, sie waren wohl am Diskutieren oder doch am Streiten?
 

Sie hörte die Stimme der Kommandantin Haruta: „Wir werden für sie singen, wenn sie ran geht!“, „Du wirst allein singen“, hörte sie ihren Kommandanten sagen. Darauf kam eine Antwort von Thatch: „Du musst ja nicht singen, wir werden aber!“, es war ein ewiges Hin und Her. Lio konnte sich zu gut vorstellen, wie sie alle vor der Teleschnecke standen und sich wegen solchen Banalitäten stritten. Sie würde sogar behaupten, dass Marco gerade die Arme vor der Brust verschränkt hatte und die anderen Anwesenden grimmig anschaute.
 

Die Vorstellung brachte sie zum Lachen und sofort verstummte das Gerede. „Los jetzt!“, sagte Haruta und schon begannen sie zu singen. Das Mädchen grinste die Teleschnecke an und wurde immer noch nicht das Bild los, wie der blonde Kommandant wohl gerade aussehen musste.
 

Nachdem sie endlich fertig gesungen hatten, gratulierten sie ihr noch so, wobei es ein ziemliches Durcheinander war. Aber das kannte sie ja nicht anders von diesem verrückten Haufen. Die meisten waren ihre Worte losgeworden und daraufhin verschwunden, wenn sie richtig mitbekommen hatte, waren nur noch wenige da, darunter Marco und Thatch. Ersterer richtete endlich das Wort an sie: „Hast du das Paket aufgemacht?“, verwundert sah sie die Teleschnecke an. Sie hätte sich am liebsten gegen die Stirn gehauen, das war also mit dem richtigen Zeitpunkt gemeint.
 

„Ich schätze, das heißt nein“, hörte sie die Stimme des vierten Kommandanten. Ohne darauf einzugehen, griff sie nach dem Päckchen, welches in unmittelbarer Nähe auf dem Schreibtisch lag. Sie zog an dem dünnen Faden und löste das Papier. Zum Vorschein kam eine einfache Holzkiste, die mit einem Verschluss geschlossen war. Sie hob den Deckel der Kiste und lugte hinein. Unmengen an Bilder waren darin zu sehen. Bilder von den Whitebeardpiraten, wie sie trainierten, wie sie feierten und auch ein Bild von der Steckbriefwand im Trainingsraum. Ihr Steckbrief hing nun auch dort und es machte sie unglaublich stolz, das zu sehen. Sie blätterte durch die Bilder und lächelte breit, so viel Zeit war vergangen und sie vermisste die Crew einfach so sehr. Umso glücklicher war sie, dass sie nun Bilder von der verstrichenen Zeit ohne sie bekommen hatte. Es würde nicht mehr lange dauern und sie wären wieder beisammen.
 

Ein Räuspern holte sie aus ihren Gedanken zurück und sie grinste die Teleschnecke an „Das ist wirklich unglaublich schön, vielen Dank“, Marco fragte sie: „Hast du das Fach ganz unten gesehen?“, irritiert blickte sie in die kleine Kiste. Sie konnte eine Holzplatte, die als Boden diente, herausnehmen und darunter ein schmales Fach erkennen. Darin lag ein schlichtes Lederarmband, an dem sich ein Anhänger in Form des Jolly Rogers ihrer Crew befand. „Ob sie es gefunden hat?“ „Bestimmt, sonst wäre sie gerade nicht so sprachlos“, hörte sie in weiter Ferne die Kommandanten sprechen, doch gerade war sie zu fasziniert von diesem Armband.
 

Mit einer geflissentlichen Bewegung holte sie es aus dem Fach heraus und legte es sich um das rechte Handgelenk. Der lilafarbene Jolly Roger mit weißem Sichelbart grinste sie an und sie lächelte zurück. Sie war ein Teil dieser Crew, ein Teil dieser Familie und niemals würde sie es vergessen. Jeder konnte ruhig wissen, zu wem sie gehörte, sie war stolz darauf unter dem Namen von Whitebeard zu segeln. Dankbar sah sie die Teleschnecke an „Ich danke euch. Ich freue mich wirklich unglaublich darüber“, ihre Stimme war sehr ruhig und gefasst, sie musste sehr gerührt von dieser Geste sein. Thatch sagte: „Gerne doch, hab du noch einen schönen Tag und lass dich feiern“, sie nickte und hörte noch, wie ihr Kommandant ergänzte „Und trink nicht so viel, Kleines“, anstatt sich darüber aufzuregen, lächelte sie einfach.
 

Sie verabschiedeten sich voneinander und Lio schaute sich das Armband noch einmal genauer an. Es war schlicht, das Band war schwarz und zusammengeflochten, daran der violette Anhänger, der sie angrinste. Es passte wirklich sehr zu ihrem einfach gehaltenen Geschmack und das wusste die Crew wohl inzwischen auch. Die Bilder, die sie ebenfalls mitgeschickt hatten, sah sich die Rothaarige nochmal an. Bei jedem dieser Bilder konnte sie sich die Situation genaustens vorstellen. Es war wirklich an der Zeit, dass sie ihre Familie wiedersehen konnte.
 

Nachdem die Rothaarige sich eine ausgiebige Dusche gegönnt hatte, war sie aufgrund von Nahrungssuche in der Kombüse gelandet. Überraschenderweise traf sie auf die gesamte Crew, die untypisch für diese Uhrzeit wach war. Kreuz und quer gratulierten sie ihr und schmetterten in den unterschiedlichsten Tonlagen ein Geburtstagslied für sie. Mit einem Grinsen nahm sie alles hin und setzte sich dann auf ihren Platz. Unmittelbar vor ihr auf dem Tisch, stand ein runder Schokoladenkuchen mit 16 Kerzen darauf.
 

Erwartungsvoll wurde sie von allen angeschaut und sie sah sogar, wie einer von ihnen nur darauf wartete, ein Bild zu schießen. „Wünsch' dir was“ sagte Shanks ihr und kurzzeitig überlegte sie. Nach einem tiefen Atemzug pustete sie alle Kerzen aus und grinste die Runde an. Die, die es noch nicht geschafft hatten, ihr zu gratulieren, fanden nun noch die Möglichkeit und wünschten ihr nur das Beste für das neue Lebensjahr. Recht schnell hatte sich all die Aufmerksamkeit wieder gelegt und Lio fühlte sich gleich ein wenig wohler. Ihr Vater hatte sich zu ihr gedreht und mit seinem Arm an sich gezogen „Alles Gute meine Kleine“, sagte er ihr leise und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel.
 

Der Morgen verlief ziemlich ruhig und dafür war Lio auch sehr dankbar. All den Wirbel, den man um einen Geburtstag machte, war ihr eindeutig zu stressig. Außerdem war die Crew ständig am Feiern, unabhängig davon, ob es einen Grund gab oder eben keinen. Bis zum Mittag hin hatte sie ein wenig trainiert und ihr Tagebuch gefüllt. In den vergangenen Tagen war sie nicht dazu gekommen etwas hinein zu schreiben und nun ergab sich der Moment.
 

Irgendwann kam ein Kamerad und hatte sie abgeholt, Shanks wollte mir ihr sprechen. An Deck angekommen, wartete sie auf Anweisungen ihres Vaters, doch der zog sie nur zu sich und marschierte vom Schiff. Mehr als nur verwirrt, starrte sie den Mann an, der sie am Arm gepackt und von der Red Force geschliffen hatte. Sie entzog sich geschickt aus seinem Griff und blieb stehen.
 

„Sag doch erst mal, wohin du willst“ beschwerte sie sich bei ihm und sah ihn grimmig an, sein typisches Grinsen lag auf den Lippen, doch er antwortete nicht. Wieder hatte er sie an die Hand genommen und zog sie mit sich. Lio seufzte, gegen diesen Sturkopf würde sie niemals ankommen.
 

Mit der Zeit wurde sein Griff lockerer und löste sich schließlich vollständig, die Rothaarige lief neben ihm her und wartete gespannt darauf, was er vorhatte. Vor einem Geschäft machten sie Halt und Shanks schubste sie etwas unsanft rein. Über die Schulter warf sie ihm einen grimmigen Blick zu, doch er war, wie den ganzen Weg über, nur am Grinsen. „Guck doch nicht so, dann bekommst du früher Falten“, sagte er und lachte über seinen eigenen Witz. Dabei sah man ihm eindeutig seine Lachfalten an, soviel dazu.
 

„Was willst du jetzt hier?“ fragte sie ihn immer noch gereizt. „Ich wollte mir eigentlich ein Kleid kaufen“ gab er sarkastisch von sich und hielt sich ein Kleid vor den Körper. Es war ein sehr kurzes rosafarbenes Kleid, welches dünne Träger hatte und dazu einen geraden Ausschnitt. Ein ebenso rosafarbenes Taillenband mit Schleife rundete es vollständig ab. Es war durch und durch ein Kleid für ein Mädchen. „Steht mir doch, oder?“, fragte er und sah, wie die Mundwinkel seiner Tochter zuckten, sie war kurz davor in schallendes Gelächter auszubrechen. Die Vorstellung, wie der Pirat wohl in diesem Kleid aussah, amüsierte sie so sehr, dass sie sich eine Hand vor den Mund und die andere an den Bauch hielt, um ihr Lachen zu dämpfen. Nur ganz langsam erholte sie sich von diesem Lachanfall und wischte sich zu guter Letzt die Lachtränen aus den Augen.
 

„Nein, mal im Ernst. Was machen wir hier?“, fragte sie den Rothaarigen, „Wie wäre es mit einem Kleid für dich?“, fragte er und hielt ihr das Kleid hin, welches er eben noch vor seinen Körper gehalten hatte. „Oh bitte. Doch nicht das!“, sagte sie und zeigte mit dem Finger darauf. Nicht, dass es nicht schön wäre, aber es würde nicht zu ihr passen. Sie nahm es ihm ab und hängte es zurück, dabei warf sie einen Blick durch das Geschäft. „Ein Kleid also? Für was überhaupt?“, argwöhnisch sah sie ihn an, irgendeinen Hintergedanken musste er doch haben, dachte sie sich. „Völlig egal, ich hab dich aber noch nie in einem gesehen“, gab der Rothaarige selbstsicher von sich und hoffte, sie würde keinen Verdacht schöpfen.
 

„Weil sie unpraktisch sind“, gab das Mädchen von sich und streifte durch einen Gang und betrachtete ein grünes Kleid genauer. Der Piratenkaiser war ihr dicht auf den Versen und erklärte sich: „Es wäre aber mal schön dich in einem zu sehen. Deine Mutter trug sie auch gern..“, sein Blick lag auf dem gelben Kleid, welches sie nun in den Händen hielt. Er hoffte, dass die Worte bei ihr ziehen würden, auch wenn es eigentlich ein unfaires Mittel war. „Na gut“, sagte die Rothaarige schlussendlich mit einem Seufzen. Bereits drei Kleider hatte sie sich ausgesucht und trat nun zu den Kabinen, um diese direkt anzuprobieren. Sie verschwand hinter dem Vorhang und der Rothaarige setzte sich.
 

Lio dachte derweil darüber nach, was er gesagt hatte. Es stimmte, ihre Mutter trug ständig Kleider und sie sah auch wirklich schön darin aus. Es waren immer sommerliche lange Kleider, die ihrem Verhalten noch die gewisse Freundlichkeit verlieh, die sie immer aufbrachte. Was hatte sie selbst überhaupt gegen Kleider? Sie waren unpraktisch, ja. Sie hatte in ihrem Schrank doch auch ein oder zwei hängen, allerdings hatte sie nie eines davon getragen. Wieso eigentlich?
 

Umgezogen schob sie den Vorhang beiseite und präsentierte das erste Kleid. Es war sehr schlicht, hatte kurze Ärmel und einen runden Ausschnitt. Von der Länge her ging es ihr über die Knie und durch die Farbe gelb, wirkte es sehr frisch und sommerlich. Dennoch kam sich die Rothaarige darin vor, wie eine Pommes mit Ketchup. Argwöhnisch betrachtete sie sich im Spiegel und drehte sich mehrmals um sich selbst. „Also ich finde es schön“, sagte der Pirat und lächelte sie an. War ja klar, dass es ihm gefiel. Ihm gefiel sowieso alles. Sie schüttelte nur den Kopf und verschwand wieder hinter dem Vorhang. Die nächsten Kleider hatte sie ebenfalls probiert und war auch von diesen nicht überzeugt. Mit einem Seufzen trat sie hinaus und suchte sich ein paar weitere. Nach dem gefühlt hundertsten, kam sie heraus und zeigte ein Kleid, welches ihr ungetragen sehr gut gefiel.
 

Innerlich hoffte sie, dass es an ihr ebenso gut aussehen würde. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihr eine junge Frau, die ein meerblaues Kleid trug. Der Kontrast zwischen ihrer intensiven Haarfarbe und der Farbe des Kleides war nicht zu extrem und gefiel ihr sogar sehr. Der Stoff war angenehm weich und ging ihr bis zu den Knien. Es hatte breite Träger und war an der Brust etwas enger geschnitten, darunter verlief ein schmales Band, welches mit einer Schleife auf dem Rücken verknotet war, ab dem Band fiel das Kleid breiter. Im Spiegel erkannte sie, wie ihr Vater aufgestanden und zu ihr gekommen war. Völlig sprachlos stand er hinter ihr und sah ihr Spiegelbild an. Mit einem Lächeln sah sie ihn an „Ich glaube, das nehme ich“, sagte sie und grinste, als ihr Vater sie immer noch so stumm ansah. Der Rothaarige nickte nur, denn etwas sagen konnte er nicht. Im ersten Moment, als sie in diesem Kleid aus der Kabine gekommen war, glich sie ihrer Mutter so sehr, dass es ihm die Sprache verschlagen hatte. Sie sah wunderschön darin aus, niemals würde er dies abstreiten.
 

Nachdem sie das Kleid gekauft hatten, waren sie essen gegangen. Lio war sehr froh darüber, dass er nichts Großes vorhatte, so war es ihr eindeutig lieber. Sie waren noch ein Weilchen umher gewandert, doch irgendwann entschied Shanks sich, wieder zum Schiff zu gehen.
 

Dort angekommen, verschwand die Rothaarige in ihrer Kajüte und holte das Kleid aus der Tüte heraus. Mit dem Kleid vor den Körper gehalten, trat sie zum Spiegel und betrachtete ihr Ebenbild. Ohne große Überlegungen entschloss sie sich, ihre neue Errungenschaft nochmal anzuprobieren und grinste dann freudig in den Spiegel. Es war wirklich ein sehr schönes Kleid, auch wenn es unpraktisch war.
 

Unerwarteterweise klopfte es an der Tür und sie sagte mit fragender Stimme „Herein?“, sie drehte sich zur Tür und erkannte ihren Vater, der sie angrinste. „Du hast Besuch“, sagte er schlicht und streckte seinen Arm aus. Zögerlich griff sie nach seiner Hand und ließ sich von ihm an Deck ziehen.

Niemand anderes als Manboshi und Ryuuboshi standen dort und grinsten sie an. „Schön siehst du aus“, sagte Ersterer „Und alles gute zum Geburtstag!“, sagte der Zweite. Die Brüder kamen näher und umarmten sie einzeln „Danke“, gab die Rothaarige überrumpelt von sich. Woher wussten sie, dass sie Geburtstag hatte? „Wir entführen dich jetzt“, „Ob du willst oder nicht“ sagten sie und im nächsten Moment hielt einer von beiden sie fest. Sie quiekte kurz auf und sah Ryuuboshi, wie er mit einer Augenbinde näher kam. „Was habt ihr vor?!“ fragte sie etwas panisch, doch hörte sie nur das Lachen der Anwesenden. „Lass dich überraschen“, hörte sie einen von ihnen sagen und das Einzige, was sie spürte, war wie man sie in eine Blase einhüllte. „Wir sehen uns“ sagten die Brüder und verabschiedeten sich damit vorerst bei dem Rothaarigen, der den Dreien amüsiert hinterher sah.
 

Lio wollte gerade protestieren und sich losreißen, bemerkte aber, wie sie in einer der Wasserbahnen waren. Sonst liebte sie dieses Gefühl darin zu schwimmen und die Welt aus den unterschiedlichsten Perspektiven zu sehen, doch wenn man nicht sah, was mit einem passierte, wurde einem schneller schwindelig, als einem lieb war.
 

Die Brüder blieben stumm und verständigten sich nur über Grimassen und Handzeichen, irgendwann hatten sie es geschafft und den Palast erreicht. „Wo sind wir?“ hörten sie das Mädchen fragen, doch keiner sah es als notwendig, ihr zu antworten. Die Wachen gewährten ihnen Eintritt und nickten ihnen beim Vorübergehen zu. Vor dem großen Turm blieben die Drei stehen und öffneten die Tür. Da Shirahoshi bei der Feier nicht dabei sein könnte, wollten sie ihr zumindest so die Möglichkeit geben.
 

Ryuuboshi hatte sie losgelassen und ihr die Augenbinde entfernt. Verwundert blinzelte die Piratin mehrere Male und suchte dann die Übeltäter, die sie verschleppt hatten. Böse funkelte sie die beiden an und wollte sie gerade zurecht straucheln, als sie Shirahoshis Stimme vernahm.
 

„Lio!“, rief sie laut und kam umgehend zu ihnen. Mit einer Hand hob sie das Mädchen hoch und drückte es fest an sich, als wäre sie eine Puppe. Lio konnte sich im Griff der Meerjungfrau kaum bewegen und ließ es einfach über sich ergehen. „Alles Gute zum Geburtstag!“, trällerte die Prinzessin und hob ihre Hand, damit die beiden auf Augenhöhe waren. Shirahoshis Augen strahlten wie die Sonne am Nachmittag und ihr Lächeln war so herzallerliebst.
 

Kleinlaut gab die Rothaarige ein „Danke“, von sich und vermied den direkten Blickkontakt. Es war ihr sichtlich unangenehm, dass es sich gerade nur um sie drehte, sie hatte doch schließlich nur Geburtstag. Man hörte ein Räuspern und daraufhin ein „Oh“, von der Meerjungfrauenprinzessin.
 

Sie ließ die Rothaarige wieder zu Boden und keine Sekunde später, spürte Lio weitere Arme um sich herum. Den Geruch, den sie dabei wahrnahm, kannte sie inzwischen allzu gut. Mit einem Lächeln erwiderte sie die Umarmung. „Alles Gute, Kleines“ sagte Fukaboshi und ergänzte so leise, dass nur sie es hören konnte, „Du siehst in diesem Kleid wirklich wunderschön aus“, sie lösten sich voneinander. Mit geröteten Wangen sah sie die Vier an und versuchte die passenden Worte zu finden, aber es war nicht von Nöten. Shirahoshi hatte sie wieder hochgehoben und auf das Bett abgestellt, darauf fand sie einen bunten Kuchen mit viel zu vielen Kerzen. Mit strahlenden Augen sah sie von den leuchtenden Kerzen zu den Königskindern. Sie bemerkte, wie ihre Augen feuchter wurden und überwand den Abstand zu den Vieren. Der Versuch, alle in den Arm zu nehmen, scheiterte allein schon durch den Größenunterschied, doch irgendwie hatte sie es halbwegs geschafft, alle zu umarmen.
 

„Den haben wir übrigens gemacht!“, meinte Manboshi stolz und zeigte dabei auf seine Geschwister und sich. „Die Glasur mit Streuseln hab ich gemacht!“, sagte Shirahoshi und sah sie ganz stolz an. „Ihr seid echt die Besten“, gab die Rothaarige mit einem Lächeln von sich und widmete sich wieder dem Kuchen. Ganze 41 Kerzen zählte sie und musste grinsen. Die Vier hatten sich wirklich große Mühe gegeben und der Kuchen sah auch gar nicht schlecht aus. Auf den ersten Blick sollte es ein Schokoladenkuchen sein, mit einer Schokoladenglasur und bunten Streuseln drauf. Lio beugte sich herab und pustete sämtliche Kerzen aus, die Runde grinste sie freudig an und verspeisten den Kuchen nach dem Anschneiden.
 

„Wir haben übrigens noch etwas für dich“, verkündete Fukaboshi und reichte ihr einen Umschlag, neugierig nahm sie diesen entgegen und öffnete ihn. Zum Vorschein kam eine Karte, welche sie sich genaustens durchlas. Ihre Augen weiteten sich nach dem letzten Satz und sie schaute ungläubig die Anderen an. Diese strahlten sie immer noch an.
 

„Ihr schenkt mir einen Gutschein auf Lebenszeit für die Süßigkeitenfabrik?!“ schrie die Rothaarige beinahe und die Geschwister nickten ihr freudig zur Antwort. „Ihr seid wirklich die Besten, die absolut Besten!“, rief sie und umarmte jeden von ihnen überschwänglich. „Das war aber noch nicht alles“, erklärte ihr Manboshi und sie sah seinem Bruder dabei zu, wie er etwas hervorkramte. „Hier“, sagte Ryuuboshi und überreichte ihr einen weiteren eingewickelten Gegenstand. Nur durchs Fühlen konnte sie nicht erraten, was es war. Mit wenig Geduld hatte sie das Geschenkpapier abgerissen und hielt ein Buch in ihren Händen.
 

Sie schlug es auf und das erste Bild, was sie zu Gesicht bekam, war das, was sie vor einem Jahr geschossen hatten, kurz bevor sie abgereist war. Lio blätterte weiter und sah immer mehr Bilder von sich und der Meerjungfrauenprinzessin, aber auch von den Brüdern. Selbst Momente von den letzten Tagen waren dabei und zeigten selbst einem Fremden, wie innig die Freundschaft zwischen den Kindern war. Sie kam auf der letzten Seite auf dem ein Bild war an und erkannte noch einige leere Seiten dahinter. Fukaboshi erklärte ihr, dass es für die nächsten Treffen freigehalten wurde.
 

„Es ist wirklich wundervoll. So viele schöne Erinnerung mit euch“ sagte die Rothaarige recht leise und senkte den Kopf zu dem Buch, welches in ihren Händen lag. Es war wirklich ein sehr schönes Geschenk, es waren Erinnerungen, die sie so niemals vergessen könnte.



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