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Immer der Freiheit entgegen

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Vater-Tochter-Gespräche

Vater-Tochter-Gespräche
 

„Warte, willst du mir damit sagen, sie konnte dich gar nicht ausstehen?“, die Rothaarige fragte ungläubig ihren Vater und wischte sich dabei eine Lachträne aus dem Auge. Er grinste sie nur an und nickte „Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als ich sie als garstig bezeichnet hab“, wieder hörte er das Lachen seiner Tochter und stimmte mit ein. Zu gut konnte sie sich vorstellen, wie ihre Mutter reagiert hatte, als Shanks sie damals umgerannt hatte. Als er dann noch erzählte, was an dem Abend in der Bar passierte, konnte Lio sich vor Lachen gar nicht mehr halten, ihr Bauch tat schon völlig weh.
 

Die Information, dass sie eine Tante hatte, war ihr nicht bekannt und fragte auch direkt „Was ist mit Anna?“, Shanks blickte etwas traurig zu ihr und lächelte schwach. „Sie ist schon vor deiner Geburt gestorben“, sagte der Rothaarige mit ruhiger Stimme und sah seiner Tochter in die Augen. Sie zog die Augenbrauen hoch und sah ihren Vater eher fassungslos an. Sie hatte gerade erst erfahren, dass sie eine Tante hatte und dann direkt noch, dass sie bereits gestorben war. Anna war doch schließlich die Schwester ihrer Mutter und somit eine sehr nahe Verwandte, ihre Tante.. Lio dachte kurzzeitig nach und fragte sich, wie dieser komische Schwertkämpfer von früher ihr Onkel sein konnte. Entweder er war der Bruder von ihrem Vater oder der ihrer Mutter oder aber der Mann von ihrer Tante. Da dieser gruselige Kauz allerdings absolut keine Ähnlichkeit mit ihrem Vater hatte, schlussfolgerte sie und fragte: „Ist dieser Mihawk der Mann gewesen?“, Shanks blickte sie nun eher fragend an.
 

Er wusste gar nicht, wie sie nun auf Falkenauge kam, immerhin hatte der Rothaarige nicht erwartet, dass Lina ihrer Tochter das erzählen würde. Der Rothaarige lächelte etwas und antwortete: „Ja, er war ihr Mann und damit auch dein Onkel.“, das Mädchen brachte nur ein „Oh“ hervor. Also war er tatsächlich ihr Onkel – gruselig.
 

Lio verzog den Mund und Shanks musste grinsen. Er wusste ja, dass die Beiden sich bereits kennengelernt hatten, aber dass sie so schlecht auf den Samurai zu sprechen war?
 

Das Mädchen setzte sich plötzlich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Der Rothaarige schaute sie misstrauisch an „Was hast du vor?“, fragte er seine Tochter und sie war inzwischen aufgestanden. Sie stand sicher auf den Beinen und lächelte ihren Vater an „Ich würde gern auf Toilette, du zeigst mir bestimmt wo?“, noch immer etwas misstrauisch schaute er sie an. Er war sich nicht sicher, wie sie mittlerweile bei Kräften war und wollte kein Risiko eingehen, dass sie eventuell stürzen oder sich anderweitig verletzen könnte.
 

Der Pirat stand ebenfalls auf, führte sie auf den Gang hinaus und deutete auf eine der Türen, sie nickte und verschwand dahinter. Er lehnte sich an die Holzwand und lächelte zufrieden. Er hatte seine Tochter endlich wieder. Sie war bei ihm, sie hatten gesprochen, nach all den Jahren waren sie wieder vereint. Er konnte sein Glück gar nicht wirklich fassen und lächelte selig vor sich hin.
 

Jemand betrat den Gang und Shanks blickte in das Gesicht seines Vizen, im Gegensatz zu sonst immer, rauchte er in diesem Moment nicht. Dem Rothaarigen fiel auf, dass die Augen seines Vizen etwas strahlten. Er hatte bereits von anderen gehört, was passiert war und wollte es mit eigenen Augen sehen.
 

Bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, ging die Tür auf und die Rothaarige trat heraus. Sie blieb stehen, als sie den ihr Fremden erblickte. Er schaute sie ebenfalls stumm an, für einen kurzen Moment dachte er, Lina stünde vor ihm, doch es war eindeutig Lio. Sie war am Leben und bei ihnen auf dem Schiff.
 

Die Rothaarige lächelte und grüßte den Mann: „Hallo, ich bin Lio. Und du bist?“, Ben lächelte ebenfalls und sagte: „Ich bin Ben. Ich kenne dich, da warst du in etwa so groß“, er hob dabei seine Hände und zeigte eine Strecke von nicht mal 50cm. Die schwarzen Augen des Mädchens weiteten sich ein Stück, dieser Mann kannte sie seit ihren Kindheitstagen, etwas verlegen blickte sie zu Boden.
 

Ben ließ einmal den Blick über sie schweifen und fragte sich, wie sie in so etwas geraten war. Shanks hatte den Blick seines Vizen auf seiner Tochter gesehen und verstand ebenfalls, der Rothaarige trat näher zu dem Mädchen „Wie wäre es, wenn wir dir ein paar neue Sachen einkaufen gehen?“, Lio blickte von unten zu ihrem Vater hoch, die Situation war ihr sichtlich unangenehm. Einerseits wollte sie nicht weiter wie ein Penner herumlaufen, andererseits wollte sie ihren gerade kennengelernten Vater nicht das Geld aus der Tasche ziehen.
 

Sie blieb stumm und Shanks handelte einfach. Er legte seinen rechten Arm um sie und schob sie in Richtung Deck. Ben folgte den Beiden stumm und lächelte noch immer ein wenig. Er war froh darüber, endlich seinen alten Captain wiederzusehen und natürlich war es auch eine Erleichterung, dass die junge Lio am Leben und auch bei ihnen war.
 

Als sie an Deck traten, sahen sie, wie Trudy mit einigen Nakamas auf die Red Force trat. In den Händen der Alten waren ein Stapel Stoff zu sehen und ebenfalls das Schwert der Rothaarigen. Die Weißhaarige trat zu ihnen und sprach: „Da du nun ja endlich deine Familie wiedergefunden hast, wirst du sicherlich bei ihnen bleiben. Hier sind deine Sachen“, sie überreichte die Sachen und das Schwert dem Mädchen.
 

Als die Alte „Familie“ sagte, spürte Lio einen kurzen Stich im Brustkorb. So gesehen war sie bei ihrem Vater, aber bei ihrer Familie? Sie wollte vorübergehend nicht daran denken und nickte lächelnd. Shanks hatte seiner Tochter die Sachen abgenommen und war zu einem seiner Crewmitglieder getreten. Er sprach ein paar kurze Worte und übergab dem anderen Piraten die Sachen.
 

Er kam zurück und stellte sich neben seine Tochter, er wandte sich zu Trudy: „Vielen Dank, dass du dich so gut um sie gekümmert hast“, sie winkte ab „Ach, du kennst mich doch“, sie lächelte und wandte sie nun zu dem Mädchen „Vergiss nicht die Übungen zu machen und nicht überanstrengen! Ich werde Timmi auch sagen, dass du hier bist“, sagte sie und umarmte das Mädchen kurz. Lio lächelte und sprach: „Danke nochmal, für alles“, die Weißhaarige lächelte „Kein Problem“, erwiderte sie und verschwand vom Schiff. Die Rothaarige hielt noch immer ihr Schwert in den Händen und wusste nicht wohin damit, den Gürtel dazu hatte sie nicht um und auch ein Band, in dem sie es tragen könnte, trug sie nicht.
 

Ihr Vater nahm ihr das Schwert ab und begutachtete es für einen kurzen Moment. Dafür hatte er es aus der Scheide gezogen und die Klinge betrachtet. Im Vergleich zu dem Schwert, was er damals im Haus im West Blue gefunden hatte, war dieses Stück wirklich gut. Doch sah man schon einige Gebrauchsspuren. Er steckte das Schwert zu seinem und schob seine Tochter in Richtung Steg. Fragend blickte sie ihn an und sagte endlich was: „Du kannst mir auch einfach sagen wohin“, sie lächelte ihn an und ging von sich aus in Richtung Dorf. „Gut, ich wäre dafür, dass wir zu erst ein paar Sachen einkaufen. Du siehst nämlich aus wie ein Kartoffelsack und das muss nicht sein“, sagte der Rothaarige und grinste seine Tochter an, welche ihn etwas entrüstet anstarrte, als er sie als Kartoffelsack bezeichnet hatte. Als er ihren Blick sah, musste er kurz lachen „Ach, ich meins doch nicht so“ gab er von sich und tätschelte ihren Kopf. Diese Geste war ihr so unglaublich vertraut..
 

Sie musste an ihre Familie auf der Moby Dick denken. Lio nahm sich vor, sobald sie wieder auf der Red Force waren, die Whitebeards anzurufen.
 

Shanks deutete auf einen der Läden und gemeinsam traten sie ein. Die Rothaarige blickte sich um und hatte schon einige Stücke gefunden, die ihr gefielen. Etwas unsicher sah sie zu ihrem Vater, der sie angrinste. Sie wollte diesem Mann kein Geld abnehmen, das hatte sie schon immer gehasst. Doch wusste sie, dass sie nicht drumherum kommen würde, es war wie ein Déjà-Vu. Lio trat zu den Ständern und nahm sich einige Sachen heraus, es ähnelte stark ihrer üblichen Kleidung. Bequeme Hosen, die genügend Bewegungsfreiheit zuließen, dazu einfach T-Shirts und Tops in sämtlichen Farben.
 

Als Shanks gesehen hatte, dass seine Tochter in eine der Kabinen verschwand, kam er hinterher und wartete davor, er wollte unbedingt wissen, was sie sich so feines ausgesucht hatte. Also sagte er: „Wenn du fertig bist, zeig doch mal her“, im nächsten Moment sah man, wie der Vorhang beiseite geschoben wurde und die Rothaarige heraustrat. Sie trug eine beige Hose bis etwas oberhalb zu den Knien, dazu hielt sie sich ein dunkelgrünes T-Shirt an den Oberkörper. Die Schlaufe war noch immer im Weg und alleine würde sie es sicherlich nicht aus den Sachen und in andere Sachen schaffen, daher beließ sie es dabei. Der Piratencaptain schaute sie von oben bis unten an und seine Augen weiteten sich von Sekunde zu Sekunde.
 

Er erinnerte sich an damals. Er hatte eine Tochter und müsste sich auch darum kümmern, dass sie wohl ausreichend Stoff trug und seiner Meinung, trug sie an den Beinen eindeutig zu wenig. Unsicher sah sie ihren Vater an und fragte sich, was in seinem Kopf vorging. „Alles in Ordnung?“, fragte sie und sah, wie der Rothaarige sich endlich aus seiner Starre löste. Er sagte etwas hysterischer: „Ob alles in Ordnung ist? Diese Hose ist kein Stück in Ordnung!“, Lio kniff die Augen zusammen und fragte sich, ob der Mann es gerade tatsächlich ernst meinte.
 

„Und was soll daran nicht in Ordnung sein?“, fragte das Mädchen noch immer ruhig und erhielt die stürmische Antwort ihres Vaters „Die ist viel zu kurz!“, er war dabei etwas näher gekommen und deutete mit seinen Fingern auf die unbedeckten Beine. Innerlich seufzte die Rothaarige und erklärte „Mit der Länge kann ich einfach am besten kämpfen und außerdem kann ich doch bei solchen Temperaturen nicht in langer Hose herumlaufen.“ Shanks wurde auf einmal still und dachte über ihre Worte nach. Er musste sich eingestehen, dass sie recht hatte. Er atmete ruhig ein und aus und nickte „Du hast ja recht“, gedanklich beendete er 'Immerhin ist es nicht ganz kurz.'
 

Lio nickte zufrieden und verschwand wieder in der Kabine. Als sie ein zweites Mal heraustrat, trug sie eine lange schwarze Hose und einen passenden dunklen Pullover in den Armen dazu. Sie wusste nicht, wie lange sie bei ihrem Vater bleiben würde und sicherheitshalber etwas wärmere Kleidung heraussuchen, war ihrer Meinung nach doch etwas intelligent. Als Shanks seine Tochter in diesen Sachen sah, war er froh darüber, schließlich konnte man so nichts sehen und war damit vor Blicken anderer Jungs geschützt. Die Rothaarige hatte sich ebenfalls Unterwäsche geschnappt und hatte diese schnell probiert, zufrieden legte sie diese ebenfalls auf den Kaufenstapel.
 

Sie trat mit einem Packen an Kleidung aus der Kabine und lächelte „Ich wäre dann fertig“, fragend blickte ihr Vater sie an. „Wie? Jetzt schon?“, er kratzte sich am Hinterkopf, er hatte das irgendwie anders in Erinnerung. Normalerweise waren es doch die Frauen, die so ewig lang fürs Einkaufen brauchten. Wieso war sie also nach so kurzer Zeit fertig? Gemeinsam traten sie zur Kasse und Shanks betrachtete den kleinen Stapel, den das Mädchen auf den Tresen abgelegt hatte. Grob hätte er gesagt, dass es absolut zu wenig war, daher wandte er sich zum Kassierer „Wir brauchen noch einen Moment“, der Mann hinter der Kasse nickte freundlich und der Rothaarige zog seine Tochter noch einmal weiter in das Geschäft.
 

Argwöhnisch sah sie ihren Vater an und fragte sich, was er noch vor hatte. „Such dir noch etwas aus. Das kann doch nicht reichen“, sagte er ihr und schob sie noch ein Stück weiter Richtung Tische. Kurzzeitig verzogen sich ihre Augen zu Schlitzen, es war tatsächlich wie ein Déjà-Vu. Sie seufzte und nickte „Na gut“, sagte sie und trat zu den Tischen. Darauf befanden sich noch einige wirklich niedliche Dinge, die sie zumindest probieren wollte. Außerdem waren bei diesem Rundgang auch ein oder zwei Kleider dabei. Mit einem erneuten Stapel an Kleidung betrat sie die Kabine von zuvor und war darin verschwunden.
 

Shanks war ihr gefolgt und hatte sich auf einen der Sessel davor platziert und wartete auf seine Tochter, welche umgezogen aus der Kabine heraustrat. Sie hielt sich eine hellblau geöffnete Bluse vor den Oberkörper und trug eine dazu eine lange enganliegende Jeans. Es war schlicht, doch reichte es vollkommen, um ihre natürliche Schönheit darzustellen. Der Piratencaptain nickte und stimmte diesem Outfit mehr oder weniger zu. Er wollte nicht, dass seine Tochter zu viel Haut zeigte, schließlich war es doch seine Tochter. Sollten die zukünftigen Jungs und Männer nur einen Fehler begehen..
 

Er konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen, da war seine Tochter bereits mit etwas anderem herausgetreten. Dieses Mal war es ein grün-kariertes Hemd mit einer recht kurzen Jeans dazu, sie war etwas kürzer als die Hosen, die sie zuvor ausgesucht hatte, doch könnte man es noch gelten lassen, dachte Lio zumindest.
 

Shanks zeigte wieder auf ihre Beine und wollte sagen, dass dies nicht ginge, doch kam ihm das Mädchen zuvor „Ja, ich weiß, es ist deiner Meinung nach zu kurz. Aber das ist es nicht!“, ihre Stimme wurde etwas lauter und es war ihr im Nachhinein unangenehm, so reagiert zu haben. „Tschuldigung, ich nehm es nicht“, sagte sie leise und wollte zurück in die Kabine treten, doch hielt ihr Vater sie auf. „Ist schon in Ordnung, es sieht wirklich schön aus“, er war aufgestanden und zu ihr getreten. Er stand nah bei ihr und lächelte sie warm an.
 

Einerseits fühlte es sich verdammt seltsam an, einen eigentlich Fremden so nah an sich zu haben, doch andererseits fühlte es sich so vertraut an, einfach weil sie wusste, dass es ihr liebender Vater war. Shanks blickte in die Kabine und sah zwei Kleider auf einem Bügel hängen. Es waren schöne Sommerkleider und er wusste, dass sie darin wohl wunderschön aussehen würde und dass er sie dann sicherlich daran hindern würde, sich dieses Kleid zu kaufen. Doch wollte er es ihr nicht verbieten und sagte daher: „Die Kleider kannst du auch haben“, argwöhnisch blickte sie zu ihm hoch und schaute in das friedliche Gesicht ihres Vaters.
 

Sie hatte sich eigentlich gedacht, dass diese Teile völlig herausfallen würde, da sie seinen Maßen nicht entsprachen, doch da hatte sie sich wohl getäuscht. Froh darüber nahm sie sämtliche Sachen an sich und gemeinsam traten sie zur Kasse. Der Mann lächelte beide überfreundlich an und verabschiedete sich von ihnen, nachdem sie den Einkauf in Taschen untergebracht hatten.
 

Nachdem sie dies erledigt hatten, standen noch einige weitere Wege für sie an. Sie hatten noch Schuhe für das Mädchen kaufen müssen, dazu noch einen neuen Gürtel für ihr Schwert und auch noch einige Utensilien, um für einige Zeit auf dem Schiff unterkommen zu können.
 

Am späten Nachmittag betraten sie das Schiff, sie wurden von einem kleinen Teil der Crew begrüßt. Die Meisten waren bereits im Dorf und saßen in einer Bar. An Deck der Red Force begaben sie sich in das Innere des Schiffes, völlig orientierungslos lief das Mädchen ihrem Vater hinterher. Nach einigen unzähligen Gängen waren sie stehengeblieben und betraten einen kleinen Raum. Die Kajüte erinnerte stark an ihre auf der Moby Dick, nur war dieses Zimmer ein klein wenig größer und wie es aussah, war ein Bad direkt dabei.
 

Wenn man in die Kajüte trat, hatte man rechts neben sich eine Wand, die bis zur Raummitte führte, an dieser Wand war eine Tür zu sehen, die wohl ins Bad führte. Lio betrachtete die Kajüte und fragte sich, was nun folgen würde. Sie stand noch immer im Türrahmen und blickte sich um, links neben ihr stand ein Schreibtisch mit Stuhl, an der Wand daneben war ein Regal zu sehen und daneben ein großer Schrank. Der Blick nach rechts wies eine Wand mit Tür auf, wenn man entlang der Wand lief, gelangte man etwas versteckt vom Eingang der Kajüte in eine Nische in der ein Bett stand. In diesem Raum befand sich nichts, bis auf die Möbel, schien wohl ein unbenutzter Raum zu sein.
 

Shanks hatte die Taschen auf dem Schreibtisch abgestellt und zog seine Tochter zu sich, gemeinsam standen sie nun in der Kajüte. „Das hier ist deine“, sagte der Rothaarige und lächelte. Für Lio war es allerdings, wie ein Schlag. Mit großen Augen blickte sie von ihrem Vater abwechselnd durch den Raum. Leise fragte sie „Meine?“, sie konnte sich gar nicht vorstellen, wieso sie hier plötzlich eine Kajüte hatte, schließlich hatten sie sich doch erst vor wenigen Stunden gefunden und geredet.
 

Der Pirat erklärte: „Als ich erfahren habe, was mit Lina passiert war, wollte ich dich nur noch in Sicherheit wissen“, er machte eine kurze Pause und beruhigte sich mental. Der Gedanke an Lina schmerzte nach wie vor und es war ein jedes Mal ein Stich ins Herz. „Wir hatten alles vorbereitet und wollten dich abholen“, sagte er und drehte sich einmal halb um sich. „Es war schon immer deine und wird auch deine sein, solange wie du hier bist“, er lächelte seine Tochter an und sah ihr die Fassungslosigkeit aus dem Gesicht heraus. Er trat zu der einen Tür und öffnete sie „Das hier ist übrigens ein kleines Bad nur für dich“, Lio stand noch immer regungslos da und realisierte langsam.
 

Ihr Vater wollte sie damals holen, zu sich holen. Er wollte nicht, dass sie jemals allein war, er hatte immer an sie gedacht. All die Jahre hatte sie solch einen Hass auf diesen Mann, dabei war alles nur ein Missverständnis. Die ganze Zeit hatte sie sich gefragt, warum sie keinen Vater hatte und er hatte sie nur zurückgelassen, um sie zu schützen. Nur ihretwegen waren ihre Mutter und er voneinander getrennt, sie hatten soviel auf sich genommen, nur wegen ihr. Und sie hat diesen Mann gehasst, für so ein selbstloses Handeln seinerseits.
 

Lio fühlte sich in diesem Moment so schlecht. Immer hatte sie nichts gutes von ihm gedacht, hatte ihm gedanklich die schlimmsten Wörter an den Kopf geworfen. Sie schämte sich in diesem Moment unglaublich für ihr eigenes naives Denken. Ihr Blick wechselte zu traurig und Shanks verstand nicht, was sie plötzlich hatte. Er hatte gedacht, sie würde sich darüber freuen, doch hatte sie noch gar nichts dazu gesagt. Er überwand den letzten Schritt zu ihr und wollte sie anschauen, doch war ihr Blick zu Boden gerichtet.
 

Leise sagte er: „Lio?“, er hob dabei vorsichtig ihren Kopf an und sah in das Gesicht seiner Tochter. Ihr Blick war so furchtbar verletzt und traurig und er konnte absolut nicht nachvollziehen, was gerade passiert war. Sie wollte ihren Kopf wieder senken, doch ließ ihr Vater es nicht zu. Eindringlich fragte er: „Was hast du?“, etwas verzweifelt blickte er in ihr Gesicht, er fühlte sich schuldig für diese Situation, nur wusste er überhaupt nicht, was er gemacht haben sollte.
 

Man hörte ein leises Schniefen ihrerseits und sie trat einen halben Schritt zurück, sie wischte sich die Tränen aus den Augen, bevor sie fallen konnten. Sie blickte zu dem Pirat auf und sagte: „Ich frage mich immer wieder, womit ich das eigentlich verdient habe.“ Die Worte waren für Shanks verwirrend. Er wusste nicht, wie sie diese meinte, eher positiv oder doch negativ? Unsicher sah er sie an und überlegte, was sie denn gemeint haben könnte.
 

Sie erklärte ihm: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich einmal treffe, geschweige denn dich mögen würde“, die Worte gegen Ende ließen den Kaiser zusammenzucken. Er wollte nicht, dass sie so ihm gegenüberstand, er liebte doch seine Tochter über alles, da sollte sie ihn ebenso mögen, wie er es tat. „Und nun, nach all den Jahren sehe ich dich, habe ein völlig anderes Bild von dir und ich..“ sie unterbrach dort und sammelte sich „schäme mich dafür, dich so gehasst zu haben.“ Mit einem traurigen Blick schaute sie ihren Vater an und es tat ihr im Herzen weh, dass sie jemals so schlecht von ihm dachte. Er hatte es nicht verdient, er war doch so ein herzallerliebster Mensch.
 

Leise sagte sie: „Es tut mir leid so von dir gedacht zu haben, Papa“, gegen Ende wurde sie immer leiser, doch hörte Shanks es. Sie hatte seitdem sie miteinander sprachen kein einziges Mal 'Papa' gesagt und nun hatte es ihre Lippen verlassen. Der Piratencaptain spürte eine Wärme sich in seinem Brustkorb breitmachen und er lächelte. Es fühlte sich so unbeschreiblich gut an, dieses eine Worte von seiner Tochter zu hören. Er wusste, wie sie anfangs von ihm dachte und es tat weh, dass es so war. Doch nun hatte sie ein anderes Bild von ihm, sie hatte ihn als Vater angenommen und es war einfach wundervoll dieses eine fehlende Puzzlestück einzufügen.
 

Shanks zog sie an sich und legte seinen Arm um sie, er spürte ihren kleinen zarten Körper an seinem und hörte ein leises Schniefen. Er strich ihr über den Kopf und sagte: „Schon längst verziehen“, er gab ihr noch einen Kuss aufs Haar und hoffte, sie würde sich schnell beruhigen. Sie standen eine Weile so da, Arm in Arm, jeweils den rechten Arm um den Körper des Anderen geschlungen. Lio fühlte sich in diesem Moment so unglaublich geborgen und einfach wohl, es tat so unendlich gut.
 

Sie lösten sich irgendwann wieder und man sah die leicht geröteten Augen der Rothaarigen und Shanks wischte ihr eine letzte Träne von der Wange. „Wir packen den Einkauf ein und dann gibt es was zu essen?“, fragte der Rothaarige seine Tochter und sie nickte schüchtern. Gemeinsam standen sie vor dem großen Schrank, der Kaiser befüllte die oberen Ablagen und die Piratin die Unteren. Zu guter Letzt band sie sich den Gürtel um und erhielt von ihrem Vater ihr Schwert zurück, welches sie sich umgehend an ihren neuen Gürtel festband.
 

„Wir suchen am besten mal Sam“, sagte der Rothaarige und wollte die Kajüte seiner Tochter verlassen, doch hielt sie ihn auf „Ich kann auch kochen“, sagte sie und lächelte ihn an. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er sie an, er war sich nicht so sicher, ob er es ihr abnehmen könnte, schließlich kannte er seine Kochkünste und auch Linas nicht allzu großes Talent fürs Kochen.
 

Sie grinste, als sie den Gesichtsausdruck ihres Vaters sah „Glaub mir, ich kann kochen!“, er seufzte und nickte „Na dann gehen wir jetzt in die Kombüse“, sie machten sich auf den Weg dorthin und Lio versuchte sich den Weg einzuprägen, doch war die Red Force etwas komplizierter als die Moby Dick aufgebaut und daher hatte sie keinen Schimmer, wie der Weg zurück zu ihrer Kajüte war.
 

Die Kombüse war sichtlich kleiner als die der Moby Dick, doch war dies ja auch vorherzusehen, immerhin war dieses Schiff hier vergleichsweise viel kleiner. Shanks setzte sich auf einen der Stühle und beobachtete seine Tochter, wie sie einige Schränke öffnete und sie wieder schloss, nachdem sie festgestellt hatte, dass nicht das darin vorhanden war, was sie eigentlich suchte. „Wo habt ihr denn die Pfannen?“ fragte die Rothaarige und ihr Vater zuckte mit den Schultern „Keinen Schimmer“, sagte er und Lio fragte sich, ob er es tatsächlich ernst meinen könnte. Es war doch sein Schiff, mit seiner Kombüse und seinen Küchengegenständen, wieso wusste er dann nicht, wo sich irgendwas davon befand? Das Mädchen ließ von der Frage ab und wühlte noch durch weitere Schränke und hatte endlich eine größere Pfanne gefunden.
 

Sie stellte diese auf eine der Herdflächen und bereitete das Essen vor. Sie wollte etwas ganz schlicht und einfaches machen, daher sollte es Reis mit Gemüse werden und sie hoffte sich, dass es ihrem Vater schmecken würde.
 

Nach langem Hin und Her war das Essen fertig und sie servierte den Reis in zwei tiefen Tellern. Sie setzte sich neben ihren Vater und lächelte „Guten Appetit!“, sagte sie und wartete gespannt darauf, was der Rothaarige davon halten würde. Dieser versuchte durch den optischen Eindruck festzustellen, ob man dieses Gericht nun essen konnte oder nicht, doch konnte man keinen Makel daran erkennen. Es sah sogar wirklich köstlich aus, das sollte doch aber nichts heißen.
 

Er murmelte „Guten Appetit“ und genehmigte sich einen Happen von dem Essen. Für einen kurzen Moment hatte er wirklich Angst, dass es furchtbar schmecken könnte, doch war absolut das Gegenteil der Fall. Es schmeckte unbeschreiblich gut, dabei war es auch so ein einfaches Gericht von Reis mit Gemüse. Shanks grinste „Das schmeckt richtig gut, woher hast du so kochen gelernt?“, fragte er während er sich immer mehr Essen in den Mund schaufelte. Lio dagegen aß in Ruhe und erzählte: „Mit einem der Kommandanten verstehe ich mich ziemlich gut und ich bin viel bei ihm. Er ist der Smutje der Bande und ich darf ihm oft helfen“, der Rothaarige nickte und war ganz begeistert von diesem Essen und verschwand kurz hinter dem Tresen, um sich noch einen Nachschlag zu genehmigen.
 

Mit einem breiten Grinsen kam er zurück an den Tisch und sagte: „Gut, dass du die Kochkünste nicht von deiner Mama oder mir geerbt hast“, Lio nickte und musste ebenfalls grinsen. Ihre Mutter konnte zwar so einfache Sachen zubereiten, doch schon etwas anspruchsvollere Gerichte waren meist absolut ungenießbar. Während des Essens sprachen sie immer wieder miteinander, erzählten sich Geschichten und lauschten jeweils dem Anderen.
 

Irgendwann betrat Ben die Kombüse. Die Rothaarige begrüßte ihn freundlich und deutete auf den Herd auf dem noch die Pfanne stand „Nimm dir ruhig was“, abwechselnd sah der Grauhaarige von seinem Captain zu dem Mädchen. Er lehnte aber dankend ab und meldete sich ab: „Ich bin mit Yasopp und Lou in der Bar, wir sehen uns später“, damit war er wieder verschwunden und ließ die Rothaarigen allein.
 

„Du kannst ruhig mit ihnen gehen, ich würde nur gern vorher eine Teleschnecke haben“, sagte sie zu ihrem Vater und räumte das Geschirr zusammen. Er stand mit ihr auf und nahm ihr die Teller ab, er stellte sie in die Spüle und ließ Wasser ein. Allerdings machte er sie nicht sauber, was die Rothaarige etwas irritierte, fragend sah sie ihren Vater an. „Das hat noch Zeit“, erklärte er und legte ihr seinen Arm wieder um und schob sie in den Gang hinaus.
 

Von dort aus liefen sie durch weitere unbekannte Gänge und irgendwann erreichten sie den Besprechungsraum. Shanks deutete dem Mädchen sich auf die eine Couch zu setzen, er selbst setzte sich kurz auf den einen Stuhl hinter dem Schreibtisch und kramte in einer der Schubladen herum. Als er gefunden hatte, was er suchte, setzte er sich neben sie auf das Sofa und hielt ihr ein Bild hin.
 

Darauf zu sehen war ein großer rothaariger Mann, neben ihm stand eine eher zierliche Brünette. Auf den Schultern des Rothaarigen saß ein kleines Mädchen mit zwei Zöpfchen links und rechts, sie grinste genauso breit wie ihr Vater, ihre Mutter lächelte liebevoll. Das Bild sah schon ziemlich abgegriffen aus und es musste bestimmt um die zehn Jahre alt sein.
 

„Da warst du vier“, erklärte der Rothaarige und lächelte etwas traurig. Immer wenn er das Gesicht seiner verstorbenen Frau sah, tat es weh. Doch er wusste, dass er nach vorn schauen musste, schließlich hatte er noch Lio. Er zog ein weiteres Bild hervor und gab es ihr, darauf zu sehen war diesmal Lina und ihre Tochter. Sie saßen vor dem Haus im Garten auf der Bank, das rothaarige Mädchen saß mit dem Rücken zu ihrer Mutter auf deren Schoß. Die Brünette zeigte mit einem Finger auf die Kamera und die Kleine winkte dem Mann, der das Bild machte.
 

Lio musste bei dem Anblick dieses Bildes traurig lächeln, sie vermisste ihre Mutter. Sie war immer für sie da gewesen und sie hatte ihr soviel Liebe gegeben, sie fehlte einfach. Shanks sah den Blick seiner Tochter und zog sie mit seinem Arm an sich heran, er konnte sehr gut nachvollziehen, was in ihr vorging. Stumm saßen die Rothaarigen auf dem Sofa und schwelgten in Erinnerungen.
 

Man hörte ein leises Schniefen seitens Lio und sie löste sich von ihrem Vater, sie lächelte ihn an: „Kann ich eins haben?“, der Rothaarige nickte. „Du kannst beide behalten, ich hab noch welche“ sagte er und grinste. Er hatte noch so einige Bilder von dem Mädchen, eines wie sie völlig dreckverschmiert einen Regenwurm in den Händen hielt oder aber auch von den Geburtstagen und Weihnachten, an denen er zu Besuch war. Der Pirat erhob sich und trat wieder zu seinem Schreibtisch, er wies sie darauf hin, sich ebenfalls dazu zu setzen und sie tat, wie aufgefordert.
 

Sie setzte sich ihm gegenüber auf die andere Schreibtischseite und wartete ab. Der Rothaarige kramte aus einem anderen Fach eine Teleschnecke hervor und hielt ihr einen Zettel hin. Sie nahm ihn diesen ab und sah darauf neun Ziffern, ungläubig sah sie ihn an „Das ist Marcos Handschrift“, sagte sie und deutete auf den Zettel, welcher sich in ihrer Hand bewegte. „Eine Vivre-Card“, stellte sie ruhig fest, schloss kurz ihre Augen und lächelte. Ihr Kommandant dachte wirklich an alles.
 

„Dieser Blonde, ich glaube Marco war es, hat sie hiergelassen, bevor sie abgereist sind“, erklärte Shanks es ihr und sie nickte. Zögerlich sah sie zu der Teleschnecke, welche müde die Augen öffnete. Abwechselnd schaute sie zu ihrem Vater, der sie erwartungsvoll anschaute. Plötzlich erhob er sich „Ich lass dich kurz allein, komme gleich wieder“, er konnte sich vorstellen, dass es ihr vielleicht leichter fallen würde, wenn er nicht dabei war und zuhören könnte, obwohl er doch wissen wollte, was sie den Piraten sagen würde.
 

Sie nickte und bedankte sich innerlich bei ihm, die Situation wäre ihr anders unangenehm gewesen. Als sie das Schließen der Tür gehört hatte, wählte sie die Nummer, die auf dem Blatt stand an und wartete gespannt. Nach einer längeren Zeit ging jemand dran, zu hören war die ruhige Stimme ihres Kommandanten „Hallo?“, die Teleschnecke nahm die Mimik des Vizen an und sie musste unwillkürlich grinsen.
 

Sie freute sich unheimlich ihn zu hören und sagte laut „Marco!“, man sah der Teleschnecke den Mimikwechsel an, die Augen weiteten sich ein Stück und der Mund war ein wenig geöffnet. Zu gern hätte sie gesehen, wie er in diesem Moment wirklich aussah, sie grinste immer noch. Ungläubig fragte er leise: „Lio?“, ihm war die Verwunderung aus der Stimme zu hören und die Rothaarige grinste noch breiter, sie hatten ihren Kommandanten selten so erlebt. „Ja, wer denn auch sonst!“, sagte das Mädchen und hörte ein Rumpeln und Poltern auf der anderen Seite der Leitung.
 

Mit hochgezogener Augenbraue sah sie die Teleschnecke an und fragte sich, was gerade bei Marco los war. „Lio? Bist du es?“, es war eindeutig die Stimme von Thatch und sie musste wieder grinsen. „Wer denn sonst?“, fragte sie und hörte, wie jemand auf der anderen Leitung scharf die Luft einzog. Marco hatte sich inzwischen anscheinend schon wieder gesammelt und fragte „Wo bist du?“, er hatte dem Kaiser seine Vivre-Card mit Nummer gegeben, doch nicht gerechnet, dass sie sich so bald melden würde oder gar melden würde, zumal niemand mehr daran glaubte, dass sie am Leben war.
 

„Auf Lilsol“, sagte das Mädchen und hörte wieder ein Poltern von der anderen Seite. „Was?! Seit wann?“, hörte sie die hysterische Stimme des Smutje und sah, wie die Teleschnecke wieder geschockt schaute. „Ich glaube, seit einer Woche“, erwiderte das Mädchen und erklärte weiter: „Ich war mehrere Tage bewusstlos und war bei einer alten Frau untergekommen. Ich bin jetzt..“, sie wurde von Thatch unterbrochen „Bewusstlos?! Geht es dir denn jetzt besser?“, sie nickte und hängte noch etwas dran. „Ja schon, aber meine Schulter war ausgerenkt, ich kann sie nur wenig bewegen, aber alles ist in Ordnung und ich bin bei..“, wieder wurde sie unterbrochen und seufzte, warum ließ der vierte Kommandant sie einfach nicht aussprechen? „Ausgerenkt? Aber ist denn wirklich alles gut?“, sie verdrehte die Augen und fragte sich, was mit Marco passiert war, schließlich hatte er nichts mehr gesagt und sie wollte lieber dem Blonden erklären, da er meist etwas weniger emotional reagierte, doch hatte dieser kein Wort mehr gesagt und war völlig still.
 

Irgendetwas musste ihn wohl ziemlich geschockt haben, „Es ist wirklich alles gut“, sagte sie und ergänzte „Ich.. ich bin bei meinem Papa“, endlich hörte sie die Stimme ihres Kommandanten, doch er klang völlig überrascht und geschockt „Bei wem?!“, sie zuckte leicht zusammen, als die Teleschnecke ihr entgegen schrie. „Bei meinem Papa“ wiederholte sie ruhig und Marco sagte: „Du sagtest, du weißt nicht, wer er ist“, er versuchte zu verstehen. Lio erklärte: „Ich hatte euch früher gesagt, dass ich es nicht weiß. Es ist aber in den letzten Tagen sehr viel passiert und ich habe mich an ihn erinnert..“, die Augen des Blonden zogen sich zu Schlitzen und er fragte „Wer ist er?“, die Rothaarige lächelte und sagte: „Er heißt Shanks“, plötzlich war es vollkommen still.
 

Länger blieb es still und sie fragte sich, ob die Verbindung getrennt wurde. Das Mädchen wollte gerade fragen, ob sie noch da waren, da hörte sie das Lachen des alten Hünen „Gurarara, dann hat der Grünschnabel also doch ein Kind. Wer hätte das gedacht?“, erleichtert atmete Lio aus, sie hatte schon befürchtet, dass es deshalb Probleme gab. Thatch meldete sich wieder zu Wort und sagte: „Wir holen dich ab“, doch zuckte die Rothaarige zusammen. Sie wollte noch nicht zurück, sie wollte noch etwas Zeit mit ihm verbringen, sie erwiderte nichts darauf.
 

Whitebeard sprach „Ist er denn gerade da?“, sie schüttelte den Kopf und erinnerte sich daran, dass sie mit ihnen über eine Teleschnecke sprach, sie sagte knapp: „Nein“, ihr Vater Whitebeard sprach wieder: „Es ist schon spät. Ich will morgen mit ihm sprechen und dann besprechen wir alles weitere“, Lio nickte wieder und ergänzte: „Okay. Wir hören uns morgen“, sie hörte von der anderen Leitung ein „Gute Nacht“ und schon wurde die Verbindung getrennt.
 

Fragend blickte sie die Teleschnecke an und war emotional etwas verwirrt. Sie wollte ja zurück zu ihnen, aber sie hatte doch gerade erst ihren Vater kennengelernt, sie wollte ihn nicht wieder alleinlassen, sie wollte diesen Mann noch kennenlernen. Andererseits wollte sie zurück zu ihrer Familie, wieder mit Thatch in der Kombüse stehen und kochen, sich über ihren Kommandanten aufregen, wenn er ihr mal wieder bescheuerte Aufgaben gegeben hatte und einfach mit ihrer Familie abends gemütlich an Deck sitzen. Sie wusste nun nicht, was sie von diesem Gespräch halten sollte, dachten sie etwa, dass sie nie wieder zu ihnen zurückkehren würde? Das wollte sie doch gar nicht vermitteln, sie wollte sich nur etwas Zeit lassen.
 

Sie seufzte und hörte, wie jemand in den Raum trat, der Rothaarige stand im Türrahmen und fragte: „Alles geklärt?“, Lio lächelte etwas matt und nickte. Er hatte ihren Stimmungswechsel bemerkt und fragte sich, was gerade passiert war. Das Mädchen stand von dem Stuhl auf und nahm sich die Bilder, die sie zwischenzeitlich auf den Tisch abgelegt hatte. Sie trat zu ihrem Vater und umarmte ihn einfach.
 

Überrascht über ihre Reaktion sah er zu ihr herunter und legte seinen Arm um sie. „Komm, ich bring dich mal ins Bett“, sagte er und ließ sie wieder los, gemeinsam traten sie aus dem Gang heraus und gingen zu ihrer Kajüte. Bevor sie eintreten konnte, hielt er sie noch auf und deutete auf eine Tür unmittelbar neben ihrer „Das ist meine Kajüte, wenn du etwas hast, komm ruhig“, sie lächelte und sie umarmten sich wieder. Er gab ihr einen Gutenachtkuss auf die Stirn und sie verschwand hinter der Tür.
 

Er lächelte ihr hinterher und trat ebenfalls in sein Zimmer, er war so unendlich froh, sie bei sich zu haben. Lio legte sich umgehend in das Bett, machte die kleine Lampe an und betrachtete die Bilder, die sie von ihrem Vater bekommen hatte. Ihr vierjähriges Ich grinste sie an und unbewusst musste Lio ebenfalls lächeln, es fühlte sich einfach so unglaublich gut an, die Missverständnisse der Vergangenheit geklärt haben zu können. Sie legte die Bilder auf den kleinen Nachttisch, der neben dem Bett stand. Sie löschte das Licht und schloss die Augen. Die kommenden Wochen würde sie soviel Zeit wie möglich mit dem Rothaarigen verbringen und sie freute sich unbeschreiblich darauf. Mit einem Lächeln schlief sie ein.
 

~*~
 

„Sie ist bei Shanks“, sagte der Blonde ruhig und sah seinen Vater an. „Wer hätte gedacht, dass er ihr Vater ist?“ fragte Thatch, beide verstanden nicht, weshalb sie gezögert hatte, als es darum ging, sie abzuholen. Marco hatte sich insgeheim schon Gedanken darüber gemacht, ob sie überhaupt noch zu ihnen zurückkommen würde, er fragte Whitebeard: „Was, wenn sie nicht wiederkommt?“, der alte Hüne antwortete nicht und trank Sake aus seiner Flasche.
 

Nun war es der Brünette, der wieder hysterisch wurde „Was? Wie kommst du da drauf?“, der Blonde erklärte seinen Gedankengang „Du hast ihre Reaktion doch gehört, als du gesagt hast, dass wir sie abholen“ und Thatch verstand. Ihm kam es auch seltsam vor, dass sie nicht antwortete, hatte das aber nicht weiter hinterfragt. „Vielleicht bleibt sie ja jetzt bei ihrem Vater“, bei dem Wort 'Vater' meldete sich Whitebeard wieder: „Sie gehört zu uns, wir sind ihre Familie. Es wird sicherlich eine gute Begründung für all das geben“, er freute sich für das Mädchen, endlich ihren leiblichen Vater gefunden zu haben, doch wollte er sie sicherlich nicht vollständig gehen lassen. Teilen war eine Sache, aber völlig gehen lassen?
 

„Wir sprechen morgen mit dem Grünschnabel. Es wird bestimmt eine interessante Erklärung geben, weshalb er sie damals alleingelassen hat“, sagte der Piratenkaiser und trank erneut seinen Sake. Marco dachte darüber nach und musste sich eingestehen, dass sein Vater recht haben musste. Schließlich hatte das Mädchen wenig über ihren Vater erzählt, wusste ja anscheinend nichts über ihn und sagte nur, dass er sie alleingelassen haben soll. Dass sie sich nun mit ihm verstand, musste es wohl eine gute Begründung dafür geben und er hoffte, dass sie sehr gut war.
 

Marco wollte keinen Gedanken daran verlieren, dass sie nicht mehr zurückkommen würde, schließlich war sie ein festes Mitglied der Whitebeardpiraten und Teil seiner Division. Außerdem mochte er sie und würde das Grinsen des roten Haarschopfs vermissen. „Gurarara, zieht nicht solche Gesichter. Freut euch lieber, dass sie am Leben ist!“, sagte Whitebeard und sah seine beiden Söhne an, die Beide eher betrübt durch die Gegend schauten.
 

Sie ließen ihren Vater allein und begaben sich zu ihren Kajüten, auf den Weg dorthin fragte Thatch den Anderen: „Glaubst du, sie kommt nicht zurück?“, der Blonde dachte kurz darüber nach und musste sich eingestehen „Dass wäre nicht ihre Art. Wir sollten keinen Gedanken daran verlieren, morgen gibt es die Erklärung“, der Brünette nickte, war aber nicht ganz davon überzeugt. Ihre Wege trennten sich, als sie an den Kajüten vorbeikamen „Gute Nacht“ sagte der vierte Kommandant und Marco nickte.
 

Als er sah, wie sich die Tür schloss, machte er kehrt und lief durch die Gänge, um an Deck zu kommen. Es war bereits später Abend und er trat zum Bug. Er stellte sich zu der Stelle, an der sie immer saß oder lag und in den Himmel schaute. Wenn er Nachtwache hatte, bekam er manchmal mit, wie sie tief in der Nacht sich auf den Walkopf setzte und nach oben in den Himmel schaute.
 

Marco musste an ihr Lächeln denken, an ihr morgendliches Gejammer, wenn sie früh aufstehen musste und dann ihr Gesicht, als sie von Bord gegangen war. Er schloss die Augen und atmete tief ein. „Sie lebt“, sagte er ganz leise, nur für sich hörbar und beruhigte sich. Es wäre für ihn die schlimmste Vorstellung, sie tot zu wissen und dass sie nun wirklich am Leben war, war mehr als nur erleichternd. Er war richtig froh, ihre Stimme über die Teleschnecke zu hören. Es spielte in diesem Moment keine Rolle, dass sie eventuell nicht zurückkommen würde, sie lebte und es ging ihr gut, nur das zählte.



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