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The Undeath

Der Tod ist überall
von

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Kapitel 1
 

„Aaaah Vicky, was machst du denn hier?“ Mein Blick schweifte durch den verrauchten Raum, suchend woher die vertraute Stimme kam. Ganz hinten, links neben dem DJ Pult, wurde ich fündig. An den Tischen dort sammelten sich ein paar meiner alten Freunde, darunter auch die freundlich grüßende Stimme. Ich zögerte einen Moment, doch dann ging ich rüber zu ihnen. „Hey. Schön euch zu sehen.“ sagte ich vorsichtig. Tatjana, nahm mich in den Arm als sei nichts gewesen. Wir hatten uns lange nicht mehr gesehen, ein paar Monate, vielleicht fünf oder sechs. „Wie kommt es, dass du hier bist?“ halb schreiend versuchte sie gegen die laute Musik anzukommen. „Ich habe einen Babysitter für heute Abend und dachte ich schau mal vorbei.“ antwortete ich kühl. Ein kläglicher Versuch zu verstecken, was mich wirklich hierher getrieben hatte. Aber die unzähligen Gläser Vodka mit Energy, die die anderen bereits getrunken hatten, ließen mich glaubwürdig klingen. „Ich find es klasse, dass du hier bist.“ Patrick, der Freund von Tatjana, stupste mir an die Schulter. Tristan, zuvorkommend wie er schon immer war, hob ein Glas vom Tablett und hielt es mir entgegen. „Wir haben dich schon vermisst.“ Ich nahm es lächelnd an und schlürfte verlegen an meinem Strohhalm. War es gut hierher zu kommen, obwohl ich wusste, dass ich bekannte Gesichter treffen werde? Wollte ich überhaupt jemanden sehen, den ich kenne? Überraschenderweise tat es irgendwie gut, ihre Stimmen zu hören und mich gleich aufgenommen zu fühlen. Wenn auch, mit ein klein bisschen Wehmut.

Spätestens nach dem dritten Glas Vodka waren meine letzten Bedenken davongeflogen. Tatjana zog mich an meiner Hand die kleinen Treppen hinauf zur Bühne. „Komm, lass uns tanzen.“ Ich folgte ihr und sah ihr erst einmal verhalten zu. Die große Brünette, wie sie in ihrem schwarzen Kleid herumzappelte und sich kein bisschen Sorgen darum machte, wie es auf andere wirken könnte. Das mochte ich immer besonders an ihr. Die Musik dröhnte aus der Box neben mir in mein Ohr, der unruhige Bass lies meinen ganzen Körper zittern. Nun fing auch ich an zu tanzen. Ein Vodka nach dem nächsten wurde mir einfach in die Hand gedrückt, von alten Bekannten, die begeistert waren mich zu sehen. Der Abend fing an mir zu gefallen. Loszulassen, Spaß zu haben. Das war das was ich jetzt brauchte und das nahm ich mir auch. Mit meinem Gewissen konnte ich mich später unterhalten.

„VICKYYY!“ hörte ich auf einmal jemanden in einem vertraut reißerischem Ton rufen. Als ich nach unten schaute, sah ich ihn vor mir stehen. Ein großer schlanker Typ mit kurzem braunem Haar und rehbraunen Augen. Wie immer gut gekleidet und wohlwissend, dass er mit einem Wimpernschlag jede Frau haben könnte. Er war genau der Mann, den ich jetzt brauchte. Dennoch hatte ich nicht erwartet John an diesem Abend zu treffen. Ohne weiter darüber nachzudenken, sprang ich von der Bühne, direkt in seine Arme. Ich wusste, er würde mich auffangen. „Küss mich.“ nuschelte er in mein Ohr. Ich sah ihn mit herausfordernder Miene an „Nein. Küss DU mich.“ Er lachte „Du bist ganz die Alte.“ und legte seine Lippen auf meine. Pures Adrenalin schoss durch meine Adern. Es fühlte sich so richtig und endgültig an, obwohl ich genau wusste, dass es wieder nur ein Spiel zwischen uns war. Eine kleine Abhängigkeit, beiderseits, mit dem Wissen immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ganz instinktiv. Und danach wieder getrennte Wege zu gehen.

Patrick warf Tristan und Tatjana einen verwirrten Blick zu. „Ach, das ist normal.“ riefen sie wie aus einem Munde. „Oookay.“ murmelte er verwirrt und ließ es auf sich beruhen. John und ich begaben uns zu dem Tisch an dem er saß. Patrick begrüßte John mit einer halben Umarmung und bot ihm mit einer Handbewegung ein Glas an, welches John dankend annahm. Tristan und Tatjana waren nun tanzen und ich versuchte bei der lauten Musik etwas von dem Gespräch zwischen Patrick und John zu verstehen. Aber sie unterhielten sich nur über die Arbeit und ich verlor schnell das Interesse.

Die Musik wurde langsam immer besser und der Laden fing an sich zu füllen. Ich schaute auf die Uhr, es war kurz nach 1. Um diese Zeit wurde es früher immer unerträglich voll in der Disco und daran schien sich nichts geändert zu haben. Tatjana brachte die Erlösung. Sie fragte alle ob wir in die Innenstadt gehen wollen, um da weiter zu feiern. Wir stimmten zu und tranken die letzten Gläser auf dem Tablett aus. Ich nahm meine grüne Pullijacke, die ich zuvor auf die Bank gelegt hatte und ärgerte mich über den nassen Ärmel. Scheinbar war jemand mit seinem Glas nicht allzu vorsichtig gewesen. Ich zog sie an und bemerkte wie John meine Hand nahm. Wir gingen zusammen Richtung Ausgang, die anderen folgten dicht hinter uns. Wir kamen kaum durch die Partymassen hindurch, die sich entlang der Bar und der Tanzfläche fast schon stapelten. Stattdessen rempelten uns frisch angekommene Leute an, die tiefer in den Laden hinein wollten. Fast am Ausgang sah ich über meine Schulter und konnte die anderen nicht mehr entdecken.

Dann hörten wir auf einmal Schreie. Für einen kurzen Moment, der mir wie eine Ewigkeit vorkam, blieben alle um uns herum stehen und drehten sich um. Die Schreie schienen von der Tanzfläche herzukommen. Auf einmal fingen auch die Leute hinter uns an zu schreien und zu drängeln. John drückte meine Hand fester und zog mich vorwärts. Von überall her, fielen Leute gegen mich, schubsten oder traten mir auf die Füße. Ich versuchte sie mit meiner freien Hand von mir weg zu schieben und blieb nah bei John. Die Schreie im Hintergrund wurden schlimmer. Ich glaube keiner im vorderen Teil der Disco wusste was los ist, aber alle versuchten so schnell es geht heraus zu kommen. Panik brach aus. Wir erreichten die Tür und quetschten uns durch. Ich sah ein junges Mädchen, wie sie neben der Tür am Boden lag und die Leute über sie rüber trampelten. Ich wollte mich zu ihr runter beugen, aber John zog mich weiter nach draußen.

Als wir im Freien waren rannten wir nicht wie die anderen zur Straße. Stattdessen traten wir zur Seite, zu dem kleinen Häuschen der Security. Es war kein Türsteher dort, wahrscheinlich waren sie alle reingegangen um zu helfen. Wir schauten auf die Monitore der Überwachungskameras und einen Moment blieb mein Herz stehen. Auf vier der Monitore sah man nur nach draußen drängende Menschen, panisch, verzweifelt. Auf den anderen Beiden dachte ich erst, dort würde ein alter Zombie-Film laufen. Ein Dutzend oder mehr blutverschmierte Leute mit leeren Augen, bissen und zerfetzten jeden den sie zwischen die Finger bekamen. Zwei davon kauerten auf dem Boden vor der Bühne und aßen ihre Beute. Ich stand wie angewurzelt da und realisierte, dass es kein Film war. „Komm, wir müssen los. Wir müssen weg hier.“ John packte mich am Arm und wollte mich mitziehen, doch ich zeigte auf einen der Bildschirme, auf dem Patrick und Tristan zu sehen waren. „Da! Sie sind direkt an der Tür und kommen grade raus.“ Wir starrten zur Tür und sahen die Beiden. „Kommt her!“ rief ihnen John zu. „Was zum Teufel ist da drinnen los? Spinnen die jetzt alle.“ fragte Tristan. „Seht selbst.“ entgegnete ich ihm und deutete auf die Monitore. „Ach du heilige Scheiße...“ Nun wusste auch er nicht mehr, was er sagen sollte. „Wir müssen weg hier!“ John wurde ungeduldig, Angst lag in seiner Stimme. „Aber nicht ohne Tatjana, sie ist da noch irgendwo.“ Patrick suchte auf den Bildschirmen nach seiner Freundin. „Da!“ sagte ich und zeigte auf den Tresen der vorderen Bar. Tatjana war dort hinauf geklettert und traute sich scheinbar angesichts der panischen Menschenmasse nicht mehr herunter. Ich schaute mich kurz um. Auf dem Tisch neben mir lag ein Schlagstock, ich griff ihn mir und rannte zum Eingang. „Verdammt, warte. Nein!“ hörte ich Tristan hinter mir herrufen. Aber ich reagierte nicht. Ich wusste nur Tatjana war in Gefahr, wenn sie da oben blieb und ich musste ihr helfen.

Ich drängte mich zwischen die Menge um wieder in den Laden hereinzukommen. Ich war relativ wendig und schob mich einfach so durch. Heute kann ich nicht mehr genau sagen, wie ich das geschafft habe, es funktionierte einfach so. Von weitem rief ich Tatjana zu: „Komm her! Runter da und beeil dich. Wir müssen hier raus!“. Sie sah mich und hielt mir eine Hand entgegen, aber ich war noch zu weit entfernt. Ich kletterte auf ein Podest um einer sich an den Händen haltenden Gruppe aus dem Weg zu gehen. Von da oben sah ich sie. Die blutverschmierten Untoten oder was immer sie auch waren, hatten Tatjana da oben auf dem Tresen entdeckt und begaben sich in ihre Richtung. Sie waren nur einen Katzensprung weit entfernt von ihr. „Spring!“ rief ich ihr zu, doch sie hörte mich nicht. Sie hatte hatte die Kreaturen entdeckt und fing an zu schreien. Wie angewurzelt blieb sie einfach stehen. Ich drängte mich so schnell es ging zu ihr durch, kletterte auf einen Hocker und zog an ihrem Ärmel. „Spring!“ schrie ich. Einer griff nach ihrem Bein und hielt sie fest. Ich zog den Schlagstock aus meinem Gürtel und schlug auf die verfaulte Hand. Sie ließ los um gleich wieder zuzuschnappen. Aber Tatjana war endlich gesprungen. Die Kreaturen blieben hinter der Bar und griffen nach zwei ganz in weiß gekleideten Typen. Ihre Shirts waren innerhalb von wenigen Sekunden blutrot. Ich nahm Tatjanas Hand, so wie John zuvor meine nahm, drückte ganz fest und zog sie hinter mir her. Ich wusste nicht mehr was hinter uns passierte, ich schaute nur noch nach vorne und versuchte uns zwischen den anderen Leuten hindurch zu drängen. An der Tür sah ich das junge Mädchen wieder. Sie lag immer noch auf dem Boden, mittlerweile regungslos und blutverschmiert. Diesmal ging ich weiter, ohne darüber nachzudenken.

Als wir es endlich nach draußen geschafft hatten, suchten wir die Jungs. Sie standen nicht mehr an dem Security Häuschen. Von der Straße her hörten wir ein Hupen. „Kommt, steigt schnell ein.“ rief Patrick uns zu. Die hinteren Türen des Kombis standen offen, Tristan saß nervös am Steuer und drehte am Radio herum. Wir liefen zum Auto und stiegen ein. „Fahr los!“ schrie John und zog die Tür hinter sich zu.



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