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Last Desire 6

L x BB
von

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Gedächtnisverlust

Sie erreichten das Krankenhaus eine halbe Stunde später und trafen sich dann auch direkt mit Hester, die ihnen entgegenkam und sich selber über alle Maßen freute, dass Beyond aufwachte. Während sie die Gruppe begleitete, erklärte sie ihnen, dass er gerade wieder zu Bewusstsein kam, allerdings dürften sie ihn nur kurz besuchen, weil er noch Ruhe brauchte. Die Ärztin führte sie durch die Gänge in Richtung der Intensivstation, wo Beyond noch lag. Als sie das Zimmer betraten, sahen sie, dass der Seriemörder die Augen geöffnet hatte und zur Decke starrte. Er sah aus, als wäre er gerade erst aufgewacht und als sie das sahen, da brach Rumiko vor Erleichterung in Tränen aus, lief zu ihm hin und nahm ihn in den Arm. „Gott sei Dank, du bist wach! Beyond, wie geht es dir denn?“ Er blinzelte und wirkte etwas orientierungslos und verwirrt. Etwas langsam fragte er „Wo… wo bin ich denn?“ „Im Krankenhaus.“ Langsam drehte er den Kopf und sah sie an. Immer noch wirkte er etwas verwirrt und schien nicht ganz zu verstehen, was denn eigentlich los war und was passiert war. Rumiko jedenfalls konnte sich scheinbar gar nicht mehr beruhigen. Sie weinte hemmungslos und hielt dabei seine Hand fest. So erleichtert war sie, wieder seine Stimme zu hören und zu sehen, dass er tatsächlich lebte und wach war. Schließlich legte Jamie tröstend einen Arm um sie und sprach ihr beruhigend zu. Langsam trat schließlich L heran und hatte Mühe, seine Fassung zu wahren. Auch er hätte am liebsten vor Freude geweint und seinen Gefühlen genauso freien Lauf gelassen wie Rumiko, aber er konnte sich beherrschen. „Beyond, ich bin so froh, dass du lebst. Ich hatte wirklich Angst, dich für immer zu verlieren. Es tut mir Leid, dass das alles passiert ist. Das war alles nur meine Schuld.“ Etwas regte sich in Beyonds Augen. Kaum, dass er L sah, kehrte Leben in seine rubinroten Augen zurück und zuerst sah es danach aus, als würde er wieder gänzlich zu Sinnen kommen und sich erinnern, doch dem war nicht so. Obwohl er nach einem einwöchigen Koma aufgewacht war und zudem eine schwere Operation hinter sich hatte, sprang er regelrecht auf, drückte L aufs Bett und begann seine Hände um seinen Hals zu legen. Blanker Hass funkelte in seinen Augen und begann wie ein Feuer zu lodern. „DU VERDAMMTER DRECKSKERL!!! Ich bring dich um dafür, was du mir angetan hast. Du Mörder!!!“ schrie er und drückte immer weiter zu, mit der Absicht, ihn zu erwürgen. Sie alle waren so überrascht und erschrocken, dass sie erst gar nicht realisierten, was da gerade passierte. Es war einfach so plötzlich geschehen… Rumiko war die Erste, die reagierte und versuchte, Beyond von L wegzuzerren. „Beyond, beruhige dich doch! Hör auf! Du bringst ihn ja noch um. Lass den Scheiß und komm wieder…“ Sie versuchte so gut es ging, die beiden voneinander zu trennen, doch da wurde sie brutal weggestoßen und stürzte zu Boden. Jamie und Oliver eilten sofort zu ihr hin, um ihr zu helfen, während Andrew nun seinerseits versuchte, Beyond wegzuzerren und irgendwie zu verhindern, dass dieser L noch erwürgte. Aber es hatte keinen Sinn. Beyond war wie von Sinnen und reagierte auf rein gar nichts mehr. Und das ließ nur einen einzigen Schluss zu: er war wieder in seine andere Seite verfallen. Das Monster in ihm war erwacht und nun lief er komplett Amok. Während Andrew versuchte, L da irgendwie aus dieser Lage zu befreien, versuchten die anderen Rumiko zu helfen. Diese hatte das Gesicht vor Schmerz verzerrt. Sie atmete schwer und stöhnte, während sie eine Hand auf ihren Bauch presste. Irgendetwas stimmte da nicht und Jamie stand die Angst ins Gesicht geschrieben. „Ruby, was ist mit dir? Sag doch was.“ Doch sie brachte kaum ein Wort zustande, sondern schrie nur. Sofort war Hester zur Stelle und rief die Krankenschwestern. Gemeinsam brachten sie die Hochschwangere aus dem Zimmer, damit sie schnellstens medizinisch versorgt werden konnte. Jamie ging mit ihr mit und sagte zu Oliver „Du hilfst L und Andrew, ich bleibe bei Ruby.“ Und daraufhin kehrte der Hacker zurück und schaffte es gemeinsam mit Andrew, Beyond von L herunterzuzerren, der dann wieder halbwegs atmen konnte und erst mal nach Luft rang und husten musste. Doch selbst Andrew und Oliver waren nicht in der Lage, Beyond in den Griff zu bekommen. Alle beschwichtigenden Worte prallten einfach an ihm ab und schließlich bekam er eine Flasche in die Hand, zerbrach sie und ging mit dieser Waffe direkt auf die beiden zu. „Ich schlitz euch alle einzeln auf und verteile eure Eingeweide auf dem Boden!“ Er brach in ein wahnsinniges Gelächter aus und wollte Andrew angreifen, den er in seinem Zustand gar nicht wiedererkannte, doch sofort stellte sich Oliver schützend vor ihn und versuchte den Angriff abzuwehren. „Beyond, hör auf! Beruhige dich doch endlich, es will dir keiner etwas tun.“ Doch selbst Andrew schien nicht mehr in der Lage zu sein, seinen besten Freund zu beruhigen. Dieser war völlig durchgedreht und würde erst aufhören, wenn er sie alle umgebracht hatte. Wenn er dann überhaupt noch aufhören konnte. Dabei war es ihm doch früher immer gelungen, dieses rasende Monster zu besänftigen. Warum nur gelang es ihm denn jetzt nicht? Und wieso war es überhaupt wieder erwacht? Was war der Auslöser gewesen und wieso hatte er ausgerechnet L attackiert? L kam wieder auf die Beine, rang aber immer noch nach Luft und sah, wie der BB-Mörder dabei war, seinen besten Freund anzugreifen und ihn schlimmstenfalls zu töten. Er sah, wie Andrew verzweifelt versuchte, ihn wieder zu beruhigen, doch es klappte nicht. Und sogleich wurde er von dieser tiefen Angst ergriffen, die er bis jetzt immer erfolgreich verdrängt hatte. Nämlich die, dass nichts und niemand dieses Monster unterdrücken und Beyond damit wieder zur Vernunft bringen konnte. Und immer noch klangen diese Worte in seinem Hinterkopf. „L… sollte es jemals dazu kommen, dass ich mich gar nicht mehr unter Kontrolle bringen kann und die anderen in Gefahr bringe, dann müsst ihr mich töten, ja? Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn ich dir, Rumiko oder den anderen etwas antun würde.“ Nein, dachte er und seine Brust schnürte sich zusammen. Ich werde nicht zulassen, dass ich dich noch mal verliere. Ich werde dich wieder zu Verstand bringen und wenn ich dich dafür monatelang wieder in den Keller sperren muss! Ich werde dich nicht aufgeben! „BEYOND!“ rief er und als der Serienmörder sich zu ihm umdrehte, eilte er zu ihm hin und umarmte ihn. Er drückte ihn fest an sich und ließ nicht locker. „Ich werde nicht zulassen, dass du gänzlich zu einem Monster wirst, okay? Und wenn ich dich mit Gewalt dazu zwingen muss, ich lass dich nicht im Stich. Ich liebe dich und ich bin für dich da, das habe ich dir versprochen.“ Beyond versuchte noch erst, sich irgendwie zu befreien, aber er verlor immer mehr an Kraft und dann schwand dieser wahnsinnige Glanz in seinen Augen, seine Arme hingen schlaff nach unten, dann sank er zusammen. L atmete erleichtert durch, als er sah, dass Beyond sich wieder beruhigte und wandte sich an Andrew und Oliver. „Bei euch alles in Ordnung?“ „Ja, alles noch dran. Aber was zum Teufel ist bloß in ihn gefahren und wieso hat er dich plötzlich attackiert? Und warum nennt er dich einen Mörder?“ Doch da war L auch überfragt. Er wandte sich an Beyond, der wohl seine ganze Kraft eingebüßt hatte und durch seine frisch vernähten Wunden erheblich gebremst wurde. Mit einem schmerzverzerrten Gesicht presste er eine Hand auf seine Verletzung, die ihm das Leben gekostet hatte und schien wieder einigermaßen klar im Kopf zu sein. L hockte sich vor ihm hin und starrte ihn an. „Geht es dir besser? Was war denn gerade mit dir los?“ Er wollte eine Haarsträhne aus Beyonds Gesicht streichen, doch dieser schlug seine Hand weg und sah ihn hasserfüllt an und blanke Verachtung und Abscheu loderte in diesen Augen. Diesen Blick kannte L und umso mehr schmerzte es ihn, diesen Blick noch einmal sehen zu müssen. So hatte Beyond ihn angesehen, als sie damals vor neun Monaten aufeinandergetroffen waren. „Fass mich nicht an!“ warnte er ihn und das mit einer Stimme, die wirklich abschreckend sein konnte. Eine Stimme, die nichts als Kälte und Verbitterung und Verachtung in sich trug. „Fass mich nie wieder an, hörst du? Wenn du das nur ein Mal machst, dann bringe ich dich um.“

„Was redest du da für einen Schwachsinn, Beyond?“ rief Andrew, der nicht ganz begreifen konnte, was denn mit seinem besten Freund los war, doch Oliver hielt ihn zurück. Mit einem mordlustigen Funkeln in den Augen sah Beyond den Detektiv an und ballte seine Hände zu Fäusten. „Was zum Teufel hast du mit mir gemacht? Und wieso bin ich hier?“

„Jetzt bleib mal ruhig. Wir kriegen das schon gemeinsam hin.“ Doch sofort packte Beyond ihn wieder an der Kehle und drückte zu. „Du wagst es allen Ernstes, mir mit so was zu kommen, nachdem du mir mein ganzes Leben zerstört hast? Reicht es dir nicht schon, wenn du mir alles genommen hast, was mir wichtig war? Reicht es dir denn nicht, dass du mich bereits so gedemütigt und den einzigen Menschen in den Tod getrieben hast, den ich liebe? Du verdammter Bastard hast A auf dem Gewissen und dafür bringe ich dich um.“ So war das also. Jetzt endlich wurde L alles klar und nun verstand er auch diese heftige Reaktion von Beyond bei seinem Anblick. Er leidet an Amnesie. Er kann sich an nichts mehr erinnern, was in den letzten neun Monaten passiert ist. Deshalb glaubt er noch, wir wären verfeindet und Andrew sei tot. Aber wieso kann er sich nicht erinnern? Ist es, weil der Gedankenschaltkreis noch nicht hundertprozentig eingestellt ist und es ein Problem sein könnte, welches noch behoben werden musste? „Beyond, jetzt beruhige dich erst mal und lass mich die Sache erklären.“

„Da gibt es nichts zu erklären und ich habe auch keine Lust, mir deine fadenscheinigen Lügen anzuhören.“

„Ich will dir keine Lügen erzählen. Beyond, du hast eine Amnesie und erinnerst dich nicht mehr. Andrew ist gar nicht tot, er ist am leben und wir beide haben unsere Differenzen längst beigelegt und wir leben zusammen. Bitte beruhige dich erst einmal und lass mich alles erklären.“ Doch Beyond schüttelte nur den Kopf und wollte das gar nicht hören. Es war auch in dieser Situation unmöglich für ihn, das zu glauben. „Ehrlich L, ich hätte wirklich eine bessere Lüge von dir erwartet. Als würde ich freiwillig jemals mit einem so herzlosen und arroganten Dreckskerl wie dir zusammen sein. Und ich war selbst dabei gewesen, als mein bester Freund vom Dach gesprungen ist. Ich habe seine Leiche gesehen, also hör auf, mir etwas anderes sagen zu wollen.“

„Aber es stimmt doch. Beyond, sieh mich an. Ich bin es: Andy, dein bester Freund.“ Beyond sah zu ihm auf und durch sein Shinigami-Augenlicht konnte er eigentlich sehen, dass es tatsächlich Andrew Asylum war, der da etwas weiter weg stand. Doch er verstand es einfach nicht. Sein Augenlicht sagte ihm, dass es ganz eindeutig Andrew war, aber wie war das möglich? Er erinnerte sich doch fest daran, dass dieser gestorben war und Tote konnten nicht wieder zum Leben erwachen. Das war einfach unmöglich und vor allem war dieser Mensch da ganz anders als der A, an den er sich erinnern konnte. Sein bester Freund war schwer depressiv, äußerst sensibel, still und unsicher, aber dieser da wirkte so selbstsicher und entschlossen. Das war nie und nimmer der Andrew Asylum, den er damals kannte, auch wenn sie beide die gleichen grünen Augen und dieselben dunkelroten Haare hatten. Die beiden hatten einfach nichts gemeinsam. Und überhaupt: wieso sollte er mit L zusammenleben, wenn er ihn doch so hasste und ihn am liebsten umbringen würde? Das alles machte keinen Sinn. Ein rasender Schmerz durchzuckte seinen Kopf und ihm wurde mit einem Mal schwarz vor Augen. Er verlor die Kontrolle über seinen Körper und versank in eine tiefe schwarze Finsternis. Und irgendwo aus dieser Tiefe rief da unaufhörlich diese Stimme. Eine leise vertraut klingende Stimme, die immerzu „Komm her…“ sprach und vor der er sich instinktiv fürchtete. Wer bist du, hätte er am liebsten gefragt, doch dazu war er nicht mehr in der Lage. Wer bist du und wieso rufst du mich?
 

„Komm her und ich werde sie dir zeigen… die Wahrheit…“
 

Welche Wahrheit?
 

„Die Wahrheit darüber, wer du wirklich bist.“
 

Vorsichtig legten L und Oliver den ohnmächtig gewordenen Beyond aufs Bett und tauschten nachdenkliche Blicke aus. Dann schließlich fragte der Detektiv „Wieso kann er sich nicht mehr erinnern, was in den letzten neun Monaten passiert ist?“ Auch da musste Oliver überlegen, denn er kannte sich mit der neuen Gedankenschaltkreistechnologie noch nicht ganz so gut aus, da war Andrew der bessere Ansprechpartner, also wandte man sich mit der Frage an ihn. Auch er war verwundert darüber und vermutete „Wahrscheinlich liegt es an einer Einstellung, dass er Gedächtnisstörungen hat. Das ist bei mir auch schon mal aufgetreten, als ich aus dem Koma aufgewacht bin. Aber was mich verwundert ist, dass ich es nicht geschafft habe, ihn wieder zu beruhigen, aber dafür du, L. Ich meine, er hat doch gesagt, dass er dich hasst und mich noch lieben würde, weil er sich ja nicht mehr erinnern kann, was nach der Konfrontation mit Jeremiel passiert ist. Aber… Beyond hat doch immer die Fassung zurückgewinnen können, wenn ich bei ihm war, weil er mich geliebt hat. Und Anscheinend ist es das, was bei ihm tatsächlich wirkt. Und weil er mich nicht mehr liebt, bin ich anscheinend nicht mehr in der Lage, ihn in den Griff zu bekommen.“

„Ja aber er erinnert sich doch nicht und hätte mich am liebsten umgebracht, weil er mich hasst.“

„Aber er hat dich doch schon damals geliebt, als er dich im Waisenhaus gesehen hat. Deshalb konntest du ihn damals auch beruhigen, als er bei dir im Keller war und ihr noch Feinde ward. Ich glaube, dass tief in seinem Herzen noch Gefühle für dich existieren und er mich auch nicht mehr liebt, auch wenn er sich das Gegenteil einredet. Lassen wir ihn erst einmal wieder ein wenig zur Ruhe kommen.“ Auch wenn es sich vielleicht nur um eine kleine Macke am Gedankenschaltkreis handeln konnte, tat es L doch im Herzen weh, dass Beyond ihm so etwas gesagt hatte und ihn am liebsten fast umgebracht hätte. Er war so unendlich froh gewesen, dass er lebte und jetzt das. Was, wenn sich Beyond nie wieder erinnern würde? „Was glaubt ihr? Wird Beyond sich jemals wieder erinnern können?“

„Das lässt sich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Die Amnesie könnte von der Einstellung des Schaltkreises herkommen, oder aber es handelt sich um eine durch den Unfall bedingte Amnesie. Auch das wäre möglich. Wir müssten uns das gleich mal ansehen, dann wird sich das klären.“ Wenig später kam Hester wieder zurück, die ein klein wenig gehetzt war und sich bis gerade eben noch um Rumiko gekümmert hatte, die durch die ganze Aufregung und den Sturz starke Schmerzen erlitten hatte. Besorgt fragten die anderen, wie es ihr denn inzwischen ging, aber Hester konnte zum Glück Entwarnung geben. „Es ist nichts Ernstes gewesen. Glücklicherweise ist sie günstig gestürzt, sodass es den Zwillingen gut geht. Ich werde sie aber trotzdem noch zwei Tage zur Beobachtung hier behalten, nur um sicherzugehen. Ihr Mann Jamie bleibt noch bei ihr.“ Große Erleichterung bei den anderen. Insbesondere L atmete auf, denn als er gesehen hatte, dass Rumiko plötzlich starke Schmerzen hatte, da hatte er wirklich befürchtet, sie könnte die Kinder verlieren. „Und die Schmerzen?“ „Durch die Aufregung können frühzeitige Wehen eintreten. Das ist nicht ungewöhnlich bei Hochschwangeren. Zwar hat sich ihr Zustand recht schnell wieder stabilisiert, aber vermutlich wird es in den nächsten zwei oder drei Tagen soweit sein.“ Na super. Wirklich ein gutes Timing für eine Zwillingsgeburt, wenn es auch noch mit Beyond Probleme gab. Aber daran ließ sich ja leider nichts ändern. Wenn es soweit war, dann war es eben so und Rumiko konnte ja nun wirklich nichts dafür. Aber wenigstens war sie bei Hester in den allerbesten Händen und solange sie im Krankenhaus unter Beobachtung blieb, konnte ihr ja nichts passieren. „Also gut. Wenn irgendetwas sein sollte, dann sag uns Bescheid. Wir kümmern uns derweil um Beyond.“

„Was ist denn jetzt mit ihm? Wisst ihr schon etwas?“

„Er hat eine Amnesie und kann sich anscheinend an rein gar nichts mehr erinnern, was in den letzten neun Monaten gewesen ist. Fraglich ist aber, ob diese Gedächtnislücke jetzt vom Chip oder vom Unfall herrührt. Andrew, könnten wir sein Gedächtnis irgendwie wiederherstellen?“ Tatsächlich hatte der 25-jährige Engländer schon eine Idee und suchte sogleich nach. Er öffnete einige Programme auf seinem Laptop und geriet zwischendurch ins Grübeln. „Also es könnte sein, dass der Hippocampus nicht richtig mit Energie versorgt wird. Dadurch können einige Fehler auftreten, was das Gedächtnis betrifft. Auch emotionale Störungen wären dann erklärbar, weil im limbischen System auch Gefühle wie Angst entstehen, näher gesagt in der Amygdala. Dort und auch in anderen Gehirnregionen hat auch Jeremiel erhebliche Schäden. Ich habe mich sehr intensiv mit der Neurologie beschäftigt, damit ich Hester helfen konnte, den GSK bei Beyond einzusetzen. So konnte ich auch herausfinden, dass Jeremiel am Urbach-Wiethe-Syndrom leidet. Also nun ja, da im Hippocampus die Erinnerungen gespeichert sind, dürfte es kein Problem sein, etwas mehr Energie in dieses Areal zu senden und damit die Erinnerungen wieder wachzurufen. Und gleichzeitig könnte ich dann auch versuchen, einen Weg zu finden, diese Störung in den Griff zu bekommen und den Chip zu nutzen, um Beyonds aggressive Persönlichkeit gänzlich zu unterdrücken. Das wäre jedenfalls mein Plan und ich denke, es wäre einen Versuch wert. Aber nach der heftigen Aufregung würde ich jetzt eher sagen, dass Beyond sich noch etwas ausruht, bevor er wieder durchdreht und dann schlimmstenfalls noch seine Wunden aufreißen. Wenn seine Hirnaktivitäten zu stark sind, könnte eine Veränderung dazu führen, dass er vielleicht noch Schäden davonträgt. Versuchen wir erst mal so in Ruhe mit ihm zu reden. Es bringt nichts, wenn wir ihn mit Gewalt zu allem zwingen und ich würde gerne noch beobachten, ob noch andere Hirnareale betroffen sind. Schlimmstenfalls ist nicht nur sein Erinnerungsvermögen beeinträchtigt, sondern auch sein Denkvermögen. Ich würde ihn erst näher untersuchen wollen, bevor ich irgendetwas leichtfertig ändere und damit vielleicht noch riskiere, dass irgendwo anders ein Problem auftreten könnte. Schlimmstenfalls könnte es dazu führen, dass noch einige Fehler im Motorcortex auftreten könnten. So hätten wir eine komplette Fehleranalyse und ich könnte diese dann beheben.“ L nickte bedächtig und war neugierig. Er guckte Andrew über die Schulter und fragte „Und du hast Näheres zu Sams Krankheit herausfinden können?“

„Ich bin eher zufällig darauf gestoßen. Es gab eine Frau, die durch einen Defekt in der Amygdala nicht in der Lage war, Angst zu empfinden. Also habe ich mich näher damit beschäftigt und bin schließlich auf das Urbach-Wiethe-Syndrom gestoßen. Es ist ein extrem seltener vererbbarer genetischer Defekt, der zu Störungen im limbischen System führen kann, wodurch die Betroffenen entweder nur eingeschränkt oder überhaupt gar nicht erst fähig sind, Gefühle zu empfinden und zu verstehen und sie haben erhebliche Schwierigkeiten mit der Gesichtsmimik. Dieses Krankheitsbild passt eigentlich genau zu ihm und wer weiß: vielleicht könnte man diesen Defekt beheben, wenn man auch ihm einen elektrischen Gedankenschaltkreis einsetzt. Das ist nur so eine Theorie von mir, aber es könnte vielleicht funktionieren. Stellt sich dann für mich aber die Frage: wenn Eva tatsächlich in der Lage sein sollte, ihm Gefühle zu geben, wie will sie das anstellen? Ist sie vielleicht fähig dazu, unser Gehirn zu verändern und uns damit nach ihrem Willen zu formen? Wenn man bedenkt, dass wir erst durch unser Hirn erst wir selbst sind, wird mir ganz anders bei dem Gedanken, dass vielleicht jemand dazu in der Lage ist, es zu steuern oder zu verändern. Woher wollen wir dann noch wissen, dass wir wirklich wir selbst sind und nicht schon längst von Eva beeinflusst werden? Was ist Realität und was ist Fiktion? Jemand sagte mal, dass die Realität nichts Weiteres ist als eine Fiktion von uns. Denn unser Gehirn kann nicht zwischen Fantasie und Realität unterscheiden, es kann sich täuschen lassen. Deshalb wachen wir manchmal mit rasendem Herzen schweißgebadet und noch voller Angst aus unseren Alpträumen auf, weil das Gehirn den Unterschied nicht kennt, was wirklich passiert und was nicht. Darum gibt es eigentlich keine Realität und auch keine Fiktion.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-10-20T07:30:43+00:00 20.10.2014 09:30
Wow ein echt tolles Kapitel^^
Ich freue mich schon wenn es weiter geht.


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