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Last Desire 5

L x BB
von

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Familie

Am nächsten Morgen trafen sie sich alle zum Frühstück. Oliver hatte sich die Freiheit genommen, alles vorzubereiten und steckte alle mit seiner typischen guten Laune an, während Andrew noch etwas Schlaf nachholte, da seine Nacht recht kurz war. Beyond hatte den Laptop geholt und unterhielt sich mit Rumiko über Webcam. Diese schien sichtlich Spaß zu haben, trotz der Tatsache, dass sie kaum ihre Unterkunft verlassen durfte und meist auf Schritt und Tritt von Soldaten begleitet wurde. Aber sie sah es positiv. „Zumindest komme ich in den Genuss, echt heiße Soldaten an meiner Seite zu haben und ehrlich gesagt schwebt mir schon die nächste Romanze vor. Hey, was hältst du von der Idee: Ein an der Front kämpfender Soldat wird von einer Rebellengruppe gefangen genommen und verliebt sich in den Anführer. Ist das nicht heiß? Fast genauso eine heiße verbotene Romanze wie zwischen dir und L.“ Da sie nicht wusste, dass alle anderen auch mithörten, war es umso peinlicher für L. Oliver brach in lautes Gelächter aus und konnte sich kaum einkriegen, L verschluckte sich fast an seinem Kaffee und Watari sagte rein gar nichts dazu. Aber das Schmunzeln ließ sich bei ihm nur schwer übersehen. Beyond seufzte und schüttelte den Kopf. „Echt Mann, Rumi. Du hast zu viele Yaois gelesen, weißt du das? Hinterher wünschst du dir noch, du wärst selbst ein Kerl, nur damit du schwul sein kannst, oder?“

„Würde ich mir ehrlich gesagt tatsächlich wünschen. Aber dann würde ich doch nicht Mutter werden können. Und diese zwei Rabauken will ich nur ungern gegen einen Penis eintauschen. Auch wenn ich dann andererseits nicht mehr dieses monatliche Frauenproblem hätte…“

„Ähm Rumi, dir ist aber schon klar, dass alle anderen gerade mithören, oder?“

„… Ups…“ Oliver, der vor lauter Lachen schon keine Luft mehr bekam, kippte fast vom Stuhl und bekam sogar Tränen in den Augen. „Ach Mensch Beyond, deine Schwester ist echt der Oberhammer.“ Nun war selbst Rumiko verlegen und wurde rot im Gesicht. „Warum sagst du mir das nicht vorher, du Blödmann? Wer ist denn noch alles hier?“

„Na L, Oliver, ich und der alte Zausel.“

„Naja, dann ist es ja nicht ganz so schlimm. Aber könntest du wenigstens etwas höflicher sein und Watari nicht immer einen alten Zausel, einen Tattergreis oder einen alten Knacker nennen?“

„Er weiß, was er getan hat und er beschwert sich ja eh nicht. Und überhaupt, du bist nicht meine Mutter.“

„Pass auf was du sagst, oder ich komme zu dir rüber und dann leg ich richtig los.“ Doch da kam schon Jamie herbei und konnte seine Frau beruhigen. Rumiko war momentan noch schlimmer drauf, was aber auch daran lag, weil sie wegen ihrer bevorstehenden Geburt irgendwie ununterbrochen unter Strom stand und sie sich vor allem deshalb so aufregte, weil sie erstens nicht mehr in ihre Kleider reinpasste und ihre Absatzschuhe auch vergessen konnte, dann kamen ihre Stimmungsschwankungen hinzu und sie war bei weitem nicht mehr so mobil wie sonst und wurde von allen wie ein rohes Ei behandelt. Eigentlich auch zu Recht, denn immerhin war sie schon im neunten Monat, da konnte es sich nur noch um Tage handeln, bis die Zwillinge zur Welt kamen. Beyond räusperte sich und fragte „Und wie fühlst du dich sonst?“ „Hervorragend! Ich hab quasi das Rundum-Sorglos-Paket gekriegt und bis jetzt scheint auch alles ruhig zu sein. Die beiden Kleinen treten aber zwischendurch ganz schön ordentlich, wobei ich dann manchmal echt denke, die spielen in meiner Gebärmutter Fußball! Ich hoffe nur, ich muss nicht allzu lange hier bleiben. Zwar kümmern die sich gut um uns, aber ehrlich gesagt bezweifle ich, dass diese strammen Jungs in der Lage sind, ordentliche Geburtshilfe zu leisten, wenn es plötzlich schon soweit sein sollte und der Arzt gerade nicht in der Nähe ist. Die meisten stehen mit Sicherheit noch unter Welpenschutz!“

„Ähm Ruby, die können dich hören.“

„Ach Gottchen. Sorry Jungs, war nicht so gemeint!“ Na Hauptsache, es ging ihr und den Zwillingen gut und sie hatte dort jede Hilfe, die sie kriegen konnte. „Keine Bange, Bruderherz. Wenn es soweit ist, rufe ich euch gleich sofort an, versprochen! Pass mir ja gut auf L auf und sei wenigstens ein bisschen netter zu Watari, ja?“ Beyond verabschiedete sich von ihr und klappte dann den Laptop zu. Immer noch bekam Oliver dieses Grinsen nicht aus dem Gesicht und lachte. „Beyond, deine Schwester ist echt die Beste. Hätte nicht gedacht, dass die berühmte „Mama Ruby“ auch im Privatleben so eine Marke ist.“ Sie hat eindeutig zu viele Schwulenbekanntschaften, dachte sich L und trank seinen Zuckerkaffee. Daher hat sie auch kaum Hemmungen, über solch intime Sachen zu sprechen. In der Hinsicht ist sie fast genauso schlimm wie Beyond und Oliver. Langsam frage ich mich, ob ich der einzig Normale hier bin. Wobei… Andrew scheint ja zum Glück auch nicht ganz so durchgeknallt zu sein. Schließlich, als sie sich gestärkt hatten und Andrew ein wenig Schlaf nachgeholt hatte, fanden sie sich im Arbeitszimmer zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. „Also so wie sich herausgestellt hat, scheinen sich Clear und Sam jetzt gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Das könnten wir zu unserem Vorteil nutzen, um sie gegeneinander auszuspielen. Was wir brauchen, ist ein Plan, um sie zu einem Ort zu locken und dann im geeigneten Augenblick festzunehmen.“

„Ich könnte doch den Köder spielen“, bot Beyond kurzerhand an und hatte damit genau das getan, was L bereits befürchtet hatte. Zugegeben, es war die naheliegendste Lösung von allen, aber trotzdem war ihm überhaupt nicht wohl dabei, dass Beyond sich schon wieder einem solchen Risiko aussetzte. Immerhin hatte das beim letzten Mal zur Katastrophe geführt. „Beyond, ich weiß nicht, ob das wirklich…“ „Jetzt versuch mal objektiv zu denken, L“, unterbrach ihn der Serienmörder und erklärte „Die beiden sind hinter mir her, das ist Fakt. Euch werden sie sofort töten, aber mich wollen sie lebend. Sam will mich für seine perversen Verhaltensstudien und Clear will mich zu seinem Spielzeug machen. Okay, ich kann auf beides verzichten. Aber wie wollen wir sie sonst aus dem Versteck locken, wenn ich nicht als Köder vor ihrer Nase herumtanze? Sam ist nicht dumm und er wird unsere Tricks sofort durchschauen und Clear wird alles sofort in die Luft jagen. Die beiden sind hochintelligent, aber Clear ist geisteskrank und Sam hat eine entscheidende Schwäche: er kann keine unserer Schachzüge durchschauen, die emotional geprägt sind, weil er von so etwas keine Ahnung hat. Und Fakt ist, dass diese Köder-Aktion auf dem ersten Blick absolut schwachsinnig ist, weil es ja der gleiche Fehler ist, den ich wieder begehe. Aber es ist die beste Methode, damit wir nicht noch einem Bombenattentat oder Sams Talent als Scharfschütze zum Opfer fallen, bevor wie sie zuerst gefunden haben. Wenn ich mich von einem von ihnen gefangen nehmen lasse, wird der andere automatisch versuchen, mich dem anderen wieder wegzunehmen. In der Hinsicht sind sie dann wie kleine Kinder, die sich um ihr Lieblingsspielzeug zanken, bis sie sich gegenseitig die Schädel eingeschlagen haben, wenn man sie nicht rechtzeitig auseinander bringt.“ Trotzdem war L nicht begeistert, dass sich Beyond erneut in solche Gefahr begab. Er hatte einfach Angst, dass Sam oder Clear ihn wieder so grausam zurichten würden wie damals, als sie ihn entführt hatten, nachdem sich Beyond ihnen im Alleingang gestellt hatte. Doch dann nahm Andrew seine Armbanduhr ab und gab sie seinem alten Freund. „Die Uhr hier hat einen eingebauten Sender. Olli hat sie mir gegeben, falls etwas mit dem GSK ist, oder wenn ich in Schwierigkeiten stecken sollte. Die Uhr ist alle Male unauffälliger und der Sender lässt sich einfacher aktivieren. Du drückst zwei Mal hintereinander das Glas auf der Uhr herunter, dann wird ein Signal an Ollis Handy gesendet, woraufhin wir dich genau orten können. Wir werden dich die ganze Zeit im Auge behalten und wenn dich einer der beiden schnappt, werden wir gleichzeitig eine Fährte auslegen, falls der andere noch nichts merken sollte. Je schneller die beiden aufeinandertreffen und sich gegenseitig an die Gurgel gehen, desto besser. Dann haben sie wenigstens nicht genügend Zeit, um sich auf dich zu konzentrieren, Beyond. Da wir die öffentlichen Kameras angezapft haben und auch auf die Satelliten zugreifen können, können wir dich die ganze Zeit im Auge behalten und dich dann sofort rausholen, wenn es zu gefährlich wird.“ Beyond nahm die Uhr entgegen und sah sogleich die Widmung auf der Rückseite. Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er die Liebesbotschaft las. „Ihr beide seid ja echte Romantiker.“ „Kann ja nicht jeder so ein schräger Kauz sein, so wie du oder L.“ Beyond legte die Uhr an und gemeinsam sprachen sie noch die Einzelheiten des Plans ab, um auch auf alle möglichen Eventualitäten vorbereitet zu sein. Es war schon schlimm genug, dass sich Beyond in Gefahr begeben musste, da musste er sich auch nicht länger als nötig bei Clear und Sam aufhalten müssen. Und außerdem wussten sie alle, dass Rumiko ihnen eigenhändig den Kopf abreißen würde, wenn sie Beyond nicht wohlbehalten und an einem Stück wieder vorfand. Zwar war sie für gewöhnlich ein sehr liebevoller Mensch, aber sie konnte in der Hinsicht wirklich mordsgefährlich werden. Dennoch hatte L so insgeheim seine Sorge und legte Beyond noch mal ans Herz, dass dieser bloß nicht den Helden spielen sollte. Der Serienmörder lächelte und erklärte „Ich spiele niemals den Helden, das weißt du doch. Das ist dein Job, nicht meiner. Ihr werdet mich die ganze Zeit über im Auge behalten und wenn die beiden aufeinandertreffen und sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, betätige ich den Sender. Höchstwahrscheinlich wird Sam mir irgendwie wieder so einen bescheuerten Betäubungsfall reindrücken und Clear wird mir wahrscheinlich eins über die Rübe ziehen. Auf beides bin ich nicht sonderlich scharf, aber ich dürfte es auf jeden Fall hinkriegen, noch schnell genug den Sender zu betätigen. Der Rest liegt bei euch, klar? Ich verlasse mich auf euch!“ Damit bereiteten sie sich vor und Beyond nahm noch eine Pistole für den absoluten Notfall mit, sollte die Situation endgültig eskalieren. L ging schließlich ins Arbeitszimmer, um die Monitore zu überwachen, da kam kurz darauf Watari herein. „L, bedrückt Sie irgendetwas?“ fragte er und trat näher. L sah ihn nicht an und schwieg eine Weile, bevor er antwortete. „Ich habe irgendwie so ein ungutes Gefühl, Watari. Als würde irgendetwas Schreckliches passieren.“

„Sie müssen Vertrauen in die anderen haben, L. Es stimmt schon, dass Beyond alleine keine Chance gegen die beiden hat, aber eben deshalb ist es wichtig, auch auf die Stärken der anderen zu vertrauen.“

„Das weiß ich ja. Und es ist nicht so, dass ich unbedingt an Olivers und Andrews Fähigkeiten zweifle. Aber ich habe Sorge, dass es wieder passieren wird.“ Hier runzelte der alte Mann die Stirn und fragte „Was wird wieder passieren?“

„Erinnern Sie sich noch daran, als meine Mutter mich weggegeben hat? An dem Tag, als es geschneit hat und ich in der Ferne die Glocken der Kapelle gehört habe? Sie sagte, sie würde zurückkommen und mich abholen, aber ich wusste genau, dass sie nicht wiederkommen würde. Und irgendwie habe ich das ungute Gefühl, dass es wieder passieren wird und ich einen von ihnen nicht retten kann. Genau das bereitet mir Sorgen, Watari. Ich weiß, dass es manchmal unvermeidlich ist und wenn von Menschen die Lebenszeit abgelaufen ist, dann ist das nun mal so und dann kann man auch nichts dagegen tun. Das ist leider so, auch wenn die Realität echt hart und grausam ist. Aber trotzdem habe ich Angst.“ L senkte den Kopf und tröstend legte Watari ihm eine Hand auf die Schulter. „L, die Angst davor, einen geliebten Menschen zu verlieren, ist ganz natürlich und es verlangt auch niemand von Ihnen, dass Sie alle Ängste ablegen. Ich kann Ihnen auch keinen anderen Rat geben. Wissen Sie, als ich Fredericas Stimme vor 20 Jahren das letzte Mal hörte, da sagte sie zu mir, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun werde, damit ihre Familie ihr Glück findet. Ich weiß nicht, wie es ihr geht und ob sie überhaupt noch die Kraft aufbringen kann, sich selber zu befreien, aber ich habe es im Gefühl, dass sie den kleinen Jungen von damals nicht vergessen hat, dem sie das Leben geschenkt hat.“ Wollte Watari etwa damit sagen, dass es eventuell sein könnte, dass Frederica ihnen helfen würde? Naja, so ganz wollte L nicht wirklich darauf vertrauen. Immerhin hätte Frederica diesen Dr. Brown doch schon längst töten können und außerdem durchschaute L auch noch nicht so wirklich, was sie eigentlich vorhatte und was sie im Schilde führte. Warum blieb sie freiwillig bei Dr. Brown, wieso hatte sie ihm zur Flucht verholfen und was sollte es bedeuten, dass sie auf jemanden wartete, der ihre Hilfe brauchte? Irgendwie schien dieses mysteriöse Mädchen mehr zu wissen, als sie zugeben wollte und so ganz traute er der Sache nicht. Solange er nicht wusste, was Frederica mit ihren Aktionen bezweckte und welche Rolle Andrew und die anderen spielten, wollte er sich lieber nicht auf sie verlassen. Sonst konnte das schlimmstenfalls noch ganz böse enden. Und er wollte das Leben der anderen nicht unnötig aufs Spiel setzen. „Egal was nötig ist, ich werde Sam und Clear hinter Gittern bringen. Und dann werde ich herausfinden, was Sam oder besser gesagt Jeremiel mit meiner Familie zu tun hat und wer er wirklich ist. Er hat alles getan, um die Spuren zu seiner Vergangenheit zu verwischen, das hat er sicherlich nicht grundlos getan. Ich werde meine Antworten bekommen und dann wird sich zeigen, ob Beyond nicht vielleicht Recht hat und Sam Leens in Wahrheit mein Halbbruder sein könnte. Oder aber Frederica hat ihn ohne das Wissen von Ihnen und meiner Familie gerettet. Das kann auch sein. Aber solange ich ihn nicht stelle, werde ich die Antwort niemals bekommen. Mich ärgert es nur, dass ich ausgerechnet Beyond als Köder benutzen muss, wo er doch schon genug mit den beiden durchgemacht hat. Ich hoffe nur, er steht das durch und wir sind rechtzeitig genug da, um ihn rauszuholen, bevor die beiden ihm wieder etwas antun können. Aber eine persönliche Frage müssen Sie mir noch beantworten, Watari.“ „Natürlich, wenn ich es denn kann. Was wollen Sie wissen?“

„Wie waren meine Eltern? Was waren sie denn überhaupt für Menschen?“ Als er diese Frage hörte, lächelte Watari traurig und etwas Melancholisches lag in seinen Augen, als er sich an damals zurückerinnerte. „Sie waren sehr herzensgute Menschen. Nastasja besaß den gleichen unbestechlichen Gerechtigkeitssinn wie Sie und konnte genauso sturköpfig und eigensinnig sein und lebte nach ihren eigenen Regeln. Aber sie war auch ein sehr liebevoller Mensch und eine wunderbare Mutter. Sie hat sich nie von irgendwelchen Gefahren abschrecken lassen und nicht eine Sekunde gezögert, als sie Frederica nach England gebracht hatte. Und sie hat sich von mir und Henry auch nichts sagen lassen. Ähnlich, wie Sie sich nichts sagen ließen, als wir Sie vor Beyond gewarnt haben. Äußerlich aber kommen Sie ganz nach Ihrem Vater Henry. Von Ihm haben Sie auch das ruhige und ausgeglichene Wesen geerbt, während Nastasja manchmal das Temperament von Rumiko haben konnte. Und er besaß eine Engelsgeduld mit Nastasja, wenn ihre Laune mal mit ihr durchging. Sie müssen wissen, Nastasjas Mutter war Italienerin und da hatte sie auch ein wenig italienisches Temperament geerbt.“

„Stimmt. Soweit ich mich recht erinnere, sagten Sie mal, ich hätte russische, italienische, englische und japanische Wurzeln.“

„Genau. Ihre Mutter war Russin, Ihre Großmutter mütterlicherseits war Italienerin. Henry war Engländer und hatte einen japanischstämmigen Vater.“

„Sieht man mir irgendwie nicht sonderlich an.“

„Nun, Henry kam auch eher nach seiner Mutter. Aber ich erkenne da auch gewisse Ähnlichkeiten mit Frederica.“ Hier war L natürlich neugierig und fragte sofort nach, was er denn mit Frederica gemeinsam habe. Der alte Mann erklärte es ihm. „Sie besitzen die gleiche aufrichtige und bedingungslose Liebe wie sie. Und Sie teilen die gleiche Angst davor, genau das zu verlieren, was Sie lieben.“ Schließlich holte Watari aus einer Innentasche seines Jacketts ein Foto heraus und reichte es L. Es zeigte eine hübsche blonde Frau, die einen Laborkittel trug und rehbraune Augen hatte und die voller Stolz ein kleines Baby im Arm hielt. Neben ihr stand ein Mann, der tatsächlich L wie aus dem Gesicht geschnitten war, allerdings hatte er keine Augenringe. Er hielt ein Mädchen an der Hand, welches sehr langes weißes Haar, kreidebleiche Haut und rot leuchtende Augen hatte. Ganz markant war hier der goldene Ring in ihrer linken Iris. Sie grinste fröhlich in die Kamera und sah sehr glücklich aus. Das waren also seine Eltern, zusammen mit ihm als Baby und Frederica, die ihm das Leben geschenkt hatte. Das war… seine Familie. „Sie haben Recht. Äußerlich komme ich tatsächlich ganz nach meinem Vater. Aber wieso kann ich mich nicht an diese Frederica erinnern?“ „Sie waren damals noch so klein gewesen, da funktioniert das Erinnerungsvermögen noch nicht sehr gut. Aber ich kann Ihnen sagen, dass Frederica fast jeden Tag mit Ihnen gespielt hat und immer, wenn Sie geweint haben, da hat sie Ihnen ein Lied vorgesungen, wenn Ihre Mutter nicht da war. Frederica hat Sie auch oft ihren „kleinen Bruder“ genannt.“ Offenbar schien Frederica sich sehr um ihn gekümmert und ihn auch sehr geliebt zu haben. Aber warum nur konnte er sich nicht an sie erinnern? Sie hatte ihm das Leben ermöglicht und sie hatte Andrew zur Flucht verholfen… Und sie befand sich seit zwanzig Jahren in Gefangenschaft und wurde mit großer Wahrscheinlichkeit grausamen Experimenten ausgesetzt. „Watari, wenn die Sache mit Sam und Clear durchgestanden ist, dann werde ich mich auf die Suche nach Frederica machen und sie von Dr. Brown wegholen. Und ihn werde ich höchstpersönlich zur Rechenschaft ziehen, so viel steht fest.“ „Frederica würde sicher wollen, dass Sie sich zuerst um Beyond und die anderen kümmern. Sie ist stark und sie wird sich sicher was dabei gedacht haben, als sie sich gefangen nehmen ließ.“ Damit ließ Watari ihn alleine, um den anderen bei den Vorbereitungen behilflich zu sein. L blieb noch eine Weile vor den Bildschirmen sitzen und versuchte sich zu sammeln und die einzelnen Schritte des Plans noch mal durchzugehen und welche Szenarien alle zutreffen könnten. Auch wog er ab, in welchem Fall Beyond die größeren Chancen hätte, wenn er entweder von Clear oder von Sam erwischt wurde. Nun, bei Sam hatten sie den Vorteil, dass er nicht alles gleich in die Luft jagen würde. Er würde seine Flucht viel unauffälliger gestalten und mehr Wert darauf legen, schnellstens unterzutauchen. Das wäre aus seiner Sicht die effektivste Variante. Clear hingegen würde sofort das Feuer eröffnen, wenn ihm jemand zu nahe kommen sollte und er würde natürlich sofort mit Verfolgern rechnen und von der eventuellen Vorgehensweise der beiden wäre es eigentlich besser, wenn Beyond an Sam Leens geraten würde. Sam war eindeutig der Stratege, der sich darauf konzentrierte, besonders effektiv vorzugehen und seine Gegner mit dem geringstmöglichen Aufwand schnellstmöglich zu töten. Clear würde sofort Amok laufen und ein reinstes Chaos verursachen. Ja, im Idealfall würde Beyond Sam in die Hände fallen, dann konnte man die Lage wenigstens genauer abschätzen. L steckte das Foto ein und ging zu den anderen zurück. Diese hatten inzwischen die Vorbereitungen abgeschlossen und Beyond steckte gerade zusätzlich ein Messer als Waffe für den Fall der Fälle ein. Er sah sehr ernst und gefasst aus und ging direkt auf L zu, dann umarmte er ihn. „Ich geh dann mal los, L. Und keine Sorge, mir passiert schon nichts. Versprochen! Ich verlasse mich darauf, dass ihr mich nicht hängen lasst und ich werde auch nichts Leichtsinniges tun.“

„Ist gut. Wir werden dich sofort rausholen, wenn es brenzlig wird und dann werden wir die beiden sofort dingfest machen.“ Damit verabschiedete sich Beyond und sah sehr optimistisch aus, aber L blieb trotzdem dieses ungute Gefühl, dass noch irgendetwas schrecklich schief laufen könnte… Und bei zwei so gefährlichen Individuen wie Sam und Clear konnte jeder Fehler zur Todesgefahr werden. Für gewöhnlich kein großes Ding für L und auch nicht sonderlich neu, denn er jagte immer so gefährliche Mörder und Psychopathen. Aber dieses Mal war es anders. Es war nicht so, dass er diesen Kampf alleine austrug, so wie früher. Nein, er hatte Menschen an seiner Seite, die ihm helfen wollten. Menschen, die ihm wichtig waren und die wie eine Art Familie für ihn waren. Und er hatte einfach nur Angst davor, diese Familie zu verlieren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-10-13T08:18:19+00:00 13.10.2014 10:18
Echt großartig das Kapitel *-*


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