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Echsilithsage

von

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... Und das hier ist mein Freund Eglenn" "Eglenn? Das ist ein sonderbarer Name für einen Menschen" stellte das Mädchen fest. "Aber er ist kein Mensch, er ist ein Elb. Hast du etwa noch nie einen Elben gesehen?" Fragte der junge Mann erstaunt. Aber sein Freund legte ihm die Hand auf seine Schulter. "Nein, Damrod, das Mädchen ist blind. Es kann mich nicht sehen" Damrod sah sie an. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie die Augen geschlossen hielt. Sie lächelte. "Elben haben sehr schöne Stimmen. Es ist das erste Mal, dass ich einen reden höre" Dann fuhr sie Eglenn mit den Fingerspitzen sanft über das Gesicht. Über die Nase, die Wangen, die Stirn. "Man sagte mir einst, dass das Schöne Volk seinen Namen nicht umsonst trüge. Nun bin ich überzeugt, dass es stimmt" Plötzlich fegte ein kleines, geflügeltes Tier über sie hinweg. Es stieß einen hellen Ton aus und verschwand in der Nacht. "Was war das?" Fragte Lea. "Es klang wie ein Vogel, aber in der Nacht fliegen keine Vögel!" "Das war eine Nachricht für mich. Damrod, du kannst mich nicht begleiten, wir sehen uns später" sagte der Elb und ehe man sich versah, war er nicht mehr da.

"Macht er das immer so?" Fragte das Mädchen verdutzt. "Ja, das ist so eine Eigenart von ihm. Er verschwindet gerne und ich weiß nicht, warum oder wohin. Das macht ihn sehr geheimnisvoll" lachte der junge Mann. "Du kennst ihn schon lange?" Interessiert setzte sie sich neben ihn. "Für einen Menschen, ja. Er nahm mich auf, als ich noch ein Knabe war" "Und was ist mit deinen Eltern?" "Sie sind entweder tot oder gefangen. Ich weiß es nicht" sagte er. "Oh, das tut mir leid" "Ich habe es überwunden. Eglenn hat mir dabei sehr geholfen. Mit der Zeit wird der Schmerz schwächer, er verschwindet nicht, aber man spürt es nicht ständig. Ich denke, es ist nicht mehr so schlimm, wie wenn ich jetzt noch mein Augenlicht verlieren würde. Das muss wie ein zweiter Tod sein" erklärte er. "Nein. Man gewöhnt sich daran, man lernt, damit umzugehen. Kein Tod, eine andere Welt. Es ist eine große Umstellung, aber es ist wesentlich schlimmer, einen Menschen zu verlieren, den man liebt. Auch ich habe keinen Vater mehr" mitleidig sah Damrod das Mädchen an. Sie war vielleicht zwölf Jahre alt und schon so vom Leben bestraft. "Ich kann mich noch an die Tage erinnern, als ich noch sehen konnte. Ich denke mir für jeden Menschen, den ich kenne, ein Wort aus. Meine Mutter ist ,Musik'" erzählte sie. "Sie liebe ich am meisten" "Und was bin ich?" Fragte Damrod lächelnd. "Du bist ,Wasser'" "Und Eglenn?" "Geheimnis" Darüber lachten sie beide so sehr, dass man es im ganzen Park hätte hören können.

Zu später Stunde kam der junge Mann in das Zimmer, das er sich mit dem Elben teilte. Sein Freund war schon da. "Was machst du da?" "Ich lese" antwortete Eglenn. Sein Begleiter sah ihn fragend an. "Ich trage immer etwas Lektüre mit mir herum, für Stunden wie diese. Ich sitze nicht gern untätig herum, wenn mein Freund nicht da ist" scherzte er. "Man lernt immer neue Seiten von dir kennen, Eglenn. Du bist wie ein tausendseitiges Buch. Du bist eben ,das Geheimnis' "Was bin ich?" "Lea beschreibt jeden, den sie kennt, mit einem Wort. Du bist das Geheimnis" meinte der Mann lächelnd. "Sehr treffend" Eglenn lächelte zurück. "Sie bat mich auch um einen Gefallen" sagte sein Freund nachdenklich. Der Elb sah ihn gespannt an. "Sie lernt wenig Leute kennen. Deshalb soll ich mir für jeden, den ich treffe, ein Wort suchen und es aufschreiben. Was meinst du dazu?" "Ich denke, dass du dieses Mädchen für sehr wenig Aufwand sehr glücklich machen kannst. Nimm die Aufgabe ruhig an, aber jetzt leg dich erst einmal zur Ruhe. Wir reisen schließlich nicht zum Spaß" erwiderte Eglenn. "Wie könnte ich das vergessen? Sieh dich doch an, ein normaler Mensch würde nie zum Spaß mit einem Kopfverband und gebrochenen Rippen quer durch Mittelerde reisen!"

"Los, du Schlafmütze, raus aus den Federn!" "Jetzt schon?" "Natürlich jetzt schon. Ich habe vor, heute viel Strecke hinter mich zu bringen und du musst mit. Kaum schläfst du wieder mal ein paar Mal in einem Bett, bist du nicht mehr wieder herauszukriegen. Mich hat wieder eine Nachricht erreicht, es drängt mich noch mehr zur Eile" rief Eglenn von unten. Er hatte bereits gepackt und hantierte nun in der Küche. "Orks greifen schon wieder an. Die Menschen im Süden brauchen Hilfe. Und wir gehen sie holen!" "Ist gut, Eglenn, ich habe verstanden. Gibt es etwas zum Frühstück?" Fragte Damrod, während er aus dem Bett sprang. "Hast du etwas gejagt? Nein, wir brechen sofort auf, wenn du fertig bist" erwiderte der Elb. Der junge Mann murrte, aber er war erstaunlich schnell abreisebereit. "Na sieh mal einer an, die Pferde haben besser gefrühstückt als ich!" Meinte er, als sie zu den Ställen kamen. "Dafür mussten sie die Nacht im Stehen verbringen. Nun komm!" Erwiderte sein Freund. Nicht viel später brachen sie auf. Damrod wusste, es würde ein langer und ermüdender Ritt werden. Die Luft war stickig und unbewegt, die Wolken ballten sich drohend zusammen, ein Gewitter nahte. Schon zuckten die ersten Blitze. Donner grollte. Kaum hatten sie die kleine Stadt verlassen, öffnete der Himmel seine Schleusen. Fröstelnd zog der junge Mann seinen Umhang fester um den Leib. Regen peitschte ihm ins Gesicht, durchnässte ihn durch und durch. Doch er wusste, sie konnten nicht anhalten oder sich unterstellen, sie hatten schon zu viel Zeit vertrödelt. Er hatte Mitleid mit den Menschen im Süden, die jeden Tag auf die Rettung hofften. Er ritt schneller. Irgendwann müssten sie ja aus diesem Unwetter wieder herauskommen, auf Regen folgt Sonne. Das war seine Parole und gab ihm den Mut und die Kraft, weiterzumachen. Auch dieser Krieg musste einmal enden, die Orks könnten nicht ewig plündernd durch die Lande ziehen. Er schloss einen Moment die Augen um sich vorzustellen, wie schön der Frieden wäre. Vielleicht würde er einen kleinen Hof aufmachen oder Pferde züchten und verkaufen. Oder mit Eglenn einfach weiter im Wald leben oder in die Stadt ziehen. Er würde nicht mehr ohne Frühstück aufstehen müssen. Er spürte seinen Hunger größer werden, bald konnte er an nichts anderes mehr als ans Essen denken. "Nein, in diesem Regen können wir nicht anhalten, wir haben es eilig und es ist nicht gerade ratsam, halb durchweichtes Brot zu essen. Ein Feuer würden wir sowieso nicht in Gang bringen, es sei denn, Eglenn hätte dafür wieder einen seiner Zaubertricks. Jetzt wird nicht gegessen" sagte er zu sich, und dabei blieb er.

Einige Stunden später ließ der Regen nach und bald hörte er ganz auf. Die Wolken verzogen sich und gaben den Blick auf den blauen Himmel frei. Sie hielten an, setzten sich ins nasse Gras und aßen sich satt. Ein Feuer brachten sie wirklich nicht zustande, also mussten sie sich mit Brot und getrockneten Früchten begnügen. Frisch gestärkt ging es nun schneller voran, das Atmen fiel leicht, denn die Luft war klar und wohltuend nach dem Regenguss.

So ritten sie weiter. Anfangs war Damrod noch erholt und guter Dinge, aber die Stunden vergingen langsam und er wurde müder und müder. Nur sein unerschütterlicher Wille trieb ihn und sein Pferd weiter. In der Abenddämmerung wurde die Landschaft grau und eintönig, doch dann hörte er ein Rauschen. Erst leise und zaghaft, dann immer lauter, bis sie schließlich am Ufer eines breiten Flusses standen. Schwarz wälzte er sich dahin, die Luft war kühl und frisch. Begierig sog er sie ein. Er liebte das Wasser, seinen Klang, unverändert in guten und schlechten Zeiten, bei Tag und Nacht. Seine Zärtlichkeit und seine unbändige Kraft. Er war wirklich erfreut gewesen, dass Lea ihn mit dem Wort ,Wasser' beschrieben hatte.

"Was ist das für ein Fluss, Eglenn?" Fragte er seinen Freund. "Die Entwasser. Folgt man ihrem Lauf, teilt sie sich in viele kleine Flüsse auf, die Mündungen der Entwasser. Irgendwo hier muss es eine flache Stelle geben, an der wir den Fluss durchqueren können. Sie wird nur manchmal von den Dúnedain genutzt, sonst kennt sie keiner. Komm, hilf mir suchen" erwiderte der Elb. Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie die Stelle gefunden hatte. Sie führten die Pferde am Zügel. Das Wasser reichte ihnen am tiefsten Punkt bis zu denn Knien, aber die Strömung war stark. Sie hatten Mühe, sich auf den Beinen zu halten, es gelang ihnen jedoch, unversehrt auf die andere Seite zu gelangen. Sie wrangen ihre Hosen aus und ritten sofort weiter bis tief in die Nacht hinein. "Eglenn, ich könnte noch ein paar Stunden aushalten. Reiten wir weiter" meinte der junge Mann, obwohl er die Augen nur mehr schwerlich offen halten konnte. "Lass gut sein. Es wird besser sein, wenn wir jetzt ruhen und morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen. Dann kommen wir schneller voran, als wenn wir uns nun im Dunkeln dahinschlappen" Ein Feuer konnten sie nicht machen, denn sie hatten kein Holz. Auch stellten sie keine Wache auf, sie verließen sich ganz auf ihre Pferde. Damrod sank ermattet ins nasse Gras. Er roch die feuchte Erde und schlief gleich darauf ein. Sein Freund legte sich ebenfalls auf den Boden und träumte seine Elbenträume.

Im Morgengrauen erwachten sie gleichzeitig. Sie badeten in einem Bach, danach aßen sie ein wenig von ihrem Wegbrot und geräuchertem Fleisch. Als die Sonne aufgegangen war, ritten sie los. Der junge Mann sah die Sumpflandschaft, durch die sie ritten, mit Unbehagen. Mücken stachen sie unentwegt, die Luft war stickig und es roch nach vermodertem Holz. Sie kamen recht langsam voran, weil sie sich den Weg um die großen Wasserlöcher suchen mussten. Im Laufe des Vormittags wurde das Land trockener und auch die Mücken unzahlreicher. Bald schon konnten sie den Fangornwald aus dem Nebel auftauchen sehen. "Man hört nicht viel von diesem Wald und wenn, dann nichts Gutes" stellte Damrod fest. "Nicht alles ist so, wie es scheint. Schenke nicht allen Gerüchten Glauben" erwiderte der Elb. In den folgenden Tagen kamen sie sehr weit. Sie hielten geradewegs nach Norden, zwischen Anduin und dem Nebelgebirge entlang. Einmal führte Eglenn sie so weit westlich, dass sie direkt am Fuß der Berge entlang ritten und den Fluss nicht mehr sahen. Wandte der junge Mann sich nach rechts, sah er einen seltsamen Wald von Bäumen mit silbernen Stämmen und goldenen Blättern. "Auch über diesen Wald wird nur Schreckensnachricht verbreitet. Doch glaube kein Wort, es ist falsche Kunde! Kein schönerer Ort ist in Mittelerde. Ich war dort und habe es gesehen. Die Herrin des Waldes ist weise, edel und schön wie der Morgen! Du wirst ihr wohl eines Tages begegnen, doch ich sehe sie nimmermehr. Unser Abschied war ein Abschied für immer" sagte der Elb halb zu sich selbst. Damrod konnte sich keinen Reim auf diese Worte machen, aber er fragte nicht.

Nachdem sie einige kleinere Flüsse überquert hatten, ging es in nördlicher Richtung weiter, sodass sie schnell wieder in Sichtweite des Anduins waren. Sie nutzten einen schmalen Weg, bald galoppierend, bald in Schritt fallend. Hin und wieder wichen sie von ihm ab, um die Strecke zu verkürzen.

Am dritten Tag verschlechterte sich das Wetter. Eglenn wurde immer verschwiegener, irgendetwas beschäftigte ihn sehr. Sie verlangsamten ihr Tempo nicht, sie ritten weiter durch die grauen Nebelschleier. Wasser spritzte unter dem Hufschlag der Pferde nach allen Seiten. Man konnte nicht weit sehen, aber mit der Zeit hoben sich die Regenvorhänge und es wurde heller. Der junge Mann sah verschwommen eine Sumpflandschaft auf sich zukommen. "Da müssen wir doch nicht durch, oder? Ich sehe keinen Weg für die Pferde. Wo sollen wir hin?" Fragte er leicht verunsichert. Aber in diesem Moment bog sein Begleiter scharf nach Westen ab, ritt den gewundenen Pfad einen Hügel hinab. Damrod konnte durch den Regen einen schwachen Lichtschein erkennen. Er fiel aus dem oberen Fenster eines großen Hauses. Der Garten davor sah traurig aus, die Bäume bogen die Zweige unter der Last des Wassers nach unten, die Blumen waren verschlossen. Kein Schmetterling flatterte durch die Beete. Sie stellten die Pferde an einem trockenen Platz unter. Danach klopften sie an die Hintertür. Eglenn kannte ein bestimmtes Klopfzeichen, ihnen wurde sofort geöffnet. Sie gingen eine steile Treppe hinauf, dann durch eine Tür in einen beleuchteten Raum. Ein weißhaariger Mann saß an einem schweren Holztisch. Er wirkte nicht alt, seine Statur war kräftig. Seine Vorderzähne waren überdimensional. Damrod beschrieb ihn mit ,Biber', da der Holztisch auch schon etwas mitgenommen aussah. Die beiden Reisenden nahmen Platz. Eglenn und der Mann sprachen in einer fremden Sprache miteinander, aber Damrod konnte sich anhand ihrer Gebärden den Inhalt erschließen. Erst schienen sie über ihn zu sprechen, denn der ,Biber' sah ihn manchmal an und nickte mit dem Kopf. Danach wurde der Elb ernst, sie kamen zum wesentlichen Teil, weshalb sie den ganzen Weg hierher gekommen waren.

Einige Minuten herrschte Schweigen, nachdem der Elb geendet hatte. Jeder war in eigenen Gedanken versunken. Der ,Biber' jetzt sehr besonnen, er wirkte aber auch leicht verunsichert. Sie diskutierten, das Gespräch wurde hitziger. Eglenn wurde immer wütender, er sprang auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. Die Luft war wie aufgeladen, man konnte die Spannung in diesem Raum fast anfassen. Der Mann dachte angestrengt nach. Dann nickte er. In diesem Moment fiel Damrod ein Stein vom Herzen, denn er wusste, ihre Anstrengungen waren nicht umsonst gewesen. Der Elb ließ sich erleichtert auf den Stuhl zurücksinken. Einige Minuten später wurden sie von einem Knappen in ihre Gemächer gebracht. Er sprach, wenn auch nicht fehlerfrei, ihre Sprache. "Ihre Pferde sind viel gut untergebracht, ich habe mich vorhin um sie Befasst" sagte er und machte ein wichtiges Gesicht. ,Schauspieler', so nannte ihn Damrod. Er konnte Lügen ohne mit der Wimper zu zucken, in Wahrheit hatte nämlich ein anderer ihre Tiere in den Stall gebracht. Aber das interessierte den jungen Mann jetzt wenig, er war müde und wollte nur ein warmes Bett. Und dieser Wunsch wurde ihm auch erfüllt.

Als er am nächsten Morgen erwachte, war sein Freund nicht im Zimmer. Damrod wusch sich den Schlaf aus den Augen. Da gewahrte er auf dem Tisch einige Scheiben Brot, Butter, Wurst, etwas Käse und einen Wasserkrug. Erfreut setzte er sich und aß. Wann hatte er das letzte Mal so gefrühstückt? Diese Mahlzeit kam ihm beinahe königlich vor. Butter? Ein Luxus in seinen Augen. Wenn sie gerade einmal nicht auf Reisen waren, hatten sie gewiss welche, aber wann war das schon? Eglenn verdiente sein Geld damit, dass er Nachrichten überbrachte. Wann immer eine von Nord nach Süd, von Ost nach West oder umgekehrt gebracht werden musste, er war der beste Mann dafür. Die Leute schätzten seine Dienste. Schneller als jeder Meldereiter brachte er Meldungen zum gewünschten Ort, er schreckte auch große Gefahren nicht um rechtzeitig anzukommen. Der Lohn für all diese Strapazen? Er bekam fast nichts im Vergleich zu seinen Bemühungen. Aber er gab sich damit zufrieden. Der Elb war nicht derjenige, der große Schätze hortete. Er war glücklich mit dem, was er hatte. Der junge Mann begleitete ihn nun schon einige Jahre lang. Dieses Leben gefiel ihm.

Während er nun so gedankenverloren kauend dasaß, betrat Eglenn das Zimmer. "Damrod, ich muss mit dir reden" "Setz dich doch erst einmal und frühstücke" meinte der Angesprochene. Der Elb setzte sich zwar, aber er machte keine Anstalten, etwas zu sich zu nehmen. "Wenn du dich nachher umschaust," begann Eglenn, "wirst du sehen, dass die gesamte Stadt in Aufruhr ist. Wir haben ihnen die Nachricht überbracht und jetzt bereitet sich jeder auf den Kampf mit den Orks vor. Aber ich befürchte, sie haben nicht genügend erfahrene Kämpfer..." "Du willst kämpfen?" Unterbrach ihn sein Freund heftig. "Aber du bist verwundet! Du wirst dafür bezahlt, dass du vor den Orks warnst, nicht dass du gegen sie kämpfst!" "Richtig, weder die Wunde noch der Kampf werden mir gezahlt. Die Wunde ist mein eigenes Verschulden, ich führe meinen Beruf auf eigenes Risiko aus. Der Kampf wird mein freier Wille sein. Wenn die Feinde kommen, wird es überall hier heiß hergehen. Solltest du dich weigern zu kämpfen, müsstest du noch heute fortreiten. Das bedeutet, wir müssten uns trennen" erklärte sein Freund. Damrod lächelte. "Du bist ein guter Redner. Du klingst sehr überzeugend, obwohl sowieso feststeht, dass ich nie von dir gehen würde. Wir bleiben zusammen, solange ich lebe. Auf in den Kampf!"

Eglenn sah ihn dankbar an. Er hatte zwar nicht wirklich erwartet, dass sein Freund ihn im Stich lassen würde, aber... er war ja nun ein erwachsener Mann, er konnte tun und lassen, was er wollte. Eglenn machte sich tief im innern Sorgen um den jungen Mann. Er war viel zu abhängig von dem Elben. Weiter kam Eglenn leider mit seinen Gedanken nicht, er hatte riesigen Hunger und machte sich mit seinem Freund über das Frühstück her.

Wenig später schlenderte der junge Mann durch den Ort. Es war nicht mehr verregnet, aber die Wolken wollten sich nicht verziehen. Aber eine Amsel sang ungestört, als wäre es der schönste Frühlingstag. Er zeigte einigen Jungen, wie sie ihre Schwerter richtig schleifen konnten. Dann half er einer alten Frau, Vorräte in ein Kellerversteck zu bringen. Als nächstes machte er sich in einer Schmiede nützlich, wo man alle Hände voll zu tun hatte, die Pferde auf den Kampf vorzubereiten. "Ich suche einen Herrn Damrod, habt ihr ihn gesehen?" rief ein Page außer Atem. "Hier bin ich, was wünscht ihr?" antwortete der Mann. "Ich versuche schon seit Stunden, sie zu finden. Man erwartete sie. Folgen sie mir!" Der Diener brachte ihn wieder zu dem Haus, in dem er die Nacht verbracht hatte. In dem Raum mit dem Holztisch sprachen sein Freund und der ,Biber' miteinander. "Ah, da bist du ja endlich! Wo warst du denn?" "Ich habe ihn in der Schmiede gefunden." Antwortete der Diener. "Und wir dachten, du habest dir in einem Gasthaus die Zeit vertrieben, weil du so lange auf dich warten ließest" spöttelte der Elb. Der Diener schüttelte entsetzt den Kopf. "Aber wozu habt ihr mich hier herbestellt?" mischte sich nun Damrod seinerseits in das Gespräch ein. "Nun, mein Freund hier möchte dir etwas schenken. Er dankt dafür, dass du für die Stadt kämpfst, da es bitter nötig sein wird. Möge er dir bei dieser Aufgabe nützlich sein" sprach der Elb. Dem jungen Mann wurde von dem ,Biber' ein Speer überreicht. Der Schaft war mit reinem Silber überzogen, feine Ornamente darin schmückten ihn. Seine Spitze war härter als Eisen. Ungläubig betrachtete Damrod ihn. "Aber... das ist viel zu wertvoll, als dass ihr mir dies schenken könntet!" stammelte er schließlich. Der ,Biber' nickte nur freundlich. "Nimm das Geschenk an und erweise dich dessen als würdig" meinte sein Freund. Der junge Mann nahm den Speer fester in die Hand, stieß ein paar mal in die Luft. Er war selig vor Glück, noch nie hatte er eine so wunderbare Waffe in der Hand gehabt. Nun sollte sie ihm gehören! Er bedankte sich noch einige Male, verbeugte sich und ging wieder, um zu helfen. Überall in der Stadt nannte man ihn nur noch Echsilith, den Silberspeer.

Abend. Die Luft wurde kühler, die Vögel stimmten zu einem letzten Konzert an. Dieser Abend war anders als die vorigen, denn es wurde in der Stadt nicht ruhiger. Aufgeregtheit und Angst war zu spüren, man sah sie in allen Gesichtern.



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