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Seelenanker

From Lust to Heart [Penguin x Law]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo~ \^_^
Tut mir leid, dass ihr etwas warten musstet, aber leider spannt mein Studium mich gerade mal wieder arg ein. u_u°
Wie auch immer, ich hoffe, ihr habt viel Freude mit diesem Kapitel. ♥ Komplett anzeigen

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Zwei Seiten einer Medaille

Trotz seiner Grübelei und verworrenen Gedanken schlief Shachi irgendwann ein. Erst als die Kabinentür leise aber doch hörbar ins Schloss fiel, wachte er auf und blinzelte dem fahlen Licht seiner Nachttischlampe, die den Raum gedämpft erhellte, entgegen. Letztlich wandte er sein Augenmerk in Richtung Tür. Natürlich war es Penguin gewesen, der sich soeben herein geschlichen hatte. Nicht wie sonst beobachtete er ihn nur heimlich. Zu sehr kochte noch die Wut und die verwirrenden Gefühle in ihm. Daran hatte auch der Schlaf nichts geändert. Er hob seinen Oberkörper etwas an und sah zu seinem Freund. Als dieser sich umdrehte, bemerkte er, dass er ihn offenbar geweckt hatte.

„Oh, tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken”, entschuldigte er sich müde.

„Natürlich nicht”, knurrte der Jüngere.

Penguin stöhnte genervt, während er mit nur halb angezogenem Overall zu seinem Bett ging: „Bist du immer noch so mies drauf?”

Er ließ sich auf die Bettdecke sinken und begann seine Boots auszuziehen, deren Schnürsenkel er gar nicht erst zugebunden hatte, wie auch Shachi auffiel. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass er sie erst kürzlich wieder angezogen hatte, was den Rotbraunhaarigen nicht verwunderte. Er wusste schließlich wo sein Freund gewesen war und was er eben noch getan hatte.

Er musterte sein Gegenüber scharf: „Wie soll ich denn drauf sein, wenn ich meinen besten Freund so müde und unglücklich sehe?”

Der Ältere blickte überrascht, wenn auch erschöpft zu ihm hinüber, nachdem er gerade seine Schuhe neben das Bett gestellt hatte. „Was?”

Nun verstand er gar nichts mehr: War Shachis mürrische Stimmung nicht vor rund einer Stunde noch ganz anderen Ursprungs gewesen?

„Denkst du ich sehe nicht wie du dich fühlst?”, Shachi setzte sich auf und in den Schneidersitz, wobei er die Hände fest auf seine Füße stemmte, bevor er mit Nachdruck in der Stimme weitersprach, „Ich kenne dich seit vierzehn Jahren, Peng! Ich weiß wie du aussiehst, wenn dich etwas bedrückt und du traurig bist! Und ich weiß genau warum dem so ist!”

Penguin, der gerade nach dem Saum seines grauen Tops gegriffen hatte, um es auszuziehen, sah ihn wie erstarrt an. Es stimmte, dass er sich schlecht fühlte. Und das obwohl er eben wieder mit ihrem Käpt’n das Bett geteilt hatte. Aber genau dies war auch der Grund dafür: Es war erneut Vergangenheit. Wie jedes Mal nach dem Sex hatte er sich, wenn auch nur halbwegs, angezogen und war gegangen. Inzwischen brauchte Law ihn nicht mal mehr dazu auffordern. Er wusste, dass er alleine sein wollte. Allerdings tat es dem Älteren jedes Mal weh ihn so zurück zu lassen. Denn auch wenn er es nicht immer allzu deutlich zeigte, war offensichtlich, dass der Arzt wieder dabei war sich seinen Gedanken auszuliefern. Innerlich wünschte Penguin sich, er würde ihn nicht fortschicken. Zu gerne hatte er längst das immer stärker werdende Bedürfnis ihn in seine Arme zu nehmen und festzuhalten. Er wollte ihm zeigen, dass er, egal was in ihm vorging, nicht alleine war. Doch um soweit zu kommen, würden wohl noch Jahre vergehen sofern es überhaupt jemals eintreten würde.

Allerdings verblüffte es den Schwarzhaarigen nun enorm, dass Shachi seine Stimmung bemerkt hatte. Spiegelte sie sich so offen in seinem Gesicht wieder? Dessen war er sich nicht bewusst gewesen.

„Ich bin einfach nur müde”, winkte er dennoch ab und zog sein Shirt aus, welches er über das Fußende seines Bettes warf.

Ein verächtliches Schnauben war alles was er als Antwort bekam, bevor Penguin beobachten konnte, wie Shachi seine Füße vom Bett bewegte und nach seinen Schuhen griff, um sie anzuziehen.

Er warf ihm einen fragenden Blick zu: „Wo willst du hin?”

Doch der Andere antwortete nicht und steckte wortlos die Enden seiner Schnürsenkel in den Stiefelschaft, da er gerade zu faul war, sie richtig zu zu schnüren.

Der Ältere hob eine Augenbraue und beäugte ihn weiter skeptisch: „Also falls du vorhast frische Luft zu schnappen, dann ist das eine gute Idee. Du bist heute wirklich übel drauf.”

Doch das war nicht das woran Shachi dachte. Innerlich tobte er: Nicht weil er wieder bei keiner Frau hatte landen können, auch nicht weil er immer noch eifersüchtig auf Penguin war, sondern inzwischen nur noch, weil Law ihn gerade entsetzlich wütend machte. So sehr er sich zu seinem Käpt’n auch hingezogen fühlte, er konnte nicht mitansehen, wie dieser länger mit den Gefühlen anderer spielte. Nicht mit denen der Frauen und schon gar nicht mit denen seines besten Freundes - seines Bruders. Sein eigenes verletztes Herz nahm er momentan kaum noch wahr. Viel zu sehr peitschte sein berauschter Zustand seinen Ärger gerade an. Mit für ihn ungewöhnlich finsterem Blick stand er zügig auf und ging entschlossenen Schrittes zu Tür, die er abrupt aufriss.

„Ich mach ihn fertig!” Damit stürmte er auf den Flur und den Gang entlang.

Penguin sah ihm irritiert nach. Und sein müder Kopf brauchte einen Augenblick, bis er realisierte, was sein immer noch sichtlich alkoholisierter Freund da gerade vor hatte. Wie von der Tarantel gestochen sprang auch Penguin auf und rannte ihm barfuß und nur noch halbbekleidet hinterher.

„SHACHI, DU IDIOT! LASS DAS!” Doch sein Ruf halte nur vergeblich durch das nahezu verlassene UBoot.

Es war zu spät. Er konnte hören, wie der Jüngere bereits die Tür zur Kapitänskajüte lautstark aufstieß.
 

Mit emotionslosem Gesichtsausdruck saß Law auf der Bettkante. Er hatte gerade seine Hose wieder übergezogen und wollte seine Schuhe erneut anziehen, um anschließend duschen zu gehen. Eigentlich war er müde, so wie inzwischen immer nach dem Sex mit Penguin, aber da er dabei wieder mal auf seinem eigenen Bauch gekommen war, wollte er sich doch noch gerne waschen. Zwar hatte er es wie sonst auch schon mit einem Papiertuch weggewischt, aber das reichte ihm nicht. Hoffte er etwa abwaschen zu können, was er so gerne mochte? Seine, in seinen Augen immer noch verächtliche Vorliebe? Unterbewusst wahrscheinlich schon. Dabei hatte er inzwischen sooft mit Penguin geschlafen. Aber dennoch gab es in ihm einen Teil, der das nicht akzeptieren wollte und ihm ständig sagte, er würde damit Schwäche zeigen. Trotzdem konnte er es nicht lassen. Es fühlte sich einfach zu gut an - zu befreiend.

Er war innerlich gespalten. Denn je weniger er es auf der einen Seite weiterhin wollte, wollte er es auf der anderen umso mehr. Und je öfter er es mit Penguin tat, umso stärker schien diese Seite zu werden. Am liebsten hätte diese Seite den Älteren sogar eben aufgehalten und ihn gebeten zu bleiben. Aber just in diesem Moment hatte sich wieder sein ablehnender Part durchgesetzt und ihn gehen lassen. Nun würde er die Nacht wie immer alleine verbringen alleine mit seinen Ängsten und Albträumen. Denn die Entspannung und das Vergessen, welches Penguin ihm ermöglichte, gingen stets mit ihm. Manchmal hatte er bisher zumindest das Glück gehabt, dass der Sex ihn so geschafft hatte, dass er wohl sogar zu müde gewesen war, um noch schlecht zu träumen. Aber leider auch nicht immer. Heute wahrscheinlich auch wieder nicht.

Er hatte sich gerade erhoben, als mit einem Knall die Tür seiner Kabine aufflog und er etwas erschrocken in besagte Richtung blickte.

„Käpt’n, es reicht!” Es war Shachi, der dort wutentbrannt im Türrahmen stand und ihn anfauchte.

Laws Blick war sichtlich überrascht: So hatte er ihn noch nicht erlebt. Bis dato hatte er nicht mal gedacht, dass der Jüngere dazu in der Lage war, so in Rage zu fallen.

„Der muss wirklich sturzbetrunken sein”, erklärte der Arzt sich sein Verhalten.

Erbost ging der Rotbraunhaarige auf ihn zu: „Ich sehe nicht mehr länger zu, wie du auf den Gefühlen Anderer herumtrampelst und sie verletzt!”

Der Ältere erstarrte: Sprach er da von sich selbst? Nahm Shachi das, was er dauernd mit ihm tat, doch nicht länger einfach so hin?

Doch der Andere fuhr unerwartet fort: „Was du mit den Frauen machst, ist schon schlimm genug! Aber... ich lasse nicht zu, dass du Peng weiter wehtust!”

Beim Sprechen musste Shachi eine deutliche Atempause machen, die von seiner Trunkenheit zeugte.

Nun verfinsterte sich die Miene des Arztes: „Kannst du mir mal sagen wovon du redest?”

„Davon, wie du mit ihm umspringst, nachdem ihr…” Doch Shachi konnte nicht weitersprechen.

Penguin war in den Raum gestürmt, hatte ihn von hinten unter den Armen gepackt und eine Hand auf seinen Mund gepresst. „Hör auf Scheiße zu erzählen, Shachi! Du redest dich gerade um Kopf und Kragen!”

Wieder protestierte sein Freund und riss die Hand von seinem Mund: „Und wenn schon! Er kann so nicht mit dir umgehen! Das hast du nicht verdient!”

„Halt den Mund!”, fuhr Penguin ihn aufgebracht aber auch sichtlich panisch an, wohlwissend, was sich da gerade hinter Laws grimmigem Gesichtsausdruck zusammenbraute.

Und dieser Ausdruck wurde zunehmend düsterer und bedrohlicher. Denn abgesehen davon, dass Shachi einfach so in seine Kabine, seine Privatsphäre eingedrungen war, hatte Law nun eins ganz deutlich herausgehört: Er wusste von ihm und Penguin. Und das gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht!

Dass er zu weit gegangen war, wurde bei diesem Anblick auch Shachi trotz seines Alkoholpegels klar. Denn diese böse und gefährliche Ausstrahlung kannten er wie jeder an Bord nur zu gut. Er wurde kreidebleich und fühlte sich plötzlich wieder mehr als nüchtern.

„Verdammt, was habe ich getan?”, schoss es durch seinen Kopf.

Er war eigentlich nicht der Typ für solche Aktionen. Hatte der Alkohol ihn so sehr gelenkt? Hatte er ihn befähigt so aus der Haut zu fahren und ausgerechnet seinem Käpt’n so entgegen zu treten? Ihn, der sonst eher zu Tränen neigte als zu unkontrollierten Wutausbrüchen? Panik kroch im Jüngsten auf.

Und auch sein älterer Freund, der ihn immer noch festhielt, war nun sichtlich unruhig. Dennoch gelang es ihm in Sekunden, Shachi zurück auf den Flur zu stoßen, ihm ein panisches „Hau ab!” entgegen zu bringen, die Tür zu zu knallen und von innen zu verriegeln.

„Das nützt ihm gar nichts!”, hörte er hinter sich Laws zornige Stimme, „ROOM!”

Penguin wirbelte herum, stürmte auf seinen Käpt’n zu und packte ohne Zögern seinen ausgestreckten rechten Arm am Handgelenk, während die Kajüte und wohl das ganze Schiff in Laws Kontrolle gelangte.

„Nicht!”, versuchte er ihn zu bremsen und hielt ihn davon ab seine Hand für ein „Shambles” zu drehen, „Bitte, Law… Käpt’n… ich nehme das auf meine Kappe.”

Laws Blick blieb jedoch unverändert: „Zu spät. Er weiß es.”

„Das ist meine Schuld! Allein meine!”, log sein Gegenüber und festigte seinen Griff um Laws Arm, „Mach mit mir was du willst. Zerleg mich in die aller kleinsten Einzelteile und werf sie über Bord. Aber tu ihm nichts!”

Auch wenn Law etwas derartiges bisher nicht getan hatte, hatte Penguin noch nie eine Reaktion seines Käptn’s so gefürchtet wie diese. Aber er wollte um jeden Preis Shachi davor bewahren, die Konsequenzen für alles tragen zu müssen.

„Interessiert mich nicht, wessen Schuld das ist”, fauchte Law, „ich lasse nicht zu, dass es noch jemand erfährt.”

Er hatte nicht vor Shachi ernsthaft etwas an zu tun, aber er wollte ihm eine Lektion erteilen, um ihn damit so einzuschüchtern, dass er nie ein Wort darüber verlieren würde.

„Das wird nicht passieren!” Penguins nun durchdringender Blick kam unerwartet. „Shachi erzählt so etwas nicht herum. Du kannst ihm vertrauen!”

Die letzten Worte hatte der Ältere nicht weiter durchdachte. Doch zusammen mit seinem Blick lähmten sie sein Gegenüber überraschend. Wieder war dieses Wort gefallen, das Law aus der Bahn warf. Sein „Room” verschwand. Er starrte regungslos den Anderen an. Dieser behielt seinen Blick bei, atmete innerlich jedoch für einen kurzen Augenblick auf. Er spürte, wie Laws Arm in seiner Hand schwerer wurde, da er ihn offensichtlich nicht mehr aus eigener Kraft hochhielt. Daher ließ er ihn langsam los.

„Vertrauen”, Law drehte ihm die Schulter zu, „dass ich nicht lache. Du hast es ihm schließlich auch gesagt. Und das obwohl du mir versprochen hattest, es für dich zu behalten.”

Penguin realisierte den aufgebrachten, aber auch enttäuschten Unterton in Laws Stimme. Dennoch sprach er leise ohne zu schreien. Er war zum Glück kein hysterischer Mensch. Aber dennoch ahnte der Ältere, dass er einen sehr großen Fehler gemacht und jedes Fünkchen Vertrauen des Anderen, sofern es existiert hatte, zunichte gemacht hatte.

„Er”, Penguin stockte kurz, da er wusste, dass er eben noch behauptet hatte, es sei seine alleinige Schuld, „ist uns vor einigen Tagen gefolgt und hat uns belauscht.”

Augenblicklich wurde Laws etwas milder gewordener Blick erneut finster und er funkelte ihn aus dem Augenwinkel an: „Hast du nicht eben noch gesagt, dass es deine Schuld war? Warum nimmst du ihn dauernd in Schutz? Auch wenn er für dich wie ein kleiner Bruder ist! Er ist zweiundzwanzig und damit mehr als alt genug, um selbst für das, was er tut, gerade zu stehen. Du musst nicht dauernd seine Fehler auf deine Kappe nehmen!”

Wortlos sah Penguin ihn an, ehe er den Blick resignierend zur Seite richtete: „Ich weiß, dass ich ihn zu sehr in Schutz nehme. Aber so bin ich nun mal. Ich will immer die beschützen, die mir wichtig sind - auch vor ihrer eigenen Dummheit.”

„Und dafür würdest du sogar dich von mir in Einzelteile zerlegen lassen?”, knurrte der Andere.

Der Ältere sah wieder entschlossen zurück: „Ja!”

Law seufzte, senkte seinen Kopf und legte die Finger seiner rechte Hand gegen seine Stirn: „Das muss ich nicht verstehen.”

„Als wäre das so schwer nachzuvollziehen”, murmelte sein Gegenüber.

Doch Law ging darauf nicht weiter ein und sah wieder auf, allerdings gegen die Wand ihm gegenüber: „Weiß er auch wie wir es tun?”

„Nein. Er denkt, ich sei passiv”, wieder pausierte Penguin beim Sprechen, „so wie er.”

Law zuckte bei der Unterbrechung innerlich: „Du weißt also, dass ich auch mit ihm…”

„Natürlich”, schnitt der Ältere ihm nun harsch das Wort ab, „denn bei ihm gibst du dir kaum Mühe es zu verheimlichen. Sonst würdest du ihn wohl nicht im Behandlungszimmer vögeln. Und langsam frage ich mich, ob es an mir liegt und du dich für mich schämst.”

Unerwartet schnell blickte Law ihn an und antwortete zügig: „Blödsinn!”

„Also kämpfst du innerlich immer noch mit dir selbst?” Penguin bedauerte, dass er gerade zu dieser Erkenntnis gelangte, hatte er doch gehofft, Law würde nicht mehr zweifeln.

„Was dachtest du denn? Ich bin und bleibe der Käpt’n. Mich würde niemand mehr ernst nehmen, wenn irgendjemand von den Anderen davon Wind bekommen würde, wie ich… mich von dir…”, Law brachte diesen Teil des Satzes nicht zu Ende, weil er es nicht konnte.

Aber es war offensichtlich, was er hatte sagen wollen.

„Ich habe dir hundertfach gesagt, dass ich es nie jemandem sagen werde. Ja, Shachi hat herausgefunden, dass wir Sex haben. Aber ich werde nicht mal ihm sagen, wie wir dabei miteinander reden oder umgehen. Für kein Geld in der Welt wird das je über meine Lippen kommen, weil DAS generell niemanden etwas angeht. Ich kann jedoch nicht mehr machen, als dir das immer wieder zu versichern und dir außerdem zu sagen, dass du endlich aufhören sollst zu denken, irgendjemand würde dich dafür nicht mehr ernst nehmen oder gar verachten! Das ist einfach Schwachsinn!” Energisch und auch etwas wütend kamen diese Worte aus Penguins Mund, sodass Law nun verbissen zu Boden sah. „Vertrau mir doch einfach, wenn ich sage, dass dem so ist und du dir keine Gedanken machen musst!”

Dieser ruhiger klingende Anhang ließ Laws Mimik noch mehr verkrampfen.

„Hör auf mit deinem bescheuerten Vertrauen!”, zischte er, „Vertrauen macht angreifbar. Deswegen ist es dumm, anderen zu vertrauen.”

Penguins Gesichtsausdruck wirkte schlagartig entrüstet. Diese Worte stimmten ihn ungemein traurig.

Law ging um das Fußende des Bettes herum zum Schreibtisch. Dabei konnte der Andere nun wieder auf seine Narbe sehen. Und zusammen mit dem Gesagten wurde ihm bei diesem Anblick schmerzlich klar, dass in der Vergangenheit jemand das Vertrauen des Arztes aufs Ärgste gebrochen haben musste, damit er nun so redete. Wieder bekam er zudem den Eindruck, dass Law sich einsam fühlte.

„In sich trägt er wirklich noch viel mehr Narben, als nur die eine auf seinem Rücken”, überlegte Penguin für sich und begann zu zweifeln, ob er jemals im Stande sein würde, den Jüngeren auch nur etwas dazu bewegen zu können, Anderen oder zumindest ihm zu vertrauen.

Dennoch wollte er nicht aufgeben - noch nicht.

Allerdings machte Law ihm deutlich, dass er bei seinem Vorhaben wieder ein ganzes Stück zurückgerudert war, als er nun laut sein Logbuch zuschlug und sich zu ihm umdrehte: „Warum hast du mir eigentlich noch nichts davon gesagt, dass Shachi es weiß? Oder hat er es dir eben erst gesagt?”

Penguin blickte über das Bett hinweg seinen Käpt’n an, wohl wissend, dass Law sich wieder bestätigt sah, Vertrauen als etwas Schlechtes anzusehen.

„Nein, ich weiß es schon einige Tage”, gab er ertappt zu, „aber ich wollte vermeiden, dass du es nicht mehr willst.”

Ungewollt entfachte er damit erneut den Zorn des Anderen: „Ach so? Weil du es so geil findest, deinen Käpt’n zu nageln?”

Doch auf Laws etwas lautere Stimme reagierte nun auch Penguin wieder aufgebracht und entschlossen: „Nein, verdammt! Vergiss doch endlich mal den Scheiß mit dem Käpt’n! Das interessiert mich dabei kein Stück!”

„Warum dann?”, war die grimmige Antwort, die von der anderen Seite des Raumes kam.

Wieder zögerte Penguin, bevor er ihm nun erstmals seine Beweggründe offenlegte: „Aus dem Grund, den ich dir schon genannt habe, als wir es das zweite Mal getan haben. Ja natürlich befriedigt mich es auch selbst, wenn ich mit dir schlafe. Vor allem seit wir dabei etwas rauer zur Sache gehen. Das macht nicht nur dich total an. Aber selbst wenn das nicht der Fall wäre, würde ich trotzdem noch mit dir schlafen, eben weil ich das Gefühl hatte, dass es dir gut tut und dich abschalten lässt, wenn auch nur kurz. Jeder hier an Bord weiß, dass in dir viel zu viel vorgeht und dich einiges belastet. Aber genauso weiß jeder, dass du nicht darüber reden willst. Ich hatte nicht unbedingt gehofft, daran etwas ändern zu können. Aber wenn ich dich auch nur ein kleines Bisschen besser fühlen lassen kann, dann würde ich dafür nahezu alles tun. Das war der Hauptgrund. Ich will bei jedem auf diesem Schiff, dass es ihm gut geht. Also auch bei dir.”

In Laws Innerem überschlug sich abermals so einiges. Er hatte nicht gedacht, dass der Andere wirklich ständig an sein Wohlbefinden gedacht, sondern es letztlich auch nur aus eigener Lust getan hatte.

Trotzdem blieb er stur und wandte seinen Blick wieder ab. „Mir geht es gut. Kümmere dich lieber um Shachi. Der braucht dich mehr als ich.”

„Ja, natürlich geht es dir gut”, auch Penguin blickte wieder zur Seite und schnaufte kurz spöttisch, „Aber alles was Shachi gerade braucht wäre eine kalte Dusche.”

Er hatte verstanden, dass Law nachwievor jede Hilfe ablehnte und ihn indirekt erneut aufforderte, ihn alleine zu lassen. Er ahnte jedoch nicht, dass Law hingegen wieder zutiefst bereute, wie er mit dem Jüngeren umsprang und ihn nur ausnutzte, um seine eigenen Zweifel und Gefühl der Schwäche zu kompensieren.

„Weiß er, dass ich dabei entspanne?” Penguin sah überrascht auf, als er ihm diese Frage stellte, da sie bestätigte, dass er doch nicht Unrecht gehabt hatte.

„Nein. Ich sagte doch, ich spreche nicht darüber, was im Detail zwischen uns passiert oder passiert ist.” Er musste nun etwas lächeln, behielt daraufhin aber seine Gedanken für sich: „Also hat er selbst gemerkt, dass es ihm gut tut.”

„Ich wundere mich nur”, fuhr Law monoton fort, „weil er meinte, du hättest nicht verdient, wie ich mit dir umgehe. Klang als wüsste er es.”

Law war klar, dass er gerade zugab, dass es für ihn selbst wirklich mehr als nur reine Lustbefriedigung war.

„Ich glaube, das bezog sich nicht auf dich”, erklärte Penguin nun ruhig, „er dankt mir nur Einiges, was ich für ihn in unserer Kindheit getan habe.”

Nun musste der Arzt, der zugeben musste, dass er nur wenig über ihre Vergangenheit wusste, etwas schmunzeln: „Warst wohl schon immer sein großer, starker Bruder, der ihn beschützt hat, was?”

Penguin lachte kurz: „Ja. Allerdings.”

In diesem Moment stellte Law etwas Anderes fest, als er den Älteren ansah: Obwohl beide sich die ganze Zeit schon halbnackt gegenüber standen, verspürte er nicht das Bedürfnis, jetzt wieder mit dem Anderen zu schlafen. Und dennoch genoss er seine Anwesenheit. Sie wirkte beruhigend auf ihn. Warum? Er wusste doch überhaupt nicht, was im Kopf seines Gegenübers ansonsten vorging. Wo war sein Argwohn und Misstrauen plötzlich hin? Weshalb wollte er gerade, dass der Andere nicht ging, und fühlte sich aufeinmal wieder unwohl, als er sich zum Gehen wandte?

„Es ist schon spät. Tut mir Leid, dass wir dich jetzt vom Schlafen abgehalten haben. Wenn es in Ordnung ist, lass uns morgen über die Konsequenzen sprechen, sobald Shachi wieder ausgenüchtert ist.” Penguin sah ihn an, als würde er auf Laws Einverständnis warten.

Doch dieses kam nicht.

Stattdessen stellte er erneut eine unerwartete Frage: „Er sagte eben auch, ich hätte dich verletzt. Stimmt das?”

Nun wurde der Andere etwas verlegen, hielt jedoch den Blickkontakt aufrecht: „Nein.”

„Wieso sagt er dann so etwas?” Irritiert sah Law ihn an.

Er konnte sich wirklich nicht erklären, in welcher Form er Penguin geschadet haben sollte. Oder etwa weil Shachi dachte, dass er ihn beim Sex genauso behandelte? Wieder nagte das Gewissen an Law.

Doch Penguin klärte auch dies nach kurzem Zögern auf: „Er wusste, dass ich eben wieder bei dir war. Und hat gesehen wie niedergeschlagen ich zurückkam. Zumindest wirkte es auf ihn so. Und zugegebenermaßen war ich es auch etwas, weil ich wie immer das Gefühl habe, dich mit deinen zurückkehrenden Gedanken und Sorgen alleine zu lassen, als hätte ich es nur auf meinen eigenen Spaß abgesehen. Jedes Mal, wenn ich dich danach alleine hier lasse, habe ich deswegen ein schlechtes Gewissen. Ich dachte immer, dass… es dir vielleicht besser gehen würde, wenn ich bleiben würde. Aber dass das Blödsinn ist, wird mir langsam auch klar.”

Laws Augen weiteten sich mit jedem Satz, den der Andere sprach. Genau das war das, was er immer gefühlt hatte und was er nun noch viel stärker tat: Er wollte mehr Nähe von Penguin als nur die beim Sex. Aber er hatte ihn dennoch immer fortgeschickt und später von sich aus gehen lassen. Er war es gewohnt alleine zu schlafen hinter der verschlossenen, dicken Stahltür. So war er nicht unmittelbar angreifbar, wenn er schlief. Und sein Misstrauen war einfach zu groß geworden, als dass er auf den tiefen, inneren Wunsch, nicht alleine zu sein, Rücksicht genommen hatte. Lieber hatte er sich stets seinen unruhigen Gedanken und finsteren Erinnerungen hingegeben, als dem befremdlichen Gefühl, nicht alleine zu sein. Denn, so dachte Law, solange er alleine hier eingeschlossen war, war er sicher. Nur konnte die massive Tür nicht seine Albträume und Ängste davon abhalten zu ihm durchzudringen. Aber würde sich daran etwas ändern, wenn er nicht alleine hier wäre? Schwer vorstellbar.

Andererseits spürte er weiterhin den immer stärker werdenden Wunsch, den Anderen zumindest heute Nacht bei sich zu haben. Denn seine Anwesenheit wirkte auch gerade wieder auf ihn unglaublich beruhigend. Und dabei tat er nicht mal etwas Besonderes. Er stand einfach nur in einigen Metern Entfernung, sah etwas enttäuscht, aber letztlich doch selbstsicher zu ihm hinüber und strahlte, wohl unbewusst, eine enorme Ruhe aus. Eine Ruhe, die Law sich in seinem Inneren selbst nur allzu sehr wünschte. Denn auch wenn er sie nach außen hin meist selbst wiederspiegelte, so war sein Innerstes, wie Penguin und auch seine restliche Crew offenbar ganz richtig vermutete, ein einziger Haufen des emotionalen Chaos - eine Spirale negativer Gedanken, die ihn besonders Nachts immer weiter in die Tiefe zog, weshalb er auch gerne krampfhaft wach blieb, um zumindest seinen beängstigenden Träumen zu entkommen.

„Wie gesagt: Es war Blödsinn. Also vergiss es einfach.” Wieder wandte Penguin sich mehr der Tür zu.

Aber abermals hielt Law ihn auf: „Vielleicht… lässt du Shachi erstmal zur Ruhe kommen.”

Verwirrt drehte der Andere sich erneut um und sah Law, wie er seine Jeans öffnete und auszog, bevor er sie auf die Hälfte faltete und über den Schreibtischstuhl hängte.

Penguin beäugte ihn skeptisch, konnte er sich nicht erklären, was diese Reaktion nun sollte. „Der wird denken, dass du mich wirklich zerstückelt hast, wenn ich nicht bald zurückkomme.”

Nun war es Law, der etwas höhnisch schnaufte: „Das kann er heute Nacht ruhig denken. Denn egal ob er das zwischen uns weiß oder nicht, er ist auf jeden Fall einfach hier reingeplatzt und das kann ich gar nicht haben, wie du weißt. Ein bisschen Strafe muss also sein.”

Wieder musste Penguin kurz lachen. Ja, er wusste wie jedes andere Crewmitglied, dass ihr Käpt’n es wirklich nicht ausstehen konnte, wenn man ohne vorher zu klopfen einfach in seine Kabine kam. Mehr als verständlich für den Älteren, denn egal ob es bei Law damit zusammenhing, dass er seine Emotionen und Gedanken für sich behalten wollte, so hatte auch er ein Recht auf seine Privatsphäre. Auch Penguin nervte es hin und wieder, wenn einige seiner Kameraden ohne ein Klopfen in seine und Shachis Kabine platzten. Aber manche hatten eben diese schlechte Angewohnheit, wohlgleich Shachi sonst nicht dazu gehörte.

„Das ist wohl wahr”, Penguin lächelte, „trotzdem möchte ich schlafen.”

„Dann tu das”, kam es ausdruckslos von Law, “hier.”

Das Lächeln verschwand und ein Ausdruck der Sprachlosigkeit trat in das Gesicht des Älteren: Wollte er ihn auf den Arm nehmen oder hatte Law ihm ernsthaft gerade angeboten zu bleiben?

“Was?”, reagierte der Jüngere nun angesichts der Starre des Anderen, „Du wolltest doch bleiben. Oder habe ich das falsch verstanden?”

„Nein”, kam es zunächst immer noch ungläubig von Penguin, ehe er sich wieder fasste, „also ja, ich wollte immer bleiben. Aber nicht meinetwegen. Ich will nicht, dass du dich noch unwohler fühlst, weil ich hier bin.”

Law ging zum Bett und schlug die dünne Bettdecke, die von ihrem vorherigen Tun noch recht verwüstet aussah, auf.

„Mir ist es egal.” Wieder entsprach das nicht ganz der Wahrheit, wusste er selbst und sah den Anderen erneut nicht an.

Auch Penguin konnte sich denken, dass es ihm keinesfalls egal war, war sein Käpt’n doch generell niemand, der Gleichgültigkeit befürwortete. Aber dass er ihn nun nicht fortschickte, bedeutete für ihn vor allem eins: Law wollte ihn nicht unbedingt los werden. Denn wenn er das wirklich gewollt hätte, dann hätte er es getan. Also musste es in ihm etwas geben, dass ihn hier haben wollte - auch ohne Sex. Glücksgefühle stiegen in dem Älteren auf. Hatte er vielleicht doch eine Chance, Law noch näher zu kommen? Würde er es über lang oder kurz doch zulassen?

Doch Law blieb gewohnt trocken, als er sich nun auf der rechten Seite des Bettes niederließ und zu ihm hinüber sah: „Aber bleib auf deiner Seite und denk nicht mal dran mir nahe zu kommen!”

Penguin schmunzelte: „Verstanden.”

Natürlich hätte er ihm lieber mehr Nähe gegeben, aber er durfte es wohl einfach nicht überstürzen. Dass er gerade erstmals seine Anwesenheit über Nacht zuließ, war bei Weitem mehr als der Ältere sich an diesem Abend erhofft hatte - was er überhaupt noch gehofft hatte.

„Ach und lass die Tür abgeschlossen”, sagte der Arzt leise, während er nach der Decke griff.

Penguin ging auf das Bett zu: „Natürlich.”

Er hätte nicht mal daran gedacht sie zu öffnen. Er wusste, dass Law nachts immer abschloss. Und so taten sie es ja auch stets, wenn sie Sex hatten. Es stand für ihn also außer Frage, daran etwas ändern zu wollen, zumal ihm alles Recht war, was dafür sorgte, dass der Chirurg sich wohl fühlte.

Er blieb direkt vor dem Bett stehen: „Soll ich meine Decke noch holen?”

„Wozu?”, Law schüttelte seine Decke einmal richtig aus, sodass sie sich gänzlich über das Bett und seine Beine ausbreitete, „Die hier ist groß genug.”

Ja, das war sie wirklich. Eigentlich viel zu groß für eine Person, so hätte man meinen können. Aber Law war der Käpt’n. Er hatte eine Kabine, die auch noch größer war als alle anderen, für sich alleine. Und zudem ebenso ein größeres Bett als die Crewmitglieder. Und das stand ihm in seiner Position auch zu, fand der Ältere. Und er musste sich daher wohl wirklich keine Gedanken machen, was das Teilen einer Bettdecke ohne Körperkontakt anging.

Nachdem Penguin sich seines Overalls entledigt hatte, setzte er sich ebenfalls gänzlich auf die weiche Matratze.

„Aber wag es nicht, sie mir wegzuziehen”, richtete Law nochmals seine ernsten Worte an Penguin und blickte ihn grimmig an.

Dieser grinste: „Ich bin nicht lebensmüde.”

„Im Gegensatz zu Shachi”, witzelte unerwartet daraufhin der Andere.

„Es tut mir wirklich Leid, dass das passieren konnte, Law.” Als wäre es längst normal, achteten beide nicht darauf, dass Penguin ihn wieder mit seinem Namen statt mit seinem Titel ansprach.

„Hör auf”, stöhnte der Jüngere, „ich habe dir eben doch schon gesagt, du sollst nicht die Schuld für seine Fehltritte auf dich nehmen.”

„Ich weiß”, gähnte der Ältere und ließ sich nun zurück ins Kissen fallen, wobei Law ihn beobachtete, „aber so wie eben habe ich ihn noch nie erlebt.”

„Und ich dachte schon, mir wäre das entgangen. Aber wenn nicht mal du ihn so kennst”, Law blickte durch den Raum.

„Nein. Ich werde morgen mal mit ihm sprechen. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass nur der Alkohol so eine heftige Reaktion ausgelöst hat.” Penguin schloss die Augen, drehte sich auf seine rechte Seite und damit Law zu.

Er bekam nicht mit, wie dieser etwas erstarrte als ihm nun wieder durch den Kopf ging, wie er Shachi zeitweise und vor allem beim Sex behandelte.

Nach einem Augenblick der Stille kam wieder ein Gähnen von seiner Linken: „Worüber auch immer du gerade schon wieder nachdenkst: Lass es und versuch zu schlafen!”

Verwundert sah er wieder zu Penguin, der immer noch die Augen geschlossen, aber wohl gespürt hatte, dass Law sich noch nicht hingelegt hatte und aufrecht neben ihm saß. Obwohl er Anweisungen und Ratschläge von Anderen doch hasste, störte es ihn gerade wieder kein Stück wie sein Gegenüber mit ihm sprach.

Nun linste der Ältere ihn mit einem Auge an und grinste etwas: „Oder soll ich das von vorhin wiederholen, damit du nichts mehr kannst außer einschlafen?”

Law wusste wovon er sprach: Sie hatten es an diesem Abend wirklich nicht gerade sanft getrieben und er war danach ziemlich ausgelaugt gewesen. Und diese Müdigkeit saß ihm immer noch in den Knochen, weshalb er auch sein Vorhaben duschen zu gehen längst verworfen hatte.

„Nicht nötig.” Law legte sich auf den Rücken, schmunzelte dabei jedoch ebenfalls etwas.

„Gut”, Penguin ließ sein Lid wieder zufallen, „ich bin nämlich eigentlich auch viel zu müde.”

Seine Stimme wurde während er sprachimmer leiser. Der Jüngere drehte seinen Kopf in seine Richtung: Der Andere schien bereits ins Land der Träume abgedriftet zu sein.

„Das ging aber schnell”, stellte er stumm für sich fest.

In ihm kam etwas Neid auf, da es ihm selten gelang, so schnell einzuschlafen. Er musterte ihn, wie er so ruhig atmend neben ihm lag. Der längliche, silberne, röhrenartige Ohrring am äußeren Rand seiner linken Ohrmuschel blitzte zwischen einigen schwarzen Haarsträhnen im gelblichen Licht der Nachttischlampe zu Laws Rechten hevor. Er hatte ihn sich erst vor einigen Tagen zugelegt. Wohl aus einer reinen Laune heraus. Aber Law fand, dass er ihm stand. Irgendwie wirkte Penguin damit sogar noch ein kleinwenig anziehender auf ihn. Kein Wunder: Er trug ja nicht selbst vier Ohrringe, weil sie ihm nicht gefielen. Ebenso verhielt es sich mit seinen Tattoos. Und davon hätten es ruhig noch ein paar mehr sein können. Bisher trug er nur welche auf seinen Unterarmen und Händen. Aber bis jetzt war ihm noch nicht in den Sinn gekommen, wo und wie er sich hätte als nächstes tätowieren lassen können. Er hob seinen linken Handrücken vor sein Gesicht und betrachtete ihn. Auch die meisten Anderen in der Crew trugen Körperschmuck dieser Art. Das war wohl eine Vorliebe, die sie alle teilten. Law musste etwas schmunzeln und sah wieder kurz zu dem Mann neben ihm. Penguin hatte nur ein einziges Tattoo. Und dieses konnte der Arzt gerade zu seinem Bedauern nicht mal sehen, da es sich auf seinem rechten Schulterblatt befand, er allerdings seinen Rücken der Tür zugewandt hatte. Jedoch wusste er genau wie es aussah, hatte er es sich doch längst eingeprägt, bei den etlichen Malen, die seine Augen schon an seinem nackten Körper gehaftet hatten: Es war der Buchstabe „S” in geschwungener, aber zeitgleich auch zackiger, großer Schrift. Law wusste nicht wofür es stand, vermutete aber, dass es Shachi galt. Andererseits hatte er an diesem noch nirgends ein Tattoo entdeckt, dass an Penguin erinnerte. Aber so genau hatte er ihn und seine Tattoos, und Shachi hatte ein paar, auch noch nie angesehen - weder im Bad noch beim Sex.

Der Arzt presste die Lippen aufeinander. Wieder kehrte der Gedanke an das zurück, was er mit dem Jüngeren tat, um seine eigene Unsicherheit bezüglich der Sache zwischen ihm selbst und Penguin zu überdecken. Er ließ seine Hand sinken und blickte zur Decke. Jedes Mal wenn er mit Shachi bisher geschlafen hatte, überkam ihn danach die Reue.

Aus dem Augenwinkel sah er erneut zu Penguin, der weiterhin ruhig neben ihm schlief. Die beiden Freunde schienen sich wirklich nicht darüber zu unterhalten, wie beide mit ihm, Law, schliefen. Andernfalls würde Penguin, der ganz offenkundig einen immensen Beschützerinstinkt gegenüber dem Jüngeren hatte, nun nicht so seelenruhig neben ihm liegen.

„Ich muss das beenden”, ging es Law durch den Kopf, der sich auch wieder entsann, wie Shachi davon gesprochen hatte, er würde jedem nur wehtun, „ich bin mir sicher, er hat auch von sich selbst gesprochen. Und Penguin tue ich auch weh, ohne dass er es weiß.”

Noch eine Weile betrachtete Law den Älteren mit gemischten Gefühlen, aber ohne zu realisieren, dass ihm seine Anwesenheit wider Erwarten kein Stück befremdlich vorkam, bevor auch er irgendwann einschlief.
 

Etliche Minuten hatte Shachi vor Laws Kabine ausgeharrt, nachdem Penguin ihn hinausbefördert hatte, und war nicht, wie sein Freund es ihm geraten hatte, davongelaufen. Zu sehr hatte er Angst um diesen gehabt. Auch wenn er sich kaum vorstellen konnte, dass ihr Käpt’n jemals seiner Crew etwas Ernsthaftes antun würde. Im seltenen Fall, dass er sie zur Strafe in irgendeiner Form mit seinen Teufelskräften hatte Bekanntschaft machen lassen, hatte er dies für gewöhnlich nur wenige Minuten getan, um ihnen eine kleine Lektion zu verpassen.

Doch eben hatte der Chirurg erzürnter gewirkt als je zuvor. Und der Rothaarige konnte nur zu gut nachvollziehen, wie sehr es in diesem brodelte, hatte er doch deutlich herausgehört, dass er, Shachi, eigentlich nichts von der Sache zwischen ihm und Penguin wissen sollte. Zudem war er noch einfach so in seine Kabine geplatzt.

Somit hatte er damit gerechnet, dass Law Penguin wirklich in kleinste Stücke zerlegen und sich anschließend ihn zur Brust nehmen würde. Jedoch war Laws “Room”, der auch den Korridor umhüllt hatte, nach wenigen Augenblicken wieder verschwunden. Im Wechsel hatte er noch die beiden Stimmen aus dem Raum mal mehr mal weniger laut hören können. Natürlich war wieder kein Wort wirklich verständlich zu ihm durchgedrungen, sodass Shachi nicht wusste, was genau sie gesprochen hatten. Allerdings hatte er auch dieses Mal nicht versucht an der Tür zu lauschen, sondern die ganze Zeit unsicher, ob er weiter hier ausharren sollte, an der Wand gegenüber der Tür gelehnt. Irgendwann war es jedoch sehr still geworden. Entweder sprachen sie inzwischen leise oder, und davon ging Shachi aus, sie sprachen gar nicht mehr.

Nach einigen Momenten der Stille hörte Shachi, wie eine der Türen, die aufs Deck führten, geöffnet wurden. Vertraute Stimmen schallten durch den Gang und kündigten die Rückkehr einiger seiner Freunde an, die noch in der Kneipe gewesen ware. Der junge Mann drückte sich von der Wand weg. Er wusste, dass er nur in Erklärungsnot geraten würde, wenn er weiter hier vor der Kapitänskajüte herumlungern würde und so von ihnen gesehen worden wäre. Er blickte noch mal auf die Tür: Immer noch war es dahinter still, während die Stimmen der Anderen immer lauter wurden.

Er lächelte kurz, während er sich allmählich innerlich sicher war, warum er nichts mehr von Penguin und Law hören konnte: „Wahrscheinlich hat Peng es geschafft, Law zu beruhigen, und sie sind ins Bett gegangen.”

Im selben Moment hatte er vor Augen, wie sie Arm in Arm in Laws Bett lagen. Eine Träne kroch aus seinem Augenwinkel. Hastig wandte er sich ab und ging schnellen Schrittes zurück zu seiner Kabine, bevor es auch die restlichen Tränen, die urplötzlich unter seinen Augen drückten, nach draußen schafften. Kaum dass er um die Ecke war, kamen ihm Tomo und einige Andere entgegen.

„Oi, Shachi!” Doch der Ansgesprochene reagierte nicht.

Er sah sie nicht einmal an. Stattdessen öffnete er nur eilige die Kabinentür und verschwand dahinter. Die irritierten Blicke der Anderen interessierten ihn nicht. Zu sehr war er mit sich und seinen Gefühlen beschäftigt, die sich nun abermals in ihm überschlugen. Ganze Bäche liefen über seine Wangen, während er nun schon zum zweiten Mal an diesem Abend von innen gegen die Tür lehnte.

Er hatte sich gewünscht, dass Penguin bei Law bleiben konnte - für seinen besten Freund. Zu sehr liebte er ihn, um es ihm nicht zu gönnen. Doch nun war es einmal mehr dieser und nicht er selbst derjenige, der bei Law war. Aber er gab nicht Penguin die Schuld dafür.

Schluchzend ging er langsam zu seinem Bett, während nur ein Gedanke in seinem Kopf kursierte: „Gegen Peng kannst du nicht bestehen. Finde dich damit ab, Shachi. Egal worum es geht, du wirst immer der Verlierer sein.”


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, zum Abschluss des Jahres nochmal kräftig auf die Tränendrüsen gedrückt... xD
Tut mir leid. Ich weiß, Shachi muss gerade wirklich leiden. ^^°

Ich wünsche euch trotzdem allen einen guten Rutsch und hoffe, ihr verfolgt die FF auch im neuen Jahr weiter! ♥ ;3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Reiko-Sama
2016-01-17T21:34:28+00:00 17.01.2016 22:34
Ich.... will Shachi in den Arm nehmen.....
*Bettdecke für meinen Heart-Krümel aufhalt*
T^T....
 
So gut geschrieben.... auch bei Peng und Law!
Ich liebe deine FF einfach...
Und ach man..... damit muss ich jetzt schlafen gehen...
*Shachi am besten mitnehm*
Dann hat fühlt er sich vll. nicht mehr so einsam... und verletzt... und...
._____.
 
Von:  darkboy25
2014-12-30T21:43:38+00:00 30.12.2014 22:43
Ich mag normal kein shonen-Ai/Yaoi aber, deine FF hat etwas , finde die FF so interessant und dermasen gut, dass ich einfach weiterlesen muss obwohl das nicht so meine Lesekategorie ist! weiter so freu mich aufs nächste Kap vlg :-D
Antwort von:  Torao
03.01.2015 03:07
Oh umso mehr freut es mich, dass dir die FF so gut gefällt.
Ich hoffe das bleibt weiterhin so. ^_^
Vielen Dank auf jeden Fall fürs Lesen & Kommentieren.
Von:  Mei2001
2014-12-29T17:45:43+00:00 29.12.2014 18:45
Wow super geiles Kapi!
Antwort von:  Torao
03.01.2015 03:07
Vielen Dank <3 :)
Von: abgemeldet
2014-12-28T21:44:43+00:00 28.12.2014 22:44
Der arme Shachi. Er tut einem echt nur leid. Aber die Aktion vorher von ihm war eindeutig unüberlegt. Wenn Peng Law nicht beruhigt hätte... Ich will es mir lieber nicht ausmalen. Zumindest wurden hier wieder ein paar Sachen geklärt. Zwar nicht alles, aber wenigstens etwas.
Ein trauriges und doch schönes Kapitel wieder.😀
Antwort von:  Torao
03.01.2015 03:07
Danke für deinen Kommentar ♥
Alkohol kann einen nun mal dazu bringen, unüberlegt zu handeln. :/ Shachis Glück, dass Penguin ihn beschützen will.
Und natürlich wurde noch nicht alles geklärt. ;)
Von:  Suki96
2014-12-28T18:41:13+00:00 28.12.2014 19:41
der arme kleine
Antwort von:  Torao
03.01.2015 03:05
Ja er kann einem nur leid tun :(
Von:  Pussy1
2014-12-28T18:35:03+00:00 28.12.2014 19:35
Armer Sachi, er tut mir so leid;( Und dann ist er noch so süß und versucht es Penguin zu gönnen*-* Gott das ist so süß♥_♥
Aber gut kommen wir wieder zum eigentlichen Thema: Ich fand das Kap mal wieder einfach nur spitze. Dein schreibstil lässt echt nicht zum wünschen übrig und auch Schreibfehler konnte ich keine entdecken:) Was ich noch an deiner story liebe ist, wie du Law und Penguin darstellst und ihre Gefühle. Du schaffst es immer wieder den Leser in die einzelnen Charaktere hineinzuversetzen und ihn mitfiebern zu lassen*-*
Gut das wars dann mal wieder mit meinem kommi. Freue mich schon sehr aufs nächste Kapitel♥
LG Pussy1
Antwort von:  Torao
03.01.2015 03:05
Vielen lieben Dank fürs Lesen und Kommentieren. ♥
Ja, Shachi ist süß. Aber das alleine bringt ihn wohl nicht weiter. :/
Freut mich sehr, dass dir die Geschichte und mein Stil so gefällt.
Ich gebe mir alle Mühe, damit das so bleibt. v^__^


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