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Kirschblüte

1947 AU (Jeanmarco ♥)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein dickes Hallo von mir! Willkommen bei meiner ersten richtigen FF zu Shingeki no Kyojin. Es ist sogar das erste mal, dass ich über ein gleichgeschlechtliches Paar schreibe und wuaaah, das ist wie 'ne Premiere für mich. Ich hoffe, ihr findet gefallen daran und ich bin für Tipps und Ideen immer zu haben. Wundert euch nicht, dass es eine Weile dauert, bis Marco richtig vorkommt. Lasst euch nicht abschrecken, haha. <3 Komplett anzeigen

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Trost, 1947

Die ersten Sonnenstrahlen weckten ihn aus seinem halben Schlaf und er gab ein müdes Japsen von sich, als er sich noch mal auf die andere Seite des Bettes drehte und das Gesicht im Kissen vergrub. Es war nicht sonderlich ratsam spät ins Bett zu gehen, wenn man vier Stunden später wieder wach sein musste. Genau genommen hätte er sogar schon längst angezogen sein müssen, damit er es noch pünktlich schaffte. Das Frühstück fiel also aus. Eigentlich war dies kein Wunder, er hatte schon seit Wochen nicht mehr gefrühstückt. Ehrlich gesagt hatte er auch keinen Hunger.
 

Grummelnd und mit einer unglaublich verwüsteten Frisur, schwang Jean seine Beine aus dem Bett und kroch regelrecht zum Badezimmer. Der Wasserhahn wurde aufgedreht und das kalte Wasser schoss hinaus, in seine Handflächen und von dort aus schließlich in sein Gesicht. Kurz darauf wurde seine Frisur zurecht gekämmt und schließlich mit der Hand erst richtig gestellt. Er strich sich für einen Moment über seinen dunklen Undercut, während er etwas müde in den Spiegel schaute.
 

“Was wird dich heute erwarten, huh?”, fragte Jean sich selbst und stapfte aus dem Bad, nachdem er sich halbwegs Tagtauglich gemacht hatte. Gähnend zog er sich die Hose, sein weißes Hemd und darüber die schwarze Weste an. In die Schuhe war er ebenfalls schnell geschlüpft und wäre beinahe einfach so aus dem Apartment gegangen, wenn ihm nicht noch etwas wichtiges eingefallen.
 

Ein Polizist ging niemals ohne das Wertvollste aus dem Haus. In der Kommode neben seinem Bett hatte er sie niedergelegt. Nachdem er den Waffengurt angelegt hatte, bei welchem man den Revolver direkt unter dem Arm verstaute, schnappte er sich seine Jacke, seinen Schlüssel und verschloss die Tür seines Apartments hinter sich. Gerade als er einen Fuß in die Fußgängerzone gesetzt hatte, blieb er für einen Moment stehen und tastete seine Innentasche der Anzugjacke ab. Gott sei Dank. Er hatte schon befürchtet er müsse wieder ganz hinauf in die Wohnung sprinten um seine Geldbörse mitsamt seiner Marke zu holen. Erleichtert ging er also geradewegs zu seinem Wagen, ein schwarzer Cord 810 Softtop, und musste kurz darauf genervt seufzen. Erneut hatte man ihm einen Zettel an der Scheibe hinterlassen. Natürlich durfte er hier stehen. “Connie”, knurrte er und zerknüllte den Zettel bevor er einstieg, den Motor aufheulen ließ und schließlich zum Trost Police Department fuhr.
 

Etwas Gutes hatte es ja, dass er so früh los musste - wobei es schon Zeiten gab, wo er noch früher hatte aufstehen müssen - denn dadurch waren die Straßen immer relativ frei und es war ein entspannter Weg zur Arbeit, wenn es da nicht eine Ausnahme gäbe.
 

Etwa achthundert Meter vor seinem eigentlichen Ziel kam er am Straßenrand zum halten und lehnte sich in seinem Sitz zurück, während der Braunhaarige wartete. Er holte die Zigarettenschachtel aus dem Handschuhfach und klopfte sich gleich daraufhin eine hinaus, die er kurz darauf anzündete. Gerne wäre er einfach schon weiter gefahren, auch wenn er es nicht so eilig hatte, aber was tat man nicht alles für Arbeitskollegen. Jean erinnerte sich nicht einmal mehr, wie er sich dazu überreden lassen hat, eine Fahrgemeinschaft mit der wohl schrecklichsten Person zu gründen. Klar, es war auf dem Weg, aber dennoch hieß das noch lange nichts.
 

Ehe er sich versah wurde die Tür aufgerissen und grüne Augen schauten zu Jean rüber. “Du bist spät.”

“Du auch.”, erwiderte Jean lediglich und hätte ihm beinahe die Asche ins Gesicht geschnipst. Während sich der jüngere Braunhaarige auf dem Beifahrer bequem machte, startete Jean schon wieder den Wagen, die Zigarette zwischen den Lippen.
 

“Rauchen ist ungesund, duh.”, belehrte sein Beifahrer ihn und schnaubte verächtlich, wie jeden Tag. Dies sagte er verdammt jeden Tag. “Lass mir meine Morgen-Zigarette und halt die Klappe, klar Jaeger?”
 

Eren Jaeger, sechsundzwanzig Jahre alt, Mordkommission, meist sein Partner. Er wusste nicht genau weshalb sie ihn immer mit ihm zusammen steckten. Er befand, dass sie sich meist in ihren Ermittlungen behinderten, aber seit sie sich immer wieder versuchten wie in einem Wettkampf gegenseitig auszustechen indem sie die selben Fälle bearbeiteten, war es wahrscheinlich die beste Lösung. Das verblüffende war, dass diese Fahrt ruhiger war als sonst, wie Jean bemerkte. Für gewöhnlich gab der Braunhaarige nie sofort auf, nachdem er ihn ermahnte. “Alles okay bei dir?”, fragte er schließlich, nicht, als würde es ihn wirklich interessieren, aber er mochte es nicht, wenn etwas faul war. Eren runzelte die Stirn und warf mir einen sowohl überraschten, wie auch etwas angegriffenen Blick zu, als hätte Jean etwas falsches gesagt. “Was geht dich das an?”, fauchte der Grünäugige daraufhin und blickte nach rechts aus dem Fenster.
 

“Woah, ganz ruhig, klar? Mein Wagen, meine Fragen. Ich wundere mich nur, dass du so schweigsam bist.” Jean starrte auf das rote Licht der Ampel vor ihnen und tippte abwechselnd mit Zeigefinger und Mittelfinger auf das Lenkrad.
 

“Hatte Stress mit Mikasa, ist aber nichts Wildes.”, murmelte er schließlich offenbarend und atmete tief durch die Nase ein.

“Klingt nicht sonderlich so, als wäre es nichts ‘Wildes’.”

“Als ob du Ahnung hättest.”, raunte er als Antwort, wenn auch mehr für sich.

Jean hielt es für das richtige darauf nicht weiter einzugehen, sollte er doch machen was er wollte. Ihm gingen die Beziehungen von anderen Leuten sowieso nichts an. Eren war immerhin kein Kind mehr, er würde schon wissen was er tat. Solange er mit seinem Verhalten die Arbeit nicht behinderte.
 

Jean selbst hatte niemanden, mit dem er sich Streiten könnte, von Eren mal ganz abzusehen, und er fand auch, dies war mehr als genug. Natürlich machte man sich mit siebenundzwanzig irgendwann Gedanken über die Zukunft, aber bisher hatte es sich nicht sonderlich gut für ihn ergeben. Manchmal nahm die Arbeit einen ein und da hatte er wenig Lust sich noch um jemanden zu kümmern. Es reichte schon, wenn die Toten Aufmerksamkeit von ihm wollten. Nun, es war nicht so, als hätte er keine Beziehungen gehabt in seiner Vergangenheit. Aber wie gesagt, sie hatten ihn nicht wirklich begeistern oder halten können. Zwar war schon die Einstellung falsch, die er dem ganzen gegenüber brachte, aber wenn er sich lediglich gelangweilt und genervt fühlte, konnte es doch nicht richtig sein. Außerdem sparte man somit Geld.
 

“So, schwing deinen dreckigen Hintern aus meinem Wagen, sonst übernehme ich das.”, warf Jean ein, als der Wagen auf dem Parkplatz zum stehen kam und funkelte Eren zu.

“Keine Sorge, ich hatte nicht die Absicht gehabt in deinem stinkenden Wagen weiter herum zu sitzen.”

“Dann muss ich dich mit dem stinkenden Wagen ja nicht mehr abholen.”, entgegnete Jean zischend. Er vernahm Erens Stimme stockend im Hintergrund, als er zum Eingang des Departments ging. “Du schuldest mir im übrigen noch mindestens fünfzig Piepen.”, fügte er daraufhin hinzu und bevor Eren was deutliches von sich gab, versank er in Grummeln, setzte sich seinen Hut auf und zog etwas verärgert an seiner Jacke. Grinsend drückte Jean die Tür mit dem Rücken auf und befand sich gleich darauf schon im Flur des Trost Police Departments. Es war eigentlich groß, wirkte aber wegen der vielen Büros und Räume ziemlich eng. An der Rezeption nickte Jean einem Mann mit Glatze zu und steuerte schon die Treppe zu seiner Rechten an. Eren tat es ihm gleich und murmelte weiterhin unverständliche Worte. “Oi, bin ich dir auf den Schlips getreten?”, fragte Jean weiterhin triezend und blickte zu seinem Partner hinunter.
 

“Leck mich doch.”, sagte Eren lauter und funkelte zu dem Mann mit dem Undercut hoch.
 

“Vielleicht nach der Arbeit, ihr Turteltauben.” Es war jemand anderes der gesprochen hatte. Die Stimme war tief und hatte einen etwas kratzigen Unterton, wirkte sowohl latent genervt, wie auch gelangweilt, doch sollte man sich davon nicht beirren lassen.
 

“Chief”, grüßte Jean Levi nickend und zog die Hand aus dem Taschen um die inzwischen runter gebrannte Zigarette im Aschenbecher neben ihm zu zerdrücken. Sie waren gerade mal die Treppe hinauf gekommen und trafen jetzt schon auf den Mann, den viele mieden, obwohl er der Arbeitgeber war.
 

Levi Ackermann, für die meisten allerdings lediglich Chief, achtunddreißig Jahre alt und ‘Obermacker’ des Trost Police Departments, wie Jean es gerne Privat vertonte. Dicht hinter ihm war die etwas kleinere Petra Ackermann, geboren Ral, seine Frau und Sekretärin. Eren blickte zu ihm auf, wenn man bedachte, dass der ‘Wadenbeißer’ gerade mal gute eins sechzig war.
 

“Kirschstein, Jaeger, ich muss sagen, eure letzte Arbeit hat mich überrascht.”, begann der Schwarzhaarige zu erklären und griff zum Papierstapel, den Petra in ihren Händen hielt. Ihre kurzen Haare waren streng nach hinten gebunden, doch schien sie jetzt schon etwas gestresst und hier und da standen ein paar Strähnen ab. “W-wirklich? Vielen Dank.”, gab Eren etwas zögerlich von sich und ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. Jean allerdings zog skeptisch die Brauen zusammen. Sie hatten noch nie ein Lob erhalten. Und ehe er sich versah, war seine Skepsis schon berechtigt.

Ihm wurden ein paar Zettel entgegen geworfen und sowohl Jean, wie auch Eren fuchtelten erst etwas wild herum, bevor sie die Zettel zufassen bekamen.

“Das war kein Kompliment, ihr Idioten.”, gab er von sich, sehr ruhig mit der Stimme, aber alles andere Innerlich. Definitiv. “Sechs verdammte Beschwerden. SECHS! Was zur Hölle treibt ihr eigentlich? Das hier ist kein verfick-” “Levi..”, murmelte Petra leise. “-verdammtes Spiel, verstanden? Wenn ihr das nicht bald auf die Reihe bekommt, schicke ich euch wieder zur Streife.” Mit den Worten machte er auf dem Absatz kehrt und stolzierte zurück zu seinem Büro auf der anderen Seite des Raumes. Zurück ließ er zwei perplexe Detektive und einen glucksenden, nah bei ihnen stehenden, Schrank.
 

“Ach, halt doch die Klappe, Reiner.”, knurrte Jean und zog die Brauen zusammen. “Er soll sich nicht so anstellen, wir haben den Typen doch erwischt. Etwas Schwund ist immer..”
 

Doch dies hielt den blonden, gut gebauten Mann nicht vom weiteren Gelächter ab. “Oh man, ich liebe eure Gesichtsausdrücke. Herrlich. Ich sollte mir ‘nen Taschenspiegel besorgen und euch den immer vorhalten, wenn Levi zu euch kommt.” Reiner Braun, dreißig Jahre alt, war Verkehrsdezernat und befasste sich vor allem mit Verkehrsunfällen und -morden. Er war eigentlich total in Ordnung, fand Jean, er hatte schon einmal das Vergnügen gehabt mit ihm zusammen zu arbeiten, da ein Fall in den anderen hinein führte.
 

“Irgendwann.. Irgendwann zahle ich es dir heim.”

“Soll das eine Drohung sein?”, schmunzelte der Blonde und klopfte seinem Arbeitskollegen auf die Schulter, sodass diese beinahe ausgekugelt wurde. Ohne darauf zu warten, ob Jean noch etwas dagegen sagen wollte, drehte er sich um und stiefelte zu seinem Abteil. Auch Jean und Eren taten dies und verschwanden in dem Büro. Der Mann mit den zweifarbigen Haaren ließ sich sofort in seinem Schreibtischsessel nieder und rollte damit zur Kaffeemaschine, die nach wenigen Minuten anfing zu sprudeln, während sie das Wasser kochte und daraufhin ein dunkles Gebräu in dem Behälter darunter erscheinen ließ.
 

“Dass du diesen Dreck trinken magst.”, fragte Eren sich abfällig und nahm ebenfalls an seinem Schreibtisch platz, nachdem er seinen Hut abgenommen und seine Jacke um den Stuhl gehangen hatte. Als er sich hinsetzte, fummelte er etwas unbeholfen an dem Verschluss seiner Hosenträger, ehe er mit einem ‘Scheißteil’ davon abließ.

Jean zuckte mit den Schultern. “Von mögen kann man nicht sprechen, aber wenn man danach nicht wach ist, dann weiß ich auch nicht.”

“Das ist wohl wahr.”, seufzte der Braunhaarige und beugte sich über die Zettel.
 

Nach einer schweigsamen Weile rutschte Jean mit dem Kaffee zurück zu seinem Tisch, nippte an dem Becher und verzog für einen Moment das Gesicht. Er vergaß über den Tag hinweg immer, wie grausam dieses Gesöff aus dem Büro schmeckte. “Ist Mikasa eigentlich auch so?”
 

“Huh?” Erens grünen Augen leuchtete für einen Moment zu Jean rüber und er lehnte sich weiter nach vorne. “Na, reicht sie auch Beschwerden bei dir ein? Und findet alles minderwertig?”

“Haha, sehr witzig, Trottel. Nur weil sie verwandt sind, heißt das nicht, dass sich deren Charakter ähnelt.” Jean lachte etwas unterdrückt, da er anderer Meinung war und stützte seinen Kopf am Kinn mit der linken Hand, während er mit der anderen die Zettel, die er abbekommen hatte, untersuchte. “Wann haben wir ‘nen Hund überfahren?”

“Echt jetzt?” Diesmal war es Eren der vor Lachen sich etwas weiter nach vorne beugte. “Ich hatte doch gewusst, dass da was gequietscht hatte, oh Gott.” Dies beantwortete Jeans Frage zwar nicht, aber es bestätigte, dass es wohl passiert war. Etwas räuspernd schob er die Zettelwirtschaft beiseite. “Die Leute beschweren sich aber auch bei allem, aber wenn man sie tot in der Gasse finden, dann wollen sie unsere Hilfe.”

“Ich weiß ja nicht, ob die das dann wirklich entscheiden, dass man ihnen hilft.”, entgegnete Eren und hob eine Augenbraue. Schweigend nahm Jean einen Beschwerdezettel, zerknüllte diesen und warf ihn hinüber zu dem Braunhaarigen, der noch versuchte auszuweichen, aber an der Schulter erwischt wurde.

“Deine Reflexe sind unter aller Sau, und du willst Cop sein?”

“Du kannst nicht mal treffen, ist viel schlimmer.”

“Du kannst mich mal, Jaeger.”

“Ach komm, du liebst mich.”, erwiderte er scherzend und wackelte mit den Augenbrauen.

“Oh ja und wie, und ich würde dich am liebsten als Schutzschild bei einem Schusswechsel benutzen.”

“Naw, das ist das süßeste was du jemals zu mir gesagt hast, Jeanbo.”
 

So in etwa ging es jeden Tag, sowohl während eines Falles, wie auch bei der bloßen Präsenz des anderen. Sie hatten sich schon damals nicht sonderlich leiden können, als sie jeweils noch Streifenpolizisten gewesen waren. Wobei man sagen musste, dass es damals viel schlimmer gewesen war. Besonders zur Zeit, als sich beide in die Schwester des Käptens, Levi, verguckt hatten. Seit dem macht er ihnen die Hölle heiß, obwohl es für Jean ganz klar auf der Hand lag, dass man ihn eigentlich verschonen müsste, da immerhin Eren der jenige war, der Mikasa letztendlich sogar geheiratet hatte.

Alles allerdings nur unwichtige Details, anscheinend.
 

______
 

So lustig das beisammen sein auch sein konnte, früher oder später mussten sie sich mit dem Papierkram beschäftigen und diverse Entschuldigungen verzeichnen, berichte der letzten Fälle verfassen und noch einmal ein paar Rechtslagen für die Verhandlungen ihrer gefassten Täter durchgehen.
 

“Ich mach Mittagspause. Kommst du mit?”, fragte Eren und zog sich seine Jacke wieder über, ging zur Tür und blickte noch einmal zurück zu Jean. Dieser rieb sich etwas müde über den leichten Bart, den er sich schon vor einer Weile hatte rasieren wollen. “Ja, klar.” Auch er schnappte sich seine Jacke und begleitete ihn hinaus. Glücklicherweise trafen sie beim Weg hinaus nicht wieder auf Levi, allerdings auf Reiner, der gehetzt an ihnen vorbei huschte. Jean war gerade noch zur Seite ausgewichen. “Oi, Reiner! ‘was passiert?” Der Blonde legte sich gerade seine Jacke um und machte kurz vor den Stufen noch mal kehrt, hüpfte aber etwas auf der Stelle, als würde es unter seinen Füßen brennen. Das tat er immer, wenn er gehetzt war. “Hoffentlich nicht”, erwiderte er schnell. “Unfall an der Grenze von Chlorba und Trost.”

“Pass auf, du.”, rief Jean ihm noch nach, da stolperte dieser schon förmlich die Treppe hinunter.
 

“Erstaunlich viele Unfälle in letzter Zeit, findest du nicht?”, meinte Eren und ging ebenfalls die Treppe mit Jean hinunter, durch die Tür und fand sich nach wenigen Minuten im Wagen wieder.

“Können halt nicht alle so hervorragend fahren wie ich.”, antwortete Jean schmunzelnd und steckte den Schlüssel in den Zünder.

“Du fährst wie meine Oma.”, zog Eren Jean runter und grinste über seinen Erfolg, da Jean darauf erstmal nichts erwiderte.
 

Trost, die Stadt die für seine Verbrechen bekannt war. Es war eines der Städte, die eher aus der Unterschicht der Bevölkerung bestand. Mit der Zeit hatte sich zwar das düstere Image gebessert und an manchen Orten wurden sogar zur Aufbesserung teure Hotels gebaut, doch änderte dies nichts an der Rate der Verbrechen. An sich war Trost eine schöne Stadt. Sie hatten erstaunlich viele Parks, beziehungsweise Grünanlagen, und einige Museen und Galerien, doch die Menschen machten die Stadt. Jean fand es etwas übertrieben, wenn die Leute von Außerhalb davon sprachen wie gefährlich es doch sei. Gut, er konnte nicht behaupten wie es andernorts war, aber er fand es nun nicht übertrieben. Genau genommen wäre er doch sogar ohne dies alles arbeitslos.
 

Die Straßen waren belebter geworden. Von überall hörte man ab und zu das dröhnende Hupen. Auf den Fußgängerwegen liefen die Männer mit Aktenkoffern zur Arbeit, die Frauen in ihrer bunten Kleidern und den hochgesteckten Frisuren gingen einkaufen und hetzten ihren kleinen Kindern nach, die Läden klingelten, wenn jemand eintrat und ein anderer saß auf der Bank und las seine morgendliche Zeitung. Jean verstand nicht was sie alle hatten, er fand es äußerst friedlich. Trost, die Stadt die für Verbrechen bekannt war, im Jahr 1947.
 

“Woah! Halt an! Wir sind doch da!”, rief Eren plötzlich aus und wäre Jean beinahe entgegen gesprungen um den Wagen schnell zu stoppen, als wären sie an einem Mord vorbei gefahren.

“Ruhig, man.”, schnappte Jean und musste sein erschrockenes Herz erstmal wieder beruhigen. Er hatte wirklich zucken müssen, da er etwas schlimmes erwartet hatte. Bei der nächsten Möglichkeit wendete er seinen Cord und hielt auf dem, überraschender Weise, freien Parkplatz vor dem Braus Imbiss. Es war ein kleiner Imbiss, mit etwa fünfzehn Tischen und einer kleinen Theke. Als Jean und Eren hinein traten, wurden sie sofort begrüßt, als hätte die Person nur darauf gewartet, was nicht einmal so abwegig war.
 

Die junge Frau mit dem dunkel, leicht rostigem, braunen Haar warf sich förmlich auf die beiden Männer und gab ein unmenschliches Geräusch von sich. “Meine Lieblingsdetektive sind da!”, rief sie aus, sodass es jeder im Imbiss hören konnte. Gut, es waren auch vielleicht nur fünf, wovon auch nur einer hinter seiner Zeitung aufschaute, sich dann aber wieder seinem Fleisch auf dem Teller widmete.

Leicht gurgelnd klopfte Jean ihr auf den Rücken, ähnlich wie Eren, und sie ließ von ihnen ab, wenn auch weiterhin breit strahlend. “Das übliche?”, fragte sie daraufhin und die beiden lächelten. “Natürlich.”, sagten sie wie aus einem Munde und blickten sich kurz darauf etwas verstört an, konnten sich allerdings keine herablassenden Beschimpfungen zusprechen, da sie schon wieder von der Dunkelhaarigen überrascht worden. Sie hatte zwei Teller in ihren Händen und blickte die beiden verwirrt an. “Was steht ihr denn hier rum? Wollt ihr im stehen essen?”
 

“Sasha… wie…?”

“Ich weiß doch wann ihr vorbei kommt.”, kicherte sie und stellte das Essen einfach auf dem nächsten Tisch ab und zog sogar die Stühle etwas zurück und lud zum sitzen ein. Das war Sasha Braus, übereifrig wenn es ums essen ging. Die Geschichte, wie sie sich kennen lernten und schließlich eine solche feste freundschaftliche Verbindung hatten, war etwas unangenehm. Zumindest für Jean, auch wenn es sich nicht anmerken ließ. Eren und er hatten schon sehr früh angefangen hier ihre Mittagspause zu verbringen. Es war günstig und nicht weit weg, außerdem nicht so überfüllt wie die großen Restaurants mit ihren Leuchtreklamen. Jedenfalls hatte Jean früh angefangen ein Auge auf Sasha zu werfen und, er konnte sich nicht einmal mehr erinnern wieso, zumindest wachte er eines Tages in einem fremden Bett auf und erblickte sie neben sich. Naja, es war nichts festes geworden und das war auf beiden Seiten okay gewesen. Eren wusste dies und die erste Zeit hatte er Jean immer damit aufgezogen und gut und gerne seine Witze gerissen.
 

“Was wollt ihr den trinken, huh?”, fragte sie freundlich und lehnte sich sachte gegen Jean, tätschelte ihm den Kopf, während sie grinste, als würde sie etwas wissen. Eren war gerade dabei seine Jacke über die Stuhllehne zu hängen und wackelte mit der Nase. “Ich glaube jetzt hätte ich gerne einen Kaffee. ‘nen richtig schön starken Kaffee.”

“Bloß nicht, besser nicht. Alles, nur keinen überdrehten Jaeger.”

Sasha kicherte etwas und schaute kurz über die kleine Runde, um sich zu vergewissern, dass es niemand anderes sie gerade brauchte. Jean überlegte nur kurz. “Für mich reicht ‘n Wasser.”

“Das kannste auch aus dem Wasserhahn trinken, dafür zahlt man doch kein Geld.”, entgegnete Eren.

“So so, das merke ich mir, Mr. Jaeger.”, schmunzelte die Imbissbesitzerin und stieß ihm kurz mit der Faust gegen die Schulter. “Bertl, Schatz, kannst du einen Kaffee und ein Wasser für mich machen?”

Ein dumpfes Geräusch trat aus dem Nebenraum hinter der Theke und Jean zog die Brauen zusammen.

“Schatz?”

“Eifersüchtig?”

“W-was.. Nein, nein ich frag nur.”

Eren konnte nicht anders als zu glucksen und verschluckte sich beinahe an seiner eigenen Spucke, die ihm im Mund zusammen lief, während er sich die frittierten Kartoffeln und das Steak anschaute.

“Er ist nicht mein Mann, wenn du das denkst.”, kicherte sie leise. “Er arbeitet hier.”

“Was ist mit dem anderen?”

“Hat sich die Mäuse aus dem Topf geholt.”, seufzte sie.

Jean schüttelte den Kopf. “Hättest du mal was gesagt, ich wäre gerne vor seiner Haustür erschienen.”

“Ach, so viel war es nicht. Ich hatte keine Lust daraus eine große Nummer zu machen. Aber danke.”

Mit den Worten wandte sie sich ab und gesellte sich zu einem anderen Gast, welcher sich einen Nachschlag bestellte. Verständlich, denn wenn einer die besten Steaks machen konnte, dann war es Sasha Braus.
 

In der Zwischenzeit kam ein Mann an ihren Tisch und Jean wäre beinahe zusammen gezuckt. Der Typ war mindestens zwei Meter und das kleine Wasserglas in seiner Hand hätte auch beinahe ein Fingerhut sein können. Dies war dann wohl Bertl, oder wie auch immer sein richtiger Name war. Er stellte den Kaffee und das Glas ab, nahm die Wasserflasche und versuchte erst mit der bloßen Hand diese zu öffnen. Es hätte Jean nicht gewundert, wenn diese tatsächlich aufgegangen wäre. Stattdessen aber zog er ein Taschenmesser aus seiner Hose. Es war verziert und die Klinge sah aus dem Augenwinkel unglaublich scharf aus. Etwa vierzehn Zentimeter lang, mit Griff. Die Klinge an sich, Jean musste überlegen, acht oder sieben? Warum dachte er da überhaut drüber nach? Musste an der Arbeit liegen. Zumindest war die kleine Wasserflasche damit geöffnet worden und der mindestens zwei Meter Mann lächelte etwas schüchtern. Ein riesiger Kerl und schüchtern? Na, es gab alles. “Danke”, nickte Jean ihm zu und er nickte zurück, bevor er wegtrat.

“Komischer Kerl.”, flüsterte Eren und schob sich ein zu großes Stück seines Steaks in den Mund, was ihn angestrengt kauen ließ.

“Zumindest muss ich mir um Sasha keine Sorgen machen. Den Kerl greift doch niemand an.”

“Süß, dass du dir überhaupt Sorgen machst.”, ertönte daraufhin die Stimme der Dunkelhaarigen und schmunzelte Jean an. Dieser bemerkte, wie ihm etwas warm um die Ohren wurde und er räusperte sich. “Dazu musst du dich aber nicht verpflichtet fühlen.”, fügte sie noch hinzu und ihre Hand landete wieder in seinem Haar. Er erinnerte sich, dass sie eine gewisse Faszination dafür hegte. Eren gluckste für sich und machte auch nicht die Anstalten es heimlich zu tun. Jean zuckte mit den Schultern. “Tja, was will man machen. Will doch nicht, dass ich mir mein Mittag in Zukunft woanders besorgen muss und ich möchte mich auch ungern mit einem Fall meiner Freunde befassen müssen.” Sasha schmunzelte und goss Eren etwas Kaffee nach. “Keine Sorge, Jeany, ich hab Berthold bei mir, wie du sagtest. Solange der im Laden steht, wird sich keiner trauen mich auch nur anzufassen.”, kicherte sie und trat wieder vom Tisch weg, zu anderen Gästen. “Jeany? Warum höre ich das zum ersten mal?”, gurgelte Eren und ertränkte sein Lachen mit dem Kaffee. Jean funkelte nur zu ihm rüber. “Ich frage demnächst mal Mikasa, wie sie dich nennt.”, murmelte er lediglich und widmete sich letzt endlich auch seinem Essen, welches so unglaublich lecker duftete, dass er sich fragte, wie es überhaupt möglich gewesen war, dem so lange zu widerstehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mismar
2014-10-10T09:06:13+00:00 10.10.2014 11:06
Keine Kommentare ;n;" ... (war ja mitunter ein Grund, die Plattform zu verlassen)

Story: AU finde ich immer sehr fein, besonders wenn man sich etwas einfallen lässt, das keine Schulbeziehung schildert.
Den Anfang finde ich auch sehr interessant, man war teilweise sogar gespannt, welchem Charakter du welche Rolle gibst, und Braus Imbiss für Sasha war so... asdfghjkl und das mit Berthold kam sehr unerwartet. Obwohl ich sagen muss, dass ich nicht so verstanden habe, ob Sasha und Berthold zu Beginn ein Pair sein sollen (wegen Schatz) oder ob das mehr so als "Aufziehen" gedacht war.
Ich habe am Ende wieder gemerkt, dass ich niemals Jean und Eren supporten könnte als Pair, dafür nerven mich ihre Streiterein zu sehr, aber du hast die Beziehung der beiden sehr gut auf den Punkt gebracht.
Allgemein bin ich gespannt, was du dir noch einfallen lässt und wie dramatisch/düster die Geschichte noch werden wird.

Hier noch ein paar sprachliche Sachen:
- zweifarbigen Haaren: Ich finde das sehr komisch zu lesen, weil für mich hatte Jean eigentlich immer blondes Haar mit dunklem Ansatz, wenn ich das so lesen, stelle ich mir Animefiguren immer vor, die wirklich zwei unterschiedliche Haarfarben hat.
- Und noch etwas, was ich halt öfters gesehen habe:
Etwas gutes, etwas falsches, nichts wildes usw. <- man schreibt das zweite Wort "Etwas Gutes" usw. immer groß, das gilt für alles mit "nichts" oder "etwas" + -es Endung.
Ausnahme wären die Wörter mit "anders" - warum genau kann ich es nicht erklären, aber vermutlich weil das Wort "anders" in der Grammatik als Numeral verwendet wird...
- Außerdem:
zum halten, zum stehen - wird ebenfalls groß geschrieben... das ist etwas schwerer zu erklären, daher versuche ich es gar nicht erst, es verwirrt nur, aber wenn "zum" vor einem Infintiv steht, wird das immer groß geschrieben, also zum Gehen, zum Reden usw.

Ansonsten hast du einen sehr angenehmen Schreibstil, ich mag den Wechsel von kurzen und langen Sätzen sehr gerne.

... uhm, das wars eigentlich '.'... bisher wars sehr gut.
Antwort von:  Cherrybodt
10.10.2014 15:04
Oi, riesiges Dankeschön erstmal. Habe total vergessen, dass ich die FF hier hochgeladen habe. X) Also, bei fanfiktion.de und sowas habe ich die schon etwas länger und auch aktueller. X)
Und viiiiielen Dank für die Korrekturen! Ich werde sie mir für die Zukunft seeeeehr zu Herzen nehmen. Dickes Danke dabei von mir. Es ist, denke ich, kein Geheimnis dass ich dabei echt so gut wie immer Probleme habe, drum ist die Hilfe wunderbar. Ich hoffe, dass ich das nicht wieder vergessen werde.

Freut mich, dass sie dir bisher gefällt. Für jetzige Fehler übernehme ich keine Haftung, haha, mit dem Handy hier antworten ist anstrengend. Uff. Liebe Grüße!

Und ich merkte gerade, dass DU es ja bist. Oha, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet! Also gleich doppeltes Dankeschön :D


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