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Das Zeichen des Skorpions

SasorixOC
von

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Skorpion

„Du bist wirklich ein sehr tolles Mädchen, und ich muss dir unbedingt sagen, dass... nun, ich hab... ich hab mich in dich verliebt, Sura.“

„Ach... Ach wirklich?“

Verwundert schaute Sura Midori den jungen Mann vor sich an. Ken war jemand, der eigentlich nie jemandem seine Gefühle offenbarte, aber offensichtlich bildete der heutige Tag eine Ausnahme.

„Ähm, ich... ich weiß gar nicht... was ich sagen soll“, brachte Sura stotternd heraus und registrierte die neugierigen Blicke der Menschen, die an ihnen vorbeigingen. Sie waren ihr unangenehm und so legte sie ihre Handflächen bittend aneinander und lächelte Ken leicht an.

„Hör zu, ich finde es wirklich süß von dir, dass du mich liebst, aber... Ich empfinde leider nicht das Gleiche für dich. Es tut mir leid, Ken.“

Es tat ihr wirklich leid, vor allem, Ken auf offener Straße vor all den anderen Menschen abweisen zu müssen, aber sie wollte ihm nichts vormachen. Das war nicht ihre Art. Entgegen ihrer Befürchtung, dass Ken sehr geknickt sein würde, fing dieser jedoch an, leise zu lachen.

„Schon in Ordnung, Sura. Zumindest kann ich von mir behaupten, der Erste gewesen zu sein, den du hast abblitzen lassen. Wer weiß, vielleicht verliebst du dich ja doch eines Tages in mich. Also dann, man sieht sich, kleine Schönheit!“

Ken winkte zum Abschied und ging in Richtung Stadtausgang. Stimmt ja, er hatte Nachtdienst, er war einer der Wachposten, und angesichts der schon tief am Himmel stehenden Sonne musste er langsam in Richtung des Felsspalts, der Suna von der Wüste um es herum trennte. Sura lächelte und winkte ihm hinterher, ehe sie sich umdrehte und erschrocken zur Seite sprang. Fast hätte sie aus Versehen einen kleinen, goldbraunen Skorpion zertrampelt. Das hätte sie sich nie verzeihen können. Langsam kniete sie sich neben dem kleinen Tier zu Boden und lächelte es an.

„Na du Kleiner, ich hoffe, ich hab dich nicht erwischt. Was machst du denn hier? Hier ist es gefährlich. Warte, ich helfe dir.“

Langsam streckte sie ihre Hand nach dem Skorpion aus und berührte ihn vorsichtig, aus Angst, er könnte zerbrechen. Schon immer hatten diese Tiere auf sie eine unbändige Faszination ausgeübt, die sie sich nicht erklären konnte. Skorpione waren für sie wunderschöne und beeindruckende Tiere. In ihren Augen waren sie keine gefährlichen Wüstentiere, sondern kleine Schönheiten. Keine Sekunde dachte Sura daran, dass der Skorpion sie vielleicht stechen könnte, als sie ihn auf die Hand nahm und ihn vorsichtig in eine etwas vor der Sonne geschützten, menschenleeren Gasse trug. Dabei wurde sie von dem Skorpion aufmerksam beobachtet.

„So, hier bist du sicher.“

Sie kniete sich wieder hin und entließ den Skorpion in den warmen Sand. Sie beobachtete ihn noch, bis er soweit entfernt war, dass sie ihn nicht mehr sehen konnte, erst dann erhob sie sich mit einem Ruck und lief aus der Gasse. Mit einem Blick auf die weiter gesunkene Sonne entschied sie sich, zurück nach Hause zu gehen.
 

Seine Hände zitterten leicht.

Er liebte sie also.

Ein abfälliges Schnauben entfuhr ihm.

Dieser Ninja hatte nicht das Recht, sie zu lieben. Niemand hatte dazu das Recht.

Denn dieses oblag allein ihm.

Immerhin gehörte sie ihm. Sie trug sein Zeichen. Der eindeutige Beweis dafür, auf welcher Seite sie gestanden hatte, ehe sie ihnen weggenommen wurde.

Noch immer konnte er sich an Konan erinnern, die bedrückt und traurig durch Akatsukis Versteck gewandert war, nichts mit sich anzufangen wusste.

Sie wurde ihnen gestohlen. Und bald würde er sie wieder zurückholen.

Einfordern, was ihm - was Akatsuki - gehörte.

Und dieser Ken war ihm im Weg. Er war ein lästiger Störfaktor, der ihn behinderte.

Er musste weg.
 

Am nächsten Morgen stand Sura früh auf, denn ihre Tätigkeit als Iryonin wurde heute schon sehr früh in Anspruch genommen. Die Sonne erhellte Suna gerade mal durch einen dünnen kleinen Spalt am Horizont. Es machte ihr jedoch nichts aus, eher freute es sie, dass ihre Arbeit als gut empfunden wurde und sie ihre Aufgaben richtig machte, sodass sie sogar schon als Vertretung eingesetzt wurde. Es gab für Sura nichts Schlimmeres, als Menschen zu enttäuschen. Und besonders, da sie dieser Stadt, den Menschen ebendieser, so viel verdankte. Vor zwei Jahren war sie hier gestrandet, ein verwirrtes Mädchen ohne jegliche Erinnerungen an sich und seine Vergangenheit. Sie kannte nicht ihren Namen, nicht ihr Alter, sie wusste nicht, wer ihre Eltern waren, nicht, woher sie kam. Sie trug kein Stirnband, weswegen man sie keinem Dorf zuordnen konnte. Ihre kämpferischen Fähigkeiten waren nur schwach ausgeprägt, Bildung und Manieren hatte sie ebenfalls keine. Als sie dem Kazekagen gegenübergestellt wurde, hatte sie ihn ausgelacht. Warum, daran konnte sie sich heute nicht mehr erinnern. Sie wusste nur, dass es dazu geführt hatte, dass Gaara darauf bestanden hatte, sie zu leiten. Er gab ihr einen Namen und erkannte ihr Talent als Iryonin, als sie einen Test über ihre Stärken und Schwächen machen musste. Er unterrichtete und trainierte sie, brachte die Menschen dazu, sie als gleichwertige Bewohnerin Sunas anzusehen und gab ihr ein Zuhause. Er wurde zu so etwas wie einem Freund für sie. Ihre Stütze. Ihr Halt. Und doch spürte sie, dass eine Distanz zwischen ihnen existierte. Dass eine Distanz zwischen ihr und Suna war. Gaara und seine Geschwister mochten sie, ebenso, wie sie von Sunas Bewohnern akzeptiert wurde, aber sie spürte die ernsthaften, misstrauischen Blicke, mit denen Gaara sie manchmal bedachte, bemerkte das Flüstern der Menschen, wenn sie sich wieder liebevoll um einen sich verirrten Skorpion kümmerte.

Sura schaute in den Spiegel vor sich, während sie ihre langen, weißen Haare zu einem lockeren Zopf zusammenband, sodass einzelne Strähnen sich aus ihm lösten und ihr Gesicht umrahmten. Sie wusste, warum die Leute so flüsterten. Allerdings sah sie keinen Grund, was so schlimm daran sein sollte.

Als sie vor zwei Jahren vor Baki gesessen hatte und er versuchte, herauszufinden, wer sie war und woher sie kam, hatte sie immer nur einen Namen gesagt, wenn sie gefragt wurde, wer sie war, denn es war der einzige Name, den ihr Gedächtnis besaß.

Sie schloss ihre Augen. Sie konnte sich noch gut daran erinnern.
 


 

…:---:...
 


 

„Ich will dir nichts Böses tun, in Ordnung?“

Mit ernstem Blick schaute Baki in die großen lila Augen, die ihn neugierig musterten. Das Mädchen nickte und spielte nervös mit seinen Haarspitzen.

„Und du musst mir auch die Wahrheit sagen, verstanden?“

Wieder nickte das Mädchen und schaute ihn immer noch mit der gleichen Unschuld an, wie es nur ein Kind konnte, das noch nie das Schlimme von der Welt gesehen hatte, wie er sie kannte. Es war fast schon ein rührender Anblick.

„Wer bist du?“, stellte er seine erste Frage und seine Augen weiteten sich, als er die Antwort erhielt.

„Sasori.“
 


 

…:---:...
 


 

Seufzend öffnete Sura ihre Augen. Diese Geschichte hatte sich unter den Dorfbewohnern verbreitet wie ein Lauffeuer. Noch heute konnte sie sich an den erschrockenen Ausdruck in Bakis Gesicht erinnern, und bis heute verstand sie es nicht. Sie hatte vielleicht den Namen eines Jungen genannt, obwohl sie ein Mädchen gewesen war, jedoch führte sie es darauf zurück, dass sie wohl schon damals eine große Faszination für Skorpione empfunden hatte, schließlich war dieser Name nichts anderes als die Bezeichnung für die kleinen Tiere, die sie so sehr liebte. Anders konnte sie es sich zumindest nicht erklären, und es hatte sie auch nie weiter interessiert, allerdings schien das bei Baki und Gaara, dem dies damals unverzüglich berichtet wurde, nicht der Fall zu sein. Sie befassten sich mehr damit, als es Sura für nötig empfand. Schließlich war es nur ein Name.

Erschrocken zuckte sie zusammen, als es an ihrer Wohnungstür läutete und schnell lief sie zur Tür, wollte denjenigen, der vor der Tür stand, nicht warten lassen. Als sie die Tür öffnete, stutzte sie.

„Kankuro! Was machst du denn hier? So früh am Morgen.“

„Du musst mitkommen, Sura.“

„Wohin? Willst du mich zur Arbeit bringen?“

„Nein, ich soll dich zu Gaara bringen. Er wollte dich persönlich abholen, aber als Kazekage kann er sich das nicht erlauben.“

Sura verkniff sich den Kommentar, dass dies wohl ein wenig übertrieben sei, immerhin war Gaara nicht viel anders als sie und alle anderen Menschen dieser Stadt, er konnte ja wohl jemanden abholen gehen, wann und wie er wollte. Aber vielleicht reichten ihre gesellschaftlichen Kenntnisse noch nicht aus, um zu verstehen, wie ein Kazekage sich verhalten musste, um als Anführer eines Dorfes respektiert und akzeptiert zu werden.

„Und warum?“

„Das wirst du dort erfahren. Wir haben nicht viel Zeit, alle warten schon.“

„Warten? Warum warten denn alle? Wer wartet?“

„Keine Zeit für Fragen, komm!“

Kankuro ergriff ihre Hand und zog sie ungeduldig hinter sich her, noch gerade so schaffte es Sura, ihre Haustür hinter sich zu zuziehen. Sie konnte sich nicht erklären, was mit Kankuro los war, warum er so abweisend war. In Gaaras Büro erwartete sie eine Überraschung. Gaara saß wie üblich auf dem Stuhl hinter dem großen Schreibtisch, welchen er seinen Eigentum nennen durfte. Das war nichts Außergewöhnliches. Jedoch war sein Blick außergewöhnlich, denn noch nie hatte er sie so kalt angesehen wie zu diesem Zeitpunkt. Und es verunsicherte sie zutiefst. Sie bekam ein schlechtes Gewissen, ohne überhaupt zu wissen, was passiert war, weswegen sie so früh zu Gaara gerufen worden war. Ihr Blick fand den von Temari und sie konnte den Blick der Älteren nur schwer definieren. Es war eine Mischung aus Misstrauen, Enttäuschung, aber auch Unglaube und eine Spur von Mitleid. Ihr Blick war ein einziger sichtbarer Gefühlssturm. Daneben befanden sich zwei Iryonin, die sie noch nie gesehen hatte, in dem Raum und Baki, der sie fast mit demselben Blick bedachte, wie Temari. Nur bei ihm fehlte das Mitleid. Sura verstand nicht, was sich hier abspielte. Hatte sie ihre Arbeit nicht gut genug gemacht? Hatte sie etwas falsch gemacht? Wurde sie jetzt verbannt?

„Schön, dass du so schnell kommen konntest, Sura.“

Gaaras Stimme war ruhig, wenn man ihn nicht gekannt hätte, hätte man es als einen netten förmlichen Satz verstehen können, doch Sura kannte Gaara zu gut, um nicht die Kälte zu überhören, die seine Stimme beim Sprechen begleitete.

„Gaara, ich... ich verstehe nicht, was hier los ist. Habe ich was falsch gemacht?“

„Sura... Heute morgen wurde ein Suna-nin tot aufgefunden. Es war ein Wachposten der Nachtschicht hatte. Kannst du dir denken, um wem es sich bei der betroffenen Person handelt?“

Sura konnte nur mit dem Kopf schütteln, ihr Kopf hinderte sie daran, Worte zu formen und sie auszusprechen. Sie hatte Angst, große Angst. Sie wollte Suna nicht verlassen, sie wollte nichts falsch gemacht haben. Sie spürte das kaum merkbare Zittern, das ihren Körper befiel, als Gaara seine Frage an sie stellte. Woher sollte sie das wissen? Sie hatte geschlafen, die ganze Nacht. Sie war noch nicht einmal aufgestanden, um auf Toilette zu gehen.

„Sura, diese Person war Ken Agaomoi.“

Sura zuckte erschrocken zusammen. Ken? Ken war tot?

„Warum? Warum ist er... Ich verstehe nicht... Ich hab doch noch... Ich habe gestern doch noch... Mit ihm geredet...“

„Und genau das macht dich mit verdächtig.“

„Was?“

Verständnislos starrte Sura Gaara an. Verdächtig? Wovon sprach Gaara?

„Ken wurde ermordet.“

„Ermordet? Von wem?“

„Das versuchen wir noch herauszufinden. Aber du bist eine der Hauptverdächtigen. Eigentlich bist du sogar die einzige Verdächtige.“

Sura stolperte zurück. Gaaras Worte verwirrten sie.

„Ich? Aber warum ich? Ich verstehe das nicht, was habe ich denn getan?“

„Sura...“

Temari kam auf sie zu, doch Gaaras Blick ließ sie innehalten und sie senkte den Blick.

„Ken wurde durch das Gift eines Skorpions getötet. Es ist allgemein bekannt, dass du es verstehst, mit diesen Tieren bestens zu kommunizieren, Sura. Und als Ken heute morgen bei Sonnenaufgang aufgefunden wurde, lag ein Zettel auf seiner Brust mit diesem Zeichen.“

Er schob ihr auf seinem Schreibtisch einen gelblichen Zettel zu und Sura schluckte, ging mit steifen Schritten auf den Schreibtisch zu. Die Blicke der Anwesenden bohrten sich in ihren Körper, und sie hatte das Gefühl, als würden sie sie durchstechen wie Nadeln. Oder wie die Schwanzspitze eines Skorpions. Mit zittrigen Händen nahm sie den Zettel in die Hand und ihre Augen weiteten sich, als sie die feine Schrift sah, die sich unter dem Zeichen befand.

„Sasori.“

Sura schaute auf, direkt in die Augen Gaaras, verstand nicht, was er ihr damit sagen wollte.

„Gaara, ich verstehe nicht...“

„Dieses Zeichen stellt einen Skorpion dar, die Tiere, mit denen du dich meiner Meinung nach viel zu sehr beschäftigst. Und da drunter steht der Name, den du uns damals als Erstes nanntest. Er war das Erste, was du überhaupt sagtest. Außerdem ist dieses Zeichen dasselbe, das auch auf deinem Bauch tätowiert ist.“

Sura spürte den kalten Schauer, der über ihren Rücken kroch und ihr eine Gänsehaut bescherte.

„Willst du damit sagen... dass ich Ken umgebracht habe?“

„Zumindest gehe ich davon aus.“

Tränen traten in ihre Augen. Sie konnte nicht verstehen, wie Gaara bloß glauben konnte, dass sie Ken umgebracht hatte. Sie hatte doch noch nie in ihrem Leben gegen jemanden gekämpft außer den Kazekagen. Und dann sollte sie jemanden umbringen, der nicht nur doppelt so breit wie sie und zwei Köpfe größer war, sondern auch noch Jónin? Aber hatte Gaara nicht etwas von Gift gesagt? Natürlich, sie hätte Ken töten können, indem sie ihn einfach vergiftete. Oder einen Skorpion auf ihn losließ. Oder gleich mehrere. Sura senkte den Kopf, damit Gaara nicht sah, wie sehr sie seine Aussage verletzte. Allerdings schien seine Fassade dadurch zumindest zu bröckeln, denn der kalte Ausdruck in seinen Augen verschwand kurzzeitig und Gaara erhob sich.

„Solange diese Sache nicht geklärt ist, wirst du nicht mehr zur Arbeit gehen, Sura. Du wirst dein Haus nicht mehr verlassen. Ich werde zwei Anbu beauftragen, die deine Wohnung beobachten. Ich werde also erfahren, wenn du das Haus trotzdem verlässt. Das war`s fürs Erste.“

Alle Anwesenden verbeugten sich vor Gaara, nur Sura nicht, denn diese stürzte aus dem Raum, damit niemand die Tränen sah, die über ihre Wangen liefen. Doch sie verbat es sich, mit dem Weinen zu beginnen. Erst als sie in ihrer Wohnung angekommen war und die Haustür hinter sich geschlossen hatte, ließ sie sich in einer Ecke ihres Schlafzimmers nieder, zog die Beine an ihren Körper und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen, bevor sie die Tränen nicht mehr aufhalten konnte und laut wimmerte.

Es verging viel Zeit, während Sura in der Ecke ihres Schlafzimmers saß und bald nur noch leise vor sich hin weinte, bis sie schließlich ganz verstummte und mit leerem Blick auf den blauen Teppich unter sich starrte. Die Dunkelheit um sie herum zeigte Sura, dass es mittlerweile Abend sein musste. Sie hatte den ganzen Tag damit verbracht, in ihrer Ecke zu sitzen und gedankenlos vor sich hin zu starren. Ein Rascheln ließ sie zusammenzucken und sie schaute auf. Ihr Schrei wurde von einer Hand aufgehalten, die sich auf ihren Mund legte und so war es bloß ein erstickter Laut, der ihr entwich. Verwirrt erkannte sie in ihrem Angreifer Temari, die stumm den Zeigefinger hob und ihr zu verstehen gab, leise zu sein. Sura schluckte und nickte, ihr Herz pochte laut in ihren Ohren. Nachdem Temari ihre Hand von ihrem Mund gelöst hatte, atmete Sura tief ein, denn sie hatte es kurz zuvor nicht gewagt zu atmen.

„Temari, was machst du hier?“

„Ich würde gerne mit dir über die Sache von heute Morgen sprechen.“

Sura zuckte zusammen.

„Bitte, Teamri, ich weiß nicht, wer Ken getötet hat. Ich hab doch die ganze Nacht geschlafen, ich bin kein einziges Mal aufgestanden. Und warum sollte ich ihn umbringen, er hat mir doch nichts getan?! Ich wollte doch niemanden enttäuschen.“

Die Tränen kamen, ohne, dass Sura sie aufhalten konnte, liefen wie sooft an diesem Tag über ihre blassen Wangen und ließen sie noch zerbrechlicher wirken als sonst. Temari packte sie an den Armen und zog sie hoch, stützte sie, während sie die Jüngere zu deren Bett trug und sie vorsichtig darauf niederließ.

„Sura... Ich bin nicht gekommen, um dir etwas vorzuwerfen oder um dir etwas zu unterstellen. Ich glaube dir, dass du ihn nicht umgebracht hast.“

Mit großen Augen schaute Sura Temari hoffnungsvoll an. Sie glaubte ihr? Sie war auf ihrer Seite?

„Temari... Warum glauben denn die anderen aber, dass ich es war?“

„Deswegen bin ich ja hergekommen, um dir das zu erklären.“

Sura setzte sich ein wenig aufrechter hin, um Temari zu zeigen, dass sie ihr aufmerksam zuhören würde. Die große Schwester des Kazekagen seufzte und deutete schließlich auf den Skorpion, den ein Unbekannter ihr tätowiert hatte.

„Auf deinem Bauch ist ein Skorpion tätowiert, der dem Skorpion auf dem Zettel gleicht, der bei Ken gefunden wurde. Du kommunizierst mit Skorpionen. Der Name, den du damals nanntest, war Sasori. Skorpion. Ken wurde von dem Gift eines Skorpions getötet. Was fällt dir daran auf?“

„Dass überall ein Skorpion eine Rolle spielt?“

„Ganz genau. Und all diese Dinge haben etwas mit dir zu tun. Du besitzt dieses Tattoo, hast den Namen Sasori genannt und kommunizierst mit diesen Tieren. Außerdem bist du so ziemlich der einzige Skorpion-Freak von ganz Suna, den ich kenne“

Die beiden jungen Frauen mussten kurz auflachen, ehe Sura ernst sagte:

„Ich verstehe trotzdem nicht, warum.“

Temari seufzte und schloss kurz die Augen.

„Vor vielen Jahren gab es jemanden in diesem Dorf, der den Namen trug, den du genannt hast. Ich weiß nicht, ob du jemals schon mal etwas von Sasori no Akasuna gehört hast?“

Sura schüttelte nur den Kopf. Dieser Name kam ihr vertraut vor. Sie glaubte, ihn schon einmal gehört zu haben. Aber sie kannte diesen Mann nicht.

„Er war ein Marionettenbauer, ebenso wie seine Großmutter Chiyo.“

„Großmutter Chiyo ist seine Großmutter?“

„Ja. Sasoris Marionetten, die er zurückließ, als er unser Dorf verließ, sind im Besitz von Kankuro und sie zeichnen sich alle durch ein Merkmal aus.“

Sura wartete, fragte sich, was jetzt kommen würde. Temari schaute auf ihre Hände, sah ihr nicht in die Augen, während sie sprach.

„Sie alle tragen einen Stempel, der genau den gleichen Skorpion darstellt, wie er sich auf dem Zettel und deinem Bauch befindet. Dieser Skorpion war Sasoris Zeichen und du trägst es.“

„Was willst du damit sagen, Temari? Was ist denn so schlimm daran? Das ist doch bestimmt nur ein dummer Zufall.“

„Sasori no Akasuna hat das Dorf verlassen. Er ist ein Nukenin, Sura. Und du trägst sein Zeichen. Das Zeichen eines Nukenin.“

Sura schluckte.

„Du willst mir also sagen, dass Gaara glaubt, dass ich mit diesem Sasori irgendetwas zu tun habe?“

„Es deutet alles darauf hin.“

„Aber was hat denn dieser Sasori mit Kens Tod zu tun?“

„Nichts. Zumindest gibt es noch keine Tatsache, die eine Verbindung zwischen den Beiden herstellen könnte.“

„Temari, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich bin verwirrt.“

„Hör zu, ich versuche es, dir einfach zu erklären, ich habe es auch nicht sofort verstanden und es schwierig, dass alles plausibel zu erklären, aber irgendwo ergibt es doch alles Sinn.“

Sura ließ die Schultern hängen und schaute auf ihren Bauch, der gut zu sehen war, da sie nur ein bauchfreies Netzshirt trug. Ihr entgegen starrte ein kleiner Skorpion, der die Farbe von Sand hatte. Wie Wüstensand.

„Sasori no Akasuna ist ein Mitglied von Akatsuki. Du nanntest seinen Namen, als wir dich fragten, wer du seist. Zwar nanntest du nur seinen Vornamen, aber im Hinblick darauf, dass du sein Zeichen trägst, können wir sicher davon ausgehen, dass du ihn meintest, auch wenn du nicht wusstest, wer er war. Und genau dieses Zeichen stellt eine Verbindung zwischen ihm und dir her. Es ist definitiv sicher, dass du in irgendeiner Art und Weise etwas mit Sasori no Akasuna zu tun hattest. Infolgedessen vermuten wir, dass du somit auch etwas mit Akatsuki zu tun hattest. Wir wissen nichts über dich, Sura. Wir wissen nicht, woher du kommst und wer du warst, bevor wir dich vor zwei Jahren auffanden. Wir kennen ja noch nicht einmal deinen richtigen Namen. Und du selbst kannst dich an nichts erinnern. Gaara vermutet, dass deine Faszination für Skorpione daher rührt, weil du von diesen Tieren geprägt warst, indem du etwas mit Sasori zu tun hattest. Du bist jetzt siebzehn Jahre alt, vor zwei Jahren warst du in einem Alter, in dem man sehr geprägt wird von seinen Erlebnissen. Du hast dich an Sasoris Namen erinnert, weil, zumindest gehen wir davon aus, du viel mit ihm zu tun hattest.“

„Aber was hat das alles mit Kens Tod zu tun?“

„Ken wurde von dem Gift eines Skorpions getötet. Aufgrund der Tatsache, dass du mit Skorpionen kommunizieren kannst, bist du eine Verdächtige, weil es dir leicht fallen würde, einen Skorpion so abzurichten, dass er einen bestimmten Menschen vergiften würde.“

„Aber es muss doch tausend Leute geben, die Ken mit Skorpiongift hätten töten können. Ich bin doch nicht die Einzige.“

„Das ist ja auch einer der Gründe, warum du noch nicht in einer dunklen Zelle sitzt. Du könntest natürlich eine von Vielen sein, aber du warst die Letzte, die mit Ken geredet hat, ehe er zum Dienst ging. Dann war nur noch sein Wachposten-Partner bei ihm. Er wird zur Zeit verhört. Gaara vermutet, dass du Kontakt zu Sasori hast und er dir aufgetragen hat, Ken zu töten. Allerdings habe ich eine andere Vermutung.“

„Und welche?“

„Dass Sasori no Akasuna Ken getötet hat.“

Sura schaute aus dem Fenster und dachte kurz nach, ehe sie wieder die Blonde neben sich anschaute.

„Aber wie kommst du darauf, Temari?“

„Ich habe mit Großmutter Chiyo gesprochen. Sasori war ein Spezialist auf dem Gebiet von Giften. Und das Gift, das sich in Kens Blutkreislauf befand, ist manipuliert worden. Es war kein normales Gift eines Skorpions, es enthielt eine Säure, die unseren Medizinern nicht bekannt ist. Nur Chiyo kennt es und sie hat gesagt, dass dieses Gift nur von Sasori stammen kann, denn niemand sonst wäre zu seiner Herstellung fähig. Ich habe Gaara das berichtet, doch es hat seinen Verdacht wohl nur weiter bestätigt, denn er meinte, wenn dies so wäre, hätte Sasori dir wohl das Gift gegeben, damit du Ken umbringst. Völliger Schwachsinn, wenn du mich fragst, aber er ist fest davon überzeugt, dass du etwas mit der Sache zu tun hast, auch, wenn es keine handfesten Beweise gegen dich gibt.“

Sura seufzte. Das war alles ein bisschen viel an Informationen. Sie trug also das Zeichen eines Nukenin, hatte etwas mit einem gewissen Sasori no Akasuna zu tun und wurde deshalb in Verbindung mit dem Mord an Ken gebracht. Sie ballte ihre kleinen Hände zu Fäusten.

„Aber warum ist Gaara denn bloß so davon überzeugt, dass ich etwas mit der Sache zu tun habe?“

„Ich weiß es nicht, ich glaube, er steigert sich da in etwas hinein. Ich verstehe ihn auch nicht. Aber du hast erst einmal nichts zu befürchten. Verhalte dich ruhig und tue, was Gaara gesagt hat. Ich werde morgen noch mal mit ihm reden und ihn dazu bringen, dir zumindest das Ausgehen nicht zu verbieten, er kann dich schließlich nicht wie ein Tier hier gefangen halten.“

Temari erhob sich und Sura tat es ihr gleich. Als sie den traurigen Blick der Jüngeren bemerkte, lächelte sie mitfühlend und zog Sura an sich heran, schloss ihre Arme um sie und drückte sie an sich.

„Keine Sorge, ich bin überzeugt davon, dass alles wieder gut wird.“

„Ich hoffe es.“

Temari löste sich von ihr und schaute sich in ihrem Zimmer um.

„Kann ich dir vielleicht noch etwas bringen? Musst du noch etwas einkaufen?“

Sura schüttelte den Kopf.

„Nun gut, ich werde morgen Nachmittag nochmal vorbei sehen. Und mach dir keinen Kopf, Sura, das bringt nichts, immerhin kannst du dich an nichts erinnern. Das verursacht nur Kopfschmerzen.“

„Aber wenn ich dadurch Kopfschmerzen bekomme, kann ich doch einfach meine Kopfschmerzen heilen.“

Temari lachte belustigt, ehe sie auf die Fensterbank kletterte.

„Bis morgen, Sura.“

„Bis morgen.“

Sura hob die Hand zum Abschied und schaute Temari hinterher, wie sie über die vielen Häuser Sunas in der Dunkelheit der Nacht verschwand.
 

Nun wusste sie es also.

Interessiert beobachtete er ihre Mimik, die in diesem Moment jedoch nichts davon preisgab, was sie dachte oder fühlte.

Es war ein Moment, in dem sie dem Mädchen glich, das sie einmal gewesen war.

Auf das sie alle so stolz gewesen waren.

Er könnte sie mitnehmen. Einfach überwältigen und mit sich nehmen, mit ihr in der Dunkelheit der Nacht verschwinden und sie nach Hause bringen.

In ihr richtiges Zuhause.

Aber er wollte warten. Wollte, dass sie sich dazu entschloss, freiwillig mit ihm zu gehen. Sie musste anfangen, Suna zu hassen, sonst würde sie sich nicht von dieser Stadt lösen können.

Still beobachtete er aus seinem Versteck, wie sie sich auf ihr Bett legte und sich zusammenrollte.

Das hatte sie früher oft gemacht. Hatte gezittert und nach Konan verlangt, die bei ihr sein sollte. Sie war noch ein kleines Kind gewesen.

Ängstlich, verspielt, schwach. Erst als sie von ihnen trainiert worden war, hatte sie sich verändert, das Kind in ihrem Herzen aber immer bewahrt und war für ihn unwiderstehlich geworden, was sie schlussendlich zusammengebracht hatte.

Konan war sauer gewesen, hätte ihn am liebsten sofort aus der Organisation verbannt.

Ihr Schützling war schließlich erst fünfzehn Jahre alt gewesen.

Dabei hatte er sie oft abgewiesen, aber sie hatte einen Dickschädel, der dem Deidaras ziemlich ähnlich war. Er hatte schon immer gewusst, dass sie zu viel Zeit mit seinem Teampartner verbrachte.

Und so hatte sie gewusst, wie sie bekam, was sie wollte. Für ihr Alter unberechenbar.

Es hatte ihn beeindruckt.

Gerade noch rechtzeitig bemerkte er den Anbu, der ihm gefährlich nahe kam und verschmolz mit der Dunkelheit einer Gasse.
 

Am nächsten Tag fühlte Sura sich wie gerädert. Als wenn eine Horde von wütenden Kindern über sie drüber gelaufen wäre. Ein Blick in ihren Spiegel unterstrich dieses Gefühl nur noch mehr. Tiefe Augenringe zeugten von dem wenigen Schlaf, den sie in der Nacht erhalten hatte und sie war blass. Ihre Haare hingen zerfranst an ihr herab und wenn sie versuchte zu lächeln, schaute ihr aus dem Spiegel heraus die grässlichste Grimasse entgegen, die sie je gesehen hatte. Sie zog sich aus und stellte sich unter die Dusche, drehte sie auf kalt und verkrampfte sich, als das kalte Wasser über ihren Körper lief. Sie mochte Kälte nicht, doch sie stellte das Wasser erst auf warm, als sie in dem kleinen Spiegel, der auf Kopfhöhe in der Dusche hing, ihre blauen Lippen bemerkte. Während sie darauf wartete, dass ihr Körper sich wieder aufwärmte, ließ sie sich auf den Boden der Dusche sinken, zog ihre Beine an ihren Körper und umschlang ihre Knie mit ihren Armen.

Das Gespräch mit Temari kam ihr vor wie ein Traum, auch wenn sie wusste, dass es wirklich passiert war. Sie konnte es noch immer nicht glauben. Das alles kam ihr so unwirklich vor. Innerhalb von nur einem einzigen Tag war ihre Welt zusammengebrochen wie ein großer Spiegel und die Scherben waren zu groß, um sie allein wieder zusammenzusetzen. Innerhalb von nur einem Tag hatte sie verloren, was sie sich in den letzten zwei Jahren aufgebaut hatte. Gaaras Vertrauen, ihre Arbeit, ihr Leben. In Gaaras Augen war sie eine Mörderin, die mit Akatsuki zu schaffen hatte und so langsam fing sie an, das wirklich zu glauben. So langsam hatte sie wirklich das Gefühl, Schuld an Kens Tod zu sein. Sie unterdrückte die aufkommenden Tränen nur bedingt, doch sie schaffte es sich zu erheben und das Wasser der Dusche auszustellen, ohne in Tränen auszubrechen. Sie stieg aus der Dusche und trocknete sich ab, schaute erneut in den Spiegel und seufzte. Es hatte sich nicht viel geändert. Die Augenringe waren nicht mehr so stark, aber dennoch deutlich sichtbar. Während sie ihre Haare föhnte, betrachtete sie ihren Bauch in dem großen Spiegel. Ihr entgegen starrte der sandfarbenen Skorpion, der mit seiner Schwanzspitze auf ihren Bauchnabel zeigte. Sie fragte sich unwillkürlich, ob das irgendetwas zu bedeuten hatte. Die ganze Nacht hatte sie damit verbracht, die Informationen, mit denen Temari sie gefüttert hatte wie mit sauren Süßigkeiten, zu verarbeiten. Sie hatte ihr Tattoo bisher immer geliebt. Sie hatte es mit Stolz getragen, etwas, was andere nicht hatten, nur sie. Sie hatte nie gewusst, woher sie es hatte, und was es zu bedeuten hatte, doch nun wusste sie es und es verlieh ihrem Stolz auf diese Tätowierung einen starken Knicks, gab ihrer Begeisterung für dieses Bildnis einen bitteren Beigeschmack. Es war das Zeichen eines Nukenin und ihr Innerstes schrie förmlich danach, es zu beseitigen. Dieses Tattoo war Schuld an ihrer Situation. Dieser Sasori war Schuld. Langsam spürte Sura die Wut durch ihren Körper kriechen und um sie freizulassen schlug sie mit geballten Fäusten auf den Waschbeckenrand. Sie fühlte sich beschmutzt durch diese Tätowierung, hatte das Gefühl, ein Teil von Sasori zu sein, indem er ihr sein Zeichen tätowieren ließ. Es möglicherweise sogar selbst getan hatte. Ihr etwas gegeben hatte, worauf sie nicht länger stolz sein konnte. Sura legte ihre Hand auf ihren Bauch, verkrampfte sie, krallte ihre Fingernägel in die Haut, bis kleine Blutstropfen aus ihrer Haut hervortraten.
 

Er beobachtete sie.

Verfolgte jede ihrer Bewegungen und bemerkte ihr kränkliches Aussehen sofort.

Es war kein Anstand, der ihn davon abhielt, ihren nackten Körper anzustarren wie ein unreifer Junge, es war die reine Tatsache, dass er ihren Körper kannte, auch wenn dieser sich in den zwei Jahren verändert hatte. Er war weiblicher geworden. Ein kurzer Blick genügte ihm, dann fixierten seine Augen wieder ihrige, versuchten aus ihnen zu lesen, was sie dachte, was sie fühlte. Sie war wie ein offenes Buch für ihn, in welchem er es äußerst angenehm fand, zu lesen.

Die Abscheu in ihren blassen lila Augen, als sie das Zeichen auf ihrem Bauch musterte, gefiel ihm nicht. Als sie ihre Fingernägel in ihre Haut krallte und sich leicht verletzte, machte es ihn beinahe wütend. Sie sollte das Zeichen des Skorpions nicht verabscheuen. Sie sollte es lieben, so, wie sie es die ganze Zeit getan hatte. Sie sollte nicht aufhören, es zu lieben, denn wenn sie aufhörte es zu lieben, hörte sie auch auf, ihn zu lieben.
 

Als es an ihrer Tür klingelte, war Sura gerade damit fertig geworden, die roten, blutigen Hautstellen zu heilen, die ihre Fingernägel hinterlassen hatten. Verwundert schaute sie auf. Temari hatte doch erst am Nachmittag kommen wollen. Neugierig öffnete Sura ihre Haustür und konnte das Fragezeichen auf ihrem Kopf fast merklich auf und ab hüpfen spüren.

„Genta! Was machst du denn hier?“

Genta, ihr Arbeitskollege, stand mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht vor ihr und räusperte sich verlegen.

„Nun, ich habe gehört, was gestern vorgefallen ist. Es ist Gesprächsthema Nummer eins im Dorf. Ich habe mir Sorgen gemacht und wollte nach dir sehen.“

Sura lächelte.

„Wie nett von dir, komm doch rein. Möchtest du etwas trinken?“

„Gerne, vielleicht einen Tee?“

„Jasmin?“

„Ja, bitte.“

„Kommt sofort, setz dich ruhig ins Wohnzimmer, das stört niemanden.“

Eilig machte Sura sich daran, einen frischen Tee aufzusetzen. Sie wollte Genta nicht warten lassen. Der Iryonin war fast so etwas wie ein Freund für sie. Er hatte sie während ihrer Ausbildung immer unterstützt und ihr mit vielen Ratschlägen geholfen. Dafür war sie ihm immer noch sehr dankbar. Und es schmeichelte ihr, dass er extra zu ihr gekommen war, um nach ihr zu sehen. Als sie mit einem Tablett ins Wohnzimmer kam, erwischte sie Genta dabei, wie er interessiert ihre kleine Skorpion-Sammlung beschaute.

„Hast du die alle selbst gesammelt?“, fragte er und hörte sich wirklich interessiert an. Sura kicherte.

„Ja, in der Wüste findet man oft tote Skorpione, die wunderbar erhalten sind. Man muss sie nur noch in Gauché* einlegen und schon hat man wunderbare schöne Steine mit eingeschlossenen Skorpionen.“

„Hört sich wirklich interessant an.“

„Ist es auch, vor allem macht es Spaß.“

Sura stellte das Tablett auf ihrem gläsernen Wohnzimmertisch ab und schenkte ihnen beiden eine Tasse Tee ein.

„Ich habe gehört, dass der Kazekage dir verboten hat, auszugehen und zur Arbeit zu kommen.“

Betrübt ließ sich Sura neben Genta auf dem weißen Sofa nieder und betrachtete ihr Gesicht in dem heißen Getränk in ihrer Hand.

„Ja, das stimmt. Sie halten mich alle für eine Mörderin, dabei habe ich nichts getan. Ich weiß nicht, was es mit Kens Tod auf sich hat. Aber mir glaubt das niemand, bis auf Temari.“

„Ich glaube dir auch.“

Sura lächelte.

„Danke, Genta. Das bedeutet mir sehr viel.“

Genta nahm ein paar kräftige Schlucke seines Tees, ehe er zu sprechen begann.

„Sura, ich muss dir etwas sagen.“

„Ja? Was denn?

„Ich weiß, es ist vielleicht ein dummer Zeitpunkt, gerade jetzt, wo du so viel Stress hast, weil sie dich für die Mörderin halten, aber ich würde es dir gerne sagen, damit du weißt, dass du nicht allein bist.“

Gespannt wartete Sura, was Genta noch sagen wollte.

„Sura, du bist wirklich ein sehr tolles Mädchen, das jeden mit seiner Art bezaubert...“

Sie schluckte. Ein flaues Gefühl entwickelte sich in Suras Magen, das mehr als nur unangenehm war. Genauso hatte Ken auch angefangen, als er ihr sagte, dass er sie liebte. Dass sie ein tolles Mädchen war.

„Und du hast auch mich bezaubert. Ich wollte es erst nicht glauben, aber... ich habe mich in dich verliebt, Sura.“

Ihre Hände verkrampften sich um den Becher, den sie hielt, brachten ihn zum Knirschen. Sura wurde schwindelig und schnell stellte sie die Tasse auf dem Tisch ab, um nicht Gefahr zu laufen, sie zu verschütten.

„Ach so...?“

Mehr brachte sie nicht heraus. Alles in ihrem Kopf drehte sich und es dauerte, bis sich Sura wieder gefasst hatte.

„Genta, ich... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll...“

„Sag nichts“, erwiderte dieser nur und bevor Sura auch nur ansatzweise reagieren konnte, hatten seine langen Fingern ihr Kinn umschlossen und sie zu sich herangezogen. Er zögerte keine Sekunde damit, ihr seine Lippen aufzuzwingen und Sura zuckte bei dem ungewohnten Kontakt zusammen. Noch nie hatte sie jemand geküsst. Und es war ein ekliges Gefühl, wie sie fand. Als Genta fast wie zufällig mit seiner Zunge über ihre Unterlippe strich, schubste Sura ihn bestimmend von sich und erhob sich.

„Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst, Genta. Wir sehen uns bald wieder bei der Arbeit.“

Auch Genta erhob sich, streifte sie mit einem durchdringenden Blick, ehe er nickte und ihre Wohnung verließ, ohne von ihr zur Tür begleitet zu werden. Als diese mit einem Klacken ins Schloss fiel, kam wieder Regung in Suras Körper und sie stürzte ins Bad, wo sie sich den Mund abwusch. Küssen war ekelerregend.
 

*Gauché ~ Eine dickflüssige, weiße Gummisubstanz, die erhitzt wird, um Gegenstände zu ummanteln. Sobald sie fest geworden ist, wird sie durchsichtig.



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