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Last Desire 4

L x BB
von

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Harte Worte

Das war wirklich das Schlimmste, was ihnen in dieser Situation hatte passieren können. Sie hatten nicht aufgepasst und jetzt hatte Andrew sie gesehen. Und da er wirklich alles mitgekriegt hatte, konnten sie sich unmöglich herausreden. Andrew, der sowieso schon völlig angeschlagen und zudem emotional genug aufgewühlt war, hätte so etwas in dieser Situation unmöglich gebrauchen können. Beyond löste sich sofort von L und versuchte, das Ganze irgendwie zu retten. „Andy, bitte lass mich das in Ruhe erklären, ja? Ich wollte dich nicht belügen. Ich…“ „Du verdammter Mistkerl!“ Zum allerersten Mal nach zehn Jahren verlor der sonst immer so schüchterne und introvertierte Andrew, der sich sonst niemals seine wahren Gefühle anmerken ließ, völlig die Fassung und schlug Beyond ins Gesicht. Der Schlag hatte es in sich und benommen taumelte der BB-Mörder zurück und prallte mit dem Rücken gegen die Tür. Noch nie war Andrew so wütend geworden, dass er sogar zuschlug. Es schien so, als wäre endgültig die Obergrenze erreicht, was er noch stillschweigend ertragen konnte. Er konnte das alles nicht mehr mit einem Lächeln hinnehmen und einfach sagen, dass es okay sei. Nun war es einfach zu viel für ihn und all die aufgestauten Emotionen brachen hervor. Er zitterte am ganzen Körper und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Aufgebracht hielt er Beyond am Kragen fest und drückte ihn gegen die Wand. „Wie konntest du mir das nur antun, Beyond? Ich dachte, wir sind Freunde und ich könnte dir vertrauen, stattdessen hast du dich einfach hinter meinem Rücken an den Menschen herangemacht, von dem du wusstest, dass ich ihn liebe. Und du lügst mir einfach so ins Gesicht.“ Andrew schaffte es nicht mehr, sich zurückzuhalten. All der Schmerz und all der Kummer brachen hervor und schluchzend ließ er den Kopf sinken, während er immer noch Beyond am Kragen festhielt. „In all den Jahren habe ich gedacht, wir wären Freunde und du warst der einzige Gedanke, der mich diese ganze Tortur durchhalten ließ. Während ich Ängste und Schmerzen ausgestanden habe, dachte ich immer daran, dass es besser werden wird, wenn wir uns wieder sehen und zusammen glücklich werden können. Und ich dachte, du warst immer ehrlich zu mir. Stattdessen machst du dich einfach so an L heran und lügst mir schamlos ins Gesicht.“

„Andy…“

„Hör auf damit! Ich will nichts mehr hören, was du mir zu sagen hast. Bei dir ist doch sowieso jedes einzelne Wort gelogen. Ich bin dir doch genauso egal wie all die anderen Menschen auf dieser Welt.“ Beyond schwieg und warf L einen stummen Blick zu und dieser sah, wie unglücklich der Serienmörder mit dieser Situation war. Das alles war wirklich ungünstig verlaufen und nun standen sie vor dem Scherbenhaufen. Andrew wusste nicht, was in den letzten zehn Jahren passiert war und was sein bester Freund hatte alles durchmachen müssen. Und er kannte die Umstände nicht, wie Beyond und L überhaupt zusammengekommen waren. „Andy, beruhige dich bitte. Es ist nicht so, wie du denkst.“ „Und wie ist es dann bitteschön? Ich hab doch Augen im Kopf und du hast doch gesagt gehabt, du würdest L hassen und hättest ihn am liebsten getötet. Aber das sah mir gerade nicht danach aus! Ich hab genug, ich kann das nicht mehr. Ich will auch nichts mehr hören, lasst mich in Ruhe!“ Andrew steigerte sich immer weiter in seine Emotionen rein und stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Beyond versuchte noch, ihn irgendwie zur Ruhe zu bringen, doch Andrew schlug seine Hand weg und rief aufgebracht „Fass mich nicht an!“ und wurde aggressiv. Es half alles nichts, sie mussten ihn schnellstmöglich beruhigen, bevor es noch schlimmer wurde und irgendetwas passierte. Oliver kam schließlich hinzu und hielt den aufgebrachten Andrew fest, während Beyond ihm ein Beruhigungsmittel verabreichte. Kurz darauf sank er zusammen und wurde ohnmächtig. Der Hacker hievte ihn hoch und trug ihn ins Wohnzimmer, woraufhin er ihn vorsichtig auf die Couch legte. „Oh Mann, das war ja gerade ein Theater. Und was jetzt?“ Beyond sah ein, dass er nicht drum rum kam, offen und ehrlich mit Andrew über alles zu reden, wenn er wieder bei Bewusstsein war. Jetzt war die Katze eben aus dem Sack, also musste er die Dinge in Ordnung bringen und versuchen, alles zu erklären. Auch L war nicht gerade glücklich mit dieser Situation und nur Oliver schien sich nicht großartig darum zu kümmern. „Ich hab übrigens mit dem Vorstand gesprochen. Sie vertrauen mir die Betreuung und die Wartungsarbeiten an, wenn ich regelmäßig meine Berichte hinschicke. Und ich dachte mir, dass es das Beste wäre, wenn wir Andrew bei mir zuhause einquartieren. Dort kann er zur Ruhe kommen, ich kann mich um ihn kümmern und gleichzeitig würde Dr. Brown ihn nicht so schnell finden, wenn er ihn suchen sollte. Hier kann er nicht bleiben, das ist ja wohl glasklar. Das wird ihn nur noch mehr fertig machen. Der Gute braucht erst mal Abstand und muss dann sein Leben in Ordnung bringen, sonst wird das nichts.“ Das stimmte ja alles, aber so ganz war Beyond noch nicht überzeugt, ob Andrew wirklich so gut bei Oliver aufgehoben war. Denn er hatte schon im Hinterkopf, dass der wohl unberechenbarste Abgänger aus Wammys House nur so lange etwas machte, wie es ihn auch interessierte. „Und woher wollen wir wissen, dass dein Interesse an Andrew nicht bloß eines deiner kurzweiligen Hobbys ist?“ Der Hacker lächelte gelassen und erklärte „Es gibt Unterschiede zwischen Hobby und Leidenschaft. Meine Hobbys wechsle ich am laufenden Band, weil es für mich einfach zu langweilig ist, immer nur bei einem zu bleiben, wenn es doch so viel auf der Welt gibt, was man als Hobby entdecken könnte. Aber meine Leidenschaften verliere ich nie aus den Augen. Und dazu gehört nicht nur meine Hackerleidenschaft. Überlegt es euch ruhig, ich lasse euch zwei Turteltäubchen mal die Sache hier klären, ich würde sowieso nur stören.“ Damit verabschiedete er sich mit seiner typischen gelassenen Art und seiner guten Laune. Kopfschüttelnd sah Beyond ihm nach. „Der Kerl ist mir einfach nicht geheuer.“

„Er weiß schon, was er tut“, erklärte L und schien bereits seine Entscheidung gefällt zu haben. „Was die Arbeit betrifft, ist er nicht gerade zuverlässig, das stimmt. Aber er hat verschiedene Gesichter und er hat ein großes Herz, auch wenn man es ihm nicht ansieht. Ich denke, dass Andrew gut bei ihm aufgehoben sein wird.“

Sie warteten, bis dieser wieder bei Bewusstsein und auch einigermaßen ansprechbar war. Da die Beruhigungsmittel noch nachwirkten, war er noch recht benommen und konnte sich dementsprechend auch nicht ganz so stark aufregen. Trotzdem sah er elend aus und die Enttäuschung und der Schmerz standen ihn ins Gesicht geschrieben. „Andy“, begann Beyond schließlich nach einigem Zögern. „Es tut mir alles so leid. Ich wollte nicht, dass du es so erfahren musst. Bitte lass mich die Sache erklären.“

„Wozu?“ fragte der Rothaarige mit hoffnungsloser Stimme und starrte mit trüben Augen ins Leere. „Was soll es schon an den Tatsachen ändern? Du hast mich einfach so hintergangen und mich schamlos angelogen, obwohl ich dir vertraut habe…“

„Beyond hat dich nicht hintergangen“, schaltete sich nun L ein, der offenbar helfen wollte, die Sache wieder geradezubiegen, denn immerhin betraf es auch ihn und er wollte Beyond in der Situation nicht alleine lassen. „Im Gegenteil, er hat jahrelang seine eigenen Gefühle verleugnet, weil er dir nicht in den Rücken fallen wollte. Stattdessen hat er begonnen, mich zu hassen, weil ich in seinen Augen der Grund für sein Unglück und für deinen Selbstmord war. Er wollte diese Gefühle nicht zulassen, weil er wusste, wie du fühlst und selbst nach deinem Tod konnte er sich nicht dazu überwinden. Ich war es gewesen, der verantwortlich war. Ich wollte Beyond helfen, mit seinem inneren Chaos fertig zu werden und wieder die Kontrolle über sich selbst zurückzubekommen, nachdem er in seine wahnsinnige Seite verfallen war.“ L erzählte die ganze Geschichte im Detail. Wie er Beyond gefunden hatte und wie sie sich immer wieder gestritten hatten. Auch ließ er die Geschichte mit der Isolationshaft nicht aus und wie sie zueinander gefunden hatten. Andrew schwieg und machte einen sehr apathischen Eindruck. Als L zu Ende erzählt hatte, verging einige Zeit, bis er schließlich eine Frage an Beyond stellte. „Und wieso hast du mir nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt?“

„Wie hätte ich das denn machen sollen?“ erwiderte der Serienmörder. „Ich hatte Angst, dass du wieder Selbstmord begehen wirst, wenn du die Wahrheit erfährst. So wie du auf mich gewirkt hast, sahst du wirklich danach aus, als würdest du wieder an Selbstmord denken und ich wollte dich nicht schon wieder verlieren. Du bist mein bester Freund und ich könnte es nicht ertragen, dich noch einmal sterben zu sehen und zu wissen, dass es auch meine Schuld ist. Deshalb habe ich dir das verheimlicht.“ Andrew sagte nichts dazu. Er starrte ins Leere und schaffte es einfach nicht mehr, zu lächeln. Stattdessen ließ er nach all der Zeit endlich seinem Schmerz freien Lauf, um sich von dieser inneren Last zu befreien, die ihn nach und nach zu erdrücken begann und ihn in ein tiefes Loch der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hinabzog. Schließlich lehnte er sich zurück und starrte zur Zimmerdecke hinauf. „Was soll ich bloß machen?“ fragte er mit kraftloser Stimme und eine Träne floss seine blassen Wangen hinunter. „Wofür habe ich all die Jahre ausgehalten? Wofür denn? James ist fort und ich weiß nicht, wo er ist und mein bester Freund ist mit meiner ersten großen Liebe zusammen. Was soll ich denn jetzt machen? Ich habe nichts mehr, rein gar nichts. Warum bin ich damals nicht einfach tot geblieben? Wieso musste ausgerechnet mir dieser verdammte Chip eingesetzt werden, wenn ich mein Leben doch sowieso nur von einer Katastrophe in die nächste steuere? Ich kann nicht mehr, ich bin müde und ich will das alles nicht mehr.“

„Sag so etwas doch nicht, Andy. Wir wollen dir helfen und wir werden dich nicht alleine lassen. Wir werden dafür sorgen, dass du nie wieder zu Dr. Brown zurückgehen musst und Oliver hat sich bereit erklärt, die Wartungen am Gedankenschaltkreis zu übernehmen und dafür Verantwortung zu tragen, dass du nie wieder in irgendeine Einrichtung gesperrt wirst.“

„Wofür soll ich das denn alles tun? Wofür soll ich bitteschön weiterleben, wenn ich doch eh nichts habe, wofür es sich zu leben lohnt?“

„Wenn man keinen Grund zum leben hat, muss man sich einen suchen“, erklärte L kurzerhand und wirkte bei weitem gefasster als Beyond, dem die trostlosen Worte seines besten Freundes wirklich an die Nieren gingen, weil Andrew zum ersten Mal endlich das aussprach, was ihn seit Jahren wirklich beschäftigte und was ihn so quälte. „Wenn man ganz unten angekommen ist, dann gibt es nur noch den Weg nach oben, aber dazu muss man auch gewillt sein, es nach oben zu schaffen. Sein Leben wegzuwerfen ist ein bequemer Ausweg und auch eine gewaltige Dummheit. Du hast die Chance bekommen, noch einmal dein Leben zu leben und es besser zu machen als damals. Du solltest es dir wirklich überlegen, ob du noch mal dein Leben wegwerfen willst, so wie damals, oder ob du dir Hilfe suchst und dein Leben in den Griff bekommst. Dann wirst du auch in der Lage sein, einen neuen Lebenssinn zu finden. Selbstmord bedeutet, vor dem eigenen Leben davonzulaufen und auch vor seinen eigenen Problemen. Es ist ein Akt der Feigheit und sonst nichts. Jeder auf dieser Welt hat sein Päckchen zu tragen und mit Problemen zu kämpfen. Auch für Beyond war es nicht leicht und er hat auch sehr gelitten und sich den Tod gewünscht, weil er den Verlust seines besten Freundes nicht verkraften konnte. Aber er hat nicht einfach so aufgegeben, sondern hat stattdessen das Beste aus der Situation gemacht und seine Vergangenheit hinter sich gelassen, um nach vorne zu sehen. Das Leben ist zu kurz, um nur in der Vergangenheit zu bleiben. Das gilt für jeden von uns. Wenn du meinst, dass du unbedingt Selbstmord begehen musst, dann mach es ruhig. Aber damit machst du nur wieder denselben Fehler wie damals und beweist nur, dass du ein unbelehrbarer Feigling bist.“

„L!“ rief Beyond aufgebracht, als er das hörte und packte ihn am Arm. „Das reicht jetzt. Andrew geht es schon schlecht genug, da braucht er nicht auch noch irgendwelche Vorwürfe zu hören.“

„Nein Beyond, er muss das jetzt hören. Ihn immer nur mit Samthandschuhen anzufassen wird auch nichts ändern. Sein Verhalten ist absolut egoistisch und rücksichtslos, weil er denkt, er würde der Welt einen großen Gefallen tun, wenn er stirbt und das geht mir auf die Nerven. Er denkt überhaupt nicht an die Gefühle jener, denen er wichtig ist und er hat nicht einen einzigen Gedanken daran verschwendet, wie schlecht es dir in all den Jahren ging, weil du wegen seinem Tod gelitten hast.“

„Das… das stimmt doch gar nicht“, erwiderte Andrew, doch es war nicht abzustreiten, dass er völlig verunsichert war und dass L’s Worte ihn sehr erschüttert hatten. „Ich weiß, dass ich Beyond verletzt habe und es tut mir auch Leid…“

„Wenn du gewusst hast, dass du Beyond verletzt hast, dann hättest du dich damals nicht direkt vor seinen Augen in den Tod gestürzt. Du denkst einfach nicht darüber nach, was du anderen mit deinem Verhalten antust, wenn du immerzu in deinem Denken gefangen bist, du müsstest sterben, weil du mit deinem Leben andere unglücklich machst. Mit deinem Tod machst du sie nur noch unglücklicher, aber das siehst du nicht, weil du die ganze Zeit nur auf dich selbst und dein Elend fixiert bist. Du bist so sehr in deinem Selbstmitleid gefangen, dass du nicht einmal die Motivation aufbringst, dir helfen zu lassen und dein Leben zu ändern, damit es dir besser geht. Und das geht mir auf die Nerven. Wenn du dich unbedingt umbringen willst, dann tu es, aber mach es dann, ohne andere Menschen mit hineinzuziehen, die rein gar nichts dafür können.“

„Jetzt reicht es aber wirklich“, rief Beyond und packte L am Kragen. Er ließ ihn ja für gewöhnlich so einiges durchgehen, aber dass er so auf Andrew eintorpedierte, war zu viel für ihn und er war stinksauer. Natürlich wusste er, dass der Meisterdetektiv nicht gerade gut auf Andrew zu sprechen war, aber dass er ihn in dieser Verfassung mit solchen Sachen kam und ihm dermaßen schwere Vorwürfe machte, war endgültig zu viel. „Sag das nicht noch einmal, dass er sich umbringen soll, L. Auch bei mir gibt es Grenzen und du solltest besser aufpassen, was du sagst!“ Beyonds Augen funkelten eiskalt und bedrohlich. Es war Rue Ryuzaki, oder besser gesagt die menschenfeindliche Seite von Ryuzaki. Und vor der sollte man sich besser in Acht nehmen. Gerade wollte Beyond noch einen nachsetzen, doch dann ging Andrew dazwischen. „Beyond, hör auf! Er hat doch Recht!“

„Nein, hat er nicht. Er redet mal wieder absoluten Scheiß!“

„Das stimmt nicht. Ich… ich hab mich damals nicht eine Sekunde lang gefragt, wie es dir dabei ging, als ich mit deinen Gefühlen gespielt habe und ich habe auch nicht daran gedacht, wie es dir dabei ging, als ich vom Dach gesprungen bin. Du warst immer für mich da und ich habe es nie gesehen und auch nie zu schätzen gewusst. Ich war ein wirklich mieser Freund in all der Zeit, da hat L vollkommen Recht. Und anstatt, dass ich etwas dagegen tue, jammere ich immer nur herum.“ Andrew schwieg einen Moment und sah L mit seinen matten Augen an, dann aber lächelte er traurig. „Ich sehe schon, wieso du mit ihm zusammen bist, Beyond. L kümmert sich sehr um dich und du bist ihm wirklich sehr wichtig. Er muss dich sehr lieben. Vielleicht… vielleicht wird mich auch mal jemand eines Tages so sehr lieben. Tut mir leid, dass ich immer so viele Probleme mache. Du hast Recht, L. ich sollte nicht bedauern, was nicht zu ändern ist, sondern das ändern, was zu bedauern ist. Und vom Herumjammern wird es auch nicht besser. Im Grunde stimmt es ja und es kann eigentlich nur noch besser werden. Aber dafür muss ich auch an mir arbeiten und versuchen, etwas gegen meine Depressionen zu tun.“ „Andy…“ Es waren plötzlich ganz neue Töne und Beyond konnte noch nicht so wirklich glauben, was er da gerade hörte. Unfassbar, aber L’s harte Worte zeigten tatsächlich Wirkung. Als wäre das wie eine Art Weckruf gewesen. Der BB-Mörder war sprachlos und sah seinen besten Freund überrascht an. „A-Andy… alles okay bei dir?“

„Nein. Aber ich glaube, ich habe endlich verstanden, was ich tun muss. Nun gut, dass du mit L zusammen bist, das ist für mich echt hart und es tut mir auch sehr weh. Aber du bist glücklich und das ist das Wichtigste bei der ganzen Sache. Zwar kann ich meine Gefühle für dich nicht einfach so abstellen und es ist nun mal Tatsache, dass ich dich immer noch liebe, aber ich will, dass wir eines Tages wieder Freunde sein können, wenn eine Beziehung zwischen uns beiden schon unmöglich ist. Du warst immer für mich da und ich will dich auch nicht als Freund verlieren.“ Eine Zeit lang schwieg er und faltete die Hände wie zum Gebet. Er wirkte müde und erschöpft. Schließlich, nach einer Weile sagte L „Es ist bereits alles arrangiert. Du wirst bei O unterkommen und er wird sich um die Wartung des Gedankenschaltkreises kümmern und dafür sorgen, dass du nicht mehr an Dr. Brown gerätst. Und sowohl er als auch wir werden dich unterstützen, wenn du Hilfe brauchen solltest.“ Wieder lächelte er müde und nickte. „Ich weiß, ich sollte glücklich darüber sein, aber irgendwie fällt mir der Gedanke schwer. Ich meine… ich werde James wahrscheinlich nie wieder sehen. Und obwohl er oft so brutal und grausam zu mir war, hatte er auch seine liebevollen und fürsorglichen Seiten. Eigentlich sollte ich froh sein, dass ich von ihm weg bin, aber am liebsten würde ich einfach nur heulen.“ Es war ein sehr harter Weg, den Andrew da hinter sich hatte und dass er völlig verunsichert war, konnte man ihm nicht verdenken. Und auch, dass er dem Leben mit Dr. Brown nachtrauerte, war nachvollziehbar nach alledem, was Rumiko ihnen erzählt hatte. Aber da musste er jetzt durch, denn es war ganz klar, dass er nie wieder zu diesem Kerl zurückkehren würde und wenn er dazu gezwungen werden musste. So wie es jetzt war, war es am besten und das musste er erst einmal realisieren, auch wenn es noch eine ganze Weile brauchen würde, bis er es auch selbst verstanden hatte. Schließlich erhob er sich und entschuldigte sich. „Ich fühl mich gerade nicht gut. Entschuldigt mich bitte, aber ich glaube, es ist das Beste, wenn ich mich ein wenig hinlege.“ „Okay, aber wenn etwas ist, dann sag es uns.“ Andrew versprach es und Beyond begleitete ihn ins Zimmer, wo sie ihn einquartiert hatten. Nach der ganzen Aufregung konnte man es ihm nicht verdenken, dass er völlig erschöpft war. Beyond begleitete ihn noch und als er zurückkam, sah er nicht weniger unglücklich aus. „Du hör mal, L. Sorry wegen meiner Reaktion vorhin. Ich hätte wissen müssen, dass du ihm nur helfen wolltest.“

„Schon okay. Ich kann dich ja auch verstehen. Aber da muss er jetzt durch. Glaub mir ruhig, es ist das Beste für ihn. Wenn er immer nur mit Samthandschuhen angefasst und bemitleidet wird, kommt er nie aus seinem Tief heraus und wird niemals lernen, der Realität ins Auge zu sehen, anstatt immer nur wegzulaufen. Dass er sich umbringt, wollte ich ja auch nicht.“

„Und wieso hast du es dann gesagt?“

„Deine Schwester gab mir den Ratschlag, weil sie wusste, dass ich die Sache ganz anders angehe als du. Dich hätte sie ja nie dazu gekriegt, so etwas zu sagen. Also habe ich einfach mal, wie man so umgangssprachlich sagt, auf den Tisch gehauen und ganz klar gesagt, was Sache ist. Er musste einfach mal mit der harten Realität konfrontiert werden, auch wenn das für ihn unangenehm ist. Aber es hat ja hervorragend funktioniert, oder etwa nicht? Zumindest scheint er jetzt endlich die Kraft und Motivation gefunden zu haben, sein Leben zu ändern.“ Beyond setzte sich zu L und legte einen Arm um ihn. Unglaublich, dass Rumiko hinter seinem Rücken solche Aktionen machte. Aber das passte ja auch wieder zu ihr. Immerhin wusste sie ja, dass er dazu neigte, Andrew zu beschützen, weil er Angst hatte, dass dieser wieder Selbstmord begehen würde. Da hatte sie eben L mit der Aufgabe betraut, mal Tacheles zu reden. „Rumi ist echt eine Klasse für sich.“

„In der Hinsicht seid ihr beide gleich.“

Beyond musste schmunzeln und schloss ihn in den Arm. „Ich kann es nicht oft genug sagen, L. Ich liebe dich wirklich…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-09-17T11:10:51+00:00 17.09.2014 13:10
Ein cooles Kapitel^^


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