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Last Desire 4

L x BB
von

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Beyonds Entscheidung

Es wurde schon dunkel, als er wieder zurückkam und L wartete schon bereits auf ihn. Die Frage „Wo warst du so lange?“ sparte er sich gleich, als er sah, dass sein Freund totenblass war und man ihm ansah, dass er völlig durch den Wind war. Sein Blick war vollkommen starr und er reagierte auf rein gar nichts. Er gab ihm die Süßigkeiten, die er ihm gekauft hatte und sagte nur „Hab ich dir mitgebracht“ und verschwand, ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen. Noch nie in seinem Leben hatte L ihn in einer dermaßen schlechten Verfassung gesehen. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, Beyond hätte einen Geist gesehen und wäre deswegen so fertig. Oder war etwas mit Rumiko oder Jamie passiert? Sofort folgte der Detektiv ihm ins Wohnzimmer, wo der BB-Mörder auf der Couch saß, mit vollkommen abwesendem Blick. „Beyond, was ist mit dir? Ist irgendetwas passiert?“ Keine Reaktion. Es war so, als wäre er in eine völlige Schockstarre verfallen und könnte auf rein gar nichts mehr reagieren. Vorsichtig legte L eine Hand auf seine Schulter, um ihn aus seinen Gedanken zu holen. „Ist Rumiko oder Jamie etwas passiert?“ Ein stummes Kopfschütteln. Schließlich sagte er nur „Tut mir leid, aber ich kann im Moment noch nicht darüber sprechen. Ich… ich muss mir einiges durch den Kopf gehen lassen.“ Durch den Kopf gehen lassen? Als L das hörte, war er wirklich besorgt. Solche Worte hatte er bis jetzt noch nie von Beyond gehört und egal was passiert war, es musste ihn so sehr verfolgen, dass er nicht darüber sprechen konnte. Oder zumindest nicht mit ihm. Zuerst überlegte er, ob er vielleicht nachhaken sollte, aber er ließ es besser bleiben. Stattdessen beschloss er, geduldig zu sein und zu warten, bis Beyond bereit war, darüber zu sprechen. Er hatte versprochen, ihm in Zukunft zu vertrauen und das wollte er ihm jetzt auch beweisen. „Beyond, egal was ist, ich vertraue dir und wenn du noch nicht darüber reden willst, dann warte ich. Oder willst du lieber zuerst mit deiner Schwester darüber sprechen?“ Aus Erfahrung wusste L, dass es vielleicht erst einmal besser war, wenn Beyond mit jemandem sprach, der gänzlich außen vor war und da Rumiko nun mal als seine Adoptivschwester die einzige Außenstehende war, zu der er einen Bezug hatte, war sie die beste Wahl. Sie war ihm jahrelang wie eine Ersatzmutter gewesen und hatte ihm immer beigestanden. Nachdem L ihm gut zugeredet hatte, war der Serienmörder einverstanden und verabschiedete sich kurz und verschwand. Wenig später kam Watari, um nach dem Rechten zu sehen. „Ist irgendetwas vorgefallen?“ „Das weiß ich selbst noch nicht“, gab L zu und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. „Aber egal was es war, es muss Beyond total aus der Bahn geworfen haben. Er wirkte völlig durcheinander und so habe ich ihn noch nie erlebt. Nicht einmal, als wir ihn im Keller eingeschlossen haben. Ich hoffe nur, es ist nichts Schlimmes passiert.“
 

Als Rumiko Beyond sah, da bekam sie vor Schreck fast einen Herzinfarkt und brachte ihn sofort ins Wohnzimmer. Jamie war inzwischen auch wieder von der Arbeit zurück und wunderte sich natürlich, was mit seinem Schwager los war und fragte auch sofort nach, aber Rumiko merkte sofort, dass das wohl nicht ganz so einfach zu erklären war und bat ihn erst einmal, einen Tee vorzubereiten. Sie selbst nahm wie immer heiße Milch mit Honig. „L hat mich ja schon angerufen, aber dass du so dermaßen durch den Wind bist, hätte selbst ich nicht gedacht. Erzähl schon, was ist passiert? Hattest du einen Rückfall gehabt?“ Beyond schüttelte den Kopf und versuchte, sich wieder zu sammeln. Doch er konnte das alles ja selbst noch nicht wirklich glauben. Wie denn auch, wenn plötzlich der Mensch wieder vor ihm stand, von dem er zehn Jahre lang glaubte, er sei tot? Schließlich atmete er tief durch und versuchte, sich zusammenzureißen. „Rumi, erinnerst du dich noch an den Jungen, von dem ich dir damals erzählt habe? Von dem, der damals vom Dach gesprungen ist und in den ich verliebt war.“

„Du meinst diesen Andrew? Klar doch, aber was ist denn mit ihm?“ Beyond musste noch mal eine Pause machen, da er das Gefühl hatte, dass sonst gleich die Gefühle mit ihm durchgehen würden. „Er kam heute in die Bar und wir haben zusammen gesprochen.“ Die schwangere Musiklehrerin war verwirrt und das zu Recht. Wie sollte sie das denn auch verstehen? „Wie jetzt?“ fragte sie und sah ihn ratlos an. „Was willst du damit sagen?“ „Dass er wieder lebt. Man hat ihm nach seinem Tod einen Gedankenschaltkreis eingesetzt, um ihn zurückzuholen. Und nachdem seine Reha abgeschlossen war, kam er in die Bar, weil er mich besuchen wollte. Verstehst du? Er ist gestorben, aber man konnte ihn mit diesem Ding wieder zurückholen und jetzt ist er wieder da. Verdammt noch mal, ich sollte mich eigentlich freuen, dass er wieder lebt. Aber… stattdessen könnte ich einfach nur heulen. Als würde ich mir wünschen, dass er tot geblieben wäre. Ich meine, wie soll das denn weitergehen? Was soll ich ihm oder L sagen? Andrew hat L damals abgöttisch geliebt und nun bin ich mit ihm zusammen. Verstehst du? Die ganze Zeit konnte ich damit leben, dass ich meinen besten Freund hintergehe, weil ich dachte, er sei tot und dass es deshalb nicht schlimm wäre. Und nun ist er wieder da und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich tun soll. Wie soll ich Andrew gegenübertreten und was soll ich L sagen? Der wird doch wieder eifersüchtig werden und dann wird es nur noch mehr Ärger geben. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich kann mich einfach nicht von Herzen freuen, dass mein bester Freund wieder lebt. Was bin ich denn für ein mieser Arsch?“

„So etwas darfst du nicht denken“, erwiderte Rumiko und nahm ihn tröstend in den Arm. Sie konnte gut verstehen, was für ein Gefühlschaos bei Beyond herrschen musste. Natürlich war dieser froh, dass Andrew am leben war, aber ihn plagten große Ängste und Schuldgefühle. Zu beichten, dass man mit der großen Liebe seines besten Freundes zusammen war, das war wirklich eine schwere Aufgabe. Und niemand hätte damit rechnen können, dass alles so eine Wendung nimmt. Aber da musste Beyond irgendwie durch, denn er hatte sich nun mal für die Beziehung zu L entschieden, also musste er auch dazu stehen. Doch da gab es noch ein Problem und das sprach sie auch direkt an. „Hast du denn noch Gefühle für ihn?“ „Ich weiß es nicht“, gab er zu und löste sich langsam wieder von seiner Adoptivschwester. „Ehrlich gesagt ist da gerade so ein Chaos bei mir, dass ich nicht weiß, ob ich noch Gefühle für Andrew habe, oder nicht.“

„Kann ich gut verstehen. Wenn du einen guten Rat von mir haben willst: sei ehrlich zu L und sag ihm, was Sache ist. Es bringt nichts, wenn du ihm irgendetwas verheimlichst. Du weißt ja noch, wie das mit uns beiden ausgegangen ist. Er verdient die Wahrheit und er wird mit Sicherheit Verständnis haben, wenn du ihm erzählst, wie du dich fühlst. Und was diesen Andrew betrifft, so denke ich, dass es das Beste ist, wenn du erst einmal in Erfahrung bringst, ob er überhaupt noch Gefühle für L hat. Zehn Jahre sind eine lange Zeit und in der können sich Gefühle ändern. Du musst ihm ja nicht direkt sofort sagen, dass du mit L zusammen bist. Wenn du ihm das alles schonend beibringst und ihm erklärst, was du all die Jahre durchgemacht hast, wird er sicherlich Verständnis haben.“

„Und wenn nicht? Was, wenn er sich dann wieder umbringt?“

„Beyond, du bist nicht sein Kindermädchen und auch nicht sein Seelsorger, klar? Er ist ein erwachsener Mann und trägt die Verantwortung für sein eigenes Leben. Dass du ihm helfen willst, finde ich lobenswert, aber wenn er wirklich so schwer depressiv ist, dass er gleich an Selbstmord denkt, musst du lernen, dich von ihm zu distanzieren. Ich weiß, dass das scheiße von mir klingt, aber du musst in erster Linie an dich selbst denken. Du bist doch jetzt endlich glücklich nach all den Jahren, da darfst du dich nicht gleich wieder runterziehen lassen, sondern musst dich auch ein Stück weit schützen. Menschen kommen nicht durch Worte allein wieder aus ihrer Depression, sondern brauchen professionelle Hilfe. Und du bist nur sein Freund, nicht sein Betreuer oder sein Therapeut!“ Rumiko fand ganz klare Worte und auch Beyond musste wohl einsehen, dass sie nicht ganz Unrecht hatte. Er war nicht für Andrews Leben verantwortlich und irgendwie musste er sich emotional mehr von ihm distanzieren, um nicht schon wieder dort zu landen, wo er vor Monaten noch gewesen war. Allein schon L zuliebe wollte er nie wieder so werden. „Und du meinst, es ist eine gute Idee, L das alles zu sagen?“

„Natürlich ist es das. Du hast von ihm verlangt, dass er dir Vertrauen entgegenbringen soll und im Gegenzug verlangt er, dass du ehrlich zu ihm bist. Also sag ihm einfach, was Sache ist. Natürlich wird es ihm nicht gefallen und selbstverständlich wird es ihn beschäftigen, aber er weiß somit, dass er dir vertrauen kann und er weiß doch, dass eure Beziehung zueinander anders ist als jene, die du zu Andrew geführt hast. Du bist mit ihm glücklich und das weiß L auch. Du solltest auch mehr Vertrauen zu ihm haben. Also mach, dass du deinen Arsch zurück nach Hause bewegst und dich mit ihm aussprichst und um deinen anderen Freund machst du dir später Gedanken, klar soweit?“ Damit hatte Mama Ruby gesagt, was sie sagen wollte und ihr Machtwort gesprochen. Beyond bedankte sich bei ihr für das Gespräch, trank seinen Tee aus und verabschiedete sich von ihr. Jamie, der die ganze Zeit über nichts gesagt hatte, begleitete ihn zur Tür und hatte wie immer sein kindliches und unschuldiges Lächeln auf den Lippen. „Mach dir keine Sorgen, Beyond. Egal was ist, Ruby und ich sind immer für euch da. Und wenn du auf dein Herz hörst, wirst du die richtige Entscheidung treffen.“

„Schön und gut“, sagte Serienmörder und seufzte. „Aber im Moment weiß ich nicht, was mein Herz mir sagen will.“ „Du weißt es nur deshalb nicht, weil die Stimmen in deinen Gedanken zu laut dafür sind. Und wenn du die Stimmen leiser machst, dann kannst du wieder hören, was dein Herz dir sagt. Nur darauf darfst du hören, dann wirst du auch glücklich werden.“

„Das werde ich mir merken. Danke, Jamie. Ich schau demnächst mal wieder mit L zusammen vorbei.“ Damit verabschiedete er sich und kehrte nach Hause zurück. Zwar hatte das Gespräch mit Rumiko geholfen, dass er jetzt so ungefähr wusste, was er zu tun hatte, aber verunsichert war er immer noch und das Gefühlschaos war immer noch da. Eines wusste er mit fester Gewissheit: er liebte L, er liebte ihn mehr als alles andere auf der Welt und er würde ihn auch nicht aufgeben wollen. Und genau das würde er ihm auch sagen. Als er wieder zurück war, wartete der Detektiv etwas unruhig im Wohnzimmer und war gerade dabei, einen Zuckerwürfelturm zu errichten. Man sah ihm an, dass er unruhig war und Beyond plagte das schlechte Gewissen, weil er wusste, dass er schuld daran war, dass es L so erging. Der Detektiv sah schließlich auf und sagte erst einmal nichts. Schließlich aber ging Beyond wortlos zu ihm hin und umarmte ihn. „L, ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe und niemals jemanden so sehr lieben werde wie dich. Egal, was auch kommt.“ Nach einem kurzen Zögern erwiderte der überraschte L die Umarmung und spürte, mit welchen Emotionen Beyond zu kämpfen hatte. Doch er blieb geduldig und wartete, bis dieser sich wieder von ihm gelöst hatte und die Geschichte erzählen wollte. „Als ich heute unterwegs war, da brach ein Gewitter herein und ich bin in die Bar gegangen, um dort solange zu warten. Und dort habe ich meinen alten Freund Andrew wiedergesehen. Ich glaube, du wirst mehr mit dem Namen „A“ mehr anfangen können.“ L sah ihn mit einem verwirrten Gesichtsausdruck an und verstand es erst nicht. „A? Aber er ist doch gestorben.“

„Das schon, aber vor seinem Tod hat er es geschafft, den Gedankenschaltkreis fertig zu stellen und mit diesem konnte er schließlich zurückgeholt werden.“ Beyond brauchte es nicht zu erklären, L wusste schon über den Gedankenschaltkreis bescheid. Auch er hatte damals versucht, die Pläne zu entschlüsseln und dann zu vervollständigen, doch es war ihm nie gelungen. Dies war das einzige Rätsel gewesen, welches er nie hatte lösen können. Doch Andrew hatte es geschafft, deshalb lebte er jetzt wieder. Und so langsam schien sich L klar zu werden, was das bedeutete und warum Beyond so aufgewühlt war. Der Mensch, den er damals so sehr geliebt hatte und für den er so lange durch die Hölle gegangen war, kehrte wieder zurück und das ausgerechnet jetzt, wo er endlich sein Leben auf die Reihe bekam und mit seinen Gefühlen im Reinen war. All das drohte jetzt zu kippen und da war es nur verständlich, dass er aufgewühlt war. „Das hat wohl alte Gefühle bei dir wieder geweckt, nicht wahr?“

„Ich sollte mich eigentlich freuen, dass Andrew wieder lebt, aber ich kann es nicht von ganzem Herzen. Bis vorhin war meine Welt noch geordnet gewesen und es gab keinerlei Probleme. Aber nun das… Ich weiß echt nicht, was ich machen soll, L. Ich hab ihn vorhin gesehen, er ist immer noch schwer depressiv und versteckt das immer noch nach all den Jahren. Und ich habe einfach Angst davor, dass er dich nach all der Zeit noch lieben könnte. Denn er will wieder den Kontakt zu mir und ich weiß nicht, wie ich ihm das am schonendsten beibringen kann, ohne dass er gleich wieder einen Selbstmordversuch unternimmt. Und ich weiß auch nicht, wie ich mich ihm überhaupt gegenüber verhalten soll. Meine Gefühle sind gerade ein absolutes Chaos…“ L war anzusehen, dass er in ernster Sorge war. Nicht nur um Beyond, sondern er machte sich auch Sorgen darum, wie es zwischen ihnen weiterlaufen sollte. Was, wenn diese alten Gefühle zu A wieder aufflammen und sich Beyond für seine erste große Liebe entscheiden würde? Diese Sorge war verständlich und man konnte sie ihm nicht einfach so nehmen. Der BB-Mörder sah dies, beugte sich zu ihm herüber und sah tief in seine Augen. „Aber eines weiß ich genau: selbst wenn da noch Gefühle für Andrew da sind, ich würde ihn nicht mehr so lieben können wie dich. Es ist einfach zu viel passiert zwischen uns und mit dir bin ich wirklich glücklich. Zwar weiß ich nicht, wie meine Gefühle für A aussehen, aber ich weiß mit fester Gewissheit, dass ich mit niemand anderen so glücklich werden kann wie mit dir. Deshalb werde ich auch mit dir zusammenbleiben und um unsere Beziehung kämpfen.“ Und damit gab er L einen liebevollen aber dennoch zärtlichen Kuss. Dieser erwiderte ihn sofort und hielt Beyonds Hand fest. Nach einer Weile fragte er „Und was willst du tun?“

„Rumiko hat mir geraten, dass ich erst mal in Erfahrung bringen sollte, ob er überhaupt noch Gefühle für dich hat. Vielleicht haben wir ja Glück und er hat inzwischen das Interesse an dir verloren. Dann kann ich ihm die Wahrheit wenigstens sagen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Aber wenn er dich nach all der Zeit immer noch liebt, dann wird es ein wenig schwierig werden. Ich möchte nicht, dass er wegen mir wieder in Selbstmordgedanken verfällt. Und ich möchte ihn nicht als Freund verlieren, aber… wenn ich mich letzten Endes zwischen ihm und dir entscheiden muss, dann muss ich eben Abstand zu ihm gewinnen, weil ich dich nicht verlieren will.“

„Beyond“, sagte L mit ruhiger Stimme und sah ihm mit einem nachdenklichen und schon fast unglücklichen Blick an. Für viele Menschen wirkten diese schwarz umrandeten Augen unergründlich, aber Beyond konnte mehr in ihnen sehen, weil er L’s Gefühle auch ohne Worte verstand. Und als er in diese Augen sah, hätte er am liebsten geweint, doch er riss sich zusammen. „Ich vertraue dir. Noch einmal will ich nicht denselben Fehler machen und an deinen Gefühlen zweifeln. Und wenn du mir sagst, dass du bei mir bleiben willst, selbst wenn da vielleicht noch Gefühle für A da sind, dann glaube ich dir auch. Ich bin wirklich froh, dass du mit mir darüber sprichst und auch wenn ich zugeben muss, dass ich schon Angst habe, werde ich dir vertrauen. Genauso wie ich für dich der wichtigste Mensch auf der Welt bin, bist du der wichtigste Mensch für mich. Du bist meine erste große Liebe und vielleicht… vielleicht kann ich deshalb verstehen, wie du dich fühlen musst.“ Er reagiert gar nicht so eifersüchtig oder misstrauisch, wie ich zuerst gedacht hatte. Dabei ist er damals fast ausgeflippt, als er mich mit Rumiko gesehen hat und dachte, ich hätte was mit ihr. Ob er etwa tatsächlich gelernt hat, mir zu vertrauen? Oder steckt etwas anderes dahinter? „Dann… dann hast du nichts dagegen, wenn ich mich mit Andrew treffe?“

„Das habe ich nicht gesagt“, erwiderte L und wich seinem Blick aus. Man konnte sehen, dass er eifersüchtig war und dass diese ganze Situation ihm schmerzte. „Wenn ich ehrlich sein soll, würde ich ihm am liebsten sagen, dass er sich von dir fernhalten soll und dir würde ich genau dasselbe sagen. Aber ich weiß, dass er dir als Freund viel bedeutet und als ich das letzte Mal so eifersüchtig reagiert habe, da habe ich unsere Beziehung aufs Spiel gesetzt und fast alles kaputt gemacht. Ich will mich nicht noch mal mit dir so heftig streiten. Deshalb will ich mich bemühen, dir zu vertrauen, dass du die richtige Entscheidung treffen wirst.“

„Das habe ich doch schon.“ Und damit küsste Beyond ihn erneut, dieses mal aber leidenschaftlicher als zuvor. Er schlang einen Arm um L und hielt ihn fest, dann schob er langsam eine Hand unter seinen Pullover. Der Detektiv leistete nicht einmal verbalen Widerstand, als das geschah und das sah ihm eigentlich nicht ähnlich. Stattdessen klammerte sich dieser nur fester an ihn und küsste ihn ebenfalls intensiver. Ob es an unserem Gespräch liegt, dass er sich nicht so bockig anstellt wie sonst? Etwas verwundert war er dennoch und fragte gleich „Alles in Ordnung mit dir, L?“ „Wieso fragst du?“ Beyond sah ihn etwas unsicher an und erklärte „Na weil du normalerweise immer einen Protest vom Stapel lässt, dass uns der alte Zausel sehen könnte und blablabla. Normalerweise muss ich dich erst überzeugen.“ Als L das hörte, wich er seinem Blick aus und wurde rot im Gesicht. Diesen verlegenen Ausdruck fand Beyond schon immer so süß an ihm. „Dann ist es eben mal nicht so, na und?“

„Darf ich raten? Es ist wegen A, oder?“ Voll ins Schwarze getroffen, dass sah er jetzt schon. Beyond konnte einfach nicht anders, als zu schmunzeln und strich ihm sanft durchs Haar. „Glaubst du etwa, ich erwarte von dir, dass du immer nach meiner Pfeife tanzt und tust, was ich sage? Na hör mal, L: ich liebe dich auch wegen deiner Dickköpfigkeit und ehrlich gesagt liebe ich dich sogar eben deshalb, weil du immer versuchst, deinen eigenen Willen durchzusetzen und wir uns deswegen immer gleich zanken. Das macht doch erst unsere Beziehung aus.“

„Dir kann man auch gar nichts recht machen, oder?“ entgegnete L ein wenig grummelig und schüttelte den Kopf. „Da komm ich dir ein Mal entgegen und du hast wieder was zu meckern.“ „Das habe ich nicht gemeint. Aber ich möchte nicht, dass du dich meinetwegen änderst. Ich liebe dich so wie du bist und ich möchte nicht, dass du denselben Fehler machst wie ich damals, indem du dich extra für den Menschen verstellst, den du liebst. Das bist doch nicht du, L. Ich habe mich in dich verliebt, weil du ein eigensinniger, stolzer und manchmal auch kindischer Dickkopf bist und ich will nicht, dass du dich für mich änderst, klar? Du und Andrew, ihr seid grundverschiedene Menschen, das stimmt schon. Aber… du darfst dich nicht mit ihm vergleichen und denken, du müsstest wie er werden, um mithalten zu können. Ich hab doch gesagt, dass ich dich mehr als jemand anderen sonst auf dieser Welt liebe. Deshalb bist du der letzte Mensch auf der Welt, der sich mir zuliebe ändern sollte.“ L, der mit diesen Worten anscheinend nicht so gut umgehen konnte, sah ihn immer noch nicht direkt an und war verlegen. Er sagte nichts, aber man konnte ihm trotzdem ansehen, dass Beyonds Worte ihn schon sehr bewegt hatten. Eigentlich war das ja die wohl größte Liebeserklärung, die man wohl machen konnte. Nur wusste er nicht so wirklich, wie er darauf reagieren sollte. Schließlich aber seufzte er und gab Beyond eine sanfte Kopfnuss. „Du schaffst es aber auch immer wieder, dass mir keine Widerworte mehr einfallen können.“

„Tja“, erwiderte der Serienmörder und lachte. „Ich weiß nun mal zu überzeugen. Also, wo waren wir zwei Hübschen noch mal stehen geblieben?“

„Können wir das nicht besser im Schlafzimmer fortsetzen?“

„Soso, dann hast du also doch was dagegen, weil du fürchtest, der alte Knacker könnte reinkommen und uns sehen. Nun, in dem Falle werde ich ganz einfach die Tür zumachen und hier drin mit dir weitermachen. Wir haben sowieso noch nicht alle Zimmer eingeweiht, seit wir hier eingezogen sind. Es fehlen noch das Wohnzimmer und die Küche.“

„Ich habe dir klar und deutlich gesagt, dass ich NIEMALS so etwas in der Küche mache.“

„Das hast du schon gesagt, als wir unseren Spaß auf der Waschmaschine hatten.“ Und dafür setzte es dieses Mal eine kräftigere Kopfnuss mit dem Kommentar „Halt bloß die Klappe, du Perversling!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich finde es immer wieder unglaublich, wie sehr sich Beyond durch die Beziehung mit L verändert hat. Vorher ein verschlossener und extrem feindseliger Einzelgänger und jetzt kommt er mit solchen Liebesbeweisen. Zumindest ist es schön zu hören, dass er an der Beziehung zu L festhalten will, aber ich fürchte, dass das mit dem guten A noch ziemlich schwierig werden könnte… Aber erst mal gibt’s im nächsten Kapitel wieder Yaoi-Fanservice vom feinsten! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-09-05T21:08:42+00:00 05.09.2014 23:08
Ein klasse Kapitel ♡♥♡
Bin schon gespannt wie es weiter geht.
*freu*


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