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Ode an den Tod

von

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Prolog

Mit einem bedauernden Lächeln strich die knöcherne Hand der vor Angst keuchenden Frau die Haare aus der Stirn. Er legte den Kopf schief und zwirbelte eine der dicken, roten Strähnen zwischen seinen Fingern. Gold mischte sich unter das blutrot und lies die leuchtende Pracht auf ihrem Kopf strahlen wie das erste Licht der Morgensonne. Mit einer blitzschnellen Bewegung zückte er seinen Dolch und schnitt die Strähne auf Kinnhöhe ab. Lächelnd beobachtete er wie sie sich noch mehr in ihren Fesseln wand, doch sie hatte keine Chance. „Gleich ist es vorbei mein Schatz. Nur noch wenige Augenblicke und du musst nie wieder leiden. Du darfst auf ewig bei mir bleiben und für uns singen.“ Er klatschte begeistert in die Hände, doch nur ein klackern ertönte, als die bloßen Knochen aufeinandertrafen. Jubel brandete um sie herum auf und die Kreaturen auf den Rängen, Balkonen und im Hof stimmten Lobgesänge und Schreie an.

Tränen rannen der wunderschönen Gefangenen aus den Augen und verwandelten sich, sobald sie ihre Wangen verließen, in weiße Diamanten. Ein Magier mit langem, weißen Bart deutete auf den Bottich unter ihr und die Flüssigkeit in ihm begann sich zu regen. „Sing mein Vögelchen und befreie all die armen Seelen! Sing bis in den Tod!“ Der Wahnsinn leuchtete ihr aus leeren Augenhöhlen entgegen. Sie hob mit einem Schluchzen den Kopf und suchte Ihn in der Menge.

Seine bernsteingelben Augen waren starr auf sie gerichtet und zeigten keine einzige Gefühlsregung. Einzig seine in die steinerne Brüstung gekrallten Finger und die blutleeren Lippen verrieten seine wahren Gefühle.

Sie spürte wie der Bernstein um ihre Füße einschloss und begann zu singen.

Für den einzigen Mann den sie je geliebt hatte.

Für den Mann, der sie verraten hatte.



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