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Last Desire 2

L x BB
von

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Erste Unruhen

Nachdem sich L wie durch ein Wunder irgendwie berappelt hatte, setzten sie sich ins Wohnzimmer, wo Watari Kaffee und Süßgebäck vorbereitet hatte. Für Beyond gab es mit Marmelade gefüllte Donuts, L bevorzugte da lieber Kekse mit Schokoladencremefüllung. Es gab heute nicht viel zu tun. L durchblätterte ein paar Akten mit Fällen, die vielleicht seinen Ansprüchen genügten, während Beyond eher halbherzig drüberschaute und sich wohl mehr für die Tatortfotos interessierte, auf denen die Leichen zu sehen waren. Es kam schon mal vor, dass er und L zusammenarbeiteten. Aber meistens geschah es, wenn es ein besonders brutaler Mord, oder aber eine sehr ungewöhnliche Tötungsweise war. Denn Beyond hatte eine Faszination für besonders bizarre und brutale Mordfälle entwickelt, auch wenn es dann nur ein oder zwei Tote waren. L war das nicht entgangen und auch wenn er wusste, dass Beyonds Interesse ganz andere Gründe hatte (nämlich weil ihn die Schattenseiten der Menschheit faszinierte), so hatte er in den letzten 30 Tagen des Öfteren mal Fälle herausgepickt, die seinen Ansprüchen genügen konnten. Und Beyond hatte das Talent, sich perfekt in die Lage eines solchen Mörders hineinzuversetzen und seine kranken Fantasien nachzuvollziehen, als wären es seine eigenen. Denn er war selber ein sehr gefährlicher Mörder, das durfte man niemals vergessen.

„Und? Etwas Interessantes dabei?“ fragte Beyond nebenbei, während er mit seinem Donut zugange war. L überflog die Informationen meist nur kurz, dann sagte er „Alles zu einfach.“

Schließlich war Beyond an der Reihe und sah sich ein Bild an, welches ihn ein wenig stutzig machte und zeigte es L. Es zeigte eine Familie, die gefoltert und im Anschluss durch Giftgas getötet worden war.

„Offenbar ist Sam Leens wieder aktiv geworden. Diese Familienmorde sind genau seine Handschrift. Zunächst foltert er das Ehepaar, hetzt sie gegeneinander auf und zwingt sie schließlich dazu, entweder den Partner, oder das eigene Kind zu töten. Wenn er fertig ist, tötet er die anderen mit Giftgas. Hat ja lange gedauert, bis er wieder aufgetaucht ist. Ganze dreieinhalb Monate…“

„Du hast ihm ja auch ziemlich zugesetzt, als du ihn mit dem Messer attackiert hast.“ Der BB-Mörder lächelte zufrieden, auch wenn L das eigentlich nicht als Kompliment gemeint hatte. Schließlich aber bemerkte er „Dieser Sam Leens scheint dich ja sehr zu interessieren.“

„Natürlich, immerhin versagt bei ihm sogar mein Augenlicht. Aber kein Grund, in irgendeiner Weise eifersüchtig zu werden, L. Weißt du, für mich gibt es nur zwei Sorten von Menschen: Jene die mich interessieren und jene, die mein Interesse nicht verdienen.“

„Und ich gehöre also zu den Menschen, an denen du Interesse hast?“

„Nein, du fällst in keine der beiden Kategorien.“ Das klang zwar zuerst wie eine dahingesagte Kränkung, aber L verstand, was Beyond ihm damit sagen wollte und setzte ein kleines Lächeln auf. „Interesse“ und „Liebe“ waren völlig unterschiedliche Dinge und deshalb war er die absolute Ausnahme von Beyonds Einteilung der gesamten Menschheit. Es war nicht zu ändern, dass Beyond Birthday aufgrund seiner schweren Kindheit und seinem Shinigami-Augenlicht nicht fähig war, eine richtige Beziehung zu Menschen aufzubauen und irgendwann eine allgemeine Menschenfeindlichkeit entwickelt hatte. Dass er so offen und emotional gegenüber L war, das war die absolute Ausnahme und dieser bekam das auch immer wieder deutlich zu Gesicht, weil Beyond sich Watari gegenüber genauso verhielt wie allen anderen Menschen gegenüber. Nämlich distanziert, kühl und ein wenig herablassend.
 

Da der Annatown-Serienmord in Ohio binnen drei Stunden gelöst war und es auch nichts Spektakuläres gewesen war, war den Rest des Tages nicht sonderlich viel zu tun und so machte Beyond einen kleinen Spaziergang. Zwar hatte L ihm gesagt, dass er unter Bewachung stünde, aber das hieß noch lange nicht, dass er sich einsperren ließ wie ein Tier und schon gar nicht von L. Wäre ja noch schöner. Zwar war der große Meisterdetektiv ein allgemein sehr misstrauischer Mensch, aber er brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass Beyond einfach so abhauen würde. Er blieb einfach eine Zeit lang weg und kehrte dann wieder zurück. Wenn es nichts zu tun gab, verbrachte er seine Zeit damit, seine Umgebung zu beobachten, oder interessante Kandidaten in Mordfällen zu observieren. Denn im Gegensatz zu L zog er es vor, direkt vor Ort zu sein und Tatorte zu besichtigen. Für ihn waren Mordfälle wie Kunstwerke und die Polizei war nichts Weiteres als eine Ansammlung von Kritikern, die diese Kunstwerke begutachteten und bewerteten. Diese Ansicht teilte L nicht mit ihm, aber in der Hinsicht tickten sie beide anders. Den Rest des Tages streifte er durch die Stadt, kaufte im Supermarkt einen Vorrat an Erdbeermarmelade und machte sich schließlich langsam wieder auf den Rückweg. Doch dann begann es zu regnen, weshalb Beyond schließlich in einem Cafe Schutz suchen musste. Eigentlich mochte er ja den Regen, aber er hatte keine Lust auf eine Erkältung. Wenn er das Geräusch des Regens hörte, konnte er seine Sorgen und Gedanken einfach vergessen und hatte das Gefühl, in solchen Momenten seinen inneren Frieden zu finden. Außerdem waren bei Regen nicht so viele Menschen zu Fuß unterwegs und er musste ihnen nicht zu nahe kommen. Nicht, dass er Angst vor ihnen hätte, aber er vermied ihre Nähe, weil er sie nicht ausstehen konnte. Die ganze menschliche Rasse konnte ihm gestohlen bleiben. L war der Einzige, den er brauchte und solange sie zusammen waren, war er zufrieden.

Als der Regen langsam wieder nachließ, setzte er seinen Weg fort und wollte gerade zur Bushaltestelle, da blieb er stehen und wandte sich um. Irgendwie hatte er ein seltsames Gefühl und seine geschärften Sinne hatten ihn in der Hinsicht noch nie getäuscht. Irgendjemand beobachtete ihn. Aufmerksam wanderten seine Shinigami-Augen umher, konnten aber keine verdächtigen Personen ausfindig machen. Aber er spürte ganz deutlich, dass er beobachtet wurde. Und nichts hasste er mehr, als beobachtet zu werden. Das Beste war, er behielt das erst mal im Hinterkopf und beobachtete das erst einmal. Wenn es nur heute war, lohnte es sich auch nicht, sich weiter darum zu kümmern. Sollte das allerdings zum Dauerzustand werden, würde er schon dafür sorgen, dass es aufhörte. Ganz egal, was der Herr Meisterdetektiv dazu sagte. Schließlich hatte er das Haus erreicht, in welchem er zusammen mit L und Watari wohnte und sah sich noch mal um. Er konnte niemanden ausfindig machen, trotzdem spürte er deutlich, dass er beobachtet wurde. Bevor er die Tür aufmachen konnte, musste er einen sechsstelligen Zahlencode eingeben und sowohl seine Netzhaut, als auch seine Fingerabdrücke einscannen lassen. Außerdem wurde er von der Überwachungskamera aufgezeichnet. L war eben ein ziemlich übervorsichtiger Mensch. Zuerst ging er in sein Zimmer und stellte die Marmeladengläser auf dem Tisch ab, dann ging er nach L suchen.

Normalerweise saß L um die Zeit in seinem Büro (eigentlich war das ja auch nur ein Raum vollgestopft mit Monitoren) und ging seiner Arbeit nach, aber dieses Mal saß er im Wohnzimmer vor einem Laptop und hatte das Mikrofon an. Elektronisch verzerrte Stimmen waren zu hören und man sah auf dem Bildschirm, dass er mit den anderen Buchstaben wohl in einer Konferenz war. Zuerst wollte Beyond ja gehen, da er mit den anderen Buchstaben nichts zu tun haben wollte (insbesondere, weil sie ihn schon im Waisenhaus immer wie einen Freak behandelt hatten), aber als er hörte, dass es auch um ihn ging, blieb er an der Tür stehen und hörte zu. Es interessierte ihn ja schon, was über ihn geredet wurde und weshalb sie über ihn diskutierten.
 

P: „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, wenn L mit einem so gefährlichen Individuum wie B unter einem Dach lebt. Irgendwie verstehe ich den Sinn darin nicht. Was geht bloß in seinem Kopf vor sich?“
 

S: „Wieso hat man ihn nicht denn nicht gleich eingesperrt? Wie sieht das denn aus, wenn L einen Serienmörder bei sich hat, der obendrein versucht hat, ihn umzubringen? Ist er denn verrückt geworden?“
 

R: „Also ich finde, ihr übertreibt alle. Ihr redet immerhin über L, okay? F, was meinst du dazu?“
 

F: „Regelt euren Blödsinn doch alleine. Ehrlich gesagt ist es mir gleich, wer hier was macht und was L sich bei der ganzen Sache denkt. Zugegeben, es ist schon irgendwie komisch, dass er…“
 

S: „So langsam frage ich mich, inwieweit man L überhaupt noch vertrauen kann, wenn er seine Zeit mit so einem gefährlichen Mörder wie ihn verbringt. Was, wenn er mit diesem Psychopathen sympathisiert?“
 

P: „Das ist wirklich ein Skandal, wenn das wirklich stimmen sollte…“
 

H: „Jetzt hört doch endlich auf mit diesem Schwachsinn. So etwas würde L nie und nimmer tun. Ihr solltet euch wirklich schämen, so über ihn zu reden! Ich kann es echt nicht glauben!“
 

L saß schweigend vor dem Monitor, während er den Worten der anderen Buchstaben zuhörte. Sein Gesicht zeugte von keinerlei Emotionen und es war schwer festzustellen, was er dachte oder fühlte. Beyonds Hand hielt die Tür fest und sein Griff wurde stärker. Wie konnten diese arroganten und besserwisserischen Arschlöcher nur so etwas sagen? Wieso zogen sie auf einmal über L her, wo er doch überhaupt nichts getan hatte? Natürlich stimmte es, dass es komisch aussah, wenn der größte Detektiv des 21. Jahrhunderts mit dem Mann unter einem Dach wohnte, der ihn umbringen wollte und der drei Menschen auf dem Gewissen hatte, anstatt ihn der Polizei auszuliefern. Die Reaktion der anderen war in einer gewissen Art und Weise verständlich, aber trotzdem war es hart, dass man so über L sprach. Wie gerne hätte Beyond sich diese Mistkerle persönlich vorgeknöpft und dafür gesorgt, dass sie nicht mehr unterscheiden konnten, ob sie Männlein oder Weiblein waren. Er hasste sie wie die Pest. Als er merkte, dass seine Wut zu groß wurde, knallte er die Tür zu und ging in sein Zimmer. Wenn er sich diesen ganzen Müll noch eine Sekunde länger mit angehört hätte, dann hätte er für rein gar nichts mehr garantieren können. Es war ihm echt ein Rätsel, wie L nur mit solchen Leuten zusammenarbeiten konnte.

Beyond ließ sich in seinem Zimmer aufs Bett fallen und seufzte niedergeschlagen. Irgendwie kam er sich in diesem Moment echt erbärmlich vor. Womöglich war er in den letzten 30 Tagen zu naiv gewesen, als er gehofft hatte, dass sie eine ihren Umständen entsprechend problemlose Beziehung haben könnten und sich keine Sorgen machen mussten, dass irgendjemand davon erfuhr. Aber die Realität sah leider anders aus. Die anderen schienen etwas zu merken und jetzt war L derjenige, der das alles ausbaden musste.
 

Das war einfach nicht fair… so etwas hatte er einfach nicht verdient.
 

Wie hatte das nur passieren können, dass die Situation mit einem Male in die Richtung gegangen war und was sollte denn jetzt geschehen? Wie würde L auf die heftige Reaktion der anderen reagieren und wie sollte das mit ihnen beiden weitergehen? War eine Beziehung unter den Umständen überhaupt noch sinnvoll? Wenn man das Gesamtpaket betrachtete, war das doch alles vollkommen hirnverbrannt! Er war ein verurteilter Mörder und L war derjenige gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass er in den Knast gekommen war. Sie beide waren seit Jahren Erzfeinde und Beyond hätte ihn umgebracht, wenn er ihn in die Finger gekriegt hätte. Wie konnte eine solche Beziehung denn überhaupt gut gehen? Das war doch totaler Blödsinn. Vielleicht war es wirklich besser, noch mal ernsthaft darüber nachzudenken, ob eine Beziehung wirklich gut gehen konnte. Die Tür wurde geöffnet und Watari kam herein.

„Wollen Sie einen Tee?“

„Bringen Sie mir lieber flüssiges Blei, damit ich das diesen Gift spritzenden arroganten Flachzangen in den Rachen schütten kann.“

Aber leider spielte Watari bei diesem Spiel nicht mit und auf Chloroform und Seile zum Strangulieren musste er auch verzichten. Also ließ er von seinen Mordgedanken ab und begann die Zimmerdecke anzustarren. P war ihm schon immer zuwider gewesen und S genauso. Sarah Grimes alias „Susie“ war Bilderexpertin, Violinistin und Schauspielerin, die sehr talentiert darin war, Kunstfälscher aufzuspüren. Aber sie war schon damals eine hochnäsige Schnepfe gewesen und Paul Trylas war weltberühmter Pianist und Hobbydetektiv, der genauso ein Arschloch war. Beyond erinnerte sich daran, als Paul ihm mal ein Bein gestellt hatte und er die Treppe hinuntergesegelt war. Dabei hätte er sich fast den Fuß gebrochen, aber die Racheaktion dafür hatte es in sich. Er hatte Paul gefesselt, ein Rohr in seinen Mund geschoben und eine Tarantel durch jenes Rohr gejagt. Wohl wissend, dass dieser eine panische Angst vor diesen Tieren hatte. Das Beste war ja gewesen, dass die Röhre durchsichtig war, sodass er alles gut sehen konnte. Beyond musste immer wieder schmunzeln, wenn er daran zurückdachte, wie sehr der arme Kerl geheult und geschrieen hatte. Insbesondere, weil er sich nicht befreien konnte. Und auch Susie hatte ihr Fett weggekriegt. Da er wusste, dass sie ein absoluter Sauberkeitsfanatiker war und meist ewig unter der Dusche stand, hatte er die Wasserleitung ein wenig manipuliert, sodass statt Wasser Schweine- und Rinderblut aus dem Duschkopf strömte. Und als T sich über ihn lustig gemacht und ihn herumgeschubst hatte, da hatte er sie gefesselt und geknebelt in die Badewanne geworfen, welche er mit Würmern gefüllt hatte.
 

Ja, er hatte sich damals nach allen Regeln der Kunst an diesen hochnäsigen Schleimern und Strebern für die Schikanen gerächt und es auch genossen, sie leiden zu sehen. Aber nun ging das hier eindeutig zu weit. Ihn konnten sie ruhig ein Monster, einen Freak oder einen Psychopathen nennen, aber dass jetzt auch gegen L Stimmung gemacht wurde, ging eindeutig zu weit. Selbst im Waisenhaus hatten sie A in Ruhe gelassen, da konnte er doch wohl schlecht einfach so hinnehmen, dass L jetzt zur Zielscheibe wurde. Aber was konnte er denn tun? Einfach so losziehen und ihnen die Haut abzuziehen war keine Lösung. Erstens würde es ewig dauern, bis er die beiden Störenfriede fand, zweitens stand er trotz allem unter L’s Beobachtung und drittens hatte er auch irgendwie nicht so wirklich die Geduld dafür, gleich zwei Menschen komplett zu häuten. Viel eher würde er die beiden erst mit Nägeln bearbeiten und sie dann Schritt für Schritt aushöhlen.

Mordgedanken waren für ihn wirklich ein gutes Mittel, um sich für einen kurzen Moment von diesen ganzen Zweifeln und Problemen abzulenken. Und zugleich hellte es auch seine Stimmung wieder ein wenig auf. Schließlich schnappte er sich seinen Notizblock und begann zu schreiben. Zwar würde L ihm diese Genugtuung nicht gönnen und ihn davon abhalten, aber wenigstens konnte er sich den Mord Schritt für Schritt aufschreiben, wenn er ihn wenigstens in seiner Fantasie ausleben durfte.

Als er den perfekten Mord an P aufgeschrieben hatte und sich der Hexe vom Dienst widmen wollte, musste er wieder an die Worte denken, die die beiden gesagt hatten und daran, dass L’s Glaubwürdigkeit in Gefahr war. Irgendwie war das schon seltsam, dass er sich auf einmal um L sorgte. Nicht um L Lawliet als Person, sondern um den Meisterdetektiv L, den er so sehr gehasst hatte. Zugegeben, der Detektiv L war ihm immer noch egal, aber die Person, die dahinter steckte, war ihm nicht egal! L Lawliet war die Person, die er liebte und deshalb konnte er auch nicht mit ansehen, dass der Meisterdetektiv L diffamiert wurde. Irgendwie war die ganze Beziehung schon ein wenig kompliziert, wenn man so darüber nachdachte. Keiner mochte den anderen in seiner Position, liebte aber die Person dahinter. Auch Beyond bekam das zu spüren. Denn obwohl er mit L in einer festen Beziehung war, misstraute dieser dem Mörder B alias Rue Ryuzaki und bewachte ihn auch deshalb. Aber den Menschen Beyond Birthday liebte er, darin bestand keinerlei Zweifel.

Vielleicht sind solch komplizierte Beziehungen von vornherein keine gute Idee, weil sie sowieso scheitern. Vielleicht sollte ich wirklich in Betracht ziehen, ob es eine gute Idee ist, wenn wir so weitermachen. Ich liebe L und er liebt mich. Aber ich will auch nicht, dass er meinetwegen Probleme hat.

Oder gab es noch eine andere Lösung? Seine Persönlichkeit Rue Ryuzaki war der Meinung, dass er das Problem an der Wurzel packen und entfernen sollte (was natürlich hieß, dass Susie und Paul dran glauben mussten) und auf das Monster in ihm zu hören war sowieso keine gute Idee. Allgemein auf sich selbst zu hören und sich danach zu richten, war keine gute Idee. Daran hatte sein Psychiater auch glauben müssen. Es hatte ewig gebraucht, die Sauerei wegzumachen… Mit einem demotivierten Seufzer ließ er den Schreibblock sinken und vergrub sein Gesicht ins Kissen. Warum nur kann nicht ein einziges Mal im Leben etwas gut laufen? Dabei hatte er gehofft, dass er endlich mal glücklich werden könnte, nachdem ihn diese Beziehung mit A vor zehn Jahren schon so fertig gemacht hatte. Rückblickend war das, was sie beide gemacht hatten, ein großer Fehler. A hatte L geliebt und in Beyond nur einen guten Freund gesehen und ihm geholfen, seine Persönlichkeitsstörung in den Griff zu bekommen. Dieser hatte A geliebt und L nachgeeifert, um wenigstens als Ersatz dienen zu können. Als A aber erkannte, dass L nicht interessiert an ihm war, hatte er gemerkt, was alles schief gelaufen war und hatte Selbstmord begangen, indem er vom Dach gesprungen war. Zu der Zeit war er sowieso schon depressiv gewesen und hatte das vor den anderen sehr gut verbergen können. Beyond wusste, dass es damals ein Fehler gewesen war, für A aus Liebe jemand zu sein, der er niemals werden konnte, denn im Grunde hatte es keinen von ihnen beiden glücklich gemacht. Doch bei L war es anders, denn dieser erwiderte seine Gefühle und konnte mit seinem schwierigen Charakter gut leben. Aber jetzt stand das alles auf dem Spiel und warum? Nur weil Paul und Susie schlechte Stimmung verbreiten mussten und die anderen Buchstaben quasi aufhetzten. Oh wie gerne würde er sie dafür bluten lassen, dass sie seine Beziehung zu L schlecht machten. Innerlich begann er schon einen Plan zu schmieden, wie er heimlich von hier abhauen, die beiden aufspüren und sie dann umbringen konnte. Er könnte es wie Selbstmord aussehen lassen. Oder er sorgte ganz einfach dafür, dass die Leichen nie gefunden wurden. Er konnte sie ja in Säure auflösen, dass nur noch eine widerliche stinkende Masse übrig blieb, die er in die Kanalisation kippen konnte. Auch eine gute Idee. Es würden keinerlei Spuren zurückbleiben und er hätte das Problem gelöst. Nun ja, zumindest würde es gut funktionieren, wenn er L nicht als „Babysitter“ hätte und um ihn abzuschütteln, müsste er ihn umbringen. Und das kam nicht infrage. Unter gar keinen Umständen.

Während Beyond immer noch grübelte, öffnete sich langsam die Tür und L kam mit schlurfenden Schritten ins Zimmer. Er ging ein wenig aufrechter als sonst und hatte wie immer die Hände in den Hosentaschen vergraben. Sein Blick war nichts sagend und zeugte von keinerlei Emotionen, so wie sonst auch immer. Aber in der letzten Zeit hatte Beyond ein Gespür dafür entwickelt, wie es hinter dieser Maske aussah. Und er konnte sich schon denken, was L hier wollte. Er machte sich Sorgen und wollte mit ihm über das Gespräch mit den anderen Buchstaben reden. Und da er wusste, dass sich L auch nicht abbringen lassen würde, selbst wenn Beyond ihm mal wieder eine Morddrohung an den Kopf geworfen hätte (L wusste inzwischen, dass diese sowieso nicht ernst gemeint waren), hatte es auch keinen Zweck, sich schon wieder stur zu stellen. Immerhin hatte er zweieinhalb Monate Zwangsjacke und vollständige Bewegungsunfähigkeit gebraucht, um das zu kapieren.

„Ich weiß schon, was du willst. Komm schon rein.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Auch wenn die beiden ein total schräges aber auch süßes Paar sind, so müssen sie leider mit der Tatsache leben, dass sie eigentlich nicht zusammenpassen und eine Beziehung zwischen ihnen eigentlich nur Probleme schaffen kann. Immerhin ist L nun mal der Meisterdetektiv L und Beyond ein Schwerverbrecher. Wenn ihre Beziehung bekannt werden würde, wäre das für L ein absoluter Skandal! Und dieser Tatsache müssen sie sich wohl oder übel stellen. Und da Beyond schon A verloren hat, wird er nun von der Angst geplagt, auch L zu verlieren. Aber noch mehr sorgt er sich, dass dieser seinetwegen unglücklich wird. Da kann er einem schon leid tun, dass er vor so einem Problem steht. Komplett anzeigen

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