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Abbygails Abenteuer

Road to Lavandia
von

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Reflektion in der Dunkelheit (Geisterstunde)

Chris und Jayden reisen am nächsten morgen ab und ich winke ihnen, als sie auf ihren sehr außergewöhnlichen Pokémon in die Lüfte schießen und den Umstehenden Ohs und Ahs entlocken. Chris´ eigentümliches Vorhaben hat in der Stadt viel Aufsehen erregt und sie jetzt mit dem legendären Pokémon davon fliegen zu sehen, weckt die unterschiedlichsten Reaktionen.

Während die einen die Neuigkeit in alle Richtungen verbreiten, oft mit übertrieben farbenfrohem Vokabular, ist die konservativere Seite Teak Citys nicht ganz so freundlich.

"Es sollte verboten sein", beschwert sich eine alte Frau bei ihren Freundinnen, als ich vier Tage später nach meinem morgendlichen Training auf dem Rückweg zum Pokécenter bin. "Wo führt das noch hin?"

Ich erspare mir eine Diskussion und gehe an ihr vorbei in das Gebäude. Toby und Timothy sitzen bereits an unserem Stammtisch in der rechten Ecke und löffeln dampfende gelbe Suppe. Als Joy mich sieht, verschwindet sie in der Küche und bringt mir ebenfalls einen Teller.

"Wie lief das Training?", fragt Toby und tunkt etwas Brot in seine Suppe. Er hat Jens bereits besiegt, wartet aber auf Timothy, der mit seinem Training noch etwas hinterher hinkt. Von Carla und George haben die beiden sich glücklicherweise getrennt. Die beiden Stinkstiefel haben Jens herausgefordert, kaum dass die Arena wieder geöffnet war und sind noch am selben Tag weitergezogen.

"Sehr gut", sage ich wahrheitsgemäß und beginne mit dem Essen. Sku hat endlich Level 35 erreicht und Hunter und Gott sind je um zwei weitere Level gestiegen. Timothy und Toby trainieren gewöhnlich mit mir, aber heute wollten sie ihre Reisevorräte auffrischen.

"Louis kommt heute?", fragt Timothy. Ich nicke.

"Er war gestern schon an der Waldkreuzung, aber dann wurde es zu dunkel und er musste sein Lager aufschlagen. Er wird in den nächsten paar Stunden hier eintrudeln, denke ich."

"Wenn er und Tim Jens kurz hintereinander schlagen, können wir zusammen nach Oliviana City reisen", sagt Toby.

"Klar, warum nicht", stimme ich zu. "Ist noch jemand von den ehemaligen Qs hier?"

"Vivi ist auf jeden Fall schon weg. Erasmus auch, glaube ich."

"Schade."

Wir beenden unser Mittagessen und machen uns dann auf den Weg zu den Waldwiesen vor Teak City.

Tobys Karpador hat sich im Verlauf der letzten Woche endlich entwickelt und nimmt nun fast den gesamten verfügbaren Platz auf der Wiese ein, deshalb zieht es Tim und mich weiter nach Süden. Die erste, die Louis entdeckt, ist jedoch Sku.

In ihren Kampf verwickelt, schnuppert sie plötzlich in der Luft, dreht sich um und prescht mit ungewohnter Geschwindigkeit an mir vorbei.

"Sku, was zur- Louis!"

Da steht er, bepackt mit seinem riesigen Rucksack, strubbligem blonden Haar und den Kratzern und blauen Flecken, die ich schon von unserer ersten Begegnung in Dukatia City kenne. Nur sein Gesichtsausdruck ist etwas ernster und seine Augen sind eingefallen, so als hätte er lange Zeit nicht viel geschlafen. Als er mich sieht, ringt er sich jedoch ein strahlendes Lächeln ab und fängt ächzend Sku, die ihm in die Arme springt.

Ich laufe zu ihm und bleibe einen Moment lang etwas ratlos vor ihm stehen, dann umarme ich ihn, Sku zwischen uns eingequetscht und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.

"Da wären wir wieder", sage ich breit grinsend. "Und ich bin nur einmal entführt worden, seit ich hier bin."

"Herzlichen Glückwunsch", sagt Louis lachend und setzt Sku auf dem Boden ab. "Du kannst mir die Details später erzählen. Ich bin hungriger als ein Relaxo."

"Das bezweifle ich", sage ich. "Hungriger als Sku wäre schon eine Sensation." Sku straft mich mit einem sehr unfreundlichen Blick und ich kraule ihren Kopf, bis sie mir schnurrend vergibt. "Wir haben heute Suppe gegessen, Joy sollte noch welche übrig haben."

Louis zieht eine Augenbraue hoch. "Wer ist wir?"

"Toby und Timothy", erkläre ich. "Zwei von den Jungs, die wir mit Maisy getroffen haben."

"Hoffentlich nicht der eingebildete Typ", murmelt Louis.

"George und das Mädchen sind schon weiter gegangen", beruhige ich ihn. Gemeinsam machen wir uns auf den Rückweg. Tim und Toby entschuldigen sich, sie wollen das verpasste Frühtraining nachholen und so gehen Louis und ich alleine zum Pokécenter.

"Sei froh, dass du nicht früher gekommen bist", sage ich. "Jens war nicht da und ich habe diesen Typen aus Viola City wieder gesehen, der dich besiegt hat und-" Ich stocke, als ich Louis´ düsteren Gesichtsausdruck sehe und könnte mich im nächsten Moment selber ohrfeigen. "Tut mir leid, so war das nicht gemeint."

"Ist schon in Ordnung." Louis´ Augen sind rot, aber vielleicht hat er keine Tränen mehr übrig, denn sie bleiben trocken. "Hast du ein Zimmer im Pokécenter?"

Ich nicke und denke an unsere Zeit in Azalea City zurück. Damals waren wir gezwungen, uns ein Doppelbett zu teilen.

"Dann hole ich mir wohl auch eins", sagt Louis nachdenklich. "Lange werden wir ja nicht mehr hier bleiben."

"Du musst dich wegen mir nicht stressen", sage ich. "Du kannst so lange trainieren, bis du dich sicher fühlst und wir können uns ein bisschen die Stadt ansehen, wenn du willst."

"Danke, aber ich will Jens so schnell es geht besiegen und dann weiter."

Wir machen es uns an einem der Tische bequem, Louis bestellt sich eine doppelte Portion Suppe mit Brot und fängt an zu essen, sein Blick stetig auf seinen Löffel gerichtet und still wie noch nie zuvor.

"Ist alles okay?", frage ich nach einer Weile.

Er schrickt ertappt zusammen. "Ja klar, alles super."

"Willst du darüber reden?"

Er wird bleich. "Nein, alles… nicht jetzt. Vielleicht später."

Ich nicke, immer noch misstrauisch. Louis isst seine Suppe zu Ende, mietet dann ein Zimmer neben mir und geht nach oben, um zu duschen und seine Sachen abzustellen. Ich bleibe ratlos mit einer sehr neugierig dreinschauenden Joy alleine.

"Er benimmt sich sehr komisch", sage ich schließlich.

"Ist das der Junge, dessen Großmutter gestorben ist?", fragt Joy und ich nicke. "Ach nein, der Arme. Er braucht jetzt eine Freundin, die bei ihm ist." Sie zwinkert mir zu und ich werde augenblicklich knallrot.

"Ich bin oben", sage ich hastig und verschwinde in mein eigenes Zimmer. Ich kann den Wasserstrahl von nebenan hören und komme nicht umhin, zu lauschen. Als das Plätschern schließlich aufhört, warte ich ein paar weitere Minuten, dann gehe ich zu seiner Tür und klopfe.

Einen Moment lang glaube ich, er wird mich im Flur stehen lassen, doch dann öffnet sich die Tür und Louis tritt zur Seite, um mich rein zu lassen.

"Was ist los?", frage ich, als ich es mir auf seinem Bett bequem gemacht habe. "Wenn es wegen deiner Großmutter ist, sag es mir, aber dein Verhalten macht mir Angst. Ich bin deine Freundin. Ich will dir helfen."

"Freundin?", fragt Louis.

Ich werde rot. "Also. Naja."

"Schon klar." Louis lässt sich auf einen Stuhl gegenüber sinken und faltet seine Hände. "Ich habe dich nie gefragt, wo du hin willst", sagt er schließlich. "Oliviana City? Was kommt danach?"

"Ich… ich weiß noch nicht."

"Wirst du nach Kanto zurückkehren?"

"Nun ja, meine Familie wohnt dort. Ich kann nicht ewig von zu Hause weg bleiben."

"Es ist nur so." Er stockt, dann holt er tief Luft. "Als Oma starb, wurde meine Mutter sehr emotional. Und ich wollte sie aufmuntern, deswegen habe ich ihr von dir erzählt. Ich habe nichts gesagt, aber sie hat ihre Schlüsse gezogen und, naja."

"Dass wir…" Ich kann es nicht aussprechen.

"Aber sind wir das, Abby?" Louis hebt den Kopf und Tränen stehen in seinen Augen. "Sie hat mich ausgefragt, nach deiner Art, was du machst, vorhast, wie du so bist. Und während ich ihr davon erzählt habe, wurde mir klar, dass du immer auf dem Sprung bist. Du reist durch die Gegend, du findest schnell Freunde und du bleibst nie lange an einem Ort. Ich bin Protrainer, für´s erste reise ich auch viel, aber ab hier wird es schwieriger für mich. Ich werde länger in einer Stadt bleiben müssen, um stärker zu werden. Monate, vielleicht. Wir haben uns drei Wochen nicht gesehen. Wir werden jetzt vielleicht ein oder zwei Monate zusammen haben und dann bist du wieder weg für wer weiß wie lange." Er stockt und reibt sich die Augen. "Wir sind noch so jung und… ich kann nicht erwarten, dass du alles hinschmeißt und mich begleitest, wo immer ich hin gehe, aber du kannst nicht von mir erwarten, dass es mir nichts ausmacht, dich nur alle paar Monate sehen zu können."

"Worauf willst du hinaus?", frage ich langsam. Mein Kopf dröhnt. Ich habe Louis noch nie so ernst gesehen.

"Was ich damit sagen will, ist: Es wäre mir lieber, wenn wir uns auf unsere Freundschaft konzentrieren, damit ich keine falschen Hoffnungen bekomme und mich nicht noch mehr in dich verliebe. So, jetzt ist es raus."

"Ich…" Ich kann nichts sagen. Meine Kehle ist trocken und meine Augen brennen. Es ist nicht mal das Gefühl, dass ich etwas verliere. Unsere Liebesgeschichte war kurz und romantisch und ein bisschen unbeholfen, aber die längste Zeit war Louis nur mein Freund. Ich verliere nichts.

Was wirklich wehtut, ist die Zurückweisung. Das Gefühl, dass etwas mit mir nicht stimmt, dass die Art, wie ich bin, ein Problem darstellt. Ungebeten kommt mir Caros trauriges Gesicht in den Sinn, als ich mich von ihr verabschiedet habe. Raphaels Worte, als ich ablehnte, mit ihm zusammen zu reisen, obwohl er mich darum bat. Die tränenerstickte Stimme meiner Mutter, die mich bittet, zurück zu kommen und ihr keine Sorgen mehr zu bereiten.

Ich schlucke die Tränen hinunter und stehe auf. Dann zwinge ich mich zu einem Lächeln.

"Freunde, alles klar. Morgen fordern wir Jens heraus, dann zeigst du´s ihm."

"Abby…"

"Ich gehe ins Bett, glaube ich. Ich bin müde." Bevor Louis mich zurück rufen kann, gehe ich in mein Zimmer, schließe behutsam die Tür hinter mir und lasse mich dann aufs Bett fallen. Meine Finger in die Bettdecke gekrallt, meine Augen ins Laken gedrückt, taste ich blind nach Skus Pokéball. Im nächsten Moment leckt ihre raue Zunge über einige Tränen, die meine Wangen hinunter laufen und sie strampelt sich unter meinen Kopf, sodass sie wie ein Fellkissen unter mir liegt.

Erst jetzt erlaube ich mir, zu schluchzen. Aber nur leise. Neben mir höre ich in Louis´ Zimmer ein ähnliches Geräusch.

 

Als wir uns am nächsten morgen im Foyer des Pokécenters treffen, ist die Stimmung alles andere als entspannt. Ich bemühe mich, so zu tun, als wäre nichts geschehen und auch Louis scheint bemüht, den Vorfall gestern Nachmittag zu vergessen, aber die Leichtigkeit unserer Freundschaft ist verloren gegangen und auch wenn ich inständig hoffe, dass nicht zu viel kaputt gegangen ist, bin ich nicht ganz sicher.

Wir frühstücken gemeinsam und finden schließlich ein Thema, das uns leicht von der Zunge geht.

"Wiesenior wird Probleme haben", sage ich und lutsche an meinem Löffel. "Gegen Geisterpokémon sind ihre Normalattacken nutzlos."

"Dafür sind Geisterattacken gegen ihren Normaltyp ebenfalls wirkungslos", kontert Louis. "Außerdem hat sie eine Geheimwaffe."

Ich grübele kurz, dann geht mir ein Licht auf. "Kann sie noch Gesichte?"

Louis nickt und bemüht sich um sein unbekümmertes Grinsen. Es ist fast überzeugend.

"Das macht die Sache natürlich einfacher. Bist du sicher, dass du soweit bist?"

"Ich werde es probieren", sagt Louis. "Wenn ich verliere, habe ich trotzdem an Erfahrung gewonnen und weiß, was mich das nächste Mal erwartet. Außerdem soll die Arena ziemlich ausgefallen sein, das möchte ich unbedingt sehen."

Schwester Joy taucht an unserem Tisch auf und bringt uns einen Kakao für Louis und meinen Tamottee. Sie ist kaum verschwunden, da höre ich Schritte und schaue zur Treppe.

"Guten Morgen!", begrüßt Toby uns gut gelaunt, mit einem nicht ganz so gut gelaunt drein schauenden Timothy, der sich die Augen reibt und gähnt.

"Na, gut geschlafen?", fragt Toby und lässt sich ihm gegenüber neben mich auf einen Stuhl sinken.

Ein kränklicher Gesichtsausdruck huscht über Louis´ Gesicht, aber er nickt und schüttelt die Hände der beiden.

"Timothy möchte Jens auch herausfordern", sage ich, um das Thema zu wechseln.

"Auch heute?", fragt Louis. Timothy nickt und macht ein Peace-Zeichen ins Joys Richtung. Sie reckt ihren Daumen in die Höhe und verschwindet in der Küche.

Dank Tobys Redseligkeit vergeht der Rest des Frühstücks in munterer Unterhaltung. Toby berichtet von seinem eigenen Arenakampf, gibt Louis Strategievorschläge und Ratschläge, ich erzähle von meiner Begegnung mit Jayden und wie Chris das Ho-Oh gefangen hat und schließlich finden wir uns in einer dramatischen Nacherzählung unserer Erlebnisse im Team RES-Q wieder. Louis´ Gesichtsausdruck entspannt sich von Minute zu Minute und schon bald macht er die ersten Scherze, die ihm Sympathiepunkte bei den beiden anderen Jungs bringen. Timothy trinkt stillschweigend seine beiden Tassen schwarzen Kaffee und wirkt am Ende unserer Unterhaltung halbwegs lebendig.

Schließlich jedoch kommt unser langes Frühstück zu einem Ende und Louis und ich verabschieden uns, um uns zur Arena auf zu machen. Timothy wird den Leiter danach herausfordern.

"Wie lief dein Kampf gegen Bianca eigentlich?", frage ich, während wir der Hauptstraße Richtung Arena folgen.

"Wie gesagt, ziemlich entspannt. Ich habe seit Bianca kaum trainiert, weil ich so viel um die Ohren hatte, die drei sind genauso stark wie gegen sie."

"Es wird ein harter Kampf."

"Ich bin ein harter Gegner."

Ich werfe einen Seitenblick zu Louis. Sein Selbstvertrauen ist gestiegen. Ist es, wie Raphael vorhergesagt hat? Fängt es jetzt schon an?

"Louis?"

"Ja?" Er klingt etwas panisch.

"Warum möchtest du an der Championship teilnehmen?", frage ich ihn.

Er schaut mich verwirrt an. "Weil es das Ziel aller Protrainer ist. Die ultimative Anerkennung."

"Aber du, persönlich. Warum willst du dort mitmachen."

"Ich… keine Ahnung, warum fragst du das so plötzlich?"

"Chris hat mir zu denken gegeben und ich will einfach etwas… überprüfen, denke ich."

Louis denkt nach. "Wahrscheinlich, weil ich mir selbst beweisen will, dass ich etwas schaffen kann, wenn ich will. Ich will etwas Großes erreichen, etwas, das nicht jeder schafft. Ah, wir sind da."

Bisher habe ich die Arena nur von außen gesehen und sie unterscheidet sich nicht besonders von den anderen asiatisch angehauchten Häusern, außer dass sie viel größer ist. Als wir jedoch eintreten, empfängt uns undurchdringliche Schwärze.

"Hohohoho", keckert eine weibliche Stimme in der Dunkelheit.

"Hallo?"

"Hohohohohohohoho, ein Herausforderer!"

Louis und ich machen einige tastende Schritte nach vorne, bis der Boden, auf dem wir stehen, sich verändert. Glas? Plötzlich geht ein Scheinwerfer an, so grell, dass ich meine Augen instinktiv schließen muss. Als ich sie wieder öffne, entdecke ich einen Kampfplatz, der ganz aus Sicherheitsglas besteht. Ich wage einen Blick nach unten und muss schlucken. Nebelschwaden und Dunkelheit sind unter uns, nichts weiter. Der Scheinwerfer selbst ist so eingestellt, dass er nur den Kampfplatz beleuchtet. Alles darum liegende bleibt im Schatten. Uns gegenüber tritt eine in Gebetskettchen und graue Roben gekleidete Frau, deren weißes Haar in langen Strähnen über die eine Seite ihres Gesichts fällt. sie lächelt uns mit einem zahnlosen Mund an und mir läuft es kalt über den Rücken.

"Hohohoho", lacht sie ein weiteres Mal und tritt auf eine kleine Glasfläche, die vom Kampfplatz abgegrenzt ist, genauso wie wir. "Der Weg ist verborgen. Besiege mich und ich lasse dich passieren."

"Dann wollen wir mal", murmelt Louis. Ich trete einen Schritt zur Seite, um ihm Platz zu lassen, dann ruft er sein Wiesenior.

Winry keckert glücklich und setzt sich auf die muskulösen Hinterbeine, ihr langer Schwanz elegant um ihren Körper gewickelt.

"Hohoho, eine mutige Wahl. Wir werden sehen, ob sie dich in den Abgrund stürzt oder deine Weisheit den Weg erleuchtet! Kämpfe mit mir, treuer Wächter!"

Sie wirft einen Pokéball in die Höhe und ein Shuppet erscheint in der Luft, seine Form flackert zwischen unsichtbar und sichtbar hin und her.

"Gesichte, Winry."

"Hohoho, Irrlicht, Geliebtes."

Winry, die zuvor ratlos durch die Gegend geguckt hat, konzentriert sich und folgt plötzlich Shuppet mit ihren Augen. Zufrieden entrollt sie ihren Schweif und peitscht damit über den Boden. Shuppet umkreist sie unterdessen und lässt kleine, blaue Lichter hinter sich in der Luft zurück, die einladend vor und zurück schwenken.

"Fall nicht darauf rein", ruft Louis, doch da hat Winry schon eines der Lichter angesprungen. Sie zischt, als das Fell ihrer Pfote Feuer fängt.

"Räche dich mit Ruckzuckhieb!"

"Groll, Geliebtes."

Zwei Ruckzuckhiebe später ist das erste Shuppet besiegt, aber Winrys Energie wird von der Verbrennung stetig reduziert. Außerdem schwächt das Feuer ihren Angriff und so besiegt sie das zweite Shuppet erst nach weiteren zwei Runden, die sie noch mehr Kraft kosten.

"Hohoho, du hast gewonnen", lacht das Medium und ruft ihr besiegtes Pokémon zurück. "Aber sei gewarnt, ich bin nur der erste Wächter. Der Weg durch die Dunkelheit reflektiert, Herausforderer."

"Reflektiert, na super…", murmelt Louis ein wenig motzig, als wir den Kampfplatz überqueren und am anderen Ende in völlige Finsternis starren. "Wie soll mir das bitte helfen."

"Hast du dein Handy dabei?", frage ich. "Du könntest du Taschenlampenfunktion benutzen."

"Die hat kaum Reichweite, das weißt du doch", sagt Louis bitter und gemeinsam schwelgen wir einige Sekunden lang in Erinnerungen an dunkle Ruinen und das Irren durch perfekte Dunkelheit.

"Du musst nicht alles sehen können", sage ich. "Reflektion wird dir den Weg zeigen. Wir können es versuchen."

"Wie du meinst."

Louis kramt sein Handy hervor und macht den Lichtstrahl an. Dann schwenkt er damit über den Boden. Tatsächlich entdecken wir einen schmalen Weg aus dickem Glas, der über den Nebelschwaden in vielen scharfen Ecken und Kanten tiefer ins Innere der Arena führt. Vorsichtig balancieren wir über den schmalen Grad.

"Ich hoffe wirklich, dass da unten ein Netz hängt", murmele ich. Louis lacht. Er hat von so einem Netz schon mal Gebrauch machen müssen.

So verschlungen der Weg auch ist, wir erreichen nach höchstens zehn Metern die zweite Kampfplattform. Ein weiteres Medium sitzt im Lotussitz an der gegenüberliegenden Trainerposition. Als sie uns sieht, murmelt sie ein leises Mantra, dann hebt sie den Kopf.

"Ich bin Dorothea. Die Geister dieser Welt sind meine Vertrauten und Verbündeten und ich werde niemanden hindurch lassen, der ihren Ruf nicht ehrt."

Aus der Dunkelheit hinter ihr löst sich ein Alpollo, das mit einem breiten Grinsen über ihren Kopf davon schwebt und auf seinen Gegner wartet. Louis ruft Wiesenior, das immer noch brennt und sich die glühenden Pfoten leckt und leise wimmert.

"Winry, Gesichte."

"Halte sie fest mit deinem Horrorblick, mein Herz."

Beide Pokémon starren einander ein, Winrys Körper ist wie festgefroren, Alpollo seiner Unsichtbarkeit beraubt.

"Ruckzuckhieb, schnell."

"Konfusstrahl."

Winrys Attacke trifft Alpollo, das diese jedoch gut wegsteckt und einige tanzende Lichter in Winrys Richtung schickt. Sie schlägt nach den leuchtenden Punkten und wendet sich verwirrt von ihrem Gegner ab.

"Nochmal Ruckzuckhieb, komm schon!"

"Fluch, mein Herz. Bringe dein Opfer dar."

Winry schießt los, allerdings in die falsche Richtung, stolpert und schrammt hart über den Boden. Louis zuckt zusammen. Alpollo fliegt inzwischen auf sie zu, umkreist sie und greift schließlich mit seiner violett-schwarzen Geisterhand in Winrys Brust. Ihr stockt der Atem, doch auch Alpollo verliert einen Großteil seiner Energie und schwebt geschwächt zurück zu seiner Trainerin.

"Winry, komm schon…" Louis beißt sich auf die Lippen, aber er kann nichts tun, als sein Starter, geschwächt durch die Verbrennung, den Fluch und die verwirrte Selbstverletzung zur Seite kippt und bewusstlos liegen bleibt. Er ruft sie zurück und zögert einen Moment. Dann materialisiert sich Harley, sein tänzerisch sehr talentiertes Ultrigaria.

"Rankenhieb!"

"Finsterfaust!"

Die Attacken treffen fast gleichzeitig, doch Ultrigaria ist frisch aus dem Pokéball und Alpollo hat sich selbst durch den Fluch geschwächt. Es sinkt besiegt zu Boden und wird zurück gerufen.

"Ihr seid würdig", sagt Dorothea. "Folgt dem Licht in der Dunkelheit und ihr werdet euer Ziel erreichen."

Diesem sehr allgemeinen Ratschlag folgend, suchen Louis und ich den nächsten Glaspfad, der dieses Mal noch verschlungener und schmaler ist als der Letzte. Auf dem dritten Kampfplatz kommt uns als erstes ein echohaftes Hihihihihihihi entgegen. Dann tritt eine hutzlige Frau in Mediumkleidern aus den Schatten und schwenkt ein Behältnis voller Weihrauch. Der Duft ist so stark, dass mir schwindlig wird.

" Du bist weit gekommen, Fremder, doch die Macht der Geister ist unsterblich! Hihihihihi!"

"Korrigier mich, wenn ich falsch liege", flüstert Louis hinter vorgehaltener Hand. "Aber ist hier jeder Vortrainer völlig durchgeknallt?"

"Keine Ahnung", sage ich fröhlich. "Aber ich weiß schon, wie uns das vierte Medium begrüßen wird."

"Zwirrlicht, tapferer Krieger, leihe mir deine Kraft!"

"Los, Harley."

Die beiden Pokémon beäugen sich argwöhnisch, Zwirrlicht huscht ein wenig unsicher hin und her, während Ultrigaria sich in ihrem mächtigen Körper dreht und wendet und allem Anschein nach ein kleines Tänzchen vorführt.

"Säure, Harley!"

"Nachtnebel."

Harley spuckt dunkle Säure aus ihrem Körper auf das kleine Zwirrlicht, das nicht rechtzeitig ausweichen kann, dafür aber bildet sich ein schwarzer Nebel um Harley, der sie verletzt. Eine weitere Säureattacke von Harley beendet allerdings Zwirrlichts Kampf. Das Medium keckert leise und ruft als nächstes ihr Driftlon, das keine Zeit verliert und Harley mit seinem Windstoß attackiert, der sehr effektiv ist und Harley, der schwächsten in Louis´ Team, ziemliche Probleme bereitet.

"Säure, Harley, schieß ihn ab", ruft Louis.

"Blase sein Pokémon weg, mein Krieger, lasse es den Wind der Gerechtigkeit spüren!"

Der Wind der Gerechtigkeit trifft Harley ein weiteres Mal, bevor ihre Säure Driftlon besiegt. Das Medium keckert und ruft ihr Pokémon zurück.

"Hihihihi… geh weiter, Fremder. Finde dein Heil im Tod."

"Sehr freundlich…", murmelt Louis und wir gehen an ihr vorbei und über den im Handylicht reflektierenden Weg zum letzten Vorkampf. "Du kennst also das nächste Medium?"

"Wir haben sie in der Raikou-Angelegenheit ausgefragt", erkläre ich. "Sie ist genauso exzentrisch wie die anderen hier, aber ich glaube mittlerweile, das ist Voraussetzung."

"Ist sie das?"

Ich kneife die Augen zusammen und entdecke eine dunkle Gestalt am Ende des Glasplatzes. Ihr Gesicht ist in den Schatten verborgen.

"Zenobia?", rufe ich. Ein leises Lachen erfüllt die Arena.

"Waaaaas?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Kerstin-san
2017-04-14T13:08:34+00:00 14.04.2017 15:08
Hallo,
 
ach immer die meckernden Älteren der Stadt. Ist ja wohl Ho-Ohs Entscheidung, ob es sich von Chris fangen lässt. Man sollte ja meinen, dass ein legendäres Pokémon da vorher ganz genau abwägt, tss...
 
Armer Louis, man merkt, dass ihn der Tod seiner Oma ganz schön aus der Bahn geworfen hat und dass er insgesamt viel ernster geworden ist und sich einfach generell viele Gednaken gemacht hat. Fand die Szene, wo er ihre "Beziehung" (in meinen Augen waren die einfach nicht zusammen) beendet ganz schön stark, weil er da sehr erwachsen wirkt und sich das alles genau überlegt hat und man einfach merkt, dass es ihm wahnsinnig schwer fällt. Auch Abbys verletzte Gefühle kann ich verstehen, weil sie eben nicht deswegen von der Rolle ist, weil sie ihn so liebt, sondern weil sie das Gefühl hat, dass sie sich komplett verändern müsste, damit Louis sie als Freundin akzeptieren könnte.
 
Nur mal aus Neugier, wie weit würden die beiden abstürzen, wenn sie in der Arena von dem Glasweg abkommen? Scheint ja nicht so, als wäre da direkt untendrunter irgendeine Art von Sicherungsnetz. Generell sind mir die Vorkämpfer in der Arena super suspekt. Ich muss immer an die Apfelfrau denken, die ich ja eigentlich für ne Ausnahme gehalten hab, aber das scheint ja echt Standard zu sein. Ich finds witzig, dass Louis das genauso sieht wie ich^^
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  _Risa_
2015-09-03T14:09:09+00:00 03.09.2015 16:09
>"Es sollte verboten sein", beschwert sich eine alte Frau bei ihren Freundinnen, als ich vier Tage später nach meinem morgendlichen Training auf dem Rückweg zum Pokécenter bin. "Wo führt das noch hin?"<
Die alte Trulle weiß es besser als Ho-oh selbst!

>Da steht er, bepackt mit seinem riesigen Rucksack, strubbligem blonden Haar _und den Kratzern und blauen Flecken_, die ich schon von unserer ersten Begegnung in Dukatia City kenne.<
Junge, was tust du? XD

>Ich laufe zu ihm und bleibe einen Moment lang etwas ratlos vor ihm stehen, dann umarme ich ihn, Sku zwischen uns eingequetscht und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.<
Mama, Papa...und ihr adoptiertes Kind. :D

>"Herzlichen Glückwunsch", sagt Louis lachend und setzt Sku auf dem Boden ab. "Du kannst mir die Details später erzählen. Ich bin hungriger als ein Relaxo."<
Herzlichen Glückwunsch, du lebst noch. Ein besorgter Fast-Fester-Freund. :D

>Wir machen es uns an einem der Tische bequem, Louis bestellt sich eine doppelte Portion Suppe mit Brot und fängt an zu essen, sein Blick stetig auf seinen Löffel gerichtet und still wie noch nie zuvor<
*anstupps* Louis? :'(

>"Ist das der Junge, dessen Großmutter gestorben ist?", fragt Joy und ich nicke. "Ach nein, der Arme. Er braucht jetzt eine Freundin, die bei ihm ist." Sie zwinkert mir zu und ich werde augenblicklich knallrot.<
Alter, was geht mit der? XD

>"Aber sind wir das, Abby?" Louis hebt den Kopf und Tränen stehen in seinen Augen.<
Oh nein, der Arme. =/ - Joy
Ich verstehe schon, was er meint. Ist wohl das Problem von allen Trainern, nehme ich an, oder von den meisten, vor allem, da es Abby wirklich nicht so sehr mit engen Bindungen hat.^^" Oder weniger Probleme als er einfach weiterzureisen.

>"Ich…" Ich kann nichts sagen. Meine Kehle ist trocken und meine Augen brennen. Es ist nicht mal das Gefühl, dass ich etwas verliere. Unsere Liebesgeschichte war kurz und romantisch und ein bisschen unbeholfen, aber die längste Zeit war Louis nur mein Freund. Ich verliere nichts.<
Sie war ja auch nie richtig verliebt in ihn, finde ich. Also so richtig-richtig. :/

>Erst jetzt erlaube ich mir, zu schluchzen. Aber nur leise. Neben mir höre ich in Louis´ Zimmer ein ähnliches Geräusch.<
Kinder, da werd ich ganz traurig. :(

>"Hohohoho", keckert eine weibliche Stimme in der Dunkelheit.
"Hallo?"
"Hohohohohohohoho, ein Herausforderer!"<
Hallo, hallo, ist hier die Weihnachtsfrau? :O

>Winry keckert glücklich und setzt sich auf die muskulösen Hinterbeine, ihr langer Schwanz elegant um ihren Körper gewickelt.<
Ein schönes Bild ^^

>"Hohoho, du hast gewonnen", lacht das Medium und ruft ihr besiegtes Pokémon zurück. "Aber sei gewarnt, ich bin nur der erste Wächter. Der Weg durch die Dunkelheit reflektiert, Herausforderer."<
Also debil ist sie ja mal schon XD

Ich bin aber froh, dass die Vorkämpfer hier weniger Platz einnehmen. ^^
Antwort von:  yazumi-chan
04.09.2015 01:15
Die Szene zu schreiben, tat sehr weh :´( Schauen wir mal, wie sich das mit den beiden weiter entwickelt. Ich mag die Vorkämpfer in Teak City xDDD
Von: abgemeldet
2015-04-29T09:40:35+00:00 29.04.2015 11:40
:( Die erste Liebe ist immer die Schlimmste.

Louis ist reif geworden. Seine anfängliche Scheu scheint beinahe verloren, auch wenn ihm die Finsternis der Arena nicht ganz so zuzusagen scheint. Seine Kampftechnik ist bemerkenswert offensiv in dieser Arena und die Kämpfe sind im Vergleich zu sonst sehr schnell abgehandelt. Wenn ich mit den Vorkämpfen bei Kai vergleiche, wirkt es hier regelrecht abgehetzt. Keine Ahnung, ob du weniger Zeit hattest, oder du dem Leser "keine weiteren Vorkämpfe antun" wolltest. Auf jeden Fall wirkt es ein wenig hektisch^^
Aber Louis ist wieder da :D Auch wenn ihre Trennung schlechtes verheißen mag :(
Antwort von:  yazumi-chan
29.04.2015 13:22
Hauptsächlich wollte ich nicht noch drei Kapitel mit dem Arenakampf verbringen xD Die Kapitel sind für mich immer an zeitintensivsten, was du bestimmt nachvollziehen kannst, alleine von der Menge an Pokémonattacken, die man irgendwie organisieren und nachschlagen muss.
Oh je, Louis und Abby. Die zwei machen, was sie wollen, das sage ich dir.
Antwort von: abgemeldet
29.04.2015 13:24
Frag mich nicht nach Sonnenschein ... saß fast zwei Wochen an dem Arenakampf in Azuria City ...
Antwort von:  yazumi-chan
29.04.2015 13:26
Der war aber auch sehr gut gelungen :) Und sehr ambitioniert. Ich weiß nicht, ob ich mich an ein 3 vs 3 auf rotierenden Plattformen ranwagen würde xD
Antwort von: abgemeldet
29.04.2015 13:28
Danke^^ Der Anfang war übel, aber irgendwann hatte ich den Dreh raus (Pun intended)
Antwort von:  yazumi-chan
29.04.2015 13:28
xDD Clever. Sehr clever.
Von:  Kalliope
2015-03-15T20:23:24+00:00 15.03.2015 21:23
Tjaja, da sind die beiden also auch schon wieder getrennt, ohne dass sie richtig zusammen waren. Ich gehe mal davon aus, dass sich die Wege dann auch spätestens in der nächsten Stadt trennen werden.
Antwort von:  yazumi-chan
15.03.2015 21:27
Sie machen es sich immer sehr kompliziert xD
Von:  Hexenhund
2014-08-18T07:50:22+00:00 18.08.2014 09:50
ahaha, wieder diese schwehörigtuende Frau XD Ich hatte sie komplett vergessen XDD
Antwort von:  yazumi-chan
18.08.2014 14:42
Ich muss ja gestehen, die exzentrischsten Personen schreibe ich am Liebsten xD
*schaut zu Luna und Madeleine*


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