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Himmel oder Hölle?

Xemnas x Saix
von

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Michael

# Kapitel 11 # Michael #
 

„Nun ist auch er in der Hölle. War das wirklich so gewollt, hoher Michael?“

Der jüngste der vier Erzengel, Uriel, trat zu Michael auf dessen Balkon und stellte sich neben ihn. Der goldene Engel blickte weiterhin über das Sanktuarium, schien hier schon seit Stunden nachzudenken, doch dies war verständlich, wo im Moment alles aus dem Ruder zu laufen schien.

Auch jetzt wandte er sich nicht Uriel zu, sondern sagte nur nach einer Weile, als Uriel wohl schon dachte, er würde niemals eine Antwort bekommen:

„Ja und nein. Für Isa gab es zwei Rollen in diesem Spiel, Uriel. Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten ihn als Krieger in unseren Reihen, der mit uns das Allerheiligste verteidigen könnte, denn in ihm steckt das Potential eines Erzengels, obwohl er keiner ist.“

Dann endlich blickte er den braunhaarigen Engel mit den violetten Augen und den langen, seidenen Haaren an, der zwar ebenfalls schon so viele Jahrtausende hinter sich hatte, aber von seinen sanften und beinahe noch jugendlichen Zügen nie etwas verloren hatte, im Gegensatz zu ihm selbst. Uriel war das, was man als wahre Unschuld bezeichnen konnte und dafür liebte ihn Michael auf seine eigene Art und Weise.

„Und was wäre seine zweite Rolle gewesen?“, fragte Uriel nun etwas enttäuscht darüber, dass er diesen Plan nicht kannte, was ihm der blonde Engel nicht verübeln konnte, denn davon wusste nur Gabriel und Michael selbst etwas. Aber nun war es an der Zeit, dass auch die anderen beiden Erzengel davon erfahren konnten, nun, da Isa seine Rolle im Himmel nicht mehr einnehmen konnte.

Die Gesichtszüge des Kriegers verhärteten sich ein wenig, als er daran dachte, für was sie Isa nun benutzen wollten und wie sehr dies alles Zufällen überlassen war. Es konnte so schnell schief gehen, aber sie mussten darauf vertrauen, dass es funktionierte. Durch den Engel, der desertiert war, wusste Michael, was auf dem Schlachtfeld passiert war und da Isa noch lebte, was er spüren konnte, und nicht mehr auf der Erde war, musste er in der Hölle Zuflucht gefunden haben. Die erste Verbindung war also schon da, weshalb Michael die Pforten zum Himmel verschlossen hatte, damit der Junge nicht wieder zurück kam.

„Michael?“, fragte Uriel neben ihm vorsichtig und der Angesprochene bekam wieder sanftere Züge. Uriel sorgte immer dafür, dass er sich ruhiger fühlte und das Licht wieder heller schien, obwohl es langsam zu verblassen schien. Das Licht in seinem Herzen jedenfalls.

„Isa wurde aus demselben Seelenbruchstück wie einst Lucifer erschaffen. Zwischen ihnen besteht eine Verbindung, die es normal zwischen Engeln nicht gibt und auf diese Verbindung beruht unser Plan.“

„Nach all der Zeit hatte Er noch ein Stück von Lucifers Seele? Wie kann das sein, wo der Lichtbringer doch das erste Geschöpf gewesen war? Wo soll diese Seele hergekommen sein?“, fragte Uriel nun und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Geländer des Balkons.

„Es ist ein Stück Seele von Ihm selbst.“, erklärte Michael ein wenig verbittert. „Lucifer war damals ziemlich selbstverliebt, schenkte zwar allen Engeln die Liebe, die er aufbringen konnte, doch er sah sich selbst auch als das Wichtigste an, nahm sich, was er begehrte und warf weg, wenn er es nicht mehr wollte. Und darum soll Isa mit einem Teil dieser Seele zu ihm finden. Auch Braig, der mit Lucifer fiel, besaß ein solches Seelenstück, doch es war in ihm verschlossen und nicht direkt mit ihm verbunden, wie es bei Isa der Fall ist.“

Die Hände des blonden Erzengels krallten sich in den Marmor vor ihm, während ein tiefes, verbittertes Knurren seine Kehle entwich, was Uriel so gar nicht von ihm kannte. Michael dachte daran zurück, wie er als junger Engel eine Nacht auf eigenen Wunsch hin mit dem höchsten Licht des Himmels damals verbracht hatte und trotz seiner Bitten hatte Lucifer es nie wieder getan, sondern die Frage und den Wunsch danach immer nur mit einem sanften Lächeln beantwortet.

Und jetzt? Jetzt schenkte dieser Lucifer, der nun der Fürst der Finsternis war, ein Gefallener, das oberste Übel, einem jungen Engel ebendiese Aufmerksamkeit, die sich Michael damals gewünscht hatte, obwohl er diesen nur ein paar Mal gesehen hatte. Er hatte es bemerkt, als er in das Zimmer gekommen war, nachdem sie diesen Pakt geschlossen hatten. Er hatte die Macht des Gefallenen an Isas Lippen gespürt und es hatte ihn wütend gemacht. So wütend, dass er diesen jungen Engel am liebsten gleich gestürzt hätte. So wie damals diesen anderen vor 300 Jahren, der die Finsternis im Herzen getragen hatte, obwohl er ein Lichtgeborener gewesen war.

Aber er hätte Isa noch mehr Leid zu gefügt, hätte er nur die Möglichkeit dazu gehabt, doch sie brauchten ihn ja für eine Wende in diesem ewig währenden Krieg. Ja, er hätte seinem eigenen, besten Schüler am Liebsten jede Feder Einzeln ausgerissen, jedes Stückchen Haut aufgeschlitzt, wieder und wieder und das alles nur, weil er die Macht Lucifers an ihm gespürt hatte und das zum wiederholten Male.

Beim ersten Mal war er sich nicht sicher gewesen, das war nach dem ersten Erdenbesuch des Jungen und da glaubte Michael noch, dass es wohl nur Einbildung gewesen war. Trotzdem hatte ihn Isa immer an den Lichtbringer erinnert und mit der Zeit hatte es Michael immer wütender gemacht und als dieser dann auch noch zu seinem Schüler wurde, weil die anderen Erzengel ihre Ausbildung mit ihm beendet hatten, wurde es in seiner Gegenwart unerträglich, da er ihn so oft sah.
 

„Michael! Ihr tut mir weh! Lasst mich bitte los!“ Uriels schmerzerfüllte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und irritiert schaute er auf seine eigene Hand, die sich in den Unterarm des Jüngeren gekrallt hatte, wo nun eine rote Stelle war, als er ihn los ließ.

In Michaels Blick war noch einen Moment lang Hass und Missfallen zu sehen, aber dann wurde er wieder sanfter, als Uriel trotz der Sache gerade an ihn heran trat und ihn einfach umarmte.

„Ich weiß, dass Ihr Lucifer sehr geliebt habt und das, was aus ihm geworden ist über alles andere hasst, aber lasst nicht zu, dass der Hass Euch kontrolliert, hoher Michael.“, sagte Uriel sanft und ließ nach ein paar Sekunden los, als er merkte, wie sich der Blonde entspannte.

„Was ist nun Isas Aufgabe dann? Und  weiß er davon?“

„Isa soll diese Verbindung zwischen ihnen nutzen und die Schwachstellen Lucifers herausfinden und wenn er klug genug ist, dann findet er einen Weg, uns diese mitzuteilen. Er selbst wird ihn nicht töten können, genauso wenig wie Lucifer ihn töten kann, aber eines ist sicher: der Fürst der Finsternis wird von diesem Engel angezogen sein, ohne zu wissen, wieso und wenn Isa es schafft, dort zu existieren, könnten wir ihn vielleicht auch als Spion gewinnen. Aber bis dahin muss erst einmal Zeit vergehen, in der wir nur abwarten können. Isa selbst weiß nichts davon, denn es wäre unklug ihn mit einem solchen Wissen hinab zu schicken, wo man Antworten aus Engeln einfach herausfoltert. Darum wissen hiervon jetzt auch nur drei Erzengel und außer Raphael wird es auch sonst niemand mehr erfahren.“, erklärte der Ältere der Beiden noch immer etwas grimmig, aber bei weitem nicht mehr in einer solchen Wut gefangen, wie gerade eben.

Generell war Michael die letzten Wochen sehr wütend gewesen, gar dauerhaft und jetzt war das erste Mal, dass er sich wirklich etwas entspannte, was an Uriels Anwesenheit gerade lag.

Der Anblick dieser reinen Unschuld, den schönen, violetten Augen…

„Halt mich fest, Uriel.“, bat Michael dann leise, auf einmal in einem gänzlich anderen Tonfall als die ganze Zeit. Er klang traurig, suchte nach Trost aufgrund der Erinnerungen an Lucifer, der für ihn unerreichbar geworden war. Und wenn er ihn nun hier hätte, so würde er ihm noch schlimmeres Antun als, das, was er Isa am Liebsten antun würde, einfach nur aus dem Grund, weil er ihn so viele Jahrtausende allein gelassen hatte.

‚Diese eine Nacht… Die alles verändert hat.‘, dachte der goldene Engel für sich und schloss die Arme um Uriel, der ihn umarmte und ihm so warmen Trost spendete.

„Mein Uriel...“, flüsterte er. „Du bist das Licht Gottes, du bist mein Licht…“

„Und Ihr seid wie Gott, Michael.“, erwiderte Uriel sanft und stand einen ganzen Moment lang mit dem Krieger so da, fühlte, wie dieser innerlich ruhiger wurde und die Wut abschüttelte.

„Ach, Uriel, wenn nur jeder mein Leid verstehen würde.“, klagte Michael nun obgleich er niemanden sein Leid klagte, weshalb auch keiner davon wissen konnte. „Du bist so rein, so unschuldig, nichts kann dein Gemüt trüben. Ich beneide dich darum. Uriel, ach, mein Uriel… schenk mir Trost.“

Uriel war nun sichtlich verwirrt. Dass Michael zwei Seiten hatte, hatte er schon mitbekommen. Zum einen diese wütende, kriegerische Seite und dann diese wie jetzt, die sich einfach nur nach Liebe sehnte, verliebt in die Liebe war, doch diese hier hatte sich schon seit Jahrhunderten nicht mehr gezeigt. Aber es war auch schon eine Ewigkeit her, dass Uriel zuletzt allein mit Michael gesprochen hatte und dann auch noch über so etwas wie jetzt.

Es war im Himmel allgemein bekannt, dass sich Michael an Jünglingen abreagierte, sie zu sich ins Bett holte und nun erkannte Uriel auch wieso. Er wollte diesen Schmerz vergessen, das Loch füllen, welches Lucifer vor so vielen Jahren dort hinterlassen hatte, doch niemand vermochte dies zu schaffen.

„Michael…“, sagte Uriel leise, doch da küsste ihn der blonde Erzengel auch schon, sanft und alles andere als brutal, wie es wohl vor einigen Minuten noch der Fall gewesen wäre.

Michael fuhr mit der Zunge über Uriels Lippen, bevor er zwischen ihnen hindurchschlüpfte und ihn zu einem intensiveren Kuss anregte, den dieser nach einigem Zögern auch erwiderte. Er schmeckte den Geschmack des Lichtes, den von Uriel und es wärmte sein Innerstes, weshalb er die Arme um ihn schlang, um ihn ganz an sich zu drücken und seine Nähe noch mehr genießen konnte.

Es tat wirklich gut und es lenkte ihn im Moment von seinem Kummer und seiner Wut ab, verdrängte die Sehnsucht nach dem Lucifer von früher, obwohl er wusste, dass all das später wieder kommen würde, sobald Uriel ihn wieder allein ließ. Aber bis dahin wollte er dieses bisschen Frieden genießen, den er durch den jüngsten Erzengel fand, das Licht in ihm.  
 

Und danach hieß es warten, bis die Zeit gekommen war und der Plan einen Schritt weiter ging und dies konnte dauern.
 

# Kapitel 11 Ende #



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TKTsunami
2014-06-18T07:53:28+00:00 18.06.2014 09:53
Kann Michael überhaupt gegenüber Uriel wirklich Assi sein?
...
Okay, doch kann er, bis Uriel ihn einfach mit Worten zurückholt
Hach, im Ernst mit Uriel zusammen ist Michael total niedlich
Aber nur mit Uriel zusammen!
*schnurrt*
Hach ja, vllt schreib ich irgendwann auch Mal was über die Beiden

TK was here


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