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Schicksalsfäden

Jeder verdient eine zweite Chance (Uchiha-center)
von

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Schicksal

Es war warm.

Sie konnte es spüren, am ganzen Körper, tief drinnen und auch außen, auf ihrer Haut.

Wie ein Feuer loderte sie in ihr, diese Wärme, tröstend und angenehm vertraut.

Ein pochendes Herz schlug nahe an ihrem Ohr, dem einen, das an den Ursprung des Klopfens gedrückt wurde.

Sie fühlte sich seltsam taub, aber es war kein schlechtes Gefühl.

Es war, als würde man nach einem kurzen Nickerchen die Augen öffnen und irgendwie müder als vorher sein, erschöpfter, aber durch das Wissen getröstet werden, alle anstehenden Aufgaben bereits erledigt zu haben. Ein seltsamer Vergleich.

Sie schmunzelte leicht.

Da hörte sie etwas, etwas anderes.

Was war das?
 

Sie lauschte.
 

Ihre Ohren wollten nicht so recht funktionieren.

Es fiepte, aber das blendete sie aus.
 

Ein Mensch. Das Geräusch war eindeutig menschlich.

Es war ihr bekannt.
 

Sie brauchte einen Moment ehe sie begriff, dass es ein Schluchzen war.
 

Nur langsam öffneten sich ihre Augenlider.

Es war schwer. Sie waren schwer.

So unsagbar schwer...
 

Gleißendes Licht nahm sie in Empfang.

Langsam konnte sie etwas erkennen, erst Konturen, dann schließlich eröffnete sich ihr das ganze Bild.

Haare wankten auf und ab, direkt vor ihr, wehten im Wind. Sie waren strubbelig und schienen lange nicht gewaschen worden zu sein.

Sie kannte sie, kannte die Person.

Nur einer würde freiwillig mit dieser Frisur herumlaufen wollen.
 

„Nii … chan?“

Sollte das wirklich ihre Stimme sein? Die hatte sie aber ganz anders in Erinnerung.
 

Ruckartig wurde sie bewegt.

Ihr Kopf fiel zur Seite, in ihm dröhnte es. Ihr Sichtfeld verschwamm einen kurzen Moment.
 

„Yuna!“

Sein Gesicht war ganz dicht vor ihrem.
 

Im ersten Moment erkannte sie ihn gar nicht.

Die Wangen waren eingefallen, die Züge so markant. Tränen standen in seinen verquollenen Augen.

Was war los? Warum war er so traurig?

Gerne würde sie ihn fragen, aber kein Wort wollte ihr über die Lippen kommen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihn anzusehen.

Erst hoben seine Mundwinkel sich ein wenig, dann konnte sie ihn Lachen hören.
 

Es klang anders als früher.
 

Fest drückte ihr Nii-chan sie gegen seine Brust. Seine Schultern zuckten gelegentlich.

Weinte er immer noch?

Sie verstand es nicht.
 

„Du bist endlich aufgewacht!“

Er freute sich.
 

Du bist aufgewacht!“
 

Er wiederholte diese Worte, immer und immer wieder.

Ein Sinn wollte sich ihr nicht erschließen.

Warum endlich?

Sie wusste gar nichts mehr. Nichts, außer der Tatsache, dass sie unsagbar müde war.

Ihr Nii-chan passte auf sie auf. Es war sicher, es war warm.

Alles war gut.

Sie schloss die Augen.
 

Gute Nacht, Nii-chan...
 


 

Als sie wieder aufwachte, war es dunkel. Nun, zumindest war es Nacht.

Ein Feuer erhellte die Finsternis, vertrieb die Schwärze. Sein warmes Licht tänzelte über die nähere Umgebung.

Die Blätter der Bäume, der Boden, das Gesicht ihres Nii-chan, alles wurde von seinem Schein erleuchtet, durchbrach den Schleier.

Sie fühlte sich ein wenig frischer, aber müde war sie immer noch.
 

Wie kann das sein, wo sie doch so lange Zeit geschlafen hat?
 

Gähnend rappelte sie sich vom Schoß ihres Bruders auf und rieb sich die Augen.

Kurz ließ sie den Blick schweifen, unwissend, wo genau sie sich überhaupt befand. Es gab nicht viel zu sehen.

Umgeben von Wald saßen sie mitten in einer Lichtung. Das Lagerfeuer, das ihr bereits zuvor aufgefallen war, spendete Licht, aber nur wenig Wärme.

Sie fröstelte.

Ihr Nii-chan legte ihr eine Decke um die Schultern und streichelte ihr über den Kopf, lächelte leicht.

Er sagte kein Wort.

Das Knistern der Holzscheite war das einzige Geräusch, das an ihre Ohren drang.
 

„Was ist passiert?“, fragte sie dann.
 

Sie sah ihn an, sah, wie er nach oben blickte, in Richtung Sternenzelt.

Er streckte die Hand aus, weit, und schloss seinen Griff, umfasste nichts als Luft.

Sein Gesichtsausdruck machte ihr Angst.

Er wirkte traurig und glücklich zugleich, doch erkannte sie auch die Resignation in seinem Blick, das Fehlen von Hoffnung in seinen sonst so strahlenden Augen. Sie spiegelten bloß den Kosmos wider, ließen nichts nach außen dringen.

Seine Antwort kam erst einige Sekunden später.
 

„Das Schicksal, Yuna.“
 

Erneut reckte er sich empor, nahm auch die Linke zu Hilfe, fischte nach dem Licht.

Sie wollte etwas erwidern, aber ihr Nii-chan redete einfach weiter.
 

„Ist es nicht komisch?“, meinte er, „Ausgerechnet ich rette dich. Dabei hast du mich doch nie gemocht.“

Ein weiteres Mal griff er in die Luft.
 

„Du hast Obito doch immer lieber gehabt als mich.“

Nochmal.
 

„Hast immer zu ihm aufgesehen.“

Und nochmal.
 

„Mich verachtest du doch. Du glaubst, ich sei ein Dummkopf.“

Er schloss beide Hände zugleich und ließ sie anschließend wieder sinken.
 

Yuna fröstelte, trotz Decke.
 

Sein Blick fiel wieder auf sie. Er war erfüllt von Wärme und vertrieb die Kälte, die seine Worte in ihrem Herzen gesät hatten.

Die Schuld blieb.
 

„Als Obito starb, da habe ich versucht, dir ein guter Bruder zu sein.

Ich wollte, dass du wieder lernst zu leben, nachdem du dich in dir selbst verkrochen hast.

Ich war eine Niete, bin es immer noch, aber ich habe mein Bestes versucht.“
 

Das Lächeln, das folgte, trieb Yuna Tränen in die Augen.

Langsam aber sicher kamen ihre Erinnerungen zurück.

Sie trafen sie mit aller Härte, brachten ihren Körper zum Beben.
 

„Es ist Schicksal, dass der, den du am meisten bewundert hast, dein Leben zerstört.

Es ist Schicksal, dass ich derjenige bin, der seine Stelle einnehmen soll.

Es ist Schicksal, dass ich seinen Platz nie werde ausfüllen können.“

Auch er weinte. Sie konnte es deutlich sehen im Mondlicht.
 

„Weißt du Yuna, das Schicksal ist nicht dumm. Es weiß, was es tut. Alles ist vorherbestimmt.“
 

Erneut sah er auf, nahm die unendliche Weite des Universums in sich auf.

Er mochte es, genoss das Gefühl, das der Anblick in ihm auslöste. Es wirkte so erhaben und ewig, so unendlich fern.

Ein letztes Mal griff er nach den Sternen.
 

„Vielleicht werden wir es eines Tages verstehen.“
 


 

Nicht nur Zeit ist eine Unbekannte in unserer Gleichung. Um zu verstehen, müssen wir Abstand nehmen, so, dass wir einen Blick auf das große Ganze erhaschen können.

Aber wie weit müssen wir gehen?

Müssen wir erst bei den Sternen am Himmel funkeln? Müssen wir sogar noch weiter?

Wollen wir das Leben verstehen, müssen wir viele Variablen miteinbeziehen. Zeit, Schicksal...

Was soll das alles?

Eigentlich hat es keinen Grund.

Was hat überhaupt einen Grund in unserer Welt? Was macht uns lebendig, was macht uns zu dem, der wir sind?
 

Lasst uns weitergehen.
 

Und vielleicht, nur vielleicht, werden wir dann tatsächlich begreifen, was unser aller Leben miteinander verbindet.
 


 


 

Ende Teil II
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Inspiration zu diesem Kapitel: All of The Stars - Ed Sheeran Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2014-09-27T19:12:31+00:00 27.09.2014 21:12
So bin gerade auf dein FF gestoßen. Ich mag es ;)))) ich frei mich darauf, wenn es weiter geht ;)
Antwort von:  Nakuj
04.10.2014 13:02
Freut mich, dass sie dir gefällt. :)
Von:  Zahra-chan
2014-09-20T20:40:14+00:00 20.09.2014 22:40
Das Schicksal ist eine Hure -.- (Ich entschuldige mich für diese Wortwahl)
Ein emotionales Kapitel. Die Emotionen von jemanden verstehen den wir nicht kennen.
Obito ist zum einen gestorben und zum anderen wieder nicht. Sein altes 'Ich' ist mit den schmerzen und Erinnerungen gestorben.
Hier geht es ja um das Schicksal, wirst du Yume wissen lassen, dass Obito nicht gestorben ist oder weiß sie es schon?
Jedenfalls freue ich mich schon auf das nächste Kapitel :)

LG Zahra
Antwort von:  Nakuj
21.09.2014 10:19
Man könnte durchaus sagen, dass Obito bereits gestorben ist, Tobi aber geboren wurde. Yuna (nicht Yume. Irgendwie sagt jeder ihren Namen falsch) hat ihren Bruder auch unter der Maske erkannt, als er ihre Mutter umgebracht und sie anschließend gejagt hat. Obitos angeblichen Tod im Krieg hat sie miterlebt, sprich, Kakashi oder Minato haben ihr die Nachricht überbracht. Daraufhin hat sie sich in sich selbst zurückgezogen. Ihr anderer Bruder, der, um den es in diesem Kapitel hauptsächlich gegangen ist, hat versucht, sie wieder ins Leben zurückzuführen. Leider ist ihm das nur bedingt gelungen. Yuna hat immer zu Obito aufgesehen. Sein Verrat war das Schlimmste, das sie in ihrem jungen Leben hat erfahren müssen.
Ich hoffe, ich konnte es verständlich erklären. :)

LG Naku
Antwort von:  Zahra-chan
21.09.2014 10:52
Danke für die Erklärung und tut mir leid, dass ich den Namen falsch geschrieben habe :(
Antwort von:  Nakuj
21.09.2014 11:20
Ist kein Problem. Ich hab auch immer so ein Problem mit den Namen. ;D
Von:  Piratenqueen
2014-09-20T17:12:18+00:00 20.09.2014 19:12
Gutes Kapitel
Ich bin echt gespannt, wie es weitergeht
Das wars auch schon :-)
LG
Antwort von:  Nakuj
20.09.2014 19:14
Danke. :)


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