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Wie Sommer in Deinen Augen

[Sai & Sakura]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Jaaaah~ sie lebt noch, sie lebt noch, sie lebt noch. ^^°
Sorry. Aber diese Story hat mir ein Bein gestellt, mich in einer dunklen Ecke gekloppt und dann einfach liegen lassen. Oder war es umgekehrt? x'D

Jedenfalls ... hier das neue Kapitel. Ich hoffe, es gibt noch Leser?

In diesem Kapitel gibt es Sexszenen. Nichts außerordentlich Außergewöhnliches. Aber wer es nicht mag, kann es ja überspringen.
Ich weiß gar nicht, ob es wirklich so explizit geworden ist ... oder überhaupt. Naja. Darauf wollte ich ja auch gar nicht in dieser Geschichte hinaus. ; )

Verzeiht mir Flüchtigkeitsfehler. Ich hänge hier mit einem Virusinfekt – meine Ohren, mein Hals, meine Nase. Mein ganzer Kopf fühlt sich doppelt so groß an, wie er sollte ... x'D

Genug Geschwätz.
Ihr dürft noch mit circa zwei Kapiteln hier rechnen. Dann wird die Akte geschlossen. ; )

Viel Spaß beim Lesen!

Gruß,
Jaelaki Komplett anzeigen

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Wie Winter in Deinen Augen

„Ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Ich bin in der Gegenwart, Naruto. Aber sie ist in der Vergangenheit“, versuchte er zu erklären, warum er malte, versuchte dieses Gefühl in seinem Magen und diese Enge in seinem Brustkorb in Worte zu fassen, wenn er an das Gespräch zurückdachte und dadurch die Vergangenheit für einen Augenblick wieder zur Gegenwart wurde.

Naruto runzelte die Stirn, aber widersprach nicht und kaute weiter auf den Nudeln herum.

 

Sai sah, wie Sakura manchmal in der Nacht vor dem Zimmer stehen blieb – kurz bevor sie nach Hause ging. Dann wenn die Gänge wie ausgestorben da lagen und die Patienten schliefen. Es waren jene Momente in der Nacht, wenn sie dachte, dass sie niemand sah. Aber Sai betrachtete sie und wie sie vor der Tür stand, die Hand auf der Klinke und sonst nichts tat.

Als er sich aus den Schatten löste, zuckte Sakura zusammen und fuhr ihn aufgebracht an: „Was machst du hier, Sai? Es ist Nachtruhe!“

„Genau deswegen“, erwiderte er und griff nach ihrer Hand. „Komm mit.“

Sie zog ihre Finger nicht aus den seinigen und für einen Moment blitzte in seinen Gedanken das Bild von Naruto und Hinata auf, wie sie gedankenlos die Straße entlang schlenderten. Vielleicht spürte Sakura, dass es für ihn nicht bedeutungslos war – nein, sie wusste es bestimmt und vielleicht zog sie aus diesem Grund ihre Hand dann doch aus seiner und schaute ihn so an, als wollte sie etwas sagen, aber sie tat es nicht.

„Ich möchte dir helfen –“

„Nein, Sai, du sollst noch nicht wieder aktiv mitarbeiten und –“

„Und du solltest auch nicht immer Überstunden machen.“

Sie verstummte und verzog den Mund.

„Touché.“

 

Einige Tage später mampfte Naruto auf seinem Sofa die zweite Packung Instant-Ramen, als er ihm davon berichtete.

„Du hast Recht“, stimmte er mit vollem Mund zu, „sie macht wirklich zu viel Überstunden.“

„Ich meinte die Sache mit der Tür.“

„Welche Tür?

In diesen Momenten zweifelte er an Narutos Aufnahmekapazität und an seiner eigenen Wahl des Kommunikationspartner.

„Die Tür, vor der sie immer stehen bleibt“, erläuterte er stoisch.

Achso.

Sai wartete. Und wartete. Aber er wartete vergeblich auf Narutos große Erklärung, was hinter diesem Achso stand. Stattdessen aß der voller Wonne weiter und bemerkte erst nach gefühlten Stunden, dass Sai ihn nicht aus den Augen ließ. Vielleicht gab es hinter Narutos Ausruf auch tatsächlich nichts Weiter als die Erkenntnis, dass Sakura vor einer Tür wartete.

„Warum geht sie nicht einfach rein?“, hakte Naruto nach und kratzte sich am Kinn.

Rein?

„In das Zimmer. Durch die Tür.“

„Es ist wegen Karin, denke ich.“

Die wurde doch schon längst entlassen“, widersprach Naruto verwirrt.

Sai erwiderte seinen Blick stoisch, aber seine Verwirrung war nicht weniger als die des Blondschopfes.

 

Wenn er bei Sakura war, dann verwirrten ihn seine Gedanken noch mehr, als es Naruto jemals hätte tun können. Sie lächelte, während Trauer über ihre Mimik zuckte. Sie lehnte sich an ihn, während sie sagte, dass sie gehen müsste. Sie ging, wenn sie sagte, dass sie gerne bleiben würde.

Es war als wären alle zwischenmenschlichen Regeln, die er sich mühsam angelesen hatte, bei ihr verloren gegangen.

 

Aber ihr Lächeln ließ ihn lächeln.

 

„Du hast gemalt!“, rief sie und schaute über ihre Schulter zurück zu ihm, dann wieder zu der Leinwand. Normalerweise malte er mit schwarzer Tusche. Dieses Mal war es anders.

Er trat einen Schritt an sie heran, stand hinter ihr und nahm ihren Finger.

„Das ist Naruto“, erklärte er und deutete mit ihrem Zeigefinger auf eine Figur, die gelb loderte und ließ die Fingerkuppe leicht über die Farbe streichen, so dass sie den dicken Farbauftrag nicht nur sehen, sondern auch spüren konnte. Es war typisch Naruto. Leuchtende Farbe, viel Farbe. So wie seine Beweggründe und die Worte, die er sprach. Mit denen er aus Fremden Freunde machte, ja sogar Feinde berühren konnte.

 

Ihr Blick wanderte weiter über die Leinwand und zeigte auf einen jungen Mann, der in Rot leuchtete und am Rand stand. In der Rechten einen Pinsel, vor sich eine Pergamentrolle. Es war eindeutig, dass er sich selbst hatte darstellen wollen – zumindest warf Sakura ihm einen Blick zu, der es in Betracht zu ziehen schien.

„Das bist du, nicht?“

Er nickte.

„Rot? Warum rot?“, fragte sie und legte ihren Kopf schräg.

„Rot ist die Komplementärfarbe zu Grün.“

Ihre Stirn runzelte sich.

„Komplementärfarben sind Farben, die miteinander gemischt, Grau ergeben. Der Begriff stammt aus der Farbenlehre. Komplementär heißt Ergänzung.“

„Grau?“, hakte Sakura ab und Verwirrung zeichnete ihre Mimik. Sai hatte das schon oft gesehen, wenn Naruto mit vollem Mund sprach und nichts zu verstehen war – wobei dann noch eine andere Komponente in ihrem Gesicht dominierte: Ekel. Von dem erkannte Sai momentan nichts. Nein, es war einfach nur Verwirrung, dabei war seine Erklärung doch simpel gehalten – und für Sakura bei Weitem keine Herausforderung. Vielleicht begriff sie nicht, worauf er hinaus wollte. Das Problem war, dass er das selbst nicht konkretisieren konnte. Gefühle waren so verwirrend.

 

Er deutete auf eine Gestalt, die sich aus grünen Farbtönen hinaus bewegte. Es war ein Mädchen, eine junge Frau, die zwischen Laub und grünlichen Sonnen zu schweben schien. „Das bist du.“

Etwas in ihrem Blick veränderte sich, glaubte er zu erkennen. Dieses Mal war es anders.

„Weißt du, was Komplementärfarben noch kennzeichnen?“, flüsterte er, stand ganz nah bei ihr, spürte ihre Wärme und nahm mit jedem Atemzug ihren Duft tiefer in sich auf. Sie neigte ihren Kopf zu ihm, als wartete sie auf seine Erklärung.

„Sie bringen einander zum Leuchten“, hauchte er.

Ihr Mund formte ein stilles „Oh.“

 

Er stand hinter ihr, ihr Nacken sah so weich und blass aus. Eine feine Narbe schlängelte sich dort von oben nach unten. Was hatte sie dort getroffen? Er wollte sie mit seinen Fingern nachfahren. Sakura drehte ihren Kopf ein Stück und schaute ihn von unten heraus an.

Das Grün ihrer Augen war ein Wald im Sommer.

Kräftiges, leuchtendes Grün. Ein Rauschen in den apfelgrünen Blätter.

Ein Zittern in den ahorngrünen Zweigen.

Ihre Lippen näherten sich, er lehnte sich vor, da war ihr warmer Atem an seiner Wange und –

 

„Hey! Sai, wir müssen –“

Narutos Stimme brach ab, als er mit einem plötzlichen Ruuuums auf der Fensterbank ausrutschte und im Zimmer landete. Sakuras Kopf ruckte zurück, sie taumelte, ehe sie sich fing. Wieder in der Realität landete. Sai beobachtete, wie Naruto ihm und ihr abwechselnd Blicke zuwarf, ehe er sich räusperte.

„Also – ähm – wir haben eine Mission. Es ist wichtig. ANBU-mäßig. Die Hokage will uns sehen“, raunte Naruto. Sai bemerkte, wie Sakura kurz ihre Augen schloss. In diesem Moment sah sie so verletzlich aus, dass in ihm das seltsame Gefühl aufstieg, sie in seine Arme ziehen zu wollen. Auch, wenn er nicht begriff, was ihr das helfen sollte, das Bedürfnis blieb.

„Du bist kaum auskuriert“, warf Sakura ein, als könnte ihn das davon abhalten, sich in die nächste Mission zu stürzen.

 

Alles hatte ein Ende. Tage endeten, Fristen endeten, Ruhephasen endeten. Manchmal endeten Momente, bei denen man sich im Nachhinein fragte, was gewesen wäre, wenn –?

Aber solche Fragen stellte ein Ninja nicht, denn es war unerheblich. Die Mission ragte über jede Frage hinaus. Der Erfolg der Mission war wichtiger als das persönliche Glück. Die Zukunft Konohas entscheidender als die eigene Gegenwart.

Es wäre dumm sich etwas anderes einzureden. Sai hatte genug gesehen und erlebt, um zu wissen, dass alles andere nur Betrug war.

 

Mit wenigen Schritten stand er im Schlafzimmer und zog seine ANBU-Uniform aus seinem Kleiderschrank. Zurück im Wohnzimmer, verharrte Sakura noch immer am selben Ort. Die Maske in der Hand sprang er auf das Fensterbrett, hielt sich mit der andere am Rahmen fest.

Er wollte ihr etwas sagen, ihr etwas mit auf den Weg geben, etwas, das ausdrückte, was sich in seinem Bauch abspielte, wenn sie lächelte oder wie sich sein Magen zusammenzog, wenn sie so bedrückt schaute wie gerade. Er wollte verbalisieren, dass er zurückkommen würde und dass er ihre Augen sah, selbst, wenn sie nicht da war, dass das Grün ihrer Augen ihn verfolgte, ihn begleitete und er es auch nicht auf dieser Mission abschütteln könnte – oder wollte. Er sollte es, ja, aber er hatte gelernt, dass sein eigener Wille nicht gleich der Wille seiner Befehlshaber war. Nicht mehr.

Er suchte ihren Blick und als sie seinen erwiderte, stolperten die Worte über seine Lippen.

„Wenn du gehst, mach die Tür hinter dir zu.“

Sie nickte.

„Danke“, sagte er und ließ sie zurück.

 

Niemals wusste man so ganz, was man zurückließ. Oder mit was man zurückkommen würde.

Wie viele Narben mehr einen zeichnen, wie viele Opfer die Mission forderte, wie viele zurückkommen würden. Auf Missionen erschienen Stunden wie Tage und Wochen wie Monate. Manchmal drückte einen ein Gewicht, als wäre man um Jahre gealtert.

Als er sah, wie Chakrapfeilen sein Kamerad durchlöcherten, nur weil er zu langsam gemalt hatte, blieb die Zeit einen Augenblick lang stehen. Sie dehnte sich aus und dann explodierte sie. Alles stürzte über ihn ein.

An Narutos Brust klafften Wunden. Die Haut eingerissen, Blut tropfte über seine Glieder.

Er sagte ihm, dass er, wenn er die Augen schließen würde, nie wieder Ramen essen könnte, dass er ihm noch etwas schuldete, weil er ihn das letzte Mal eingeladen hatte, Augenlider flatterten, ein Grinsen, das nicht in diesen Dreck passte, blaue Augen, die sich schlossen und – er flüstere Worte, an die er sich nicht mehr erinnern konnte, als er auf Sakuras Liege saß.

Wie war er hierher gekommen? Wo war Naruto?

 

„Er wird es überleben.“

Hatte er seine Gedanken laut ausgesprochen?

Sakura notierte sich etwas, ehe sie zu ihm aufsah. Ihr weißer Kittel war fleckig. Ihre Augen klein und unter ihnen prangten Schatten.

„Es ist ein Wunder, dass ihr da lebend rausgekommen seid. Es ist ein Wunder, dass du nur Kratzer abbekommen hast.“

Sie schaute ihn kaum an. Ihr Ton barg keine Erleichterung, nur Distanz. Sein Blick klebte auf der Uhr. Sie machte schon wieder Überstunden. Sie sollte damit aufhören. Mit den Überstunden und mit dieser Distanz. Er wollte sie erreichen, in ihrer Nähe ertrinken, wenn er schon ertrinken musste in diesen Gedanken und Bildern, die ihn jagten.

Er versuchte, ihr zu erklären, was er fühlte. Dass es nicht die Kratzer waren, die ihn gezeichnet hatten auf dieser Mission.

„Ich lebe, Sakura, aber ich fühle mich tot. Als raubt jede Mission ein Stück von mir.“

Dass man oft nicht sehen konnte, was in einem anderen vorging, wollte er sagen, aber wer wusste das besser als sie?

„Jedes Mal, wenn ich sehe, wie jemand stirbt oder verletzt wird. Jedes Mal wird ein Stück von mir abgerissen, das ich nicht wieder finden kann“, erläuterte er nüchtern, als sähe er nicht gerade den Körper des dritten Kameraden vor sich, wie er zerfetzt wird.

Er stöhnte, sein Kopf pochte wieder. Das Adrenalin ließ nichts als Leere und Schmerzen zurück.

„Aber“, fuhr er fort, „wenn du da bist, dann fühle ich mich – nicht kaputt, dann bin ich da. Ganz da. Lebendig.“

 

Er rutschte von der Liege, um sich ihr zu nähern. Er nahm ihre Finger in die seinen, zog sie Zentimeter für Zentimeter an sich, so langsam, dass er wusste, dass sie jede Menge Zeit hatte, um sich von ihm loszumachen. Stattdessen tauchte sie ein in seine Nähe. Die Distanz bröckelte.

„Ich hatte Angst, ich hatte so Angst“, murmelte sie gegen seine Haut, „ich hab gedacht, du kommst nicht wieder zurück. Ich denke jedes Mal, vielleicht kommt er dieses Mal nicht mehr wieder.“

 

Die Worte berührten etwas in ihm. Er lehnte sich vor und sie folgte seiner Bewegung. Ihre Lippen bewegten sich auf seinen und ihn durchzuckte das Gefühl der Unsterblichkeit. Adrenalin überschwemmte seine Adern, ein Pochen zog sich bis in seine Füße. Sie berührte seine Wange, seine Schulter, seinen Bauch. Seine Finger fuhren durch ihr Haar, über ihren Nacken, ihre Seiten hinab. Sie erzitterte.

 

„Nicht hier, nicht hier“, flüsterte sie und er glaubte zuerst, er sollte sie dort nicht berühren, aber dann nahm sie seine Hand und schaute ihn an und führte ihn aus dem Krankenhaus. Wie zwei Schatten verschwanden sie durch das Fenster.

 

Sie drückte sich an ihn, als hätte sie Angst, dass er verschwand. Etwas in ihm rumorte, verschlang jedes andere Gefühl außer dieses Brennen. Es schmerzte nicht, es war anders. Als rauschte Adrenalin durch seine Adern, ohne, dass er um sein Leben kämpfen musste. Seine Sinne waren geschärft. Er nahm ihren Duft war, ihren Schweiß und dieses Parfum. Er erkannte die Schatten unter ihren Augen und den unpassend wachen Blick, mit dem sie ihm entgegen blitzte.

Mit einer Berührung überwand sie die Distanz, die ihre Zunge bisher gehütet hatte. Er spürte, wie sie über seine Lippen leckte. Er öffnete den Mund, um zu fragen, aber da hatte er schon seine Antwort und er presste die Augenlider aufeinander. Unwillkürlich hielt er den Atem an, als er sie so schmeckte.

Er spürte ihre Hände, die unter sein Shirt wanderten, riss die Augen auf und bemerkte, dass sie ihn keine Minute unbeobachtet ließ, als las sie jede seiner Bewegungen, jede Miene, jeden Ton, den er von sich gab. Das Grün ihrer Augen durchstieß jeden Gedanken, der sich bilden wollte, jedes Gefühl baute sich dort herum auf. Er keuchte. Seit wann atmete er so laut?

Ihre Zunge wanderte über seinen Hals, ihre Lippen berührten sein Ohr. Er erschauderte.

Atemlos schauten sie sich einen vagen Moment an, stolperten bebend von seinem Wohnzimmer in sein Schlafzimmer, ohne die stetigen Berührungen zu unterbrechen, die zwischen Erschütterung und Lust pendelten. Es raubte ihm den Atem.

„Sai“, flüsterte sie rau und alles in ihm versteifte sich. Da war Zuneigung in ihrer Stimme. Das war Zuneigung, oder? Kein bisschen Unsicherheit und trotzdem – es klang wie eine Frage.

„Du weißt, was wir hier gerade machen, nicht?“, hauchte sie und er nickte knapp. Sie saß auf seinem Bett, hielt seine Hand, während er stand.

„Willst du es? Du musst nichts tun, was –“

Er wollte ihr etwas sagen, ihr beweisen, dass er nichts Anderes wollte in diesem Moment, etwas, das ausdrückte, was sich in seinem Bauch abspielte, wenn sie ihn so anschaute oder wie sich etwas in seiner Leiste anstaute. Er wollte verbalisieren, dass das Grün ihrer Augen ihn verfolgte, ihn begleitete und ihn gerade ausfüllte. Ihre Wimpern lang und ihre Lippen geschwollen und ihre Hand auf seinem Handgelenk. Er fand keine Worte, aber er wusste – vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben mit absoluter Sicherheit – was ihm sein Gefühl sagte.

 

„Darf ich?“, fragte er und sie nickte.

Er legte seine Finger unter den Saum ihres Shirts und zog es langsam hoch. Sie ließ ihn erkunden, wandte ihren Blick nicht ab. Er spürte ihn durch seine Klamotten hindurch. Es prickelte. Jeden Zentimeter ihrer Haut verschlang er mit seinen Augen. Ihre Haut war weich und die Narbe, die sich über ihre linke Seite zog, hellte langsam auf. Er fuhr mit seinen Fingern darüber und spürte, wie Sakura schauderte. Sie lehnte sich zurück, nahm ihm ihr Shirt aus der Hand, das er planlos betrachtet hatte, und führte sein Gesicht über ihr eigenes. Er folgte ihrer Bewegung, kniete über ihr und öffnete ihre Hose, nachdem sie ihm bedeutet hatte, dass er es durfte, während sie ihm seinen Pullover über den Kopf zog und neben das Bett zu Boden gleiten ließ. Sie streichelte mit ihren Fingern über seinen Schenkel, öffnete seine Hose und fragte, ob er ihre Finger dort spüren wollte. Er wollte und sie ließ ihre Hand hinein wandern. Er keuchte, drückte sein Kreuz durch, wollte viel mehr von ihrer Berührung, wollte alles.

„Sakura, ich –“, wollte er flüstern, aber es war ein Rufen.

 

Keuchend spürte er ihre warmen Finger zwischen seinen Beinen, seine Lippen an ihrem Nacken. Sein Blick fuhr über ihre zierliche Figur, die sich Jahr um Jahr gestählt hatte, feine Muskeln zeichneten sich auf ihrem Bauch ab, blieb an ihren hellgrünen Augen hängen, deren Farbe er im Mondlicht nur erraten konnte. Aber er wusste es, kannte jeden Millimeter ihrer Iris. Auf seinen Wangen spürte er ein Prickeln. Wurde er rot? Er war noch nie errötet. War eine nackte Frau in seinen Armen ein angemessener Grund? Die Finger dieser Frau in seiner Unterwäsche? Er fragte sich, ob Naruto auch –

„Ist alle okay?“, wollte Sakura wissen, als er innegehalten hatte und musterte ihn. „Tut dir etwas weh oder hast du Sym-“

Er schüttelte den Kopf, legte einen Finger auf ihre Lippen, um diese nachzufahren, ließ sie dadurch sofort verstummen und ihn aufmerksam betrachten.

Er hatte sich nie gefragt, ob er schön war, denn Schönheit war subjektiv. Jede Malerei, jede Zeichnung, jedes Bild vervollkommnete sich erst im Auge seines Betrachters. In diesem Moment fragte er sich, ob das auch auf Menschen zutraf. Und er wünschte sich, dass Sakura ihn als schön empfand.

„Sai, du darfst mich berühren, wenn du willst“, hauchte sie und führte seine Finger über ihren Körper. Ihren Bauch entlang, an ihre Seiten hoch, über ihre Arme und Schultern.

„Darf ich?“, fragte er und sie grinste, als er ihren Busen betrachtete.

„Ja, Sai, du darfst“, flüsterte sie, als er sich wieder nicht bewegte, bis sie eindeutig ihre Erlaubnis gegeben hatte. Die Haut ihres Busens war weich, die Brustwarzen hell und wenn er mit seinem Finger darüber strich, dann begann sie schneller zu atmen. Er sah, wie sich ihr Brustkorb rascher hob und senkte und er hörte sie. Es war interessant, welche Reaktionen sie zeigte. Unterschiedlich – je nach dem, wo er sie berührte. Ob das bei allen Frauen die gleichen Reaktionen waren? Er hatte nie einen Gedanken an so etwas verschwendet. Jetzt war er sich unsicher, ob es überhaupt einer Verschwendung war.

„Will ich wissen“, sie atmete tief durch, wahrscheinlich, um ihre Atmung und Stimme zu kontrollieren, „was du gerade denkst?“

„Ich habe mich nur gefragt, ob alle Frauen –“

Er sah, wie Sakuras Augen sich zusammenzogen und entschied, dass es vielleicht etwas sein konnte, dass sie nicht wissen wollte.

„Ja, ob alle Frauen?“, fragte sie zu seiner Überraschung nach. Er lag schräg neben hier, sie auf dem Rücken. Ihre Finger kreisten auf seinem Bauch, spielten mit der feinen, schwarzen Haarlinie, die hinabführte. Er beobachtete, wie sich ihre Hand bewegte und schluckte.

„Ob alle Frauen dieselben Reaktionen zeigen, wenn man sie an denselben Regionen berührt.“

Sie starrte ihn einen Augenblick an, dann hörte er etwas, das so klang, als versuchte sie nicht in Lachen auszubrechen.

„Wie wäre es, wenn ich dir ein paar Reaktionen entlocke und dann kannst du ja andere Männer fragen, ob sie dasselbe empfinden, wenn man sie dort berührt?“

Ihre Mundwinkel zuckten, etwas glitzerte in ihren Augen, etwas, das ihn über das Angebot nachdenken ließ.

„Hört sich nach einer interessanten sozialen Untersuchung an“, gab er zu und nickte. Sie kicherte. Es war ein Geräusch so frei von Sorgen und so weit weg von der Sakura, die vor dieser Tür verharrte, dass er sich fragte, ob die beiden dieselbe Person waren. Rein rational wusste er das natürlich, aber um diese Sakura hier pulsierte das Leben, während die andere davor wegrannte.

Wellen aus Hitze, Strom, Lava pulsierte plötzlich in seinem Körper, als Sakura über seinen steifen Penis strich, sich im nächsten Moment über ihn beugte, ihr Mund näherte sich seiner Körpermitte, sie schaute ihn von unten her an, als wollte sie wegen etwas sichergehen, doch als er sich nicht rührte und ihrem Vorhaben gebannt folgte, entlockte sie ihm mit ihrer Zunge Reaktionen, die er nicht vorhergesehen hatte. Er stöhnte, wand sich unter ihren Berührungen, wollte mehr und nur sie.

Da kam eine Lawine auf ihn zugerollt. Das Gefühl unter all diesen Gefühlen begraben zu werden, die Hitze verschlang ihn. Sakuras Lippen, Mund, ihre Zunge, ihre Finger, Hände. Haut, die sich gegen seine presste.

Mit einem Schrei warf er seinen Kopf zurück und ließ los. Zum ersten Mal in seinem Leben befreite ihn jemand von all seinen emotionalen Unzulänglichkeiten.

 

Er blinzelte und erkannte, dass er geschlafen hatte. Durch seine Augenlider hindurch wusste er, dass die Sonne schien. Doch er ließ sie geschlossen, sog einen Moment alles ein, was er spürte. Wärme. Einen Arm auf seinem Bauch – einen fremden Arm, nein, einen vertrauten. Er atmete tief ein, nahm ihren Duft wahr, ihre Gegenwart. Dann öffnete er seine und nahm das grüne Paar Augen wahr, das ihn von unten her studierte. Sie war ihm so nah, dass er ihre Wimpern hätte zählen können. Er sog einen Moment alles ein, was er fühlte. Er wollte es gar nicht verbalisieren, er hatte es nicht geplant und vielleicht kamen deswegen die Worte so einfach über seine Lippen.

 

„Ich liebe dich“, flüstere er nahe an ihrem Ohr.

Und in diesem Moment wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte.

 

Ein Sturm fegte den Sommer aus ihren Augen, schnitt Kälte durch das Grün und das Eis darin versuchte alle Gefühlsregungen einzufrieren. In diesem Moment wusste er, dass sie eine Wut auf ihn hatte, die sich geradezu durch seine Glieder bohrte, Eiszapfen auf nackter Haut. Es war als brach sich der Winter durch ihre Augen einen Weg. Doch mit Wut wusste er umzugehen, was unerträglich war, war dieses Grau in ihren Augen. Wie wenn sich Wolken am Himmel mit dem Schnee auf der Erde und dazwischen vermischten und die Farben der Dinge dahinter kaum mehr wahrzunehmen waren. Dann muteten ihre Augen an wie ein Wintertag, Grau in Grau von Grau durchzogen.

 

„Du weißt nicht, was du da sagst“, behauptete sie dumpf, erhob sich.

„Sakura, ich –“

„Du hast das Wort Liebe in einem Buch nachgeschlagen und jetzt glaubst du zu wissen, was es ist. Aber Liebe ist – anders. Liebe tut weh. Und es soll nicht weh tun, Sai. Nicht schon wieder. Nie wieder!“ Mit jedem Wort erhob sie ihre Stimme, stieß ihn dann zur Seite, verschaffte sich Platz, als könnte sie sonst nicht atmen. Ihre Brust hob und senkte sich hektisch. Vielleicht bekam sie wirklich keine Luft.

 

„Es war ein Fehler“, fasste sie knapp zusammen, als würde sie auf eine ungestellte Frage antworten, die im Raum stünde. Doch er wusste nicht, auf welche. Er sah, wie sie in einer fahrigen Bewegung ihr Top überzog, neben dem Bett etwas suchte und dann in ihren Slip schlüpfte, in ihre Hose. Ihre Augen wichen ihm aus und unwillkürlich fragte er sich, ob es seine Schuld war. Er rutschte an die Bettkante, erhob sich, wollte ihre Hand greifen, doch verharrte.

Wo eben noch Wut lauerte, konnte er jetzt Trauer erkennen. Trauer – das hatte er schon oft in fremden Blicken gesehen. Genauso wie Schmerz. Doch in ihren grünen Augen schimmerte noch etwas Anderes. Als läge es hinter einem grauen Schleier. Er konnte es nicht benennen.

Sakura drehte ihren Kopf ein Stück und schaute ihn von unten heraus an.

Das Grün ihrer Augen war ergraut.

Stumpfes, kaltes Grün. Eiskristalle auf Zweigen.

„Es tut mir leid, Sai“, murmelte sie, als sie sich an ihm vorbei durch die Tür in den Flur drückte. Ihre Hand lag einen Moment auf der Eingangstür, als wollte sie noch etwas sagen, doch sie tat es nicht, drückte die Türklinke hinunter und verließ wortlos sein Apartment.

 

Wortlos schlenderte er zum Fenster, durch das die späte Morgensonne strahlte. Warm und hell wanderte sie über seine Haut. Mit gerunzelter Stirn nahm er wahr, wie es in seinem Inneren trotzdem kalt blieb. Einen Fehler hatte sie es genannt. Wahrscheinlich sogar mit Recht. In seinem Magen zog sich etwas schmerzhaft zusammen. Vielleicht hatte er gestern etwas Falsches gegessen. Nachdenklich lehnte er sich gegen den Fensterrahmen. Er verstand diese Situation nicht, in der sie sich befand. Er wusste nicht, was in ihr vorging. Er wusste ja die meiste Zeit nicht einmal, was in ihm selbst vorging. Aber dieses eine Mal hatte er gedacht, es einfach zu fühlen.

 

Alles erschien ihm hinter einer trüben Wand aus grauem Nebel – es erinnerte ihn unwillkürlich an ihre Augen, wenn sie Sasuke mit diesem Mädchen sah, das mit dem roten Haar. Als lauerte hinter dem Nebel etwas, das sie nicht beherrschen konnte – und trotzdem mühsam unterdrückte. Vielleicht.

Er fühlte etwas. Etwas, das ihm den Atem raubte. Etwas, das ihm langsam die Lungen zusammenquetschte. Ihre Worte hallten in seinen Gedanken wider. Aber er spürte noch ihre Berührung, ihre Lippen auf seiner Haut. Überall.

Wie in Zeitlupe ließ er sich zurück auf das Bett senken. Vergrub sein Gesicht in den Händen.

 

Alles hatte ein Ende. Tage endeten, Menschenleben endeten, Freundschaften endeten. Momente endeten. Momente, die ihm eine Ahnung davon schenkten, was es bedeutete, lebendig zu sein.

Er war so dumm.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen.
Vor allem, ob der Übergang zu den expliziteren Szenen gelungen ist. Wie empfandet ihr Sakuras »Umschwung«? War es nachvollziehbar?

Jeder einzelne Kommentar motiviert mich! : )
Danke fürs Lesen!

Gruß,
Jaelaki Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2015-06-05T08:24:49+00:00 05.06.2015 10:24
Hallo (^o^)y

(sorry ich glaub ich wiederhole mich, aber auch hier...) tut mir Sai wieder total leid, endlich glaubt man ist er am Ziel seiner Wünsche, endlich – er und Sakura – und dann der total Zusammenbruch ... „Ich liebe dich“ – „Das hast du nur in einem Buch gelesen“ *sachen packt*

Autsch, das tut weh. Und wieder kann man es soooooo gut verstehen, das er sich über sich selbst ärgert. Wenn man nur immer vorher wüsste, wie die Worte bei jemand anderem ankommen. Besonders leid tut es mir hier für ihn, weil es ja echt zu sein scheint und jetzt wo er beginnt wieder Gefühle wahrzunehmen, er so einen Korb bekommt.

Sehr schön fand ich auch die Stelle, bei der Sai versucht Naruto zu erklären, das er jetzt und hier ist und Sakura nicht erreichen kann, weil sie in der Vergangenheit lebt und Sasuke nachtrauert. Schöne Worte.

Liebe Grüße, Jyorie

Antwort von:  Jaelaki
05.10.2015 06:07
Hallöchen!
Vielen Dank dir!
Auch Wiederholungen freuen mich! ; )

Ja, so etwas tut sehr weh. Vor allem Sai, der ja ohnehin Probleme damit hat, seine Gefühle in Worte zu packen.
Ich hoffe, auch das letzte Kapitel wird deinen Erwartungen gerecht. : )

Grüße,
Jaelaki
Von:  alory
2015-06-03T13:01:51+00:00 03.06.2015 15:01
Bin wie immer begeistert. Du hast so einen schönen schreibstil, findest so gute Wörter und triffst sai einfach auf den punkt!
Danke für das Kapitel! :)
Antwort von:  Jaelaki
07.06.2015 19:43
Hey, alory!

Hehe. DAS freut mich natürlich! Nein, nein. ICH muss dir danken! – für die liebe Rückmeldung! ; )

Gruß,
Jaelaki
Von:  Kleines-Engelschen
2015-06-03T08:33:34+00:00 03.06.2015 10:33
ein wundervolles kapitel. das hast du echt toll geschrieben! freue mich schon aufs nächste. gute besserung für dich und kurier dich schön aus :)

greetz
Antwort von:  Jaelaki
07.06.2015 19:40
Hi! Danke dir für das Lob! Es war durchaus eine Herausforderung. Sai beim Sex?! DAS kommt ja nicht alle Tage vor – oder? ; )
Danke dir. Es geht mir schon besser! Und das neue Kapitel ist schon online! ; )

Grüße!
Jaelaki


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