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I want you by my side

von

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Erik hatte sich hinter die Bootswand geduckt und wartete bis die erste Salve über seinen Kopf hinweggezischt war. Eines der Projektile schlug eine Handbreit neben dem Motor in die Wand ein. Erik beugte sich vor, zog es aus der Metallverkleidung und besah es sich genauer. Hank hatte Recht gehabt, in dieser Kugel war nicht ein Milligramm Metall enthalten. Stattdessen fühlte sie sich an wie Keramik. Er schüttelte den Kopf. Die Menschen waren so einfallsreich, dass ihm manchmal schlecht wurde.

„Erik, ich schwöre dir, wenn du mich nicht auf der Stelle frei lässt, reis ich dir persönlich den Kopf ab!“, knurrte Hank wütend und zog ein weiteres Mal an den Metallstangen.

Erik holte tief Luft, gab ihm aber keine Antwort. Verstand dieser blaue Affe in Menschengestalt denn nicht, dass er sich Sorgen um ihm machte? Er glaubte vielleicht, dass er ihm egal sei, aber so was es nicht. Immerhin hatte er bei dem Training für seine Fähigkeiten genauso mitgeholfen, wie Charles. Und mal davon abgesehen, war ihm jeder Mutant wichtig.

Die Schüsse waren verklungen und Erik wagte es über den Rand der Bootswand hinauszusehen. Das andere Motorboot war schon um einiges näher gekommen und jetzt sah er einen der, in schwarz gekleideten und maskierten Männer, eine Hand an den Mund legen. Im nächsten Moment wehte eine Stimme zu ihnen herüber.

„Gebt auf, ihr hab keine Chance! Niemand betritt diesen Bereich, der keine ausdrückliche Einladung dabei hat. Wir werden euch auf den Grund des Meeres schicken!“

Erik zog eine Grimasse.

„Die fragen ja noch nicht einmal, was wir wollen oder befehlen uns umzukehren.“

„Das sind eben nicht ihre Befehle“, stellte Hank klar.

Erik schnaubte anfällig. Er hasste Leute, die blind jeden Befehl befolgten. Wo blieb da die eigene Meinung? Außerdem waren seine Erfahrungen mit solchen Leuten ja auch nicht gerade gut gewesen. Die, die er kannte hatten die Ausrede „Das war ein Befehl“ oder „Ich habe nur Befehle befolgt“ für jede ihrer Taten eingesetzt und waren damit durchgekommen.

„Ich mach euch einen Vorschlag“, rief Erik schließlich. „Ein Freund von mir, ist in eurem schicken, kleinen Labor gefangen. Er hat es nicht gerne, wenn jemand getötet wird, also gebe ich euch eine Chance euer Lebe zu retten. Verschwindet von hier und lasst euch nicht wieder blicken, dann werde ich euch nichts tun! Bleibt ihr, strebt ihr hier!“

„Große Töne für jemanden der gleich am Meeresgrund liegt!“, kam die Antwort sofort und ohne Zögern.

„Ihr wollt es also nicht anders.“

Erik griff in seine Tasche und holte die 9mm Patronen heraus. Er konnte nicht wirklich zielen, da sie schon wieder unter Beschuss standen, aber das was er sah reichte aus, um bei zwei der sieben Männer für immer das Licht auszuknipsen. Die restlichen Geschosse blieben in der Bootswand stecken oder landeten im Wasser. Er verschwendete keinen Gedanken darauf, sie wieder zu holen. Sie waren zu klein, das wäre eine unnötige Suche, da er ja noch andere Gegenstände hatte.

Hinter ihm beschwerte sich Hank schon wieder lautstark und dann ruckte plötzlich das Boot, als hätte er sich dagegen geworfen. Erik schüttelte den Kopf. Hank war genauso stur wie jemand anderen, den er kannte.

„Jetzt hör auf, in einer, höchstens zwei Minuten mach ich dich los. Du kannst mir doch eh nicht helfen, auf die Entfernung zwischen den Booten.“

„Ich helf dir gleich mal und danach kannst du dir den Küstenrettungsdienst zur ersten Hilfe und für die lebensverlängernden Maßnahmen bestellen!“

„Jetzt wollen wir aber mal nicht übertreiben, was?“

Wieder flogen Schüsse durch die Gegend und Erik druckte sich schnell wieder. Er musste näher an die Wachen heran, damit er genauer zielen konnte. Er atmete tief ein und aus und legte die Hände auf den Boden des Bootes. Dann ging ein leichter, aber spürbarer Ruck durch das Boot und es nahm Fahrt auf. Er steuerte direkt auf das andere zu und machte keine Anstalten anzuhalten. Hinter sich hörte er Hank seinen Namen rufen und dass er verrückt sei und sie umbringen würde. Die Kollision mit dem anderen Boot würden sie nicht überleben, da beide mit aller Wahrscheinlichkeit explodieren würden.

Erik grinste nur in sich hinein. Das war die Rache für das Hologramm beim Start des Jets.

Sein Grinsen jedoch verschwand, als erneut auf sie geschossen wurde. Da sie näher an dem Boot waren, konnten die schwarz gekleideten auch besser zielen. Kurzerhand ließ Erik den Bug des Bootes nach oben rucken und das soweit, dass sie nun fast senkrecht auf dem Wasser fuhren. Die ganzen Projektile schlugen in den Rumpf ein, ohne wirklich großen Schaden zu verursachen. Jetzt war Hank wahrscheinlich froh, an die Bootswand gebunden zu sein, da er sich sonst hätte nirgends festhalten können. Erik hatte das Problem nicht. Er hielt sich einfach mit seinen Kräften auf dem Boden fest.

Kurz bevor sie mit dem anderen Boot zusammenstießen, ließ er ihres ein Stückchen über dem Wasser schweben und es sich dann überschlagen. So standen sie für den Bruchteil eines Augenblickes auf dem Kopf und gleichzeitig über dem Boot des Abschusskommandos. Grinsend griff Erik in die Tasche seines Mantels und ließ den Großteil daraus auf die Männer unter ihm fallen. Im nächsten Moment schlug ihr Boot wieder im Wasser auf. Erik wandte sich zu dem anderen um. Eine Hand in Hanks Richtung ausgestreckt, löste er die Stangen um seinen Bauch und seine Brust, dann konzentrierte er sich ganz auf die anderen.

Von dem Boot scholl Gelächter herüber.

„Was soll das? Willst du uns mit Schmuck fertig machen? Ich hab ja solche Angst vor Halsketten“, meinte einer der Männer, mit gespielter ängstlicher Stimme.

„Ja, ich werde euch mit Schmuck töten“, erwiderte Erik ernst.

Bevor ein weiterer Kommentar abgegeben werden konnte, schoss Eriks Hand nach vorne und schon hörte am die ersten Schmerzenslaute. Was Hank nicht sehen konnte, war für Erik zu spüren. Er spürte, wie sich eine Halskette um den Hals eines Mannes legte und fest zusammenzog, dass er erstickt, ein weiterer starb an der Tatsache, dass sich vier Nadel direkt in sein Herz bohrten und dort anfingen die Herzkammer zu zerstechen. Zwei der übriggebliebenen tötete er mit einem kleinen Taschenmesser, indem er ihnen die Kehlen durchschnitt und der Letzte würde ertrinken. Erik hatte nämlich unter sich im Meer etwas metallisches gespürt. Ein Wink mit der Hand und schon wickelte sich die Eisenkette um die Beine des Mannes, zog ihn über den Bootsrand ins Wasser und hinab in die Tiefe. Er würde ertrunken sein, noch bevor er bei dem metallischen Gestand am Meeresboden ankam.

„Ironie des Schicksals“, meinte Erik und sah ihm mit seinem Haifischgrinsen hinterher.

Denn es war der Mann gewesen, der ihnen zuvor damit gedroht hatte, sie auf den Grund des Meeres zu schicken. Im nächsten Moment sah Erik Sternchen und fand sich auf dem Deck liegend wieder. Hank stand drohend über ihm und hatte die Hände zu Fäusten geballt.

„Wenn du mich noch einmal fesselst, oder sonst irgendwie festhältst, bist du tot! Verstanden?!“

Erik nickte mühsam, da sich vor ihm alles drehte. Er hatte schon mit so etwas gerechnet, aber nicht so bald. Hank hatte einen ganz schönen Wums hinter seinen Schlägen. Traute man ihm gar nicht zu, wenn man ihn sich so ansah. Er war ja nicht mehr, als ein Spargel mit Armen und Beinen, zumindest, wenn er seine Mutation unterdrückte.

„Sag mal, Hank, wirst du eigentlich jemals zu deinem wahren Aussehen stehen, oder dich immer hinter deinem Serum verstecken?“, wollte Erik wissen und rappelte sich auf.

Hank gab ihm keine Antwort und er hatte auch keine erwartet. Bei diesem Thema war er sehr empfindlich. Erik schüttelte den Kopf um die leichte Benommenheit zu vertreiben und setzte das Boot wieder in Bewegung. Den Rest der Fahrt sprachen die beiden kein Wort und obwohl sie so schnell wie möglich fuhren und es keinen weiteren Zwischenfall gab, kamen sie erst bei Einbruch der Dunkelheit am Strand der Insel an.
 

„Wir sollten bis morgen warten. Im Dunkeln kommen wir nicht weit“, meinte Hank und duckte sich hinter das Gestrüpp, mit dem sie ihr Boot getarnt hatten.

Erik gab einen missgelaunten Ton von sich. Er wusste, dass Hank Recht hatte, wäre aber trotzdem lieber sofort in das Labor eingebrochen. Jede Minute, die Charles länger darin gefangen war, machte ihn nervöser. Seine Gefangenschaft durfte nicht länger als unbedingt nötig dauern, sonst würden sie ihn vielleicht niemals mehr lebend sehen.

„Dann lass uns ein bisschen die Lage auskundschaften. Vielleicht finden wir ja einen sicheren Weg hinein“, schlug er vor und ging los, ohne zu warten.

Natürlich konnten sie nicht einfach über die Insel spazieren. Überall waren Überwachungskameras installiert und Wachen, teilweise sogar Soldaten, patrouillierten um das große, graue Gebäude herum. Hank musste Erik zwei Mal davon abhalten, sie frühzeitig zu verraten. Beide Male waren sie auf Wachen gestoßen, die sich über die Forschungseinrichtung unterhalten hatten. Was sie dabei zuhören bekamen gab ihnen nicht wirklich mehr Hoffnung, Charles lebend wiederzusehen.

Laut Aussage der ersten Wache, waren „diese Monster und Missgeburten nicht berechtigt zu leben und müssen beseitigt werden. Es ist mir nur recht, dass die nach den Tests und Experimenten getötet werden.“ Sein Leben hatte er einzig und allein dem Umstand zu verdanken, dass Hank Erik auf eine Kamera aufmerksam gemacht hatte und dieser herauszufinden versuchte, ob darin metallische Teile enthalten waren, damit er sie drehen konnte. Wie sich herausstellte, war dies nicht der Fall.

Beim zweiten Mal hätten die Wachen wirklich fast dran glauben müssen. Sie hatten sich über ein Experiment unterhalten, dass am Mittag schiefgegangen war. Dabei war versucht worden, die Fähigkeiten eines Telekineten mit Stromschlägen zu verstärken. Die Schläge bekam er direkt ins Gehirn, da sich davon die meisten Erfolge versprochen wurden. Nachdem es bei den ersten paar Malen nicht funktionierte, hatte man den Strom erhöht. Das Ergebnis war gewesen, das der Kopf des Telekineten regelrecht gegrillt wurde und schließlich explodierte. Die einzigen Kommentare, der beiden Wachen, zu diesem Vorfall waren:

„Ich möchte nicht die Putzen sein, die jedes Mal diese Sauerei wegwischen muss. Die muss entweder einiges gewohnt sein, oder sehr gut bezahlt werden.“

Und:

„Diese Missgeburten haben es nicht anders verdient, die sollten alle so beseitigt werden. Ich verstehe nicht, dass die frei herumlaufen dürfen. Alleine die Vorstellung so ein Ding könnte meiner Tochter zu nahe kommen…“

Erik war schon aufgesprungen und hatte sein Messer auf die beiden zuschnellen lassen, als Hank ihn am Arm packte und zu sich herum riss.

„Gefangen oder tot können wir Charles nicht helfen“, hatte er geflüstert.

Erik hatte knapp genickt, seine Hand weggeschlagen und war weiter gelaufen. Das Messer flog nur wenige Millimeter an Hanks Ohr vorbei und landete in Eriks Hand, der es gleich wieder einsteckte.

Mittlerweile waren sie wieder bei ihrem Boot angekommen. Aber Erik dachte nicht im Traum daran sich tatenlos hinzusetzen und auf den Morgen zu warten. Im Gegenteil, er beschloss den kleinen Wald in ihrer Nähe zu erkunden. Hank blieb lieber beim Boot. Er hatte sich auf dessen Deck gelegt und versuchte gerade einzuschlafen, als es sich von selbst bewegte.

Was machte dieser nervöse Trottel jetzt wieder?

Die Arme vor der Brust verschränkt, saß Hank da und wartete ab, wo das Boot hinfuhr. Fast geräuschlos glitt es durch das Wasser und fuhr so weit um die Insel herum, bis der Wald rechts von ihm erschien. Auf diesen hielt er jetzt zu. Das Boot fuhr, ohne einmal anzustoßen, zwischen den Bäumen hindurch und hielt erst vor Erik an, der wartend am Ufer stand.

„Was ist?“, wollte Hank leicht genervt wissen, da er müde war. „Hast du Angst alleine durch den Wald zu laufen oder hast du dich verirrt?“

„Eigentlich wollte ich dich ersäufen. Sei froh, dass ich etwas entdeckt habe, was ich dir unbedingt zeigen wollte“, gab Erik zurück und bedeutete Hank ihm zu folgen.

Dieser seufzte, sprang aber aus dem Boot und folgte Erik. Er hatte Mühe mit ihm Schritt zu halten, da er kaum etwas sehen konnte. Als Erik dann plötzlich stehen blieb, lief Hank mit vollem Schwung in ihn hinein. Erik stolperte zwei Schritte nach vorne, fing sich aber, wild mit den Armen rudern, ab bevor er stürzen konnte. Kein Wort der Entschuldigung kam über Hanks Lippen.

„Wenn du schreist oder sonst etwas machst, dass uns auffliegen lässt, stoß ich dich in das Loch“, warnte Erik mit ernster Stimme.

„Für was hältst du mich? Ein kleines Schulmädchen?“

„Nein, aber für jemanden, der so etwas noch nicht gesehen hat.“

Ein schwacher Lichtkegel erschien und Hank hielt augenblicklich den Atem an, als er in dem fahlen Licht erkannte, was Erik gemeint hatte. Vor ihnen, in einer Grube, lagen unzählige, reglose Körper. Hank war froh darüber, dass das Licht nicht sehr hell war. Er wollte gar nicht genauer erkennen, wie diese entstellt waren. Es reichte ihm, dass ein paar blicklose Augen, an denen die Fäulnis schon nagte, in seine Richtung sahen und er erkannte, dass einige der Körper nicht mehr in einem Stück in das Loch gefunden hatten. Er wandte sich ab, denn er war sicher sein Mittagessen wiederzusehen, wenn er länger in die Grube sah.

Erik ekelte sich auch vor dem Anblick. Aber er zwang sich weiter hinzusehen und sich alles zu merken, denn genau das würde er mit den Professoren machen, sobald er sie gefunden hatte. Wut machte sich in ihm breit und drohte ihn zu übermannen. Früher hätte er es zugelassen, denn damals hatte er aus ihr seine Kraft bezogen. Seit er Charles kennen gelernt hatte, wusste er, dass es noch einen stärkeren Quell gab und aus diesem würde er Kraft schöpfen, wenn sie am Morgen in die Forschungseinrichtung eindrangen.



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